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[Rezension] Isabel Abedi: Whisper

Inhalt:
Eine unwirkliche Stille liegt über Whisper, dem alten Haus, drückend und gefährlich. Als Noa es das erste Mal betritt, ist sie gleichermaßen ergriffen von Furcht und neugieriger Erwartung. Doch niemand außer ihr scheint zu spüren, dass das alte Gebäude ein lang gehütetes Geheimnis birgt …

Kommentar:
Nachdem ich im Herbst letzten Jahres so begeistert von »Lucian« war, hab ich mir direkt auch »Whisper« besorgt, das 2006 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war und dessen Beschreibung mich sehr angesprochen hat. Wie es halt so geht, stand das Buch trotzdem eine ganze Weile im Regal; jetzt hab ichs aber endlich wieder hervorgekramt – dank des SuB-Losverfahrens.

Im Zentrum der Geschichte steht die 18-Jährige Noa aus Berlin, die mit ihrer Mutter Kat, einer berühmten Schauspielerin, und deren schwulem Freund Gilbert den Sommer in einem Haus auf dem Land verbringt. Sofort bemerkt das Mädchen die unheimliche Atmosphäre in dem alten Gemäuer; sie fühlt sich beobachtet und nimmt immer wieder einen fremden Duft wahr. Als eines Abends beim Gläserrücken der Geist eines toten Mädchens namens Eliza erscheint, das behauptet, in dem alten Bauernhaus ermordet worden zu sein, hat Noa keine Zweifel, dass die Erscheinung echt ist. Gemeinsam mit David, einem Jungen aus dem Dorf, macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder, stößt bei den Dorfbewohnern aber auf eine Mauer des Schweigens. Angetrieben von Elizas Erscheinungen geben sie aber dennoch nicht auf, und decken schließlich lang gehütete Geheimnisse auf.

»Whisper« ist eigentlich eine ganz klassische Grusel- bzw. Geistergeschichte, die das altbekannte Motiv aufgreift, dass der Geist eines Ermordeten so lange am Tatort gefangen ist, bis der Mörder gefasst wird. Das Buch startet entsprechend schaurig, doch die Gänsehautstimmung verliert sich im Laufe der Handlung zwischen der Liebesgeschichte zwischen Noa und David, dem ewig schwelenden Mutter-Tochter-Konflikt, der Emanzipation bzw. Selbstfindung Noas und der wenig planvollen Mördersuche. Hinsichtlich der Mordaufklärung bleiben einige Fragen offen, zum Beispiel die nach dem Grund für die extreme Handlungsweise des Mörders früher. Auch erschießt sich nicht, warum die vorgestellten Dorfbewohner so verschlossen sind und so handeln und reagieren, wie sie es tun; ein paar Seiten mehr, um die Nebenfiguren und die Konstellationen zwischen ihnen besser beleuchten zu können, hätten dem Buch wahrscheinlich gut getan. Ingesamt konnte mich die Handlung nicht recht fesseln, ich musste mich phasenweise wirklich zum Weiterlesen zwingen bzw. konnte mich nicht zum Weiterlesen durchringen; es kam einfach keine Spannung auf.

Obwohl den meisten Nebenfiguren aber eine gewisse Tiefe fehlt, sind sie grundsätzlich ganz interessant angelegt – wenn auch nicht zwingend sympathisch. Letzteres gilt insbesondere für Noas exzentrische Mutter Kat, die – bis auf wenige Ausnahmen – durchgehend unerträglich ist (das scheinen Mütter in Abedis Bücher gemeinsam zu haben). Ehrlich gesagt erschien mir die Figur überdies nur bedingt glaubwürdig, weil sie viel zu extrem und klischeebeladen ist. Nicht alle Schauspieler sind Exzentriker und lieben es, sich in Ruhm, Bewunderung und Berühmtheit zu sonnen; im Gegenteil: Die echten Größen (und eine solche scheint Kat ja zu sein) haben das gar nicht nötig. Wie es kommt, dass der parapsychologisch interessierte schwule Gilbert, offensichtlich Vaterfigur für Noa und Kat, weil er so wunderbar besonnen, unaufgeregt und verlässlich ist, mit dieser Frau befreundet ist, erschließt sich nicht.

Noa und David, die Hauptfiguren, sind hingegen gut gelungen. Noa ist ganz sympathisch, wenngleich relativ introvertiert und bisweilen etwas zickig. Ihr Charakter ist deutlich geprägt von der dominanten Mutter, die nie für sie da war, und einem Erlebnis mit einem Jungen, das ihr nicht gerade Vertrauen ins männliche Geschlecht gegeben hat. Dass sie sich dennoch in den ruhigen, manchmal etwas verschlossenen und aggressiv auf persönliche Fragen reagierenden David verliebt, der sich so aufopferungsvoll um seinen Familie und seinen behinderten Bruder kümmert, passt. Der Verlauf ihrer Beziehung, Noas langsame Öffnung, ist wirklich sehr gefühlvoll und glaubwürdig dargestellt.

Den einzelnen Kapiteln sind Tagebucheinträge von Eliza vorangestellt, dem ermordeten Mädchen. Sie sind raffiniert verwoben mit der aktuellen Handlung und zeigen dem Leser Parallelen zwischen den Vorkommnissen und Menschen damals und heute. Außerdem werfen sie nicht gerade ein positives Licht auf die Tote, die nicht nur Opfer ist. Obwohl man sich ihre Handlungsmotivation zusammenreimen kann, erweist sie sich letztendlich als durchtriebene, neiderfüllte, rücksichtslose Person.

Wie schon bei »Lucian« kam mir die Sprache der Personen an einigen Stellen nicht sehr authentisch vor. Verspotten sich Jugendliche wirklich mit Feststellungen wie »ganz schön mager, das Hühnchen« oder sagen sie Dinge wie »Holla, die Waldfee?«? Ich wage es zu bezweifeln, ebenso wie ich bezweifle, dass sich Erwachsene mittleren Alters Ausdrücken wie »Mein lieber Herr Gesangsverein« oder »Mein lieber Scholli« bedienen. Davon abgesehen hat Abedi aber gefühlvollen, aber klaren Erzählstil, der nicht überladen ist und sich flüssig lesen lässt.

