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[Rezension] Gayle Forman: Lovesong

Originatitel: Where She Went
Adam und Mia, Teil 2

Klappentext:
Das Ende seiner großen Liebe zu Mia lässt Adam fast am Leben zerbrechen. Ruhelos, leer, ausgebrannt fühlt er sich, trotz seiner sensationellen Erfolge als Rockstar. Auch wenn er seinen Gefühlen auf der millionenfach verkauften CD »Collateral Damage« Ausdruck verliehen hat, ist der Schmerz über den Verlust von Mia noch immer zu stark, als dass er ihn ertragen könnte. Als Adam von einem Konzert erfährt, das Mia, inzwischen gefeierte Cellistin, in New York gibt, will er nur eines: sie wiedersehen. Noch in derselben Nacht finden sie den Mut, sich auszusprechen, sich auszusöhnen und sich zu trennen, um eigene Wege zu gehen. Da hört er, wie eine Stimme seinen Namen ruft …

Kommentar:
Regelmäßige Leser meines Blogs wissen, dass »Wenn ich bleibe«, Band 1 der Geschichte um Mia und Adam, für mich der Überraschungshit und eines der drei Jahreshighlights 2010 war. Es ist ein trauriges, aber wunderschönes Buch, und für mich es war einfach perfekt und stimmig, so wie es war. Insofern war ich über die Ankündigung einer Fortsetzung nur mäßig begeistert – nicht zuletzt, weil ich befürchtet habe, es könne meine Begeisterung für »Wenn ich bleibe« nachträglich trüben. Das hat mich natürlich trotzdem nicht daran gehindert, die Fortsetzung zu lesen; dazu war meine Neugierde zu groß.

»Lovesong« spielt drei Jahre nach dem Unfall, bei dem Mias gesamte Familie tödlich verunglückt ist. Mia ist nicht viel später nach New York ans Musikkonservatorium Juilliard gegangen und hat nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihren Freund Adam verlassen – ohne Begründung. Der Trennungsschmerz war Adam Inspirationsquelle für neue Songs, mit denen ihm und seiner Band über Nacht der große Durchbruch gelungen ist, doch der gefeierte Rockstar kann seinen Erfolg nicht genießen. Adam ist ein Wrack, denn er hat nicht nur Mia, sondern auch die Liebe zur Musik verloren. Er leidet unter Angstzuständen, hält sich nur mithilfe von Psychopharmaka leidlich über Wasser und scheint am Tiefpunkt angelangt zu sein, als er bei einem Streifzug durch New York zufällig mitbekommt, dass Mia ein Konzert in der Stadt gibt. Er geht hin und trifft sie anschließend Backstage. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit reden die beiden wieder miteinander, und endlich erfährt Adam, warum Mia damals gehen musste …

Um es vorwegzunehmen: Die Fortsetzung der Geschichte hat mir »Wenn ich bleibe« nicht – wie insgeheim befürchtet – »kaputtgemacht«. Ich denke aber nach wie vor, dass die Fortsetzung absolut überflüssig war, auch wenn »Lovesong« ein wirklich gutes Buch ist. Forman schreibt einfach toll und hat es erneut geschafft, mich augenblicklich so in das Buch hineinzuziehen, dass ich es erst wieder weggelegt habe, als ich die letzte Seite gelesen hatte.

Der eigentliche Handlungszeitraum umfasst nur einen einzigen Tag, den Tag des Wiedersehens von Mia und Adam. Durchbrochen ist die laufende Handlung allerdings von Rückblenden, in denen einerseits Episoden aus Adams Beziehung mit Mia vor und nach dem Unfall erzählt werden und andererseits von seinem Leid nach der Trennung. Man erhält durch Adams Perspektive zum Teil eine neue Sicht auf bereits in Teil 1 erzählte Dinge, erfährt aber auch viel Neues über die Protagonisten, ihre gemeinsamen Erlebnisse und ihre Beziehung vor dem Unfall – das hat Forman wirklich sehr elegant gelöst. Allerdings fehlen dem Buch die Wärme und die Emotionalität, die ganz besonderen Momente, die mich in »Wenn ich bleibe« so sehr berührt haben. Auch habe ich mich den Personen lange nicht so nahe und verbunden gefühlt, sie wirken nämlich beide ganz schön seltsam – was angesichts ihres Schicksals – ganz besonders in Mias Fall – wahrscheinlich aber nicht verwunderlich ist.

Das bringt mich zu einer anderen Frage, nämlich der, ob das Buch wohl auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes richtig »funktioniert«. Ich glaube ehrlich gesagt, dass ich Mia nicht besonders gemocht hätte, wenn ich ihren Grenzgang in »Wenn ich bleibe« nicht hautnah miterlebt hätte. Und hätte ich nicht noch das Bild von Adam aus Band 1 im Kopf gehabt, hätte mich sein Klammern an die Vergangenheit sowie sein Umgang mit seinen Problemen wohl noch deutlich mehr befremdet als das so der Fall war. Ich bin mir tatsächlich nicht mal sicher, ob mich das Schicksal der beiden besonders berührt hätte, wären da nicht meine erstaunlich lebhaften Erinnerungen ans Vorgängerbuch und an all die Emotionen beim Lesen gewesen. Vielleicht ist die Kenntnis des überragenden ersten Teils aber einfach auch ein Fluch, weil das zweite Buch ganz anders ist und somit an den Erwartungen scheitern muss; vielleicht funktioniert »Lovesong« deshalb sogar besser ohne die Kenntnis von »Wenn ich bleibe«.

Fazit:
12/15 – Ein gutes Buch, das aber nicht notwendigerweise gelesen werden muss, nur weil man »Wenn ich bleibe« geliebt hat.

 

 

Serieninfo:
01 If I Stay | Wenn ich bleibe – 15/15
02 Where She Went | Lovesong – 12/15

[Rezension] Julia Quinn: Just Like Heaven

The Smythe-Smiths, Book 1

Klappentext:
Honoria Smythe-Smith, the youngest daughter of the eldest son of the Earl of Winstead, plays the violin in the annual musicale performed by the Smythe-Smith quartet. She’s well aware that they are dreadful. In fact, she freely admits (to her cousins) that she is probably the worst of the bunch. But she’s the sort who figures that nothing good will come of being mortified, so she puts on a good show and laughs about it.

Marcus Holroyd is the best friend of Honoria’s brother Daniel, who lives in exile out of the country. He’s promised to watch out for Honoria and takes his responsibility very seriously. But he has his work cut out for him when Honoria sets off for Cambridge determined to marry by the end of the season. She’s got her eye on the only unmarried Bridgerton, who’s a bit wet behind the ears. When her advances are spurned, can Marcus swoop in and steal her heart in time for the musicale?

