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OT: The Girl Next Door
Inhalt:
Eine Vorstadt in den USA der Fünfzigerjahre. Kein schlechter Ort, um seine Jugend zu verbringen – weitab von McCarthys Kommunistenjagd, dem Kalten Krieg und der Atombombe. Doch dieser Ort hat auch seine düsteren Seiten, wie der junge David bald erfährt. Denn in der kleinen ruhigen Sackgasse, in der er und seine Freunde wohnen, geschehen in einem Keller Dinge, von denen niemand weiß und die auch nicht ans Tageslicht kommen sollen. Was passiert, wenn der Wahnsinn ungebremst seinen Lauf nimmt und das Böse von den Menschen Besitz ergreift.
Soweit der Klappentext. Um aber mal ganz kurz auf den Punkt zu bringen, worum es eigentlich geht: Das Buch handelt von der monatelangen systematischen Misshandlung eines jungen Mädchens.
Kommentar:
Als »Meisterwerk der psychologischen Spannnug und gleichzeitig eines der schockierendsten Werke der modernen Literatur« wird das Buch im Klappentext bezeichnet, und ich habe selten eine treffendere Verlagsbeschreibung gelesen. Schon bald war ich kurz davor, das Buch abzubrechen, weil das Maß an dargestellter psychischer wie physischer Gewalt so unerträglich war, und bis kurz vor Schluss habe ich immer wieder bezweifelt, ob ich das Ganze wirklich noch länger ertragen kann. Letztendlich hab ich »Evil« aber doch – und zwar mit wachsendem Entsetzen – bis zum bitteren Ende verfolgt, weil ich es einfach nicht weglegen konnte. Die grauenvollen Ereignisse haben – obwohl sie so abstoßend sind – eine dermaßen morbide Faszination auf mich ausgeübt und gleichzeitig eine solche Beklemmung in mir ausgelöst, wie ich es noch nie erlebt habe. Fassungslos stand ich da und konnte nicht glauben, was da passiert – und dass es passiert, obwohl es so viele Mitwisser gibt.
Verstörend sind aber nicht nur die detailliert erzählten Ereignisse rund um Megs Misshandlungen, sondern auch die Erkenntnis, welche Wirkung Macht auf die Menschen ausüben kann, wie sich die eigenen Werten und die Vorstellung von Gut und Böse in solchen Situationen verschieben können und welche Konsequenzen Schweigen bzw. Wegsehen haben kann. Irgendwie begreift man auf einmal, was Mittäterschaft bedeutet – und zwar in jeder Hinsicht. Denn irgendwann stellt man fest, dass man ebenso wie David trotz aller Abscheu ob all des Grauens und der Brutalität ebenfalls keine Konsequenzen zieht und stattdessen in stummem Entsetzen die Ereignisse verfolgt.
Wertung:
Wie soll man ein Buch bewerten, das man gleichzeitig abstoßend, widerlich und grauenvoll, gleichzeitig aber emotional zutiefst verstörend und fesselnd findet? Ich habe keine Ahnung. Ich werde dieses Buch definitiv nie wieder lesen und weiß auch nicht, ob man es lesen muss. Für mich war es eine einmalige Leseerfahrung, die mir wirklich ans Gemüt gegangen ist; ob es die gebraucht hätte … ich weiß es nicht! Tatsache ist jedenfalls, dass mich noch nie ein Buch so aufgewühlt und entsetzt zurückgelassen hat wie dieses – und zwar schon bevor ich entsetzt zur Kenntnis nehmen musste, dass der Roman auf einem wahren Fall basiert. (Ausführliche Informationen auf Englisch bei TruTV.)
OT: Tempt the Devil
Inhalt:
Julian Southwood, Earl of Erith, sucht eine Geliebte. Nur eine kann seinen exquisiten Geschmack befriedigen: die begehrteste Kurtisane Londons, die schöne Olivia Raines. Von den Männern umschwärmt, verbirgt sie ihr wahres Ich. Doch Julian weckt unbekannte Gefühle in ihr. So entbrennt nicht nur ekstatische Leidenschaft zwischen ihnen, sondern etwas weit Bedrohlicheres: Liebe. Doch kann es eine Zukunft für die Liebe der beiden geben?
Kommentar:
Obwohl ich ja schon gewisse Probleme mit dem Vorgänger hatte, war ich zugegebenermaßen ziemlich gespannt auf »Verbotene Umarmung«. Jetzt muss ich leider feststellen, dass die Autorin offenbar ein Faible für merkwürdige, unsymathische Figuren und hanebüchene Geschichten hat, und dass dieses Buch mitnichten besser ist – im Gegenteil. Das Gezänk zwischen den Protagonisten ist ebenso enervierend wie die ständigen Machtspielchen und das permanente Hin und Her und Her und Hin. Am schlimmsten sind aber die unzähligen Missverständnisse, die zu endlosen unsinnigen Dialogen und Gefühlsaufwallungen führen. Die vielgepriesene angeblich wundervolle Sprache Campbells ist darüber hinaus zumindest für meine Begriffe so seltsam metaphorisch und personifizierend, dass es teilweise schon ans Lächerliche grenzt, wenn etwa die Liebe so lange und vehement an die Tür des Herzens klopft, bis diese geöffnet wird! Und ob ich über Sätze wie »Ich habe dich praktisch durch Sonne und Mond gef.i.ckt« (S. 221) Lachen oder Weinen soll, weiß ich auch nicht – im Moment herrscht noch sprachloses Entsetzen vor. Zur gewöhnungsbedürftigen Sprache der Autorin kommt dann auch noch eine schlechte Übersetzung, in der nicht nur die Existenz des Plusquamperfekts und des Genitivs konsequent geleugnet wird, sondern bei der die Übersetzerin (Uta Hege) auch noch ihre Kreativität mit lustigen Neologismen wie »spinnewütend« freien Lauf lässt.