Fazit:
9/15 – Eine ganz nette Geschichte, der es aber ein wenig an Spannung, Tiefe und für ein Buch dieses Genres auch am Gruselfaktor magelt.

[Rezension] Jennifer Crusie: Die Naschkatzen

Originaltitel: Welcome to Temptation

Inhalt:
Von Ruhe auf dem Lande kann keine Rede sein: Als die Schwestern Sophie und Amy Dempsey einen Kurzfilm in dem verschlafenen Nest Temptation in Ohio drehen wollen, wirbeln sie viel Staub auf. Die wohlanständigen Bewohner hegen abenteuerliche Vermutungen, was das Thema des Films anbelangt, und sehen die Moral der Gemeinde gefährdet. Als sich der Bürgermeister Phineas Tucker in Sophie verliebt, scheint der Skandal perfekt. Und dann wird auch noch eine Leiche gefunden …

Kommentar:
Susi ist schuld, dass ich mich mit diesem Buch rumgequält habe – ich hab auf ihren Sommerlektürentipp gehört! Aber gut, vielleicht ist das die ausgleichende Gerechtigkeit dafür, dass ich ihr »Kiss the Cook« von Jacquie D’Alessandro und einen neuen Versuch mit Lisa Kleypas aufgequatscht habe; beides ein Schlag ins Wasser für sie! ;)

Das Ärgernis fängt schon mit Titel und Cover an. Normalerweise bin ich als Nackenbeißer-Leserin diesbezüglich ja ziemlich hart im Nehmen und greif das Thema gar nicht mehr auf, aber hier möchte ich doch mal die Frage in den Raum stellen, was sich der Verlag wohl dabei gedacht hat, das Buch »Die Naschkatzen« zu nennen und prominent Kirschen aufs Cover packen? Kirschen kommen immerhin in Form einer bedruckten Küchentapete vor, wobei sich nur leider im Laufe der Zeit herausstellt, dass die Kirschen gar keine Kirschen, sondern verunglückte Äpfel sind. Von Naschkatzen ist hingegen weit und breit nichts zu sehen, weder in zwei- noch in vierbeiniger Gestalt, und Essen spielt nicht mal eine untergeordnete Rolle in diesem Buch. Warum also überträgt man nicht einfach den Originaltitel ins Deutsche und nennt das Buch »Willkommen in Temptation«? Ein hübsches Ortsschild dazu, evtl. ein bisschen Landschaft – fertig ist die Sache. Das wäre sicher nicht übermäßig originell, aber immerhin auch nicht völlig daneben.

Nun aber zu den wirklich wesentlichen Dingen, zunächst zur Handlung. Erwartet hatte ich eigentlich ein lustiges, vielleicht skurriles Buch, gekriegt hab ich gähnende Langeweile. Die Geschichte ist ein Mischmasch aus unterschiedlichsten Themen, als da wären: die schwierige Familiensituation der Geschwister Dempsey, die unerquickliche Mutter-Sohn-Beziehung zwischen Bürgermeister Phineas und seiner Mutter Liz, die bürgerliche Spießigkeit und Prüderie sowie der Kampf ums Bürgermeisteramt in einer amerikanischen Kleinstadt, eine Mordaufklärung und natürlich die Beziehung zwischen Sophie und Phineas. Mit einem Wort: Die Handlung ist heillos überladen. Dennoch hätte man wohl was daraus machen können; gerade die spießbürgerlichen Einwohner hätten jede Menge Angriffspunkte liefern können, um einen netten Rahmen für eine schöne Liebesgeschichte zu bilden. Stattdessen bietet uns die Autorin jede Menge Unsinnigkeiten, schreckliche Sexszenen und ausnahmslos furchtbare, nervige Figuren.

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[Rezension] Gunnar Leue: Football’s coming home

Inhalt:
Das kann keiner trennen: Fußball und Musik gehören zusammen wie Schwalbe und Elfmeter. Gunnar Leue ist den schrägsten Begebenheiten zwischen Stadion und Studio auf der Spur: In welchem deutschen Verein ist Robbie Williams Mitglied? Woran scheiterte Bob Dylans WM-Auftritt? Und wem sponserten »Die Ärzte« ein Klo? In diesem außergewöhnlichen Buch gibt Gunnar Leue die überraschenden Antworten und erzählt viele andere unterhaltsame Fußballpopgeschichten.

Kommentar:
Alle (zwei) Jahre wieder wird der gesamte Handel anlässlich der großen Fußballevents mit zahlreichen Fanartikeln zum Thema überschwemmt – der Buchmarkt bildet da keine Ausnahme. Passend zur WM in Südafrika ist im Mai diesen Jahres auch das Buchdebüt des freien Journalisten Gunnar Leue erschienen, der u.a. für die taz und das 11-Freunde-Magazin schreibt.

Nach einem kurzen historischer Abriss, der in groben Zügen die zunehmende Verquickung von Sport und Musik in aller Herren Länder aufzeigt, erzählt und kommentiert Leue in meist nur ein bis zwei Seiten langen, thematisch zusammengestellten Abschnitten unterschiedlichste Geschichten aus der Fußballwelt, die irgendwie mit Musik und Rockstars zu tun haben – mal lustig, mal skurril, oft aber auch einfach unfassbar. Die Themen reichen von mehr oder weniger pikaten (Sex-)Affären, die auch nur im Entferntesten im Zusammenhang mit Musik und Fußballevent stehen, über Nationalhymnen bis hin zur Rolle der Musik im Stadion im Allgemeinen und der Fangesänge im Speziellen. Lieder über Fußballer, Fußball und Vereine sowie Fußballspieler am Mikrofon – von denen es ja eine Menge gibt – bilden einen weiteren großen Komplex; daneben gibt es Abschnitte über Musiker als Supporter der Vereine, Fußballer als Partypioniere, Fußballpop in Funk und Fernsehen und denkwürdige Zusammentreffen zwischen Fußballern und Musikern.

