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[Rezension] Lisa Kleypas: Crystal Cove

Friday Harbour, #4

Klappentext:
Justine Hoffman has made a comfortable life for herself on the island of Friday Harbor. She is the proprietor of a successful boutique hotel, and she has the safe, predictable life she has always wanted. Growing up with her flighty, nomadic mother, Marigold, has instilled in her a deep longing for stability. But in spite of everything Justine has achieved, there is still something missing. Love. And after years of waiting and dreaming, she is willing to do whatever it takes to change her destiny.

What Justine soon discovers is that someone cast a spell on her when she was born, with the result that she will never find her soul mate. Determined to change her fate, Justine finds a way to break the enchantment, never dreaming of the dangerous complications that will follow.

And when Justine meets the mysterious Jason Black, she accidentally unleashes a storm of desire and danger that threaten everything she holds dear . . . because Jason has secrets of his own, and he wants more from her than fate will ever allow.

 

Kommentar:
»Crystal Cove« ist bereits der vierte Teil der Friday-Harbor-Serie, zeitgenössischen Liebesromanen mit einem Hauch Magie. Dieser Hauch Magie kam mir in den Bänden 1-3 irritierend bis überflüssig, aber nicht allzu störend vor, beim vorliegenden Buch schießt die Autorin aber für meinen Geschmack weit übers Ziel hinaus.

Protagonistin Justine ist nämlich eine heidnische Hexe. Da mich das Thema noch nie interessiert hat, ich mich folglich nicht damit auskenne und die Autorin es meiner Meinung nach auch nicht vernünftig erklärt, hab ich nicht wirklich begriffen, was für eine genau; für das Buch ist es allerdings auch nicht notwendig zu wissen, wodurch sich die diversen verschiedenen Hexen genau unterscheiden. Justine jedenfalls verfügt über beeindruckende Kräfte, die sie allerdings nur bedingt kontrollieren kann, weil sie die Hexerei nie lernen wollte und sich weigerte, dem Zirkel beizutreten, dem ihre ungeliebte Mutter angehört. Überdies ist sie im Besitz eines mächtigen Zauberbuches, das ihr dennoch ein bisschen Zauberei ermöglicht.

So verfällt sie eines Tages auf die Idee, mittels dieses mächtigen Zauberbuches einen Zauber zu wirken, der ihr die große Liebe bringen soll. Bei der Gelegenheit stellt sie fest, dass ein Fluch auf ihr lastet, der bis dato verhindert hat, dass sie sich ernsthaft verliebt. Sie hebt ihn auf und macht sich auf, um herauszufinden, wer sie damit belegt hat. Zwei befreundete Hexen aus dem Zirkel ihrer Mutter rücken nach zähem Ringen damit heraus, was es mit der Sache auf sich hat, und spätestens jetzt wird klar, dass die Liebesgeschichte in diesem Buch ziemlich anstrengend werden könnte: Es wird nämlich enthüllt, dass alle Männer, in die sich die Hexen verlieben, zwangsläufig recht schnell abnippeln, und dass man einen Fluch wie den, mit dem Justine belegt ist, mitnichten einfach so aufheben kann, ohne dass das wenig erbauliche Konsequenzen nach sich zieht.

Ziemlich zeitgleich taucht als Objekt der Begierde der Geschäftsmann Jason auf, ein Buddhist ohne Seele mit dem dazu passenden Nachnamen Black. Die Geschichte mit der nicht vorhandenen Seele ist übrigens wörtlich zu verstehen – er hat keine Seele. Sowas kommt schon mal vor, dann ist die Zeit auf der Erde allerdings meist relativ knapp bemessen und nur auf ein Leben beschränkt; Reinkarnation ist nicht. Jason hat seine ganze eigenen Gründe, nach Friday Harbor zu kommen und etwas mit Justine anzufangen, das wird aber später völlig beiläufig abgetan, weil sich der eigentlich eiskalte Geschäftsmann mit Haut und Haar in die Hotelbesitzerin verliebt hat und bereit ist, sein seelenloses Dasein für sie zu opfern.

