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[Rezension] Sarina Bowen/Elle Kennedy: Him

Deutscher Titel: Him – Mit ihm allein
Serie: Him, #1

Klappentext:

Jamie und Ryan waren beste Freunde. Die Sommer, die sie gemeinsam im Eishockey-Trainingscamp verbracht haben, waren die besten ihres Lebens. Nun stehen sie sich nach vier Jahren Funkstille plötzlich wieder gegenüber. Schon damals war Ryan klar, dass er schwul ist. Er war Hals über Kopf verliebt in Jamie. Die alten Gefühle sind sofort wieder da, viel stärker, intensiver … schmerzhafter. Denn Jamie steht nach wie vor auf Frauen. Und was noch viel schlimmer ist: Er hat Ryan nie verziehen, dass er nach ihrer gemeinsamen Nacht den Kontakt zu ihm abgebrochen hat …

 

Kommentar:

Ich glaube, ich sollte mir immer ein Buch von Elle Kennedy und/oder Sarina Bowen bereitlegen, nur für den Fall, dass ich wegen zu vieler durchschnittlicher und schlechter Bücher keine Lust auf Lesen habe. Die beiden kurieren mich garantiert von jeder Lesekrise, was dieser Liebesroman über zwei homosexuelle Jungs ziemlich angetan war, einmal mehr belegt (nachdem ich ja schon von der Off-Campus-Serie begeistert war).

»Him« ist von Beginn an fesselnd. Es startet damit, dass die beiden Eishockeyspieler und ehemaligen besten Freunde Ryan und Jamie erfahren, dass sie sich nach drei Jahren Funkstille bei einem Endspiel wiedersehen werden. Warum ihre Freundschaft in die Brüche gegangen ist, bleibt zunächst im Dunklen; man erfährt nur, dass Ryan nach irgendeinem Vorfall den Kontakt zu Jamie komplett abgebrochen hat, obwohl sich die beiden sehr nahestanden. Was damals genau passiert ist, wird nach und nach aufgedeckt; parallel dazu zeigt das Wiedersehen der beiden, dass sich nicht so viel zwischen ihnen geändert hat. Bis auf eines: Jamie ist ganz offensichtlich nicht ganz so straight, wie beide Jungs immer dachten.

Es prickelt von der ersten Seite an zwischen den beiden und nach und nach lassen sie sich darauf ein. Wie sie sich annähern und wie sich ihre Beziehung entwickelt, ist wahnsinnig gefühlvoll beschrieben. Sowohl Jamie als auch Ryan durchleiden die eine oder andere Krise wegen der veränderten Situation, sind unsicher und wissen nicht so richtig, was das alles zu bedeuten hat und wo es hinführen soll. Ist es eine Sache für einen Sommer? Oder mehr? Kann es sich ein NHL-Profi erlauben, (offen) schwul zu sein – und wenn nicht, muss Ryan seine große Liebe Jamie deshalb wirklich aufgeben?

Das Autorenduo schafft bei diesem Buch den Spaghat, nicht nur einen wundervollen Liebesromane mit zwei wunderbaren, hervorragend ausgearbeiteten Protagonisten zu schreiben, sondern gleichzeitig die Probleme von Schwulen (bzw. schwulen Sportlern) auf den Punkt zu bringen, ohne die ganze Zeit den moralischen Zeigefinger zu erheben. So gibt es einen diskriminierenden Vorfall mit dem Vater eines Eishockey-Kids, aber andererseits auch jede Menge Toleranz für Homosexualität aus Jamies und Ryans Umfeld. Vollkommen konträr verhalten sich die Eltern der beiden Protagonisten: Während Ryans lieblose High-Society-Eltern die Homosexualität ihres Sohnes schlicht ignorieren und als »Phase« abtun, ist für Jamies mega liberale Hippie-Eltern (und den Rest der Familie) nur wichtig, dass Jamie glücklich ist, egal mit wem. Dementsprechend hat Jamie augenscheinlich deutlich weniger Probleme mit seinem Schwulsein als Ryan, der seine sexuelle Orientierung, darauf angesprochen, zwar wohl nicht leugnen würde, sie aber nie thematisieren oder offen zugeben würde. Zumindest nicht im Moment, denn als NHL-Rookie könnte er damit seine Karriere aufs Spiel setzen. Die Vereinsbosse wissen Bescheid, nicht aber die Mitspieler, und hier zeigt sich ein Problem, das bis heute viel zu real (und in Deutschland auch aus dem Fußball bekannt) ist: Schwule Profis in einem Männersport haben einen schweren Stand und outen sich deshalb lieber nicht oder bestenfalls nach ihrer Karriere. Wie Bowen/Kennedy die Situation darstellen, ohne wortreich und explizit zu werten, erscheint mir ingesamt wirklich gelungen. (Auch wenn ich glaube, dass die Realität deutlich extremer ist, d.h. die Akzeptanz für Schwule in großen Teilen der USA deutlich geringer ist. Es ist sicher kein Zufall, dass Ryan zu einem kanadischen Verein ins liberale Toronto wechselt und nicht gerade nach Texas oder einen der anderen Südstaaten wechselt.)

Kurz gesagt: Das Buch war für mich ein echter Pageturner und ist durch und durch gelungen. Figuren, Aufbau der Handlung, Story, Tiefe, Spannung, Erzählstil, Humor, Sexszenen (teilweise richtig heiß, vielleicht ein paar zu viele davon!) – hier passt für mich einfach alles. Ich muss Band 2 lesen. JETZT.

 


15/15

Elle Kennedy: Off-Campus-Serie

Anfang des Jahres bin ich über das hervorragend bewertete Buch »The Deal« gestolpert und hab eher skeptisch angefangen, es zu lesen. Es ist nämlich ein New-Adult-Buch, und dass Höchstbewertungen überhaupt nichts bedeuten, schon gar nicht, was NA-Bücher angeht, ist ja hinlänglich bekannt. Aber was soll ich sagen – ich mochte den Roman, sehr sogar. So sehr, dass ich innerhalb kürzester Zeit auch die drei weiteren Bände der College-Serie gelesen habe.

Um es vorwegzunehmen: Der Abschlussband ist in meinen Augen nicht besonders gut gelungen und wäre als Einzelband bei mir wohl eher durchgefallen. Trotzdem ist die Serie ingesamt empfehlenswert und Elle Elle Kennedy eine Autorin, von der ich unbedingt mehr lesen will, gern eines ihrer »Erwachsenenbücher« (also nicht New Adult), weil mir ihr amüsanter Schreibstil und ihre Figuren wirklich gut gefallen.

