Zuletzt gelesen

Kategorien

Amazon-Partnerprogramm

Hinweis: Alle Amazon-Links sind Affiliate-Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, wenn du auf den Link klickst und bei Amazon einkaufst. Das hilft mir, den Blogs zu finanzieren.

[Keine Rezension] Carina Bartsch: Kirschroter Sommer

Serie: Farbenfrohe Jahreszeiten, #1

Verlagstext:
Die erste Liebe vergisst man nicht. Niemand weiß das besser als Emely. Nach sieben Jahren trifft sie wieder auf Elyas, den Mann mit den leuchtend türkisgrünen Augen. Der Bruder ihrer besten Freundin hat ihr Leben schon einmal komplett durcheinander gebracht, und die Verletzung sitzt immer noch tief. Emely hasst ihn, aus tiefstem Herzen. Viel lieber lenkt sie ihre Aufmerksamkeit auf den anonymen E-Mail-Schreiber Luca, der mit seinen sensiblen und romantischen Nachrichten ihr Herz berührt. Aber kann man sich wirklich in einen Unbekannten verlieben?

 

Kommentar:
Ich hab mich mal wieder verführen lassen und ein Buch einer mir unbekannten Autorin aufgrund zahlreicher grandioser Rezensionen gekauft. Keine gute Idee – ich hab jetzt 10% gelesen und bin schon völlig entnervt. Es folgt also mal wirklich [Keine Rezension].

»Kirschroter Sommer« liest sich, wie ich mir ein Buch aus der »Freche Mädchen – freche Bücher«-Serie vorstelle. Die Figuren wirken extrem pubertär und mitnichten, als seien sie Anfang 20 und imstande, einer Uni-Vorlesung zu folgen. Kindische Dialoge, alberne (wenn auch zugegebenemaßen hippe) Begriffe wie »un-fucking-glaublich« und eine Heldin, deren Dusseligkeit bei jeder Gelegenheit betont wird, tragen weiter dazu bei, mich aus dem Augenrollen und Haareraufen nicht mehr rauskommen zu lassen. Und natürlich studiert die liebe Emely Literaturwissenschaften – ein Muss in solchen Büchern – und ergeht sich in hochtrabenden Betrachtungen dazu: »Literatur war mit einem magischen Zauber belegt, der mich mit all seiner Kraft gefangen hielt.« (Anmerkung einer Literaturwissenschaftlerin: Mit dieser verklärten Betrachtungsweise kommt man in dem Fach nicht weit.)

Und die Handlung scheint auch nicht besser: Emely (Was ist das eigentlich für ein Name?!) trifft nach längerer Zeit den Bruder ihrer Freundin wieder, Elyas (Was ist das eigentlich für ein Name?). Emely war mal in ihn verliebt, oder vielleicht lief auch was zwischen den beiden, das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau raus. Es ist jedenfalls offensichtlich, dass die beiden trotz aller Kabbeleien (die wieder alle Leser außer mir witzig zu finden scheinen) irgendwie aufeinander abfahren. Und ebenso offensichtlich ist auch, wer hinter Emelys geheimnisvollem Verehrer Luca steckt, der nach einem vielsagenden Gespräch zwischen Emely und Elyias aus dem Nichts auftaucht.

Ich glaube, ich hab keine Lust, »Kirschroter Sommer« weiterzulesen. Mir ist das alles zu naiv, und nachdem ich bei Amazon in einer Rezension gesehen habe, dass das Buch ein offenes Ende hat und man auch noch den zweiten Band, »Türkisgrüner Winter«, lesen muss, wenn man wissen will, wie die Geschichte ausgeht, dann scheint mir, dass ich für den geringen Unterhaltungswert bei Weitem zu viel Zeit investieren muss. Zumal in besagter Rezension auch noch was von Hin und Her und ständigen Zickereien seitens der Heldin zu lesen war …

[Rezension] Jenny Downham: Ich gegen dich

Originaltitel: You Against Me

 

Verlagstext:
Als Mickey erfährt, dass Tom, Sohn reicher Eltern, seine fünfzehnjährige Schwester Kathryn vergewaltigt haben soll, will er sich rächen. Da kommt ihm der Flirt mit Toms Schwester Ellie mehr als gelegen. Als Liebe daraus wird, muss er sich entscheiden, auf wessen Seite er steht: Hält er zu Kathryn, dem Opfer, zu seiner Mutter, einer Alkoholikerin und seiner kleinen Schwester Holly, oder gibt er der Liebe eine Chance? Und auch Elli stürzt die Beziehung zu Mickey in einen Gewissenskonflikt: Soll sie ihren Bruder weiter schützen oder auspacken? Und was wird dann aus ihrer Familie? Ein spannender Roman über die Liebe, die Lust am Leben und die Entdeckung des eigenen Muts, den man nicht mehr aus der Hand legt, bis zur allerletzten Zeile.

 

Kommentar mit Spoilern:
Ich bin verärgert, meine Zeit mit diesem Buch verschwendet zu haben. Nachdem ich erst nicht reinkam, wurde es im Mittelteil etwas besser, nur um dann wieder ganz furchtbar langweilig zu werden und in einem unsäglichen Ende zu versanden. Aber ich hätte es wissen müssen; der deutsche Verlag hat offenbar mit Absicht ein so bescheuertes Cover gewählt – als Abschreckungsmaßnahme!

