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[Rezension] Olivia Cunning: Backstage Pass

Sinners on Tour, #1

Kurzbeschreibung (Amazon):
It’s been months since Brian Sinclair, lead guitarist for the famous rock band, Sinners, composed anything. Unable to write the music that once flowed so naturally, Brian is lost without his musical mojo. But when sexy psychology professor Myrna Evans comes on tour to study groupie mentality, Brian may have found the spark he needs to reignite his musical genius. When lust turns to love, will Brian be able to convince Myrna that what they have is more than just a fling, and that now that he’s found his heart’s muse, he doesn’t want to live without her?

Kommentar:
Ich hatte ja in letzter Zeit die Lust an erotischen Romanen ein wenig verloren, aber diverse Rezensionen zu »Backstage Pass« haben mich dann doch neugierig gemacht. Zum Glück – gehört das Buch doch zu den besten Erotica, die ich in letzter Zeit, vielleicht sogar jemals gelesen habe.

Als die Psychologie-Professorin Myrna Evans während einer Vortragsreise in einem Hotel zufällig die Rockband »Sinners« trifft, sprühen zwischen ihr und dem Gitarristen Brian Sinclair augenblicklich die Funken. Die beiden stürzen sich Hals über Kopf in eine heiße Affäre, die keine Wünsche offen lässt, trennen sich aber nach einem Wochenende wieder und wollen sich eigentlich nicht wiedersehen, weil Myrna eine feste Beziehung welcher Art auch immer ablehnt. Als Brian sie nach einigen Wochen dennoch kontaktiert, kann sie nicht widerstehen und stimmt einem weiteren Treffen zu, das nicht weniger aufregend ist als das erste. Nicht viel später ergibt sich für Myrna dann die Möglichkeit, die Rockband im Rahmen einer Studie über Groupies für einige Monate auf ihrer Tour zu begleiten, und während dieser Zeit vertieft sich die Beziehung zwischen ihr und Brian zunehmend …

»Backstage Pass« ist wirklich ein erstaunliches Buch. Es gibt diverse Dinge, die ich merkwürdig bis albern, total vorhersehbar oder ziemlich überflüssig fand, aber komischerweise war für mich das Gesamtbild so stimmig, dass mich das alles nicht weiter gestört hat. Man hat es hier nicht – wie bei vielen anderen Vertretern des Genres – mit aneinandergereihten Sexszenen zu tun, die durch eine nachlässig konstruierte Rahmenhandlung notdürftig zusammengehalten werden, sondern es gibt tatsächlich eine sinnvolle Geschichte, die zwar wenig Überraschungen bietet, aber trotzdem nett zu lesen und sehr unterhaltsam ist.

Die Hauptpersonen sind sympathisch und haben für einen Erotikroman außergewöhnlich viel Charakter. Myrna ist eine Frau, die aufgrund traumatischer Erfahrungen in der Vergangenheit erst wieder lernen muss, einem Mann so weit zu vertrauen, dass sie sich auf eine feste Beziehung einlässt. Erst nach und nach wird aufgedeckt, was sie erlebt hat und warum ihr Selbstwertgefühl so nachhaltig gestört ist. Romantiker Brian ist sensibel genug, um ziemlich schnell festzustellen, dass Myrna bei aller sexueller Freizügigkeit eine Bürde mit sich herumträgt, und behandelt sie entsprechend rücksichtsvoll. Es wird von Anfang an deutlich, dass die beiden mehr verbindet als nur sexuelle Anziehungskraft, vor allem Myrna braucht aber ihre Zeit, um sich das einzugestehen.

Unterdessen bleibt genug Zeit für zahlreiche sexuelle Experimente der Hauptfiguren und wirklich heiße Sexszenen jeder Couleur: Neben ganz herkömmlichen Spielarten finden sich Anal-, leichte SM- und Voyeur-Szenen, darüber hinaus ein Dreier, der aufgrund der Konstallation wirklich spannend mitzuerleben ist und letztendlich sogar richtig zu Herzen geht. Wer nur ein bisschen Blümchensex lesen will, ist mit diesem Buch nicht gut bedient, alle anderen kriegen aber wirklich gut geschriebene erotische Topunterhaltung.

Da Myrna mit der Band auf Tour ist, und sie alle auf engstem Raum in zwei Tourbussen leben, lernt man auch die anderen Mitglieder der »Sinners« näher kennen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, und das, was man von ihnen mitbekommt, macht einem große Lust auf die weiteren Bände der Serie. Und deshalb hab ich »Rock Hard« auch noch während des Lesens von »Backstage Pass« bestellt – trotz des »Ungh«-Verrisses von DA.

Fazit:
14/15 – Wow!

 

 

Serieninfo:
01 Backstage Pass
02 Rock Hard
03 Hot Ticket [Jace]
04 Snared [Eric]
05 Doucle time [Trey]

Trivia:
Es wurde eine Homepage für die fiktive Band »Sinners« eingerichtet.

Unter Sinners Excerpts findet man zahlreiche Auszüge aus den Büchern sowie gelöschte Szenen und kostenlose Kurzgeschichten; darüber hinaus gibt es jede Menge Fun Stuff, darunter Playlists zu »Backstage Pass« und »Rock Hard«.

Lesenswert-empfehlenswert haben im Mai dieses Jahres ein interessantes Interview mit der Autorin geführt.

[Rezension] Gail Carriger: Soulless

Deutscher Titel: Glühende Dunkelheit
1. Teil der Parasol-Protectorate-Serie

Klappentext der deutschen Ausgabe:
Nachdem Miss Alexia Tarabotti in Notwehr einen Vampir getötet hat, steht sie nun dem Alpha-Werwolf Lord Maccon gegenüber – dem Chefermittler der Queen für übernatürliche Angelegenheiten. Als dieser sich weigert, sie in die Ermittlungen einzubeziehen, beschließt Alexia, selbst nachzuforschen, was hinter dem Angriff auf sie steckt. Und plötzlich befindet sie sich nicht nur tief in einer Intrige gegen das Britische Empire – sie sieht auch ihr Herz durch den attraktiven Lord Maccon bedroht …

Kommentar:
Ganze drei Anläufe habe ich gebraucht, bis ich es endlich geschafft habe, das hochgelobte Debüt von Gail Carriger zu lesen. Ich bin froh, dass ich diesmal endlich dabeigeblieben bin, denn das Buch hat unheimlich viel Charme und hat richtig Spaß gemacht.