Fazit:
3/15 – Gnadenpunkte für die Grundidee und diverse Ansätze, die mir gefallen hätten, wenn sie nicht ganz so unsinnig ausgearbeitet worden wären! Definitiv das letzte Buch von Campbell, das ich gekauft habe. (Den Erstling hab ich hier ja noch ungelesen stehen, aber ob ich mich an den ranwagen soll?!)
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Wer mag und hart im Nehmen ist, kann jetzt noch einen detaillierteren Blick mit mir auf die Geschichte werfen, um mit mir gemeinsam über die Abstrusität der Geschichte zu staunen.
***ACHTUNG, SPOILERGEFAHR!***
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1. Teil der Ruf-des-Blutes-Serie
Inhalt:
Als Melissa Ravenwood dem Geheimbund der Ashera beitritt hofft sie, mit ihrem bisherigen Leben auch all die Lügen und Intrigen hinter sich zu lassen, die ihre Welt in einem Sekundenbruchteil zum Einsturz brachten. Doch stattdessen wird sie zum Spielball ebenso sinnlicher, wie gefährlicher Dämonen. Vampire – wie ihr rätselhafter Geliebter Armand, der Schuld an ihrem Schicksal trägt. Und auch Franklin Smithers, der Leiter des Ashera-Ordens scheint von düsteren Geheimnissen umgeben, deren Ursprung in Melissas Vergangenheit liegt.
Kommentar:
Ich bin ja wirklich hart im Nehmen und breche praktisch nie ein Buch ab, aber bei »Tochter des Blutes« hab selbst ich auf Seite 85 kapituliert und beschlossen, mich nicht weiter zu quälen. Das Machwerk ist so schlecht, dass ich nicht mal Lust hatte, es als Lästerobjekt für einen Verriss zu benutzen, denn ich konnte es einfach keine Seite länger ertragen.
Die Geschichte startet schon völlig schwachsinnig: Ein Vampir taucht des nachts in Hexe Melissas Zimmer auf, als sie gerade nackt vor dem Spiegel rumsteht, doch statt alarmiert zu sein, fühlt sie sofort, dass er ihr nichts tun will – auch wenn sie schon n bisschen Angst hat, zumindest anfallsweise. Stattdessen findet sie ihn lieber total sexy und aufregend, weil er ja so düster-geheimnisvoll ist, und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Gut, wenn man weiterliest, wundert einen diese Reaktion nicht mehr, denn Melissa ist einfach durch und durch doof und naiv und erinnert frappierend an einen 15-jährigen Teenie. Blöd, dass sie eigentlich eine Mittzwanzigerin darstellen soll, die gerade ihren Abschluss in Geschichte und Archäologie gemacht hat, und die neben einer Portion Fleiß wohl über ein hohes Maß an Intelligenz bzw. Auffassungsgabe verfügen soll, denn wieso sonst würde so eindringlich betont, dass sie für dieses anspruchsvolle Studium nur acht Semester (das dürfte wohl die Mindeststudienzeit sein) gebraucht hat?! Wie auch immer die Autorin sich die Figur vorstellt, auf mich wirkt sie durch und durch kindisch, manipulierbar und kein bisschen gefestigt und selbstbewusst, was sich auch darin manifestiert, dass sie grundsätzlich von ihrer Meinung ablässt, sobald ihr jemand widerspricht, und ihr ganzes Sein und Denken auf Armand konzentriert.
Ausgerechnet auf Armand, der keinen Deut sympathischer ist als die Hexe selbst, und der sich im Wesentlichen dadurch auszeichnet, dass er kein klares Profil hat: Er soll wohl düster und arrogant rüberkommen und so ein schicksalsgebeutelter harte-Schale-weicher-Kern-Vampir sein, ist aber nicht überzeugend angelegt. Er ist einfach ein richtiges Arschloch, arrogant, anmaßend und herablassend. Außerdem nerven die von ihm ständig eingestreuten französischen Wörter bzw. Sätze (die dann auch noch zusätzlich übersetzt werden) fürchterlich. Eine Warnung an alle, die es ausschließlich monogam mögen: Armand hält nicht viel von Monogamie und auch nicht von Heterosexualität; er machts auch gern mal mit Männern.
Ob die Geschichte möglicherweise noch besser oder interessanter geworden wäre und inwieweit sich die Personen vielleicht noch zu ihrem Vorteil entwickelt hätten, vermag ich nicht zu sagen. Es ist mir aber auch vollkommen egal, denn die gravierenden sprachlich-stilistischen Mängel hätte die beste Geschichte der Welt nicht wettmachen können. Über das »Stilmittel« der mehr als einfachen, massenhaft aneinandergereihten Kurzsätze, gern auch ohne Prädikat, kann man ja noch streiten. Nicht mehr streiten kann man aber über zahllosen falschen semantischen wie inhaltlichen Bezüge und andere sprachliche Unzulänglichkeiten, die – wenn schon nicht der Verfasser selbst – wenigstens ein Lektor bemerken sollte. Kleine Kostprobe gefällig?
»Das Haus, in dem ich meine Kinderzeit verbrachte, lag an einem kleinen See, ein Stück außerhalb von Thedford. Er war aus Holz und Stein massiv gebaut, hatte eine große Veranda an der Vorderseite und eine kleinere nach hinten zum Garten. Es war schön hier. Umgeben von dem kleinen Wäldchen, das den Namen Bylden Wood trug. Aber auch sehr einsam.«
Nein, ich hab mich nicht vertippt. Und ich hab auch nix ausgelassen. Das steht da so, direkt auf S. 4 – wobei das nicht die ersten Auffälligkeiten waren! Ehrlich mal, wie könnte man da nicht augenblicklich die Lust verlieren?! Und wie kann es sein, dass das Buch bei Amazon 4 Sterne bei 29 Bewertungen hat, davon 18 5-Sterne-Bewertungen? Haben die Leute, die 19,50 Euro für ein Buch ausgeben, denn überhaupt keine Ansprüche an das Werk? Und finden die das wirklich toll, wollen sie es toll finden oder finden sie einfach alles toll? Sind die eventuell alle verrückt – oder doch ich? Mit dieser philosophischen Frage verabschiede ich mich fürs Erste und ziehe mich mit einem hoffentlich besseren Buch in die Badewanne zurück!