 

Es geht um ein Mädchen aus gutem Hause, dessen Bruder Tom der Vergewaltigung bezichtigt wird. Er bestreitet alles und behauptet, Karyn hätte es gewollt; Protagonistin Ellie, die ebenfalls im Haus war, gibt an, nichts von der Sache mitbekommen zu haben. Es ist allerdings schnell klar, dass sie mehr weiß. Kurz nach dem Verbrechen lernt Ellie einen wundervollen Jungen kennen und lieben – der sich nicht viel später als Karyns Bruder entpuppt. Er wollte sie ursprünglich für die Handlungen ihres Bruders bezahlen lassen bzw. sie aushorchen, verwirft seine Pläne allerdings, weil er sich ebenfalls in Ellie verliebt. Logischerweise steht die Beziehung der beiden unter keinem guten Stern …

Eigentlich finde ich das Thema ja grundsätzlich interessant, denn es geht darum, dass Ellie die folgenschwere Wahl treffen muss, ob sie ihr Wissen über Toms Tat verschweigen und ihren Bruder schützen soll oder ob sie die Wahrheit sagen soll – und sich somit gegen ihre Familie wenden. Das Buch ist fast zu Ende, als Ellie sich entscheidet, doch obwohl ich das Mädchen bis dahin 300 Seiten lang begleitet habe, ist mir absolut unklar, wieso sie sich letztendlich so entschieden hat. Ihr eigener Konflikt wird auch nicht so richtig deutlich, denn sie setzt sich eigentlich gar nicht wirklich mit den Vorkommissen in jener Nacht auseinander, zumindest nicht für den Leser nachvollziehbar. Zudem werden die Geschehnisse nicht final geklärt; es bleiben diverse Fragen offen. Außerdem wird die Schuldfrage für meinen Geschmack nicht ausreichend problematisiert – was aber meines Erachtens unabdingbar ist, wenn man schon ein solches Thema aufgreift. Ich erwarte keine moralische Wertung, aber doch zumindest ein Aufzeigen der verschiedenen möglichen Betrachtungsweisen und auch Motive.

Ich hätte dem Buch vielleicht trotzdem noch 3 Sterne (7 Punkte) gegeben, wenn mich der Fortgang der Handlung nach Ellies neuer Aussage so geärgert hatte: Nachdem wir nämlich endlich so weit sind, dass Ellie die Wahrheit sagt, erfährt man zwar, dass die Gerichtsverhandlung ganz schön hart für alle Beteiligten werden wird, vornehmlich für Ellie und Karyn, tatsächlich endet das Buch aber vorher – was ich echt ärgerlich finde, zumal immerhin noch die Option in den Raum gestellt wird, dass Tom selbst die Wahrheit sagen und somit die beiden Mädchen vor der Schmach bewahren könnte.

Die Liebesgeschichte hat mich vollkommen kaltgelassen, und weder Ellie noch Mikey haben mich in irgendeiner Form berührt; mir war selten so egal, was aus der Beziehung der Protagonisten wird. Überdies mussten noch diverse Klischees ins Buch gepackt werden, so kommt Tom aus reichem Hause und Karyn aus einer sozial schwachen Familie mit einer Alkoholikermutter, die nur bedingt in der Lage ist, die Verantwortung und Fürsorge für ihre Kinder zu übernehmen (man hört förmlich das Gemunkel, dass es unter den Umständen kein Wunder ist, dass die 15-jährige Tochter sturzbetrunken in so eine Situation geraten ist). Aber zum Glück ist da ja der verantwortungsbewusste Mikey, der die Welt seiner Familie, ach was, eigentlich die ganze Welt, wieder ins Lot bringt.


5 Punkte

[Rezension] Samantha Young: Dublin Street – Gefährliche Sehnsucht

Originaltitel: On Dublin Street
Dublin Street, #1

 

Verlagstext:
Jocelyn Butler ist jung, sexy und allein. Seit sie ihre gesamte Familie bei einem Unfall verloren hat, vertraut sie niemandem mehr. Braden Carmichael weiß, was er will und wie er es bekommt. Doch diesmal hat der attraktive Schotte ein Problem: Die kratzbürstige Jocelyn treibt ihn mit ihren Geheimnissen in den Wahnsinn. Zusammen sind sie wie Streichholz und Benzinkanister. Hochexplosiv. Bis zu dem Tag, als Braden mehr will als eine Affäre und Jocelyn sich entscheiden muss, ob sie jemals wieder ihr Herz verschenken kann.

 

Kommentar:
Dieses Buch war irgendwie komplett an mir vorübergegangen, obwohl es in aller Munde und als E-Book inzwischen sogar schon auf Deutsch erschienen ist (die Printausgabe wird am 15.2.2013 veröffentlicht). Ich bin erst darauf aufmerksam geworden, als es auf einem englischen Blog – den ich dummerweise nicht wiederfinde – zum besten Buch des Jahres 2012 gekürt wurde.

 

Als die angehende Schriftstellerin Joss Butler sich bei Ellie Carmichael in einem Luxusappartement einmietet, ahnt sie nicht, dass sich dadurch ihr ganzes Leben ändern wird: Ihre Mitbewohnerin wird zu ihrer Freundin und deren Bruder zu Joss’ »Fickkumpan« – ganz ohne Verpflichtungen und zeitlich begrenzt auf einige Monate. Es ist schnell klar, dass zwischen Joss und Braden mehr ist als eine unverbindliche Affäre, doch ein tragisches Ereignis setzt in Joss tief sitzende Ängste frei, die alles zu zerstören drohen …

Zentrales Thema der Geschichte sind im Grunde Joss’ psychische Probleme, insbesondere ihre massiven Bindungsängste. Seit sie als Jugendliche ihre Familie und nicht viel später ihre beste Freundin verloren hat, vermeidet sie ernsthafte Bindungen und öffnet sich niemandem. Selbst ihre beste Freundin weiß nicht, was mit ihren Eltern geschehen ist, denn Joss verdrängt den Verlust mit großer Konsequenz und schweigt die Vergangenheit tot. Ihre neue Mitbewohnerin Ellie allerdings schafft es mit ihrer positiven, offenen und netten Art innerhalb kürzester Zeit, Joss einige persönliche Dinge zu entlocken. Obwohl die beiden unterschiedlicher kaum sein könnten, entsteht zwischen ihnen eine echte Freundschaft, und Joss muss verwundert feststellen, dass sie die Romantikerin richtig ins Herz geschlossen hat.