 

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[Rezension] Catherine Gayle: Training in Sachen Liebe

Originaltitel: Breakaway
Portland Storm #1

 

Inhalt:

Der Mannschaftskapitän von Portland Storm, Eric »Zee« Zellinger, weiß für gewöhnlich, was zu tun ist. Aber sein einstiges Elite-Team zum Sieg zu führen, wird schnell ein aussichtslos erscheinender Kampf. Er darf seine Konzentration jetzt nicht verlieren – nicht wenn seine Karriere auf dem Spiel steht. Doch als die kleine Schwester seines besten Freundes eine Bitte an ihn heranträgt, die er ihr nicht abschlagen kann, besteht die Gefahr, dass Eric den Antrieb verliert, den sein Team von ihm als Captain braucht.

Seit einem einschneidenden Erlebnis in ihrer College-Zeit befindet sich Dana Campbells Leben in einer Abwärtsspirale. Sie versucht verzweifelt, dem Horror dieser schicksalsträchtigen Nacht zu entkommen, und ist bereit, alles dafür zu tun. Selbst wenn das bedeutet, den einzigen Mann, dem sie vertraut, um Hilfe zu bitten.

Egal, wie unwiderstehlich sie ist oder wie sehr ihn ihre Bitte in Versuchung führt, kann Eric diese Grenze möglicherweise nicht überschreiten – vor allem nicht, solange sein Team darum kämpft, die Play-offs zu erreichen. Nun muss Eric eine letzte Entscheidung treffen. Doch wird er Dana die Chance geben, aus ihrer Abwärtsspirale auszubrechen und ein glückliches Leben zu führen, oder wird er sich bemühen, seine Karriere weiter voranzutreiben?

 

Kommentar *mit (leichten) Spoilern*:

Seit der Off-Campus-Serie bin ich auf dem Eishockey-Trip, und auf der Suche nach mehr Büchern in diesem Umfeld bin ich rein zufällig über die Portland-Storm-Serie gestolpert. Was soll ich sagen, dieses Buch war ein echter Überraschungshit für mich, und ich frage mich, wieso es nicht viel bekannter ist. Die deutsche Ausgabe hat bei Amazon nicht eine einzige Bewertung, und auch die englischen Bücher haben erschreckend wenig Publicity erhalten.

Der Ausgangspunkt der Geschichte ist unerfreulich: Dana Campbell wurde als Jugendliche von mehreren Typen vergewaltigt und kämpft nach sieben Jahren und unzählichen Therapien immer noch gegen ihre Panikattacken. Sie kann körperliche Nähe seitdem nicht mehr zulassen, auch nicht von Verwandten und Freunden, und eine Liebesbeziehung steht vollkommen außer Frage. Ihre Therapeutin rät ihr, sich einen Surrogat-Partner zu suchen, mit dem sie den Körperkontakt üben soll. Sie wählt dazu den Eishockeyspieler Eric aus, der seit vielen Jahren der beste Freund ihres Bruders und auch ihr (brüderlicher) Freund ist und sich auf die Aufgabe einlässt, weil er schon lange in Dana verliebt ist und alles tun würde, um ihr zu helfen.

Ich bin weder ein Profisportexperte noch ein Psychotherapeut, aber nach meiner Laienmeinung gibt es eine Reihe von Unwahrscheinlichkeiten in diesem Roman. Es kommt mir zum Beispiel nicht besonders glaubwürdig vor, dass sämtliche Teamkollegen von Eric so rücksichtsvoll sind oder dass Dana mit dem Team reisen darf, und letztendlich überwindet sie ihre Ängste meines Erachtens doch relativ schnell. Ein bisschen nervig war auch die Blindheit, die verhindert, die Liebe des anderen nicht zu sehen bzw. falsch einzuordnen.

Das stört aber den Gesamteindruck letztendlich nicht, weil das Buch trotzden herzerwärmend schön ist. Bis Dana und Eric sich körperlich und mental näherkommen, ist es ein steiniger Weg, aber er ist so gefühlvoll beschrieben, dass einem das Herz aufgeht. Dana ist eine tolle Heldin, die alles versucht, um ihrem unverschuldeten Leid endlich zu entfliehen, aber gegen Eric verblasst sie trotzdem. Eric ist ein Held zum Verlieben. Er versucht einen schwierigen Spagat zwischen seinen sportlichen Verflichtungen und dem Wunsch, Dana zu helfen. Dass Dana eigentlich zu viel von ihm verlangt, wissen (und äußern) beide; Eric leidet sehr unter der Situation: unter ihren Panikattacken ebenso wie unter der Nähe zu ihr, weil er mehr will und nicht glaubt, dass er je mehr kriegen kann und wird. Auch sportlich strauchelt Eric: Sosehr er sich bemüht, gut zu spielen und ein starker Teamkapitän zu sein, der seine Jungs in die Playoffs führt, so durchwachsen sind seine Leistungen, weil er wegen Dana den Kopf nicht frei hat. Sein ständiger Konflikt ist sehr gut dargestellt, und ich wüsste nicht, wer es mehr verdient hätte als Eric, dass am Ende alles (einigermaßen) gut wird.

Die Übersetzung ist meiner Meinung nach gut gelungen und liest sich flüssig, mir sind keine größeren Holprigkeiten oder Unsinnigkeiten aufgefallen. Wer also lieber auf Deutsch liest, kann meiner Meinung nach bedenkenlos zugreifen. Die deutsche Kindle-Ausgabe ist sogar (minimal) günstiger als die englische. Umsonst kriegt man Band 1 auf Englisch (ebenso wie ein paar andere Bücher) aber auch, indem man Catherine Gayles Newsletter abonniert. Für die Historical-Freunde: Die Autorin schreibt außer Eishockey-Contemporarys auch Regency-Liebesromane, ich kenn aber keinen.

 

Fazit:

Tolles, gefühlvolles Buch mit einem grandiosen Helden. Ich werde die Serie definitiv weiterverfolgen und, wenn sie so gut weitergeht, am Ende wahrscheinlich zum NHL-Fan werden und Eishockeyspiele anschauen! ;)


13/15

 

[Bücher aus der Hölle] Nalini Singh: Rock Kiss – Eine Nacht ist nicht genug

Originatitel: Rock Addiction
Rock Kiss #1

Klappentext:

In ihrer Kindheit stand Molly Webster wegen eines hässlichen Skandals ständig im Fokus der Medien. Seither hat sie sich geschworen, ein unauffälliges Leben zu führen. Doch dann begegnet ihr der Rockstar Zachary Fox, dessen verführerische Stimme und sinnliche Berührung ihr tief unter die Haut gehen. Ein One-Night-Stand – mehr sollte es nicht sein. Aber Molly merkt schnell, dass eine einzige Nacht mit Fox niemals genug für sie ist.