Kommentar:
Mit großer Freude hab ich im Herbst letzten Jahres die Ankündigung der Smythe-Smith-Serie vernommen, denn Quinn-Leser kennen die musikalisch völlig unbegabten Smythe-Smith-Mädchen schon aus den Bridgerton-Büchern, wo sie einige berühmt-berüchtigte Auftritte hingelegt haben.

Honoria ist das Mädchen an der Violine und ganz besonders unbegabt. Sie weiß das aber und macht sich nichts daraus; die Auftritte mit ihren Verwandten machen ihr trotzdem Spaß. Weniger lustig findet sie, dass sie immer noch keinen Ehemann gefunden hat, weshalb sie beschließt, daran etwas zu ändern. Nach reiflicher Überlegung fasst sie Gregory Bridgerton als geeigneten Heiratskandidaten ins Auge, dann allerdings kommt ihr Marcus Holroyd in die Quere. Der langjährige Freund ihres Bruders, den sie seit ihrer Kindheit kennt und der für sie immer eher ein zweiter großer Bruder war, weckt urplötzlich verwirrende Gefühle in ihr. Als Marcus an einer Infektion zu sterben droht, wacht Honoria Tag und Nacht an seinem Bett, und ihr wird klar, dass ihre Empfindungen weit über eine platonische geschwisterliche Zuneigung hinausgehen. Aber sieht Marcus mehr in ihr als die kleine Schwester seines besten Freundes oder gibt er sich aus reinen Verantwortungsbewusstsein mit ihr ab?

Die Geschichte spielt im Jahr 1821, parallel zu der von Colin Bridgerton und Penelope Featherington (»Romancing Mr. Bridgerton«/»Wer ist Lady Whistledown?«). Honorias Auftritt mit dem Smythe-Smith-Quartett wird dort tatsächlich erwähnt, und die Zerstörung von Honorias Violine durch Lady Danbury ist Thema in Lady Whistledown’s Society Paper (Kapitel 8). Marcus hingegen spielt in dem Bridgerton-Buch keine Rolle, ebenso wenig wie die dramatischen Ereignisse am Ende der Soiree im Hause Smythe-Smith thematisiert werden, die eigentlich eine Erwähnung in Lady Whistledowns Kolumne wert gewesen wären. Aber das tut der netten Idee, eine Serie um die Smythe-Smiths zu stricken, keinen Abbruch.

Vielleicht ist es allerdings auch eine kleine Krux, eine neue Serie im Umfeld der Bridgertons spielen zu lassen, denn die Smythe-Smith-Bücher werden naturgemäß noch mehr als alle anderen Quinn-Romane an der wirklich herausragenden Erfolgsserie um die Bridgertons gemessen. Tatsächlich kann »Just Like Heaven« nämlich nicht an die Qualität der Bridgerton-Bücher anknüpfen. Trotzdem macht der Roman großen Spaß: Quinns Stil ist locker-flockig und wunderbar amüsant zu lesen, und die Figuren sind wie immer humorvoll und liebenswert, allerdings fehlen ihnen ein paar Ecken und Kanten. Die Geschichte ist letztendlich recht dünn und wirkt außerdem im Mittelteil ein wenig in die Länge gezogen. Der letzte Kick fehlt einfach – wahrscheinlich auch, weil die Figuren eine Spur zu nett sind.

Fazit:
11/15 – Locker-flockige Unterhaltung, der aber das gewisse Etwas fehlt, um mehr als einfach nur »nett« zu sein.

 

 

Serieninfo:
01 Just Like Heaven
02 N.N. (2012)
03 N.N.
04 N.N.

Trivia:
Es gibt übrigens eine weitere Querverbindung zu anderen Quinn-Büchern, nämlich über das Buch, das Marcus während seiner Krankheit liest: »Miss Butterworth and the Mad Baron« (in dem die Mutter von Miss Butterworth von Tauben zu Tode gepickt wird). Es spielt eine Rolle in der Bevelstoke-Serie, besonders in den Bänden 2, »What Happens in London«, und 3, »Ten Things I Love About You«.

[Rezension] Lisa Kleypas: Love in the Afternoon

Klappentext:
As a lover of animals and nature, Beatrix Hathaway has always been more comfortable outdoors than in the ballroom. Even though she participated in the London season in the past, the classic beauty and free-spirited Beatrix has never been swept away or seriously courted … and she has resigned herself to the fate of never finding love. Has the time come for the most unconventional of the Hathaway sisters to settle for an ordinary man – just to avoid spinsterhood?

Captain Christopher Phelan is a handsome, daring soldier who plans to marry Beatrix’s friend, the vivacious flirt Prudence Mercer, when he returns from fighting abroad. But, as he explains in his letters to Pru, life on the battlefield has darkened his soul – and it’s becoming clear that Christopher won’t come back as the same man. When Beatrix learns of Pru’s disappointment, she decides to help by concocting Pru’s letters to Christopher for her. Soon the correspondence between Beatrix and Christopher develops into something fulfilling and deep … and when Christopher comes home, he’s determined to claim the woman he loves. What began as Beatrix’s innocent deception has resulted in the agony of unfulfilled love – and a passion that can’t be denied …

Kommentar:
Nachdem ich vom vierten Band um die Hathaway-Geschwister ziemlich enttäuscht war, habe ich »Love in the Afternoon« zunächst mal in den SuB verbannt und fast vergessen. Erst der AAR Annual Reader Poll, bei dem der Roman mächtig abgeräumt hat, hat mich wieder an das Buch erinnert – und jetzt, einige Monate später, hab ich mir den Abschlussband der Hathaway-Serie endlich vorgenommen.