»Soulless« spielt im London des 19. Jahrhunderts, zur Zeit von Königin Victoria; allerdings sieht die gesellschaftliche Ordnung etwas anders aus als gewohnt: Es leben nicht nur Werwölfe, Vampire und Geister als Übernatürliche (supernaturals) unter den Menschen, sondern darüber hinaus gibt es Außernatürliche (preternaturals) ohne Seele, die die Übernatürlichen neutralisieren können. Alexia Tarabotti ist eine dieser Seelenlosen – was allerdings nur sehr wenige Menschen wissen. Als sie auf einem Ball in Notwehr einen Vampir tötet, der sich höchst seltsam verhält, nimmt sich das BUR (Bureau of Unnatural Registry) der Sache an – in Gestalt des attraktiven, aber ebenso hassenswerten Werwolfs Lord Maccon. Der Alpha-Werwolf verbietet Alexia strikt jede Einmischung in die Ermittlungen, doch als sie am nächsten Tag von einer der Londoner Vampirköniginnen zum Gespräch gebeten wird, ist ihre Neugierde endgültig geweckt, und sie stellt ihre eigenen Nachforschungen an. Dabei gerät sie selbst in große Gefahr, denn was sie schließlich entdeckt, ist ungeheuerlich …

Was eigentlich nach einer ganz aufregenden, abenteuerlichen Geschichte klingt, ist in Wahrheit relativ spannungsarm. Die eigentliche Handlung plätschert lange ziemlich ereignislos vor sich hin, bis ab etwa der Mitte des Buchs endlich Bewegung in die Story kommt. Stattdessen lebt das Buch von den Figuren, Dialogen und der Sprache – wobei über allem der wunderbare Humor der Autorin thront.

Alexia ist eine fabelhafte Heldin, die ganz schön mit den gesellschaftlichen Idealen zu kämpfen hat. Sie ist nicht nur mit Seelenlosigkeit gestraft, sondern darüber hinaus mit einer langen Nase, üppigen Formen und einer italienischen Abstammung väterlicherseits, die ihr zu allem Übel auch noch einen dunklen Teint eingebracht hat. Dass sie ein Blaustrumpf, einigermaßen vorlaut und extrem zynisch ist, hat ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt auch nicht gerade verbessert, und so ist sie mit 26 unverheiratet und eine alte Jungfer. Ihre ganzen Makel stören Lord Maccon allerdings überhaupt nicht. Obwohl (oder weil!) er ständig mit Miss Tarrabotti im Clinch liegt, findet er sie überaus sexy. Da er aber nun mal ein Werwolf-Alpha und auch noch ein ungehobelter Schotte ist, weiß er sich nur bedingt gemäß der gesellschaftlichen Normen zu benehmen, und so sind die Zusammentreffen zwischen ihm und Alexia von gegenseitiger Anziehung ebenso wie von Missverständnissen geprägt und ziemlich explosiv. Die Dialoge zwischen den beiden bieten allerbeste Unterhaltung für die Leserschaft.

Doch nicht nur Alexia und Maccon, sondern auch die Nebenfiguren sind hervorragend gelungen, ob nun der exzentrische Lord Akeldama, ein uralter, aber immer topmodisch gekleideter Vampir, oder Alexias Freundin Ivy mit ihrem Faible für grauenerregende Hüte und der Tendenz, in Ohnmacht zu fallen. Ganz besonders toll fand ich den Butler Floote, der im Haushalt von Alexias Familie ihr einzig wahrer Freund zu sein scheint, sowie den Werwolf Professor Lyall, die rechte Hand und Beta von Lord Maccon, der auch schon mal für Tipps in Liebesangelegenheiten zuständig ist.

Wie erwähnt, lebt das Buch vorwiegend von seinem Humor, der sich nicht nur in den Dialogen, sondern vor allem auch in der Sprache und den detailverliebten Beschreibungen niederschlägt. Hierin lag für mich aber auch ein kleines Problem, denn ich habe mich zwar bestens amüsiert, aber dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass mir einiges entgeht, weil mir schlicht das Vokabular fehlte. Wer sich für das Buch interessiert und nicht ganz so firm im Englischen ist, sollte vielleicht eher über den Kauf der deutschen Ausgabe nachdenken – die Übersetzung scheint mir alles in allem tatsächlich recht gelungen, soweit ich das anhand der Leseprobe feststellen konnte.

Fazit:
11/15 – Trotz einer eher dünnen Handlung besticht das Buch mit seinen grandiosen Figuren und seinem wunderbaren Humor.

 

 

Serieninfos:
01 Soulless | Glühende Dunkelheit
02 Changeless | Brennende Finsternis
03 Blameless | Entflammte Nacht
04 Heartless
05 Timeless (März 2012)

 
Trivia:
Zu »Soulless« wird es einen Comic geben.

Derzeit arbeitet Gail Carriger an einer vierteiligen YA-Serie mit dem Titel »The Finishing School«. Sie wird 25 Jahre vor der Parasol-Protectorate-Serie spielen, aber im gleichen Universum angesiedelt sein.

[Rezension] Wendy Roberts: Die Geisterfeger

Originaltitel: The Remains of the Dead
Ghost Dusters, Band 1

Klappentext:
Über ihren Job redet Sadie Novak nicht gern. Was soll sie auch sagen? Nach einem Mord bin ich diejenige, die das Blut aufwischt? Ach ja, und dann erscheinen mir die Geister der Opfer? Das klingt verrückt, findet selbst ihr Kollege, der attraktive Ex-Cop Zack Bowman. Aber es ist nun einmal so: Die Toten sprechen zu Sadie. Doch als ihr der Geist der ermordeten Trudy erscheint, weiß sie, dass es diesmal mit Zuhören nicht getan ist. Der wahre Mörder ist nämlich noch nicht gefunden und setzt alles daran, dass das auch so bleibt …

Kommentar:
Das Buch, das ich vor einer gefühlten Ewigkeit bei Buchticket ertauscht habe und das seitdem ein trauriges Dasein im Regal fristete, wurde mir jetzt im Rahmen von Karis SuB-Losverfahren zugelost – was mich sehr gefreut hat, weil ich einen netten Krimi mit leicht paranormalem Touch dahinter vermutet hatte. Leider würde ich das Attribut »nett« nach dem Lesen eher nicht mehr mit dem Buch verbinden.

Sadie Novak ist Inhaberin der Reinigungsfirma »Scene-2-Clean« und kümmert sich gemeinsam mit ihrem Angestellten Zack um die Säuberung von Tatorten, wobei unter Tatort jede Wohnung/jedes Haus zu verstehen ist, wo jemand eines gewaltsamen oder natürlichen Todes gestorben ist. Darüber hinaus kann sie mit den Geistern solcher Verstorbener sprechen, die noch nicht bereit sind, ins Jenseits überzutreten, weil eine wichtige Sache in ihrem Leben unerledigt ist, oder die einfach nicht wahrhaben wollen, dass sie tot sind. Als Sadie damit beauftragt wird, das Haus der Toths zu reinigen, in dem der Ehemann zunächst seiner Frau die Kehle durchgeschnitten und sich dann selbst gerichtet haben soll, trifft sie auf genau so einen Geist: die ermordete Trudy, die darauf beharrt, dass ihr Ehemann sie nicht umgebracht habe. Da die Polizei trotz Sadies Hinweisen untätig bleibt, spielt sie selbst Detektivin und muss bald um Leib und Leben fürchten …

Was gar nicht so schlecht klingt, entpuppt sich als äußerst mittelmäßiger Krimi. Die Handlung ist weder besonders spannend noch überzeugend, und die Auflösung bzw. den Tathergang fand ich ganz und gar nicht glaubwürdig. Dazu passt Sadies weitegehend planlose, blauäugige bis lebensmüde Ermittlungsarbeit. Wenn sie gerade nicht ermittelt, reinigt sie diverse andere Tatorte und hilft ruhelosen Geistern beim Übertritt ins Jenseits. Diese kleinen Episoden hätten durchaus nett sein können, wenn sie nur besser geschrieben und faszinierender gewesen wären. So aber tragen sie aber zusammen mit ein paar kleinere Baustellen im familiären Bereich und im Freundeskreis ihren Teil dazu bei, dass zwar jede Menge Begebenheiten erzählt werden, die mich nur leider allesamt nicht fesseln konnten, sondern eher gelangweilt haben.

