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[Rezension] Jacquie D’Alessandro: Who Will Take This Man?

Regency-Era Historicals, Book 1

Inhalt:
Philip Whitmore, Viscount Greymore, soll heiraten, doch dabei gibt es ein Problem: Der Archäologe wurde mit einem Fluch belegt, der jede potenzielle Braut tötet. Verständlich, dass ihm seine Verlobte Lady Sarah wegläuft, als sie davon erfährt. Doch auch die Heiratsvermittlerin Meredith Chilton-Grizedale, die die Ehe arrangiert hat, hat unter der abgesagten Trauung zu leiden; um ihren tadellosen Ruf zu retten, muss sie schnellstmöglich eine neue Braut herbeischaffen – keine einfache Aufgabe, gilt Philip doch wegen des Fluchs als der am schwersten zu verheiratende Mann Englands …

Kommentar:
Der erste Teil der Regency-Era-Series besticht mit einer netten Grundidee, die auch ein gewisses Spannungspotenzial bietet. Dieses resultiert aber nicht etwa aus der Frage, ob der Fluch Aberglaube ist oder nicht, denn von der Echtheit ist Philip überzeugt und es gibt auch tragische Beweise dafür, sondern daraus, wie der Fluch neutralisiert werden kann. Es gilt also einerseits, den zweiten Teil der Fluch-Steintafel zu finden, auf der die Möglichkeit zur Neutralisierung festgehalten wurde, sowie andererseits eine Frau aufzutun, die Philip trotz des noch aktiven Fluchs baldmöglichst heiraten würde – Philip hat seinem todkranken Vater nämlich versprochen, endlich eine Ehe einzugehen. Bei seiner Suche nach einer Braut wird er unterstützt von Meredith Chilton-Grizedale, die ein ebenso großes Interesse an einem Erfolg hat wie Philip selbst: Ihr Ruf als Heiratsvermittlerin ist nach einer geplatzten Hochzeit nämlich so gut wie ruiniert.

Die beiden kommen sich schnell näher, und es ist nicht zu übersehen, wie sehr sich die beiden zueinander hingezogen fühlen – was auch Philips amerikanischem Freund Andrew nicht entgeht, der mit trockenen Kommentaren nicht spart. Einige skurrile Situationen und eine Reihe amüsanter Wortgefechte zwischen den Protagonisten sorgen für jede Menge gute Unterhaltung. Hinzu kommen mit dem wissenschaftlich interessierten, nur durchschnittlich attraktiven Philip ein Held, der aufgrund seiner Normalität relativ untypisch ist, sowie die schlagfertige Heldin mit einem Background, der eine Beziehung zwischen beiden eigentlich unmöglich macht. Leider überreizt die Autorin das Hin und Her zwischen den Protagonisten phasenweise ein wenig, sodass man irgendwann eher gelangweilt davon ist und sich wünscht, dass es nun endlich zum guten Ende kommt – zumal die Geschichte irgendwann einfach nichts Neues mehr zu bieten vermag.

Die Rahmenhandlung enthält einige Krimielemente, die aber leider nur mäßig spannend und leicht zu durchschauen sind, auch wenn die Autorin merklich bemüht ist, immer wieder falsche Fährten zu legen. Der D’Alessandro-typische Showdown ist nicht besonders überzeugend, und gleiches gilt auch für die Auflösung des »Krimifalls«. Nicht nur wenig überzeugend, sondern sogar richtig ärgerlich ist das Ende um Philips Vater, das für mich als Form des Happy-Ends vollkommen inakzeptabel ist.

Fazit:
10/15 – Nette Idee mit mysteriösen Elementen und sympathischen Figuren, die Geschichte ist allerdings trotz allen Humors etwas langatmig umgesetzt. Auf den zweiten Band freue ich mich angesichts der Protagonisten, die hier bereits eingeführt wurden, dennoch schon sehr.

Serieninfo:
01 Who Will Take This Man?
02 Love and the Single Heiress
03 Not Quite a Gentleman
04 Never a Lady

[Rezension] Charlaine Harris: Vorübergehend tot

Originaltitel: Dead Until Dark
Sookie Stackhouse/Southern Vampires, Band 1

Klappentext:
Sookie Stackhouse jobbt in einer Kleinstadt in Louisiana als Kellnerin. Sie ist still, introvertiert und geht selten aus. Nicht, dass sie nicht hübsch wäre. Im Gegenteil. Sookie hat nur, na ja, eben diese »Behinderung«. Sie kann Gedanken lesen. Das macht sie nicht gerade begehrenswert. Doch dann taucht Bill auf. Er ist groß, düster und gutaussehend – und Sookie hört kein Wort von dem, was er denkt. Er ist genau die Art Mann, auf die sie schon ihr ganzes Leben lang wartet …
Doch auch Bill hat eine Behinderung: Er ist ein Vampir. Außerdem hat er einen schlechten Ruf. Er hängt mit einer verdammt unheimlichen Clique herum, deren Mitglieder alle – Überraschung! – Mordverdächtige sind. Als dann noch eine Kollegin Sookies ermordet wird, befürchtet sie, sie könnte die nächste sein …

Kommentar:
Die Sookie-Stackhouse-Bücher stehen seit Jahren bei mir im Regal, und ich kaufe jährlich die erscheinenden Fortsetzungen. Warum ich bis dato trotzdem nur Band 1 gelesen habe, ist natürlich vordringlich mit der Vielzahl ungelesener Bücher erklären. Daneben gibt es aber weitere spezifischere Gründe. Da wäre einmal das Schriftbild der Feder&Schwert-(Erst)Ausgabe: die vielen Zeilen pro Seite, eine relativ kleine Schrift und eine ungewöhnliche Schriftart erleichtern das Lesen nicht gerade – allerdings gewöhnt man sich zugegebenermaßen im Laufe der Zeit daran. Darüber hinaus ist mir beim Re-Read einmal mehr aufgefallen: die Geschichten von Charlaine Harris sind einfach sehr eigen, ebenso wie ihr Erzählstil und ihre Figuren.

