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»Hush, Hush« von Becca Fitzpatrick wird nicht auf Deutsch kommen … zumindest nicht in absehbarer Zeit. Bei Amazon ist das Buch, das im April 2010 unter dem Titel »Wenn die Nacht beginnt« erscheinen sollte, zwar noch im Katalog, von der Blanvalet-Seite ist es allerdings komplett verschwunden. Auf meine Nachfrage beim Verlag wurde mir folgendes mitgeteilt:
Leider hat sich das Erscheinungsdatum des Titels verschoben. Einen neuen Termin gibt es leider noch nicht, wahrscheinlich frühestens 2012.
Angesichts der allseits vorherrschenden Meinung, dass die Engel die neuen Vampire seien, ist das m.E. eine sehr überraschende Entscheidung – zumal sich der Engel-Trend ja anhand der Verlagsvorschauen für 2010 deutlich zeigt. Ich werd mir das Buch jetzt wohl auf Englisch holen, trotz meiner Lästereien über die gerupfte Krähe auf dem Cover!

UPDATE VOM 5.4.2010: »Hush, hush« doch wieder angesagt!«
Deutscher Titel: Die Mondjägerin
Riley Jenson, Guardian, Book 1
Inhalt:
Riley Jenson sucht noch ihren Platz im Leben. Das ist nicht leicht, denn in ihren Adern fließt das Blut der Werwölfe, und jedes Mal bei Vollmond muss sie gegen die Mondhitze ankämpfen, um nicht die Kontrolle über ihren Körper zu verlieren. Sollte das passieren, würde ihr ungezügeltes Verlangen alles andere verdrängen. Und das darf diesmal auf keinen Fall geschehen – sonst ist das Leben ihres Bruders keinen Cent mehr wert!
Kommentar:
Riley Jenson ist eine seltene Mischung aus Werwolf und Vampir. Gemeinsam mit ihrem Bruder Rhoan arbeitet sie für die AfAR (Abteilung für Andere Rassen), die die übernatürlichen Rassen kontrolliert und für die Sicherheit der Menschen sorgt. Doch dann verschwindet Rhoan während eines Auftrags; nicht viel später taucht vor Rileys Wohnung auf der nackte, desorientierte und äußerst attraktive Vampir Quinn O’Connor auf, der seinerseits auf der Suche nach Rhoan ist. Gemeinsam spüren sie Rileys Bruder schließlich auf und schnell wird klar, dass sie in den Sumpf der Genforschung geraten sind.
Im Gegensatz zu diversen anderen Romanen bietet »Full Moon Rising« eine durchdachte, schlüssige und teils durchaus komplexe Handlung, die sich letztendlich um Genforschung, Genmanipulation und Klonen dreht und leichte Science-Fiction-Züge trägt. Die Geschichte hat vor allem im Mittelteil ein paar Längen, darüber können auch die zahlreichen Action-, Kampf- und Sexszenen nicht hinwegtäuschen. Vor allem an den Sexszenen dürften sich die Geister scheiden, denn Sex ist in diesem Buch fast ausnahmslos unromantisch und zweckgebunden, d.h. er dient Riley zur reinen Triebbefriedigung oder aber zur Informationsbeschaffung. Das ist ganz sicher nicht jedermanns Sache, passt aber zur ihr.
Obwohl nicht reinrassig, unterliegt Riley wie alle Werwölfe der Macht des Mondes: Bei zunehmendem Mond leidet sie unter der Mondhitze, das heißt, ihr Sexualtrieb steigt ins Unermessliche und muss gestillt werden. Zu diesem Zweck hat sie zwei lose Partner, Talon und Misha, die während dieser Phase ihr bestes geben. Die Macht der Lust ist nicht nur für Riley manchmal recht unpraktisch, wenn sie mitten im Geschehen von ihrem Verlangen überwältigt wird, sondern hat auch für den Leser etwas Irritierendes, vor allem dann, wenn Rileys Körper selbst dann automatisch auf die Männer reagiert, wenn sie ihnen negative Gefühle entgegenbringt. Das Mondfieber ist aber ihre einzige Schwäche; davon abgesehen vereinigt sie jede Menge positive Eigenschaften von Vampiren und Werwölfen in sich: Sie ist außergewöhnlich stark und schnell, verfügt über Infrarotsicht und eine latente Fähigkeit zum Hellsehen, beherrscht Telepathie und hat – zumindest in Wolfgestalt – außergewöhnliche Selbstheilkräfte. Und nicht nur das, Superwoman ist eine wirklich sympathische Figur: selbstbewusst, vernünftig, entschlossen und willensstark.