Viele der präsentierten Geschichten kennt man zumindest im Ansatz, wenn man sich für Fußball interessiert, es gibt aber ebenso viel Neues zu erfahren. Ich weiß jetzt beispielsweise, dass Lotto King Karl nur deshalb noch (Kult-)Stadionsprecher des HSV ist, weil die Fans im Falle seines Rauswurfs mit Stadionboykott gedroht haben, dass die Gema wahnwitzig viel Geld mit Fußballevents verdient, dass Beckenbauer in den 1970er-Jahren ein Techtelmechtel mit Heidi Brühl hatte und von Balletttänzer Nurejew angegraben wurde, dass David Beckham einen schlechten Musikgeschmack hat und dass Wayne Rooney zu hohl ist, um sich den Text der englischen Nationalhymne zu merken (nicht, dass es mich überrascht hätte). Außerdem dürfen natürlich Vorkommnisse wie Sarah Connors denkwürdiger Nationalhymnenaussetzer (»Brüh im Lichte dieses Glückes«) in diesem Buch nicht fehlen; man erfährt aber auch von anderen ähnlichen Fehltritten, die für die Künstler wohl ebenso peinlich waren – etwa ein Buchstabendreher bei der Intonation der kroatischen Nationalhymne, der aus der Zeile »Du weißt, mein Liebling, wie wir deine Berge lieben« den nicht minder schwärmerischen Satz »Meine Liebe, dein Penis ist ein Berg« entstehen ließ und die amüsierte kroatische Nationalmannschaft zu Höchstleistungen anspornte.

Leues Fußballpopgeschichte ist ziemlich umfassend, phasenweise aber fast ein wenig zu ausufernd: Viele der vorgestellten Begebenheiten geben einfach nicht viel her und hätten in ein, zwei Sätzen abgehandelt werden können, werden aber zu deutlich längeren Abschnitten aufgeblasen, sodass an einigen Stellen Langeweile droht. Dennoch ist das Buch, das sehr gut recherchiert und fundiert wirkt, für Fußball- und Popinteressierte alles in allem unterhaltsam und nett zu lesen – dafür sorgen nicht zuletzt die wunderbar trockenen Kommentare des Autors, die zum Teil wesentlich witziger sind als die Fakten an sich.

[Rezension] Lori Handeland: Wolfsbann

OT: Midnight Moon
Nightcreature-Serie, Teil 5

Inhalt:
Cassandra ist die Inhaberin eines Voodoogeschäfts in New Orleans. Im Auftrag einer Geheimgesellschaft reist sie nach Haiti, um die Wahrheit über einen alten Fluch herauszufinden. Der Glücksjäger Devon Murphy erklärt sich bereit, Cassandra auf ihrer Reise zu begleiten, doch sein sinnlicher Charme beschwört ganz unerwartete Gefahren herauf …

Kommentar:
Teil 5 der Nightcreature-Serie fällt im Vergleich zu den anderen Büchern ziemlich aus dem Rahmen, diesmal geht es nämlich nicht um Werwölfe, sondern um Voodoo, Zombies und andere Gestaltwandler; im Vergleich zu den Vorgängern spielt außerdem die Liebesgeschichte nur eine untergeordnete Rolle. Mangelnde Flexibilität und Abwechslungsfreude kann man Lori Handeland nicht vorwerfen; Leser, die auf Altbewährtes hoffen, könnten hingegen eine Enttäuschung erleben. Zur Verteidigung der Autorin soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Reihentitel im Original nichts mit Werwölfen zu tun hat, sondern Nightcreature-Serie heißt, und dass statt dem Wolf (Wolfbann, Wolfsblut etc.) der Mond (Blue Moon, Dark Moon usw.) titelgebend für die einzelnen Bände ist.

Protagonistin Cassandra, eine Voodoo-Priesterin mit geheimnisumwitterter Vergangenheit, ist bereits aus »Wolfsfieber« (Band 4) bekannt. Sie erhält vom Monsterjäger Edward Mandenauer den Auftrag, nach Haiti zu reisen und dort herauszufinden, wie man eine vor Jahrhunderten verstorbene Voodoo-Priesterin zum Leben erwecken kann, damit diese einen einst ausgesprochenen Fluch aufhebt. In Haiti angekommen, lernt Cassandra den ebenso gutaussehenden wie undurchsichtigen Devon Murphy kennen, der sich bereit erklärt, sie in die Berge zu bringen, wo ein Mann leben soll, der Antworten auf ihre Fragen hat. Gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise, die jede Menge ungeahnte Gefahren birgt. Magische Bewährungsproben müssen überstanden und Angriffe von Zombies und anderen seltsamen Kreaturen abgewehrt werden, bevor Cassandra nach New Orleans zurückkehren kann. Doch dort bessert sich ihre Situation nicht: Sie wird von verstörenden Träumen (die für den einen oder anderen Leser vielleicht grenzwertig sein dürften) und einem Menschen heimgesucht, der noch eine Rechnung mit ihr offen hat und sie für seine eigenen Zwecke einspannen will.

Cassandra und Murphy haben also allerhand zu überstehen und müssen nebenbei auch noch gegen die gegenseitige sexuelle Anziehungskraft kämpfen – erfolglos, versteht sich, auch wenn man das Prickeln zwischen den beiden als Leser nicht recht nachvollziehen kann. Wie es genau dazu kommt, dass die beiden schließlich übereinander herfallen, obwohl Murphy so dehydriert ist, dass er kaum noch laufen kann, ist auch nicht so ganz ersichtlich. Das passt aber zur ganzen Liebesgeschichte zwischen den beiden, die völlig im Voodoo-Plot untergeht, am Ende überstürzt wirkt und deshalb für meine Begriffe nicht wirklich gelungen ist.