Die Figuren sind auch maximal mäßig gelungen, und das, obwohl zumindest Sadie und ihr Angestellter Zack einen ganz interessanten Hintergrund haben, der nur leider nicht ausreichend ausgearbeitet wird. Sadie ist eigentlich als sehr hilfsbereite, verständnisvolle Person angelegt, die ein offenes Ohr für Geister und für die Hinterbliebenen der Verstorbenen hat; ich habe sie aber dennoch nicht als besonders nett, warmherzig oder gar sympathisch empfunden. Ihre spezielle Reinigungsfirma hat sie gegründet, weil ihr Bruder sich umgebracht hat und es damals an ihr hängen geblieben ist, den Tatort zu säubern. Bis heute leidet sie sehr unter Brians unerklärlichem Selbstmord – was allen klar ist außer ihr selbst – und hofft, sein Geist würde ihr doch irgendwann noch erscheinen und offenbaren, warum er sich dazu entschlossen hat, sein Leben zu beenden. Zack hingegen ist ein Ex-Polizist, der wegen seiner Drogenprobleme den Dienst quittieren musste, sich inzwischen aber ganz offensichtlich wieder gefangen hat und ein verlässlicher Angestellter ist. Sadies Gespräche mit den Geistern an den Tatorten befremden ihn sichtlich, und er versucht, davon möglichst wenig mitzukriegen. Er neigt hin und wieder zur Ungeduld, Wutanfällen und Beschützerinstinktanwandlungen, bleibt aber letztendlich auch eher blass. Wobei er eigentlich ein wahrer Wunderknabe ist – er kann nämlich sogar Leute durch geschlossene Jalousien hindurch erschießen. Wow!

Davon abgesehen gibts in in diesem Buch ständig Dinge, die mich sehr irritiert haben. Zum Teil könnte das daran liegen, dass eventuell die eine oder andere Stelle amüsant sein soll – falls das tatsächlich so ist, ist diese Art von Humor vollkommen unwirksam an mir abgeprallt; auf mich wirkt das alles naiv und albern im unlustigen Sinne. Davon abgesehen wirkt das Buch phasenweise wie ein Schüleraufsatz, den man bestenfalls als bemüht bezeichnen kann. Die Dialoge wirken teils sehr gestelzt, und die Figuren handeln, denken und reden in schönster Regelmäßigkeit mehr als unpassend. So denkt Sadie in einem Moment darüber nach, in welch »schockierenden« Umständen so manch ein Messie doch lebt, im nächsten Moment macht sie einen Scherz und kichert dumm rum – was einfach der Situation kein bisschen angemessen ist. Hinzu kommt, dass das Buch vor überflüssigen Erklärungen und Informationen nur so strotzt. Wir erfahren, woher die Wasserflasche stammt, aus der jemand gerade trinkt (aus dem Kühlschrank der Eltern), wann der bestellte Reifenmonteur eintrifft (hab ich leider vergessen und ich find die Stelle nicht mehr) und was er da genau tut (Reifen montieren halt), welche Klamotten Sadie anzieht (schwarze enge Hose) und welche nicht (graue altbackene Hose) oder welche T-Shirt-Größen und -Farben im Laden vorrätig sind (XS und XL) und welche nicht (M; Sadies Größe, wobei aus Aussage 1 zu schließen ist, dass auch L und S vergriffen sind. Was erstaunlicherweise NICHT explizit erwähnt wird). Sorry, aber solche Details will doch kein Mensch wissen – schon gar nicht in dieser Masse!

Wie es aussieht, hat Goldmann die Übersetzung der Serie eingestellt – zumindest ist seit der Veröffentlichung von Band 1 im Jahr 2010 kein weiterer Band erschienen, und es ist auch kein weiterer angekündgt (bis April 2012). Zum mangelnden Erfolg dürfte das deutsche Cover seinen Teil beigetragen haben: Es ist nämlich nicht nur einigermaßen unpassend (schreit es doch geradezu »Ich bin ChickLit«, obwohl das Buch diesem Genre nun wirklich nicht zuzurechnen ist), sondern darüber hinaus ziemlich hässlich. Warum auch immer »Die Geisterfeger« sich nicht verkauft hat – letztendlich halte ich die Einstellung der Serie wahrlich nicht für einen nicht zu verschmerzenden Verlust!

Fazit:
5/15 – Eher unterdurchschnittliche Krimiunterhaltung, die trotz einer guten Grundidee nicht überzeugen kann.

 

 

Serieninfo:
01 The Remains of the Dead | Die Geisterfeger
02 Devil May Ride
03 Dead and Kicking

[Keine Rezension] Julie Kagawa: Plötzlich Fee. Sommernacht

Originaltitel: The Iron King
The Iron Fey/Plötzlich Fee, Teil 1

Kurzbeschreibung (Amazon):
Schon immer hatte Meghan das Gefühl, dass irgendetwas in ihrem Leben nicht stimmt. Aber als sie an ihrem sechzehnten Geburtstag einen geheimnisvollen Jungen entdeckt, der sie aus der Ferne beobachtet, und als ihr bester Freund sich auf einmal merkwürdig verhält, muss sie erkennen, dass offenbar ein besonderes Schicksal auf sie wartet. Doch nie hätte sie geahnt, was wirklich dahintersteckt: Sie ist die Tochter des sagenumwobenen Feenkönigs und nun gerät sie zwischen die Fronten eines magischen Krieges. Ehe sie sich’s versieht, verliebt sie sich unsterblich in den jungen Ash – den dunklen, beinahe unmenschlich schönen Prinzen des Winterreiches. Er weckt in Meghan Gefühle, die sie beinahe vergessen lassen, dass er ihr Todfeind ist. Wie weit ist Meghan bereit zu gehen, um ihre Freunde, ihre Familie und ihre Liebe zu retten?