Da »Vorübergehend tot« der Auftakt einer Serie ist, nehmen die Beschreibung des Südstaaten-Kleinstadtflairs, der Vampirgesellschaft mit ihren speziellen Gepflogenheiten und die Einführung der Haupt- und zahlreichen Nebenfiguren eine Menge Zeit in Anspruch. Harris‘ Vampire sind gesellschaftlich anerkannt worden und haben jüngst Rechte zugesprochen bekommen; ihr Vampirdasein ist – angeblich – auf einen Virus zurückzuführen, und sie können sich weitgehend von synthetischem Blut ernähren. Davon abgesehen vertragen sie aber klassischerweise kein Silber, kein Sonnenlicht und können Knoblauch nicht besonders leiden.

Protagonistin Sookie ist eine hübsche, bisweilen etwas naive, aber sympathische 25-jährige Kellnerin mit telepathischen Fähigkeiten, die mit ihrer Katze Tina im Haus ihrer Großmutter im Südstaatenstädtchen Bon Temps lebt. Die Bewohner der Stadt halten sie aufgrund ihrer Gabe, zu der allerlei wilde Gerüchte kursieren, für verrückt, und ein bisschen verrückt benimmt sich Sookie manchmal auch – kein Wunder, wenn die Hälfte des Verstands damit beschäftigt ist zu vermeiden, die Gedanken des Gegenübers zu hören. Da sie das aber nur zum Teil verhindern kann, geht sie nicht mit Männern aus – bis zu dem Tag, an dem Gentleman-Vampir Bill die Bar betritt, dessen Gedanken sie nicht hören kann und der allein schon deshalb der ideale Mann für sie ist.

Im Zentrum des Buches stehen einerseits die Beziehung zwischen Sookie und Bill, die alles andere als einfach und phasenweise auch für den Leser einigermaßen anstrengend ist, sowie andererseits die Morde an mehreren jungen Frauen in Bon Temps. Sookie selbst hat großes Interesse an der Aufklärung der Verbrechen, denn nicht nur wird ihr Bruder verdächtigt, sondern sie selbst gerät in den Fokus des Mörders. Wie häufig bei Charlaine Harris‘ Büchern hat man den Eindruck, als würde die Handlung nett und ganz interessant, aber doch wenig ereignisreich vor sich hinplätschern. Der Kriminalfall läuft – obwohl er eigentlich zentrales Motiv des Buches ist – irgendwie im Hintergrund ab, während die mehr oder weniger merkwürdigen Figuren und ihre nicht minder merkwürdigen Beziehungen untereinander im Mittelpunkt stehen. Das Erzähltempo ist eher gemächlich, und Spannung kommt nicht so wirklich auf – was auch damit zusammenhängt, dass die Erzählweise seltsam distanziert wirkt, obwohl das Buch von Sookie in der Ich-Perspektive erzählt wird. Dennoch hat das Buch einen ganz eigenen Charme, und ich bin sehr gespannt auf die weiteren Bände – zumal ich mir sicher bin, dass sich die Bücher noch steigern.

Fazit:
11/15 – Nicht gerade besonders spannend, aber trotzdem unterhaltsam und irgendwie faszinierend.

 

 

Serieninfo:
01 Dead Until Dark | Vorübergehend tot
02 Living Dead in Dallas | Untot in Dallas
03 Club Dead | Club Dead
04 Dead to the World | Der Vampir, der mich liebte
05 Dead as Doornail | Vampire bevorzugt
06 Definitely Dead | Ball der Vampire
07 All Together Dead | Vampire schlafen fest
08 From Dead to Worse | Ein Vampir für alle Fälle
09 Dead and Gone | Vampirgeflüster
10 Dead in the Family | Vor Vampiren wird gewarnt (April 2011)
11 Dead Reckoning (Mai 2011)

[Rezension] Kieran Kramer: When Harry Met Molly

Inhalt:
Lord Harry Treamore liebt seine Unabhängigkeit, doch dann wird er vom Prinzregenten höchstselbst in eine folgenschwere Wette verstrickt: Derjenige der fünf »Impossible Bachelors«, dessen Mätresse in einem Wettbewerb den Titel »Reizendste Begleiterin« gewinnt, darf sein Junggesellenleben ein weiteres Jahr lang ungestraft auskosten. Unter den vier anderen Männern wird durch Strohhalmziehen ein Verlierer ermittelt, der sofort heiraten muss. Harry macht sich zunächst keine großen Sorgen über den Ausgang des Wettbewerbs – dann allerdings läuft ihm in allerletzter Sekunde seine Mätresse davon, und zwar ausgerechnet mit dem zukünftigen Gatten seiner alten Jugendfeindin Lady Molly Fairbanks. Die beiden Gehörnten tun sich in ihrer Not zusammen, doch die adlige, unbedarfte Molly ist nicht gerade das, was man sich unter einer begehrenswerten Vorzeigegeliebten vorstellt … 

Kommentar:
Ich hatte zu Kieran Kramers Debütroman diverse positive Rezensionen gelesen, deren Tenor inetwa lautete: »Unglaubwürdige Geschichte, aber trotzdem extrem unterhaltsam.« Nach dem Lesen kann ich den hohen Unterhaltungswert nur leider überhaupt nicht bestätigen, die hanebüchene Story allerdings blöderweise sehr wohl. Natürlich verdeutlich schon die Inhaltsangabe, dass die Handlung nur bedingt ernstzunehmen ist, ich war aber ehrlich gesagt blauäugigerweise der Meinung, es sei nur die der Geschichte zugrundeliegende Idee unglaubwürdig, die Umsetzung im Detail hingegen in Ordnung. Weit gefehlt – es wimmelt nur so von Schwachsinnigkeiten. Würde ich die alle im Detail aufzeigen, müsste ich das ganze Buch nacherzählen, also beschränke ich mich auf die wesentlichen.