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[Rezension] Ella Maise: To Hate Adam Connor

Klappentext:
So you may ask, who is Adam Connor? He is the recently divorced, Academy Award-winning actor who just moved in next door with his kid. He also happens to be an exquisite male specimen and the most infuriating sly bastard I’ve ever come across.

Let’s be honest here, wouldn’t you wanna take a peek over the wall to catch a glimpse of him, hopefully when he is naked? Wouldn’t you melt away after watching him work out as his five-year-old kid cheered him on? Do I even have to mention those abs, the big bulge in his pants, or that arm porn? Oh, wait, you would never spy on him? Sure…

While I was being thoughtful by not breaking and entering and was actually considering going over to offer him a shoulder—or maybe a boob or two—to cry on (y’know, because of his divorce), instead he had me thrown in jail after a small incident. Jail, people! He was supposed to grant me countless orgasms as a thank you, not a jail cell.
After that day, I was mentally plotting ways to strangle him instead of jumping his bones to make sweet love. So what if my body did more than just shiver when he whispered dirty little things in my ear? I can’t be held responsible for that. And when was the last time he’d kissed anyone anyway? Who’d enjoy a kiss with a side of heart attack?

Even if he and his son were the best things since sliced bread—and I’m not saying he was—I couldn’t fall for him. No matter what promises he whispered on my skin, my curse wouldn’t let us be. I wasn’t a damsel in distress—I could save myself, thank you very much—but deep inside, I still hoped Adam Connor would be the hero of my story.

 

Kommentar:
Dieses Buch zu bewerten, fällt mir wahnsinnig schwer. Es war so einiges „over the top“: Lucys feste Überzeugung, sie wäre verflucht und dürfte sich nicht verlieben, die Verwicklungen im Zusammenhang mit Lucys Exfreund Jameson (eine Komplikation, die ich wirklich als sehr unelegant empfand, v.a. angesichts der Auflösung), der Hintergrund von Adams Sohn Aiden und die ganzen Paparazzi-Angelegenheiten inkl. Sextapes und Stalker … das muss man nicht mögen.

Hinzu kommt die Figur Lucy mit ihrem ständigen Sarkasmus selbst in den unpassendsten Momenten – was nicht nur für entsprechende Dialoge, sondern auch für einen sehr, sehr schnoddrigen Grundton der Story sorgt, wenn aus ihrer Perspektive erzählt wird. Das muss man nicht mögen, definitiv nicht. Aber obwohl Lucy oft haarscharf an der Grenze zur Nervensäge wandelt (und diese auch gerne mal überschreitet), ist sie in vielen anderen Momenten eine wunderbar lustige und liebenswerte Protagonistin – vorausgesetzt, man ist auf einer Wellenlänge mit ihrem Humor.

Zu Adam Connor fällt mir hingegen eigentlich nur eins ein: Haaaaaach! Für weitere Charakterisierungen bin ich zu verliebt in diesen bodenständigen, ruhigen, entschlossenen sexy Mann, der ein ausgesprochen nettes Kind großgezogen hat (und das von mir, die ich Kinder in Liebesromanen meist nicht leiden kann!) und wundervoll mit ihm umgeht, ebenso wie übrigens auch Lucy.

Lucy und Adam zusammen sind erst recht hinreißend. Wenn sie aufeinandergetroffen sind, ganz besonders zu Anfang ihrer Bekanntschaft, hab ich die Luft angehalten, weil die Spannung zwischen ihnen so extrem war – so was hab ich selten erlebt!

Für wiederkehrende Highlights sorgten außerdem sämtliche Auftritte von Olive und Jason aus »To Love Jason Thorn«, die von mir garantiert in die Liste der besten Paare 2017 aufgenommen werden. Die kleinen Gesten zwischen ihnen, etwa wenn Jason Olive ein bisschen enger an sich zieht, als sie auf Adam treffen, sind atemberaubend.

Ingesamt haben die Figuren die nicht so ganz überzeugende Geschichte und die manchmal aufgesetzte, übertriebene Schnoddrigkeit von Lucy für mich wettgemacht, daher eine gute 4-Sterne-Wertung.

 


12/15

[Rezension] Lauren Runow: Gravity

Klappentext:

Gravity is not your normal, sweet romance of childhood friends to lovers. Spanning over twenty years—it’s raw, it’s real, asking the question if soul mates really exist.

Lily
At eight years old, the boy next door changed my life. He was the force pulling me toward him despite our differences. It was like magic. We understood each other, supported each other and in the process became everything to each other. But in chasing Trevin’s dream, I lost myself along the way.

Trevin
Through tremendous heartache, she was there. Through fame and fortune, she was there. Loving Lily was the one thing I got right. Eclipsing her in my shadow, I took from her until she was empty. Now I must do anything to prove I can be the man she wants, no, the man she deserves.

 

Kommentar:
Bei Goodreads bin ich (via Chrissi) über „Gravity“ von der mir bis dato unbekannten Selfpublishing-Autorin Lauren Runow gestolpert und der Klappentext hat mich sofort angefixt. Das Stichwort „Rockstar“ lässt mich bekanntermaßen grundsätzlich aufhorchen; dass die Geschichte einen Zeitraum von über zwanzig Jahren umfasst, hat mich endgültig neugierig gemacht.

„Gravity“ erzählt von Trevin und Lily, die sich kennenlernen, als Lily mit acht Jahren in Trevs Nachbarschaft zieht. Die beiden werden enge Freunde und bleiben das auch, bis Trevin mit achtzehn die Stadt verlässt, um Rockstar zu werden. Danach wird die Beziehung zwischen ihnen schwieriger und der Kontakt seltener, doch die beiden sind sich immer tief verbunden und bewegen sich hart an der Grenze von Freundschaft zur Liebe. Das mit der Liebe ist aber eine schwierige Angelegenheit, denn die beiden führen sehr unterschiedliche Leben, die nur dann miteinander kompatibel zu sein scheinen, wenn einer einen Teil von sich selbst bzw. seine Träume für den anderen aufgibt. Es scheint nie den richtigen Zeitpunkt für sie zu geben.

