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[Rezension] Lisa Kleypas: Love in the Afternoon

Klappentext:
As a lover of animals and nature, Beatrix Hathaway has always been more comfortable outdoors than in the ballroom. Even though she participated in the London season in the past, the classic beauty and free-spirited Beatrix has never been swept away or seriously courted … and she has resigned herself to the fate of never finding love. Has the time come for the most unconventional of the Hathaway sisters to settle for an ordinary man – just to avoid spinsterhood?

Captain Christopher Phelan is a handsome, daring soldier who plans to marry Beatrix’s friend, the vivacious flirt Prudence Mercer, when he returns from fighting abroad. But, as he explains in his letters to Pru, life on the battlefield has darkened his soul – and it’s becoming clear that Christopher won’t come back as the same man. When Beatrix learns of Pru’s disappointment, she decides to help by concocting Pru’s letters to Christopher for her. Soon the correspondence between Beatrix and Christopher develops into something fulfilling and deep … and when Christopher comes home, he’s determined to claim the woman he loves. What began as Beatrix’s innocent deception has resulted in the agony of unfulfilled love – and a passion that can’t be denied …

Kommentar:
Nachdem ich vom vierten Band um die Hathaway-Geschwister ziemlich enttäuscht war, habe ich »Love in the Afternoon« zunächst mal in den SuB verbannt und fast vergessen. Erst der AAR Annual Reader Poll, bei dem der Roman mächtig abgeräumt hat, hat mich wieder an das Buch erinnert – und jetzt, einige Monate später, hab ich mir den Abschlussband der Hathaway-Serie endlich vorgenommen.

England, 1855/56. Beatrix Hathaway ist zufällig bei ihrer Freundin Prudence, als diese einen Brief von ihrem Verehrer Captain Christopher Phelan erhält. Christopher kämpft als Soldat im Krimkrieg, und sehr zu Prus Ärger geht dieser Krieg nicht ohne Spuren an ihm vorüber: Sein jüngste Brief klingt richtig verzweifelt und hat definitiv nicht den Unterhaltungswert, den sich die Schönheit aus Hampshire wünscht. Weil sie keine Lust auf dieses Lamento hat, beschließt sie, dem Captain nicht zu antworten. Beatrix ist darüber ziemlich entsetzt, denn ihr ist nach dem Lesen des Briefs sofort klar, dass Christopher Prudence braucht, um durchzuhalten. Sie übernimmt schließlich an Prus Stelle die Korrespondenz, allerdings gerät die Sache schnell aus den Fugen: Ohne es zu wollen, verliebt sich Beatrix in Christopher, und auch Christophers Gefühle für die Briefeschreiberin werden immer tiefer. Doch als der Christopher hochdekoriert als Held, aber seelisch schwer angeschlagen aus dem Krieg zurückkehrt, ist es natürlich Prudence, die er will – hält er doch sie für das Mädchen, das ihm mit seinen Worten Kraft gegeben hat …

»Love in the Afternoon« hätte ein grandioses Buch werden können. Die Grundidee ist wirklich mal was anderes und Kleypas hätte eine herzzerreißende, dramatische Lovestory inklusive Verwirrspiel um die Identität der Briefeschreiberin und die Aufarbeitung von Christophers Kriegstraumas daraus spinnen können. Leider hat sie sich dazu entschieden, das Buch anders aufzubauen, und so konnte nur der erste Teil hundertprozentig überzeugen: vom ersten Brief bis zu dem Moment, in dem Christopher entdeckt, wer die Briefe in Wahrheit geschrieben hat. Auf den letzten einhundert Seiten verfällt Kleypas dann in ein seltsames Hopplahopp, das ich bei ihr noch nie erlebt habe. Es werden jede Menge Ereignisse grob zusammengefasst, mit ein paar längeren Szenen aufgehübscht und mittels zahlreicher und äußerst uneleganter Zeitsprünge präsentiert: Innerhalb von 14 Tagen passiert dies, zwei Monate später das, drei Wochen später jenes usw. Der Leser wird so zwar einigermaßen über die fortschreitende Entwicklung der Personen und Beziehungen informiert, wirklich miterleben darf er sie aber nicht oder maximal punktuell. Ich empfinde das in dieser Form als echte handwerkliche Schwäche und bin damit wieder beim Thema: Das kommt davon, wenn die Autoren Verträge abschließen, die so viele Bücher in so kurzer Zeit umfassen.