Ihr seht schon, es ist diesmal einiges los auf der Insel – leider hat es aber nicht viel Spaß gemacht, bei diesem albernen Hin und Her dabei zu sein. Mir waren diese ganzen Flüche und Gegenflüche und Fluchübertragungen deutlich zu viel des Guten. Ich weiß nicht, was Kleypas sich dabei gedacht hat, so viel Gewicht auf paranormale Elemente zu legen, und denke auch nicht, dass die Leser von zeitgenössischen Liebesromanen so was lesen wollen. Hinzu kommt, dass dabei die Liebesgeschichte und die Emotionen total auf der Strecke bleiben. Stattdessen springt die Autorin zu allem Übel auf den BDSM-Zug auf – als hätte sie das nötig! – und liefert eine ganz fürchterliche Bondage-Szene ab, die weder gut geschrieben noch erotisch ist.

Ich hoffe wirklich, dass Kleypas im nächsten Buch der Serie den Magie-Anteil wieder stark runterschraubt und sich stattdessen auf das besinnt, was sie wirklich gut kann: gefühlvolle Liebesromane mit einer Prise Humor. Sonst ist die Friday-Harbor-Serie für mich Geschichte.

 


5 Punkte

 

Serieninfo:
01 Christmas Eve at Friday Harbor | Das Winterwunder von Friday Harbor – 8/15
02 Rainshadow Road | Zaubersommer in Friday Harbor – 11/15
03 Dream Lake | Der gute Stern von Friday Harbor (Dezember 2013) – 13/15
04 Crystal Cove | N.N.
05 Lighning Bay (September 2013)

[Buchsplitter] KW 15/2013

 

Verlage, Buchhandel und Bibliotheken

Der Suhrkamp-Streit geht weiter.

Nach dem Leiharbeiterskandal laufen Amazon offenbar die Kunden weg.

Bei Amazon in Bad Hersfeld wurde gestreikt.

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[Rezension] Maggie Stiefvater: Rot wie das Meer

Originaltitel: The Scorpio Races

Klappentext:
Jedes Jahr im November wird die Insel Thisby von Capaill Uisce heimgesucht, Meereswesen, die in Gestalt wunderschöner Pferde Tod und Verderben bringen. Schnell wie der Seewind und tückisch wie das Meer, ziehen sie die Menschen in ihren Bann. Wie viele junge Männer der Insel fiebert auch Sean Kendrick dem Skorpio-Rennen entgegen, bei dem sie auf Capaill Uisce gegeneinander antreten. Nicht wenige bezahlen dafür mit ihrem Leben. Das diesjährige Rennen aber wird sein wie keines zuvor: Als erste Frau wagt Puck Connolly, sich einen Platz in dieser Männerwelt zu erkämpfen. Sie gewinnt den Respekt von Sean Kendrick, der ihr anfangs widerwillig, dann selbstlos hilft. Schließlich fällt der Startschuss und auch diesmal erreichen viele Reiter nicht das Ziel. Ihr Blut und das ihrer Capaill Uisce färben die Wellen des Meeres rot.

Kommentar:
Ich war extrem skeptisch bezüglich dieses Buches, nicht zuletzt wegen einiger durchwachsener Kritiken, z.B. von Holly, die für mich in Sachen Stiefvater-Bücher eine verlässliche Quelle ist. Zum Glück habe ich »Rot wie das Meer« trotzdem gelesen – es ist für mich bis dato eines der Highlights 2013.

Das Buch basiert im Groben auf einer keltischen Sage über die Capaill Uisce (gesprochen: KAPpl ISCHke), ziemlich blutrünstige Pferde, die die meiste Zeit im Wasser leben und eher an Raubtiere als an normale Pferde erinnern. Gelingt es, sie im November aus dem Meer zu locken und einigermaßen zu zähmen, hat man ein wahnsinnig schnelles Rennpferd, das jedoch seine Gefährlichkeit und seine Liebe zum Salzwasser nie einbüßt. In »Rot wie das Meer« gehört es zu einem festen Bestandteil des Lebens, dass einige mutige Bewohner der Insel Thisby im Herbst die Capaill Uisce fangen, die an Land kommen, um mit diesen das alljährliche berühmte Skorpio-Rennen zu bestreiten.