Aufgrund der langen Zeitspanne der Handlung werden nur bedeutsame Episoden aus Lilys und Trevs Leben erzählt: Solche, die die Protagonisten für sich, ihr Miteinander und ihr Leben prägen. Es wird so gut wie nie nach rechts und links geschaut, Erlebnisse mit Freunden, Bandkollegen oder auf der Bühne werden weitgehend ausgespart, sofern sie nichts mit der Beziehung von Lily und Trev zu tun haben. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, weil eine Art umfassendes Gesamtbild fehlt; mir reichte es aber, ausschließlich von den beiden zu erfahren. Die Geschichte hat trotzdem so viel Tiefe, dass man eintauchen und mit den Hauptfiguren hoffen, bangen, leiden und lieben kann.

Das liegt natürlich auch daran, dass Trevin und Lily tolle Protagonisten sind. Trev ist – wenn man von seinen Sex-and-Drugs-and-Rock’n’Roll-Eskapaden absieht – trotz seiner schwierigen Kindheit und seines Erfolges die meiste Zeit relativ geerdet. Dazu trägt nicht zuletzt Lily bei, die in jeder Lebenslage sein Fels in der Brandung – oder, um den Buchtitel aufzugreifen: seine »Schwerkraft« – ist. Sie ist für ihn da, oft ohne viele Worte, aber mit liebevollen Gesten und Berührungen.
Dabei macht sie phasenweise ganz schön was mit und sie verzeiht ihm wirklich vieles, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass da eben doch immer ein bisschen mehr als Freundschaft zwischen ihnen ist. Bis auf eine kurze Phase bleibt sie dabei immer sie selbst, ein ganz normales Mädchen, und rettet damit letztendlich das, das Besondere, das zwischen ihnen ist.

Hinzu kommen Sexszenen, die ich als ziemlich außergewöhnlich empfand. Nicht etwa, weil sie so heiß waren, sondern weil währenddessen so viele Gefühle und so viel Liebe zwischen den beiden prickeln, dass es fast atemberaubend ist. Gleiches gilt auch für ein paar kleine Gesten des Trostes und der Freundschaft, die die Verbundenheit und Nähe der beiden zeigen und für hingerissene Haaaaaaach-Momente sorgen.

Um ganz ehrlich zu sein, gibt es am Ende ein paar Komplikationen zu viel, die nicht hätten sein müssen und mir vorkamen, als wollte die Autorin die Geschichte einfach noch ein wenig strecken. Für mich wäre es mindestens ebenso okay gewesen, wenn das Buch fünfzig Seiten kürzer gewesen wäre. Hinzu kommt das eine oder andere weniger glaubwürdige Detail, etwa die Tatsache, dass Trev niemals eine andere Frau als Lily küsst. Das ist zwar irgendwie nett, wenn er schon durch die Betten von unzähligen Groupies tourt, aber schwer vorstellbar, zumal er das trotz diverser Rauschzustände viele Jahre lang konsequent durchzieht. Und wenn man schon bei Realismus ist: Natürlich kann man sich die Frage stellen, wie wahrscheinlich es ist, dass so eine Freundschaft im echten Leben hält und gar zu einer funktionierenden Liebe wird, noch dazu unter solchen Umständen …

… aber wisst ihr was? Manchmal ist einem das einfach egal. Es ist nur ein Buch, eine fiktive Geschichte, und zwar eine, die stellenweise sehr intensiv war und mich wirklich berührt hat, sodass mangelnder Realismus und andere kleinere Merkwürdigkeiten meinen Gesamteindruck nicht trüben konnten. „Gravity“ lässt mich einfach mit einem guten Gefühl zurück – und dem Wunsch, mehr Bücher dieser Autorin zu lesen. (Weshalb ich direkt die Unwritten-Series über einen männlichen Escort gekauft habe.)

 


14/15

[Rezension] Sharon Page: Fight For Me

Fight For #1

Klappentext:
I had to drop out of college to raise my son after his dad, bad boy MMA fighter Ryder King, and I broke up. Ryder is so haunted by demons he won’t let me into his heart. Fame, fortune, and fighting didn’t bring him any peace, and I knew, for the sake of our child, I had to leave him.

That’s when I started seeing Ryder’s best friend, Xavier Malone, a former fighter who built a billion dollar empire. Xavier is powerful and handsome, but also caring and wonderful with my son. We were friends at first and now I’m falling for him—but I’m scared to commit.

Then I receive an invitation to the island of Eden, a luxurious resort where I can live my every sensual fantasy. I’m certain Xavier sent it. But after I leave my son with my mom and fly to Eden, I discover I’m in the middle of a grudge match between Xavier and Ryder. They are going to fight for me: inside the ring in a charity match, and outside it—where they both plan to seduce the pants off me. But I have a surprise for them too.

 

Kommentar:
Obwohl ich ein großer Fan von Dreiecksgeschichten bin, empfand ich diese Konstellation als ganz schön strange. Es geht um die beiden Freunde Ryder und Xavier, die die gleiche Frau wollen, Tessa. Einer der beiden, Ryder, ist MMA-Champion, Tessas Jugendliebe, Vater ihres Kindes und ihr Exmann, von dem sie sich getrennt hat, weil er ihr seine Vergangenheit nicht offenbaren wollte. Der andere ist ein Ex-MMA-Fighter, inzwischen Milliardär und Ryders bester Freund.

Angesichts dieser umwerfenden Männerauswahl fällt es Tessa natürlich schwer, sich zu entscheiden, weshalb es sehr praktisch ist, dass sie auf eine Sex-Insel eingeladen wird, wo sie die beiden Männer mit deren Einverständnis abwechselnd (bzw. am Ende auch gemeinsam) auf Herz und Nieren prüft (sexuell prüft, versteht sich; das muss ich sicher nicht extra erwähnen), damit sie herausfinden kann, welcher ihr genehm ist. Dabei kommen so ungefähr alle Stellungen und Techniken zum Einsatz, die man sich vorstellen kann, inkl. natürlich ein bisschen (wenig glaubwürdigem) BDSM – Tessa ist für alle(s) … offen. Zum Unglück für den Verlierer dieses kleinen Wettbewerbs spielt Sex am Ende aber allenfalls eine untergeordnete Rolle, insofern hilft alle Anstrengung nichts.