Wertung:
Ungenügend! Eine absolute Zeitverschwendung!
4. Teil der Mayhem in Mayfair Series
Inhalt:
Lady Emily Stapleford hätte sich nie im Leben träumen lassen, ihre Familie vor dem finanziellen Ruin bewahren zu müssen: Damit ihr Vater seine immensen Schulden bezahlen kann, muss sie einen reichen Mann heiraten. Doch Emily hat sich geschworen, nur aus Liebe und nicht aus finanziellen Gründen zu heiraten, also schickt sie ihre Vampirgeschichte an diverse Verleger, um selbst Geld zu verdienen. Natürlich wird ihr Manuskript abgelehnt, denn welcher Leser würde schon eine Geschichte um eine Vampirin lesen wollen? Emily sieht nur einen Ausweg, sie muss das öffentliche Interesse an Vampiren – vor allem an weiblichen! – wecken. Was läge da näher, als sich selbst als Vampirin auszugeben? Unglücklicherweise kreuzt einmal mehr der ungehobelte Amerikaner Logan Jennsen ihren Weg und ist drauf und dran, ihr Geheimnis zu entdecken – im Zuge eines äußerst kompromittierenden Zusammentreffens, das ein ungeahntes Feuer in den beiden entfacht. Sie kommen sich immer näher, doch auch Jennsen hat ein Geheimnis, das sie beide das Leben kosten könnte …
Kommentar:
Nach dem relativ schwachen und ziemlich enttäuschenden dritten Teil der Serie bin ich mit äußerst gemischten Gefühlen an dieses Buch herangegangen. Zunächst fand ich meine Skepsis auch bestätigt, denn ich hatte wie schon bei »Sleepless at Midnight« den Eindruck, dass die Gedanken beider Protagonisten um immer das Gleiche kreisen: in diesem Fall um den ungehörigen Kuss in der Bibliothek bei Juliannes und Gideons Hochzeit, der bereits drei Monate zurückliegt. Doch erfreulicherweise gibt es bei diesem Buch nach anfänglichen erschöpfenden Berichten und Gefühlswallungen zu diesem Kuss eine echte Entwicklung – die Entwicklung der Beziehung zwischen Emily und Logan, die wirklich wunderschön und sehr gefühlvoll erzählt ist. Es ist richtig mitreißend, wie die Protagonisten nicht nur ihrer sexuellen Anziehungskraft erliegen, sondern gleichzeitig nach und nach neue Seiten an ihrem Gegenüber entdecken, mit denen sie nie gerechnet hätten, die sie aber umso mehr faszinieren. Dass sie sich so lange weigern, sich ihre Liebe einzugestehen, obwohl doch für alle so offensichtlich ist, was die beiden füreinander empfinden, ist ab einem gewissen Punkt allerdings nicht mehr so wirklich glaubwürdig. Die Krimihandlung um Jennsens Vergangenheit ist wie so oft bei D’Alessandro ziemlich verzichtbar und nicht wirklich ausgereift: Es mangelt an Logik, und die eine oder andere Frage bleibt m.E. am Ende offen. Aber das ist zu verzeihen und fällt nicht besonders ins Gewicht in Anbetracht der Tatsache, dass dieses Buch nun mal kein Krimi, sondern ein Liebesroman ist.
Die Hauptfiguren sind beide ausgesprochen gut gelungen und extrem lebendig dargestellt: Selten habe ich Szenen und Figuren so deutlich vor mir gesehen wie in diesem Buch – etwa Emily im Kreis ihrer Familie im Park, ein letzter Blickwechsel vor dem Weggehen, ein Winken zum Abschied. Sowohl Logan als auch Emily sind intelligent, willensstark, witzig und schlagfertig, wirken dabei aber unvergleichlich warmherzig und verantwortungsbewusst (wenn sie nicht gerade in einer Bibliothek aufeinandertreffen!). Klingt langweilig? Ist es nicht! Denn umso besser wirken Szenen, in denen die Protagonisten von ihren Gefühlen überwältigt werden, etwa als Jennsen seinem Eifersuchtsanfall erliegt oder in der Staplefordschen Bibliothek vollkommen die Kontrolle verliert. Erfreulich auch, dass die beiden selbstbewusst genug sind, über alle gesellschaftlichen Normen hinweg zu handeln: Emily schert sich nicht ernsthaft darum, dass Logan kein britischer Peer, sondern ein amerikanischer Emporkömmling ist, und Logan ergeht sich glücklicherweise (im Gegensatz zu Gideon) auch nicht permanent in Gejammer darüber, dass ihre Verbindung nicht wirklich standesgemäß ist und nur aufgrund seines immensen Reichtums akzeptiert wird.
Natürlich begegnen wir auch den anderen anderen Mitgliedern der Ladies Literary Society wieder, die diesmal – allerdings nur sehr am Rande – ein erotisches Vampirbuch lesen. Sarah und Julianne sind schwanger, Carolyn hingegen fürchtet um ihre Gesundheit und bedarf Emilys Zuspruch. Die Ehegatten der drei, die ja auch Freunde von Logan Jennsen sind, dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen. Ausgerechnet Gideon spielt eine etwas größere Rolle, denn er wird in seiner Funktion als geschätzter (!) Bow Street Runner von Jennsen engagiert, den geheimnisvollen Verfolger zu stellen bzw. Emily zu bewachen. Er erweist sich – Überraschung! – einmal mehr als miserabler Ermittler!