England, 1855/56. Beatrix Hathaway ist zufällig bei ihrer Freundin Prudence, als diese einen Brief von ihrem Verehrer Captain Christopher Phelan erhält. Christopher kämpft als Soldat im Krimkrieg, und sehr zu Prus Ärger geht dieser Krieg nicht ohne Spuren an ihm vorüber: Sein jüngste Brief klingt richtig verzweifelt und hat definitiv nicht den Unterhaltungswert, den sich die Schönheit aus Hampshire wünscht. Weil sie keine Lust auf dieses Lamento hat, beschließt sie, dem Captain nicht zu antworten. Beatrix ist darüber ziemlich entsetzt, denn ihr ist nach dem Lesen des Briefs sofort klar, dass Christopher Prudence braucht, um durchzuhalten. Sie übernimmt schließlich an Prus Stelle die Korrespondenz, allerdings gerät die Sache schnell aus den Fugen: Ohne es zu wollen, verliebt sich Beatrix in Christopher, und auch Christophers Gefühle für die Briefeschreiberin werden immer tiefer. Doch als der Christopher hochdekoriert als Held, aber seelisch schwer angeschlagen aus dem Krieg zurückkehrt, ist es natürlich Prudence, die er will – hält er doch sie für das Mädchen, das ihm mit seinen Worten Kraft gegeben hat …

»Love in the Afternoon« hätte ein grandioses Buch werden können. Die Grundidee ist wirklich mal was anderes und Kleypas hätte eine herzzerreißende, dramatische Lovestory inklusive Verwirrspiel um die Identität der Briefeschreiberin und die Aufarbeitung von Christophers Kriegstraumas daraus spinnen können. Leider hat sie sich dazu entschieden, das Buch anders aufzubauen, und so konnte nur der erste Teil hundertprozentig überzeugen: vom ersten Brief bis zu dem Moment, in dem Christopher entdeckt, wer die Briefe in Wahrheit geschrieben hat. Auf den letzten einhundert Seiten verfällt Kleypas dann in ein seltsames Hopplahopp, das ich bei ihr noch nie erlebt habe. Es werden jede Menge Ereignisse grob zusammengefasst, mit ein paar längeren Szenen aufgehübscht und mittels zahlreicher und äußerst uneleganter Zeitsprünge präsentiert: Innerhalb von 14 Tagen passiert dies, zwei Monate später das, drei Wochen später jenes usw. Der Leser wird so zwar einigermaßen über die fortschreitende Entwicklung der Personen und Beziehungen informiert, wirklich miterleben darf er sie aber nicht oder maximal punktuell. Ich empfinde das in dieser Form als echte handwerkliche Schwäche und bin damit wieder beim Thema: Das kommt davon, wenn die Autoren Verträge abschließen, die so viele Bücher in so kurzer Zeit umfassen.

Das Buch hat trotzdem Spaß gemacht, und das liegt ganz besonders an Beatrix. Beatrix ist eine wundervolle Heldin: unkonventionell, intelligent, schlagfertig, loyal, warmherzig und verständnisvoll. Überdies ist sie berühmt-berüchtigt für ihre Naturverbundenheit und Tierliebe, wobei ihr Herz ganz besonders für die schicksalsgebeutelten Kreaturen schlägt. Weil sie bei einem Picknick vor Beginn der Handlung einmal ihren Haus-Igel Medusa dabei hatte, wurde sie von Christopher verächtlich als ein Mädchen, das in den Stall gehört, bezeichnet. Diese Worte hat sie ihm nie verziehen, und es spricht für ihre Großherzigkeit, dass sie sich zu Beginn der Handlung trotzdem dazu bereiterklärt, an Prus Stelle mit Christopher zu korrespondieren. Sie lernt einen ganz anderen Menschen kennen als angenommen und ist aufgrund ihres Charakters natürlich prädestiniert dafür, ihm vorbehaltlos alles zu geben, was sie zu geben hat. Ihr Verständnis für Christophers Probleme ist nicht nur während der Korrespondenz, sondern auch nach seiner Rückkehr ebenso grenzenlos wie ihre Liebe für ihn.

Christopher ist ebenfalls eine interessante Figur und natürlich ein klassischer »tortured hero«. Er ist als arroganten Schönling in den Krieg gezogen und als traumatisierter Mann zurückgekehrt, doch in Beatrix findet er Halt und Verständnis, Ablenkung und neuen Lebensmut. Schon bevor er weiß, dass sie die Briefe geschrieben hat, schätzt er ihre Nähe mehr als ihm lieb ist, denn schließlich glaubt er ja, Prudence zu lieben, die vermeintlich so wunderbar mit Worten umzugehen weiß. Es spricht für seinen Realitätssinn, dass ihm so schnell klar wird, wie oberflächlich Prudence ist und dass sie die Briefe niemals geschrieben haben kann; das nimmt der Handlung aber viel von der Spannung, die das Thema »Held steigert sich aufgrund tragischer Umstände blind in die Liebe zu einer falschen Frau« geboten hätte. Weiterhin wurde einiges Potenzial bei der Aufarbeitung seines Traumas verschenkt, andererseits ist ein Liebesroman von diesem Umfang wohl auch nicht der Rahmen, in dem sowas erschöpfend abgehandelt werden kann. Dass es einen Anlass von außen geben musste, damit Christopher einen entscheidenden Schritt auf dem Weg der Heilung macht, fand ich jedenfalls nicht glücklich – zumal die Sache sehr konstruiert wirkte.

Wundervoll waren die Szenen, in denen die Hathaways gemeinsam aufgetreten sind und die vor Esprit und Witz nur so sprühten. Diese außergewöhnliche Familie ist einfach unglaublich charmant, amüsant und liebenswert – ich glaube, ich würde mir irgendwelche Weihnachts-, Oster-, Pfingst- oder sonstige Novellas über die Hathaways auch ganz ohne Romance-Handlung kaufen! Ohne zu zögern!

Fazit:
10/15 – Ein Buch mit einer schönen Grundidee und wunderbaren Protagonisten, das aber im letzten Drittel rapide nachlässt. Durch die frühe Aufdeckung der Identität der Briefeschreiberin verschenkt die Autorin viel Potenzial.

 

 

Serieninfo:
01 Mine Till Midnight | Pfand der Leidenschaft – 10/15
02 Seduce me at Sunrise | Glut der Verheißung – 15/15
03 Tempt me at Twilight | Zärtlicher Nachtwind – 12/15
04 Married by Morning – 8/15
05 Love in the Afternoon – 10/15

[Rezension] Jan Seghers: Die Akte Rosenherz

Kommissar Marthaler, Fall 4

Inhalt lt. Klappentext:
Das älteste Gewerbe der Welt: Mord. Niemand, der damals am Tatort war, wird den Fall je vergessen. In einer heißen Augustnacht des Jahres 1966 wird in Frankfurt eine Prostituierte auf brutale Weise ermordet. Sofort macht das Wort von der »zweiten Nitribitt« die Runde. Und wirklich: Auch im Fall Rosenherz bleibt der Täter unerkannt.

Vierzig Jahre später. Ein nebliger Morgen im Stadtwald. Marthalers schwangere Freundin Tereza wird bei einem Überfall schwer verletzt. Der Hauptkommissar erhält einen Tipp: Er soll den alten Fall noch einmal unter die Lupe nehmen. Marthaler legt sich mit mächtigen Gegnern an, die ihre frühen Sünden vertuschen wollen. Die »Akte Rosenherz« soll geschlossen bleiben. Um jeden Preis.

