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[Rezension] Sherry Thomas: Not Quite A Husband

Deutsch: Gefährliche Leidenschaften

Klappentext:
Their marriage lasted only slightly longer than the honeymoon—to no one’s surprise, not even Bryony Asquith’s. A man as talented, handsome, and sought after by society as Leo Marsden couldn’t possibly want to spend his entire life with a woman who rebelled against propriety by becoming a doctor. Why, then, three years after their annulment and half a world away, does he track her down at her clinic in the remotest corner of India?

Leo has no reason to think Bryony could ever forgive him for the way he treated her, but he won’t rest until he’s delivered an urgent message from her sister—and fulfilled his duty by escorting her safely back to England. But as they risk their lives for each other on the journey home, will the biggest danger be the treacherous war around them—or their rekindling passion?

Kommentar:
Trotz des Reinfalls mit meinem letzten Sherry-Thomas-Buch hab ich relativ schnell das letzte ungelesene Buch der Autorin aus meinem SuB gezogen. Es war eine gute Wahl – diesmal gabs keinen inakzeptablen Helden!

Als die unkonventionelle Ärztin Bryony Asquinth und der als neuer Da Vinci gefeierte Leonidas Marsden Ende des 19. Jahrhunderts heiraten, reagiert die Gesellschaft mit Verwunderung und bösen Prophezeiungen. Tatsächlich bewahrheiten sich die Unkenrufe: Die Ehe wird schon kurz nach der Schließung annulliert, und Bryony verlässt das Land. Drei Jahre später sucht Leo seine Ex-Frau in Indien auf, um ihr die Nachricht zu überbringen, ihr Vater läge im Sterben. Er begleitet Bryony ein Stück auf dem gefährlichen Weg zurück nach England, und während dieser Zeit kommen sie sich näher, als sie sich je waren …

Weil ich bekanntermaßen kein Abenteuer-Liebesroman-Fan bin (und garantiert auch niemals sein werde!), hat mich der Plot eigentlich nur wenig angesprochen. Eine Liebesgeschichte, die eingebettet ist in Reiseabenteuer im Allgemeinen und den Swat-Aufstand von 1897 im Besonderen (der mich übrigens sehr an Meredith Durans Buch »Duke of Shadows«, dt. »Das Leuchten des Safranmondes« erinnert hat), das kann eigentlich nicht wirklich mein Ding sein. Tatsächlich war der Abenteueraspekt für meinen Geschmack an einigen Stellen ein wenig zu ausufernd, andererseits waren aber einige Aspekte der Reiseepisoden richtig spannend: Etwa die Tatsache, dass allen Ernstes eine Badewanne übers Gebirge mitgereist ist, geschleppt von bedauernswerten Kulis. Geschmack hin oder her: Dieses abenteuerliche und teils lebensbedrohliche Setting war ein perfekter Rahmen für die langsame Annäherung zwischen den Protagonisten, die unter anderen Umständen vermutlich niemals wieder zueinandergefunden hätten.

Wie häufig in ihren Büchern verwebt Sherry Thomas auch hier die eigentliche Handlung – die Reise von Indien nach England – mit Rückblicken in die Vergangenheit, die nach und nach aufdecken, was damals passiert ist und wie und warum es zur Trennung des Paares kam. Gleichzeitig erlauben sie uns einen tieferen Einblick in die Charaktere, die relativ vielschichtig angelegt sind und gerade aufgrund ihrer offensichtlichen Charakterfehler sympathisch und glaubwürdig sind, nachdem man sie Stück für Stück besser kennenlernt. Die eigentliche Dramatik der Handlung liegt darin, dass sich die beiden immer geliebt und die Trennung mehr schlecht als recht verwunden haben, und dass all ihr Leid so einfach hätte verhindert werden können, wenn die Protagonisten an einigen Punkten ihres Lebens nur andere Entscheidungen getroffen und geringfügig anders gehandelt hätten. Ich fand die Story und die Helden wirklich herzzerreißend und war selten glücklicher, ein Paar am Ende eines Buches endlich vereint zu sehen.

Fazit:
14/15 – Ein wunderbarer Liebesroman mit unkonventionellen, komplexen Figuren und einer tragisch-schönen Geschichte.

 

 


Trivia:

Leos Brüder Will und auch Matthew Marsden hatten bereits Auftritte in »Delicious« (dt. »Köstlich wie dein Kuss«): Will war dort der zweite Held.

[Rezension] Meredith Duran: A Lady’s Lesson in Scandal

Klappentext:
IN GRITTY, WORKING-CLASS LONDON, SHE DOES WHAT SHE MUST TO SURVIVE . . .
When Nell Whitby breaks into an earl’s house on a midnight quest for revenge, she finds her pistol pointed at the wrong man—one handsome as sin and naked as the day he was born. Pity he’s a lunatic. He thinks her a missing heiress, but more to the point, he’ll help her escape the slums and right a grave injustice. Not a bad bargain. All she has to do is marry him.

A NOTORIOUS LADIES’ MAN COULD TAKE HER FROM POVERTY TO OPULENCE . . . BUT AT WHAT PRICE?

A rake of the first order, Simon St. Maur spent his restless youth burning every bridge he crossed. When he inherits an earldom without a single penny attached to it, he sees a chance to start over—provided he can find an heiress to fund his efforts. But his wicked reputation means courtship will be difficult—until fate sends him the most notorious missing heiress in history. All he needs now is to make her into a lady and keep himself from making the only mistake that could ruin everything: falling in love. . . .

Kommentar:
Mit großer Spannung habe ich Meredith Durans viertem Buch entgegengeblickt, das allein schon durch seine Optik besticht und ein heißer Kandidat bei der Wahl des schönsten Historical-Covers 2011 sein dürfte. Dummerweise trifft aber auch hier der Spruch »Never judge a book by its cover« zu – nur nicht so, wie er normalerweise gemeint ist.

Nell Whitby lebt in ärmlichen Verhältnissen im Londoner Elendsviertel East End und verdient sich ihren Lebensunterhalt als Fabrikarbeiterin. Doch kurz bevor ihre schwerkranke Mutter stirbt, eröffnet sie Nell, dass diese in Wahrheit die Tochter des Earl of Rushden ist. Nell kontaktiert ihn, und weil der Earl ihren Brief nicht beantwortet, bricht Nell schließlich mit einer geladenen Pistole bei ihm ein. Doch statt auf ihren vermeintlichen Vater trifft sie auf dessen Cousin dritten Grades, Simon St. Maur. Dieser hat zwar Titel und Besitz geerbt, aber keinen Pfenning Geld – das hat der Verstorbene zwischen seiner Tochter Katherine und deren seit Jahren verschollenen Zwillingsschwester Cornelia aufgeteilt, die nun in Gestalt von Nell aufgetaucht zu sein scheint. Simon und Nell beschließen, eine Zweckehe einzugehen, um die Hälfte des riesigen Vermögens zu erlangen. Doch ganz so einfach ist es weder, die anderen von Nells Identät als verschollene Erbin zu überzeugen, noch aus dem East-End-Mädchen eine West-End-Lady zu machen …

Der Plot ist mal wieder einigermaßen ausgelutscht, aber Meredith Duran hat es in der Vergangenheit ja auch schon geschafft, aus einer tausendmal erzählten Geschichte ein wunderbares Buch zu zaubern. Diesmal nicht. Die Story startet vielversprechend mit einigen verblüffenden Enthüllungen, doch dann macht sich erst mal ziemliche Langeweile breit. Die Protagonisten lernen sich nach und nach näher kennen und versuchen dabei, nicht schon vor der Hochzeit übereinander herzufallen, obwohl sie sich natürlich von der ersten Sekunde an unbändig voneinander angezogen fühlen. Außerdem wird Nell auf ihren späteren Auftritt in der Gesellschaft vorbereitet, was immerhin einige interessante Einblicke in die Benimmregeln der Zeit liefert: Die Suppe bedeckt gerade mal den Boden des Geschirrs, man darf nie, nie, niemals um Nachschlag bitten, man nippt die Suppe nur vom seitlichen Rand des Löffels, das Benutzen von Messern ist vulgär, vom Spargel isst man nur die Spitze usw.