Kommentar:
Oh je, da hab ich mich ja mal wieder grandios von einem wunderschönen Cover sowie dem nichtssagenden Klappentext blenden lassen. Ich dachte aufgrund der Buchbeschreibung, ich krieg eine schöne dramatische Liebesgeschichte zwischen einem Halbblut und einem Feenprinzen, aber von wegen – damit lag ich völlig daneben. Vielleicht hätte ich einfach mal eine der zahlreichen Lobeshymnen lesen sollen, mit denen die anderen Rezensenten das Buch bedacht haben – möglicherweise wäre mir dann gleich klar gewesen, dass »Plötzlich Fee« KEIN Buch für mich ist. Dann hätte ich nämlich vermutlich gewusst, dass Meghan sich ins Feenland begibt, wo sie ein Abenteuer nach dem anderen zu bestehen hat.

Den ersten Teil des Buches, der in der Menschenwelt spielt und langsam auf die unheilvollen späteren Geschehnisse vorbereitet, fand ich noch ziemlich gut. Doch sobald Meghan in der Feenwelt angekommen ist, stolpern sie und ihre Gefährten von einer Gefahr in die nächste, müssen ständig um ihr Leben bangen und sich mit übermächtigen Feinden herumschlagen, denen sie dann doch jedesmal knapp entrinnen. Genau sowas mag ich überhaupt nicht, weshalb ich mich furchtbar gelangweilt habe. Ich kann wohl würdigen, dass Meghan eine gute Protagonistin ist, Grimalkin die wunderbarste Feenkatze aller Zeiten und der undurchschaubare Winterprinz Ash einfach hinreißend, aber das reicht letztendlich einfach nicht.

Fazit:
Überhaupt nicht mein Ding. Wenn man diese Art von Geschichten mag, kriegt man aber wahrscheinlich ein tolles Buch.

 
 

Serieninfo:
01 The Iron King | Plötzlich Fee. Sommernacht
01.5 Winter’s Passage (E-Novella)
02 The Iron Daughter | Plötzlich Fee. Winternacht (Oktober 2012)
03 The Iron Queen
03.5 Summer’s Crossing (E-Novella)
04 The Iron Knight (Oktober 2012)

[Nachgefragt] Historical-Empfehlungen

Ich bringe ja mit meinen Lobpreisungen Rezensionen doch hin und wieder die eine oder andere experimentierfreudige Leserin dazu, mal einen historischen Liebesroman auszuprobieren. Unter den Neugierigen gibts dann neben Leuten wie Maren, die die gekauften Bücher ungelesen wieder aussortieren, auch Leute wie Anne oder Juliane, die überaus erstaunt sind, dass die Historicals tatsächlich gar nicht so schrecklich sind wie sie aussehen. Von Letzteren werde ich dann gern mal gefragt, ob ich noch ein paar Tipps hätte und welches meine Lieblingsromane seien. Eine Top-Ten kann ich unmöglich aufstellen, aber einige meiner Favoriten, die ich für besonders »einsteigergeeignet« halte, will ich hier mal aufführen. Ich berufe mich allerdings ausschließlich auf meine eigenen beschränkten Leseerfahrungen, die Tipps sind somit nicht mal ansatzweise als verbindlich oder umfassend zu bezeichnen.

 
Mary Balogh
Mary Balogh erzählt eher leise, aber intensive Geschichten. Ihre Bücher drehen sich häufig darum, dass die Protagonisten eine notwendige bzw. vernünftige Verbindung eingehen (müssen), aus der dann echte Liebe erwächst. Nebenplots gibt es üblicherweise nicht, die Autorin konzentriert sich voll auf die Entwicklung der Figuren und ihrer Liebesbeziehung.

Top-Tipps
Diesen Sommer bin ich dein | A Summer to Remember – 15/15
Dir darf ich nicht gehören | No Man’s Mistress – 13/15
• Then Comes Seduction – 14/15

(Ich bin allerdings noch lange (!) nicht durch die Backlist der Autorin durch und gehe davon aus, dass es viele weitere Perlen gibt.)

 
Patricia Cabot
Unter diesem Pseudonym hat Meg Cabot früher Historicals veröffentlicht. Die Bücher zeichnen sich durch weniger durch ihre originelle Handlung aus, sondern leben von ihrem Witz und ihrem hohen Unterhaltungswert – allerdings muss man natürlich schon auf Cabots Humorwellenlänge liegen, sonst könnten einen die überspitze Darstellung nerven.

Top-Tipps
• Lehrstunden einer Lady | Educating Caroline – 15/15
Verbotenes Glück | A Little Scandal – 13/15

 
Loretta Chase
Loretta Chase zeichnet sich durch ihren wunderbaren Humor und tolle Figuren aus. Mir liegt sie nicht hundertprozentig, weil es für meinen Geschmack oft zu viel Drumherum (Abenteuer, Verfolgungsjagden, Spionage) um die eigentliche Liebesbeziehung gibt – wer sowas mag, ist mit Chase aber bestens bedient. Ihr Roman »Lord of Scoundrels« (den ich peinlicherweise noch gar nicht gelesen habe) findet sich immer wieder auf den Listen der besten historischen Liebesromane aller Zeiten.

Top-Tipps
• Ein unverschämt charmanter Gentleman | Miss Wonderful – 13/15
• Lord Perfect | Ein skandalös perfekter Lord – 13/15

 
Jacquie D’Alessandro
Warum Jacquie D’Alessandro nicht bekannter ist, ist mir ein Rätsel. Ihre Romane sind charmant und humorvoll, dabei aber nicht albern. Sie tendiert dazu, Krimiplots und dramatische Showdowns einzubauen, die nicht wirklich überzeugend sind; ihre Bücher sind aber üblicherweise gut genug, um das zu verkraften.

Top-Tipps
• Sleepless at Midnight – 15/15
• Tempted at Midnight – 14/15

 
Lisa Kleypas
Lisa Kleypas dürfte die Historical-Autorin sein, von der ich die meisten Bücher gelesen habe. Sie erzählt einfach schöne Liebesgeschichten mit leisem Humor und denkwürdigen Dialogen, die bestens unterhalten. Mit ihr macht man als Einsteiger garantiert nichts falsch, wenn man nicht gerade zu ihrer Vallerand-Serie greift.

Top-Tipps
• Im Zauber der Gefühle | Worth Any Price – 15/15
• Roulette des Herzens | Dreaming of You – 14/15
• Seduce me at Sunrise – 15/15
Stimme des Verlangens | Where Dreams Begin – 15/15
Nacht der Leidenschaft | Suddenly You – 13/15

 
Sarah MacLean
Ein aufsteigender Stern am Historical-Markt. Sie hat mit ihren ersten drei Büchern aus der »Love by Numbers«-Serie ziemlich eingeschlagen; man muss schauen, ob sie das Niveau halten kann. Ihre Romane sind ziemlich amüsant, und sie hat ein Händchen für wunderbare Figuren. Man sollte die Serie nach Möglichkeit in der richtigen Reihenfolge lesen.

01 Nine Rules to Break When Romancing a Rake – 10/15
02 Ten Ways to Be Adored When Landing a Lord – 14/15
03 Eleven Scandals to Start to Win a Dukes Heart – 12/15

 
Teresa Medeiros
Medeiros ist ebenfalls ein Garant für gute Liebesroman-Unterhaltung. Ihre Bücher sind nicht besonders tiefschürfend oder emotionsgeladen, dafür aber sehr lustig und spritzig – einfach richtige Gute-Laune-Romane.

