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Joy Nash: Schwarze Glut

Originaltitel: The Awakening
3. Teil der Immortal-Reihe

Inhalt:
Er sieht sie im Traum: ihre schimmernde Haut, das seidene Haar und die ozeanblauen Augen, in denen sich ihre Leidenschaft spiegelt. Sie hat all das, was Kalen verzweifelt versucht, in seinen Bildern einzufangen – und in seinem Bett zu bekommen. In Wirklichkeit jedoch schleicht sich die Hexe Christine in seine Gedanken, um ihn, den Unsterblichkeitskrieger, davon zu überzeugen, mit ihr gegen das Böse zu kämpfen, das die Welt verdunkelt … 

Kommentar:
Der dritte Teil der Immortal-Reihe spielt fast parallel zu Band 2, und so wirklich voran bringt er die fantastische Rahmenhandlung, die sich über mindestens 7 Bände erstrecken wird, nicht. Die ist aber ohnehin nur Alibi für (mehr oder weniger) herzzereißende Liebesgeschichten und eine Menge Sex. Wie schon in den Vorgängerbänden hat man es mit jeder Menge Magie und paranormalen Gestalten wie Hexen, Göttern, Halbgöttern, Dämonen, Elfen, Sidhen, Meerjungfrauen, Heinzelmännchen, Selkies usw. zu tun, doch irgendwas neues oder eigenes findet sich eigentlich nicht – es sind, mit dem Hauptaugenmerk auf dem keltischen Kulturkreis, einfach nur unterschiedlichste Mythologien wild zusammengemixt. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Handlung spannend und die fantastischen Elemente originell verarbeitet wären. Sind sie aber leider nicht, auch deshalb versumpft die Geschichte und bleibt im Mittelmaß stecken. Gleiches gilt für die romantische Handlung bzw. den Versuch eine solche aufzuziehen: Wie schon in den Vorgängerbänden spielen Sexszenen eine wesentliche Rolle, mit denen schnell gegenseitigen Liebesbeteuerungen einhergehen. Wie es zu diesen Gefühlsaufwallungen kommt, kann man leider von Außen überhaupt nicht nachvollziehen; auf jeden Fall sind sich die Protagonisten ihrer ewig währenden Liebe sicher und jeder würde für den anderen alles tun, notfalls auch sein Leben geben. Was bleibt dem Leser, als das so hinzunehmen.

Wie auch die Handlung sind die beiden Hauptfiguren mittelmäßig bis langweilig. Die Hexe Christine ist wieder eine der ganz perfekten Helden ohne Ecken und Kanten: nett, sexy, hingebungs- und aufopferungsvoll – und natürlich viel mächtiger, als ihr selbst klar ist. Kalen ist weniger perfekt, aber trotzdem langweilig. Er ist, wie die Vielzahl der männlichen Liebesromanhelden sind: schön, stark und mächtig; daneben verfügt er über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, eine gewisse Arroganz (die aber natürlich nicht ausgeprägt genug ist, um die moderne weibliche Leserin abzustoßen) und eine schmerzliche Vergangenheit.
Beide Protagonisten sind absolut austauschbar, besser gelungen sind da schon die Nebenfiguren: v.a. der Halbgott Mac, der in Gestalt eines schnoddrigen 16-Jährigen ein wenig Humor ins Buch bringt, sowie dessen Schwester Leanna, ihres Zeichens eine Musen-Sidhe – die allerdings als Bösewicht in der Geschichte als Sympathieträger ausfällt. Dennoch, beide sind interessanter als die Hauptpersonen – und diese Tatsache allein sagt ja schon einiges über das Buch aus.

Wertung:
7/15 – Total durchschnittlich. Die Reihe muss man wirklich nicht lesen, und ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, warum ich’s trotzdem immer noch tue, denn ich kann noch nicht mal sagen, dass mich besonders interessieren würde, wie die Rahmenhandlung weitergeht.

