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Anna Campbell: Verbotene Umarmung

OT: Tempt the Devil

Inhalt:
Julian Southwood, Earl of Erith, sucht eine Geliebte. Nur eine kann seinen exquisiten Geschmack befriedigen: die begehrteste Kurtisane Londons, die schöne Olivia Raines. Von den Männern umschwärmt, verbirgt sie ihr wahres Ich. Doch Julian weckt unbekannte Gefühle in ihr. So entbrennt nicht nur ekstatische Leidenschaft zwischen ihnen, sondern etwas weit Bedrohlicheres: Liebe. Doch kann es eine Zukunft für die Liebe der beiden geben?

Kommentar:
Obwohl ich ja schon gewisse Probleme mit dem Vorgänger hatte, war ich zugegebenermaßen ziemlich gespannt auf »Verbotene Umarmung«. Jetzt muss ich leider feststellen, dass die Autorin offenbar ein Faible für merkwürdige, unsymathische Figuren und hanebüchene Geschichten hat, und dass dieses Buch mitnichten besser ist – im Gegenteil. Das Gezänk zwischen den Protagonisten ist ebenso enervierend wie die ständigen Machtspielchen und das permanente Hin und Her und Her und Hin. Am schlimmsten sind aber die unzähligen Missverständnisse, die zu endlosen unsinnigen Dialogen und Gefühlsaufwallungen führen. Die vielgepriesene angeblich wundervolle Sprache Campbells ist darüber hinaus zumindest für meine Begriffe so seltsam metaphorisch und personifizierend, dass es teilweise schon ans Lächerliche grenzt, wenn etwa die Liebe so lange und vehement an die Tür des Herzens klopft, bis diese geöffnet wird! Und ob ich über Sätze wie »Ich habe dich praktisch durch Sonne und Mond gef.i.ckt« (S. 221) Lachen oder Weinen soll, weiß ich auch nicht – im Moment herrscht noch sprachloses Entsetzen vor. Zur gewöhnungsbedürftigen Sprache der Autorin kommt dann auch noch eine schlechte Übersetzung, in der nicht nur die Existenz des Plusquamperfekts und des Genitivs konsequent geleugnet wird, sondern bei der die Übersetzerin (Uta Hege) auch noch ihre Kreativität mit lustigen Neologismen wie »spinnewütend« freien Lauf lässt.

Fazit:
3/15 – Gnadenpunkte für die Grundidee und diverse Ansätze, die mir gefallen hätten, wenn sie nicht ganz so unsinnig ausgearbeitet worden wären! Definitiv das letzte Buch von Campbell, das ich gekauft habe. (Den Erstling hab ich hier ja noch ungelesen stehen, aber ob ich mich an den ranwagen soll?!)

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Wer mag und hart im Nehmen ist, kann jetzt noch einen detaillierteren Blick mit mir auf die Geschichte werfen, um mit mir gemeinsam über die Abstrusität der Geschichte zu staunen.


***ACHTUNG, SPOILERGEFAHR!***


Es fängt schon prima an: Gleich beim ersten Zusammentreffen mit der allseits bewunderten Kurtisane darf unser Held Erith direkt unter Beweis stellen, dass er ein oberflächlicher arroganter Schnösel ist. Er will Olivia nur, weil sie die berühmteste Mätresse Londons ist, nicht etwas zum Beispiel, weil er sie aufregend findet. Warum Olivia, die zufällig gerade einen neuen Gönner sucht, sich eigentlich auf ihn einlässt, ist mir nicht so ganz klar, ahnt sie doch, dass sie es besser lassen sollte.