Weniger einfach ist das Verhältnis zu Ellies Bruder Braden. Von der ersten Begegnung an herrscht zwischen den beiden eine fast unheimliche Anziehungskraft, der sie sich irgendwann nicht mehr verschließen können. Sie beginnen eine Affäre, die zeitlich begrenzt und rein sexuell sein soll, doch vor allem Letzteres ist von Anfang ganz offensichtlich nicht der Fall. Im Gegensatz zu Joss, die ihre wahren Gefühle bis zuletzt vor sich selbst und Braden konsequent verleugnet, verhält Braden sich zu jeder Zeit wie ein echter Partner – und zwar wie einer, den man sich nur wünschen kann. Er findet im Umgang mit der verkorksten Joss genau das richtige Maß: Mal zwingt er sie zu ihrem Glück, mal gibt er ihr den Freiraum, den sie braucht. Er ist geduldig, verständnisvoll, unterstützt, bestärkt und beschützt sie, rückt ihr auch mal den Kopf zurecht, wenn sie es braucht, begegnet ihren Eskapaden mit viel Humor – er ist einfach perfekt. Kein Wunder, dass Joss ihr Glück nicht so richtig fassen kann!

Samantha Young schafft es wirklich richtig gut zu zeigen, wie Joss mit Hilfe der Geschwister und einer Therapeutin nach acht Jahren endlich beginnt, sich den tragischen Ereignissen aus der Vergangenheit zu stellen und wie sie sich dadurch mehr und mehr öffnet, teilweise ohne es selbst zu merken. Dass ein neuerlicher Schicksalsschlag sie gegen Ende des Buches kurzfristig völlig aus der Bahn wirft, ist nachvollziehbar. Was in der Folge aber hinsichtlich ihrer Beziehung zu Braden passiert, ist ganz schön anstrengend und auch ziemlich überflüssig; dieses Hin und Her hätte absolut nicht sein müssen, ebenso wenig wie diese schreckliche »Du bist zu gut für mich«-Nummer. Mit der Erzählweise war ich ebenfalls nicht immer hundertprozentig glücklich, weil der Stil zum Teil sehr berichtend ist und längere Zeiträume in wenigen lapidaren Sätzen zusammengefasst werden.

Insgesamt ist »Dublin Street« aber ein tolles Buch mit absolut überzeugenden Figuren, denen auch die Ecken und Kanten nicht fehlen, sodass sie sicher im Gedächtnis bleiben. Ich freu mich schon sehr auf die Fortsetzung, die im Mai erscheinen wird.

 


13 Punkte

 

Serieinfo:
01 On Dublin Street | Dublin Street – Gefährliche Sehnsucht
02 Down London Road (Mai 2013)

[Keine Rezension] Judith Ivory: Sleeping Beauty

Verlagstext:
Once, a long time ago, Coco Wild learned to never allow a man’s kiss to move her, for that way led to her downfall. A slender beauty with alluring eyes, she built impregnable defenses around her emotions. The men who came to adore her, fought to conquer her and learn her mysteries, made her the toast of London, but none were able to rouse her passions.

But that hard taught lesson is about to unravel because of Sir James Stoker. Back in England with a treasure of gold from his adventures, newly knighted by Queen Victoria herself, and feted everywhere, the handsome explorer has the world at his feet. He’s exactly the man that Coco might have dreamed about when she was young: a tall, fair hero with a charming smile. Now he’s turned his energy toward winning her, the most desirable and the least attainable woman he knows; and Coco’s afraid James may find his way past the thorns that have so long protected her from the world, and awaken her slumbering heart with just one kiss.

 
Kommentar:
Es war mal wieder Zeit für ein Judith-Ivory-Buch, fand ich. Vor allem mit »Untie My Heart« (Rezension) hat mich die Autorin vor einigen Jahren wirklich begeistert, und Liebesromane mit Märchenmotiv sind ja nie verkehrt. Leider konnte ich »Sleeping Beauty« aber nicht viel abgewinnen, im Gegenteil: Das Buch hätte mich beinahe in eine ernsthafte Lesekrise gestürzt.

Der Gelehrte und Forscher James Stoker wirkt extrem naiv und ist das Paradebeispiel eines Stalkers: Er beobachtet und verfolgt Coco Wild auf Schritt und Tritt, zieht dann abstruse Schlüsse aus seinen heimlichen Beobachtungen und konfrontiert Coco dann mit seinen Einbildungen. Sie nimmt seine Vorwürfe erstaunlich gelassen hin, vielleicht ist sie sowas als ehemalige Kurtisane und Frau von Welt gewohnt. Von ein paar völlig uninteressanten Intrigen abgesehen, die James‘ Forschungen bzw. seinen Afrikaufenthalt betreffen, ist das Buch ist ein ewiges Hin und Her aus »Ich will dich« (James) und »Wir dürfen nicht« (Coco). Doch als es endlich so weit ist, dass Coco ihre Bedenken und Lebenspläne über den Haufen wirft, lässt James sie im Stich – natürlich nur, um später in einer höchst dramatischen Szene die Rückeroberung in Angriff zu nehmen.

Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie dieses Buch zu so guten Rezensionen kommt; ich fand die Handlung wirklich höchst ermüdend, James mit seinem ständigen Stalking schrecklich nervig und Coco relativ blass. Ich konnte keinerlei Verbindung zu den Protagonisten aufbauen und – was viel schlimmer ist – auch keinerlei Emotionen zwischen ihnen spüren. Das Buch hatte nette Momente, aber die haben alle anderen Mängel mitnichten wettgemacht. Und auch, wenn das nicht zu Abzügen in der Bewertung führt: Ich wäre im Leben nicht auf eine Parallele zum Dornröschen-Motiv gekommen (was aber daran liegen könnte, dass ich die Ur-Version von Charles Perrault nicht kenne, sondern nur die Grimmsche Version des Märchens).