Trotz aller Abstrusitäten hat mir das Buch ganz gut gefallen, es war nichts besonderes, aber unterhaltsam. Es ist halt ein Sexroman mit ein bisschen Handlung, wobei die Sexszenen für meine Geschmack weniger gut waren als die Geschichte, die im Hintergrund stand und die (durchaus schlüssigen) Handlungsweisen aller Personen motivierte. Überhaupt mochte ich alle drei Hauptfiguren und fand den Ausgang, d.h. Tessas Entscheidung, folgerichtig. Ich denke, ich werde wohl auch das nächste Buch der Serie lesen, in dem dann – mutmaßlich – der „Verlierer“ sein Happy-End kriegt.

Allerdings bin ich irritiert, was diese Fortsetzung angeht, denn auf dem Cover steht groß und breit »Fight for You – Part One« und das Buch hat nur 99 Seiten. Naturgemäß fragt man sich, ob da nicht noch ein »Part Two« dazugehört, ich hab aber keinen gefunden, obwohl »Part One« bereits im März 2015 erschienen ist. Bislang konnte ich nicht herausfinden, ob es sich nur um ein halbes Buch handelt, und die Autorin hat meine diesbezügliche Frage nicht beantwortet. Bevor ich nicht sicher weiß, dass es sich um eine abgeschlossene Geschichte handelt, wird der „Verlierer“ wohl ohne mich in sein Glück starten müssen.

 


8/15

[Rezension] Olivia Cunning: Double Time

Sinners on Tour, #5

Klappentext:

On the rebound from the tumult of his bisexual lifestyle, notoriously sexy rock guitarist Trey Mills falls for sizzling new female guitar sensation Reagan Elliot and is swept into the hot, heady romance he never dreamed possible.

Ecstatic to be on tour learning the ropes with Trey’s band, The Sinners, Reagan finds she craves Trey as much as she craves being in the spotlight.

When Reagan’s ex, Ethan Connor, enters the scene, Trey’s secret desires come back to haunt him, and pleasure and passion are taken to a whole new level of dangerous desire.

 
Kommentar (mit leichten Spoilern):

Ich erinnere mich noch lebhaft an meine Begeisterung, als ich vor über fünf Jahren Band 1 der Sinners-Serie gelesen habe. Band 2 konnte mich schon nicht mehr so sehr begeistern, und das Chaos, das dann um Treys Geschichte folgte, hat mich wirklich abgeschreckt. Der Verlag war nämlich der Meinung, dass die von der Autorin eigentlich als Band 5 angedachte Geschichte um Trey vorgezogen werden müsste – sehr zum Ärger der Autorin, die nicht müde wurde, darüber zu lamentieren, und mich damit bei allem Verständnis ziemlich genervt hat. Jedenfalls wurde die VÖ von Band 5 vorgezogen, ich wollte die Bücher aber in der „richtigen“ Reihenfolge lesen, also hab ich ihn gekauft und ins Regal gestellt, um Band 3 und 4 abzuwarten und vorher zu lesen. Band 3 war dann allerdings nicht besonders gut und ich hatte keinerlei Lust auf Band 4 (der thematisch ohnehin nicht mein Ding ist), also blieb „Double Time“ unberührt im Regal und ist von meinem geistigen Radar verschwunden, zumal die Kritiken ohnehin nicht besonders waren. Jetzt bin ich gerade über die Fortsetzung von Treys Geschichte gestolpert und hab endlich zum im wahrsten Sinne des Wortes angestaubten Buch gegriffen.

Trey, der seit dreizehn Jahren heimlich in seinen Freund und Bandkollegen Brian verliebt ist, hat realisiert, dass er Brian vergessen muss. Brian hat nämlich (in Band 1) sein Glück mit Myrna gefunden und ist gerade Vater eines Sohnes namens Malcolm geworden. Es ist also beim besten Willen nicht mehr anzunehmen, dass zwischen ihnen was laufen wird, also schwört der frustrierte bisexuelle Trey sowohl Brian als auch allen anderen Männern dieser Welt ab. Praktischerweise trifft er direkt nach seinem deprimierenden Besuch an Malcolms Kindbett Reagan, die frisch in der Band von Treys Bruder anheuert und genauso Gitarre spielt wie Brian. Wer wäre besser als Trostpflaster geeignet? Da Reagan nicht zimperlich ist, hat sie keine Einwände, direkt mit ihrem Idol rumzuknutschen, und nachdem sie ihn noch einen halben Tag pro forma hingehalten hat, nimmt sie ihn mit nach Hause und es kommt zu heißem Sex, der für Trey ganz besonders heiß ist, weil er Reagans vermeintlich schwulen sexy Exfreund, Freund und Mitbewohner Ethan trifft. Vom Funkenflug zwischen Trey und Ethan kriegt Reagan aber nichts mit, und am Ende des Tages bzw. der Nacht sind sie und Trey ein festes Paar. Trey glaubt zu diesem Zeitpunkt offenbar halbwegs ernsthaft, er könnte seine bisexuelle Seite für immer unterdrücken; darüber reden kann er mit Reagan jedenfalls nicht, denn er glaubt, sie könnte nicht damit umgehen. Natürlich kann Trey seinen Hang zu Männern aber nicht dauerhaft verleugnen – schon gar nicht, nachdem Ethan ihn mächtig anmacht. Nach einem kleinen Drama arrangiert man sich also zu dritt und wird glücklich.

Je länger ich über dieses Buch nachdenke, desto schwachsinniger kommt es mir vor. Die ganze Geschichte ist nicht stimmig und hat mich emotional kein bisschen gepackt. Schon wie und in welcher Situation Trey und Reagan zusammenkommen, ist schräg. Dass sie noch am gleichen Abend – ohne sich im Mindesten zu kennen – eine feste Beziehung beschließen und nicht viel später von Liebe die Rede ist, ist noch viel schräger. All das wirkt überhastet, wenig glaubwürdig und noch weniger ernstzunehmend. Schon gar nicht, weil Reagan die ganze Zeit wie ein albernes Fangirl erscheint (ihr Verhalten – auch gegenüber anderen Bandmitgliedern – ist phasenweise ziemlich fremdschämwürdig) und scheinbar alles mitmachen und für alles Verständnis aufbringen würde, was Trey will und tut, während man Trey einfach nicht abkauft, dass er sich so schnell verliebt und es aufrichtig meint.