Der zielstrebige Erith jedenfalls macht gleich Nägel mit Köpfen, schon am nächsten Tag hat er ein Haus für seine neue Geliebte gefunden, eingerichtet, mit Personal ausstaffiert und Olivia dorthin verfrachtet. Natürlich verschont er sie auch nicht mit einem Besuch direkt am ersten Abend, sodass die Machtspiele und das Gezerre zwischen den beiden jetzt richtig losgehen können. Während Olivia wegen der ihr zugeteilten Rolle zickt und irgendwie ständig wegen irgendwas aus der Bahn geworfen ist, erweist sich Erith erneut als dominanter Egoist: Obwohl Olivia ihm verkündet hat, dass sie ihre Liebhaber nie küsst, zwingt er sie dazu, ihn doch zu küssen – und wundert sich tatsächlich darüber, dass er sie nicht heiß macht. Immerhin kann man dem Frauenversteher zugute halten, dass er – im Gegensatz zu seinen zahlreichen Vorgängern – merkt, dass ihre Lust nur gespielt ist. Da das selbstverständlich nicht an ihm, dem grandiosen Liebhaber liegen kann, folgert er blitzgescheit, dass sie wohl Frauen zugetan sein muss. Der Gedanke, dass eine Frau, die ihren Körper an einen Mann verkauft, vielleicht sexuell nicht ganz so einfach zu erregen ist, ereilt ihn natürlich nicht. Wie auch immer, es kommt erstmal nicht zum Vollzug, weil er ja irgendwie schon auch ein lieber Kerl sein soll und das unter den Umständen nicht will. Stattdessen darf er sich über einen Blowjob freuen, der so toll ist, dass er die Welt verlässt und in ein Himmelreich mit Tausenden von Sonnen aufsteigt, wo die Engel ein überirdisch schönes Loblied angestimmt haben (vgl. S. 80).

Da die beiden irgendeine seltsame Wette über Unterwerfung und Auslieferung, Macht und Dominanz an den Start gebracht haben, deren Sinn und Zweck sich mir leider nicht erschlossen hat, bleibt ihre Beziehung jedenfalls erst mal bestehen (obwohl Olivia das Verhältnis eigentlich beenden wollte). Julians Ziel ist es darüber hinaus, in der Frau endlich Lust zu wecken, das gebieten ihm schon sein Stolz und seine Eitelkeit. Zwei seiner weiteren herausragenden Eigenschaften – Eifersucht und Besitzdenken – verändern die Situation dann aber: Er bekommt zufällig mit, dass Olivia mit ihrer Kutsche wegfährt und verfolgt sie kilometerweit in der Annahme, sie würde ihren Zweitliebhaber besuchen. Klar, wen auch sonst, wo sie doch so viel Spaß am Sex hat! Der vermeintliche Zweitliebhaber stellt sich nach einigem Gezänk als ihr Sohn heraus, und wir erfahren gemeinsam mit dem betroffenen Erith, der nun fast vor Mitleid zerfließt, den Grund für Olivias »Frigidität«: Sie wurde mit 14 von ihrem Bruder an einen alten Grafen verkauft, wurde dann schwanger, weiterverkauft und irgendwann wohl abgeschoben. Keine Ahnung. Deshalb jedenfalls ist sie auch Kurtisane geworden. Um sich an allen Männern dieser Welt zu rächen. Oder so. Auch das hab ich nicht verstanden. Erith erklärt es so: »Dies war die Olivia, die ihn rührte. Die Frau, der man jede Unschuld und Freude gestohlen hatte und de trotzdem so mutig gewesen war, über ihre Peiniger zu triumphieren, indem sie die Königin der Londoner Salons geworden war.« (S. 223) (Versteh ich zwar trotzdem nicht, aber vielleicht jemand von euch. Sachdienliche Hinweise bitte in den Kommentaren posten!)

Olivia will jedenfalls zur Abwechslung mal wieder die Liason beenden, doch weil Erith so wahnsinnig verständnisvoll und mitleidig ist, kommt es stattdessen zu einem zärtlichen, gefühlvollen, wundervollen Kuss im Park. Olivia läuft also doch nicht weg, sonden küsst Erith abends nochmal. Natürlich kommt eins zum anderen, und diesmal reagiert Olivias verräterischer Körper auch auf den Grafen. Allerdings nur bis zu einem gewissen Grad; der eigentliche Vollzug macht ihr nämlich immer noch keinen Spaß. Körperlich. Geistig schon, irgendwie. Erith aber, der das diesmal in seiner Ekstase zu spät merkt, kommt anschließend fast um vor Schuldgefühlen, flucht, mault und beschimpft sich selbst und zerfließt beinahe vor Selbsthass, wer er, das »verdammtes Schwein« (S. 213), sie einfach genommen hat. Natürlich entschuldigt er sich dafür und sagt ihr, dass es ihm leid tut.