 


6 Punkte

[Keine Rezension] Kai Meyer: Asche und Phönix

Verlagstext:
Parker und Ash haben nichts gemeinsam. Er ist Hollywoods größter Jungstar, das Gesicht des Magiers Phoenix aus den »Glamour«-Filmen. Sie ist eine »Unsichtbare«, nirgends zu Hause, getrieben von der Angst, wie alle anderen zu sein. Doch dann erwischt Parker Ash in seiner Londoner Hotelsuite, wo sie gerade sein Bargeld klaut. Parker kann sein Leben im Fokus der Medien nicht mehr ertragen. Und nutzt die Chance, mit Ash vor den Fans und Paparazzi zu fliehen. Dabei scheint er geradezu körperlich abhängig von Ruhm und Aufmerksamkeit. Ihre gemeinsame Flucht führt sie durch Frankreich an die Côte d’Azur – auf den Spuren eines teuflischen Paktes, verfolgt von einer dämonischen Macht, die sie gnadenlos jagt.

Kommentar:

Als Kai Meyer sein neues Buch vorgestellt hat, war ich sofort Feuer und Flamme: Nicht nur das Cover fand ich extrem ansprechend, sondern auch den Klappentext. Letzteren hab ich allerdings mal wieder nicht aufmerksam genug gelesen bzw. bei »teuflischer Pakt«, »dämonische Macht« und »gnadenlose Jagd« einfach nicht geschaltet. Während ich also blauäugigerweise dachte, ich kriege eine reale Geschichte über einen Jungen und seiner Verbündeten auf der Flucht vor dem Ruhm (was auch insofern doof war, weil Meyer Bücher ja immer zumindest starke fantastische Elemente haben), bekam ich es tatsächlich mit einer fantastischen Geschichte zu tun, in deren Zentrum eine Art Teufelspakt steht. (Dass dieses Thema von unzähligen Rezensenten als ach so innovativ und neu gepriesen wird, kann ich übrigens nur auf mangelnde Literatur-, Sagen- und Filmkenntnisse zurückführen!)

Ich hätte damit leben können, dass ich was anderes kriege als erwartet, zumal ich Teufelspaktgeschichten eigentlich immer ganz faszinierend finde. Leider ist die Umsetzung hier nicht wirklich spannend: Alles, was mit dem Teufelspakt zu tun hat, ist wenig überraschend, und darüber hinaus gibt es im wesentlichen Verfolgungsjagden und Gemetzel. Parker und Ash sind während der kompletten Handlung auf der Flucht: erst vor den Paparazzi und Fans, dann vor ihrem überirdischen und eigentlich übermächtigen Widersacher namens Libatique und dessen skurrilen Zombies. Zahllose Leichen pflastern ihren Weg, und es geht teilweise wirklich ganz schön ekelhaft und brutal zu – für schwache Nerven ist das Buch definitiv nichts.

Hinzu kommt, dass Parker und Ash trotz der vielversprechenden Einführung letztendlich sehr blass bleiben. Man erfährt extren wenig über ihren Hintergrund und ihre Vergangenheit und ebenso wenig über ihr Wesen. Ich assoziiere mit beiden keinerlei Charakterzüge und Besonderheiten, die sie bemerkenswert machen würden. Für Ash gilt das noch viel mehr als für Parker, da hilft auch ihr eigenwilliges Hobby nichts, alles Mögliche und Unmögliche zu fotografieren und die Fotos irgendwo hinzupinnen. Beide sind einfach nur irgendwelche Teilnehmer an einem Actionspektakel, in das sie ohne eigenes Verschulden geraten sind. Und auch in Sachen Nebenfiguren hat »Asche und Phönix« wenig zu bieten, zumal diese – kaum eingeführt – auch schon wieder massakriert werden.

Richtig schlecht ist das Buch bei aller Kritik nicht, aber der große Wurf ist dem Autor für meinen Geschmack auch nicht gelungen – wobei fairerweise noch mal darauf hingewiesen sei, dass ich solche actionreichen Stoffe einfach auch nicht besonders mag. Davon abgesehen drängt sich mir aber der Gedanke auf, dass Meyer möglicherweise doch lieber beim Schreiben von Trilogien bleiben sollte, bei denen er Zeit hat, eine Geschichte und vor allem die Charaktere ausgiebig zu entwickeln.

 


6 Punkte

[Rezension] Kristan Higgins: Zurückgeküsst

Originaltitel: My One and Only

Klappentext:

Wenn die Antwort auf einen Heiratsantrag Schweigen ist, sollte man die Tiefe der Beziehung vielleicht noch einmal überdenken. Doch dazu kommt Harper gar nicht mehr, denn sie muss dringend zur Hochzeit ihrer Schwester. Und dort überschlagen sich die Ereignisse! Zuerst wird sie von einem Bären überfallen, knutscht als Folge hemmungslos mit ihrem Exmann Nick und muss am nächsten Morgen feststellen, dass alle Flughäfen gesperrt sind und sie nicht nach Hause kommt. Außer … ja, außer sie nimmt Nicks Angebot an, mit ihm in seinem roten Mustang quer durch die USA zu fahren. Eine Fahrt, auf der sie plötzlich sehr viel Zeit hat, nachzudenken. Über nicht beantwortete Heiratsanträge, viel zu anziehende Exmänner und die Frage, ob es wirklich ein Fehler wäre, Nick eine zweite Chance zu geben.

 
Kommentar:

Eigentlich wollte ich erst mal eine Higgins-Pause einlegen, weil ich nach den letzten Büchern den Eindruck hatte, immer die gleiche Geschichte in nur leicht veränderter Form zu lesen. Steffie hat mich allerdings dazu gebracht, es trotzdem mit »Zurückgeküsst« zu probieren, und dafür bin ich ihr sehr, sehr dankbar!