Es fängt schon mit der Vorgeschichte an, die einen unbedeutenden Jugendstreich zum dauerhaft lebensverändernden Einschnitt für die Protagonisten aufbauscht, und geht nahtlos über in den Auftritt des Prinzregenten im Club von Harry und seinen Freunden. Nicht wirklich verwunderlich, dass die vier eingefleischten Junggesellen einigermaßen überrascht sind, als Prinny durch eine geheime Geheimtür mitten in ihr Männergespräch platzt und mit der oben beschriebenen albernen Wette um die Ecke kommt. Nicht weniger albern: Als Harry mit seiner Mätresse zum Wettbewerb anreist, trifft er in einem Rasthaus rein zufällig seine Jugendfeindin Molly, die gerade dabei ist, aus reiner Bockigkeit mit einem Angestellten ihres Vaters nach Gretna Green durchzubrennen, um dort heimlich zu heiraten. Wie das Leben so spielt, verguckt sich Mollys Verlobter in Harry Mätresse, und die beiden machen sich gemeinsam aus dem Staub, während Harry und Molly im Schankraum ihrer erklärten Lieblingsbeschäftigung nachgehen und sich zanken. Da Harry nun ohne Begleitung dasteht (was ihn automatisch zum Verlierer der Wette machen und eine sofortige Heiratsverpflichtung bedeuten würde) und Molly ohne Beschützer, schließen sie trotz aller Streitigkeiten und Aversionen ein Zweckbündnis: Molly kommt mit auf den Landsitz und gibt Harrys Mätresse – was offenbar immer noch besser ist, als alleine ins sichere Nest zurückzureisen. Man kann als Harrys Mätresse ja schließlich nur seinen Ruf verlieren, was aber ohnehin nieeeemals nicht passieren wird, denn Molly nennt sich raffinierterweise Delilah (genau, Samson und so) und wird somit gewiss einer Entdeckung entgehen, wie die beiden Schlauberger meinen.

Selbstredend ist die unbedarfte junge Adlige, die (ich muss es wohl nicht erwähnen) natürlich noch Jungfrau ist, vollkommen überfordert mit ihrer Aufgabe, sodass ein peinlicher Auftritt den nächsten jagt. Peinliche Auftritte fallen andererseits aber gar nicht so wirklich auf angesichts all der ach so lustigen Wettbewerbe, die sich der geistreiche Prinny so ausgedacht hat, etwa Kusstests im Kusskabuff mit einem zugelosten anderen Mann oder fröhliches Sackhüpfen zur Beurteilung der am beeindruckendsten hüpfenden Brüste. Weil die Beteiligten offenbar damit noch nicht hinreichend ausgelastet sind und wir es ja nun außerdem mit einem Liebesroman zu tun haben, bringt Harry Molly ganz nebenbei ein bisschen was über Liebe, Sex und Zärtlichkeit bei, um ihre ziemlich aussichtslosen Gewinnchancen zu steigern – und ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich die beiden dabei näherkommen. Da in diesem Buch kaum was ausgelassen wird, kriegen wir es dann auch noch mit der altbewährten »Ich bin nicht gut genug für dich«-Nummer zu tun, die zusätzlich mit »Außerdem muss ich mich erst mal selbst finden«-Ausrede aufgehübscht wird, um dann endgültig zur einer ärgerlichen Farce zu verkommen, indem alles angeblichlich nur Spaß war. Ohnehin scheint diese alberne Szene offenbar nur zur Vorbereitung eines Showdowns zu dienen, für den mir nur ein Wort einfällt: abstrus.

Die Story ist aber nicht nur hanebüchen, sondern zieht sich darüber hinaus spätestens ab der Hälfte wie Kaugummi. Es hätte der Geschichte definitiv gut getan, von den 410 Seiten mindestens ein Viertel zu streichen – zum Beispiel, indem man einfach mal alle Nebenkriegsschauplätze eliminiert, die ohnehin keinerlei Bedeutung haben. Bei der Gelegenheit hätte die Autorin auch gleich den Fokus auf die sukzessive Veränderung der Beziehung zwischen Harry und Molly richten können; wie es nämlich kommt, dass sich die beiden Erzfeinde ineinander verlieben, ist nur schwer nachzuvollziehen.

Die Hauptfiguren sind nicht so schlecht wie die Geschichte, wachsen einem aber auch nicht gerade ans Herz und wirken doch relativ eindimensional. Sie haben nicht das Potenzial, einen Toproman aus diesem Buch zu machen, hätten aber immerhin auch nicht weiter gestört. Vollkommen uninteressant sind auch die anderen Junggesellen, die in den drei Folgebänden noch unter die Haube gebracht werden – was aus denen wird, ist mir folglich total egal.

Was schließlich den viel gepriesenen Humor angeht: Es gibt ein paar ganz nette und witzige Szenen, aber alles in allem sind wir hier wohl mal wieder an dem Punkt, wo sich die Geister an der Absurdität einer Geschichte scheiden. Der eine kann aus einer grotesken Handlung Belustigung ziehen, der andere findet sowas einfach nur dumm und langweilig. Ich gehöre zur letzteren Sorte – aber das ist ja nichts wirklich Neues.

Fazit:
4/15 – Kein überzeugendes Debüt, weil die Geschichte einfach zu unglaubwürdig ist. Da der Nachfolgeroman eher schlechtere Kritiken erhalten hat als der Erstling, wird dies wohl mein einziger Versuch mit dieser Autorin bleiben.