Wertung:
14/15 – Jacquie D’Alessandro in alter Form! Nach dem sehr durchwachsenen Vorgängerband liefert sie nun wieder ein gefühlvolles Buch ab, das mitreißend ist und richtig Spaß macht. Kleine Abzüge gibts für die extrem langgezogene Verleugnung ihrer Gefühle füreinander und die sehr schwache Krimihandlung. Ingesamt für mich der zweitbeste Band der Serie nach Sarahs und Matthews Geschichte.
OT: Halfway to the Grave
1. Teil der Night-Huntress-Serie
Inhalt:
Da war er, der Pakt mit dem Teufel! Der Vampir schaute sie verführerisch und bedrohlich zugleich an. Wenn sie sein Angebot ablehnte, wäre für ihn Happy Hour und sie der Drink. Wenn sie zustimmte, würde sie jedoch ein Bündnis mit dem absolut Bösen eingehen …
Kommentar:
Wow, was für ein geheimnisvoller Klappentext – und so passend zu den drei über allem prangenden Schlagwörtern »düster – gefährlich – erotisch!« Zwar tendiert die Aussagekraft gegen Null, aber Zweck eines solchen Textes ist es ja auch nicht, den Leser auf den Inhalt vorzubereiten, sondern sein Interesse zu wecken und ihn zum Kauf zu animieren! Eine Inhaltsbeschreibung wäre wohl ohnehin ziemlich langweilig ausgefallen, denn es passiert nicht wirklich viel. Für alle, die trotzdem wissen wollen, worum es bei diesem Buch eigentlich geht, sei eine Zusammenfassung geliefert: Vampirjagende Halbvampirin trifft auf einen vampirjagenden Vollvampir, und gemeinsam ziehen sie durchs Land und metzeln einen bösen Vampir nach dem anderen nieder.
Zugegeben, manch ein Autor vermag es, einem Buch trotz einer mäßigen Storyline Leben einzuhauchen, Jeaniene Frost gehört aber offenbar leider nicht zu ihnen. Denn nicht nur die Handlung plätschert ohne echte Höhepunkte vor sich hin, sodass keinerlei Spannung aufkommen mag, sondern überdies sind ihre Figuren unausgereift und enervierend.
Cat soll wohl sowas wie eine Kickass-Heldin sein: tough, effektiv, unerbittlich, mörderisch. Leider müssen wir schnell erfahren, dass sie – laut ihres neuen Lehrmeisters Bones – keine Ahnung von der Vampirjagd hat und auch sonst nichts von Belang weiß. Das passt zwar nicht so wirklich dazu, dass sie bereits knapp 20 der Blutsauger um die Ecke gebracht hat, überrascht andererseits aber nicht in Anbetracht der Tatsache, dass die irgendwie wohl schon selbstbewusste und schnoddrig-unflätig daherredende Cat unglaublich unüberlegt, verbohrt und naiv ist. Erschwerend hinzu kommt eine extreme Verunsicherung bzgl. ihrer Identität/Persönlichkeit und Selbstverleugnung (eingeredet von ihrer Mutter) sowie eine sexuelle Verklemmung und Blauäugigkeit, die eher ins 19. Jahrhundert passen würde. Dass die in Sachen Sexualität bis zum Ende schamhaft dargestellte und bei jeder Gelegenheit errötende Cat trotzdem Dinge denkt wie »Du hast dir eben einen Blowjob verdient!« (S. 279), verwundert auch schon nicht mehr in Anbetracht der Tatsache, dass in Sachen Protagonistin ohnehin kaum was zusammenpasst.
Bones, ihr männlicher Gegenpart, soll einen uralten und dementsprechend mächtigen Vampir darstellen, der sich als Kopfgeldjäger verdingt. Die angemessene Arroganz legt er immerhin an den Tag, nennt er unsere beeindruckende Kickass-Heldin doch ununterbrochen »Schätzchen«, »Süße« sowie gefühlte fünfzehn Millionen mal »Kätzchen« (ja, mir ist wohl bewusst, dass da ein gewisser Zusammenhang mit dem Vornamen »Cat« besteht!). Daneben beeindruckt er mit so fiesen Flüchen wie »Kreuzdonnerwetter« – was evtl. darauf hinweisen soll, aus welcher Zeit er stammt, aber eigentlich nur deutlich macht, dass der Vampirkiller ein ebenso wenig ernstzunehmender Kickass-Held ist wie seine Partnerin Cat. Immerhin im Bett scheint er begabt zu sein, wenngleich unklar ist, wieso er sich eine Affäre mit der verklemmten Nervensäge antut und sich auch noch auf den ersten Blick in sie verliebt hat. Sein Liebesgeständnis trifft nicht nur die Halbvampirin, sondern auch uns Leser wie aus heiterem Himmel, passt aber zur gesamten Unausgegorenheit des Buchs.
Die viel gepriesene Erotik konnte ich blöderweise nicht entdecken; die ist offenbar in all den Dummheiten und Naivitäten untergegangen. Okay, es gibt Sexszenen und jede Menge sexuelle Anspielungen, nur sind die mitnichten erotisch. Wie auch, wenn eine Person im Fokus steht, die angesichts der sexuellen Ungehörigkeiten ständig Gefähr läuft, den Verstand zu verlieren und ohnmächtig zu werden, die nach einer schlechten Erfahrung mit einem Dummkopf, der sie direkt nach dem Sex sitzengelassen hat, meint, mit ihr stimme was nicht, und die verkündet »Oralsex macht man nicht«, während ER gerade dabei ist. Zu allem Übel würgt sie auch noch das Nachspiel mit den Worten »Willst du dich nicht auf die Seite rollen und einschlafen?« ab. Spätestens an dieser Stelle hätte ich das Buch am liebsten in die Ecke gefeuert, zumal Bones unverdrossen und mit einer enervierenden Gelassenheit reagiert, statt ihr ihren eigenen Pflock ins Herz oder sonstwohin zu rammen.