Harper ist eine erfolgreiche Scheidungsanwältin, selbst geschieden und aus guten Gründen überaus versichtig und vernunftbetont, was Beziehungen zu anderen Menschen abgeht; dennoch macht sie ihrem langjährigen Freund, Feuerwehrmann Dennis, einen Heiratsantrag. Dennis zögert, doch Harper hat keine Zeit, sich ausgiebig den Kopf darüber zu zerbrechen, sie muss nämlich zur Hochzeit ihrer Stief-Schwester Willa, die ausgerechnet den Bruder von Harpers Ex-Mann Nick heiraten wird. Ein Treffen mit Nick ist unausweichlich, und noch viel schrecklicher ist: Obwohl seit ihrer Scheidung über zehn Jahre vergangen sind, fühlt sie sich immer noch unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Da es ihm nicht anders geht, kommen sie sich schnell wieder näher, zumal sie sich nach den Hochzeitsfeierlichkeiten aufgrund technischer Probleme am Flughafen auf einen Roadtrip durch die USA begeben. Allerdings stehen noch ziemlich viele Dinge zwischen ihnen, die es aufzuarbeiten gäbe, wenn die beiden nur nicht so verbohrt wären …

Dieses Buch hat einfach alles, was einen zeitgenössischen Liebesroman für mich lesenswert macht: eine straighte Heldin, einen wundervollen Helden mit ein paar Macken, lebendige Nebenfiguren, eine schöne, teils sehr emotionale Geschichte sowie viel Witz und Humor. Higgins wäre nicht Higgins, wenn es nicht auch in diesem Buch für sie ganz typische Elemente gäbe, etwa einen Hund als treuen Begleiter der Heldin, der für zahlreiche lustige Begebenheiten sorgt, oder den Fokus auf unterschiedlichste familiäre Probleme. Trotzdem ist hatte ich bei »Zurückgeküsst« erstmals nicht den Eindruck, nur eine weitere Variante von Higgins‘ (wunderbarem) Debütroman »Fang des Tages« zu lesen.

Signifikantester Unterschied dürfte sein, dass die Heldin im Gegensatz zu allen vorherigen nicht lieb, aber ein bisschen doof ist; es gibt keine albernen Peinlichkeiten und man muss sich als Leser nicht Fremdschämen. Harper ist intelligent, aber wenig emotional und hat ganz offensichtliche Bindungsängste, weil ihre Mutter die Familie an ihrem dreizehnten Geburtstag verlassen hat. Sie glaubt nicht an Liebe, Gefühle und Beziehungen, und es war eine Art selbsterfüllende Prophezeiung, dass ihre erste Ehe mit Nick gescheitert ist, weil sie nämlich nie daran geglaubt hat, dass sie dauerhaft funktionieren könnte. Feuerwehrmann Dennis will sie nur heiraten, weil er all ihre vernunftsbasierten Ansprüche an einen Ehepartner erfüllt und sie denkt, sie könne mit ihm eine unaufgeregte, solide freundschaftliche Beziehung bis ans Ende ihrer Tage führen.

Dass es das aber vielleicht doch nicht ist und dass es vielleicht ganz gut war, dass Dennis ihren Antrag abgelehnt hat, macht ihr das Wiedersehen mit Nick klar. Denn obwohl sie seit Jahren nicht gesehen haben und obwohl es zunächst keiner der beiden ausspricht, ist bei allem Gekabbel vollkommen klar, dass sie sich immer noch lieben und nie ganz übereinander hinweggekommen sind. Was damals eigentlich geschehen ist, wird in Rückblenden ins aktuelle Geschehen eingebunden, und Stück für Stück offenbart sich, warum die beiden so sind, wie sie sind und wieso sie damals scheitern mussten. Die Botschaft, die hinter der Story steckt, ist so ernst wie wahr: Manchmal reicht Liebe allein einfach nicht; manchmal ist einfach der falsche Zeitpunkt.

Aber nicht nur die Geschichte zwischen Harper und Nick ist wundervoll, sondern auch die Beziehung zwischen Harper und ihrer Familie, vor allem in Gestalt ihrer exzentrischen Stiefmutter BeverLee. Harper schafft es am Ende des Buches, den Ballast abzuwerfen, den sie seit ihrer Kindheit mit sich herumgetragen hat, und ebnet sich so selbst den Weg in ein anderes, wahrscheinlich reicheres Leben. Einen Kritikpunkt gibt es aber: Das Fiasko um Dennis am Ende und die Wiedervereinigungsszene am Hafen sind arg dick aufgetragen und hätten nicht sein müssen. Alles in allem hat Higgins bei diesem Buch jedoch wieder genau das richtige Maß zwischen Drama, Emotionalität und Witz gefunden, sodass »Zurückgeküsst« insgesamt eine echte Leseempfehlung ist.

 


14 Punkte

[Keine Rezension] Deborah Crombie: Die stillen Wasser des Todes

OT: No Mark Upon Her
Duncan Kincaid & Gemma James, #14

Klappentext:
Oktober in dem beschaulichen Städtchen Henley-on-Thames in der Nähe von London. Das Boot der Polizistin und Ruderin Rebecca Meredith wird ans Ufer der Themse gespült. Kurz darauf findet der Hundeführer Kieran Connolly Rebeccas Leiche unterhalb eines Wehrs. Der Rechtsmediziner Rashid Kaleem kommt zu dem Schluss, dass Rebecca in Folge eines Unfalls ertrunken ist. Doch dann wird Connolly Opfer eines Brandanschlags, den er nur knapp überlebt. Hatte er Beweise dafür, dass Rebeccas Tod kein Unfall war, und sollte nun zum Schweigen gebracht werden?

Kommentar:
Ich kann nur wiederholen, was ich eigentlich bei jedem Crombie-Krimi sage: Die Autorin liefert beste Krimiunterhaltung, von der ich mir mehr wünschen würde. Zu Anfang des Buches war ich noch ein wenig skeptisch, weil der Fokus sehr auf den Problemen der Patchwork-Familie lag; das hat sich aber im Laufe der Handlung relativiert und meine Befürchtung, dass der Fall ins Hintertreffen geraten könnte, erwies sich als nichtig. Ebenfalls ein wenig skeptisch war ich, weil ich in diversen Rezensionen gelesen hatte, dass der Roman einem Ruderlehrgang gleichen würde und die ganzen Hintergrundinfos zum Rudern viel zu ausführlich und höchst ermüdend seien – diese Kritik kann ich allerdings absolut nicht teilen. Es wird genau so viel erklärt, wie man wissen muss, um die Geschehnisse und Motive der Personen nachzuvollziehen und eine glaubwürdige Atmosphäre zu schaffen.