Ich hatte Hoffnung, dass die Handlung nach der Hochzeit, mit dem Auftreten von Nells Zwillingsschwester Katherine und dem Kampf ums Erbe, noch richtig spannend würde, aber das war höchstens in geringem Maße der Fall. Stattdessen wird man mit einem Konflikt geplagt, von dem schon 200 Seiten vorher vollkommen klar war, dass er auftreten würde – wobei Nells Reaktion auf die Situation so lächerlich und verbohrt ist, dass der arme Simon einem wirklich Leid tun konnte. Vielleicht war das Maß einfach voll, aber der Showdown und das Ende haben mich auch nur noch genervt. (Und mit meinem Mitleid für Simon war es dann aufgrund eines unfassbaren Ultimatums auch wieder vorbei!)

Im Vergleich zu Durans andern Büchern fällt dieses sowohl hinsichtlich der Handlung als auch der Figuren extrem ab. Grundsätzlich sind Nell und Simon zwar interessant angelegt, sie bleiben aber trotzdem blass und sind eher langweilig geraten. Mich konnten beide Protagonisten nicht packen und faszinieren, folglich war mir ihr Schicksal auch relativ egal. Wäre das anders gewesen, hätte mir eventuell auch die Geschichte etwas besser gefallen.

Fazit:
7/15 – Ein sehr durchschnittlicher Liebesroman, der weder mit seiner Handlung noch mit seinen Figuren richtig punkten kann.

[Rezension] Loretta Chase: Your Scandalous Ways

Deutsche Ausgabe: Verführung auf Venezianisch (Cora)
Fallen Women, #1

Klappentext:
James Cordier is all blue blood and entirely dangerous. He’s a master of disguise, a brilliant thief, a first-class lover—all for King and Country—and, by gad, he’s so weary of it. His last mission is to »acquire« a packet of incriminating letters from one notorious woman. Then he can return to London and meet sweet-natured heiresses—not adventuresses and fallen women.

Francesca Bonnard has weathered heartbreak, scorn, and scandal. She’s independent, happy, and definitely fallen; and she’s learned that »gentlemen« are more trouble than they’re worth. She can also see that her wildly attractive new neighbor is bad news.

But as bad as James is, there are others far worse also searching for Francesca’s letters. And suddenly nothing is simple—especially the nearly incendiary chemistry between the two most jaded, sinful souls in Europe. And just as suddenly, risking everything may be worth the prize.

Kommentar:
Gerade hab ich Loretta Chase noch als Historical-Autorin angepriesen (wenn auch mit einer kleinen Einschränkung), nur um jetzt direkt ein Buch von ihr in die Finger zu kriegen, das ich beim besten Willen nicht weiterempfehlen würde. Ich glaube, hätte ich nicht dringend ein Y für die A–Z-Challenge gebraucht, hätte ich es nicht mal beendet.

James Cordier, ein Meisterspion im Dienste Englands, wird für einen letzten Auftrag rekrutiert: Er soll die kompromittierenden Briefe beschaffen, die Francesca Bonnard ihrem geschiedenen Mann entwendet hat. Die größte Kurtisane in ganz Venedig ist allerdings auf der Hut und nicht so einfach auszuspionieren wie angenommen. Und zu allem Unglück ist sie auch noch verführerischer, als James das jemals für möglich gehalten hätte, sodass die Grenzen zwischen Auftrag und Privatvergnügen schnell verwischen …

Wie der Inhaltsbeschreibung zu entnehmen ist, hat Loretta Chase die Lovestory mal wieder in eine abenteuerliche Spionagegeschichte eingebettet. Dass das nicht so wirklich mein Ding ist und ich deshalb seit jeher ein paar Probleme mit Büchern der Autorin habe, ist ja nicht neu; bislang war die Verteilung zwischen der Spionage- und der Liebesgeschichte aber immer noch akzeptabel. Diesmal nicht – es herrscht ein riesiges Ungleichgewicht: Es wird spioniert, erpresst, eingebrochen, bestochen, überfallen, gerettet, konspiriert, gevögelt und intrigiert, dabei bleibt aber jede Romantik auf der Strecke. Es ist zwar nicht zu übersehen, dass sich die Protagonisten vom ersten Moment an sexuell zueinander hingezogen fühlen, von Emotionen und Liebe ist aber beim besten Willen nichts zu bemerken.

Das kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass James und Francesca sich in inneren Monologen immer wieder wenig glaubhaft versichern, dass sie ja gar nicht in den anderen verliebt sind und dass alles reine Wollust ist, während sie sich wenige Seiten später auch schon ihre Verliebtheit gestehen. Bei dieser Art von Plot kann man sich den obligatorischen Konflikt, der das Happy-End verhindert, schon von Beginn an ausrechnen – nämlich den Moment, als Francesca erfährt, dass James hinter den Briefen her ist und (vermeintlich) nur wegen der Briefe mit ihr angebandelt hat. So ist das ganze Buch einfach total vorhersehbar und fürchterlich langweilig, und die Figuren tragen auch nichts dazu bei, die Geschichte zu retten, im Gegenteil: Sie bleiben beide blass und wirken extrem eindimensional – und das, obwohl sie aufgrund der Grundanlage wirklich viel Potenzial hätten.

Fazit:
6/15 – Als Liebesroman ist dieses Buch für mich ziemlich untauglich, und die Wertung erfolgt schon mit viel Wohlwollen und Autorenbonus.

 

 

Serieninfo:
01 Your Scandalous Ways | Verführung auf Venezianisch (Cora)
02 Don’t Tempt Me

[Nachgefragt] Historical-Empfehlungen

Ich bringe ja mit meinen Lobpreisungen Rezensionen doch hin und wieder die eine oder andere experimentierfreudige Leserin dazu, mal einen historischen Liebesroman auszuprobieren. Unter den Neugierigen gibts dann neben Leuten wie Maren, die die gekauften Bücher ungelesen wieder aussortieren, auch Leute wie Anne oder Juliane, die überaus erstaunt sind, dass die Historicals tatsächlich gar nicht so schrecklich sind wie sie aussehen. Von Letzteren werde ich dann gern mal gefragt, ob ich noch ein paar Tipps hätte und welches meine Lieblingsromane seien. Eine Top-Ten kann ich unmöglich aufstellen, aber einige meiner Favoriten, die ich für besonders »einsteigergeeignet« halte, will ich hier mal aufführen. Ich berufe mich allerdings ausschließlich auf meine eigenen beschränkten Leseerfahrungen, die Tipps sind somit nicht mal ansatzweise als verbindlich oder umfassend zu bezeichnen.