Neben blöden Hauptpersonen, unerotischen Sexszenen und einer wenig spannenden Handlung, gibt es noch eine Menge befremdlich anmutender Szenen und Figuren. So erfahren wir von einer sliplosen sexy spanischen Vampirin, die einst aus einem Nonnenkonvent (!) geraubt wurde und vielleicht deshalb jetzt so wild die Moralkeule schwingen darf, dass die Vampirgesellschaft überhaupt nicht so schlimm ist und dass der vermeintliche Vampirbösewicht lange nicht so böse wie die Menschen, die Frauen verschleppen, verstümmeln und unterwerfen.
Daneben begegnet uns noch Cats bucklige Verwandtschaft in Gestalt ihrer moralischen Großeltern und vor allem ihrer bekloppten Mutter, die Cat verantwortlich für ihr eigenes verkorkstes Leben macht und sie permanent unter Druck setzt – wodurch dann auch klar ist, wieso Cat so ist, wie sie leider ist.
Welche Funktion Cats Nachbar Timmy hat, ist mir vollkommen unklar. Seine Auftritte sind allesamt seltsam bis bescheuert, und obwohl er eigentlich als Cats Freund eingeführt wird, klingt es am Ende des Buches nicht danach, als würde man ihm nochmal begegnen. Das wäre allerdings auch kein übermäßiger Verlust, weil er eh ein tollpatschiger Trottel ist.
Den Meinungen der Kritiker/Leser nach zu urteilen ist das Buch komischerweise gar nicht so schlecht, vielleicht versteh ich also mal wieder alles nicht. Das kann tatsächlich gut sein, denn ich fürchte fast, dass die Autorin dieses Buch mit einem Augenzwinkern geschrieben hat. Es gibt aber einfach eine Art von Humor, die bei mir keinerlei Amüsement hervorruft, sondern den gegenteiligen Effekt hat: Handlungsweisen, Gedanken und Dialoge wirken auf mich einfach so dermaßen dumm, unfassbar naiv, abstrus und hanebüchen, dass meine wesentliche Reaktion entnervtes und wildes Augenrollen ist. Sherrilyn Kenyon, Jennifer Ashley und Kathryn Caskie beherrschen diese Art der Schreibe übrigens ebenfalls meisterlich, und es hätte bei diesen Autorinnen ebenfalls passieren können, dass die Heldin sich permanent zum Affen macht, zum Beispiel, indem sie nach der Hand ihres Helden greift, aber leider seinen Schwanz erwischt, ohne es zu bemerken. Vor versammelter Mannschaft, versteht sich. Hahaha. *augenroll*
Aber nicht nur der Humor erschließt sich mir nicht, sondern auch die ständigen typografischen Hervorhebungen von einzelnen Wörtern ohne jeden ersichtlichen Sinn sind mir ein Rätsel. Vereinzelte Kursivierungen zur Betonung von Wörtern in der Schriftsprache sind mir natürlich geläufig, aber welchen Zweck haben sie in solchen Fällen: »Verdammter Mist!«, »Mein Gott, und ich habe ihne auch noch gewählt!« oder »Verfluchter Scheißkerl«? Keine Ahnung! Ist eigentlich auch egal, denn es gibt vordringlichere Probleme hinsichtlich dieses Buchs, um die sich die Autorin zunächst kümmern sollte …
Wertung:
2/15 – Ein abstruser Mix aus Gewalt, Sex und einem eigenwilligen Humor mit einem einigermaßen offenen Ende, das mich aber auch nicht dazu bringen wird, weitere Bände zu lesen!
Inhalt:
Frankreich, 1765: Eine Serie brutaler Morde versetzt die Bevölkerung einer abgelegenen Ortschaft in den Pyrenäen in Angst und Schrecken. Der junge André wird vom Bischof beauftragt, dem Aberglauben, der Teufel selbst sei zugange, ein Ende zu bereiten. Doch welches Geschöpf ist wirklich verantwortlich für die entstellten Leichen? André setzt sich auf die Spur der Bestie und gerät immer tiefer in einen nicht enden wollenden Albtraum.
Kommentar:
Ein altbekanntes, eigentlich interessantes Thema auf eine Weise aufgearbeitet, die überhaupt nicht mein Ding ist. Ich wüsste nicht mal, in welches Genre ich das Buch stecken sollte, wahrscheinlich ist das Jugendmystery mit Tendenz zum Kinderbuch, wobei auch das nicht so ganz passt, denn der Inhalt ist – im Gegensatz zur doch sehr, sehr einfach gehaltenen Sprache – eigentlich ziemlich »erwachsen«. Zu allem Übel ist die Geschichte noch nicht mal wirklich abgeschlossen, sondern schreit nach einem zweiten Teil. (Wobei ich nicht weiß, ob wirklich einer geplant ist und es mich auch nicht genug interessiert, um es rauszufinden.)
Wertung:
Keine Wertung, weil ich Kinder-/Jugendfantasy einfach nicht (mehr) besonders mag, es aber für unfair halte, das dem Buch anzukreiden. [Da wär ich ja wie die Leute, die ein reines Urban-Fantasy-Buch kaufen und sich drüber beschweren, dass die Romantik zu kurz kommt … ;)]
2. Teil der Huxtable-Serie
Inhalt:
Jasper Finley, Baron Montfort, lässt sich an seinem 25. Geburtstag zu einer empörenden Wette überreden: Innerhalb von 14 Tagen soll er die Cousine seines Freundes Constantine und Schwester eines Earls verführen: Lady Katherine Huxtable. Und die naive jungfräuliche Schönheit vom Lande erliegt dem notorischen Wüstling trotz seines schlechten Rufs augenblicklich, doch dann laufen die Dinge allerdings anders als geplant …
Drei Jahre später treffen sich Katherine und Jasper wieder und werden mit dem Vorfall in Vauxhall konfrontiert, denn die damalige Wette wird publik und ein Skandal bahnt sich an. Es bleibt nur ein Ausweg: Die beiden müssen heiraten, um Katherines Ruf wiederherzustellen und den anderen Familienangehörigen nicht zu schaden. Die Vernunftehe wird allerdings durch eine neuerliche Wette zwischen den Eheleuten interessant …
Kommentar:
Das Buch startet ohne jedes Vorgeplänkel mit dem Abschluss der Wette und dem von Montfort herbeigeführten Aufeinandertreffen zwischen ihm und Kate in Vauxhall, das allerdings ziemlich aus dem Ruder läuft. Montfort verliert seine Wette und zieht sich – ebenso wie Kate – zunächst aus der Stadt zurück.