Der eigentliche Fall ist diesmal nicht ganz so komplex wie sonst, aber es laufen erneut mehrere Handlungsstränge zu einem zusammen und es ist nicht alles, wie es zu sein scheint. Die potenziellen Verdächtigen sind zugegebenermaßen relativ rar gesät, sodass man ahnen kann, wer in den Fall verwickelt ist – wenn auch das Motiv erst am Ende offenbar wird. Dennoch macht der Krimi einfach Spaß und hat mich schnell gefesselt. Wenn es häufiger Krimis auf diesem Niveau geben würde, würde ich sicher wieder öfter zu diesem Genre greifen; aber derlei Stoffe sind ja ganz offensichtlich leider nicht mehr gefragt.

 


13 Punkte

 

Serieninfo:
01 A Share In Death | Das Hotel im Moor
02 All Shall Be Well | Alles wird gut
03 Leave The Grave Green | Und ruhe in Frieden
04 Mourn Not Your Dead | Kein Grund zur Trauer
05 Dreaming Of The Bones | Das verlorene Gedicht
06 Kissed A Sad Goodbye | Böses Erwachen
07 A Finer End | Von fremder Hand
08 And Justice There Is None | Der Rache kaltes Schwert
09 Now May You Weep | Nur wenn du mir vertraust
10 In A Dark House | Denn nie bist du allein
11 Water Like A Stone | So will ich schweigen
12 Where Memories Lie | Wen die Erinnerung trügt
13 Necessary As Blood | Wenn die Wahrheit stirbt
14 No Mark Upon Her | Die stillen Wasser des Todes
15 The Sound of Broken Glass (2/13) | Wer Blut vergießt (7/13)

[Rezension] Jennifer Ashley: Kein Lord wie jeder andere

Originaltitel: The Madness of Lord Ian McKenzie
Highland Pleasures, #1

Klappentext:
Die junge, reiche Witwe Beth Ackerley ist nach einsamen Jahren endlich wieder verlobt. Doch dann begegnet ihr der attraktive Lord Ian Mackenzie und enthüllt ihr das skandalöse Doppelleben ihres Zukünftigen. Beth löst die Verlobung und geht nach Paris, wo sie MacKenzie wiedertrifft. Dieser stammt aus einer Familie von Exzentrikern, die für ihre Skandale berüchtigt sind, und steht selbst in dem Ruf, wahnsinnig zu sein. Keine ehrbare Frau würde sich freiwillig in seine Gesellschaft begeben. Und dennoch fühlt sich Beth unwiderstehlich zu dem schottischen Lord hingezogen. Da wird dieser von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt.

Kommentar:
Mit mir und Jennifer Ashley wird das nichts, fürchte ich. Im Gegensatz zu meiner ersten katastrophalen Erfahrung mit der Autorin war »Kein Lord wie jeder andere« zwar deutlich besser, wirklich mitreißen konnte mich das Buch aber dennoch nicht. Die Handlung plätscherte ohne große Höhen und Tiefen und vor allem ohne besonders bemerkenswerte Emotionen vor sich hin, um am Ende in einem nicht so wirklich glaubwürdigen Showdown und einem kleinen Drama zu enden, das für meine Begriffe total überflüssig war. Die eingebettete Kriminalhandlung um die Hurenmorde, derer Lord Ian von einem bessenen Polizisten verdächtigt wird, war nichts Halbes und nichts Ganzes: Einerseits war sie zu Ungunsten der Lovestory schon ziemlich präsent, andererseits aber doch nicht gut genug ausgearbeitet, um zu überzeugen.

Die Figuren konnten mich ebenfalls nicht vom Hocker reißen. Beth blieb total blass, und Ian war für mich gar nicht greifbar. Das könnte daran liegen dass er (offenbar) am Asperger-Syndrom leidet und so seine Probleme mit seiner Umwelt und Gefühlen hat. Worin genau sein Problem liegt, konnte mir die Autorin allerdings nicht wirklich vermitteln; wäre das anders gewesen, hätte ich vielleicht einen besseren Zugang zu diesem etwas anderen Protagonisten gefunden. So aber bleibt für mich ein Held mit einem höchst ausgeprägten Beschützerinstinkt, der zu Gefühlen aber nur bedingt in der Lage ist.

Alles in allem war Buch 1 der MacKenzie-Reihe für mich nur ein durchschnittlicher historischer Liebesroman, die weiteren Bände interessieren mich aber trotzdem genug, um wenigstens auf dem Gebrauchtbuchmarkt danach Ausschau zu halten. Ians Brüder sind nämlich durchaus spannende Charaktere.


8 Punkte

 

 

Reiheninfo:
01 The Madness of Lord Ian Mackenzie | Kein Lord wie jeder andere
02 Lady Isabella’s Scandalous Marriage | Das Werben des Lord MacKenzie (3/2013)
03 The Many Sins of Lord Cameron | Lord Camerons Versuchung (8/2013)
04 The Duke’s Perfect Wife
05 The Seduction of Elliot McBride
06 The Life and Love of Daniel Mackenzie

[Rezension] Shannon Stacey: Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich

Originaltitel: Exclusively Yours
The Kowalskys, #1

Klappentext:
Entweder ein Exklusivinterview mit Joe Kowalski oder … Den Rest kann Keri sich denken. Ihre steile Karriere beim angesagten „Spotlight Magazine“ würde in einer rasanten Talfahrt enden. Da scheint Joe das kleinere Übel zu sein. Auch wenn es ihr schwerfällt, ausgerechnet ihren Ex-Lover mittlerweile ein berühmter Autor um ein Interview zu bitten. Überraschenderweise ist Joe, der sonst Presserummel meidet wie die Pest, nicht abgeneigt. Er stellt jedoch recht eigenwillige Bedingungen: Nur wenn Keri mit ihm zum Campen fährt, beantwortet er ihre Fragen. Gummistiefel, Mückenspray und einen Bikini soll sie in den Koffer packen, aber bloß kein Handy. Und Keri fragt sich: Will er sie etwa halbnackt und wehrlos in der Wildnis?