Und weil das Buch doof ist und schwachsinnige Missverständnisse in solchen Büchern nun mal sein müssen, denkt Olivia natürlich, es tue ihm leid, dass er mit ihr geschlafen hat, weil er gar nicht mit ihr schlafen wollte oder es unbefriedigend für ihn war, was weiß ich. Sie nutzt jedenfalls die Gelegenheit, auch mal wieder rumzuschnauzen, und während sie ihn als »Schwein«, »Bastard«, »Hornochse«, »Hurensohn« usw. tituliert, ist er ganz hingerissen von ihren bebenden Brüsten – bis er bemerkt, dass sie seine Familienjuwelen ins Visier nimmt. Er nagelt sie also lieber mit seinem Körper auf dem Bett fest, bis sie wehrlos und er wieder »knüppelhart« ist. Nachdem er irgendwann doch noch begreift, dass sie einem Missverständnis erlegen sind, macht man sich mal wieder an die Aussprache und tischt uns armen Lesern hanebüchene Erklärungen für die ganze Situation auf. Wo man sich gerade so gut versteht, offenbart Olivia weitere Details über Leo und fragt – quid pro quo! – Erith nach seiner verstorbenen Frau aus. Weil Erith noch die mit irgendjemandem darüber gesprochen hat, er aber weiß, dass Olivia genau die richtige Person ist, um das zu ändern, platzt seine dramatische Geschichte wie ein Sturzbach aus ihm heraus und schwemmt alle jahrelang gehegten und gepflegten Schuldgefühle und den Selbsthass davon. Juchee! Das hätte ja ein tolles Happyend abgegeben, aber die Autorin hat es vorgezogen, uns weiter mit Unsinn zu quälen.

Infolge dieses Gesprächs reift nämlich ein verwegener Plan in Erith, dem – wie könnte es anders sein! – erst mal ein Missverständnis vorausgeht. Er rückt mit Kordeln zum Fesseln bei Olivia an, die ihm daraufhin mangelnden Einfallsreichtum attestiert, weil sie denkt, er wolle sie fesseln. Sie täuscht sich aber natürlich, denn der Graf will, dass sie ihn fesselt und mit ihm macht, was sie will. So soll sie lernen, ihm zu vertrauen. Öhm … Keine Ahnung, ob das so n Vertrauen-gegen-Vertrauen-Ding werden soll, aber hallo, wieso sollte es denn ihr Vertrauen steigern, wenn er sich ihr unterwirft?! Ich bin ernstlich verwirrt, aber wichtig ist ja, dass die beiden wissen, was sie tun, ich muss es ja nicht verstehen. Olivia jedenfalls fesselt den nackten Erith sehr gekonnt, macht ihn heiß und haut dann ab.

An dieser Stelle hab ich Olivias Handeln erstmals richtig verstanden und ich hab ihr in Gedanken schon meine herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen, als sie schließlich doch wieder auftauchte. Indem er sich stumm in sein Schicksal ergeben und die Hoffnung auf ihre Rückkehr bergraben hat, hat sich der tolle Erith genau richtig verhalten – wie er jetzt erkennt. Es war alles eine Probe. Muss ich erwähnen, dass ich nicht folgen kann? Dieser Roman übersteigt meine Auffassungsgabe wirklich vollkommen, stelle ich fest. Ich hab keine Ahnung, was das für ne Probe war, wie und warum er sie bestanden hat und was das alles sollte. Da ich aber ohnehin alle Beteiligten für Bekloppte halte, beunruhigt mich das nicht nachhaltig.

Olivia tut ihr Verhalten jedenfalls auf einmal wahnsinnig leid, denn es war ekelhaft von ihr, ihn für die Sünden anderer Männer bezahlen zu lassen (vgl. S. 290). Viel wichtiger aber: Sie erkennt außerdem endlich, was ich – auch wenn das vielleicht angeberisch klingen mag – schon die ganze Zeit weiß: »Du musst denken, ich bin total verrückt«, gefolgt von einer zweiten gewichtigen Wahrheit: »Du bist ebenso verrückt wie ich.« (S. 291). Wer wollte da noch widersprechen?! Und da sich gleich und gleich bekanntermaßen gern gesellt, passiert es jetzt endlich: Obwohl Erith nach Stunden des Gefesseltseins noch so geschwächt ist, dass Olivia ihn auf dem Weg zum Bett stützen muss, folgt nun der wundervollste Sex ever, der mit Superlativen und Natur- und Naturgewaltvergleichen nicht spart – aber das haben sich die beiden nach all dem Hin und Her ja dann auch verdient. Wer wollte nicht neue Welten entdecken, die von einer Million Sonnen gleichzeitig erhellt werden? Welten, wo man zwischen hell blinkenden Sternen schweben kann, sodass die Erde keinerlei Bedeutung mehr hat? Und wo man die Sterblichkeit hinter sich lassen und nur noch aus Sternenglanz und Leidenschaft bestehen kann?? Hach … ist das toll! Und so romantisch! Noch romantischer wäre es allerdings, wenn die beiden Herzchen nicht unmittelbar danach wieder reden und sich Gedanken über ihre gemeinsame Zukunft machen würden, was natürlich wieder zu diversen Missverständnissen führt. Gottlob sind die beiden noch ein wenig erschöpft von Sex und geben dann erst mal Ruhe.