Das Buch hat trotzdem Spaß gemacht, und das liegt ganz besonders an Beatrix. Beatrix ist eine wundervolle Heldin: unkonventionell, intelligent, schlagfertig, loyal, warmherzig und verständnisvoll. Überdies ist sie berühmt-berüchtigt für ihre Naturverbundenheit und Tierliebe, wobei ihr Herz ganz besonders für die schicksalsgebeutelten Kreaturen schlägt. Weil sie bei einem Picknick vor Beginn der Handlung einmal ihren Haus-Igel Medusa dabei hatte, wurde sie von Christopher verächtlich als ein Mädchen, das in den Stall gehört, bezeichnet. Diese Worte hat sie ihm nie verziehen, und es spricht für ihre Großherzigkeit, dass sie sich zu Beginn der Handlung trotzdem dazu bereiterklärt, an Prus Stelle mit Christopher zu korrespondieren. Sie lernt einen ganz anderen Menschen kennen als angenommen und ist aufgrund ihres Charakters natürlich prädestiniert dafür, ihm vorbehaltlos alles zu geben, was sie zu geben hat. Ihr Verständnis für Christophers Probleme ist nicht nur während der Korrespondenz, sondern auch nach seiner Rückkehr ebenso grenzenlos wie ihre Liebe für ihn.

Christopher ist ebenfalls eine interessante Figur und natürlich ein klassischer »tortured hero«. Er ist als arroganten Schönling in den Krieg gezogen und als traumatisierter Mann zurückgekehrt, doch in Beatrix findet er Halt und Verständnis, Ablenkung und neuen Lebensmut. Schon bevor er weiß, dass sie die Briefe geschrieben hat, schätzt er ihre Nähe mehr als ihm lieb ist, denn schließlich glaubt er ja, Prudence zu lieben, die vermeintlich so wunderbar mit Worten umzugehen weiß. Es spricht für seinen Realitätssinn, dass ihm so schnell klar wird, wie oberflächlich Prudence ist und dass sie die Briefe niemals geschrieben haben kann; das nimmt der Handlung aber viel von der Spannung, die das Thema »Held steigert sich aufgrund tragischer Umstände blind in die Liebe zu einer falschen Frau« geboten hätte. Weiterhin wurde einiges Potenzial bei der Aufarbeitung seines Traumas verschenkt, andererseits ist ein Liebesroman von diesem Umfang wohl auch nicht der Rahmen, in dem sowas erschöpfend abgehandelt werden kann. Dass es einen Anlass von außen geben musste, damit Christopher einen entscheidenden Schritt auf dem Weg der Heilung macht, fand ich jedenfalls nicht glücklich – zumal die Sache sehr konstruiert wirkte.

Wundervoll waren die Szenen, in denen die Hathaways gemeinsam aufgetreten sind und die vor Esprit und Witz nur so sprühten. Diese außergewöhnliche Familie ist einfach unglaublich charmant, amüsant und liebenswert – ich glaube, ich würde mir irgendwelche Weihnachts-, Oster-, Pfingst- oder sonstige Novellas über die Hathaways auch ganz ohne Romance-Handlung kaufen! Ohne zu zögern!

Fazit:
10/15 – Ein Buch mit einer schönen Grundidee und wunderbaren Protagonisten, das aber im letzten Drittel rapide nachlässt. Durch die frühe Aufdeckung der Identität der Briefeschreiberin verschenkt die Autorin viel Potenzial.

 

 

Serieninfo:
01 Mine Till Midnight | Pfand der Leidenschaft – 10/15
02 Seduce me at Sunrise | Glut der Verheißung – 15/15
03 Tempt me at Twilight | Zärtlicher Nachtwind – 12/15
04 Married by Morning – 8/15
05 Love in the Afternoon – 10/15

2 Kommentare zu [Rezension] Lisa Kleypas: Love in the Afternoon

  • ClaudiaGC

    Ich liebe die Hathaways von Lisa Kleypas! Und diesen Teil ganz besonders. Für mich war Beatrix die anderen Bücher über immer eher uninteressant, da sie ja noch ziemlich jung war. Aber ich finde Lisa Kleypas hat sie wunderbar heranwachsen lassen. :) Sie hat immernoch etwas Jugendlixhes behalten und ist trotzdem erwachsen geworden. Und Christopher…hach…tortured hero, right up my alley! *g*

  • Ich fand die Figuren auch wundervoll, und was du über Beatrix sagst, kann ich genau so unterschreiben. Der Verlauf der Handlung hat mich aber wie gesagt ein bisschen enttäuscht. Ich finde, Kleypas hat durch den Handlungsaufbau wirklich viel Potenzial verschenkt und Spannung rausgenommen … Und das Hopplahopp am Ende hat mich echt irritiert, dich nicht?

    Wie auch immer, Kleypas ist und bleibt eine meiner liebsten Historical-Autorinnen … sie versteht ihr Handwerk einfach.

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