Kommentar:
Ich hab Seghers »Der Fall Rosenherz« eher zufällig auf dem Flohmarkt eingepackt, und erst Zuhause ist mir wieder eingefallen, dass ich mich bereits 2006 für seinen ersten Krimi, »Ein allzu schönes Mädchen«, interessiert habe. Wenn ich mich recht erinnere, haben mich damals einige weniger gute Rezensionen davon abgehalten, das Buch zu kaufen; sehr wahrscheinlich werde ich das nachholen.

Der vierte Fall des Frankfurter Kommissars Marthaler hat mir nämlich wirklich gut gefallen. Er ist solide konstruiert und vielleicht nicht nervenzerreißend spannend oder überraschend, aber dennoch sehr unterhaltsam. Das Buch ist in in vier Sinnabschnitte gegliedert und beginnt mit dem Fund der grausam zugerichteten Leiche der Prostituierten Rosenherz und den Ermittlungen aus dem Jahr 1966. Dem schließt sich – zunächst scheinbar zusammenhanglos – ein Raubüberfall auf einen Kunsttransporter an, in den die Lebensgefährtin von Kommissar Marthaler verwickelt ist; nach und nach wird ein Zusammenhang mit dem alten Fall »Rosenherz« wahrscheinlich. Mit dem Auftauchen der Journalistin Anna, die sich für den Fall interessiert, ergeben dann endlich viele vage Vermutungen des Kommissars einen Sinn und verdichten sich letztendlich zu einem handfesten Tatverdacht, der abschließend verifiziert werden muss und die eine oder andere Überraschung bereithält.

Wie gesagt, »Die Akte Rosenherz« ist sehr solide aufgebaut, auch wenn es die eine oder andere Unwahrscheinlichkeit gibt, die manch einen Leser deutlich mehr stören könnte als mich (z.B. die Tatsache, dass Marthaler die wildfremde Journalistin Anna so sehr ins Vertrauen zieht). Überhaupt ist Marthaler kein Kommissar, zu dem ich in irgendeiner Weise einen Draht hätte, und Anna mit ihrer kleinen Psychomacke, ihrer Akribie, Ausdauer und ihren Superheldinnenanwandlungen hat mich phasenweise ganz schön an Stieg Larsons Lisbeth Salander erinnert. Dennoch fand ich die beiden Ermittler ebenso wie die anderen Figuren des Buchs stimmig – und man muss ja die Protagonisten nicht immer ins Herz schließen, um sich gut unterhalten zu lassen.

Fazit:
12/15 – Ein überraschend guter deutscher Krimi, der richtig Spaß gemacht hat.

 

 

Serieninfo:
01 Ein allzu schönes Mädchen (2006)
02 Die Braut im Schnee (2007)
03 Partitur des Todes (2008)
04 Die Akte Rosenherz (2009)

Trivia:
Die Taschenbuchausgabe von »Die Akte Rosenherz« erscheint im September 2011.

Jan Seghers ist das Pseudonym des Autors Matthias Altenburg, unter dem er seit 2004 Kriminalromane veröffentlicht. Sein Pseudonym ist eine Hommage an Anna Seghers und einen einstmals populären Radrennsportler.

Seit 2006 schreibt er auf www.janseghers.de regelmäßig sein Internet-Tagebuch »Geisterbahn. Tagebuch mit Toten.«

[Rezension] Sarah MacLean: Eleven Scandals to Start to Win a Duke’s Heart

Love by Numbers, Book 3

Klappentext:
She lives for passion.

Bold, impulsive, and a magnet for trouble, Juliana Fiori is no simpering English miss. She refuses to play by society’s rules: she speaks her mind, cares nothing for the approval of the ton, and can throw a punch with remarkable accuracy. Her scandalous nature makes her a favorite subject of London’s most practiced gossips … and precisely the kind of woman The Duke of Leighton wants far far away from him.

He swears by reputation.

Scandal is the last thing Simon Pearson has room for in his well-ordered world. The Duke of Disdain is too focused on keeping his title untainted and his secrets unknown. But when he discovers Juliana hiding in his carriage late one evening—risking everything he holds dear—he swears to teach the reckless beauty a lesson in propriety. She has other plans, however; she wants two weeks to prove that even an unflappable duke is not above passion.

Kommentar:
Heiß ersehnt hab ich ihn, den Abschlussband der Trilogie um die St.-John-Geschwister, und dann lag er doch ein paar Wochen unberührt hier herum. Vor allem deshalb, weil ich angesichts meiner beruflichen Situation wenig Zeit und Lust zum (Freizeit-)Lesen hatte, ein bisschen aber auch, weil ich meine eigenen extrem hohen Erwartungen infolge des wunderbaren zweiten Teils gefürchtet habe. Um es vorweg zu schicken: Die Sorge war unberechtigt. Zumindest weitestgehend.

Miss Juliana Fiori ist ein wandelnder Skandal. Ihre Mutter, eine englische Marquise, hat ihren Mann und ihre zwei kleinen Söhne verlassen und sich nach Italien abgesetzt. Dort hat sie einen Kaufmann geheiratet und ihre Tochter Juliana zur Welt gebracht – nur um einige Jahre später erneut auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Nach dem Tod ihres Vaters sucht Juliana ihre Halbbrüder Gabriel und Nick in England auf, die sie mit offenen Armen empfangen. Der ton nimmt das Mädchen weniger freundlich auf – Julianas Herkunft und ihre offenherzige Art sorgen dafür, dass man auf sie herabschaut, und dass Juliana von einem Unglück ins nächste stolpert, trägt auch nicht gerade dazu bei, ihren Ruf zu verbessern. Insofern ist auch eine nähere Bekanntschaft mit dem überaus attraktiven Duke of Leighton ausgeschlossen, denn diesem geht die Reputation über alles – er würde sich niemals mit Leuten von solch niedriger Abstammung abgeben. Doch die Standesdünkel ändern nichts daran, dass sich die beiden vom ersten Moment an magisch zueinander hingezogen fühlen …