 
Mary Balogh
Mary Balogh erzählt eher leise, aber intensive Geschichten. Ihre Bücher drehen sich häufig darum, dass die Protagonisten eine notwendige bzw. vernünftige Verbindung eingehen (müssen), aus der dann echte Liebe erwächst. Nebenplots gibt es üblicherweise nicht, die Autorin konzentriert sich voll auf die Entwicklung der Figuren und ihrer Liebesbeziehung.

Top-Tipps
Diesen Sommer bin ich dein | A Summer to Remember – 15/15
Dir darf ich nicht gehören | No Man’s Mistress – 13/15
• Then Comes Seduction – 14/15

(Ich bin allerdings noch lange (!) nicht durch die Backlist der Autorin durch und gehe davon aus, dass es viele weitere Perlen gibt.)

 
Patricia Cabot
Unter diesem Pseudonym hat Meg Cabot früher Historicals veröffentlicht. Die Bücher zeichnen sich durch weniger durch ihre originelle Handlung aus, sondern leben von ihrem Witz und ihrem hohen Unterhaltungswert – allerdings muss man natürlich schon auf Cabots Humorwellenlänge liegen, sonst könnten einen die überspitze Darstellung nerven.

Top-Tipps
• Lehrstunden einer Lady | Educating Caroline – 15/15
Verbotenes Glück | A Little Scandal – 13/15

 
Loretta Chase
Loretta Chase zeichnet sich durch ihren wunderbaren Humor und tolle Figuren aus. Mir liegt sie nicht hundertprozentig, weil es für meinen Geschmack oft zu viel Drumherum (Abenteuer, Verfolgungsjagden, Spionage) um die eigentliche Liebesbeziehung gibt – wer sowas mag, ist mit Chase aber bestens bedient. Ihr Roman »Lord of Scoundrels« (den ich peinlicherweise noch gar nicht gelesen habe) findet sich immer wieder auf den Listen der besten historischen Liebesromane aller Zeiten.

Top-Tipps
• Ein unverschämt charmanter Gentleman | Miss Wonderful – 13/15
• Lord Perfect | Ein skandalös perfekter Lord – 13/15

 
Jacquie D’Alessandro
Warum Jacquie D’Alessandro nicht bekannter ist, ist mir ein Rätsel. Ihre Romane sind charmant und humorvoll, dabei aber nicht albern. Sie tendiert dazu, Krimiplots und dramatische Showdowns einzubauen, die nicht wirklich überzeugend sind; ihre Bücher sind aber üblicherweise gut genug, um das zu verkraften.

Top-Tipps
• Sleepless at Midnight – 15/15
• Tempted at Midnight – 14/15

 
Lisa Kleypas
Lisa Kleypas dürfte die Historical-Autorin sein, von der ich die meisten Bücher gelesen habe. Sie erzählt einfach schöne Liebesgeschichten mit leisem Humor und denkwürdigen Dialogen, die bestens unterhalten. Mit ihr macht man als Einsteiger garantiert nichts falsch, wenn man nicht gerade zu ihrer Vallerand-Serie greift.

Top-Tipps
• Im Zauber der Gefühle | Worth Any Price – 15/15
• Roulette des Herzens | Dreaming of You – 14/15
• Seduce me at Sunrise – 15/15
Stimme des Verlangens | Where Dreams Begin – 15/15
Nacht der Leidenschaft | Suddenly You – 13/15

 
Sarah MacLean
Ein aufsteigender Stern am Historical-Markt. Sie hat mit ihren ersten drei Büchern aus der »Love by Numbers«-Serie ziemlich eingeschlagen; man muss schauen, ob sie das Niveau halten kann. Ihre Romane sind ziemlich amüsant, und sie hat ein Händchen für wunderbare Figuren. Man sollte die Serie nach Möglichkeit in der richtigen Reihenfolge lesen.

01 Nine Rules to Break When Romancing a Rake – 10/15
02 Ten Ways to Be Adored When Landing a Lord – 14/15
03 Eleven Scandals to Start to Win a Dukes Heart – 12/15

 
Teresa Medeiros
Medeiros ist ebenfalls ein Garant für gute Liebesroman-Unterhaltung. Ihre Bücher sind nicht besonders tiefschürfend oder emotionsgeladen, dafür aber sehr lustig und spritzig – einfach richtige Gute-Laune-Romane.

Top-Tipps
Eine skandalöse Lady | One Night of Scandal – 13/15
• Gefangene der Leidenschaft | Some Like it Wicked – 14/15
Geheimnis der Liebe | Yours Until Dawn – 13/15

 
Julia Quinn
Julia Quinn ist die Meisterin der locker-flockigen Liebesromane, ihre Bücher bieten die perfekte Mischung aus Humor und Gefühl. Tendenziell sind die älteren Bücher der Autorin etwas spritziger als die neueren, doch ein »schlechter« Julia-Quinn-Roman ist immer noch besser als das, was die breite Masse der Historical-Autorinnen so fabriziert. Ihre Bridgerton-Serie ist eigentlich mein Top-Tipp für Historical-Romance-Einsteiger: Wer die Brigertons nicht mag, der kann m.E. gleich die Finger von diesem Genre lassen und besser was anderes lesen.

Top-Tipps
• Einfach mit Band 1 der Bridgerton-Serie anfangen (Wie erobert man einen Herzog | The Duke and I), auch wenn er m.E. nicht der stärkste Band der Serie ist
• The Lost Duke of Wyndham – 15/15
Ein verhängnisvoller Kuss | To Catch an Heiress – 14/15

 
Weitere Empfehlungen:
• Elizabeth Boyle: Betörendes Spiel der Leidenschaft | It Takes a Hero – 14/15
• Liz Carlyle: Verbotenes Begehren | No True Gentleman – 14/15
• Christina Dodd: Geliebte Betrügerin | Rules of Engagement – 14/15
• Karen Hawkins: Kavalier und Korsar | Her Master and Commander – 13/15
• Amanda Quick: Geheimnis der Nacht | The Paid Companion – 12/15

 
Falls Interesse besteht, kann ich irgendwann demnächst noch mal eine Liste mit weiteren Lieblingsautorinnen posten, deren Bücher empfehlenswert, aber eben nicht so eingängig sind.

[Rezension] Loretta Chase: Lord Perfect

Deutscher Titel: Ein skandalös perfekter Lord
Carsington Familie, Teil 3

Klappentext (Mira-Ausgabe):
Benedict Carsington, Lord Rathbourne, ist das Ideal eines Aristokraten so perfekt, dass es schon fast ein Skandal ist. Groß und gut aussehend, mit tadellosen Manieren, weiß er sich in jeder Situation zu behaupten. Doch was passiert, wenn ein solches Musterexemplar von Mann auf eine Frau trifft, die alles andere als perfekt ist?