Jennifer O’Green: Gesprengte Fesseln

Originaltitel: Royal Captive

Inhalt:
Die bildschöne unschuldige Elizabeth Stafford wird von ihrem verarmten Vater skrupellos als Lockvogel für einen reichen Höfling eingesetzt. Sie muss sich bei Hofe den Verführungskünsten adliger Herren erwehren. Dabei gilt ihre heimlich Liebe dem Iren Kieran O’Neill. Als der König selbst sein Interesse an Elizabeth bekundet, sie zu seiner Mätresse machen will, scheint ihr Schicksal besiegelt…

Kommentar:
Was für eine hanebüchene Geschichte! Diese 80er-Liebesromane sind wirklich bis auf wenige Ausnahmen (wobei mir gerade keine einfällt) unerträglich. Diesmal haben wir es mit einem fiesen irischen Rebellen zu tun, der eine junge englische Adlige nach einem Kutschenunfall rettet, die sich bietende Gelegenheit aber auch gleich nutzt, um sie dann zunächst mal auf seinem Anwesen festzuhalten und erst gegen eine Lösegeldforderung wieder freizulassen. Kieran entpuppt sich als verkommener, patriotischer, rachsüchtiger, widerwärtiger Säufer, der Elizabeth zwar schon deshalb hasst, weil sie Engländerin ist, sie aber ungeachtet dessen dennoch unwiderstehlich findet. Deshalb macht er sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an sie heran und zwingt ihr seine Küsse und »Zärtlichkeiten« auf, denen sich die schöne Naive in einer Situation gar nur mit einem treffsicheren Faustschlag entziehen kann – der deshalb Wirkung zeigt, weil Kieran zum Glück mal wieder sturztrunken ist.

Als der Ire Elizabeth schließlich freilässt, kommt sie vom Regen in die Traufe, sie landet nämlich bei Hofe, wo Zügellosigkeit und Ausschweifung herrschen. Während alle Männer ihr nachsteigen und die Frauen entsprechend eifersüchtig auf sie sind, wird ihr aus unerfindlichen Gründen schlagartig klar, wie toll und großartig Kieran eigentlich war. Doch um sich den Avancen des Königs zu entziehen, willigt Elizabeth schließlich ein, Simon Bagenal zu heiraten, obwohl – oder gerade weil – er sie an ihren geliebten Iren erinnert. Kein Wunder, denn wie sich herausstellt, ist Simon der Cousin des irischen Rebellen – wie Elizabeth schließlich von Kieran erfährt, der sich in Gestalt eines italienischen Adligen unter die höfische Gesellschaft gemischt hat und sie nun eindringlich vor seinem Verwandten warnt. Weil Kieran dennoch keine Anstalten macht, Elizabeth selbst zur Frau zu nehmen, heiratet sie Simon also ungeachtet Kierans Warnung, um den ihr nachsteigenden König loszuwerden.

Von der Traufe gerät sie allerdings daraufhin quasi in die Sinflut: Wie sich in der Hochzeitsnacht herausstellt, hat Simon sie nämlich nur geehelicht, um einen Adelstitel vom König zu erschleichen. Den erhält er dafür, dass der König höchstselbst Elizabeth in der Hochzeitsnacht entjungfern darf. Zu Elizabeths Erleichterung geht die Ränke im wahrsten Sinne des Wortes aber in die Hose: Der König macht sich zwar über sie her, zur Entjungferung kommt es aber nicht, denn er hat offenbar ein kleines Problem mit der Selbstbeherrschung und einem frühzeitigen Samenerguss. Wütend überlässt er das Feld daraufhin Elizabeths belustigtem Ehemann, der sie ihrem Zweck zuführt und die Ehe vollzieht – zu deren Glück es nur noch fehlt, dass ihr Göttergatte ihr ein künftiges Vergnügen mit ihm und dem König in Aussicht stellt.

Als Kieran erfährt, dass Simon Elizabeth verkauft hat, ist er außer sich vor Wut. Praktischerweise taucht Simon in diesem Moment auf, sodass Kieran seinen Zorn gut kanalisieren und den unliebsamen Cousin bei der Gelegenheit ermorden kann. Da aber auch Kieran in dem Duell verletzt wird, schafft die begabte Elizabeth ihn in ihre alte Gemächer, wo sie ihn heilkundlich versorgt. Blöd nur, dass sich nicht viel später herausstellt, dass ihr Mann Simon doch nicht tot ist, sondern nur schwer verletzt – und zu allem Unglück wacht er nach drei Tagen tatsächlich von den Toten auf. Aus Gründen, die wohl nur die Autorin selbst versteht, einigen sich die beiden darauf, dass Simon über die Vorfälle schweigt und Elizabeth zurück aufs Land muss – was ihr gar nicht so unrecht ist.