Das erste Zusammentreffen zwischen Juliana und Simon findet schon in Band 1 der Trilogie statt, und wie sich herausstellt, haben sich die beiden zwischen damals und dem Beginn der Handlung einige weitere Male gesehen. Weil Juliana wusste, dass Simon sich niemals mit ihr abgeben würde, hat sie ihn im Unklaren darüber gelassen, wer sie ist – etwas, was er ihr zutiefst übel nimmt, nachdem die Katze aus dem Sack ist. Simon hat eine ziemlich schlechte Meinung von ihr, es ist aber kaum zu übersehen, dass er sie trotzdem höchst attraktiv findet. Seine Versuche, sich von ihr fernzuhalten, um bloß nicht in irgendwelche Skandale verwickelt zu werden, sind zum Scheitern verurteilt, denn Juliana sorgt immer wieder für Treffen zwischen ihnen. Diese Treffen haben eigentlich immer einen skandalösen Touch – so muss er das Mädchen aus einer Serpentine retten und wird schließlich sogar bei einem heimlichen Kuss mit ihr erwischt. Nachdem Juliana seinen darauf folgenden unausweichlichen Heiratsantrag ablehnt, entschließt er sich, endlich seine Pflicht zu erfüllen und eine Vernunftehe mit der anständigen englischen Adligen einzugehen, die schon seit geraumer Zeit in den Startlöchern steht. Doch alle Vernunft kann die von Juliana geweckte Leidenschaft nicht mehr eindämmen, und ein schicksalhaftes zufälliges Zusammentreffen zwischen den beiden abseits von London ändert schließlich alles. Bis es soweit ist, leidet das Buch aber vor allem im Mittelteil unter dem gleichen Phänomen, das ich auch schon bei »Nine Rules to Break …« bemängelt habe: Es ist ein ganz schönes Hin und Her, ohne dass die Handlung vorangeht und ohne dass eine echte Entwicklung stattfindet.

Wie schon in in ihren beiden vorherigen Bücher hat Sarah MacLean auch hier wunderbar lebendige Figuren geschaffen. Das gilt besonders für Juliana, die intelligent, lebenslustig, leidenschaftlich, offenherzig und schlagfertig ist. Sie hat aber auch eine verletzliche Seite, denn sie leidet sehr wohl unter dem bösartigen Tratsch der Gesellschaft, den sie so beharrlich zu ignorieren versucht – zumal sie gleichzeitig fürchtet, dass die Leute recht haben und sie wirklich so sein könnte wie ihre skrupellose Mutter, die zweimal ihre Familie verlassen hat. Warum sie sich zu Simon hingezogen fühlt, der genau zu den Leuten gehört, die auf die herabblicken, ist nicht ganz klar; es scheint, als hätte sie schnell erkannt, dass Simon mehr ist als der »Duke of Disdain« und dass in ihm verborgen eine Leidenschaft brodelt. Die ist allerdings gut verborgen – Simon wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, etwas anderes zuzulassen als maßvolles, vernünftiges Denken und Handeln. Trotz seiner Standesdünkel und Arroganz ist er zu keiner Zeit wirklich unsympathisch, zumal von Beginn an klar ist, dass er sich trotz aller Bemühungen nicht gegen seine Gefühle wehren kann. Die Entwicklung, die er im Lauf des Buches durchmacht, ist prinzipiell weitgehend glaubwürdig; allerdings kommt die Läuterung am Ende doch etwas schlagartig und extrem. Dafür kriegen wir ein wundervolles Liebesgeständnis von ihm zu hören!

Erfreulich ist auch das Wiedersehen mit den Protagonisten aus den Vorgängerbüchern. Im Fall von Gabriel und Callie (aus Band 1) ist das kein großes Wunder, da Juliana bei ihnen lebt; das Wiedersehen mit Nick und Isabelle ist da schon geschickter eingefädelt. Der serienübergreifende Handlungsstrang um Simons Schwester und Julianas Flucht aus London führen die beiden nämlich im letzten Drittel des Buchs unabhängig voneinander nach Yorkshire auf den Landsitz der Protagoniste aus Band 2, wo dann auch die große Katharsis stattfindet. Und ich musste mal wieder feststellen, dass Nick einer der tollsten Liebesromanhelden aller Zeiten ist.


Fazit:

12/15 – Ein guter Liebesroman mit tollen Figuren, der – von ein paar Längen im Mittelteil abgesehen – richtig Spaß gemacht hat. Das nächste MacLean-Buch ist schon vorbestellt.

Serieninfo:
01 Nine Rules to Break When Romancing a Rake – 10/15
02 Ten Ways to Be Adored When Landing a Lord – 14/15
03 Eleven Scandals to Start to Win a Duke’s Heart – 12/15

[Rezension] Ilona Andrews: Magisches Blut

Originaltitel: Magic Bleeds
Kate Daniels/Stadt der Finsternis, Band 4

Inhalt:
Kate Daniels erhält den Auftrag, in einer blutigen Auseinandersetzung zu ermitteln, die in einer Bar zwischen den Gebieten der Gestaltwandler und der Nekromanten stattgefunden hat. Schon bald stößt sie auf einen neuen gefährlichen Gegner, der Atlanta unsicher macht – ein uraltes Geschöpf, das einst an der Seite von Kates Vater gekämpft hat. Kann es Kate und Curran, dem Anführer der Gestaltwandler, gelingen, gegen diese finstere Bedrohung zu bestehen?

Kommentar:
Nach ihren Abenteuern bei den »Midnight Games« in Band 3, bei denen Kate in Kauf genommen hat, das Geheimnis ihres Bluts zu lüften, um ihre Freunde zu retten, kommt Kate kaum zur Ruhe. Die Handlung setzt praktisch unmittelbar nach Ende des dritten Teils der Serie an – mit einem Essen, das sie Gestaltwandler Curran aufgrund einer verlorenen Wette zubereiten muss. Der Herr der Bestien taucht allerdings gar nicht erst auf, und wütend und verletzt Kate scheibt Kate ihn für immer ab. Nicht viel später hat sie aber ohnehin kaum mehr Zeit, sich um ihr vertracktes Liebesleben Gedanken zu machen. Sie wird zu einer Kneipenschlägerei mit unabsehbaren Auswirkungen gerufen, die den Einsatz eines Seucheneinsatzkommandos notwendig werden lassen. Jemand scheint Atlanta verseuchen zu wollen, und wie sich herausstellt, hat Kate es mit einem uralten mächtigen Gegner mit ungeahnten Kräften zu tun, der ihr alles abverlangt.