Das hängt sicher zu einem nicht unwesentlichen Teil mit den Figuren zusammen. Devon Murphy wird als gutaussehend und sexy beschrieben (was sonst!), ist darüber hinaus aber eine farblose, undurchsichtige und nicht wirklich gut ausgearbeitete Figur; sein Hintergrund bleibt ebenso im Dunklen wie seine tiefere Handlungsmotivation. Cassandra auf der anderen Seite fällt zunächst in erster Linie durch ihren Fanatismus auf, die Voodoo-Priesterin hat nämlich ihre ganz eigenen Motive, sich für die Erweckung von Toten zu interessieren: Sie möchte ihre verstorbene Tochter ins Leben zurückholen. Vor allem zu Beginn des Buches ist sie geradezu besessen von diesem Gedanken, und für ihr Ziel nimmt sie jedes Risiko in Kauf. Im Verlauf des Buches erfährt man einiges über ihre Vergangenheit und Voodoo-Fähigkeiten, dennoch bleibt auch sie blass und ist wenig sympathisch.

Alles in allem ist das Buch weniger ein Liebes- als ein Abenteuerroman, in dem man Einblicke in den Voodoo-Kult erhält. Obwohl die Religion der Geschichte einen interessanten Aspekt verleiht, und Cassandra und Murphy ständig um Leib und Leben fürchten müssen, zieht sich die Handlung zunächst ein wenig; zurück in New Orleans wird dann das Tempo allerdings mächtig angezogen, und das Buch endet fast ein wenig zu schnell. Für Freunde der anderen Jägersucher sei erwähnt, dass die Geheimorganisation diesmal ziemlich im Hintergrund bleibt. Ganz ohne einen Auftritt des tyrannischen Oberdespoten Edward Mandenauer kann es aber natürlich nicht abgehen, weshalb er auch diesmal ohne Rücksicht auf Verluste in der Gegend rumballern darf.

Fazit:
9/15 – Kein Highlight der Serie, aber dennoch – vor allem im Vergleich zu vielen anderen Büchern dieses Genres – ganz gute Unterhaltung.

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Serieninfo:
01 Blue Moon | Wolfskuss
02 Hunter’s Moon | Wolfsgesang
03 Dark Moon | Wolfsglut (Rezension)
04 Crescent Moon | Wolfsfieber (Rezension)
05 Midnight Moon | Wolfsbann (Rezension)
06 Rising Moon | Wolfspfade
07 Hidden Moon
08 Thunder Moon

[Rezension] Lisa Kleypas: It Happened One Autumn

Deutscher Titel: Herbstfeuer (Cora Historical Gold) / Der Earl und die Erbin (Mira)
Wallflower-Quartett, Teil 2

Inhalt:
Die hübsche amerikanische Erbin Lillian Bowman soll auf Wunsch ihrer Mutter einen englischen Adligen heiraten. Doch mit ihrer direkten Art eckt sie in der vornehmen Gesellschaft Londons immer wieder an. Auch der begehrte Junggeselle Marcus Marsden, Earl of Wesden, mokiert sich nur zu gern über ihre Fauxpas. Lilian sprüht Funken vor Wut! Bis Marcus sie an einem sonnigen Herbsttag auf seinem Landsitz unvermittelt in die Arme reißt und küsst und ungeahnte Leidenschaft sie durchströmt. Ist es nur ein Strohfeuer oder der Beginn einer großen Liebe?

Kommentar:
Haaaaach … was isses schön! Der erste Band der Wallflowers-Serie gefiel mir wegen der reichlich arroganten, adelsfixierten Protagonistin, die ihr Glück mit Füßen getreten hat, nicht so besonders, weswegen ich eine längere Wallflower-Pause eingelegt habe. Ein Fehler, wie sich jetzt herausgestellt hat, denn Band 2 ist ein richtig tolles Buch, das allerbeste Unterhaltung für Liebesromanfans bietet.

Obwohl der Plot ein Klassiker und bereits gefühlte hunderttausend Mal dagewesen ist, macht Lisa Kleypas eine wunderschöne Geschichte daraus. Zwar gibt es (wie in praktisch allen Romanen dieses Genres) einige Unwahrscheinlichkeiten, das Ende ist ziemlich dick aufgetragen und für meinen Geschmack unnötig dramatisch, davon abgesehen bietet das Buch aber allerbeste humorvolle Unterhaltung mit einer Vielzahl amüsanter Dialoge und einer Liebe, die keine Standesgrenzen kennt. Und das, obwohl die reiche Amerikanerin Lilian Bowman mitnichten die passende Braut für Marcus ist.

Marcus ist nämlich der wohlerzogene Spross einer der ältesten Adelsfamilie des Landes, und sollte er je heiraten, muss seine Braut unbedingt standesgemäß sein. Lilian ist alles andere als das: Sie ist ungehobelt und hasst die strikten, überflüssigen gesellschaftlichen Konventionen der Engländer. Folgerichtig hält sie Marcus auch für einen verknöcherte, langweiligen, arroganten Adligen, während er sie wegen ihres unangemessenen Verhaltens zunächst verachtet. Zahlreiche Streitgespräche und beißender Spott bleiben angesichts dieser Konstellation nicht aus, dennoch fühlen sich die beiden unwiderstehlich zueinander hingezogen, als sie einander näher kennenlernen. Nach und nach erkennen sie die guten Seiten des anderen und revidieren ihre vorgefertigten Meinungen – was richtig glaubwürdig dargestellt wird.

Nicht nur die Hauptfiguren überzeugen auf ganzer Linie, sondern auch sämtliche Nebenfiguren. Da Kleypas wie kaum ein anderer Autor auf einen echten Seriencharakter setzt, bindet sie sowohl die Handlung als auch die Figuren früherer (und folgender) Bände ein, sodass man viele alte Bekannte wiedertrifft – etwa die anderen Mauerblümchen oder den skandalumwitterten St. Vincent, der im nächsten Band die Hauptrolle spielen wird. Trotz der Verbindungen zwischen den Büchern kann man sie übrigens problemlos unabhängig voneinander lesen, denn die Zusammenhänge werden kurz erklärt, wo das nötig ist.