 

 

Serieninfo:
01 When Harry Met Molly
02 Dukes to the Left of me, Princes to the Right
03 Cloudy with a Chance of Marriage (April 2011)
04 If You Give A Girl A Viscount (Ende 2011)

[Rezension] Lisa Kleypas: Christmas Eve at Friday Harbour

Deutscher Titel: Das Winterwunder von Friday Harbor
1. Teil der Friday-Harbour-Serie

Inhalt:
Als seine Schwester bei einem Autounfall tödlich verunglückt, übernimmt Mark Nolan die Vormundschaft für seine sechsjährige Nichte Holly, die seitdem kein Wort mehr spricht. Erst die Spielwarenladenbesitzerin Maggie dringt zu dem Kind vor und bricht den Bann – sie erobert aber nicht nur Hollys Herz, sondern auch Mark fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Da Mark allerdings eine Freundin hat und Maggie nach dem Krebstod ihres Mannes keine neue Beziehung will, scheint ein Zusammensein zunächst ausgeschlossen …

Kommentar:
Schon als ich die Ankündigung der neuen Serie von Lisa Kleypas gelesen habe, in deren Rahmen vier Bücher innerhalb eines halben Jahres veröffentlicht werden, habe ich meine Skepsis geäußert – einfach deshalb, weil der Ausstoß der Autorin inzwischen so hoch ist. Das muss zu Lasten der Qualität gehen, war meine Befürchtung, und das vorliegende Buch bestätigt meine Bedenken.

»Christmas Eve at Friday Harbour« ist zweifellos ein herzerwärmendes Buch, das eine schöne Geschichte erzählt; leider geht ihm aber jede Tiefe ab. Die Personen sind zwar durch und durch nett und liebenswert, aber eben einfach nur das: Sie sind eindimensional, haben keinerlei Ecken und Kanten und sind schlicht zu perfekt.

Das Gleiche gilt für die sehr stringente, vorhersehbare Geschichte ohne echte Höhen und Tiefen, die über einen Zeitraum von einen Jahr läuft, aber trotzdem nicht wirklich entwickelt wird. Stattdessen werden episodenhaft einige entscheidende Momente herausgegriffen, während zwischenzeitlich Geschehenes rückblickend in einem Satz berichtet wird. Zugegebenermaßen ist mehr auch gar nicht möglich, denn die Handlung umfasst gerade mal 211 Seiten. Hätte ich die US-Hardcover-Ausgabe für ca. 14 Euro gekauft, hätte ich mich wirklich geärgert – wobei die UK-Paperback-Ausgabe mit knapp 8 Euro auch nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnen ist.

Fazit:
8/15 – Eine Buch, an das man keine großen Erwartungen stellen sollte: Es ist nicht mehr als ganz nette Unterhaltung für Zwischendurch ohne jeden Tiefgang. Für das, was es bietet, ist es außerdem deutlich zu teuer.

 

 

Serieninfo:
01 Christmas Eve at Friday Harbour | Das Winterwunder von Friday Harbor (12/12) (Rezension)
02 Raindshadow Road
03 Dream Lake
04 Crystal Cove

[Rezension] Jane Eagland: Mein Herz so wild

Originaltitel: Wildthorn

Inhalt:
England um 1870. Louisa Cosgrove gat das Gefühl, sich in einem Alptraum zu befinden. Statt bei Freunden ist sie in einer Irrenanstalt gelandet, wo man sie beharrlich mit dem Namen Lucy Childs anspricht. Und jeder Protest ihrerseits wird nur als weiteres Indiz für ihre geistige Zerrüttung gewertet. Doch Louisa kämpft um ihre Freiheit – und sie findet den Schlüssel dazu, wo sie ihn nie vermutet hätte.

Kommentar:
Als ich bei Miss Bookiverse von diesem Jugendroman gelesen habe, war mein Interesse augenblicklich geweckt. Ein thematisch ähnliches Buch von Laura Kinsale hat mir nämlich ausgesprochen gut gefallen: »Triumpf der Herzen« (OT: »Flowers from the Storm«), in dem ein Lord nach einem Schlaganfall in eine Irrenanstalt abgeschoben wird und dort vor sich hinvegetiert.

Die Ausgangslange hier ist allerdings eine andere: Louisa Cosgrove wähnt sich eigentlich auf dem Weg zu Bekannten, als sie völlig unversehens in einer Irrenanstalt abgeliefert wird. Da sie dort von allen beharrlich als Lucy Childs bezeichnet wird, glaubt sie zunächst an eine Verwechslung und ist der festen Überzeugung, den Irrtum bald aufklären zu können, doch nach und nach wird ihr klar, dass sie nicht versehentlich hier gelandet ist. Weil sie fürchtet, niemals aus Wildthorn entlassen zu werden, plant sie ihre Flucht, doch damit verschlimmert sie ihre Lage erst recht und ihre Situation wird immer hoffnungsloser …

Was auf den ersten Blick aus heutiger Sicht vollkommen fantastisch klingen mag, war im 19. Jahrhundert leider nicht ganz ungewöhnlich. Ich bin kein Experte in Psychiatriegeschichte, aber es kam offenbar gar nicht selten vor, dass völlig gesunde Menschen in Irrenanstalten abgeschoben wurden, um sie loszuwerden oder weil sie aufgrund ihrer Denkweise und ihres Verhaltens als wahnsinnig galten. Obwohl die Gesellschaft in der spätviktorianischen Ära im Umbruch war und Frauen zunehmend mehr Rechte für sich einforderten, reicht in Louisas Fall als Grund für die Einlieferung aus, dass sie die damalige Rolle der Frau nicht zu akzeptieren bereit ist. Sie verweigert jegliche gesellschaftlichen Verflichtungen und Konventionen, stattdessen lernt und experimentiert sie, um später Ärztin zu werden – was ihr schließlich zum Verhängnis wird.

Der erste Teil des Buches, der die erste Zeit in der Irrenanstalt beschreibt, wird immer wieder durchbrochen von Rückblenden in die Vergangenheit. Sie zeigen Louisa sehr anschaulich als wissbegieriges, intelligentes, aber aufmüpfiges Mädchen, das mit der ihr zugedachten gesellschaftlichen Rolle nicht klar kommt und keinen leichten Stand in der eigenen Familie hat: Während die Mutter versucht, sie doch noch zu einer guten viktorianischen Frau zu erziehen, wird sie vom deutlich liberaleren Vater gefördert und vom Bruder beneidet. Aber reichen der Neid des Bruders und das gesellschaftskonforme Denken der Mutter aus, um das Mädchen nach dem Tod des Vaters in eine Irrenanstalt einliefern und dort leiden zu lassen? Warum genau sie nach Wildthorn gebracht wurde und wer für ihre Einlieferung verantwortlich ist, findet Louisa erst im Laufe der Zeit heraus, und die Erklärung ist überraschend, aber durchaus plausibel.