Doch während Elizabeth ihre neu gewonnene Freheit genießt, ringt Kieran auf irgendeinem verlassenen Gut mit dem Wundfieber und liegt im Sterben. Alarmiert von seinem Freund, eilt Elizabeth an seine Seite und wacht bei ihm. Gottlob erwacht er schließlich, denn nicht nur Elizabeth braucht ihn, sondern vor allem auch Irland, wie er erkärt. Sobald der Rebell wieder einigermaßen bei Kräften ist, führt er Elizabeth schnell in die Freuden der körperlichen Liebe ein und verschleppt sie dann gegen ihren Willen nach Irland. Dort lässt Kieran sie auf seinem Anwesen allein, wo sie sich permanent um sein Wohlbefinden ängstigt, während er raubend und brandschatzend durchs Land zieht und die von Schotten und Engländern okkupierten Häuser abfackelt. Nach dramatischen Verwicklungen, die ich ehrlich gesagt nur noch überflogen habe, weils mir wirklich zu blöd wurde, ist Kieran irgendwann geläutert und erkennt die Sinnlosigkeit seiner Rebellion. Er tut stattdessen endlich was Sinnvolles, er bringt nämlich Simon um (diesmal wirklich!) und macht Elizabeth zur Witwe. Damit steht einer Verbindung der Beiden über alle Grenzen und Rassen hinweg also nichts mehr im Wege, juchee.

Wertung:
1/15 – Wie die Zusammenfassung wohl deutlich macht: Total schwachsinnig! Man fragt sich, wie so eine Story unter dem Label »Ullstein Romantik« laufen kann; von Romantik war wirklich keine Spur zu entdecken! Einen Gnadenpunkt gibts für den irischen Rebellen, der immerhin nicht so n weichgespülter Bösewicht ist wie andere. Außerdem schätzt er guten Whisky, das spricht für ihn!

Mary Balogh: Seducing an Angel

The Huxtables, Book 4

Inhalt:
Die verrufene Lady Cassandra Paget, die unter dem Verdacht steht, ihren Mann mit einer Axt erschlagen zu haben, wurde von ihrem Stiefsohn ohne einen Pfennig Geld vor die Türe gesetzt. Zusammen mit ihrer ehemaligen Gouvernante Alice, der Köchin und Haushälterin Mary, deren kleiner Tochter Belinda und Hund Roger lebt Cassandra nun in einem äußerst bescheidenen Haus in London am Rande der Armut, weshalb sie beschließt, sich einen Gönner zu suchen. Ihre Wahl fällt ausgerechnet auf Stephen Huxtable, einen reichen jungen Adligen, der tatsächlich dazu bereit ist, sich auf die schöne Witwe einzulassen – aber nur zu seinen Bedingungen.

Kommentar:
Das letzte Buch um die Huxtable-Geschwister bietet eine ziemlich interessante Ausgangslage: Mutmaßliche Mörderin sucht sich untadeligen Adligen als Sponsor. Leider ist die Umsetzung nicht ganz so gelungen; die Geschichte driftet schnell in eine Richtung, die mir persönlich einfach zu wenig überzeugend und vor allem zu moralisch ist. Der Engel aus dem Titel des Buchs ist nämlich der herzensgute engelsgleiche Stephen Huxtable, dem bereits nach der ersten gemeinsamen Nacht klar wird, dass Cassandra völlig verzweifelt ist und sich nur aus einer absoluten Notlage heraus als Mätresse angeboten hat. Er gewährt ihr eine horrende Summe für ihre Dienste, doch nach einem weiteren Zusammensein stellt er fest, dass er das alles nicht kann; nach längeren Diskussionen einigt man sich darauf, dass Cassandra das Geld weiterhin bekommt, aber dafür nicht ihren Körper, sondern ihre Gesellschaft bzw. Freundschaft verkauft. Diese Situation gibt den Protagonisten ausreichend Zeit, sich langsam kennenzulernen bzw. näher zu kommen und bietet phasenweise gute Unterhaltung; wirklich zu packen vermag die Handlung aber nicht.