Fazit:
14/15 – Allerbeste humorvolle Liebesromanunterhaltung, die nicht mit einer innovativen Geschichte, aber mit wunderbaren Figuren und viel Humor überzeugt. Ein Cliffhanger, der St. Vincent betrifft, macht zusätzlich richtig Lust auf Band 3 der Serie.

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Serieninfo:
01 Secrets of a Summer Night | Geheimnisse einer Sommernacht
02 It Happened One Autumn | Herbstfeuer (Cora)/Der Earl und die Erbin (Mira)
03 The Devil in Winter | Es begann in einer Winternacht
04 Scandal in Spring | Frühlingsküsse
05 A Wallflower Christmas (Novella)

Außerdem gibt es Verbindungen zur Hathaway-Serie und dem Einzeltitel »Again the Magic« (dt. »Und ewig brennt das Feuer«).

[Rezension] Brom: Der Kinderdieb

Originaltitel: The Child Thief

Inhalt:
Leise wie ein Schatten streift ein merkwürdiger Junge durch die dunklen Straßen von New York. Er nennt sich Peter und ist auf der Suche nach Kindern und Teenagern, die in einer aussichtslosen Situation nicht mehr weiterwissen. Peter rettet sie … und bietet ihnen an, sie in sein magisches Reich zu führen, in dem niemand je erwachsen werden muss. Doch Peter verrät ihnen nicht, dass dort nicht nur magische Geschöpfe und das Abenteuer ihres Lebens auf sie warten, sondern auch größte Gefahr …

Kommentar:
»Der Kinderdieb« ist eines dieser Bücher, die einem überall begegnen und die alle toll finden – andernfalls hätte ich mich nie dafür entschieden, es als Hardcover zu kaufen. Vielleicht sollte ich endlich mal lernen, mich auf mein Gefühl zu verlassen, statt mich von der allgemeinen Begeisterung für Bücher anstecken zu lassen, deren Klappentext mich eigentlich gar nicht so besonders anspricht.

Ich wollte Broms Peter-Pan-Version wirklich mögen, aber es ist mir beim besten Willen nicht gelungen. Daher mach ichs kurz: »Der Kinderdieb« ist ein beeindruckendes Fantasybuch, das einerseits eine Vielzahl von mehr oder weniger bekannten Mythen in sich vereint und andererseits mit tollen neuen Ideen und Gestalten angereichet wurde. Für meinen Geschmack wurde aber zu wenig aus den Ideen gemacht, denn eigentlich jagt im Wesentlichen ein Scharmützel bzw. ein Gefecht das nächste. Es geht um Abhängigkeit, Macht und Unterdrückung, gepaart mit psychischer wie physischer Gewalt zwischen allen Altersschichten. Ganz bestimmt kann man die Handlung auf eine sinnbildliche Ebene heben und jede Menge Gesellschaftskritik darin entdecken, in erster Linie ist der Stoff aber einfach nur düster, extrem gewalttätig und bietet trotz kleiner Lichtblicke kaum Hoffnung.

Die Figuren sind fast alle negativ angelegt; die einzige bemerkenswerte Ausnahme ist Nick, der von Peter zu Beginn des Buches gerettet und durch die Nebel gebracht wird. Zwar nagt auch an ihm immer wieder die Finsternis, er bewahrt aber über weite Strecken seine Menschlichkeit. Dennoch ist auch er keine Figur, mit der ich hätte mitfiebern können – was wohl auch gut so ist, denn sonst hätte mich der Ausgang der Geschichte in noch tiefere Frustration gestürzt. Peter selbst ist … tja, ein Kinderdieb eben. Er lockt unter Vorspiegelung falscher Tatsachen verzweifelte Kinder aus der realen Welt nach Avalon, das leider auch kein besseres Leben bietet. Bis zum Schluss ist er eine durch und durch skrupellose Gestalt, worüber auch die Betonung seines Charismas und seines betörenden Lächelns nicht hinwegtäuschen kann. Man könnte ihm vielleicht zugute halten, dass er seine Seele an die Königin von Avalon verloren hat und alles tut, um ihr zu dienen und das sterbende Land zu retten; das hilft aber auch nicht wirklich, um ihn auf der Sympathieskala nach oben zu hieven.

Das Bemerkenswerteste an diesem Buch waren für mich die grandiosen Zeichnungen des Autors, der ein bekannter Illustrator ist. Im Kinderdieb-Special auf den Seiten des Pan-Verlags kann man u.a. einen Trailer sowie Livebooks zum Buch anschauen und ein interessantes Interview mit dem Autor lesen.

Fazit:
5/15 – Prinzipiell steckt hinter dem Buch eine tolle Idee, die Umsetzung konnte mich aufgrund der hohen Kampflastigkeit, außerordentlichen Brutalität und der völligen Trostlosigkeit allerdings überhaupt nicht begeistern. Für Freunde dieser Art von Fantasy ist »Der Kinderdieb« aber vermutlich dennoch ein lesenswertes Buch.

[Rezension] Emma Wildes: Eine unzüchtige Lady

Originaltitel: An Indecent Proposition

Inhalt:
Was für ein Skandal! Die beiden berüchtigtsten Londoner Lebemänner haben gewettet, wer von ihnen der bessere Liebhaber ist. Ausgerechnet Lady Caroline Wynn, die respektable junge Witwe mit dem kühlen Blick, willigt ein, bei dieser skandalösen Wette als Schiedsrichterin zu fungieren. Die lustvollen Nächte mit der schönen Caroline wecken in Nicholas, Duke of Rothay, schon bald ungeahnte Gefühle …

Kommentar:
Ich bin ja inzwischen vorsichtig geworden, was Rezensionen bei Amazon und in Foren angeht; die ausschließlich positiven Kritiken zu Emma Wildes Buch haben aber doch mein Interesse geweckt. »Eine unzüchtige Lady« ist das erste Buch der Autorin, das in Deutschland erschienen ist, obwohl die Autorin seit ihrem Debüt 2005 eine ganz beachtliche Backlist von über 40 Titeln (vorwiegend erotische Bücher) aufgebaut hat. Im deutschsprachigen Raum wird der zweite Titel von Emma Wildes im Herbst bei Blanvalet erscheinen: Schön und ungezähmt (Lessons from a Scarlet Lady).