Als sie drei Jahre später erneut aufeinandertreffen, geht es temporeich weiter: Trotz der zurückligenden Ereignisse fühlen sie sich voneinander angezogen, was sich in schlagfertigen, amüsanten Dialogen und Flirts widerspiegelt. Man gewinnt gerade den Eindruck, dass sich langsam eine Beziehung zwischen den beiden entwickeln könnte, als die alte Wette publik gemacht wird und die beiden sich gezwungen sehen, zu heiraten. Entsprechend unromantisch fällt auch Jaspers Heiratsantrag aus, der mehr ein Appell an Kates Vernunft ist, aber natürlich zur Situation und den Charakteren passt. Ähnlich enttäuschend verläuft die Hochzeitsnacht, obwohl sich die Protagonisten immerhin körperlich unwiderstehtlich zueinander hingezogen fühlen. Das Verlangen macht den Mangel an Liebe aber auch nicht wett, zumindest nicht für Katherine, die Sex ohne Liebe offenbar nicht viel abgewinnen kann und ihre Einstellung in etwas anstrengenden »Sex ist nicht Liebe«-Dialogen deutlich macht. Zugegebenermaßen ist das im Kontext mit ihren Werten verständlich, ihre tiefe Enttäuschung in der Hochzeitsnacht wirkt aber ein wenig überzogen, auch wenn sie natürlich für den Fortgang der Handlung notwendig ist. Womit wir auch schon beim größten Kritikpunkt sind, der Wette zwischen Katherine und Jasper, die ziemlich unsinnig ist, zumal ja auch den Figuren klar sein dürfte, dass durch diese Abmachung jede evtl. aufkeimende Liebe unmittelbar erstickt wird – was ja auch (fast) passiert.
Mit der Ankunft auf Celtenham wird das Tempo aus der Geschichte genommen, dafür gewinnt sie aber an Intensität, denn Jasper und Kate haben endlich Zeit, sich auf ihre Ehe zu konzentrieren und sich kennen und lieben zu lernen. Grandioser Höhepunkt dieser Phase ist der Tag des Sommerfests, das wundervoll beschrieben ist und bei dem endgültig deutlich wird (auch den Protagonisten!), wie sehr Jasper sich verändert hat und wie wichtig sie einander inzwischen sind, ohne es selbst richtig bemerkt zu haben.
Balogh hat einmal mehr glaubwürdige und mitreißende Figuren geschaffen. Jasper wird zunächst als oberflächlicher, egozentrischer und rücksichtsloser Lebemann dargestellt, dessen Leben ihn so langweilt, dass er sich mit wahnwitzigen Wetten die Zeit vertreibt. Doch schon im Zusammenhang mit den Ereignissen in Vauxhall wird klar, dass er kein ganz so übler Kerl ist und durchaus über ein Mindestmaß an Anstand verfügt – auch, wenn er das selbst gar nicht für möglich gehalten hätte. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird immer deutlicher, dass Jasper bei aller Verbitterung und Durchtriebenheit sehr wohl über Moral und Verantwortungsbewusstsein verfügt, was sich v.a. in seinem Verhalten gegenüber seiner Schwester und Katherine und ihrer Familie manifestiert. Dass er sich mehrfach wie ein Idiot verhält und aus seinen Fehlern zunächst nichts zu lernen scheint, ist einigermaßen zu verkraften, weil sehr deutlich wird, dass er seinen erwachenden Gefühlen ziemlich hilflos gegenüber steht und die Tatsache herunterspielen will, dass er verletzlich ist. Es ist wundervoll und glaubwürdig beschrieben, wie Jasper im Laufe der Handlung Schritt für Schritt mit seiner Vergangenheit aufräumt, seine Verbitterung und seinen Zynismus ablegt, sich Katherine öffnet und zu sich selbst findet.
Katherine ist schon aufgrund ihrer Herkunft das genaue Gegenteil von Jasper. Sie ist geborgen in einer liebevollen Familie aufgewachsen und wünscht sich das gleiche für ihre eigene Familie. Dass ausgerechnet familiäre Gründe sie dazu zwingen, zum Wohl ihrer Geschwister eine Vernunftehe einzugehen, ist wohl Ironie des Schicksals. Entsprechend unglücklich ist sie zunächst auch, denn sie hat alle ihre Ideale und Ansprüche an ihr (Liebes-)Leben über den Haufen geworfen. Trotzdem bleibt sie sich selbst treu und versucht, das beste aus der schwierigen Situation zu machen. Ihre Darstellung als selbstbewusste, zupackende, lebenslustige, charmante und herzliche Frau mit Verstand und Witz ist absolut gelungen und überzeugend.
Die Nebenfiguren sind in diesem Buch ebenfalls sehr gelungen, allen voran Charlotte, Jaspers kleine Schwester, die bei aller Naivität hinreißend charmant ist, und ihr Großonkel und Vormund Seth Wrayburn, ein Zyniker par excellence, der eigentlich nur seine Ruhe will, die Belästigungen durch seine lieben Verwandten gründlich satt hat und entsprechend gereizt reagiert. Amüsant sind auch die Auftritte Gegenspieler Prunella und Clarence, die zwar fies, aber irgendwie auch ziemlich dumm sind. Natürlich sind auch Cousin Constantine und die anderen Huxtable-Geschwister nebst Anhang mit von der Partie.