Auch sämtliche Nebenfiguren sind gut gelungen und glaubwürdig, allen voran der charismatische irische Vampir Quinn O’Connor, der Werwölfe nach einschlägigen Erfahrungen mit Frauen eigentlich nicht mehr besonders gut leiden kann. Das hindert ihn aber nicht daran, mit Riley eine Affäre zu beginnen, die trotz aller Vorbehalte viel Entwicklungspotenzial hat. Quinns Persönlichkeit ist gut ausgearbeitet, und obwohl er zweifellos einer der »Guten« ist, hat er auch eine dunkle Seite – seine Ambivalenz macht ihn erst interessant. Über seine Rasse erfährt man allerdings nicht viel, sondern im Wesentlichen, dass sie stark ist, Blut trinkt, Gedanken lesen und das Denken manipulieren kann.
Fazit:
12/15 – Trotz ein paar Längen ist »Full Moon Rising« ein Buch, das Urban-Fantasy-Leser unbedingt ausprobieren sollten – vorausgesetzt, sie können mit dieser Form von polygamem Sex umgehen.
Serieninfo:
01 Full Moon Rising | Die Mondjägerin
02 Kissing Sin | Wächterin des Mondes (April 2010)
03 Tempting Evil
04 Dangerous Games
05 Embraced by Darkness
06 The Darkest Kiss
07 Deadly Desire
08 Bound to Shadows
09 Moon Sworn
Der Lyx-Verlag hat mir freundlicherweise ein Exemplar von »Schattenwölfe« zur Verfügung gestellt, Teil 1 der neuen Serie »Nocturne City«. Klingt sehr interessant, die ersten Seiten lesen sich auch gut – ich bin gespannt, wie es ist.
Erster Satz:
Als ich den Tatort erreichte, konnte ich das Blut des Mädchens riechen, bevor ich ihren in Neonlicht getauchten Körper in der Gasse liegen sah.

[Früherer Unsinn: Vol. 1 | Vol. 2]
Serafina ist sichtlich verstört von den Ereignissen im Wald und kann das nicht recht verbergen. Die schlaue Tante diagnostiziert unter tatkräftiger Mithilfe von Tinkerby, dass Serafina es mit den Nerven hat, glücklicherweise ist aber rein zufällig Baldrianwurzelextrakt zur Hand, das beruhigend wirken soll. Klappt nur nicht. Serafina denkt nämlich weiterhin schmachtend an den gut gebauten, sehr attraktiven Schurken, den sie für den Meister der Verführung hält und dessen Kuss sie unverzeihlicherweise so sehr genossen hat. Für den Fall, dass wir nicht verstanden haben, was da im Wald vorgefallen und wie unfassbar naiv Serafina ist, dürften wir die vorherige Szene noch mal aus ihrer Sicht erleben und erfahren, dass sie es sehr »nett« fand, dass er ihr »ganz sachlich erklärt hatte, was sie wissen wollte (…) und ohne Ausflüchte all diese Auskünfte erteilt hatte« (S. 56). Nicht so nett findet sie, dass er sie geküsst hat. Nun ja … eigentlich fand sie es schon toll, weil sie noch nie so eine Leidenschaft erlebt hat, nicht mal in ihren Träumen, aber dass der Kuss sie zum Gedanken veranlasst hat, ihre Hochzeit zu canceln, erschreckt sie dann doch ein kleines bisschen. Denn es ist ja wohl glasklar: Sie hat ihren Verlobten betrogen – wenn auch unabsichtlich.