Eigentlich kann man nur wiederholen, was man schon über die ersten drei Bände der Serie gesagt hat: Das Autorenpaar Ilona Andrews liefert mit der Kate-Daniels-Serie mit die beste Urban Fantasy, die derzeit auf dem Markt ist. »Magisches Blut« spinnt die faszinierende Geschichte von Kate und ihrer Familie fort, vermischt reale magische Lehren und Mythen mit fantastischen Ideen und liefert ein Actionfeuerwerk, das mit Brutalität, Blut und abgetrennten Gliedmaßen nicht spart. Einige Aspekte der Geschichte haben sich mir im Detail nicht wirklich plausibel erklärt bzw. sind für mich offen geblieben, das mag aber auch an mir selbst liegen – für einen weniger geübten Fantasyleser ist die Handlung doch eher komplex.

Superheldin Kate metzelt sich wie immer ungerührt und (beinahe) unzerstörbar durch die Geschichte, besticht aber außerdem mit ihrem wundervollen trockenen Humor, coolen Sprüchen und zeigt darüber hinaus zur Abwechslung auch mal ihre verletzliche Seite, was sie ein klein wenig menschlicher macht. Ihre Beziehung zu Curran entwickelt sich auf eine Weise, die Kate so nicht geplant hat, die aber ausgesprochen spannend zu verfolgen ist. Wunderbar ist auch Kates neuer Begleiter, ein stinkender »Kampfpudel«, der allerdings gegen Ende des Buchs sträflich vernachlässigt wird bzw. einfach verschwunden ist.

Fazit:
11/15 – Ein richtig gutes Urban-Fantasy-Buch, das mir persönlich aber einen Tick zu sehr auf Action und Gemetzel setzt und dessen Handlung mich phasenweise an meine Grenzen gebracht hat. Fantasyleser können hier aber bedenkenlos zugreifen – allerdings besser erst, nachdem sie zunächst die Vorgängerbände gelesen haben!

 

 

Serieninfo:
01 Magic Bites | Die Nacht der Magie (Rezension)
02 Magic Burns | Die dunkle Flut (Rezension)
03 Magic Strikes | Duell der Schatten (Rezension)
–– Magic Mourns (novella in »Must Love Hellhounds«-Anthology) | —
04 Magic Bleeds | Magisches Blut
05 Magic Slays (Mai 2011)

Trivia:
Unter dem Titel »Curran: Volume I – Look into the Beast Lord’s mind« hat Gordon Andrews eine Reihe von Szenen aus den Büchern aus Currans Perspektive veröffentlicht. Man kann das E-Book auf englisch und deutsch kostenlos herunterladen. Auf der Homepage des Autorenduos gibt es außerdem weitere Snippets und Extras.

[Rezension] Anne Stuart: Ruthless

The House of Rohan, Buch 1

Inhalt:
Paris, 1768. Die Engländerin Elinor Harriman lebt zusammen mit ihrer Schwester Lydia, ihrer Mutter und zwei Bediensteten am Rande des Existenzminimums in Paris. Als ihre spielsüchtige, schwer syphiliskranke Mutter eines Tages mit dem letzten Wertgegenstand aus dem Haus türmt, folgt Elinor ihr notgedrungen ins Château de Giverney, wo allen erdenklichen Sünden gefrönt wird. Dort trifft sie auf Viscount Rohan, Comte de Giverney – einen Mann mit äußerst zweifelhaftem Ruf, der ein eigenartiges Interesse an ihr zeigt … 

Kommentar:
»Ruthless« ist der erste Teil der »House of Rohan«-Serie und mein erstes Buch von der Autorin, von der ich schon ewig was lesen will – allein deshalb, weil ihre Helden ziemlich düstere, unkonventionelle Gestalten und teilweise fast schon Anti-Helden sein sollen.

Ich würde nicht so weit gehen, Francis Rohan als echten Anti-Helden zu bezeichnen, düster und unkonventionell trifft es aber durchaus. Er ist vom Schicksal gebeutelt und tendiert aufgrund seiner Vergangenheit dazu, Bindungen und Gefühle nach Möglichkeit zu vermeiden. Tief im Inneren ist er aber selbstverständlich ein guter, heroischer Kerl, der sich hin und wieder – wenn seine Weichherzigkeit mit ihm durchzugehen droht – in Erinnerung rufen muss, dass er neben diversen Adelstiteln auch die Ehrentitel »Prince of Darkness« und »King of Hell« trägt. Er trinkt, spielt und hurt, ist im Wesentlichen aber nur eins: ganz fürchterlich gelangweilt von seinem Leben. Als Elinor auf seiner Orgie auftaucht, reißt ihn das aus der Tristesse, denn die Engländerin ist vollkommen anders als die Frauen, mit denen er sonst zu tun hat; schon allein deshalb weckt sie sofort sein Interesse.

Elinor ist nicht besonders attraktiv und leidet sehr unter ihrer großen Harriman-Nase, hat aber einen wachen Verstand und verblüfft Rohan immer wieder mit ihrer Schlagfertigkeit. Sie ist patent, aber leider auch ein wenig langweilig und äußerst gluckig. Sobald nämlich ihre hübsche jüngere Schwester Lydia in den Fokus gerät, setzt ihr sonst so praktisches Denken vollkommen aus. So redet sie sich ein, dass Rohan ein Auge auf Lydia geworfen hat, und sie sie um jeden Preis beschützen muss, obwohl völlig offensichtlich ist, dass der Viscount nicht das geringste Interesse an der Kleinen, sondern einzig an Elinor hat. Angesichts Elinors Hintergrund wird ihr leicht hysterisches Verhalten später plausibel, anstrengend ist es phasenweise aber dennoch.

Abgesehen davon, dass die Geschichte in Paris des 18. Jahrunderts spielt, bietet sie an sich eigentlich wenig Besonderes oder Neues. Das stört mich grundsätzlich nicht weiter, solange die Umsetzung gut ist, – und die Umsetzung ist gut und wirkt sehr routiniert. Allerdings lässt die Spannung nach einem extrem starken Beginn im Verlauf der Handlung doch etwas nach, und phasenweise war ich sogar ein klein wenig gelangweilt, weil die Protagonisten so wenige Zeit zusammen hatten und hinsichtlich ihrer Beziehung nichts voran ging. Andererseits gab es aber auch einige intensive, wirklich grandiose Szenen, zu denen beispielsweise der erste Sex zwischen Elinor und Rohan zählt sowie alles, was unmittelbar davor und danach passiert. Dass Elinors Schwester Lydia, die ihre eigene kleine Lovestory hat, so kurz kommt, ist schade – ich hätte mir mehr Lydia gewünscht, zumal ich ihren Herzensbrecher absolut umwerfend fand.

Fazit:
11/15 – Ein relativ düsterer Liebesroman, der hauptsächlich von seinem männlichen Protagonisten getragen wird. Ganz sicher nicht mein letztes Stuart-Buch!