Kommentar:
London, 1821. Als Bathsheba Wingate und Lord Rathbourne in der Egyptian Hall aufeinandertreffen, fühlen sie sich vom ersten Moment an zueinander hingezogen. Sie beide wissen aber, dass eine Bekanntschaft ausgeschlossen ist: Die Witwe hat nämlich einen äußerst schlechten Ruf, und der »Mr. Perfect« genannte Erbe einer Grafschaft kann nichts weniger gebrauchen als einen Skandal. Ihre Wege würden sich schnell getrennt und vielleicht nie wieder gekreuzt haben, würden nicht Bathshebas durchtriebene Tochter Olivia und Rathbournes Neffe Peregrine im Museum in einen handfesten Streit über Peregrines Mangel an zeichnerischem Talent geraten. Dieser Zwischenfall führt letztendlich dazu, dass die Kinder einige Zeit später gemeinsam durchbrennen, um einen geheimen Piratenschatz zu finden, der Olivia und ihrer Mutter das Überleben sichern soll. Ihnen dicht auf der Spur sind Bathsheba und Rathbourne, die bei der Verfolgungsjagd ihrerseits allerlei Abenteuer erleben und sich gegen alle Vernunft immer näher kommen …

Das Buch startet fulminant – schon das Eingangskapitel, in dem Bethshebas Tochter mit Benedicts Neffen in Streit gerät, verspricht allerbeste humorvolle Unterhaltung. Nicht nur bescheinigt das Mädchen Peregrine unverblümt vollkommene Talentfreiheit in Sachen Zeichnen, sondern sie zieht ihm auch noch den Skizzenblock über den Kopf, als der Junge ihr altklug eröffnet, sie könne als Mädchen kein Ritter werden, und überhaupt gäbe es gar keine Ritter mehr. Mit dieser Szene ist der Grundstein gelegt für die weitere Handlung, die durch das Kennenlernen der Kinder und Olivias manipulative Fähigkeiten erst möglich wird. Der erste Brief, den das Mädchen Peregrine schreibt und in dem es geheimnisvolle Andeutungen über einen Familienfluch und einen Piratenschatz macht, zählt zu den Highlights des Buches und erfüllt problemlos den angestrebten Zweck: Peregrines Interesse zu wecken, die Bekanntschaft mit ihm zu vertiefen und ihn schließlich zur gemeinsamen Schatzsuche zu überreden. Natürlich nehmen die Erwachsenen sofort die Verfolgung der Kinder auf, und es dauert nicht lange, bis sie sich näher kommen. Wie schon bei Band 2 der Serie tritt die Entwicklung der Liebesgeschichte zugunsten der abenteuerlichen Jagd ein wenig zu sehr in den Hintergrund; etwas mehr Emotion und Romantik wären wünschenswert gewesen.

Uneingeschränkt punkten kann das Buch mit seinen lebendigen, liebenswerten Figuren – sowohl den Erwachsenen als auch den Kindern. Die entschlossene Bathsheba, die sich von Rathbourne wenig sagen lässt, ist eine überaus sympathische und vernünftige Heldin, die versucht, das beste aus ihrem verkorksten Leben zu machen und ihrer Tochter eine gute Zukunft zu ermöglichen. Sie ist lange nicht so schlecht wie ihr Ruf, während sich Benedict im Gegenzug schnell als weit weniger perfekt entpuppt, als ihm nachgesagt wird. Obwohl er der Gesellschaft das Bild des perfekten Lords von sich vermittelt, ist er in Wahrheit nicht sehr glücklich mit seinem Leben und den unterdrückten Leidenschaften – die Bathsheba schließlich zum Vorschein bringt. Wunderbar sind auch die Kinder: Wildfang Olivia, die zwar das Herz am rechten Fleck hat, aber ihre Umwelt ziemlich skrupellos manipuliert, und Peregrine, der im Vergleich zu Olivia wie ein Chorknabe wirkt. Obwohl Peregrine eigentlich ebenfalls ein schwieriges und störrisches Kind ist, das ständig von der Schule fliegt und sich nicht gern was sagen lässt, lässt er sich bereitwillig in Olivias Pläne verstricken. Er bemerkt dabei sehr wohl, dass sie ihn manipuliert, seine Neugierde, seine Abenteuerlust und sein Beschützerinstinkt sorgen jedoch dafür, dass er es trotzdem zulässt; gleichzeitig lenkt er Olivia sanft, aber bestimmt, in die richtigen Bahnen, wenn ihre zweifelhaften Aktivitäten zu weit gehen. Kurzum: Alle Figuren überzeugen auf ganzer Linie.

Fazit:
13/15 – Einmal mehr überzeugt Loretta Chase mit ihrem amüsanten Schreibstil, spritzigen Dialogen, einem Hauch Ironie und wunderbaren Figuren. Allerdings mangelt es für meinen Geschmack ein wenig an Romantik und Gefühl für einen perfekten Liebesroman.

 

 

Serieninfo:
01 Miss Wonderful (2004) | Ein unverschämt charmanter Gentleman (Cora 2008/Mira 2010) – 13/15
02 Mister Impossible (2005) | Eine hinreißend widerspenstige Dame (Cora 2009/Mira 2010) – 10/15
03 Lord Perfect (2006) | Ein skandalös perfekter Lord (Cora 2009/Mira 2011)
04 Not Quite a Lady (2007) | Eine verführerisch unnahbare Lady (Cora 2010/Mira 2012)

Trivia:
Olivia und Peregrine, die Kinder von Benedict und Bathsheba aus erster Ehe, haben 2010 ihr eigenes Buch bekommen: Last Night’s Scandal.

[Rezension] Julia Quinn: Just Like Heaven

The Smythe-Smiths, Book 1

Klappentext:
Honoria Smythe-Smith, the youngest daughter of the eldest son of the Earl of Winstead, plays the violin in the annual musicale performed by the Smythe-Smith quartet. She’s well aware that they are dreadful. In fact, she freely admits (to her cousins) that she is probably the worst of the bunch. But she’s the sort who figures that nothing good will come of being mortified, so she puts on a good show and laughs about it.

Marcus Holroyd is the best friend of Honoria’s brother Daniel, who lives in exile out of the country. He’s promised to watch out for Honoria and takes his responsibility very seriously. But he has his work cut out for him when Honoria sets off for Cambridge determined to marry by the end of the season. She’s got her eye on the only unmarried Bridgerton, who’s a bit wet behind the ears. When her advances are spurned, can Marcus swoop in and steal her heart in time for the musicale?

Kommentar:
Mit großer Freude hab ich im Herbst letzten Jahres die Ankündigung der Smythe-Smith-Serie vernommen, denn Quinn-Leser kennen die musikalisch völlig unbegabten Smythe-Smith-Mädchen schon aus den Bridgerton-Büchern, wo sie einige berühmt-berüchtigte Auftritte hingelegt haben.

Honoria ist das Mädchen an der Violine und ganz besonders unbegabt. Sie weiß das aber und macht sich nichts daraus; die Auftritte mit ihren Verwandten machen ihr trotzdem Spaß. Weniger lustig findet sie, dass sie immer noch keinen Ehemann gefunden hat, weshalb sie beschließt, daran etwas zu ändern. Nach reiflicher Überlegung fasst sie Gregory Bridgerton als geeigneten Heiratskandidaten ins Auge, dann allerdings kommt ihr Marcus Holroyd in die Quere. Der langjährige Freund ihres Bruders, den sie seit ihrer Kindheit kennt und der für sie immer eher ein zweiter großer Bruder war, weckt urplötzlich verwirrende Gefühle in ihr. Als Marcus an einer Infektion zu sterben droht, wacht Honoria Tag und Nacht an seinem Bett, und ihr wird klar, dass ihre Empfindungen weit über eine platonische geschwisterliche Zuneigung hinausgehen. Aber sieht Marcus mehr in ihr als die kleine Schwester seines besten Freundes oder gibt er sich aus reinen Verantwortungsbewusstsein mit ihr ab?