Top-Tipps
Eine skandalöse Lady | One Night of Scandal – 13/15
• Gefangene der Leidenschaft | Some Like it Wicked – 14/15
Geheimnis der Liebe | Yours Until Dawn – 13/15

 
Julia Quinn
Julia Quinn ist die Meisterin der locker-flockigen Liebesromane, ihre Bücher bieten die perfekte Mischung aus Humor und Gefühl. Tendenziell sind die älteren Bücher der Autorin etwas spritziger als die neueren, doch ein »schlechter« Julia-Quinn-Roman ist immer noch besser als das, was die breite Masse der Historical-Autorinnen so fabriziert. Ihre Bridgerton-Serie ist eigentlich mein Top-Tipp für Historical-Romance-Einsteiger: Wer die Brigertons nicht mag, der kann m.E. gleich die Finger von diesem Genre lassen und besser was anderes lesen.

Top-Tipps
• Einfach mit Band 1 der Bridgerton-Serie anfangen (Wie erobert man einen Herzog | The Duke and I), auch wenn er m.E. nicht der stärkste Band der Serie ist
• The Lost Duke of Wyndham – 15/15
Ein verhängnisvoller Kuss | To Catch an Heiress – 14/15

 
Weitere Empfehlungen:
• Elizabeth Boyle: Betörendes Spiel der Leidenschaft | It Takes a Hero – 14/15
• Liz Carlyle: Verbotenes Begehren | No True Gentleman – 14/15
• Christina Dodd: Geliebte Betrügerin | Rules of Engagement – 14/15
• Karen Hawkins: Kavalier und Korsar | Her Master and Commander – 13/15
• Amanda Quick: Geheimnis der Nacht | The Paid Companion – 12/15

 
Falls Interesse besteht, kann ich irgendwann demnächst noch mal eine Liste mit weiteren Lieblingsautorinnen posten, deren Bücher empfehlenswert, aber eben nicht so eingängig sind.

[Rezension] Kristan Higgins: Meine Brüder, die Liebe und ich

Originaltitel: Just one of the Guys

Inhalt (Amazon):
Femme Fatale, sexy Vamp, fleischgewordener Männertraum – all das ist Chastity O’Neill nicht. Mit vier großen Brüdern und einer Schwäche für die Yankees ist sie für die Männerwelt nur der gute Kumpel. Kein Wunder, dass auch der attraktive Trevor das so sieht. Dabei ist er der Eine! Chastity weiß es, seit sie sich als Teenager hoffnungslos in den besten Freund ihrer Brüder verknallt hat. Das ist zwölf Jahre her, doch Chastitys heimliche Liebe hat in all den Jahren nichts erschüttern können. Nun, wenn sie eins in ihrer verrückten Familie gelernt hat, dann das: Ein Mädchen muss für seinen Traum kämpfen! Zeit, die Waffen einer Frau zu zücken …

Kommentar:
Weil ich im Juni »Fang des Tages« so wundervoll fand, musste natürlich Higgins‘ neuestes Buch auch sofort her. Meine Erwartungen hätten höher nicht sein können, was bekanntermaßen nie gut ist und wohl auch diesmal ein Problem war – aber nur eines von mehreren.

Chastity ist nach einigen Jahren Abwesenheit zurück in ihre Heimatstadt gezogen, wo sie eine Stelle bei der Lokalzeitung gefunden hat. Obwohl sie froh ist, wieder zu Hause und in der Nähe ihrer Familie zu sein, birgt genau das auch eine gewisse Gefahr: Hier ist sie nämlich überall nur »die kleine O’Neill« – Tochter des Feuerwehrhauptmanns und Schwester vierer nicht minder heldenhafter Feuerwehr- bzw. Rettungsleute. Dass sie über 1,80 m groß ist und vom Rudern eine sehr kräftige Statur hat, macht es auch nicht gerade leichter, in der Kleinstadt einen Mann zu finden – ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie ohnehin schon seit ihrer Jugend in Trevor verliebt ist, der früher bei Chastitys Familie gewohnt hat und fast sowas wie ein Familienmitglied ist. Trevor allerdings scheint in ihr nicht viel mehr als eine gute Freundin zu sehen, und so kommt es Chastity sehr gelegen, als sich der gutaussehende Unfallchirurg Ryan für sie zu interessieren beginnt …

Es klingt erst mal gar nicht so, aber »Meine Brüder, die Liebe und ich« hat so viele Parallelen zu »Fang des Tages«, dass ich mich ernsthaft gefragt habe, ob Kristan Higgins eine Checkliste beim Schreiben abgearbeitet hat. Hauptthema: Protagonistin, die sich eine eigene Großfamilie wünscht, aber keinen passenden Mann in der Kleinstadt findet – check. Und als Nebenthemen unter anderem: treu ergebener Hund – check. Beneidenswertes Familienglück der Geschwister – check. Eheprobleme der Eltern – check. Ja, okay, natürlich erzählt Higgins letztendlich eine andere Story, aber die Überschneidungen waren für meinen Geschmack zu groß. Ebenso ähnlich ist der Aufbau der Geschichte. Auch hier geht es zwar im Prinzip darum, die Heldin an den Mann zu bringen, ihre Beziehungsangelegenheiten treten aber zugunsten ihrer Alltagserlebnisse – vor allem mit ihrer Familie – in den Hintergrund. Das ist nicht weiter schlimm, allerdings fehlen dem Buch leider die Wärme und die ganz besonderen Momente, die für mich »Fang des Tages« so wundervoll gemacht haben.

Das liegt wohl in erster Linie an der Protagonistin, die zwar eine durchaus sympathische und stimmig angelegte Heldin ist, allerdings keine, die ich besonders ins Herz geschlossen hätte. Dazu war sie mir einfach zu wenig liebenswert und charmant – das hätte aber auch gar nicht gepasst für eine Frau, die sich in ihrer Kindheit und Jugend gegen vier Brüder behaupten musste und so eher zum Kumpeltyp geworden ist. Ihre Torschlusspanik kann man angesichts der Gesamtsituation durchaus verstehen, und dass sie ihr Glück mit Ryan probiert, obwohl ihr Herz eigentlich dem scheinbar unerreichbaren Trevor gehört, auch. Warum Ryan sie seinerseits für die Richtige hält, bleibt schleierhaft, und überhaupt wird Chastitys Zusammensein mit Ryan so unemotional, leblos und beiläufig geschildert, dass der Ausgang dieser Beziehung von vornherein klar ist. Das ist eigentlich schade, denn man hätte aus der Dreierkonstellation durchaus ein wenig Spannung beziehen können, ohne allzu dramatisch zu werden. Trevor, dem Objekt der Begierde, begegnet man eigentlich nicht besonders oft und wenn, dann nur sehr kurz und ebenfalls eher am Rande. Insofern erfährt man kaum etwas über ihn (auch das kennt man schon von Malone aus »Fang des Tages«).