Seit langer Zeit ist der junge Sean Kendrick beim Rennen dabei; er hat mit seinem roten Hengst Corr bereits viermal gesiegt und gilt als eine Art (Wasser-)Pferdeflüsterer. Erstmals meldet jedoch auch ein Mädchen fürs Rennen, Kate »Puck« Connolly, und als wäre das nicht schon schlimm genug, will sie auch noch mit einem normalen Pferd gegen die Capaill Uisce antreten. Sie stößt auf einigen Widerstand, doch ausgerechnet Sean setzt sich für sie ein – und hilft ihr auch bei der Vorbereitung aufs Rennen. Die beiden kommen sich im Laufe der Handlung auf eine sehr leise Art und Weise näher; nicht durch Worte, sondern durch Blicke und kleine Gesten mit großer Wirkung. Die Darstellung ihrer Beziehung erfolgt sehr zurückhaltend, aber extrem intensiv, und erinnert an »Shiver«, auch wenn zwischen Sean und Puck weit weniger – für viele Leser, die auf eine Liebesgeschichte hoffen, vielleicht auch zu wenig – passiert.

Man muss definitiv die leisen Töne und eine eher gemächliche Erzählweise mögen, damit einem das Buch uneingeschränkt gefällt – vor allem die erste Hälfte könnte für den einen oder anderen ein wenig spannungsarm sein. Mich hat das Buch aber von Beginn an fasziniert: mit diesen seltsamen Wasserpferden, die aufgrund ihrer Ambivalenz gar nicht so einfach zu fassen sind, mit der grauen und stürmischen Atmosphäre, mit den leicht verschrobenen Inselbewohnern, den interessanten und eigenwilligen Protagonisten und der Magie, die vor allem Sean über die Capaill Uisce ausübt. Ich glaube, dass vieles in diesem Buch auf »Pferdemenschen« anders und vor allem intensiver wirkt als auf Leser, die mit Pferden nichts am Hut haben; allein schon, das Verhalten eines Pferdes zu kennen und die Kraft eines Pferdes unter dem Sattel gefühlt zu haben, dürfte da für die eine oder andere Szene Einiges ausmachen. Ich bin mir insofern nicht ganz sicher, ob Leute, die keinen Draht zu Pferden haben, mit diesem Buch richtig glücklich werden können. Einen Versuch ist es aber allemal wert, denn Stiefvater erzählt einmal mehr eine wunderbare Geschichte!

 

14/15

 

Trivia:
Maggie Stiefvater hat vor Kurzem ein Cover Round-up zum Buch gepostet. Dabei ist mir aufgefallen, dass der deutsche Verlag sich als Einziger gegen ein Pferd auf dem Cover entschieden hat. Wie mir Herr Lindner vom Loewe-Verlag auf Nachfrage mitteilte, war das eine bewusste Entscheidung. Man wollte vermeiden, dass das Buch vom Endkunden als Pferdebuch wahrgenommen wird.

Und wer die November-Cakes nachbacken will, deren Beschreibung einem schon beim Lesen des Buches das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, findet das Rezept inkl. Selbstversuch bei Holly.

[Aus- und Angelesenes] März 2013

 

Der März war mal wieder durchwachsen – wobei ich mich vielleicht einfach daran gewöhnen sollte, dass 4–5 Bücher ganz normal sind für Leute, die zwar gern lesen, aber nicht (fast) jede freie Minute mit Lesen verbringen können bzw. wollen. Und wenn man dann – so wie ich – auch noch jede Menge Mittelmaß erwischt, treibt einen das ja auch nicht gerade zum Weiterlesen! ;)

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[Buchsplitter] KW 14/2013

 

Bücher, Buchankündigungen und Autoren

Steflite hat gesammelte News von Paige Toon gepostet.

Juliet Marillier plant eine neue Fantasyserie für Erwachsene. (via Darkstar)

Megan Hart arbeitet an einer fünfteiligen Erotikserie.

Jane G. Goodhind hat einen 10-Bücher-Vertrag mit Accent Press abgeschlossen.

Maggie Stiefvater hat ebenfalls News vermeldet.

Die Meldung, dass Amazon die (Ex-)Indie-Autorin Jamie McGuire wegen ihres Wechsels zu einem Publikumsverlag abstrafen wolle, entspricht nicht der Wahrheit.

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[Buchsplitter] KW 13/2013

 

Bücher, Buchankündigungen und Autoren

Infos von J.R. Ward gibts auf der (frei zugänglichen) Facebook-Seite der Autorin. (via Heroes & Heartbreakers)

Marcus Sedgwick schreibt ein Buch für Erwachsene.

Ally Condie hat einen Vertrag für eine neue Serie abgeschlossen.

Hier gibts ein Video-Interview mit Kerstin Gier. (via Edelstein-Trilogie-Webseite)

Cassandra Clare plant eine weitere Shadowhunter-Serie. *gähn*

Stephenie Meyer hat ebenfalls ein Videointerview gegeben.