Die Geschichte spielt im Jahr 1821, parallel zu der von Colin Bridgerton und Penelope Featherington (»Romancing Mr. Bridgerton«/»Wer ist Lady Whistledown?«). Honorias Auftritt mit dem Smythe-Smith-Quartett wird dort tatsächlich erwähnt, und die Zerstörung von Honorias Violine durch Lady Danbury ist Thema in Lady Whistledown’s Society Paper (Kapitel 8). Marcus hingegen spielt in dem Bridgerton-Buch keine Rolle, ebenso wenig wie die dramatischen Ereignisse am Ende der Soiree im Hause Smythe-Smith thematisiert werden, die eigentlich eine Erwähnung in Lady Whistledowns Kolumne wert gewesen wären. Aber das tut der netten Idee, eine Serie um die Smythe-Smiths zu stricken, keinen Abbruch.

Vielleicht ist es allerdings auch eine kleine Krux, eine neue Serie im Umfeld der Bridgertons spielen zu lassen, denn die Smythe-Smith-Bücher werden naturgemäß noch mehr als alle anderen Quinn-Romane an der wirklich herausragenden Erfolgsserie um die Bridgertons gemessen. Tatsächlich kann »Just Like Heaven« nämlich nicht an die Qualität der Bridgerton-Bücher anknüpfen. Trotzdem macht der Roman großen Spaß: Quinns Stil ist locker-flockig und wunderbar amüsant zu lesen, und die Figuren sind wie immer humorvoll und liebenswert, allerdings fehlen ihnen ein paar Ecken und Kanten. Die Geschichte ist letztendlich recht dünn und wirkt außerdem im Mittelteil ein wenig in die Länge gezogen. Der letzte Kick fehlt einfach – wahrscheinlich auch, weil die Figuren eine Spur zu nett sind.

Fazit:
11/15 – Locker-flockige Unterhaltung, der aber das gewisse Etwas fehlt, um mehr als einfach nur »nett« zu sein.

 

 

Serieninfo:
01 Just Like Heaven
02 N.N. (2012)
03 N.N.
04 N.N.

Trivia:
Es gibt übrigens eine weitere Querverbindung zu anderen Quinn-Büchern, nämlich über das Buch, das Marcus während seiner Krankheit liest: »Miss Butterworth and the Mad Baron« (in dem die Mutter von Miss Butterworth von Tauben zu Tode gepickt wird). Es spielt eine Rolle in der Bevelstoke-Serie, besonders in den Bänden 2, »What Happens in London«, und 3, »Ten Things I Love About You«.

[Rezension] Lisa Kleypas: Love in the Afternoon

Klappentext:
As a lover of animals and nature, Beatrix Hathaway has always been more comfortable outdoors than in the ballroom. Even though she participated in the London season in the past, the classic beauty and free-spirited Beatrix has never been swept away or seriously courted … and she has resigned herself to the fate of never finding love. Has the time come for the most unconventional of the Hathaway sisters to settle for an ordinary man – just to avoid spinsterhood?

Captain Christopher Phelan is a handsome, daring soldier who plans to marry Beatrix’s friend, the vivacious flirt Prudence Mercer, when he returns from fighting abroad. But, as he explains in his letters to Pru, life on the battlefield has darkened his soul – and it’s becoming clear that Christopher won’t come back as the same man. When Beatrix learns of Pru’s disappointment, she decides to help by concocting Pru’s letters to Christopher for her. Soon the correspondence between Beatrix and Christopher develops into something fulfilling and deep … and when Christopher comes home, he’s determined to claim the woman he loves. What began as Beatrix’s innocent deception has resulted in the agony of unfulfilled love – and a passion that can’t be denied …

Kommentar:
Nachdem ich vom vierten Band um die Hathaway-Geschwister ziemlich enttäuscht war, habe ich »Love in the Afternoon« zunächst mal in den SuB verbannt und fast vergessen. Erst der AAR Annual Reader Poll, bei dem der Roman mächtig abgeräumt hat, hat mich wieder an das Buch erinnert – und jetzt, einige Monate später, hab ich mir den Abschlussband der Hathaway-Serie endlich vorgenommen.

England, 1855/56. Beatrix Hathaway ist zufällig bei ihrer Freundin Prudence, als diese einen Brief von ihrem Verehrer Captain Christopher Phelan erhält. Christopher kämpft als Soldat im Krimkrieg, und sehr zu Prus Ärger geht dieser Krieg nicht ohne Spuren an ihm vorüber: Sein jüngste Brief klingt richtig verzweifelt und hat definitiv nicht den Unterhaltungswert, den sich die Schönheit aus Hampshire wünscht. Weil sie keine Lust auf dieses Lamento hat, beschließt sie, dem Captain nicht zu antworten. Beatrix ist darüber ziemlich entsetzt, denn ihr ist nach dem Lesen des Briefs sofort klar, dass Christopher Prudence braucht, um durchzuhalten. Sie übernimmt schließlich an Prus Stelle die Korrespondenz, allerdings gerät die Sache schnell aus den Fugen: Ohne es zu wollen, verliebt sich Beatrix in Christopher, und auch Christophers Gefühle für die Briefeschreiberin werden immer tiefer. Doch als der Christopher hochdekoriert als Held, aber seelisch schwer angeschlagen aus dem Krieg zurückkehrt, ist es natürlich Prudence, die er will – hält er doch sie für das Mädchen, das ihm mit seinen Worten Kraft gegeben hat …

»Love in the Afternoon« hätte ein grandioses Buch werden können. Die Grundidee ist wirklich mal was anderes und Kleypas hätte eine herzzerreißende, dramatische Lovestory inklusive Verwirrspiel um die Identität der Briefeschreiberin und die Aufarbeitung von Christophers Kriegstraumas daraus spinnen können. Leider hat sie sich dazu entschieden, das Buch anders aufzubauen, und so konnte nur der erste Teil hundertprozentig überzeugen: vom ersten Brief bis zu dem Moment, in dem Christopher entdeckt, wer die Briefe in Wahrheit geschrieben hat. Auf den letzten einhundert Seiten verfällt Kleypas dann in ein seltsames Hopplahopp, das ich bei ihr noch nie erlebt habe. Es werden jede Menge Ereignisse grob zusammengefasst, mit ein paar längeren Szenen aufgehübscht und mittels zahlreicher und äußerst uneleganter Zeitsprünge präsentiert: Innerhalb von 14 Tagen passiert dies, zwei Monate später das, drei Wochen später jenes usw. Der Leser wird so zwar einigermaßen über die fortschreitende Entwicklung der Personen und Beziehungen informiert, wirklich miterleben darf er sie aber nicht oder maximal punktuell. Ich empfinde das in dieser Form als echte handwerkliche Schwäche und bin damit wieder beim Thema: Das kommt davon, wenn die Autoren Verträge abschließen, die so viele Bücher in so kurzer Zeit umfassen.

Das Buch hat trotzdem Spaß gemacht, und das liegt ganz besonders an Beatrix. Beatrix ist eine wundervolle Heldin: unkonventionell, intelligent, schlagfertig, loyal, warmherzig und verständnisvoll. Überdies ist sie berühmt-berüchtigt für ihre Naturverbundenheit und Tierliebe, wobei ihr Herz ganz besonders für die schicksalsgebeutelten Kreaturen schlägt. Weil sie bei einem Picknick vor Beginn der Handlung einmal ihren Haus-Igel Medusa dabei hatte, wurde sie von Christopher verächtlich als ein Mädchen, das in den Stall gehört, bezeichnet. Diese Worte hat sie ihm nie verziehen, und es spricht für ihre Großherzigkeit, dass sie sich zu Beginn der Handlung trotzdem dazu bereiterklärt, an Prus Stelle mit Christopher zu korrespondieren. Sie lernt einen ganz anderen Menschen kennen als angenommen und ist aufgrund ihres Charakters natürlich prädestiniert dafür, ihm vorbehaltlos alles zu geben, was sie zu geben hat. Ihr Verständnis für Christophers Probleme ist nicht nur während der Korrespondenz, sondern auch nach seiner Rückkehr ebenso grenzenlos wie ihre Liebe für ihn.