Nachdem wir eine Weile ihren wirren Gedanken und ihrem schamvollen Erschauern beiwohnen durften, ist recht unvermittelt auch schon das Anwesen des Verlobten erreicht. Eine Dosis Baldrian später ist Serafina dann auch schon gerüstet für das Zusammentreffen mit dem gehörnten Aidan – der ist allerdings gerade nicht da, also übernimmt seine Schwester vom Rollstuhl aus die Begrüßung. Bei Serafinas Anblick lässt sie vor Schreck und Entsetzen erst mal ihren Stickrahmen fallen, bevor sie ihrer Verbitterung mit den ermutigenden Worten: »Entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht aufstehe, aber ich bin ein Krüppel« Ausdruck verleiht. Die liebe Serafina ist natürlich bestürzt und mitfühlend wie eh und je, doch ihre blitzgescheite Mutmaßung, das müsse ja schlimm für die arme Charlotte sein, wird in keinster Weise gewürdigt. Aidans Schwester offenbart stattdessen bei dieser Gelegenheit gleich mal ihren religiösen Fanatismus und deklamiert: »Und der Herr wird euch in Trübsal Brot und in Ängsten Wasser gehen. Jesaja 30, Vers 20. Bitte vergeuden Sie ihr Mitleid nicht auf das Kreuz, dass der Herr in Seiner Weisheit mir auferlegt hat.« (S. 65) Das kann ja heiter werden, vor allem im Zusammenspiel mit der Tante, die ja bekanntermaßen die keltischen Gottheiten huldigt.
Im Gegensatz zu Aidan ist sein Vater zwar im Haus, aber unpässlich; Serafinas überaus freundliches Angebot, ein Heilmittelchen bereitzustellen, wird rüde abgeschmettert. Das Mädchen nebst Tante werden auf ihre Zimmer verbannt, wo sie gefälligst erst mal bleiben sollen. Da Serafina eine gute Menschenkenntnis hat (ach?!), erkennt sie flugs, dass die Diener völlig fertig aussehen und insofern gut zum schäbigen Interieur des Hauses und dem ungepflegten Garten passen. Die Tante lehnt ein Gespräch über die seltsame Atmosphäre aber ab und will stattdessen nun ihrerseits über die Hochzeitsnacht reden. Da man Serafinas mindestens 3756 vorherige Versuche, etwas in Erfahrung zu bringen, geflissentlich ignoriert hat, drängt jetzt natürlich die Zeit – schließlich ist es ja schon morgen so weit. Das sonst so wissbegierige Nichtchen ist peinlich betreten, denn sie weiß ja nun schon alles – denkt sie. Exzentrik-Elspeth greift aber, obwohl ledig, sehr viel tiefer in die Klamottenkiste als der Schurke im Wald und offenbart ungeahnte Einsichten.
Zunächst muss Serafina erfahren, dass die Vereinigung von Mann und Frau nicht viel anders ist als die von Vieh auf der Weide, »nur etwas kultvierter« (S. 65). Diese Eröffnung führt geradewegs zu einer massiven Schämattacke seitens des Mädchens, denn es erkennt, dass es sich mit dem Schurken im Wald nicht kultivierter als Vieh verhalten hat. Ihren Schock nur mühsam verbergend, harrt Serafina der Details, die die Auskünfte des Fremden ergänzen können. Und sie muss nicht lange warten.
»Du musst wissen, Kind, dass der Körper eines Mannes sozusagen aus dem Schlaf erwacht und aktiv wird, wenn er mit einer Frau zusammen ist. (…) Nun, du musst begreifen, dass der intime Körperteil des Mannes sich verändert, wenn er erregt ist. Dieses Glied wird dann so hart und steif wie eine Fahnenstange.« (S. 65)
Fahnenstange? Von einer Fahnenstange hat der Schurke aber nichts verlautbaren lassen! Serafina ist mal wieder schockiert – diesmal verstehe ich sie aber und kann ihren Einwand durchaus nachvollziehen. »Es muss doch schrecklich sein, von einer Fahnenstange aufgespießt zu werden.« (S. 66) Tantchen hat ganz da ganz offensichtlich weniger Verständnis für ihre unerfahrene Nichte als ich, denn sie lacht sie lauthals und Schenkel klopfend aus und liefert ihr die nächste anschauliche Metapher: »Das geht inetwa so vor sich, wie man einen Korken in eine Flasche schiebt.« (S. 66) Jupp. Das macht die Sache natürlich we-sent-lich besser! Es ist kaum zu fassen, aber ich muss erneut einräumen, dass ich Serafinas Reaktion angemessen finde:
Serafina bedachte sie mit einem misstrauischen Blick. Vielleicht war das nur wieder eines von Elspeths Fantasiegespinsten. Schließlich war sie nie verheiratet gewesen, woher sollte sie also Bescheid wissen? »Nicht jeder Korken passt in jede Flasche«, murmelte sie verstört. (S. 66)
Die kleine Serafina legt manchmal wirklich eine ungeahnte scharfe Beobachtungsgabe und Vernunft an den Tag. Die Tante unternimmt einen neuerlichen Versuch, die Ängste und Bedenken ihrer Nichte zu zerstreuen, die sie erst hervorgerufen hat, und ihr Vorgehen ist erneut sehr erfolgsversprechend:
»Oh, er wird schon passen, obwohl es wahrscheinlich weh tun wird. Aber das liegt nur daran, dass du noch eine Jungfrau bist, und ein einziger kräftiger Stoß beseitigt dieses Hindernis. Es ist eine blutige Prozedur, aber jungfräuliches Blut ist ein heiliges Opfer, und deshalb solltest du es mit Freuden bringen.« (S. 66)
Na dann, viel Spaß in der Hochzeitsnacht, Kleines! Hat eigentlich irgendjemand das Ansinnen der Tante verstanden? Hat das mit Karmaschuld zu tun? Will sie ihre Nichte zu Tode ängstigen oder erreichen, dass Serafina vor lauter Furcht die Ehe absagt? Und was reitet die Autorin, ihren Lesern so nen Unsinn vorzusetzen? Verarbeitet sie da etwa ihre eigenen Erfahrungen?! Oder soll das etwa LUSTIG sein und mir fehlt mal wieder der Humor?! Es bleibt spannend, zumal Serafina, bevor sie ins Bett geht, zusammenfassend mit bewundernswerter Klarsicht einen Ausblick auf die in der Hochzeitsnacht drohenden Vorgänge gibt, damit auch dem letzten Leser die Abscheulichkeit des Akts bewusst wird: »Aidan würde sie mit einem Glied durchbohren, das einer Fahnenstange ähnelte, und dabei würde Blut fließen.« Schlaf gut, Serafina, und süße Träume!
Derweil hockt Aidan mit einem Freund in einer Kneipe und stellt unter Beweis, dass er nicht mehr alle beisammen hat. Er berichtet dem Duke nämlich allen Ernstes von seinem Zusammentreffen mit einer Märchengestalt im Wald, die sich augenscheinlich vom Tau der Butterblumen ernährt. Sein Freund beschuldigt ihn daraufhin – verständlicherweise – des Fantasierens, doch Aidan setzt alles daran, ihn zu überzeugen. Bei der Gelegenheit wird auch noch mal Serafinas außergewöhnliche Schönheit thematisiert, und Aidan darf sich endgültig als weichherziger, romantischer Spinner outen: Er faselt völlig entrückt von Blumenwiesen, schönen Waldnymphen usw. Nur mühsam kann er einen Anfall von Eifersucht auf ihren künftigen Ehemann niederringen, den er ja so sehr um die Feenkönigin beneidet, und geht dann nahtlos dazu über, über die intrigante Hexe zu jammern, die er selbst heiraten muss und die – wie ihm sein Cousin offenbart hat – das hässlichste Kind aller Zeiten war. So langsam langweilt diese Finte mit der Schönheit, nachdem wir Leser jetzt doch wirklich begriffen haben, dass Titafina nicht (mehr) hässlich ist, sondern sich zur Waldnymphe gemausert hat! Da die Hochzeit am morgigen Tag ansteht, dürfte sich das aber ja bald mal aufklären – es sei denn, Serafina trägt einen Schleier, den sie sich zu weigern abnimmt, nachdem sie in Aidan den Schurken aus dem Wald erkannt hat. Will ichs wirklich wissen?!
Was um alles in der Welt sind eigentlich »junge Erwachsene«? Ich hätte »erwachsen« ja – zumindest ganz grob – mit der Volljährigkeit in Verbindung gebracht, insofern sind »junge Erwachsene« für mich irgendwo zwischen 16 und 20 Jahre alt – je nachdem, ob man »jung« im Sinne von »kurz vor« oder «kurz nach« interpretiert. Meine Interpretation ist aber ohnehin völlig daneben, wie ich gerade feststellen musste, denn der Ravensburger Buchverlag gibt für »Schattenauge« von Nina Blazon nicht nur »junge Erwachsene«, sondern darüber hinaus auch eine konkrete Altersangabe an: ab 12. Wo ist denn nur die Kindheit hingekommen?!
Heute ist Dick Franics (*31.10.1920), einer meiner liebsten Krimiautoren, im Alter von 89 Jahren an Altersschwäche gestorben. Die über 40 Krimis des ehemaligen Jockeys, die allesamt im Pferdesportmilieu spielen und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden, erschienen in über 20 Sprachenu und verkauften sich über 70 Millionen mal.