Bis die Wahrheit ans Licht kommt, durchlebt Louisa eine schreckliche Zeit in Wildthorn, denn das mangelhafte medizinisch-psychologische Wissen und die damals üblichen Behandlungsmethoden sind zutiefst demütigend und brutal. Mit ihren Versuchen, ihre geistige Gesundheit unter Beweis zu stellen und die Situation aufzuklären, reitet sich das Mädchen nur immer tiefer hinein, und phasenweise hält sie nur noch ein Funken Hoffnung auf Rettung bei einigermaßen klarem Verstand. Dass sie allerdings trotz der Demütigungen, Schmerzen und Verzweiflung stets so relativ rational und nüchtern bleibt, ist angesichts dessen, was sie zu durchleben hat, nicht glaubwürdig. Zudem wirken Louisas Erlebnisse über weite Strecken eher distanziert geschildert und unemotional, was vielleicht der jugendlichen Zielgruppe geschuldet ist, das Buch aber nicht mitreißender macht.

Spoiler

Vollkommen überflüssig finde ich es, zusätzlich zu den vorhandenen Themen auch noch den Aspekt der homosexuellen Liebe in der damaligen Zeit ins Feld zu führen – man hat auch ohne diese Facette genug Stoff für ein gutes Buch, das die Denkweise der damaligen Zeit vor Augen führt. Auch wenn das von der Autorin ganz sicher nicht so gemeint ist, vermittelt die Tatsache, dass Louisa nicht nur die damalige Rolle der Frau nicht akzeptieren will, sondern darüber hinaus auch noch lesbisch ist, eher eine negativ anmutende Verquickung.

[Einklappen]

Fazit:
10/15 – Das Buch zeichnet ein aufschlussreiches, beklemmendes, aber doch relativ unemotionales Bild der Zeit. Wer sich für historischer Romane dieser Art interessiert, macht mit »Mein Herz so wild« sicher nichts falsch.

Trivia:
Wer sich für die Betrachtung der Frau in der damaligen Zeit interessiert, der sei auf den Artikel »Über den physiologischen Schwachsinn des Weibs« von Dr. P. J. Möbius von 1903[5] verwiesen, den man hier bei Wikisource nachlesen kann. Er ist nicht nur eine durchaus spannende Analyse des schwachen Geschlechts (»Körperlich genommen ist, abgesehen von den Geschlechtsmerkmalen, das Weib ein Mittelding zwischen Kind und Mann und geistig ist sie es, wenigstens in vielen Hinsichten, auch.«), sondern nebenbei kriegen auch noch die »Neger« und die Bayern einen mit: »Bei geistig niedrig stehenden Männern (z. B. einem Neger) fand er den weiblichen ähnliche Verhältnisse des Scheitellappens, während bei geistig hochstehenden Männern die mächtige Entwickelung des Scheitellappens ein ganz anderes Bild gewährte. Die allereinfachsten Verhältnisse fand Rüdinger bei einer bayrischen Frau, er spricht geradezu von ›thierähnlichem Typus‹.«

[Rezension] Lisa Kleypas: A Wallflower Christmas

Wallflower-Serie, Band 5

Inhalt:
Der Amerikaner Rafe Bowman trifft kurz vor Weihnachten in England ein, um Natalie Blandford kennenzulernen, die Tochter eines Lords. Die beiden sollen nach dem Willen ihrer Eltern heiraten und sind sich auch sofort sympathisch, sodass einer Ehe im Grunde nichts im Wege steht … wäre da nicht Hannah, die verarmte Cousine und Gesellschafterin von Natalie. Zwischen ihr und Rafe fliegen nämlich schon bei der ersten Begegnung die Funken!

Kommentar:
»A Wallflower Christmas« ist eine Art Spin-off zur Wallflower-Serie und dreht sich um den Bruder von Lillian und Daisy Bowman. Theoretisch.

Praktisch sieht die Sache so aus, dass die Geschichte um die arrangierte Ehe doch ziemlich beläufig abgehandelt wird, weil Kleypas bemüht ist, die vier Mauerblümchen mindestens gleichwertig in Szene zu setzen: Man erfährt, wie ihr Leben so verlaufen ist und teilt ihr Glück und ihre Sorgen. Für Leute, die die vier Wallflowers noch nicht kennen, erhalten zudem realtiv ausführliche Background-Informationen zu ihnen – was Leser der vorherigen Bände eher ein wenig langweilen dürfte. Das Wiedersehen mit den vier Mädels macht natürlich Spaß, aber bei einem vorhandenen Raum von etwa 200 großzügig bedruckten Seiten bleibt unter diesen Bedingungen natürlich kaum noch Platz, die aktuelle Liebesgeschichte zu erzählen bzw. vernünftig zu entwickeln. So sind die eigentlichen Protagonisten des Buchs, Rafe und Hannah, zwar sympathisch, bleiben letztendlich aber blass – was ziemlich schade ist, denn ihr Hintergrund hätte viel Potenzial geboten (was übrigens für die ganze Handlung gilt).

Fazit:
7/15 – Eher nur für Fans der Wallflower-Serie, die die Mauerblümchen wiedersehen wollen.