Christopher ist ebenfalls eine interessante Figur und natürlich ein klassischer »tortured hero«. Er ist als arroganten Schönling in den Krieg gezogen und als traumatisierter Mann zurückgekehrt, doch in Beatrix findet er Halt und Verständnis, Ablenkung und neuen Lebensmut. Schon bevor er weiß, dass sie die Briefe geschrieben hat, schätzt er ihre Nähe mehr als ihm lieb ist, denn schließlich glaubt er ja, Prudence zu lieben, die vermeintlich so wunderbar mit Worten umzugehen weiß. Es spricht für seinen Realitätssinn, dass ihm so schnell klar wird, wie oberflächlich Prudence ist und dass sie die Briefe niemals geschrieben haben kann; das nimmt der Handlung aber viel von der Spannung, die das Thema »Held steigert sich aufgrund tragischer Umstände blind in die Liebe zu einer falschen Frau« geboten hätte. Weiterhin wurde einiges Potenzial bei der Aufarbeitung seines Traumas verschenkt, andererseits ist ein Liebesroman von diesem Umfang wohl auch nicht der Rahmen, in dem sowas erschöpfend abgehandelt werden kann. Dass es einen Anlass von außen geben musste, damit Christopher einen entscheidenden Schritt auf dem Weg der Heilung macht, fand ich jedenfalls nicht glücklich – zumal die Sache sehr konstruiert wirkte.

Wundervoll waren die Szenen, in denen die Hathaways gemeinsam aufgetreten sind und die vor Esprit und Witz nur so sprühten. Diese außergewöhnliche Familie ist einfach unglaublich charmant, amüsant und liebenswert – ich glaube, ich würde mir irgendwelche Weihnachts-, Oster-, Pfingst- oder sonstige Novellas über die Hathaways auch ganz ohne Romance-Handlung kaufen! Ohne zu zögern!

Fazit:
10/15 – Ein Buch mit einer schönen Grundidee und wunderbaren Protagonisten, das aber im letzten Drittel rapide nachlässt. Durch die frühe Aufdeckung der Identität der Briefeschreiberin verschenkt die Autorin viel Potenzial.

 

 

Serieninfo:
01 Mine Till Midnight | Pfand der Leidenschaft – 10/15
02 Seduce me at Sunrise | Glut der Verheißung – 15/15
03 Tempt me at Twilight | Zärtlicher Nachtwind – 12/15
04 Married by Morning – 8/15
05 Love in the Afternoon – 10/15

[Rezension] Grace Burrowes: The Heir

Duke’s Obsession, Book 1

Klappentext:
An Earl who can’t be bribed
Gayle Windham, Earl of Westhaven, is the first legitimate son and heir to the Duke of Moreland. To escape his father’s inexorable pressure to marry, he decides to spend the summer at his townhouse in London, where he finds himself intrigued by the secretive ways of his beautiful housekeeper…

A Lady who can’t be protected
Anna Seaton is a beautiful, talented, educated woman, which is why it is so puzzling to Gayle Windham that she works as his housekeeper.

As the two draw closer and begin to lose their hearts to each other, Anna’s secrets threaten to bring the earl’s orderly life crashing down – and he doesn’t know how he’s going to protect her from the fallout…

Kommentar:
Wie hier schon geschrieben, hatte ich von Beginn an Probleme mit dem Debütroman von Grace Burrowes, und das hat sich auch später nicht mehr geändert. Ich hab das Buch zwar beendet, aber ab Seite 150 nur noch quergelesen. Ich mochte den Stil nicht, die Personen blieben mir fremd und mir war schrecklich langweilig. Die Liebe der Protagonisten zueinander konnte ich nicht nachempfinden und die zahlreichen Sexszenen jedesmal, wenn Anna und Westhaven allein aufeinandergetroffen sind, haben mich auch nicht angesprochen. Annas dramatisches Geheimnis entpuppt sich am Ende als ziemlich undramatisch und wird unnötig aufgebauscht.

Erschwerend hinzu kommen unlogisches Handeln der Protagonisten in Zusammenhang mit historischen Unkorrektheiten. Ehrlich gesagt kann ich über sowas normalerweise hervorragend hinwegsehen, und dass ein zukünftiger Duke sich in seine Haushälterin verliebt, hätte ich im Rahmen eines schönen Liebesromans wohlwollend akzeptiert, obwohl es in Wahrheit natürlich undenkbar gewesen wäre. Dass aber sämtliche Geschwister die Verbindung vorbehaltlos unterstützen und selbst der alte Duke keine Einwände hat, darüber kann ich dann nicht mehr so einfach hinwegsehen. Und erst recht nicht darüber, dass der alte Duke die Mätresse seines Sohns dazu anhält, diesem ein Kind anzuhängen, weil ein Erbe her muss. Was für ein hanebüchener Unsinn! Überhaupt wirken die Personen in ihrem ganzen Handeln, Denken und Reden viel zu modern – ein Punkt übrigens, den die wenigen negativen Stimmen zu diesem Buch alle anprangern.

Fazit:
4/15 – Langeweile pur, angereichert mit historischen Fantastereien.

 

 

Serieninfo:
01 The Heir
02 The Soldier
03 The Virtuoso (November 2011)


Trivia:

Wer das Buch trotzdem ausprobieren möchte (es gibt ja immerhin deutlich mehr positive als negative Stimmen): Amazon bietet das E-Book derzeit für 70 Cent an.

[Rezension] Sarah MacLean: Eleven Scandals to Start to Win a Duke’s Heart

Love by Numbers, Book 3

Klappentext:
She lives for passion.

Bold, impulsive, and a magnet for trouble, Juliana Fiori is no simpering English miss. She refuses to play by society’s rules: she speaks her mind, cares nothing for the approval of the ton, and can throw a punch with remarkable accuracy. Her scandalous nature makes her a favorite subject of London’s most practiced gossips … and precisely the kind of woman The Duke of Leighton wants far far away from him.

He swears by reputation.

Scandal is the last thing Simon Pearson has room for in his well-ordered world. The Duke of Disdain is too focused on keeping his title untainted and his secrets unknown. But when he discovers Juliana hiding in his carriage late one evening—risking everything he holds dear—he swears to teach the reckless beauty a lesson in propriety. She has other plans, however; she wants two weeks to prove that even an unflappable duke is not above passion.

Kommentar:
Heiß ersehnt hab ich ihn, den Abschlussband der Trilogie um die St.-John-Geschwister, und dann lag er doch ein paar Wochen unberührt hier herum. Vor allem deshalb, weil ich angesichts meiner beruflichen Situation wenig Zeit und Lust zum (Freizeit-)Lesen hatte, ein bisschen aber auch, weil ich meine eigenen extrem hohen Erwartungen infolge des wunderbaren zweiten Teils gefürchtet habe. Um es vorweg zu schicken: Die Sorge war unberechtigt. Zumindest weitestgehend.