Bianca hat mir beim SuB-Losverfahren Nina Blazons neues Buch zugelost. Bin gespannt, ob es mir besser gefällt als die »Totenbraut«; die Beschreibung klingt jedenfalls klasse.
Erster Satz:
Sie tanzte direkt unter dem Stroboskop, im Lichtgewitter.

So, endlich kommt der zweite Teil von »Unsinn lesen«, Teil 1 findet man hier.
Vier Tage später, nachdem Hab und Gut endlich gepackt sind, geht es per Kutsche auf in ein neues Leben. Serafinas Gedanken kreisen nach wie vor unentwegt um die Ereignisse in der Hochzeitsnacht, aber auch um ihr Äußeres. Ihr ist nämlich siedend heiß eingefallen, dass sie mager ist, ihre Augen eine komische Farbe haben, der Nasenrücken viel zu breit, der Mund viel zu groß und ein Vorderzahn schief ist. Voller Sorge befragt sie Tinkerby, dessen Status irgendwo zwischen Dienstbote und väterlicher Freund zu liegen scheint, zum ganzen Ausmaß ihrer Unansehnlichkeit. Tinkerby, die Diplomatie in Person, versichert mehr oder weniger glaubhaft, dass sie zwar ein furchtbar hässliches Kind war, ihr Gesicht inzwischen aber an Reiz gewonnen hat und sie nicht mehr ausgemergelt, sondern nur sehr schlank ist. Er wirkt nur ein klitzekleines bisschen bemüht, nicht zuletzt, weil er im gleichen Atemzug berichtet, schließlich auch seine Frau geliebt zu haben, obwohl sie – seiner Beschreibung nach – ziemlich schauderhaft ausgesehen haben muss. Verständlicherweise ist das der selbstkritischen Serafina keine echte Aufmunterung, ebenso wenig wie die Versicherung, dass sie vielleicht nicht so schön sei wie die Statuen in Kensington Gardens, aber Charakter habe. Charakter! Das dürfte wohl die durchsichtigste Beschönigung aller Zeiten sein! Weil Serafina aber nun mal ein sonniges Gemüt hat, tröstet sie sich mit dem Gedanken, dass ihr Aussehen gar nicht so wichtig sein wird! Aidan liebt sie schließlich, so wie sie ihn liebt – und diese große Liebe kann ihnen niemand nehmen. (Hoffentlich weiß Aidan das auch!)
Die Reise zum Verlobten muss nachmittags unterbrochen werden, weil Tante Elspeth auf ihren täglichen dreistündigen Mittagsschlaf besteht. Serafina unternimmt derweil einen kleinen Waldspaziergang, stillt an einem kleinen plätschernden Bächlein ihren Durst, planscht fröhlich und flicht debil summend einen Kranz aus Waldblumen. So gekrönt, legt sie sich im weichen Moos nieder und schläft ein.
Der wegen der Zwangshochzeit immer noch wütende Aidan begibt sich unterdessen auf einen Ausritt in den Wald, in dem er einst mit Feen redete, von längst vergangenen Zeiten träumte und sich vorstellte, König Artus – notfalls auch Lanzelot oder Gawain – zu sein. Die Vöglein zwitschern, und ein Bächlein plätschert fröhlich … Moooment! Ein Bächlein? Welch Überraschung, es ist das gleiche Bächlein, neben dem sich Serafina zur Ruhe gebettet hat. Folgerichtig stößt Aidan also auf die blumenbekränzte Schlafende, hält sie allerdings für tot. Ist sie aber nicht, sie ist äußerst lebendig und schaut ihn aus hellgrünen, mit langen dunklen Wimpern umrahmten Augen und mit leicht geöffneten rosigen Lippen an. Schlauberger Aidan weiß natürlich augenblicklich, mit wem er es zu tun hat: mit Titania, der Feenkönigin! (Mir fehlen gerade ein paar Smilies, um meinen Gedanken zu diesem Humbug deutlich Ausdruck zu verleihen!) Da er sich, wie wir gerade erfahren haben, schon früher mit Feen unterhalten hat und das für ihn somit nichts Besonderes ist, fordert er zu wissen, wieso sie sich ohne Anstandsdame, die sie vor Schurken wie ihm beschützen müsste, im Wald herumtreibt.