 

 

Serieninfo:
00 The Wicked House of Rohan (Prequel)
01 Ruthless | Paris – Stadt der Sünde (Mai 2011, Cora-Verlag)
02 Reckless
03 Breathless
04 Shameless (Juni 2011)

 

Trivia:
Die Serie war ursprünglich als Trilogie angelegt, wird nun aber offenbar doch erweitert. Am 21.6.2011 wird Band 4 erscheinen, »Shameless«.

Das Prequel kann kostenlos bei Harlequin heruntergeladen werden.

Laut LoveLetter (Printausgabe 3/2011) hat Cora die Rechte an der »House of Rohan«-Serie gekauft. Die Übersetzung von »Ruthless« soll bereits am 27. Mai 2011 im Handel sein und in der Reihe »Historical Special« veröffentlicht werden.

[Rezension] Charlaine Harris: Untot in Dallas

Originaltitel: Living Dead in Dallas

Sookie Stackhouse/Southern Vampires, Band 2

Inhalt:
Die Kellnerin Sookie Stackhouse hat eine Pechsträhne. Zuerst wird einer ihrer Kollegen ermordet und es gibt keinerlei Hinweise auf den Täter. Kurz darauf steht sie einer Bestie gegenüber, die ihr mit giftigen Krallen schmerzhafte Wunden zufügt. Dann: Auftritt der Vampire, die ihr nicht ganz uneigennützig das Gift aus den Adern saugen … und das ist erst der Anfang.

Kommentar:
Sookies Leben geht aufregender weiter, als ihr lieb ist. Kaum sind die Frauenmorde aufgeklärt, mit denen sie sich in Band 1 der Serie herumschlagen musste, findet sie die Leiche ihres Kollegen Lafayette auf dem Parkplatz des Diners, in dem sie arbeitet. Nicht viel später wird sie in die Vampirbar zu Eric gerufen, dem sie mit ihren telepathischen Fähigkeiten zu Diensten ist, doch unterwegs wird sie von einer Mänade attackiert und von den Vampiren in letzter Sekunde gerettet. Kaum genesen, schickt Eric sie nach Dallas, wo sie bei der Suche nach einem verschwundenen Vampir helfen soll – nur um dort von Vampirgegnern, die sich unter dem Namen »Bruderschaft der Sonne« organisiert haben, aufs Korn genommen zu werden. Und Sookie wäre nicht Sookie, wenn sie sich – zurück in Bon Temps – nicht auch noch um die Aufklärung von Lafayettes Tod kümmern würde!

Es ist nicht zu übersehen, dass das Buch ausgesprochen ereignisreich ist, doch obwohl so viel passiert, gibt es keinen richtigen Spannungsbogen. Die Handlung verläuft eher wellenartig, mit mehreren kleineren Höhepunkten, und fesselt daher nicht hundertprozentig. Unterhaltsam ist das Buch aber allemal, zumal Wikingervampir Eric mehr in den Vordergrund rückt und Sookie auf verschiedene Arten näher kommt. Sookies Beziehung zu Bill bleibt hingegen explosiv, was mit ihren unterschiedlichen Lebenseinstellungen zusammenhängt, aber auch mit Bills doch ganz schön anstrengendem Charakter. Letztendlich lebt das Buch aber vor allem von der Figur Sookie, die übrigens weit weniger naiv und weinerlich rüberkommt als in der Serie, sondern mit Mut, Entschlossenheit und einem wundervollen trockenen Humor punktet.

Fazit:
11/15 – Nicht übermäßig spannend, aber wunderbar skurril und amüsant.

 

 

Serieninfo:
01 Dead Until Dark | Vorübergehend tot (Rezension)
02 Living Dead in Dallas | Untot in Dallas
03 Club Dead | Club Dead
04 Dead to the World | Der Vampir, der mich liebte
05 Dead as Doornail | Vampire bevorzugt
06 Definitely Dead | Ball der Vampire
07 All Together Dead | Vampire schlafen fest
08 From Dead to Worse | Ein Vampir für alle Fälle
09 Dead and Gone | Vampirgeflüster
10 Dead in the Family | Vor Vampiren wird gewarnt (April 2011)
11 Dead Reckoning (Mai 2011)

[Rezension] Charlaine Harris: Grabesstimmen

Originaltitel: Grave Sight
1. Teil der Harper-Connelly-Serie

Inhalt:
Die junge Harper Connelly ist gewissenhaft, ehrlich, loyal – und in den Augen der meisten Menschen ziemlich seltsam. Seit sie als Teenager einmal vom Blitz getroffen wurde, hat Harper eine ungewöhnliche Gabe: Sie kann Tote finden und deren letzte Momente nacherleben. Diese Gabe hat sie zum Beruf gemacht – ganz normal für eine Dienstleistungsgesellschaft, meint sie, doch die Leute, denen sie bei ihrer Arbeit begegnet, sehen das oft anders … Gemeinsam mit ihrem Stiefbruder, Manager und Bodyguard Tolliver fährt sie in eine Kleinstadt in Arkansas, um nach einem verschwundenen Teenager zu suchen. Diese Aufgabe ist schnell erledigt, doch die Stadt anschließend wieder zu verlassen ist nicht ganz so einfach. Tolliver wird unter einem fadenscheinigen Vorwand verhaftet, und auf einmal ist Harpers Leben in Gefahr. Ganz eindeutig stimmt etwas nicht in Sarne, Arkansas.

Kommentar:
»Grabesstimmen« ist der erste Band einer vierteiligen Krimiserie von Charlaine Harris, mit der die Autorin einmal mehr ihr Faible für interessante, ziemlich kaputte Protagonisten unter Beweis stellt. Harper hat nämlich nach einem Blitzschlag nicht nur die Gabe, Tote aufspüren zu können und deren letzte Momente nachzuerleben, sondern sie ist auch körperlich versehrt und leidet darüber hinaus unter Migräne- und Panikattacken. Sie erscheint eigentlich nicht wirklich hilflos; als ihr Stiefbruder Tolliver, der normalerweise kaum von ihrer Seite weicht, allerdings verhaftet wird, kann sie die Panik nur mit Mühe kontrollieren, und es wird klar, wie aufgeschmissen sie ohne ihn ist.

Der Krimiplot an sich ist ziemlich gut und überzeugend konstruiert, man kann aber nicht behaupten, dass das Buch nervenzerreißende Spannung bieten würde. Die Aufklärung des Falls entwickelt sich doch eher bedächtig, und der Roman lebt in erster Linie von der Person Harper, ihrer Beziehung zu Tolliver und einer Reihe weiterer meist seltsamer bis skurriler Figuren, die irgendwie in die Morde verstrickt sind. Auch hierin erinnerte mich das Buch sehr an die Lily-Bard-Serie der Autorin.