Aufhänger dieses Regency-Romans ist eine Wette, die Nicholas, Duke of Rothay, und Derek, Earl of Manderville, in nicht gerade nüchternem Zustand abschließen: Die beiden Freunde wollen herausfinden, wer von ihnen der bessere Liebhaber ist – wie Männer nun mal so sind, versuchen beide, auf diese Weise ihre Frustration über eine enttäuschte Liebe kompensieren. Als Schiedsrichterin bietet sich die schöne, aber als unterkühlt geltende Witwe Caroline an, und nachdem man ihr Anonymität zugesichert hat, einigen sich die Beteiligten auf die Modalitäten: Lady Wynn soll zunächst eine Woche mit Nicholas, danach eine Woche mit Derek auf dem Land verbringen; anschließend wird sie ihr Urteil anonym im Gesellschaftsteil der Zeitung veröffentlichen. Bei dieser Konstellation tut sich natürlich ein grundsätzliches Problem auf: Es gehört sich in historischen Liebesromanen einfach nicht, dass die Protagonistin mit zwei Männern schläft. Auch Emma Wildes beachtet dieses ungeschriebene Gesetz und löst die Sache ziemlich konventionell: Sie teilt die Geschichte nämlich an dieser Stelle in zwei gleichwertige Haupthandlungsstränge, von denen sich einer mit Nicholas und Caroline beschäftigt, der andere mit Derek und seinem Schwarm Annabel, die Grund für seinen Frust ist.

Nicholas setzt sich in der Folge mit Lady Wynn in eines seiner unzähligen herzögliche Landhäuser ab, um dort seine Fähigkeiten als Liebhaber unter Beweis zu stellen. Zu seiner Überraschung ist Caroline aber – obwohl Witwe – sexuell weitgehend unerfahren und sogar regelrecht traumatisiert, da ihr Mann sie immer nur benutzt hat. Es gilt also, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie langsam und gefühlvoll an die körperliche Liebe heranzuführen. Unterdessen bleibt Derek in London und gesteht sich ein, was für seine gesamte Umgebung schon seit Ewigkeiten offensichtlich ist: dass er die junge Annabel liebt. Endlich erhellt, setzt er alles daran zu verhindern, dass seine große Liebe einen anderen heiratet, nur weil er selbst sie vor einiger Zeit tief enttäuscht hat.

Die beiden erzählten Liebesgeschichten sind nichts besonderes, aber in Ordnung; die Aufbereitung allerdings lässt doch ein wenig zu wünschen übrig. Auffällig sind beispielsweise die teils ganz schön langweiligen, ausufernden Dialoge, die das Geschehen nicht recht voranbringen und in deren Verlauf häufig die gleiche Sache mehrfach wiedergekäut wird. Hinzu kommen endlose Beschreibungen von Äußerlichkeiten – ich weiß gar nicht, wie oft Carolines kastanienbraunes Haar und ihr elfenbeinerner Säulenhals erwähnt wird, viel zu oft, auf jeden Fall – sowie überflüssig dramatische Verwicklungen am Ende des Buches, die augenscheinlich nur dazu dienen, noch ein paar Seiten herauszuschlagen. Natürlich gibt es auch jede Menge Sexszenen, die mit bebenden Brüsten, einstürzenden Himmeln, brandenden Wellen und erklommenen Gipfeln einhergehen, aber leider nicht prickeln.

Dass mich das Buch zwar einigermaßen unterhalten, aber nicht richtig gepackt hat, hängt sicher auch mit den Figuren zusammen. Diese sind zwar prinzipiell alle sympathisch, haben aber trotz ihres zum Teil tragischen Hintergrunds keinerlei Tiefe. Sie sind eindimensional, erschreckend gut und ebenso langweilig. Nicholas beispielsweise verwandelt sich im Handumdrehen von einem notorischen Weiberhelden zum Frauenversteher, der unschlagbar sensibel, geduldig, rücksichtsvoll und vollkommen geläutert ist, kaum dass er Caroline trifft. Caroline, die Zeit ihres Lebens nie von jemandem geliebt wurde und nach den Erfahrungen mit ihrem verstorbenen Gatten nie wieder einen Mann wollte, ist ihrerseits rasend schnell in Liebe entbrannt – was aufgrund ihres angeblich tief sitzenden Traumas wenig glaubwürdig ist. Zu diesem Trauma passt übrigens auch ihr Motiv, die Schiedsrichterrolle zu übernehmen, nicht im Mindesten. Die junge Annabel ist einfach ein kleines trotziges Mädchen, das ziemlich blass bleibt, während Derek weinerlich wirkt, kaum Eigeninitiative zeigt und unfähig zur Selbstkritik zu sein scheint – wie sonst könnte er glauben, das wenig brillante Argument, er sei ein Mann, würde sein Verhalten in der Vergangenheit entschuldigen? (»Ich bin ein Mann, ein Mann, der dieselben normalen Fehler begeht wie jeder andere seiner Geschlechtsgenossen«, S. 213, bzw. »Ich bin nicht der erste Mann, der vor dem Gedanken an Liebe oder gar Hochzeit zurückschreckt«, S. 219.)

Sprachlich wirkt das Buch zum Teil ziemlich angestaubt und wartet gerade bei den Sexszenen mit blumigen Formulierungen zu all dem »schwelgerischen Vergnügen« auf, wobei ich nicht nachvollziehen kann, ob das schon im Original so ist oder auf die Übersetzung zurückzuführen ist. Tatsache ist: Die Übersetzung ist zwar nicht völlig daneben, passt aber an vielen Stellen im Detail nicht und wirkt deshalb manchmal ein wenig sinnentstellend (s. auch LeseLustFrusts Kommentar zum ersten Satz). In regelmäßigen Abständen bin ich über Kleinigkeiten – z.B. eine »plumpe Hand« – gestolpert (nur im Wortsinne zu verstehen!) und so aus dem Lesefluss gerissen worden. Um aber keinen falschen Eindruck zu erwecken: Ich hatte schon mit weit schlechteren Übersetzungen zu tun; die Qualität der vorliegenden wirkt sich höchstens unbewusst auf die Bewertung aus.