Tut er scheinbar aber (auch wenn die Autorin einem das nicht nahebringt); Trey versucht sogar ernsthaft, der muskelbepackten Verführung in Gestalt von Reagans Mitbewohner Ethan zu widerstehen, obwohl der ihn total heißmacht. Ich war wirklich gespannt, wie die Autorin die drei zusammenbringen würde – so wie die Geschichte angelegt war, konnte ich mir keine elegante Lösung vorstellen, aus der alle Figuren unbeschädigt hervorgehen würden. So war es dann auch; Cunning hat Treys weiße Weste weitgehend unbefleckt gelassen und dafür Ethan zum Sündenbock gemacht – die Skrupellosigkeit, mit der Ethan den festen Freund seiner Freundin angräbt und zu verführen versucht, ist beispiellos. Es fiel mir insofern schwer, auch nur die geringste Begeisterung für ihn aufzubringen, sodass er neben Reagan die zweite Person in dieser Konstellation war, mit der ich wenig anfangen konnte.

Die Sexszenen, ob zu zweit (mf/mm) oder zu dritt (mmf), waren okay, aber nicht außergewöhnlich heiß. Als völlig überflüssig und konstruiert habe ich empfunden, auch noch einen höchst halbherzigen SM-Ausflug einzubauen, denn es gab hier wirklich schon genug andere Spielarten und Themen, mit denen man sich beschäftigen konnte. Dass der erste Sex zwischen Ethan und Trey ein wenig aus den Fugen gerät, ist ebenfalls irritierend, zumal die Sache nicht so wirklich aufgelöst wird und unausgegoren wirkt.

Apropos unausgegoren: Die eine oder andere unausgegorene Nebengeschichte gibts auch noch, z.B. um einen Stalker, um einen eifersüchtigen Nebenbuhler, um Reagans wenig verständnisvollen Vater und um die vom Bandmanager gewünschte Verwandlung Reagans in ein Sexpüppchen. Wobei der Begriff Nebengeschichte zum Teil zu hoch gegriffen ist: Es wird eher eine Baustelle aufgemacht und dann unverrichteter Dinge wieder zugeschüttet bzw. brach liegen gelassen, ohne dass klar wäre, was das alles eigentlich sollte.

Am allerschlimmsten an diesem ganzen Buch ist aber, wie Brian auf Treys Enthüllung, ihn zu lieben, reagiert. Das passt so was von nicht zu Brian und allem, was man jemals über das Verhältnis zwischen den beiden Männern erfahren hat, dass man nur sprachlos sein kann. Die Erklärung für Brians Verhalten wird später nachgeliefert, sie ist aber alles andere als glaubwürdig und macht die Sache kein bisschen besser.

 
Fazit:

Ich weiß nicht, ob das Buch besser geworden wäre, wenn der ganze Hickhack zwischen Verlag und Autorin nicht stattgefunden hätte; Tatsache ist: »Double Time« in der vorliegenden Form ist eine ziemliche Enttäuschung (die vermutlich ohne den zeitlichen Abstand noch größer gewesen wäre). Die ganze Geschichte wirkt unausgegoren, uninspiriert, unglaubwürdig und unemotional, und ich hab jetzt eigentlich nicht mehr wirklich Lust, die Fortsetzung dieser Ménage-à-trois zu lesen, die mich eigentlich überhaupt wieder auf „Double Time“ gebracht hatte. Vor allem in Anbetracht des Potenzials, das die Figur Trey und seine unerfüllte Liebe zu Brian gehabt hätten, ist das Endprodukt ein wahrer Jammer.

 


7/15

[Wohlwollende 7 Punkte! Die meisten davon dafür, dass Trey Trey ist, der mein Herz schon in Band 1 erweicht hat! ;)]

[Bücher aus der Hölle] Aurora Rose Reynolds: Until Love 01 – Asher

Originaltitel: Until November
Serie: Until, #1


Klappentext:

November freut sich auf die Zeit mit ihrem Vater, den sie endlich besser kennenlernen will. Sie lässt New York und damit all die schrecklichen Erinnerungen hinter sich und zieht nach Tennessee, um für ihren Dad als Buchhalterin in dessen Strip Club zu arbeiten. Dort trifft sie auf Asher Mayson, den stadtbekannten Playboy und unverschämt attraktiven Frauenheld. Am liebsten hätte November mit dem dreisten Kerl nichts zu tun. Doch da hat sie die Rechnung ohne Asher gemacht, der November für sich gewinnen will – und wenn er dafür sämtliche Regeln des guten Anstandes außer Kraft setzen muss …


Kommentar [mit Spoilern]:

Ich bin mal wieder ernsthaft schockiert. Darüber, dass sich hinter einem so schicken deutschen Cover ein dermaßen schlechtes Buch verbirgt. (Hätte ich das englische Original angeschaut, wäre in mir vielleicht ein gewisser Verdacht gekeimt …) Aber noch viel mehr über die Tatsache, dass der Roman bei 35.432 Goodreads-Bewertungen einen Schnitt von 4.17 (von 5 möglichen) Punkten hat.

Es fängt schon damit an, dass der Klappentext einen so vollkommen falschen Eindruck von der Geschichte erweckt, dass man bei Amazon glatt auf „Fehlerhafte Produktinformation melden“ klicken könnte. Die Protagonistin November lernt weder ihren Vater besser kennen (zumindest erfahren wir nichts darüber), noch hält sie sich öfter als ein oder zwei Mal an ihrem neuen verruchten Arbeitsplatz im Strip Club auf (zumindest erfahren wir nichts darüber), noch will sie nichts mit Asher zu tun haben (zumindest erfahren wir nichts darüber), noch setzt Asher irgendwelche Regeln des guten Anstands außer Kraft (zumindest erfahren wir nichts darüber). Immerhin trifft es zu, dass Asher sie für sich gewinnen will.

Das ist allerdings alles andere als schwierig, denn es ist nicht nur um Asher schon beim skurrilen ersten Zusammentreffen im Strip Club geschehen, sondern auch um November. In Anwesenheit ihres Vaters, der von Asher zunächst für Novembers betagten Lover gehalten wird, sind die beiden trotz aller Begeisterung noch recht zurückhaltend, Gott sei Dank führt der glückliche Zufall sie aber nicht viel später im Altenheim wieder zusammen. Dort vertreibt die herzensgute November mit ihrer Deutschen Dogge den einsamen Alten die Zeit, unter anderem auch Ashers Großmutter, die November von ganzem Herzen liebt. Asher nötigt ihr bei der Gelegenheit ein abendliches Date auf. Dieses Date verläuft so, dass Asher unentwegt von irgendwelchen Fickbekanntschaften angegraben wird, dazwischen aber genug Zeit findet, auf jeden Mann inklusive seiner eigenen Brüder eifersüchtig zu sein, der sich November auch nur auf fünf Meter nähert. Von dieser Situation ist nach einer Weile sogar die liebreizende November so genervt, dass sie die Bar verlässt – was Asher natürlich nicht erlauben kann. Er folgt ihr und weil sie ihm Widerworte gibt, wirft er sie sich kurzerhand über die Schulter und verschleppt sie in sein Auto, um sie nach Hause zu bringen. (An dieser Stelle war mir bereits klar, dass ich das Buch vermutlich hassen würde, wenn es sich nicht um 180 Grad drehen würde.) Das ist ein weiterer überaus glücklicher Zufall, denn dort war inzwischen ein Stalker zu Werke, sodass Asher die arme nervlich angeschlagene November mit zu sich nach Hause nimmt. Der Rest ist Geschichte; November ist damit erobert.