Das alles klingt jetzt aber schlimmer als es ist, weil Kristan Higgins einfach richtig nette Familien-/Kleingeschichten erzählen kann, die gut unterhalten und zum Teil auch ziemlich amüsant sind. Allerdings hoffe ich, dass die Parallelen zwischen den Büchern nicht weiterhin so groß sind, denn das könnte im Laufe der Zeit doch langweilig werden.

Fazit:
10/15 – Nette Unterhaltung, der aber das gewisse Etwas fehlt.

 

[Rezension] Heather Webber: Truly, Madly

Deutsche Ausgabe: Im Auftrag der Liebe
Lucy Valentine, # 1

Kurzbeschreibung (Amazon):
Lucy Valentine is as smart as can be, as single as you can get, and so not qualified to run a matchmaking service. But when her parents temporarily step down from the family business, Valentine, Inc., it’s Lucy’s turn to step up and help out—in the name of love. Plus, her rent is due.

Here’s the problem: Lucy doesn’t have the knack for matchmaking. According to family legend, every Valentine has been blessed by Cupid with the ability to read “auras” and pair up perfect couples. But not Lucy. Her skills were zapped away years ago in an electrical surge, and now all she can do is find lost objects. What good is that in the matchmaking world? You’d be surprised. In a city like Boston, everyone’s looking for something. So when Lucy locates a missing wedding ring—on a dead body—she asks the sexy private eye who lives upstairs to help her solve the perfect crime. And who knows? Maybe she’ll find the perfect love while she’s at it…

Kommentar:
»Truly, Madly«, der erste Band der Lucy-Valentine-Serie, hat mir meine Freundin zum Geburtstag geschenkt. Ich hatte noch nie von der Autorin gehört, aber weil ich neugierig bin und der Klappentext sehr nett klang, hab ichs mir ziemlich schnell vom Geschenkestapel geschnappt – und gar nicht mehr aufgehört zu lesen!

Lucy Valentine ist die Tochter des berühmten und extrem erfolgreichen Heiratsvermittlers Oscar Valentine, der dummerweise gerade einen Skandal verursacht hat, indem er sich mit einer seiner Affären hat erwischen lassen. Das ist dem Geschäft natürlich nicht gerade zuträglich, also beschließt er, für einige Zeit von der Bildfläche zu verschwinden und seiner Tochter das Unternehmen zu überlassen. Die ist davon allerdings nicht wirklich begeistert, denn im Gegensatz zum Rest ihrer Familie hat sie durch einen Stromschlag die Fähigkeit verloren, die Auren der Menschen zu sehen – und genau darauf basiert die treffsichere Partnervermittlung. Notgedrungen springt Lucy trotzdem ein und gerät unversehens in einen Mordfall. Lucy hat nämlich eine andere paranormale Begabung: Sie kann verlorene Gegenstände finden, wenn sie die Handfläche des Besitzers berührt, und als sie einem Klienten die Hand schüttelt, sieht sie den Verlobungsring seiner Exfreundin am Finger eines Skeletts. Da die Polizei in Lucys Klienten den Mörder schnell gefunden zu haben glaubt und sie sich schuldig fühlt, macht sie sich gemeinsam mit Privatdetektiv Sean auf eigene Faust auf die Suche nach dem Mörder. Außerdem beteiligt sie sich an der Suche nach einem verschwundenen Kind und erkennt erstmals, dass ihre Fähigkeit, Dinge zu finden, hilfreicher ist, als sie dachte …

Das Buch ist kein »richtiger« Krimi, sondern fällt in den Bereich der »cozy mysteries« (hierzulande kennt man das Genre unter dem Begriff Landhaus- bzw. Häkelkrimi, was ich nicht besonders passend finde), die ohne eklige blutige Details und wilde Verfolgungsjagden auskommen. Folglich ist »Truly, Madly« auch nicht nervenzerreißend spannend, das macht aber gar nichts, denn trotz einiger kleiner logischer Ungereimtheiten ist das Rätsel um die Tote solide und war – zumindest für mich – nicht so leicht zu durchschauen. Ohnehin kommt es mindestens ebenso sehr wie auf die Verbrecherjagd auf die Figuren und deren Beziehungen an, insbesondere auf Lucys Beziehung zu Privatdetektiv Sean, dem überaus attraktiven und charmanten Ex-Feuerwehrmann.

Lucy ist eine wunderbare Protagonistin. Zunächst hadert sie noch ein wenig mit ihrem Schicksal, weil sie keine Auren sehen, sondern nur leblose Dinge – nicht mal verschwundene Menschen oder Tiere – aufspüren kann. Im Laufe des Buches wird ihr aber klar, dass die Fähigkeit gar nicht so nutzlos ist, wie sie immer dachte, wenn sie sie nur richtig einsetzt. Mit dieser Erkenntnis findet sie endlich ihre Bestimmung und scheint am Ende des Buches gereift und deutlich zufriedener als noch zu Anfang. Dazu trägt zum Teil auch Sean bei, zu dem sie sich von erstem Moment an hingezogen fühlt, und der ihr trotz aller Beziehungsängste näher kommt, als sie das plant. Aber nicht nur Lucy selbst und Sean, auch die anderen Nebenfiguren (inklusive der Haustiere) sind ausnahmslos hervorragend gelungen, wobei allerdings so manches im Ansatz ein klein wenig an die Stephanie-Plum-Serie erinnert. Ich freue mich schon darauf, Lucy und ihre Freundinnen, ihre penetranten Großmutter, ihre eigentümlichen Eltern, den wunderbaren Chauffeur Raphael und natürlich Sean in den nächsten Bänden wiederzusehen. Mein Ausflug in die Welt der »Cozies« war definitiv gelungen; ich glaube, da werd ich wohl demnächst öfters mal hinreisen!

Fazit:
13/15 – Ein wunderbar leichtes Wohlfühlbuch mit solider Krimihandlung, tollen Figuren und nettem Humor. Weitere Bände der Serie sind bereits bestellt!

Serieninfo:
01 Truly, Madly
02 Deeply, Desperately
03 Absolutely, Positively

[Rezension] David Nicholls: Zwei an einem Tag

Originaltitel: One Day

Klappentext:
»Gerade stelle ich mir dich mit 40 vor!« Es ist der 15. Juli 1988, und Emma und Dexter, beide zwanzig, haben sich gerade bei der Abschlussfeier kennengelernt und die Nacht zusammen durchgemacht. Am nächsten Morgen gehen beide ihrer Wege. Wo werden Sie an genau diesem Tag ein Jahr später stehen? Und wo in den zwanzig darauffolgenden Jahren? Werden sich die beiden, die einander niemals vergessen können, weiterhin immer gerade knapp verpassen?

Kommentar:
Ich hab das Buch von David Nicholls vor über einem Jahr bei Nina entdeckt, deren Rezension so wunderbar war, dass ich das Buch umgehend erbeuten musste. Wie das so typisch für mich ist, fristete der Roman dann erst mal eine ganze Weile ein tristes Dasein im Wichtig-SuB-Regal, wurde jetzt aber endlich befreit.