Die Inhaltsbeschreibung von »Curtsies & Conspiracies« von Gail Carriger ist raus.

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Die »Vorsicht Buch!«-Kampagne

Ist euch schon die »Vorsicht Buch!«-Kampagne untergekommen, die den Menschen das Buch und seine wundervollen Effekte in Erinnerung rufen und gleichzeitig den Buchhändler vor Ort unterstützen soll?

Leider findet die Kampagne bislang in erster Linie in Buchhandlungen statt, also dort, wo buchaffine Leute ohnehin hingehen. Die sind aber wohl eigentlich eher nicht Zielgruppe der Kampagne, denn die wissen ja schon, dass Bücher toll sind – was sollten sie sonst in der Buchhandlung?

Aber vielleicht ist es aber auch besser, dass alle anderen nichts von dieser Aktion mitkriegen, denn sie ist in meinen Augen ziemlich daneben nur sehr bedingt gelungen. Schon der Titel »Vorsicht Buch!« (dem ein Komma gut zu Gesicht stünde) nebst dem Untertitel »Es verändert dein Leben« spricht mich nicht an und ist für mich nicht originell, sondern eher negativ besetzt. Ebenso wenig begeisternd finde ich die meisten der Plakate zur Kampagne, deren verzweifelter Versuch um Witzigkeit wirkungslos verpufft. Aber Humor ist bekanntermaßen Geschmackssache.

Am merkwürdigsten finde ich aber eigentlich die Einleitung auf der Kampagnenseite, wo zu lesen steht:

Kennst du auch dieses intensive Erlebnis, das nur beim Lesen eines Buches entsteht? Kaum hast du die ersten Sätze gelesen, entstehen Bilder im Kopf und plötzlich tauchst du ein – in neue Rollen, überraschende Orte und fremde Welten voller Emotionen!

Kurz gesagt: Ein Buch verändert dein Leben. 
Und genau deshalb warnt die Kampagne mit „Vorsicht Buch“ vor dem was ein Buch mit dir anstellen kann und ruft das Buch wieder in Erinnerung.

Ich will gar nicht darüber reden, dass ich Text und Zeichensetzung nicht gerade begnadet finde, sondern lieber darüber, dass mit diesen Aussagen meiner Meinung nach ein ganz schön freakiges Bild von Lesern gezeichnet wird. Denn es klingt verdächtig danach, als würden Bücher uns den Realitätssinn verlieren lassen. Was dann ja auch wieder zu einigen der debilen Plakatmotive passt – und zu der gar nicht so selten unter Nicht-Lesern verbreiteten Meinung, Leser hätten kein vernünftiges Sozialleben und würden sich deshalb notgedrungen mit einem Buch auf dem Sofa verkriechen und in fremde Welten abtauchen. Ich kann berichten, dass bislang noch kein Buch mein Leben verändert hat, und ich kann auch gut drauf verzichten. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass ein guter Film mit tollem Soundtrack ebenso auf den Rezipienten wirken kann wie ein Buch. Aber vielleicht kann ich aus genau diesem Grund nichts mit der Kampagne anfangen?!

Der Buchhandel steht der Kampagne offenbar ziemlich gespalten gegenüber. Und was sagt ihr? Ist euch »Vorsicht Buch« schon im Buchhandel – oder sonst wo – begegnet? Findet ihr die Umsetzung gut oder schlecht? Sagt euch der Humor zu?

 

 

 

Quelle für Zitate und Logo: vorsichtbuch.de / Copyright: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

[Rezension] Karina Halle: On Every Street

The Artists Trilogy, #0.5

Klappentext:
When young con artist Ellie Watt decides to call herself Eden White and go after the drug lord who ruined her as a child, she never expects to fall for one of his henchmen. But Javier Bernal is no ordinary man. Subtly dangerous and overwhelmingly seductive, Eden finds herself passionately in love with Javier, the very person she’s set-up to betray. With her body and heart in a heated battle against her deep need for revenge, no one will walk away from this con a winner.

Kommentar:
Auf das Prequel zur Artist-Trilogie bin ich bei Goodreads aufmerksam geworden, wo das Buch große Begeisterung hervorruft und eine durchschnittliche Bewertung von 4,58 (von 5) hat. »On Every Street« ist erst nach Band 1 der Serie veröffentlicht worden – und vielleicht muss man »Sins & Needles« zuvor gelesen haben, um in die Lobeshymnen einzustimmen. Würde jedenfalls erkären, warum mich die Novella weit weniger umgehauen hat als den Rest der Welt.