Tita-fina ist augenblicklich fasziniert. Voller Begeisterung platzt sie damit heraus, dass sie schon immer wissen wollte, wie ein Schurke aussieht und dass der schöne Fremde einen wunderbaren Schurken abgibt, auch wenn sie keine Angst vor ihm hat. Wenig verwunderlich hat Aidan daraufhin ziemlich schurkische Gedanken, die mit Schwanenhälsen und Rosenlippen zu tun haben, doch Serafina nimmt ihm direkt die Butter vom Brot, indem sie ihm verkündet, dass er überhaupt kein Interesse haben könnte, sie zu verführen, weil er sie ja nicht liebe. Nicht ganz zu Unrecht stellt Aidan fest, dass das Rosenlippenmädchen ein ziemliches Unschuldslamm ist, wenn sie glaubt, dass es für Verführung Liebe bräuchte, doch die personifizierte Altklugheit lässt sich nicht beirren, schließlich heißt es ja auch Liebesspiele. Durchschlagendes Argument, ohne Frage! Und wo die Gute gerade schon dabei ist und die Tante ihren Fragen immer ausweicht, kommt ihr die grandiose Idee, sich von diesem welterfahrenen Schurken aufklären zu lassen. Klar, warum auch nicht. Mich wundert gar nix mehr.
Aidan offenbar auch nicht. Er befindet sich irgendwo zwischen Belustigung und verzehrendem Begehren und ist selbstverständlich gerne bereit, seiner Titania zu erklären, wie die Sache vor sich geht: »Der Mann schiebt jenen Körperteil, der ihn zum Mann macht, in jenen Körperteil der Frau, der sie zur Frau macht« (S. 50). Ah ja. Sehr hilfreich, da kann man sich doch mal wirklich was drunter vorstellen, vor allem wenn man von nichts ne Ahnung hat, so wie Serafina. Erstaunlicherweise verzichtet der Aufklärer auf eine Demonstration zur Veranschaulichung seiner so anschaulichen Erklärungen, er ist also wohl doch nicht ganz so schurkisch wie er zu sein behauptet, obwohl er selbst sich in diesem Augenblick wahnsinnig ruchlos vorkommt. Nachdem auch Serafinas Frage geklärt ist, ob Mann und Frau sich zur Durchführung des Sexualakts ausziehen, warnt der gewissenhafte Aidan sie noch vor ungewollten Schwangerschaften, während er erneut von ihrer Schönheit überwältigt ist.
Spätestens jetzt dämmert es auch der unaufmerksamsten Leserin: Irgendwas stimmt hier nicht. Schönheit? Serafina? War vorhin nicht immer wieder die Rede von ihrer Verschrobenheit, Hässlichkeit? Ist Aidan mit Blindheit geschlagen? Ist Serafina vielleicht wirklich eine Fee, die Aidan verzaubert hat? Oder wurde Serafinas vermeintliche Unattraktivität etwa die ganze Zeit über extra so betont wurde, um uns – welch grandioser Kniff – auf die falsche Fährte zu führen?! Wir wissen es nicht, werden es aber sicher irgendwann erfahren, wenn Aidan mal weniger melodramatisch ist als in diesem Moment, wo er unheilvoll verkündet, ihm werde am folgenden Tag die Schlinge um den Hals gelegt.
Klar, dass die weichherzige Serafina keinen Sinn für seine Metaphern hat und fast in Tränen ausbricht, weil sie glaubt, er werde gehängt. Passt ja irgendwie auch, schließlich ist er ein Schurke. Aidan, gerührt von ihrer Sorge, platzt daraufhin mit der Geschichte über seine arrangierte Ehe heraus, die sich ihm aber gänzlich anders darstellt als ihr. Dabei versäumt er natürlich auch nicht, sie als Hexe zu bezeichnen, die die Situation ausnutzt und die er immer verabscheuen wird bis zu ihrem – hoffentlich frühen Tod. Die herzensgute Serafina ist natürlich ganz schön entsetzt über so eine Einstellung und hält ihm, lebenserfahren wie sie nun mal ist, einen Vortrag über die wahre Liebe. Aidan, der Pragmatiker, bewundert derweil ihre Wangen, »deren Farbton an die Innenseite karibischer Muscheln« erinnern, schwarzmalt vor sich hin und küsst seine Titiania schließlich zum Abschied, wahrscheinlich, um ihr noch mal in Erinnerung zu rufen, wie schurkisch er ist und wie gefährlich Spaziergänge im Wald ohne Anstandsdame sind. Mit dieser ereignisreichen Szene ist ja schon mal ein guter Grundstein fürs spätere Zusammentreffen der beiden gelegt – ich freu mich schon sehr drauf!