Miss Juliana Fiori ist ein wandelnder Skandal. Ihre Mutter, eine englische Marquise, hat ihren Mann und ihre zwei kleinen Söhne verlassen und sich nach Italien abgesetzt. Dort hat sie einen Kaufmann geheiratet und ihre Tochter Juliana zur Welt gebracht – nur um einige Jahre später erneut auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Nach dem Tod ihres Vaters sucht Juliana ihre Halbbrüder Gabriel und Nick in England auf, die sie mit offenen Armen empfangen. Der ton nimmt das Mädchen weniger freundlich auf – Julianas Herkunft und ihre offenherzige Art sorgen dafür, dass man auf sie herabschaut, und dass Juliana von einem Unglück ins nächste stolpert, trägt auch nicht gerade dazu bei, ihren Ruf zu verbessern. Insofern ist auch eine nähere Bekanntschaft mit dem überaus attraktiven Duke of Leighton ausgeschlossen, denn diesem geht die Reputation über alles – er würde sich niemals mit Leuten von solch niedriger Abstammung abgeben. Doch die Standesdünkel ändern nichts daran, dass sich die beiden vom ersten Moment an magisch zueinander hingezogen fühlen …

Das erste Zusammentreffen zwischen Juliana und Simon findet schon in Band 1 der Trilogie statt, und wie sich herausstellt, haben sich die beiden zwischen damals und dem Beginn der Handlung einige weitere Male gesehen. Weil Juliana wusste, dass Simon sich niemals mit ihr abgeben würde, hat sie ihn im Unklaren darüber gelassen, wer sie ist – etwas, was er ihr zutiefst übel nimmt, nachdem die Katze aus dem Sack ist. Simon hat eine ziemlich schlechte Meinung von ihr, es ist aber kaum zu übersehen, dass er sie trotzdem höchst attraktiv findet. Seine Versuche, sich von ihr fernzuhalten, um bloß nicht in irgendwelche Skandale verwickelt zu werden, sind zum Scheitern verurteilt, denn Juliana sorgt immer wieder für Treffen zwischen ihnen. Diese Treffen haben eigentlich immer einen skandalösen Touch – so muss er das Mädchen aus einer Serpentine retten und wird schließlich sogar bei einem heimlichen Kuss mit ihr erwischt. Nachdem Juliana seinen darauf folgenden unausweichlichen Heiratsantrag ablehnt, entschließt er sich, endlich seine Pflicht zu erfüllen und eine Vernunftehe mit der anständigen englischen Adligen einzugehen, die schon seit geraumer Zeit in den Startlöchern steht. Doch alle Vernunft kann die von Juliana geweckte Leidenschaft nicht mehr eindämmen, und ein schicksalhaftes zufälliges Zusammentreffen zwischen den beiden abseits von London ändert schließlich alles. Bis es soweit ist, leidet das Buch aber vor allem im Mittelteil unter dem gleichen Phänomen, das ich auch schon bei »Nine Rules to Break …« bemängelt habe: Es ist ein ganz schönes Hin und Her, ohne dass die Handlung vorangeht und ohne dass eine echte Entwicklung stattfindet.

Wie schon in in ihren beiden vorherigen Bücher hat Sarah MacLean auch hier wunderbar lebendige Figuren geschaffen. Das gilt besonders für Juliana, die intelligent, lebenslustig, leidenschaftlich, offenherzig und schlagfertig ist. Sie hat aber auch eine verletzliche Seite, denn sie leidet sehr wohl unter dem bösartigen Tratsch der Gesellschaft, den sie so beharrlich zu ignorieren versucht – zumal sie gleichzeitig fürchtet, dass die Leute recht haben und sie wirklich so sein könnte wie ihre skrupellose Mutter, die zweimal ihre Familie verlassen hat. Warum sie sich zu Simon hingezogen fühlt, der genau zu den Leuten gehört, die auf die herabblicken, ist nicht ganz klar; es scheint, als hätte sie schnell erkannt, dass Simon mehr ist als der »Duke of Disdain« und dass in ihm verborgen eine Leidenschaft brodelt. Die ist allerdings gut verborgen – Simon wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, etwas anderes zuzulassen als maßvolles, vernünftiges Denken und Handeln. Trotz seiner Standesdünkel und Arroganz ist er zu keiner Zeit wirklich unsympathisch, zumal von Beginn an klar ist, dass er sich trotz aller Bemühungen nicht gegen seine Gefühle wehren kann. Die Entwicklung, die er im Lauf des Buches durchmacht, ist prinzipiell weitgehend glaubwürdig; allerdings kommt die Läuterung am Ende doch etwas schlagartig und extrem. Dafür kriegen wir ein wundervolles Liebesgeständnis von ihm zu hören!

Erfreulich ist auch das Wiedersehen mit den Protagonisten aus den Vorgängerbüchern. Im Fall von Gabriel und Callie (aus Band 1) ist das kein großes Wunder, da Juliana bei ihnen lebt; das Wiedersehen mit Nick und Isabelle ist da schon geschickter eingefädelt. Der serienübergreifende Handlungsstrang um Simons Schwester und Julianas Flucht aus London führen die beiden nämlich im letzten Drittel des Buchs unabhängig voneinander nach Yorkshire auf den Landsitz der Protagoniste aus Band 2, wo dann auch die große Katharsis stattfindet. Und ich musste mal wieder feststellen, dass Nick einer der tollsten Liebesromanhelden aller Zeiten ist.


Fazit:

12/15 – Ein guter Liebesroman mit tollen Figuren, der – von ein paar Längen im Mittelteil abgesehen – richtig Spaß gemacht hat. Das nächste MacLean-Buch ist schon vorbestellt.

Serieninfo:
01 Nine Rules to Break When Romancing a Rake – 10/15
02 Ten Ways to Be Adored When Landing a Lord – 14/15
03 Eleven Scandals to Start to Win a Duke’s Heart – 12/15

[Rezension] Delilah Marvelle: Prelude to a Scandal

Deutscher Titel: Der Duke, der mich verführte
Scandal, #01

Inhalt:
London, 1829. Lady Justine würde alles tun, um ihren Vater aus dem Gefängnis zu holen. Sie bietet sogar dem berüchtigten Duke of Bradford einige gemeinsame Nächte an, wenn er im Gegenzug für die Freilassung ihres Vaters sorgt. Zu ihrer Überraschung lehnt Bradford das Angebot ab und macht ihr stattdessen einen Heiratsantrag. Doch kann die Ehe mit dem notorischen Frauenhelden, den sie schon lange heimlich liebt, gut gehen?

Kommentar:
»Prelude to a Scandal« ist der Auftaktband zu einer Trilogie, die nur lose durch ein Benimmbuch mit dem Titel »How to Avoid Scandal« verbunden ist. Ich bin auf den Roman aufmerksam geworden, weil er von einschlägigen englischsprachigen Romance-Seiten fast durchgehend gute bis sehr gute Wertungen bekommen hat (Book Lovers Inc.: 4/5, Historical Romance Addicts: 5/5, Romantic Times: 4.5/5, AAR: B-) – allerdings ist mir schleierhaft, wie das passieren konnte. Ich hab mich nach geschlagenen zwei Wochen Herumgelese am Wochenende dazu gezwungen, das Buch zu beenden – und war wirklich extrem froh, als ich es endlich hinter mich gebracht hatte!