Der Plot ist eigentlich wirklich interessant: Ellie Watt, die Tochter eines Betrügerpärchens, wurde als Kind bei einer Gaunerei im Auftrag ihrer Eltern erwischt, woraufhin das Opfer zur Strafe ihr Bein mit Säure verätzen lässt. Mit 20 begibt sie sich auf einen Rachefeldzug gegen den Drogenboss, der ihr das Leben versaut hat, um endlich ihren inneren Frieden zu finden. Ihr Plan sieht so aus, dass sie sich unter falscher Identität, als Eden White, an einen Mitarbeiter des Verbrechers heranschleicht und ihrem eigentlichen Opfer so nahekommt. Doch Javier Bernal, die rechte Hand des Drogenbosses, weckt echte Leidenschaft in ihr und lässt sie ihre Pläne schnell vergessen – obwohl ihr Geliebter ein echter Bad Boy ist…

Die Geschichte hätte wirklich viel Potenzial gehabt – das aber nicht voll ausgeschöpft wurde. Denn Eden vergisst ihren Rachefeldzug völlig und konzentriert sich nur noch auf Javier. Sie trifft nicht ein einziges Mal auf den Mann, wegen dem sie so gelitten und jetzt alles hinter sich gelassen und eine falsche Identität angenommen hat; als sich die (einzige) Gelegenheit ergibt, kneift sie und geht dem Zusammentreffen aus dem Weg. Für mich war es ziemlich unglaubwürdig, dass jemand, der bis zu einem gewissen Zeitpunkt sein gesamtes Sein auf Rache ausrichtet, das Ziel komplett aus den Augen verliert vor lauter großartigem Sex.

Die Darstellung der schwierigen Beziehung zwischen Eden und Javier ist alles in allem ganz gut gelungen. Man muss zunächst mal darüber hinwegsehen, dass Jungfrau Eden von Latin Lover Javier schon bei der ersten Begegnung von den Socken gehauen wird – und umgekehrt –, aber sowas soll ja vorkommen. Dass Eden von Beginn an Javiers brutale, kaltblütige und mörderische Seite ignoriert bzw. sie entschuldigt, ist schon schwerer zu akzeptieren, es funktioniert aber, weil ihr innerer Konflikt wegen der Situation vor allem zu Beginn der Geschichte wirklich groß ist. Mit Fortschreiten der Beziehung lernt sie immer besser, die Augen vor dem zu verschließen, was Javier wirklich ist: der Handlanger eines Drogenbosses, der die Drecksarbeit macht. Es macht Sinn, dass Edens Ignoranz nur so lange fuktioniert, wie die Verbrechen nicht vor ihren Augen stattfinden; als es jedoch zu einer Hinrichtung in ihrem Haus kommt, gibt es die erste große Krise. Javier hat zwar genug Einfluss auf sie, um sie zunächst zu beruhigen; doch weitere Ereignisse sind dann des Guten zu viel.

Sehr positiv zu vermerken ist, dass Javier nicht durch die Liebe geläutert wird, wie das ja so oft der Fall ist in solchen Büchern. Er verwandelt sich nicht in ein Weichei, sondern bleibt ein kaltblütiger Verbrecher, auch wenn er phasenweise mit seinem eigenen Leben hadert. Wie er sagt, hasst er das Leben als Drogenbosshandlanger zwar, aber nicht genug, um es aufzugeben. Insgesamt ist er ein sehr glaubwürdiger Charakter, der gute wie schlechte Seiten hat.

Obwohl ich den Plot an sich und vor allem Javier eigentlich gut fand, konnte mich die Geschichte nicht in ihren Bann ziehen. Ich schiebe das auf den Erzählstil, der zum Teil recht sprunghaft ist: Längere Zeiträume werden einfach übersprungen und dann rückblickend kurz zusammengefasst – was die Entwicklung der Beziehung zwischen Javier und Eden nicht gerade nachvollziehbar macht. Das mag der Kürze der Novella geschuldet sein, doch das reicht nicht als Grund, wenn sich dem Leser das Verhalten der Protagonisten nicht erschließt.