Der deutsche Titel klingt ein wenig sperrig und wirkt ein bisschen bemüht, trifft aber den Kern der Sache ganz gut, denn der Leser begleitet die Hauptpersonen Emma und Dexter von ihrer ersten gemeinsamen Nacht 1988 bis ins Jahr 2007: Jeweils am 15. Juli eines jeden Jahres erhält man einen Einblick in das Leben der beiden Protagonisten, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Der gutaussehende Dexter aus wohlhabender Familie ist ein Frauenheld, wie er im Buch steht. Er ist durchschnittlich intelligent und ziemlich oberflächlich, aber ein grandioser Blender und Charmeur, sodass er als TV-Moderator durchstartet und die Karriereleiter rasant erklimmt. Im Laufe des Buches entwickelt er ein massives Angst- und Suchtproblem; er ist ständig auf der Suche nach Anerkennung, nach Erfolg, nach Sex, nach irgendeinem Kick. Nur wenn er mit Emma zusammen ist oder über sie nachdenkt, zeigt er Ansätze von Tiefe und Ernsthaftigkeit. Emma ist das genaue Gegenteil von ihm: Sie ist beständig, zuverlässig und loyal, aber wenig zupackend. Obwohl sie einen hervorragenden Abschluss gemacht hat, lässt sie sich lange orientierungslos treiben, arbeitet in einem Restaurant und nutzt ihre Möglichkeiten nicht. Grundsätzlich neigt sie dazu, das Leben zu problematisieren, andere Leute zu belehren und ihre Talente und positiven Eigenschaften zu leugnen.

In den fast zwanzig Jahren, die man sie begleitet, entwickeln sich beide merklich – man könnte fast sagen, die Realität schlägt einfach zu und verändert die beiden und ihre Ideale. Das Leben ist nun mal selten so, wie man es plant, also durchlebt man Höhen und Tiefen mit ihnen – gescheiterte Beziehungen, Ängste und Antriebslosigkeit, Depressionen und Realitätsflucht, Drogen- und Alkoholexzesse, gescheiterte Pläne und Hoffnungen, Höhenflüge und böse Abstürze. Die Freundschaft zwischen Emma und Dexter, die irgendwie immer ein bisschen mehr ist, ist eine Konstante in diesen bewegten Zeiten, und man möchte sie manchmal alle beide packen und schütteln und ihnen zurufen: Seht ihr denn nicht, wie sehr ihr euch braucht und dass ihr füreinander geschaffen seid? Doch die zwei verpassen sich irgendwie immer, und die Zeit läuft ihnen davon, bis es fast zu spät für sie scheint – und so passt dann auch das für mich vollkommen überraschende Ende perfekt zu dieser Geschichte.

Alles in allem ist »Zwei an einem Tag« ein sehr realistisch wirkendes Buch abseits der üblichen schmachtfetzigen Liebesromane, das phasenweise emotional sehr berührend ist. Es hatte aber auch Längen, und seine Protagonisten mit ihren teils recht seltsamen Verhaltensweise und kaum vorhandenen Lebenskonzepten sind darüber hinaus ganz schön anstrengend und schwer zu mögen. Trotz einiger kleiner Abstriche ist der Roman aber definitiv lesenswert – zumindest für Leute, die bei Geschichten über langandauernde Freundschaften nicht sofort »Harry und Sally«-Vergleiche ziehen!

Fazit:
13/15 – Eine tragisch-schöne Geschichte über eine Jahre währende Freundschaft, die zwei Menschen während der Höhen und Tiefen ihres Lebens begleitet.

 

 

Trivia:
Am 10. November wird die Verfilmung des Buches mit Anna Hathaway und Jim Sturgess in den Hauptrollen in die Kinos kommen. Hier gibts den deutschen Trailer.

[Rezension] Loretta Chase: Lord Perfect

Deutscher Titel: Ein skandalös perfekter Lord
Carsington Familie, Teil 3

Klappentext (Mira-Ausgabe):
Benedict Carsington, Lord Rathbourne, ist das Ideal eines Aristokraten so perfekt, dass es schon fast ein Skandal ist. Groß und gut aussehend, mit tadellosen Manieren, weiß er sich in jeder Situation zu behaupten. Doch was passiert, wenn ein solches Musterexemplar von Mann auf eine Frau trifft, die alles andere als perfekt ist?

Kommentar:
London, 1821. Als Bathsheba Wingate und Lord Rathbourne in der Egyptian Hall aufeinandertreffen, fühlen sie sich vom ersten Moment an zueinander hingezogen. Sie beide wissen aber, dass eine Bekanntschaft ausgeschlossen ist: Die Witwe hat nämlich einen äußerst schlechten Ruf, und der »Mr. Perfect« genannte Erbe einer Grafschaft kann nichts weniger gebrauchen als einen Skandal. Ihre Wege würden sich schnell getrennt und vielleicht nie wieder gekreuzt haben, würden nicht Bathshebas durchtriebene Tochter Olivia und Rathbournes Neffe Peregrine im Museum in einen handfesten Streit über Peregrines Mangel an zeichnerischem Talent geraten. Dieser Zwischenfall führt letztendlich dazu, dass die Kinder einige Zeit später gemeinsam durchbrennen, um einen geheimen Piratenschatz zu finden, der Olivia und ihrer Mutter das Überleben sichern soll. Ihnen dicht auf der Spur sind Bathsheba und Rathbourne, die bei der Verfolgungsjagd ihrerseits allerlei Abenteuer erleben und sich gegen alle Vernunft immer näher kommen …

Das Buch startet fulminant – schon das Eingangskapitel, in dem Bethshebas Tochter mit Benedicts Neffen in Streit gerät, verspricht allerbeste humorvolle Unterhaltung. Nicht nur bescheinigt das Mädchen Peregrine unverblümt vollkommene Talentfreiheit in Sachen Zeichnen, sondern sie zieht ihm auch noch den Skizzenblock über den Kopf, als der Junge ihr altklug eröffnet, sie könne als Mädchen kein Ritter werden, und überhaupt gäbe es gar keine Ritter mehr. Mit dieser Szene ist der Grundstein gelegt für die weitere Handlung, die durch das Kennenlernen der Kinder und Olivias manipulative Fähigkeiten erst möglich wird. Der erste Brief, den das Mädchen Peregrine schreibt und in dem es geheimnisvolle Andeutungen über einen Familienfluch und einen Piratenschatz macht, zählt zu den Highlights des Buches und erfüllt problemlos den angestrebten Zweck: Peregrines Interesse zu wecken, die Bekanntschaft mit ihm zu vertiefen und ihn schließlich zur gemeinsamen Schatzsuche zu überreden. Natürlich nehmen die Erwachsenen sofort die Verfolgung der Kinder auf, und es dauert nicht lange, bis sie sich näher kommen. Wie schon bei Band 2 der Serie tritt die Entwicklung der Liebesgeschichte zugunsten der abenteuerlichen Jagd ein wenig zu sehr in den Hintergrund; etwas mehr Emotion und Romantik wären wünschenswert gewesen.