 

 

Serieninfo: The Wallflowers
01 Secrets of a Summer Night | Geheimnisse einer Sommernacht – 7/15
02 It Happened One Autumn | Herbstfeuer (Cora)/Der Earl und die Erbin (Mira) – 14/15 (Rezension)
03 The Devil in Winter | Es begann in einer Winternacht – 12/15 (Rezension)
04 Scandal in Spring | Frühlingsküsse (Cora)/Verbotene Früchte im Frühling (Mira) – 9/15 (Rezension)
05 A Wallflower Christmas – 7/15

Außerdem gibt es Verbindungen zur Hathaway-Serie und dem Einzeltitel »Again the Magic« (dt. »Und ewig brennt das Feuer«/»Liebe ist süßer als Rache« ).

[Rezension] Becky Cochrane: Zimtsterne mit Zuckerkuss

Originaltitel: A Coventry Christmas
Coventry-Serie, Teil 1

Inhalt:
Keelie hat eigentlich gar keine Lust auf Weihnachten. Ihr Chef im Buchladen ist ein Idiot, ihre Familie wohnt weit weg, der Mann ihrer Träume ist nirgends in Sicht. Und damit nicht genug: Kurz vor dem Fest bricht sie sich auch noch den Fuß. Doch dann lädt ihre besten Freundin Ivy sie über die Feiertage ins Haus ihrer flippigen Großmutter ein. Mitsamt Hamster Hamlet, ihrem besten Freund Evan und Ivys Zwillingsschwester landet Keelie in einer idyllischen texanischen Kleinstadt. Dort erwartet sie mehr als nur eine schöne Bescherung. Denn als Hamlet krank wird, lernt Keelie den äußerst charmanten Tierarzt von Coventry kennen …

Kommentar:
Da hatte ich mich auf eine nette Weihnachtsgeschichte mit viel Romantik gefreut – gekriegt hab ich aber leider 350 Seiten gepflegte Langeweile von der schlimmsten Sorte, und zwar ohne Romantik und ohne Weihnachtsstimmung. Die Handlung plätschert endlos ohne jegliche Höhen und Tiefen vor sich hin, ohne dass irgendwas passiert, während die Autorin sich in ausufernden Informationen zu allem und jedem verliert. In diesem Buch scheint es keine Person ohne mindestens 500-jährige bedeutungsschwangere Familiengeschichte zu geben. Überflüssig zu erwähnen, dass die Autorin es uns nicht erspart, diese mit überbordender Liebe zum Detail zu erzählen, und sei die erwähnte Person auch noch so unbedeutend. Irgendwie fühlte ich mich frappierend an diverse verhasste Kaffeekränzchen mit der Verwandtschaft erinnert, die es einem im Rahmen einer Erzählung über z.B. ihre Geburtstagsfeier nicht erspart, unaufgefordert gleich sämtliche Informationen finanzieller, familiärer, gesellschaftlicher sowie gesundheitlicher Art über alle Mitfeiernden nebst deren Anhang in der siebenundneunzigsten Generation bzw. Verzweigung mitzuliefern. Cochrane beschränkt sich unglücklicherweise noch nicht mal auf Personen, sondern versorgt uns darüber hinaus mit Geschichten über die Vergangenheit von Gebäuden, Tieren, Städten, Stadtfesten, Geschäften, Autos usw. Darüber hinaus passiert wie gesagt wenig bis nichts, und das Wenige, was passiert, wird zum Teil noch nicht mal gezeigt, sondern rückblickend irgendeiner Freundin beschrieben. Der »Show, don’t tell«-Grundsatz wird von dieser Autorin mit so beachtlicher Vehemenz ignoriert, wie ich es selten zuvor erlebt habe.

Von der im Klappentext angedeuteten Liebesgeschichte zwischen Keelie und dem Tierarzt Michael ist auch kaum eine Spur zu entdecken; dem Buch geht jegliche Romantik völlig ab. Es dauert fast 150 Seiten, bis sich die beiden erstmals über den Weg laufen – damit könnte ich ja noch leben. Schrecklicher ist, dass sich Keelie bereits nach einem kurzen Treffen in ihn, seine Tochter, seinen Hund und sein Haus (!) verliebt hat. Am Schrecklichsten ist aber, dass dieser Romanze nicht etwa Raum gegeben wird, sich zu entwickeln. Nein, Keelie reist ab, ohne Michael noch mal zu sehen, weil er ja verheiratet ist, wie sie glaubt. Natürlich ist jedem Leser aufgrund der offensichtlichen Auslassungen sofort klar, dass diverse Aussagen nur dazu konstruiert wurden, um Keelie und den Leser für dumm zu verkaufen und auf die falsche Fährte zu schicken – aber zumindest bei Keelie klappt’s ja. Sie beschränkt sich also darauf, von Michael zu träumen, dann jedoch aufgrund einer fragwürdigen Inspiration unvermittelt ihr Leben umzukrempeln, nach Coventry zurückzukehren und nach einem weiteren ziemlich missglücken Treffen schließlich in einem völlig undramatischen Akt mit dem Mann ihrer Träume zusammenzukommen. Ehrlich, ich kann mich nicht erinnern, schon mal eine so langweilige, unemotionale, schlechte Romanze gelesen zu haben, bei der die Liebenden so wenige Szenen zusammen hatten. Dieses Buch ist definitiv kein Liebesroman, wie der Klappentext suggeriert.

Fazit:
3/15 – Ein Buch ohne irgendwelche Highlights, aber voller aufgebauschter Bedeutungslosigkeiten. Prädikat: sterbenslangweilig!