Inhalt:
Jede Beziehung hat das Zeug zur Satire. Schlafzimmer und Mann sind vorgeheizt, nur die Liebste lässt auf sich warten. Hatte er ihr nicht eine SMS mit »Erwarte dich auf dem Maträtzchen, mein Schätzchen« geschickt? Hoppla, die Nachricht ging versehentlich an eine Kollegin. Von wegen langweiliges Familienleben. Bei Stefan Schwarz haben alle was zu lachen. Er muss sich wegen memmenhafter Schreckhaftigkeit rechtfertigen, die Frau will im Bett noch nicht abgedimmt werden, der Sohn lügt zu schlecht, der Tochter gelingt in der Küche die Erstbesteigung der Abzugshaube, die verdammte Ossi-Katze hat immer was zu jammern und der irrlichternde Alt-Vater gerät mit rutschender Hose beinahe in eine Pressekonferenz mit Angela Merkel.
Kommentar:
Der vielversprechende Titel hat mich auf das Buch aufmerksam werden lassen – nur ist es blöderweise nicht so originell wie der Titel verspricht. Stefan Schwarz erzählt kurze Begebenheiten aus seinem Alltag, die mich zumeist einfach nur gelangweilt haben. Die einzelnen Episoden sind schlicht nicht pointiert genug, um einen gut zu unterhalten; ihnen geht trotz der Kürze (maximal vier Seiten) in den meisten Fällen auf halber Strecke die Luft aus. Zwar veranlasst die eine oder andere Formulierung und Situation zum Schmunzeln, das wars aber auch schon – und das reicht nicht. Um ehrlich zu sein hat mich das Ganze nach einer Weile so sehr ermüdet, dass ich nur noch weitergelesen habe, bis ich endlich auf die Episode gestoßen bin, auf die der Buchtitel verweist und die den weit weniger originellen Titel »Schnurren und Schrammen – wer will das verdammen« trägt. Nachdem aber selbst die mich nicht gut unterhalten konnte, habe ich beschlossen, das Buch abzubrechen. Mir geht offenbar der Humor ab, um dieses Buch so »urkomisch« finden zu können wie die meisten anderen Kritiker.
Fazit:
4/15 – Trotz netter Ansätze alles in allem total langweilig und belanglos. Dass ich das kleinformatige Buch trotz seines geringen Umfangs von nur 144 Seiten in der Mitte abgebrochen habe, spricht wohl eine deutliche Sprache.
Piper hat »Döner for One« von Jens Lindner inzwischen vom Markt genommen. In der Presseerklärung gegen über dem Buchmarkt heißt es, dass man inzwischen festgestellt habe, das Buch weise tatsächlich »evidente Übereinstimmungen« mit Janet Evanovichs Roman auf. Und weiter: »Nachdem wir zu der Einschätzung gekommen waren, dass die Vorwürfe gegen Jens Lindner stichhaltig waren, haben wir das Buch sofort vom Markt genommen.« (Quelle: Buchmarkt)
Und während Helene Hegemann trotz der Plagiatsvorwürfe für ihre extreme Begabung gerühmt und für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde, werden neue Plagiatsvorwürfe gegen sie laut. Der Buchmarkt berichtet, auch eine von ihr im Magazin »Vice« veröffentlichte Kurzgeschichte soll starke Ähnlichkeiten mit einer anderen Story bzw. einem Kurzfilm aufweisen. Gut geklaut ist halb gewonnen – anders ist die Nominierung kaum zu begründen. Immerhin liefert uns der Fall Hegemann so schöne Artike wie den von DonAlphonso bei Blogbar: »Das deutsche Feuilleton entschuldigt sich (ansatzweise) beim Internet«
Außerdem hat Airen der FAZ inzwischen ein Interview gegeben, in dem er sich zu Hegemann und ihrem Buch relativ moderat äußert. Dort findet man auch weitere Parallelen zwischen »Axolotl Roadkill« und »Strobo« – und es sind verdammt viele Stellen, die fast identisch sind.
Editiert am 12.2.2010:
Jens Lindner räumt seine Schuld uneingeschränkt ein. Im BuchMarkt kann man seine komplette Stellungnahme lesen.
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