Dabei ist die Ausgangslage gar nicht schlecht. In einem humorvollen Prolog entpuppt sich Lady Justine Palmer als eine sehr freizügig erzogene junge Frau, die weite Teile ihres bisherigen Lebens mit ihren Eltern in Afrika verbracht hat; ihr Vater, ein Marquis, ist nämlich Naturforscher. Allerdings hat er sich mit seinen publizierten Beobachtungen zum abnormalen Sexualverhalten von Säugetieren keine Freunde im prüden England gemacht und sitzt deshalb nun im Gefängnis. Der Duke of Bradford hat die Forschungen jahrelang unterstützt, und da Justine ohnehin schon seit Ewigkeiten in den Duke verliebt ist, gibt es für sie offenbar nichts näherliegendes, als ihn um Hilfe bei der Freilassung ihres Vaters zu bitten und ihm im Gegenzug ihren Körper anzubieten. Dass sie Bradfort nicht zunächst mal einfach fragt, ohne direkt so ein Angebot zu unterbreiten, macht für mich nicht wirklich Sinn – ich hätte allerdings schweigend darüber hinweggesehen, wenn sich die Ungereimtheiten nicht rasant gehäuft hätten.

Die nächste Merkwürdigkeit liefert Bradford selbst ab: Er lehnt den unverbindlichen Sex mit Justine, die ihn offenbar insgeheim schon immer fasziniert hat, ab und unterbreitet ihr stattdessen einen Hochzeitsantrag. Der Grund könnte selbstsüchtiger nicht sein: Er erhofft sich nämlich, mithilfe seiner Ehefrau seine Sexsucht kurieren zu können und bei der Gelegenheit vielleicht auch gleich noch ein paar andere Geister aus der Vergangenheit zu vertreiben. Selbstmurmelnd soll sie das aber nicht wissen, weshalb er sie vor der Trauung vorsichtshalber nicht treffen will. Dumm nur, dass sie trotzdem in sein Haus platzt und ihn zu sprechen fordert, als er sich gerade in der Badewanne entspannt. Sie unterhalten sich eine Weile durch die geschlossene Tür, doch Justine ist von einer solch lächerlichen Vorrichtung natürlich nicht lange aufzuhalten. Sie platzt also nach der Ankündigung »Ich komm jetzt rein« in den Raum und trifft dort auf den nackten Duke. Der hat sich nämlich schlauerweise schnell aus dem Zuber erhoben, damit Justine auch ja einen Blick auf seinen gewaltigen Oschi erhaschen kann, der beim Gespräch mit dieser begehrenswerten Frau zum Leben erwacht ist. Mann ist ja sexsüchtig. Justine allerdings interessiert sich zwar durchaus für dieses Wunderwerk der Schöpfung, noch viel mehr treibt sie aber die Frage um, woher um alles in der Welt die Narbe kommt, die die eine Gesichtshälfte des Dukes verunstaltet und die früher nicht da war. Weil es viel zu langweilig wäre, wenn dieses dunkle Geheimnis aus Bradforts Vergangenheit jetzt schon enthüllt würde, ergeht der sich nur in ein paar düsteren Andeutungen. Die Krönung der komplett lächerlichen Szene ist dann, dass Justine in die Badewanne stürzt, um nur ja keine der sich bietenden Schwachsinnigkeiten auszulassen. Das soll wohl erstens witzig sein und zweitens ein neuer Auslöser für die kaum mehr zu bändigende Lust des Sexsüchtigen. Denn das Kleid klebt der forschen Frau natürlich nass am Körper, weshalb ihre sexy Formen sich wunderbar deutlich abzeichnen und den Duke endgültig um den Verstand bringen. Eigentlich hatte das Buch bei mir bereits in diesem Moment verloren.

Da ich aber ja nicht so schnell aufgebe, hab ich das Tun der beiden Protagonisten mit wachsender Fassungslosigkeit weiterverfolgt. So durfte ich nicht viel später beim Sex in der Hochzeitsnacht dabei sein. Besser gesagt: Fast-Sex, denn Bradford bricht ihn mittendrin ab, weil er auf einmal fürchtet, seine Frau zu verletzen. Sehr heldenhaft, vor allem für einen angeblich Sexsüchtigen nach acht Monaten selbstauferlegtem Sexentzug – und so glaubwürdig! Immerhin gibt es später dennoch einige gute erotische Szenen, ich würde aber nicht sagen, dass sie mich für die unsinnige und dröge Handlung entschädigt hätten. Das Buch krankt einfach extrem an einem Überangebot von Konflikten und Dramen. Denn neben der Sexsucht des Helden werden noch unzählige andere Themen abgekaspert: Homosexualität, Ehebruch, Alkoholprobleme, Vergewaltigung, Gewalt im Allgemeinen und in der Partnerschaft im Speziellen, der Mangel an Zivilcourage und Nächstenliebe sowie diverse Familienprobleme. Alles wird aber irgendwie nur angerissen und ist deshalb einfach nicht überzeugend, sondern wirkt total konstruiert.

Ebenso wenig überzeugend sind die Helden. Ich habe zu beiden Protagonisten keinerlei Zugang gefunden, sie blieben mir fremd und waren mir kein bisschen sympathisch. Justine ist einfach viel zu selbstständig, unerzogen und freizügig für eine Adlige in dieser Zeit. Ihre Starke-Frau-Masche und ihr respektloses Verhalten Bradford gegenüber sind nicht mal vor ihrem familiären Hintergrund und zu »Erziehungszwecken« glaubwürdig. Der Duke ist als klassischer »tortured hero« angelegt, aber leider nimmt man ihm seine Rolle nicht ab – ebenso wenig wie seine Sexsucht, übrigens. Der Gute redet nämlich zwar ständig darüber, sexsüchtig zu sein, aber wirklich nachvollziehbar ist das anhand seines Handelns und Denkens nicht. Und weshalb er glaubt, dass seine Sexsucht für das traumatische Ereignis um die Mätresse seines Bruders verantwortlich ist, ist auch nicht klar. Völlig abstrus auch seine Reaktion auf ein Liebesgeständnis seiner Frau, die sich daraufhin anmaulen lassen muss, dass sie doch nicht einfach »Ich liebe dich« sagen kann! Schließlich hat Bradfords Mutter das täglich seinem Vater gesagt, aber es war gar nicht wahr, sondern die hatte Affären! Böse Menschen gibts, also wirklich. Sieht unsere liebe Justine mit dem goldenen Herzen übrigens auch so: Nachdem sie erfahren hat, dass die Rabenmutter dafür verantwortlich ist, dass Bradford ihr niemals seine Liebe gestehen wird, handelt sie. Sie wirft das Porträt der Mutter unter wüsten Beschimpfungen auf den Müll. Alle verrückt!

Fazit:
4/15 – Ein Buch mit nur wenigen netten Momenten, durch das ich mich wirklich gequält habe – alle paar Minuten hab ich ausgerechnet, wie viele Seiten es noch sind! Ich werde mich vielleicht trotzdem mal an einem der Folgebände versuchen, falls er mir günstig in die Finger fallen sollte, denn bei Amazon.com ist Band 1 deutlich schlechter bewertet als Bände 2 und 3.

 

 

Serieninfo:
01 Prelude to a Scandel (2010)
02 Once upon a Scandal (2011)
03 The Perfect Scandal (2011)

Trivia:
Cora hat die Rechte an der Serie eingekauft und wird sie – voraussichtlich 2012 – in Deutschland veröffentlichen.