 

Serieninfo:
01 A Coventry Christmas | Zimtsterne mit Zuckerguss
02 A Coventry Wedding | (nicht übersetzt)

[Rezension] Teresa Medeiros: Ungezähmtes Verlangen

OT: Some Like it Wild
2. Teil der Kincaid-/Highlander-Serie

Inhalt:
Die bezaubernde Pamela Darby braucht dringend einen Mann. Da kommt ihr der attraktive Straßenräuber Connor Kincaid gerade recht. Er schlägt in den halsbrecherischen Handel ein. Doch Pamela hat nicht mit der verführerischen Sinnlichkeit ihres schottischen Lockvogels gerechnet …

Kommentar:
Selten hab ich einen so wenig aussagekräftigen Klappentext gelesen – aber in diesem Fall war das kein Problem, denn ich wollte das Buch ohnehin haben. Nicht nur kauf ich grundsätzlich alle Bücher von Teresa Medeiros, die mitverantwortlich für meine Liebesromanleidenschaft war, sondern darüber hinaus hatte mir Band 1 der Kincaid-/Highlander-Serie ausnehmend gut gefallen. Für Leute, bei denen Medeiros nicht auf der Auto-buy-Liste steht, wäre ein bisschen mehr Inhalt aber sicher sinnvoll. Und wenn die Inhaltsbeschreibung dann auch noch korrekt wäre, wäre das schon richtig genial!

Immerhin sucht Pamela wirklich einen Mann – wenngleich nicht für den Zweck, der hier suggeriert wird, sondern um einen todkranken Herzog zu prellen, der auf der Suche nach seinem verlorenen Sohn ist. Ihr Plan ist es, dem Alten einen Mann als Sohn zu präsentieren, der dann Geld, Güter und Titel erbt, während sie die Belohnung einkassiert und sich mit mit ihrer Schwester ein schönes Leben macht. Der Highlander Connor Kincaid, ein gesuchter Straßenräuber, erweist sich als geeigneter Kandidat, und tatsächlich glaubt der Herzog ihrer Lüge. So einfach, wie Pamela sich die Sache vorgestellt hat, läuft sie dann aber doch nicht, denn Connor präsentiert die junge Frau ohne Absprache als seine Verlobte, sodass sie dazu gezwungen wird, auf dem herzöglichen Schloss zu bleiben und den Betrug gemeinsam mit dem Highlander durchziehen. Natürlich kommen sich die beiden näher, doch als die Wahrheit ans Licht kommt, müssen sie eine Entscheidung treffen.

Das Buch startet mit einer witzigen Szene, dem ersten Zusammentreffen zwischen den Darby-Geschwistern und Connor, der die Kutsche der beiden überfällt. Die Skurrilität der folgenden Ereignisse und die spritzigen Dialoge erinnern einen sofort wieder daran, was Teresa Medeiros ausmacht, doch obwohl es noch eine Weile ziemlich amüsant zugeht, verliert das Buch im Laufe der Zeit an Spritzigkeit. Es kommt einem ein wenig vor, als hätte Medeiros ihr Pulver nach den ersten Kapiteln weitgehend verschossen gehabt: Vor allem, nachdem Pamela und Connor beim Herzog angelangt sind und ihre Maskerade durchziehen, zieht sich die Handlung doch ziemlich, denn eigentlich passiert wenig bis nichts. Das hing vielleicht auch ein wenig damit zusammen, dass mir vom ersten Moment an völlig klar war, wie der Betrug ausgehen würde – Spannung wollte also auch in dieser Hinsicht nicht aufkommen. Zudem sind die Figuren zwar sympathisch, es fehlt ihnen aber das gewisse Etwas – über eine schwere, schicksalhafte Vergangenheit zu erzählen, verleiht einer Figur nun mal keine Tiefe oder Besonderheit; schon gar nicht, wenn sie sich nicht entsprechend verhält.

Fazit:
8/15 – Ein ganz unterhaltsamer Roman für Zwischendurch, den man allerdings nicht unbedingt gelesen haben muss. Medeiros kanns definitiv besser.

Serieninfo:
01 Some Like it Wicked | Gefangene der Leidenschaft – 14/15
02 Some Like it Wild | Ungezähmtes Verlangen – 8/15

[Rezension] Helen Abele: Ein Herz auf Flügeln zart

Inhalt:
Eines ist für Lizzy klar: Irgendwo auf der Welt lebt der Junge, der zu ihr gehört. Und eines Tages wird die Liebe zwischen ihnen wie der Blitz einschlagen. Doch plötzlich machen dem irischen Dienstmädchen gleich mehrere Verehrer Geschenke – aber keiner gibt sich zu erkennen! Muss sie wirklich bis zum großen Ball warten, um herauszufinden, wem ihr Herz gehört?

Kommentar:

[Ich glaube] fest daran, dass die Liebe nicht leise auf Schmetterlingsflügeln daherflattert, sondern mich treffen wird wie ein Blitzschlag. Und den betreffenden Herrn auch. Da gibt es kein ein bisschen oder vielleicht – so was weiß man doch. (S. 23)

»Ein Herz auf Flügeln zart« besticht auf den ersten Blick – nicht nur mit dem wunderschönen Titel, sondern auch mit seiner Aufmachung: Das Cover ist mit kleinen weißen Mustern beflockt, über die man beim Lesen geradezu zwanghaft streichen muss. Aber auch der Inhalt hält, was die Aufmachung verspricht.

Der Roman spielt im Jahr 1896 in Dublin. Das 15-jährige irische Dienstmädchen Elizabeth O’Faolain arbeitet im Haushalt von Professor Puddlewick, der die Bibliothek des Trinity College leitet, und hat es damit ziemlich gut getroffen. Der etwas weltfremde Professor und seine drei Söhne Hektor, Aeneas und Paris sind nämlich für die damalige Zeit ausgesprochen liberal und behandeln Lizzy eher wie ein Familienmitglied als wie eine Bedienstete. Sie darf sogar dabei helfen, eine Kopie des Book of Kells anzufertigen, die Queen Victoria bei ihrem bevorstehenden Besuch als Geschenk erhalten soll. Doch das ist noch nicht das aufregendeste Ereignis in Lizzys Leben: Gleich drei Mal wird ihr heimlich der Claddagh-Ring als Zeichen der Verehrung geschenkt – und sie weiß nicht, von wem! Doch letztendlich spielt es gar keine Rolle, denn im Laufe der Zeit merkt Lizzy, wem ihr Herz gehört.