Wertung:
14/15 – Hach, was für ein schöner Liebesroman! Obwohl der Plot an sich nicht wirklich außergewöhnlich ist, sondern ein klassisches Thema hat, macht Balogh das Buch durch ihre wundervolle Erzählweise und ihre Figuren zu etwas ganz besonderem.
Inhalt:
Mit einer Kugel im Kopf wird Lisbeth Salander in die Notaufnahme eingeliefert. Sie hat den Kampf gegen Alexander Zalatschenko, berüchtigter Drahtzieher mafiöser Machenschaften, ein weiteres Mal knapp überlebt. Aber wird sie gegen den schwedischen Geheimdienst bestehen können, der alle Kräfte mobilisiert, um sie ein für alle Mal mundtot zu machen? Zu groß ist die Gefahr, dass sie die Verbindung zwischen Zalatschenko und der schwedischen Regierung aufdeckt. Unterdessen arbeitet Mikael Blomkvist unter Hochdruck daran, Salanders Unschuld zu beweisen. Es fehlen nur noch wenige Details, und er wird das Komplott gegen Salander aufdecken. Auch als seine Ermittlungen von höchster Stelle massiv behindert werden, führt Blomkvist seine Arbeit unbeirrt fort. Er weiß genau, dass er nur noch diese eine Chance hat, um Lisbeth Salander zu retten.
Kommentar:
Der letzte Teil der Trilogie schließt zeitlich unmittelbar an die Ereignisse in »Verdammnis« an – und zwar so nahtlos, dass ich mich ernsthaft frage, wie ich eigentlich glauben konnte, Teil 2 sei abgeschlossen gewesen! Meisterhaft, wie Larsson das hingekriegt hat. Damit »Vergebung« notfalls auch als ohne die beiden Vorgängerbände funktioniert, wird auf den ersten ca. 300 Seiten allerdings auf die vergangenen Ereignisse zurückgeblickt, vieles (nochmal) erkärt, erhellt und konkretisiert. Dies geschieht zu weiten Teilen aus einer ganz neuen Perspektive, aus der Sicht der »Sektion« nämlich, die zumindest für mich schwer verständlich und verdaulich war. Mit der Aufdeckung der Rolle des Verfassungsschutzes wandelt sich der Krimi zu einem äußerst komplexen Spionage-/Verschwörungsthriller – und das ist eigentlich so gar nicht mein Thema. Trotzdem schaffte es das Buch nach der anfänglichen Durststrecke, mich vollkommen in seinen Bann zu ziehen und wurde so spannend und fesselnd, dass ich es gar nicht mehr weglegen konnte.
Die mit Abstand interessanteste Figur, Lisbeth Salander, wurde zumindest als agierende Person notgedrungen erst mal weit in den Hintergrund gerückt – was aber zugegebenermaßen unvermeidbar war, da sie ja am Ende des zweiten Teils außer Gefecht gesetzt wird und anschließend handlungsunfähig ist. An ihrer Stelle ermittelt zunächst vorrangig Mikael Blomkvist, der unbeirrt für Lisbeth, die Aufklärung der »Zala-Affäre« und vor allem für Gerechtigkeit kämpft; im späteren Verlauf der Geschichte kommt aber auch Salander selbst wieder zum Einsatz und hat maßgeblichen Anteil an ihrer Rehabilitation.
Wertung:
13/15 – Nachdem man die ersten 300 Seiten überstanden hat, entwickelt sich das Buch zu einem echten Pageturner. Obwohl insgesamt etwas schwächer als die beiden Vorgänger, ist »Vergebung« ein würdiger Abschluss dieser herausragenden Millennium-Trilogie.
1. Teil der Huxtable-Serie
Inhalt:
Als Elliott Wallace, Viscount Lyngate, in Throckbridge eintrifft und dem 17-jährigen Stephen Huxtable verkündet, dass er einen Lord-Titel mit allen Pflichten und Vorzügen geerbt hat, steht das Leben des Jungen und seiner drei Schwestern plötzlich auf dem Kopf. Gemeinsam verlassen sie ihren Heimatort und ziehen in Stephens geerbtes Anwesen. Dort sollen sie alle ihren gesellschaftlichen Schliff erhalten, um in den ton eingeführt werden zu können.
Vor allem aus praktischen Gründen entschließt sich Viscount Lyngate, der für die Familie verantwortlich ist, die älteste Schwester Margaret zu heiraten. Die verwitwete Vanessa allerdings macht ihm einen Strich durch die Rechnung: Als sie Wind von seinem Plan bekommt, bietet sie sich selbst als Braut an, um Margaret vor einer Zweckehe zu bewahren – und Lyngate willigt nach langem Ringen ein. Doch die vernunftbasierte Verbindung zwischen den beiden entwickelt sich anders als geplant …
Kommentar:
Der erste Teil der neuen Serie um die Huxtable-Geschwister fängt richtig stark an: mit dem unerwarteten Auftauchen eines Viscounts auf dem Dorfball in Throckbridge, wo er Vanessa Huxtable kennenlernt. Lyngates Auftreten auf dem Dorfball erinnert unbestreitbar an Mr. Darcy, und mit Vanessas Reaktion auf seine Arroganz beim Tanzen ist der Grundstein gelegt für eine prickelnde Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte steht das wechselhafte Verhältnis zwischen Vanessa und Elliott, die sich aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit nicht ganz grün, aber doch merklich voneinander fasziniert sind, im Vordergrund. Ihre Treffen und Diskussionen bieten eine Menge Spannung und Unterhaltung – bis zum vorläufigen Höhepunkt, Vanessas Heiratsantrag und der Hochzeit.