Fazit:
8/15 – Ein durchschnittlich unterhaltsamer Regency-Roman, der nicht aus der Masse hervorsticht und phasenweise etwas antiquiert wirkt. Fans von Liebesgeschichten ohne großen Tiefgang dürften sich aber dennoch sehr gut unterhalten fühlen.

[Rezension] Ilona Andrews: Die dunkle Flut

Originaltitel: Magic Burns
Kate Daniels/Stadt der Finsternis, Teil 2

Inhalt:
Alle sieben Jahre wird die Stadt Atlanta von einer magischen Flut heimgesucht, die das Gleichgewicht der Mächte gefährlich ins Wanken bringt. Als die Söldnerin Kate Daniels von Curran, dem Herrn der Gestaltwandler, den Auftrag erhält, gestohlene Landkarten aufzuspüren, wird ihr bald klar, dass diesmal weitaus mehr auf dem Spiel steht: Zwei uralte Gottheiten wollen das Aufflammen magischer Energie nutzen, um die Herrschaft der Welt an sich zu reißen. Und wenn Kate sie nicht aufhalten kann, droht die Vernichtung Atlantas … Fortsetzung der erfolgreichen Urban-Fantasy-Serie mit ihrer charismatischen Heldin.

Kommentar:
Wie gut, dass ich trotz einiger Kritik am ersten Band der »Stadt der Finsternis«-Serie dem zweiten Teil eine Chance gegeben habe – »Die Dunkle Flut« hat die Kinderkrankheiten nämlich weitgehend hinter sich gelassen.

Diesmal gerät Kate unversehens in den Kampf zwischen zwei Göttern und muss verhindern, dass Atlanta vom Bösen überrannt wird. Sie muss sich mit Hexen, Druidenmagie und keltischer Mythologie herumschlagen und noch dazu auf ein Kind aufpassen, dessen Mutter verschwunden ist. Natürlich gibt es wieder jede Menge blutiges Gemetzel, das für meinen Geschmack immer noch zu viel ist, die Beschreibung der magischen Welt, die ich beim Auftaktband noch als verwirrend und sehr komplex empfunden hatte, ist hier aber sehr viel besser, prägnanter und vor allem verständlicher geraten. Außerdem ist die Handlung weitaus spannender, zielgerichteter und scheint ausgefeilter; obwohl es Kate mit einer Vielzahl von kleineren Aufträgen zu tun hat, laufen die Fäden nach und nach zusammen, sodass sich am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt.

Protagonistin Kate Daniels, die in jeder Hinsicht schlagfertige Söldnerin mit dem Autoritätsproblem, ist ebenso überzeugend wie im ersten Teil der Serie, gewinnt sogar noch ein wenig an Profil. Außerdem trifft man einige ihrer alten Weggefährten wieder, darunter Curran, den unbestreitbar attraktiven Herrn der Bestien, die Gestaltwandler Jim und Derek, aber auch Ghastek, den Herrn der Toten, der die Vampire lenkt und Kate fürchterlich auf den Wecker fällt. Weiterhin werden einige neue Personen eingeführt, von denen vor allem Bran, der selbstgefällige Diener einer Göttin, sowie Julie, das Mädchen, das auf der Suche nach seiner Mutter ist und eher zufällig in Kates Obhut gerät, eine größere Rolle spielen. Ob Haupt- oder Nebenfiguren – sie sind durchweg hervorragend gelungen und glaubwürdig; die Personenzeichnung ist eine ganz große Stärke des Autorenpaars.

Unklar ist nach wie vor Kates Abstammung und der Grund für ihre große Macht – dieses Geheimnis wird offenbar über mehrere Bücher der Serie hingezogen. Die Einzelbände der Serie sind aber zumindest bislang problemlos unabhängig voneinander zu lesen; die Geschehnisse aus Teil 1 werden, so sie von Bedeutung sind, soweit erklärt, dass sie das Verständnis garantieren.

Fazit:
13/15 – Richtig gute, humorvolle Urban Fantasy mit tollen Figuren und Entwicklungen – ein Buch, das definitiv Lust macht auf mehr.

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Serieninfo:
01 Magic Bites | Die Nacht der Magie (Rezension)
02 Magic Burns | Die dunkle Flut (Rezension)
03 Magic Strikes | Duell der Schatten (Rezension)
–– Magic Mourns (novella in »Must Love Hellhounds«-Anthology) | —
04 Magic Bleeds | Magisches Blut
05 Magic Slays (Mai 2011)

[Rezension] Ilona Andrews: Die Nacht der Magie

Originaltitel: Magic Bites
Kate Daniels/Stadt der Finsternis, Teil 1

Inhalt:
Kate Daniels verdient ihr Geld damit, übersinnliche Phänomene zu bekämpfen. Bewaffnet mit ihrem Schwert Slayer und ihren magischen Fähigkeiten macht sie auf den Straßen Atlantas Jagd auf Vampire und andere finstere Kreaturen. Ihr Leben nimmt jedoch eine unerwartete Wendung, als ihr Freund Greg ermordet wird. Bei der Suche nach dem Täter stößt Kate auf Ungereimtheiten: Neben Gregs Leiche wird ein geköpfter Vampir gefunden, und alles deutet darauf hin, dass bei der Tat nekromantische Magie im Spiel war. Hat womöglich der geheimnisvolle Curran, der Anführer der Gestaltwandler, etwas mit dem Ganzen zu tun?

Kommentar:
»Die Nacht der Magie« ist der erste Teil der Urban-Fantasy-Serie »Stadt der Finsternis« des Autorenpaars Ilona und Andrew Gordon. Im Zentrum steht die Magierin Kate Daniels, die in Teil 1 den Mord an ihrem Mentor Greg aufklären muss. Dabei geht es ziemlich blutrünstig und wenig kriminalistisch zu; klassische Ermittlungsmethoden wie Spurensuche, zielgerichtete Befragungen und daraus resultierende logische Schlussfolgerungen treten deutlich hinter viel Action in Form von zahlreichen Kampfspektakeln und dem Aufbau der Fantasywelt zurück.