Kommentar:
Das Buch ist mir bei der Aufbereitung der Druckfrisch-Rubrik (R.I.P.) aufgefallen – ich schätze, die Kombination aus Titel und vor allem Typografie waren dafür verantwortlich. Nachdem der Klappentext auch noch ansprechend klang, dachte ich, ich versuchs mal mit der mir unbekannten Autorin.

Tatsächlich ist die Grundidee des Buches niedlich, wenn auch nicht so wirklich realistisch. Keri Daniels, aufstrebende Journalistin in einem Klatschmagazin, wird von ihrer Chefin gezwungen, ihren Ex-Freund Joe, der inzwischen ein berühmter Schriftsteller ist, zu einem Interview zu bewegen – ansonsten verliert sie ihren Job. Das Dumme an der Sache ist, dass ihre Jugendliebe und seine Familie alles andere als gut auf sie zu sprechen sind, weil sie Joe damals verlassen und ihm das Herz gebrochen hat. Zur Überraschung aller willigt Joe in das Interview ein, allerdings verlangt er, dass Keri für zwei Wochen mit ihm und seiner Familie zum Campen in die Wildnis fährt; für jeden Tag, den sie dort aushält, darf sie eine Frage stellen. Weil sie ihren Job nicht verlieren will, lässt sie sich widerwillig auf die Sache ein, und es passiert während des Abenteuerurlaubs, was passieren muss: Die beiden kommen sich wieder näher …

Was nach einer netten »Alte Liebe rostet nicht«-Geschichte klingt, versumpft leider im Mittelmaß. Die Figuren sind im Prinzip sympathisch, aber trotzdem ganz schön lahm; sie haben einfach nichts Besonderes, was sie bemerkenswert machen würde. Das ist vor allem in Joes Fall schade, da er eine harte Zeit hinter sich hat, die aber in seinem Verhalten kaum merkliche Spuren hinterlassen hat. Hinzu kommt, dass viel zu schnell klar ist, dass Joe seiner großen Jugendliebe, die seinerzeit ihre Karriere über ihre Beziehung gestellt hat, ihren damaligen unrühmlichen Abgang nicht weiter nachträgt. Er will sie vom ersten Moment an zurück, und da sie ihn ebenfalls immer noch höchst anziehend findet, fackeln die beiden eher nur pro forma ein bisschen. So kommt natürlich wenig Spannung auf, und die Geschichte plätschert ohne Höhepunkte vor sich hin. Angereichert ist sie mit einigen Abenteuern, die Keri und Joe mit den anderen Kowalskis in der Wildnis erleben und die offensichtlich witzig sein wollen, meinen persönlichen Humor aber nicht so wirklich zu treffen vermochten, sodass ich mir maximal ein müdes Lächeln abringen konnte.

Überdies sind Keri und Joe nicht das einzige Paar mit Beziehungsproblemen in der Wildnis: Seine Schwester Terry leidet unter der Trennung von ihrem Mann, sein Bruder Mike und dessen Frau Lisa haben ebenfalls akute Eheprobleme, und sein Bruder Kevin hadert mit einer unschönen Scheidung. Von Kevin abgesehen, der Protagonist im nächsten Band der Reihe sein wird, liegt ein großer Fokus auf den Problemen von Joes Geschwistern, die zum Teil auch ihre eigene Erzählperspektive haben. Das ist für meinen Geschmack einfach zu viel des Guten und lenkt zu sehr von der eigentlichen Geschichte um Keri und Joe ab – vielleicht konnte ich deshalb keine rechte Verbindung zu den beiden kriegen. Vielleicht lag es aber auch am Erzählstil, der irgendwie distanziert und wenig emotional wirkt.

Alles in allem ist der erste Band um die Kowalskis ganz nett und flott zu lesen, er ragt aber kein bisschen aus der Masse der zeitgenössischen Liebesromane heraus. Ich glaube, einen weiteren Band würde ich wohl eher nicht kaufen.

 


8 Punkte

 

Reiheninfo:

[1. Trilogie]
01 Exclusively Yours | Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich
02 Undeniably Yours | Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (Juni 2013)
03 Yours to Keep

[2. Trilogie]
04 All He Ever Needed
05 All He Ever Desired
06 All He Ever Dreamed (2013)

[Rezension] E.L. James: Shades of Grey 01 – Geheimes Verlangen

Originaltitel: Shades of Grey
Shades of Grey, #1

Klappentext:
Sie ist 21, Literaturstudentin und in der Liebe nicht allzu erfahren. Doch dann lernt Ana Steele den reichen und ebenso unverschämt selbstbewussten wie attraktiven Unternehmer Christian Grey bei einem Interview für ihre Uni-Zeitung kennen. Und möchte ihn eigentlich schnellstmöglich wieder vergessen, denn die Begegnung mit ihm hat sie zutiefst verwirrt. So sehr sie sich aber darum bemüht: Sie kommt von ihm nicht los. Christian führt Ana ein in eine dunkle, gefährliche Welt der Liebe – in eine Welt, vor der sie zurückschreckt und die sie doch mit unwiderstehlicher Kraft anzieht …

Kommentar:
Wie der eine oder andere in der Vergangenheit mitgekriegt hat, hab ich von einiger Zeit den ersten Band von »Shades of Grey« auf Englisch angefangen und irgendwann einfach nicht weitergelesen, weil ich mich mit dem Buch ziemlich gelangweilt habe. Da mir die Bände 1 und 2 jetzt auf Deutsch unvorhofft auf dem Flohmarkt vor die Füße gefallen sind, hab ich sie eingepackt, um es noch mal damit zu versuchen.