Der nächste Streit lässt aber natürlich nicht lange auf sich warten. Es ist bereits am nächsten Abend soweit, als Erith öffentlich verkündet, dass er sie als Mätresse mit nach Wien nehmen wird. Olivia findet das nicht witzig – und diesmal kann ich durchauch Verständnis für Olivias Reaktion aufbringen. Das unausweichliche Streitgespräch wird aber wegen akuter Sexsucht verschoben, und es herrscht erst mal zwei Wochen Friede, Freude, Eierkuchen. Dann allerdings kommts knüppeldick, als Eriths Tochter Roma bei Olivia reinschneit und sie mit Vorwürfen überhäuft und beschimpft. Olivia hat selbstverständlich vollstes Verständnis für die Situation des armen Kindes, tröstet das verzogene Gör und bald ist man in Kaffeeklatschstimmung.

Blöd nur, dass der unsägliche Lord unangemeldet reinplatzt und die ganze schöne Stimmung kaputtmacht. Er brüllt und tobt, beschuldigt seine Kurtisane, seine Tochter eingeladen und somit ihren Ruf zerstört zu haben, beleidigt sie in einem fort und erklärt ihr dann, SIE gehe zu weit! Olivia ist tief getroffen, statt den Berserker aber vor die Tür zu setzen oder einfach zu gehen, gibt sie alles, um eine Versöhnung zwischen Vater und Tochter herbeizuführen. Das klappt so einigermaßen, und als Roma weg ist, verkündet Olivia mal wieder, dass es ihr reicht und dass sie geht. Erith setzt mal wieder die einzige Waffe ein, die er hat: Er küsst sie nieder, bis sie vor Zärtlichkeit und Liebe fast vergeht.

Diesmal hat er sich aber verrechnet, denn trotz aller Liebe macht sich Olivia endlich vom Acker. Selbstverständlich sucht Erith sie, und nachdem er alle Verwandten und Bekannten närrisch gemacht hat, findet er sie schließlich bei einem Herzog, der seine Mätresse geheiratet hat. Was für ein Zufall, dass der guten Olivia – dieses Beispiel vorbehaltloser Liebe vor Augen – inzwischen eingefallen ist, dass Erith sie ja eigentlich auch heiraten könnte. Das geht Erith dann aber doch zuweit, zumal er ja (ausnahmsweise mal) an seine Kinder denken muss. Die beiden trennen sich. Für immer. Vielleicht.

Monate später (scheint ein Campbellscher Kniff zu sein, dass das letzte Kapitel auf dem Weg zum Happy-End immer einige Monate später spielt, aber noch voll zur Handlung gehört) stöbert Erith Olivia schließlich auf einem Landgut auf. Er eröffnet ihr, dass er seinen Diplomatenjob in Wien aufgegeben hat, nach Frankreich ziehen und heiraten wird. Was soll ich sagen, es folgt … ein Missverständnis – als wäre das Stilmittel des Missverstehens im Verlauf des Buches nicht ohnehin total überstrapaziert worden. Unsere Schlaubergerin denkt nämlich, dass Erith eine andere Frau gefunden hat und nur sie nicht heiraten wollte, als sie ihn dazu nötigen wollte. Klar, Olivia, er hat dich – wie du gerade erfahren hast – monatelang gesucht, nur um dir zu sagen, dass er ne andere heiraten will! Es dauert diverse Seiten, bis sich dieses Missverständnis auch endlich aufklärt und das Buch dankenswerterweise mit der finalen Frage, ob sie ihn heiraten will, endet. Wobei mir gerade auffällt, dass sie ihm die Frage gar nicht beantwortet. Hoffentlich hat das nichts zu bedeuten … !

***SPOILERENDE***

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