Das magische Atlanta von Kate Daniels ist interessant, aber auch komplex, sodass ich einige Probleme hatte, diese Welt zu erfassen. Obwohl nicht gerade wenig Zeit auf die Erklärung und Wirkungsweise von Magie in ihren verschiedenen Facetten und all der Wesen mit ihren besonderen Fähigkeiten verwendet wird, konnte ich – zumindest stellenweise – nur bedingt folgen, und es blieben einige Fragen offen. Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass das Eintauchen in die Welt von Kate bedeutet, sich von einigen Vorstellungen hinsichtlich klassischer mythologischer Wesen zu verabschieden. Das gilt zum Teil für die Gestaltwandler, ganz besonders aber für die Vampire, die hier nur ferngesteuert werden und mit menschlichen Wesen nicht mehr viel zu tun haben.

Hervorragend gelungen und durchweg überzeugend sind sämtliche Figuren, ob Mensch, Magier oder Gestaltwandler. Ganz besonders gilt das für die Protagonistin Kate, die ein echtes Problem mit Autoritäten hat und deshalb als Söldnerin magisches Gefahrengut aller Art beseitigt. Sie kann extrem starke Magie wirken und metzelt sich mit ihrem Zauberschwert »Slayer«, das regelmäßig gefüttert werden muss, durch die Welt. Dabei hat sie immer einen sarkastischen Spruch auf den Lippen und sorgt für einige amüsante Dialoge mit Freund und Feind; phasenweise zeigt sie aber auch ihre empfindsame, fürsorgliche Seite, was sie weniger unnahbar macht. Um ihre Herkunft, in der ganz offensichtlich der Grund für ihre starke magische Macht liegt, rankt sich ein Geheimnis, das in diesem Buch noch nicht aufgeklärt wird.

Fazit:
10/15 – Ein unterhaltsames Buch mit tollen Figuren, für meinen Geschmack allerdings mit einem zu hohen Actionanteil und zu ausführlichem Weltenaufbau. Band 2 der Serie werde ich in jedem Fall lesen; manchmal brauche ich ja etwas, um mich in eine neuen Fantasywelt einzufinden.

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Serieninfo:
01 Magic Bites | Die Nacht der Magie (Rezension)
02 Magic Burns | Die dunkle Flut (Rezension)
03 Magic Strikes | Duell der Schatten (Rezension)
–– Magic Mourns (novella in »Must Love Hellhounds«-Anthology) | —
04 Magic Bleeds | Magisches Blut
05 Magic Slays (Mai 2011)

Will Elliott: Hölle

Originaltitel: The Pilo Family Circus

Inhalt:
Als Jamie eines Nachts einen Clown überfährt, der urplötzlich vor seiner Motorhaube auftaucht, ist ab sofort nichts mehr wie es war. Jamie erhält unheimliche Drohungen, und eine Horde mordgieriger Geschöpfe in Clownskostümen macht Jagd auf ihn. Die Clowns entführen Jamie in den Pilo-Zirkus, eine bizarre, jenseitige Welt, beherrscht von unheimlichen Akrobaten, Zwergen, Freaks und Wahrsagern. Ein geheimnisvolles Pulver erfüllt jeden Wunsch, und auch Jamie verfällt ihm. Doch wer es einnimmt, wird zum eiskalten Killer. Wenn Jamie dieser Hölle entkommen will, muss er nicht nur den Zirkus zerstören, sondern auch seinen größten Feind besiegen – die eigene dunkle Seite …

Kommentar:
Nomen est omen, sag ich nur – selten hat ein Titel meine Einschätzung eines Buches besser wiedergegeben: Dieses Buch war für mich tatsächlich die reinste Hölle. Leider nicht im positiven Sinn, weil es höllisch spannend oder höllisch angsteinflößend gewesen wäre (wie es sich für ein Buch aus dem Horrorgenre gehören würde), sondern weil es für meine Begriffe einfach höllisch unerträglich und höllisch hohl war. Deshalb hab ich nach 211 Seiten beschlossen, meine Zeit nicht länger mit dieser konfusen Freakzirkus-Geschichte zu verschwenden; dafür hab ich einfach zu viele Bücher im Regal, die mich weniger nerven.

Warum ich das Buch denn überhaupt gekauft habe, wird sich der eine oder andere fragen, wenn ich doch Horrorgeschichten nicht mag. Dafür gibts eine einfache Erklärung: Ich habe für Hollys »Ich bilde mich weiter«-Challenge ein Buch aus dem Horrorsektor gesucht und bin aufgrund der vielen positiven Rezensionen auf »Hölle« aufmerksam geworden. Ob das Buch möglicherweise als Vertreter seines Genres taugt, wage ich ehrlich gesagt nicht final zu beurteilen – meine Erfahrungen mit Horrorstoffen beschränkt sich auf einige wenige Erfahrungen mit älteren Büchern von Stephen King (Friedhof der Kuscheltiere, Es, Christine, Shining, Cujo), die ich in meiner Jugend gelesen habe und damals tatsächlich faszinierend und beängstigend fand. Mit meinem beschränkten Horrorhintergrund kann ich einfach nur feststellen, dass ich Elliotts Buch als albern, überzogen und nervig empfand – und als überhaupt kein bisschen gruselig; das mag aber auch daran liegen, dass der auf dem Klappentext angepriesene »schockierend gute Humor« vollkommen unbemerkt an mir vorübergegangen ist, der mit der Fantasy-Horror-Geschichte gepaart sein soll. Irgendwas muss ja wohl dran sein an diesem Buch, immerhin hat es einen der wichtigsten Literaturpreise Australiens gewonnen und war außerdem für den Horror Guild Award nominiert.

Fazit:
Ich habs wirklich versucht, aber die Challenge hat gezeigt: Das Horrorgenre ist wohl nicht meins!