Uneingeschränkt punkten kann das Buch mit seinen lebendigen, liebenswerten Figuren – sowohl den Erwachsenen als auch den Kindern. Die entschlossene Bathsheba, die sich von Rathbourne wenig sagen lässt, ist eine überaus sympathische und vernünftige Heldin, die versucht, das beste aus ihrem verkorksten Leben zu machen und ihrer Tochter eine gute Zukunft zu ermöglichen. Sie ist lange nicht so schlecht wie ihr Ruf, während sich Benedict im Gegenzug schnell als weit weniger perfekt entpuppt, als ihm nachgesagt wird. Obwohl er der Gesellschaft das Bild des perfekten Lords von sich vermittelt, ist er in Wahrheit nicht sehr glücklich mit seinem Leben und den unterdrückten Leidenschaften – die Bathsheba schließlich zum Vorschein bringt. Wunderbar sind auch die Kinder: Wildfang Olivia, die zwar das Herz am rechten Fleck hat, aber ihre Umwelt ziemlich skrupellos manipuliert, und Peregrine, der im Vergleich zu Olivia wie ein Chorknabe wirkt. Obwohl Peregrine eigentlich ebenfalls ein schwieriges und störrisches Kind ist, das ständig von der Schule fliegt und sich nicht gern was sagen lässt, lässt er sich bereitwillig in Olivias Pläne verstricken. Er bemerkt dabei sehr wohl, dass sie ihn manipuliert, seine Neugierde, seine Abenteuerlust und sein Beschützerinstinkt sorgen jedoch dafür, dass er es trotzdem zulässt; gleichzeitig lenkt er Olivia sanft, aber bestimmt, in die richtigen Bahnen, wenn ihre zweifelhaften Aktivitäten zu weit gehen. Kurzum: Alle Figuren überzeugen auf ganzer Linie.

Fazit:
13/15 – Einmal mehr überzeugt Loretta Chase mit ihrem amüsanten Schreibstil, spritzigen Dialogen, einem Hauch Ironie und wunderbaren Figuren. Allerdings mangelt es für meinen Geschmack ein wenig an Romantik und Gefühl für einen perfekten Liebesroman.

 

 

Serieninfo:
01 Miss Wonderful (2004) | Ein unverschämt charmanter Gentleman (Cora 2008/Mira 2010) – 13/15
02 Mister Impossible (2005) | Eine hinreißend widerspenstige Dame (Cora 2009/Mira 2010) – 10/15
03 Lord Perfect (2006) | Ein skandalös perfekter Lord (Cora 2009/Mira 2011)
04 Not Quite a Lady (2007) | Eine verführerisch unnahbare Lady (Cora 2010/Mira 2012)

Trivia:
Olivia und Peregrine, die Kinder von Benedict und Bathsheba aus erster Ehe, haben 2010 ihr eigenes Buch bekommen: Last Night’s Scandal.

[Rezension] Rachel Gibson: Küssen will gelernt sein

Originaltitel: Truly Madly Yours

Klappentext:
»Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«, denkt sich Delaney Shaw und beschließt, die Zähne zusammenzubeißen und ihrem verstorbenen Stiefvater Henry seinen letzten Willen zu erfüllen. Um an ihr Erbe zu kommen, muss sie für ein Jahr in ihre verhasste Heimatstadt zurückkehren. Doch damit nicht genug, denn auch der stadtbekannte Gigolo Nick, Henrys unehelicher Sohn, erbt nur unter einer Bedingung: Er muss in dieser Zeit die Finger von Delaney lassen. Und schon bald merken beide, wie unglaublich lang ein Jahr sein kann …

Kommentar:
Ich weiß auch nicht, warum das mit mir und den Contemporarys fast nie funktioniert. Da schnapp ich mir schon extra einen, der überall als witzig, spritzig, gefühlvoll, sexy – kurz: als perfekter Liebesroman gerühmt wird, und was passiert? Ich langweile mich. Und zwar so sehr, dass mir nach spätestens zehn Seiten immer wieder was ganz furchtbar Wichtiges eingefallen ist, was ich ja noch schnell im Internet nachschauen könnte muss.

Die Ausgangssituation ist total hanebüchen: Der verstorbene Kontrollfreak Henry will aus dem Grab heraus seine Stieftochter und seinen unehelichen Sohn verkuppeln. Er bestimmt, dass Delaney ein Jahr in ihrer Heimatstadt, einem Kaff in Idaho verbringen muss, wenn sie drei Millionen Dollar erben will, während Nick derweil die Finger von ihr zu lassen hat, um nicht die geerbten Immobilien/Grundstücke zu verlieren. Das Verbot sieht Henry quasi als Garantie dafür, dass der rebellische Nick Delaney ganz bestimmt verführt – und obwohl alle Beteiligten das ganz genau wissen, lassen sie sich frohgemut manipulieren und handeln genau so, wie der Tyrann es geplant hat.

Der Rest ist Standardkost ohne nennenswerten Witz und Anspruch, ohne besondere Spannung oder Emotionen: Die beiden Protagonisten behaupten, dass sie einander auf den Tod nicht ausstehen können, sind aber nicht dazu in der Lage, bei ihren Begegnungen die Finger voneinander zu lassen, weil sie sich ja ach so magisch voneinander angezogen fühlen – trotz der Testamentsklausel. Überflüssig zu erwähnen, dass sie sich natürlich in Wahrheit sehr wohl leiden können und nie einen anderen Partner wollten, sich das aber nicht eingestehen. Und so wechseln sich erotische Szenen (die zum Teil sogar tatsächlich relativ prickelnd sind) mit sarkastischen Dialogen ab, die offenbar von den meisten Leser als amüsant und unterhaltsam befunden werden, die mich persönlich aber eher genervt haben.

Obwohl der Roman über einen Zeitraum von mehreren Monaten spielt, verbaut sich die Autorin durch zahlreiche Zeitsprünge die Möglichkeit, eine echte Entwicklung der Personen und ihrer Beziehung zueinander aufzuzeigen. Wahrscheinlich deshalb hatte ich keinen rechten Draht zu Delaney und Nick, die zwar lange nicht so bescheuert wie ihre bösartigen, hetzenden Mütter sind, aber auch keine echten Sympathieträger, um deren Glück ich bangen würde. Nett hingegen war allerdings die eine oder andere Kundin von Delaneys Friseursalon, und auch das Kleinstadtleben ist stellenweise ganz gut eingefangen. Wieso Rachel Gibson es angesichts all der anderen kleinen Handlungsstränge auch noch für nötig hielt, eine Art Suspense-Blog einzubauen, den sie am Ende doch total verschenkt, wird wohl ihr Geheimnis blieben.

Fazit:
7/15 – Romance-Standardkost: weitgehend uninspiriert, vorhersehbar und daher – wenn auch nicht wirklich schlecht – ziemlich langweilig.