Fazit:
10/15 – Ein Buch mit ein paar Längen, das aber interessant genug ist, um Lust auf weitere Bände zu machen.

 

 


Serieninfo:
01 Grave Sight | Grabesstimmen
02 Grave Surprise | Falsches Grab
03 An Ice Cold Grave | Ein eiskaltes Grab
04 Grave Secret | Grabeshauch

[Rezension] Megan Hart: Tiefer. Im Sog der Lust

Originaltitel: Deeper

Inhalt:
Die junge Studentin Bess erlebt ihre erotische Erweckung, als sie sich während eines Ferienjobs am Meer in den sexy Bad Boy Nick verliebt. Doch ihre Affäre ist ebenso heiß wie kurz. So schnell wie der Sommer ist alles wieder vorbei. Erst zwanzig Jahre später, Bess ist gerade frisch geschieden, fragt sie sich plötzlich: Was ist aus dem Mann geworden, mit dem sie den besten Sex ihres Lebens hatte? Sie kehrt zurück ins Strandhaus. Dort, wo sie ihm einst begegnete. Und Nick ist ebenfalls wieder da …

Kommentar:
Obwohl ich in der Vergangenheit nicht hundertprozentig warm mit Megan Harts Büchern geworden bin, interessieren mich ihre Neuerscheinungen trotzdem genug, um sie unmittelbar nach Veröffentlichung zu lesen. Denn dass die Autorin gute Bücher schreibt, ist unbestreitbar, auch wenn der Funke auf mich nicht ganz überspringt – was auch diesmal der Fall ist.

Bess Walsh steht vor den Trümmern ihrer Ehe und gönnt sich eine Auszeit in ihrem Strandhaus in Bethany Beach. Hier hat sie sich vor zwanzig Jahren Hals über Kopf in Nick Hamilton verliebt und einen wundervollen, erotischen Sommer verbracht. Zurück an diesem Ort stürzt sie sich in Fantasien von großartigem Sex mit ihrer Sommerliebe von damals – und ist fassungslos, als sie am nächsten Morgen aufwacht und Nick wirklich da ist. Er ist seit damals kein bisschen gealtert, er atmet nicht, isst nicht, schläft nicht. Was ist er? Ist er wirklich da oder ist er nur eine Fantasiegestalt, ein Wunschtraum? Und was ist eigentlich vor zwanzig Jahren passiert?

Nach und nach wird aufgedeckt, was vor sich geht, auch wenn Bess lange Zeit einfach versucht, die Augen zu verschließen. Sie genießt den umwerfenden Sex mit Nick und baut sich im Strandhaus ihre eigene kleine Welt mit ihm auf, abgenabelt von der Außenwelt: Sie verlässt das Haus nur, um einzukaufen und kehrt so schnell wie möglich zu ihrem Liebhaber zurück. Doch sie kann nicht dauerhaft ignorieren, was Nick ist – oder nicht ist –, und die obsessive Beziehung wird für beide zur Belastungsprobe, denn sie gleicht mehr und mehr einem Gefängnis, aus dem es kein Entrinnen gibt. Das Ende kommt nicht wirklich überraschend und ist auf die einzig einigermaßen akzeptable Weise gelöst.

Die gegenwärtige Handlung wechselt sich ab mit einer Rückschau auf Bess‘ und Nicks Romanze in jedem Sommer vor zwanzig Jahren – die mich leider nicht im Mindesten gepackt oder gar berührt hat. Sie zeugt von sexueller Anziehungskraft und Entdeckergeist zwischen Jugendlichen; die großen Gefühle, von denen gesprochen wird, sind aber kaum nachzuempfinden, ganz im Gegenteil. Insofern finde ich den verschachtelten Aufbau und das ausführliche Eingehen auf die Vergangenheit relativ überflüssig, doch immerhin wird das Ende der Sommerliebe und der Grund für Nicks Auftauchen zwanzig Jahre später erklärt, wenn die beiden Protagonisten in der Gegenwart schon Gespräche darüber lange Zeit tunlichst vermeiden.

Wenig überraschend konnte ich auch bei diesem Buch nicht hundertprozentig mit den Protagonisten warm werden. Sie sind ganz sympatisch, aber nicht mitreißend: Bess ist sehr passiv, teils regelrecht unbeholfen und sehr gut im Verdrängen. Nick hingegegen bleibt sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit blass; er wirkt wie ein hübscher, aber oberflächlicher und ein relativ egozentrischer Junge. Ebenso wenig wie die Figuren konnten mich die zahlreichen Sexszenen berühren, die solide, aber nur bedingt fesselnd bzw. erotisch sind.

Mein Hauptkritikpunkt ist aber, dass Megan Hart ein »paranormales Element« bemüht hat, um diese Geschichte zu erzählen. Mir erschließt sich nicht wirklich, warum das nötig gewesen sein soll, statt einfach von einer verlorenen alten Liebe zu erzählen, die nach zwanzig Jahren im Rahmen eines zufälligen Wiedersehens neu erblüht – und sei es auch nur vorübergehend. Mir fällt der Umgang mit einem solchen Element in einer sonst ganz normalen, realistischen Geschichte wirklich extrem schwer, aber das ist zugegebenermaßen reine Geschmackssache.

Zur deutschen Ausgabe noch: Ich finde das Cover ja durchaus ansprechend, aber es ist kein Vergleich zum Original, das den Inhalt des Buches perfekt widerspiegelt – schade, dass man es nicht beibehalten hat. Wenig gelungen hingegen ist der Titel oder besser: der Untertitel, der dem Roman einen billigen Touch gibt. Zur Sprache ist zu sagen, dass sie alles in allem okay ist, auch wenn immer mal wieder Merkwürdigkeiten zu finden sind (»Missy war gebaut wie ein Scheißhaus«, S. 18, »Wer mich nicht mag, wie ich bin, kann sich gleich … gehackt legen«, S. 22, oder »Wenn ich keinen Freund hätte, würde ich mich an ihn ranschmeißen wie Butter an einen Maiskolben«, S. 30). Es wird zum Glück aber kein einziges Mal der »Schwengel« geschwungen, wobei ich den Begriff »Kolben« auch nicht wesentlich besser finde.

Fazit:
10/15 – Ein durchaus gutes Buch, das mich aber nicht wirklich berühren konnte und dessen paranormales Element nicht mein Ding war.