Unglücklicherweise liegen zu diesem Zeitpunkt aber noch drei Viertel der Handlung vor uns. Es bleibt der Autorin also ausreichend Zeit, um das junge Glück in seinem Alltag und auf dem Weg ins unendliche Familienglück zu zeigen, uninspirierte Sexszenen inklusive. Dabei werden die wichtigen Dinge nur angerissen – wir erfahren zum Beispiel, dass November und Liz, ein Mädchen aus dem Ort, gute Freundinnen werden, erleben es aber nicht mit –, unwichtiger Quatsch wird hingegen in aller Ausführlichkeit geschildert. Wenn November beispielsweise ins Bett geht, erfahren wir nicht nur, dass sie ins Bett geht, sondern werden über jeden Handgriff informiert, den sie vorher tut: Bett aufschütteln, Pullover und Jeans ausziehen, Zähne putzen, eincremen, Haare öffnen, Haare ausbürsten, Pyjama anziehen. Interessanterweise erleichtert sie sich nicht vorher auf dem Klo, aber über so was zu schreiben, ist vielleicht zu gewagt. Ein ganz besonderes Faible hat die Autorin überdies für modische Details; sobald die Worte Leggins oder Jeans auftauchten, konnte man sich sicher sein, dass haarklein (schreckliche) Klamotten (etwa pfirsichfarbene zwei Nummern zu große Sweater) geschildert wurden, und getrost eine Seite vorskippen. Als wäre das alles nicht schon fürchterlich genug, musste die Autorin auch noch – halbherzig, wie bei ihr üblich – die hanebüchenste Stalkergeschichte aller Zeiten einflechten.

Wirklich aufregend wurde die Geschichte vor allem dann, wenn Asher auftauchte – aber leider im negativen Sinn, denn Asher bestätigte durchgehend den ersten Eindruck, den ich von ihm hatte. Man könnte der Autorin zugute halten, dass sie immerhin keine widersprüchlichen Figuren aufbaut, aber die Tatsache kann mich nicht darüber hinwegtrösten, dass Asher ein krankhaft eifersüchtiger Kontrollfreak ist, der selbst Christian Grey wie einen Chorknaben wirken lässt. Asher übernimmt die totale Kontrolle über Novembers Leben – alles im Namen ihres Wohlbefindens, versteht sich. Sie darf weder irgendwas zahlen, was ihr Zusammenleben tangiert, noch irgendwas bestimmen. Wenn sie Glück hat und es ihm in den Kram passt, erfüllt ER ihr irgendwelche Wünsche, so zum Beispiel den Bau eines kindersicheren (Jaaaa! Ihr ahnt es …!) Swimmingpools.

Wenn November Ashers grandioses Aussehen in seinen sexy Klamotten sowie seine sagenhaften Fähigkeiten im Bett ausnahmsweise ausblenden kann, muckt sie hin und wieder mal kurz auf. Der Erfolg ist überschaubar, denn Asher wäre nicht Asher, wenn er nicht genau wüsste, wie er sie von irgendwelchen leidlichen Diskussionen abbringt: mit heißen Küssen und Sex. November muss dann entweder darüber lachen, dass er „so ein Höhlenmensch“ ist, oder sie ist diejenige, die sich entschuldigt, weil er ja doch irgendwie recht hat mit seinen schrägen Anwandlungen. Okay, ich sollte mich nicht darüber wundern, es passt zu ihrer Naivität, ihrem Gekicher und ihrem ständigen Kleinmädchen-Auf-und-Ab-Gehüpfe. Das kommt aber scheinbar bei ihrer Umgebung bestens an, denn obwohl mehrfach betont wird, dass November sich für „süß, aber nicht sexy“ hält, stehen scheinbar fast alle Männer im Ort auf sie. Überhaupt mögen sämtliche Menschen in Novembers Umfeld sie totaaaal gern – außer vielleicht Ashers Verflossene (was ganz schön viele sind, immerhin war er vor November ein Playboy).

Zu all dem Übel lässt mich der Originaltext (inhaltlich) stark daran zweifeln, dass jemals ein (professioneller) Lektor darübergelesen hat. Wenn ja, hat er sich jedenfalls nie mit Harry Potter beschäftigt – ebenso wenig wie die Autorin, denn Harry eine Beule (!) auf die Stirn zu schreiben, ist allerhand („Ich habe eine leuchtend rote und violette Beule mitten auf der Stirn. Ich sehe wie Harry Potter aus.“)! Letztendlich sind das aber nur Details; es tun sich viel gravierende handwerkliche Unzulänglichkeiten auf. So kommt etwa in Ausnahmefällen hin und wieder Asher zu Wort, der bereits zuvor aus Novembers Sicht erzählte Szenen aus seiner Perspektive schildert, jedoch völlig andere Dinge und in anderer Reihenfolge, sodass man völlig den Überblick verliert, was gerade los ist. Besonders übel ist der Epilog, der zu drei verschiedenen Zeitpunkten spielt, sich insgesamt über 17 oder 18 Jahre erstreckt und einfach total schlecht gemacht ist. Wie ich zwei, drei englischen Rezensionen entnehme, scheint das Original darüber hinaus auch sprachlich – in Sachen Tippfehler und Satzbau – ziemlich fehlerhaft zu sein.