Ganz ehrlich, es ist mir ein Rätsel, was die Faszination und den Erfolg dieses Buches (und der Folgebände) ausmacht. Kurz gesagt geht es um die Beziehung zwischen einer arglosen Jungfrau, die noch nie einen Freund hatte, und einem verkorksten Milliardär mit S/M-Neigungen. Die beiden versuchen in einem ewigen Hin und Her, ihre Beziehung auszuloten, wobei ein Vertrag im Spiel ist, dessen Details in aller Ausführlichkeit gefühlte siebenundvierzig Mal wiedergekäut werden. Die Geschichte gipfelt in einer vollkommen unverhergesehenen Kehrtwendung, die vermutlich der einzige Grund dafür ist, dass irgendjemand den Folgeband liest, obwohl er sich mit dem Serienauftakt schon fürchterlich gelangweilt hat.

Zur an sich schon drögen und künstlich in die Länge gezogenen Story kommt, dass beide Protagonisten des Buches fürchterliche Nervensägen sind. Anastasia ist eine typische TSTL-Heldin, was schon in Kapitel 1 deutlich wird, als sie beim ersten Zusammentreffen mit Grey gleich mal auf die Schnauze fällt. (Nicht im übertragenen Sinn gemeint!) Sie wird beherrscht von ihrem moralisch-biederen Unterbewusstsein und ihrer halbwegs verwegenen »inneren Göttin«, die sich in Krisensituationen sozusagen zu Wort melden. Also eigentlich ständig. Und zwar mindstens eine von beiden Instanzen, gern auch beide im Widerstreit miteinander. Ansonsten ist Ana die meiste Zeit damit beschäftigt, nichts zu essen, stattdessen auf ihrer Lippe herumzukauen – ein Wunder, dass die überhaupt noch existiert – und zu erröten. Und natürlich Christian anzuhimmeln, weil der nämlich soooo gut aussieht. Aber so was von gut! Da kann man auch mal darüber hinwegsehen, dass er ein Stalker und Kontrollfreak ist und dass die Art von Beziehung, die er mit Ana zu führen gedenkt, so gar nicht in ihrem Sinne ist.

Wie es wohl kommt, dass nicht nur Ana, sondern auch eine Vielzahl von Rezensentinnen Christan Grey als ach so interessante Persönlichkeit bezeichnen? Mit den Begriffen »Stalker« und »Kontrollfreak« ist eigentlich schon alles Wesentliche über ihn gesagt. (Abgesehen davon, dass er ja soooo gut aussieht.) Obsessiv könnte man noch hinzufügen. Er verfolgt, kontrolliert und bevormundet Anastasia von der ersten Minute an, so ortet er beispielsweise ihr Handy, spürt sie in irgendwelchen Bars auf und holt natürlich alles an Information über sie ein, was möglich ist. Er schüttet sie zu mit teuren Geschenken (u.a. Handy, Laptop, Auto), obwohl sie das nicht will, weil er glaubt, sie müsse diese Dinge haben. Und er verfolgt sie sogar nach Hause zu ihren Eltern, wo sie für ein paar Tage hinfährt, um ein wenig Abstand zu gewinnen und in Ruhe nachzudenken. Selbstverständlich meint er es nur gut, zumal ja Vertrauen gut ist, aber Kontrolle besser. Kontrollfreak eben. Überflüssig zu erwähnen, dass er zudem fürchterlich eifersüchtig ist (worin ihm Ana allerdings in nichts nachsteht; sie legt ein paar überaus peinliche Szenen hin!). Für sein verkorkstes Wesen und sein abstruses Verhalten gibt es selbstverständlich eine plausible Erklärung: Er hatte eine schreckliche Kindheit. Was genau damals eigentlich vorgefallen ist, bleibt im Dunklen, aber es ist klar, dass er ein ganz furchtbar armer schicksalsgebeutelter Kerl ist, der gar nicht anders kann, als Kontrollfreak, Stalker und natürlich Dom zu sein.

Dummerweise ist Ana die denkbar schlechteste Sub, an die Grey hätte geraten können. Ihre devote Seite ist alles andere als ausgeprägt, und sie ist überdies nicht nur S/M-unerfahren, sondern komplett unerfahren, sprich: Sie ist Jungfrau, die zuvor noch nicht ein Mal eine Beziehung hatte. (Wie könnte es anders sein.) Nur deshalb lässt sich der verkorkste Milliardär darauf ein, erst mal Blümchensex mit ihr zu praktizieren, bevor es ins Eingemachte und ans bloße »Ficken« geht, wie er so charmant sagt. Die betriebenen S/M-Spielarten sind insgesamt eher von der harmloseren Sorte; es kommen diverse Fesseln, eine Gerte und ein Flogger zum Einsatz. Ansonsten vögelt er sie unermüdlich und nicht klein zu kriegen in allen möglichen Stellungen hart und heftig durch, was die Jungfrau selbstmurmelnd von einem Höhepunkt zum nächsten jagt und so viele Wellen über ihr zusammenschlagen und sie mitreißen lässt, dass es ein Wunder ist, dass sie nicht ertrinkt. Sehr zu ihrem Leidwesen darf sie Christian allerdings nicht berühren, und überhaupt findet sie diese ganze S/M-Geschichte eigentlich doof und erträgt das alles nur, um ihm Freude zu bereiten; eigene Orgasmen hin oder her. Man hat ein wenig den Eindruck, als würde sie seine Neigung für eine Art Krankheit halten, die sie über kurz oder lang mit ihrer Liebe heilen kann. Liebe schafft ja bekanntlich alles. Dumm nur, dass Christian gar nicht so wirklich geheilt werden will.

Vielleicht im nächsten Band …

 


7 Punkte

 

Serieninfo:
01 Fifty Shades of Grey | Shades of Grey – Geheimes Verlangen
02 Fifty Shades Darker | Shades of Grey – Gefährliche Liebe
03 Fifty Shades Freed | Shades of Grey – Befreite Lust