Zumindest dem erwachsenen Leser dürfte von Beginn an klar sein, wer Lizzys Herz am Ende erobern wird – daran werden auch die diversen nicht allzu schwer zu durchschauenden Finten nichts ändern. Die eigentliche Zielgruppe (lt. Verlagsangabe 12+) wird aber sicher nicht ganz so klar sehen und entsprechend mit Lizzy mitfiebern – zumal die Figur echtes Identifikationspotenzial hat. Sie ist nämlich zwar im Grunde ein wahnsinnig nettes, vernünftiges Mädchen, hat aber dennoch ihre kleinen Fehler. So hadert sie beispielsweise mit ihren leicht abstehenden Ohren, kann sich von ein bisschen Neid auf ihre wohlhabende Freundin Mary nicht ganz lossprechen und übt sich in ein klein wenig Bosheit, indem sie Hektor Essen vorsetzt, das er nicht mag, weil sie sich über ihn geärgert hat.

Bemerkenswert ist die lebhafte Schilderung der spätviktorianischen Ära, die ganz nebenbei stattfindet und das Leben in der damaligen Zeit vermittelt. Ob für die damalige Zeit typische Gerichte, technische Neuerungen wie Autos oder Staubsauger, modische Sensationen wie Hosen für Frauen oder der langsame Wandel der Gesellschaft – das Umbruchgefühl vor der Jahrhundertwende wird ausgesprochen gut geschildert. Ein dermaßen liberaler Haushalt wie der Puddlewicksche war natürlich bei aller Umbruchstimmung dennoch eine absolute Ausnahmeerscheinung, wie die Autorin im sehr informativen Nachwort auch selbst einräumt; dies wird aber durch die snobistische Einstellung des Universitätsleiters Dempsey und den Kontrast zwischen der Lebensweise bzw. Lebenseinstellung der Puddlewicks und der Dempseys auch durchaus deutlich.

Neben Lizzys ungewöhnlicher Behandlung durch die Puddlewicks ist wohl auch die Tatsache relativ unwahrscheinlich, dass sechs unerfahrene Jugendliche dazu beordert werden, unter solchen Umständen das extrem wertvolle »Book of Kells« für die Queen zu kopieren. Ein Roman für eine jüngere Zielgruppe darf sich solche Freiheiten aber herausnehmen, zumal das gemeinsame Kopieren ohnehin keine große Rolle spielt, sondern nur den Rahmen für die Handlung und das Zusammensein der Jugendlichen bietet.

Fazit:
12/15 – Ein unaufgeregtes, warmherziges Buch, das einem ein paar Stunden zauberhafte Unterhaltung schenkt und an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass die Liebe eben doch nicht immer wie ein Blitz einschlägt, sondern manchmal auch ganz leise auf zarten Schmetterlingsflügeln daherkommt.

 


Trivia:

Das Buch ist in der Reihe »Liebe in allen Zeiten« beim Verlag Planet Girl (Thienemann) veröffentlicht worden, in deren Rahmen außerdem »Wie ein Kuss von Rosenblüten« von Martina Sahler erschienen ist. Ich hoffe, dass sie fortgesetzt wird!

[Rezension] Suzanne Collins: Tödliche Spiele

Originatitel: The Hunger Games
Die Tribute von Panem/Hunger Games, Teil 1

Inhalt:
Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln – was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben?

Kommentar:
Ich hab mich bekanntermaßen lange gegen die Panem-Serie gewehrt, weil ich nach diversen schlechten Erfahrungen mit »gehypter« Jugend- bzw. All-Age-Fantasy vorsichtig sein wollte. Außerdem kann ich Science-Fiction-Settings überhaupt nicht leiden, deshalb reichen schon die ersten Sätze des Klappentexts (»Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung.«) zusammen mit Kritiken, die von »einer Art Gladiatorenkämpfe« und Gesellschaftsutopie sprechen, um mich völlig abzuschrecken. Die vielen positiven Kritiken haben mich letztendlich aber doch neugierig werden lassen, und das gute Zureden meiner Blogleser hat seinen Teil dazu beigetragen, dass ich das Buch letztendlich doch erstanden und gelesen habe.

Ich wills kurz machen: Ich bin froh darüber, denn trotz aller Bedenken hat mich das Buch wirklich sofort in seinen Bann gezogen und mitgerissen: Es ist spannend, packend, entsetzlich, traurig und stellenweise auch rührend. Das Erzähltempo ist wahnsinnig hoch, sodass man geradezu atemlos das Geschehen verfolgt. Die reservierte Katniss ist zwar alles andere als eine einfache Heldin, das macht das Mädchen aber authentisch und das Buch erst richtig interessant. Dass wir uns »in einer fernen Zeit« befinden, hab ich gar nicht wirklich zur Kenntnis genommen; das unliebsame hochtechnisierte Science-Fiction-Setting könnte weitgehend auch als ganz normale Magie in einem Urban-Fantasy-Roman durchgehen.

Restlos glücklich bin ich aber dennoch nicht mit dem Buch. Das liegt zum einen daran, dass ich mir noch ein bisschen mehr Emotionen und Drama gewünscht hätte; zum größten Teil aber hängt es mit dem Ende zusammen. Die Story macht zum Schluss einen Bogen, den ich nicht ganz glaubwürdig finde und der aufgrund der vorherigen Ereignissen nicht wirklich nachvollziehbar ist. Dieser Clou liefert zwar Stoff für weitere Bände, letztendlich wäre für mich das Buch aber als Einzeltitel perfekt gewesen, wenn man darauf verzichtet hätte. Aber ein Autor hat wohl dann alles richtig gemacht, wenn die Leser dem nächsten Band entgegenfiebern – und das ist auch in meinem Fall so.

Fazit:
14/15 – Ein wirklich packendes Buch, das man gelesen haben sollte.

 

Serieninfo:
01 The Hunger Games | Tödliche Spiele (Rezension)
02 Catching Fire | Gefährliche Liebe (Rezension)
03 Mockingjay | Flammender Zorn (Rezension)