In der deutschen Ausgabe wurde da möglicherweise einiges ausgebügelt, sie ist aber fehlerhaft genug. Es finden sich eine Menge Fehler: von „harmosen“ Tippfehlern (fehlende und überflüssige Buchstaben) und zahlreichen Getrennt- und Zusammenschreibungsfehlern über einigermaßen abstruse (Tipp-?!)Fehler („Seine linke Braue ist gepirct und er hat Pluges in den Ohren“) und Grammatikfehler („Escher entledigt sich seinem Shirt“) bis hin zu schrägen Formulierungen („Dann packe ich Biest [die Dogge] zusammen“; „Das werden wir uns noch ausreden“), die eventuell teilweise schon aus dem Original stammen („Ein Schauder flüstert über meine Wirbelsäule“). Garniert wird das Ganze mit österreichischen Anklängen („Ich bin am [statt: auf dem] Weg“) und einer Milliarde Kommafehlern. Die manchmal nicht ganz einfach ins Deutsche zu übertragende Problematik mit dem Duzen und Siezen ist auch nicht geglückt, so wird Ashers Vater von November mit „Du“ angesprochen, aber „Mr. Mason“ genannt. Da das Buch im Präsens geschrieben ist (Ich hasse es!), gibt es grammatikalisches Chaos beim Einsatz von Vergangenheitsformen, wenn auf frühere Ereignisse zurückgeblickt wird: Es wird mal Perfekt, mal Imperfekt, mal Plusquamperfekt verwendet – möglicherweise schon im Original, aber das wäre ja bei der Übersetzung relativ einfach zu korrigieren gewesen.

„Asher“ ist ein in jeder Hinsicht unzweifelhaft schlechtes Buch ohne jede Spannung, das jeder modernen, selbstständigen Frau die Tränen in die Augen treiben sollte. Ich bin kurz davor, mal wieder einen Appell an die Frauen da draußen loszulassen, denn obwohl ich wirklich weit davon entfernt bin, eine Feministin zu sein, ist es mir vollkommen unbegreiflich, dass man es toll oder gar romantisch finden kann, wenn ein Typ komplett über seine Frau und deren Leben bestimmt. Es gibt einen Unterschied zwischen liebevoller Fürsorge und Entmündigung, Mädels!

 


1 Punkt (fürs Cover)

[Rezension] Sarah MacLean: A Scot in the Dark

Scandal & Scoundrel, #2

Inhalt:
Lonesome Lily Turned Scandalous Siren
Miss Lillian Hargrove has lived much of her life alone in a gilded cage, longing for love and companionship. When an artist offers her pretty promises and begs her to pose for a scandalous portrait, Lily doesn’t hesitate…until the lying libertine leaves her in disgrace. With the painting now public, Lily has no choice but to turn to the one man who might save her from ruin.

Highland Devil turned Halfhearted Duke
The Duke of Warnick loathes all things English, none more so than the aristocracy. It does not matter that the imposing Scotsman has inherited one of the most venerable dukedoms in Britain—he wants nothing to do with it, especially when he discovers that the unwanted title comes with a troublesome ward, one who is far too old and far too beautiful to be his problem.

Tartan Comes to Town
Warnick arrives in London with a single goal: get the chit married and see her become someone else’s problem, then return to a normal, quiet life in Scotland. It’s the perfect plan, until Lily declares she’ll only marry for love…and the Scot finds that there is one thing in England he likes far too much…

Kommentar:
Bis etwa zur Hälfte war das wirklich ein netter Historical, den ich mit 4-4.5 Punkten bewerten wollte. Dann sind der Autorin leider offenbar die Ideen ausgegangen und statt das Buch einfach um ein paar Seiten zu kürzen oder meinetwegen auch Wörter zu schinden oder einen zusätzlichen Handlungsstrang einzuführen (selbst das wäre besser gewesen!), musste mehrfach die gleiche unglaubwürdige Krise bemüht werden, bevor es endlich zum Happy-End kam. Einmal hätte ich es ja noch verstanden, vielleicht sogar zweimal, aber gleich mehrere Krisen aus immer demselben Grund? Nein, sorry, das geht gar nicht.

In der ersten Hälfte des Buches geht es darum, dass der schottische Vormund Alec sein Mündel vor einem Skandal retten will, indem er sie unter die Haube bringt, bevor ein Aktgemälde vor ihr enthüllt wird. Es gibt eine Menge Kabbeleien und amüsante Szenen und es ist schnell klar, dass es zwischen beiden mächtig funkt und sie sich ineinander verlieben. Die beiden sind auch wirklich sympathisch und niedlich zusammen.

Dann aber kommen Liebe und Sex ins Spiel und alles geht den Bach runter. Nachdem es zu sexuellen Handlungen in einer Kutsche gekommen ist, geht das Drama los. Er will sie ja ach so sehr, aber er darf nicht. Er ist ja nur ein schottischer Rohling und muss sie beschützen und ist nichts für sie, obwohl er ja immerhin ein Duke ist und sie nur die Tochter eines Landverwalters. Deswegen beharrt er weiter darauf, ihr einen Mann zu suchen. Leider ist er ihr aber vollkommen erlegen, weshalb nicht viel später aus Fast-Sex in der Kutsche richtiger Sex wird. Großartiger Sex. Voller Leidenschaft und Liebe. Der Schotte wäre aber kein Schotte, wenn ihm anschließend nicht doch wieder einfallen würde, dass sein Mündel nichts für ihn ist und sie was Besseres verdient hat als ihn. Bla, bla, bla. Weitere Zwischenfälle und Liebesschwüre ihrerseits nutzen auch nichts, um ihn umzustimmen und ihr den Wunsch zu erfüllen, sie zu heiraten. Schließlich, endlich, endlich, endlich, offenbart er der Frau seiner Träume, warum er glaubt, er sei nicht gut genug für sie. Die Begründung ist maximal halbwegs überzeugend (eher weniger) und schreckt Lillian entsprechend wenig ab. Es kommt erneut zu stundenlangem, großartigem, liebevollem, leidenschaftlichen Sex und Beteuerungen, dass das alles nicht so schlimm ist und dass Lily Alec versteht. Aber dann der Gipfel: Am nächsten Morgen ist Alec erneut verschwunden, weil er nicht gut genug für sie ist und sie angeblich was Besseres verdient hat. Allerspätestens an diesem Punkt ist man geneigt, ihm zuzustimmen – ich wollte wirklich schreien, und der Grund, warum Alec sich am Ende davon überzeugen lässt, dass er doch gut genug für Lillian ist, hat mich auch nicht besänftigt. Er ist nämlich ungefähr genauso überzeugend wie die Begründung, dass ein Duke mit bewegter Vergangenheit nicht gut genug für eine skandalumwitterte Landstuarttochter sein soll.


7 Punkte (MacLean-Bonus inklusive)