Spoiler

Vor allem hat mich geärgert, dass nicht näher erklärt wird, was genau mit Javiers Freund Miguel war, der von ihm hingerichtet wird – da muss man sich lapidar mit der Info abspeisen lassen, dass Miguel ein Verräter war. Noch viel schlimmer fand ich aber, dass Javier Eden am Ende betrügt. Das war für mich einfach komplett unglaubwürdig, weil überhaupt nicht nachvollziehbar. Nichts in der Handlung hat ernsthaft darauf hingedeutet, dass die teils sehr vereinnahmende Liebe, die er Eden während der ganzen Zeit entgegengebracht hat, nicht echt war oder abgenommen hätte. Und da es nach der Entdeckung seines Betrugs kein Gespräch mehr zwischen ihm und Eden gibt, bleibt darüber hinaus die Frage offen, ob er Eden schon die ganze Zeit betrogen hat und sie vielleicht sogar nie wirklich geliebt hat.

[Einklappen]

Der »richtige« Band 1 der Serie spielt, wie ich inzwischen weiß, sechs Jahre später und handelt laut Klappentext von Ellie und dem Tätowierer Camden; eine Rezension verrät aber, dass auch Javier eine Rolle spielt. Möglicherweise werden dann noch einige offene Fragen geklärt. Ich werde das Buch also wohl lesen, um zu erfahren, was ich hinsichtlich »On Every Street« gern wüsste …

 


8/15

 

Serieinfo:
0.5 On Every Street
01 Sins & Needles
02 Shooting Stars (05/2013)
03 Bold Tricks (10/2013)

[Buchtipp] Simone Dalbert: Papiergeflüster

Bestimmt kennen die meisten von euch den Blog Papiergeflüster, der bereits seit 2008 von der Buchhändlerin Simone Dalbert betrieben wird. Seit einiger Zeit bloggt Simone dort und bei »Ich mach was mit Büchern« Szenen aus dem Buchhändleralltag, jetzt gibt es diese Kurzgeschichten auch als E-Book und in gedruckter Version.

 

Verlagstext:
Wenn Bücher erzählen könnten, was sie in einem Buchgeschäft so alles mitbekommen! Simone Dalbert plaudert mit viel Humor aus dem persönlichen Nähkästchen und erzählt von unberechenbaren Kunden, Plüsch-Bakterien, Schaufenster-Yoga und bayerischen Mathematikbüchern.

 

Simone Dalbert, geboren 1977, wuchs im Saarland auf und studierte dort Biologie. Inzwischen lebt sie in Würzburg, wo sie eine Ausbildung zur Buchhändlerin absolvierte und noch immer in diesem Beruf arbeitet. Auf ihrem Blog papiergefluester.com und dem Twitteraccount @Buchgeflüster schreibt sie zudem privat über ihren Alltag als Buchhändlerin.

 

Simone erzählt in kurzen Geschichten von seltsamen Kundenwünschen, dem Anonymitätsstreben zahlreicher Buchbesteller, von netten und weniger netten Kunden, vergriffenen Büchern, doppelten ISBNs, schiefgegangenen Bestellungen, der Suche nach der Nadel im Heuhaufen (»Ich suche ein gelbes Buch«), der Kunst, einen Stapel Bücher in bereits vollen Regalen unterzubringen, von Bürokram und den Tücken bei der Dekoration des Ladens – kurzum von allem, was im Alltag eines Buchhändlers so passiert. Wer Lust auf einen Blick hinter die Kulissen in Form von netten Anekdoten und Tweets hat, kann hier getrost zugreifen.

[Buchsplitter] KW 12/2013

 

Bücher, Buchankündigungen und Autoren

James Herbert ist gestorben.

Danielle Steele hat ein illustriertes Kinderbuch angekündigt.

Nalini Singh hat den Klappentext zu »Archangel’s Legion« veröffentlicht.

Es wird ein Buch zur TV-Serie »Once Upon A Time« geben. Hier gibts eine englische Leseprobe.

Der Klappentext zu Julia Quinns neuem Smythe-Smith-Buch, »The Sum of all Kisses« ist raus, ebenso das Cover. (Hier der Link zur englischen Ausgabe.)

Das nächste deutsche Paige-Toon-Buch, die Übersetzung von »Baby be Mine«, wird erst 2014 als Hardcover kommen. (via Steflites Blog)

Eloisa James hat einen Überblick über ihre nächsten Projekte/Veröffentlichungen gegeben.

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