Anschließend flacht die Handlung leider ab: Nach dreitägigem Aufenthalt in einem abgeschotteten Haus, der eigentlich einen hervorragenden Grundstein für das weitere Leben der Jungvermählten hätte bilden sollen (was eigentlich auch so zu sein schien), folgt ein Auf und Ab unglücklicher Ereignisse, Missverständnisse und Intrigen, die die ohnehin auf wackligen Beinen stehende Beziehung der Jungvermählten immer wieder ins Wanken bringt. Begleitet wurden diese Störfaktoren auch noch von sich wiederholenden, doch ziemlich ermüdenden Dialogen über die feinen Unterschiede der verschiedenen Arten von Liebe. Weiter Teile des Handlungsverlaufs nach der Hochzeit wirkten recht konstruiert und in die Länge gezogen; es will einfach keine rechte Spannung mehr aufkommen. Schade, dass sich Mary Balogh nicht einfach darauf konzentriert hat, die wachsende Beziehung der Protagonisten zu beschreiben, statt ziemlich überflüssige Krisen zu ersinnen, deren Ausgang ohnehin klar ist.
Vor allem Viscount Lyngate ist ein Held nach meinem Geschmack: ein bisschen düster, arrogant, herrisch, misstrauisch, mürrisch, humorlos und oberflächlich, aber von alledem nicht zu viel, sondern in genau dem richtigen Maß, um trotzdem noch sympathisch zu sein (manchmal gerade noch!). Bezüglich Vanessa bin ich ein wenig gespalten. Natürlich ist sie der perfekte Gegenpart zu Elliott, und sie ist grundsätzlich durchaus eine liebenswerte Figur, ich kann aber wenig mit ihrer Eigenschaft anfangen, sämtlichen Problemen, Anmaßungen und Beleidigungen guten Mutes und mit einem Lachen zu begegnen. Ihre unermüdliche Fröhlichkeit und ihr ungebrochener Optimismus überschreiten schon fast die Grenzen des Erträglichen und sind zeitweise fast so anstrengend wie ihre ständige Zurückweisung jeglicher Komplimente; bisweilen schien sie ihrer Umgebung geradezu einreden zu wollen, dass sie fürchterlich hässlich sei. Trotzdem: In Kombination mit Lyngate ist Vanessa natürlich klasse; die Dialoge zwischen den beiden sind an vielen Stellen so spritzig und humorvoll, wie man das von Balogh gewohnt ist, und ohne Vanessas positive Einstellung zum Leben würde das Buch ohnehin gar nicht funktionieren.
Auch die weiteren Huxtable-Geschwister werden in diesem Buch eingeführt; Kate und Stephen sind noch nicht so recht greifbar, die älteste Schwester Meg ist allerdings bislang nicht wirklich mein Fall. Ihre nicht enden wollende Trauer um die verlorene große Liebe und ihrer Aufopferungsbereitschaft für die Familie sind mir irgendwie unheimlich; insofern fürchte ich den dritten Teil der Serie, der von ihr handelt, ein wenig … Richtig gespannt bin ich auf die weitere Geschichte um Cousin Constantine. Der Handlungsstrang um seine Vergangenheit bleibt offen, doch dass bezüglich Lyngates Erzfeind nicht alles so ist, wie es zu sein scheint, ist klar. Man darf gespannt auf sein eigenes Buch sein (angeblich für 2010 geplant).
Ein großes Plus des Buchs ist einmal mehr Baloghs Erzählweise. Manch einem Leser ist sie zu langweilig und zu wenig spektakulär, ich finde ihre leisen Töne genau richtig: Der feinsinnige Humor, die unterhaltsamen, oft amüsanten Dialoge und die Emotionalität sind einfach genau mein Fall und machen so manchen Mangel in der Handlung wieder wett.
Fazit:
11/15 – Nach einer hervorragenden ersten Hälfte fällt das Buch merklich ab, weil es der Autorin nicht gelingt, die Spannung nach der Hochzeit noch aufrecht zu erhalten; da helfen auch mühsam konstruierte Krisen nicht. Trotz allem ein guter, unterhaltsamer Liebesroman – auch wenn man von Balogh noch bessere kennt.
OT: Murder with Peacocks
Meg Langslow Mysteries, Part 1
Inhalt:
Meg Langslow ist verzweifelt. Gleich drei Verwandte haben sie mit ihrer jeweiligen Hochzeitsplanung betraut. Und Meg hat alle Hände voll zu tun, ihre exzentrische Familie unter einen Hut zu bringen. Da kommt ihr die Ankunft einer Fremden, die Andeutungen über alte’Leichen im Keller’eines der Hochzeitspaare macht, äußerst ungelegen. Zumal diese Fremde kurz darauf unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird. Auf Megs endloser Liste der zu erledigenden Dinge steht plötzlich auch die Jagd nach einem gefährlichen Killer – wobei das nächste große Familienereignis ihre eigene Beerdigung zu werden droht …
Kommentar:
Trotz eines Mordes und mehrerer Mordanschläge handelt es sich bei diesem Buch eher um eine Familiengeschichte als um einen Krimi. Die Mordermittlungen laufen nur nebenbei ab, stattdessen geht es vorrangig um die Organisation der drei Hochzeiten mit all den dazugehörigen amerikanischen Absonderlichkeiten. Megs ziemlich seltsame, aber weitgehend liebeswerte Familie trägt ihren Teil zu einem recht skurrilen amüsanten Buch bei, das aber nicht sonderlich spannend ist und das zumindest ich schnell wieder vergessen werde.
Wertung:
9/15 – Nette, ganz lustige Unterhaltung ohne echtes Krimiflair, denn entgegen des Klappentextes bzw. dt. Untertitels (»Meg Langslows erster Fall«) ermittelt die Goldschmiedin nicht wirklich.
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