Das liegt vor allem an den beiden Hauptpersonen. Stephen Huxtable ist einfach zu perfekt: Alle lieben ihn, denn er ist nicht nur reich und wahnsinnig gutaussehend, nein, daneben ist er auch noch jederzeit hinreißend nett, verständnisvoll, hilfsbereit, kinderlieb, aufopferungsvoll, gerecht, ritterlich, sensibel, liebevoll, aufgeschlossen, pflichtbewusst und anständig – ein Gutmensch, wie er im Buche steht. Gleiches gilt übrigens für die geschickt und ohne bemüht zu wirken in die Geschichte eingeflochtenen anderen Huxtable-Geschwister nebst Ehemännern, die die Frau mit dem katastrophalen mörderischen Ruf mit offenen Armen in der Familie aufnehmen und ohne mit der Wimper zu zucken ihr eigenes Ansehen für die Fremde aus Spiel setzen.
Cassandra ist genau das Gegenteil zu den warmherzigen Huxtables und bleibt lange Zeit ziemlich undurchsichtig. Wie Stephen feststellt, trägt sie meist eine Maske, unter die selbst der Leser nur selten blicken darf. Sie ist über weite Strecken unnahbar und unterkühlt, sehr zielstrebig und teils auch berechnend, weshalb sie nicht gerade hohe Sympathiegefühle auslöst – auch wenn die Gründe für ihr Verhalten und Handeln im Kontext ihrer Vergangenheit einigermaßen nachvollziehbar sind. Völlig unverständlich und fadenscheinig sind hingegen ihre Argumente gegen eine Heirat mit Stephen; hier fehlt es an jeglicher Logik.

Überhaupt wird die Geschichte gegen Ende hin immer unglaubwürdiger, da sich alles, wirklich alles, in Wohlgefallen auflöst und jeder (außer Constantine, der aber ja im Juni 2010 noch ein eigenes Buch kriegt) sein Happy-End bekommt. Die Aufklärung der Umstände, die zum Tod von Cassandras Mann geführt haben, passt zwar zur moralisch angehauchten Geschichte, ist aber unbefriedigend und wenig einleuchtend. Darüber hinaus wirkt die Handlung auf den letzten 50 Seiten ziemlich gehetzt, man könnte fast den Eindruck gewinnen, der Autorin seien die Seiten ausgegangen. Nach der infolge der kompromittierenden Situation motivierten Verlobung geht alles Schlag auf Schlag, es wird aber eher kurz berichtet als erzählt, um noch alles unterzubringen, was beendet werden muss. Besonders ärgerlich ist dabei – wie bereits angedeutet – Cassandras vehemente Weigerung, Stephen zu heiraten – nur um am Ende von einer Sekunde auf die andere doch umzukippen.

Wertung:
10/15 – Gerade noch gut, wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, dass da ein klitzekleiner Balogh-Bonus enthalten ist. Für mich in jedem Fall das schwächste Buch über die Huxtable-Geschwister, aber immer noch besser als viele, viele andere Liebesromane anderer Autoren.

Diana Palmer: Amelia

Originaltitel: Amelia

Amelia Amelia

Inhalt:
Amelia soll nach dem Willen ihres gewalttätigen Vaters Alan Culhane heiraten, den Sohn eines mächtigen texanischen Ranchers. Doch bei einem Besuch auf der Ranch der Culhanes trifft sie auf Alans Bruder King – einen alten Freund ihres Bruders Quinn, für den sie schon seit Kindertagen schwärmt. Er ist es, der ihre Leidenschaft entfesselt, doch King scheint sie zu verachten …

Kommentar (mit unzähligen Spoilern):
Dachte ich wirklich: »Altbacken, aber nicht so schlimm«? Ich nehm hiermit alles zurück und behaupte das Gegenteil! Ich weiß auch nicht so wirklich, was in mich gefahren ist zu glauben, ein Buch, in dem die männliche Hauptperson aufgrund seiner Abstammung und seine Auftretens »King« genannt wird, könne »nicht so schlimm wie befürchtet« sein! Es ist schlimmer, und zwar viel schlimmer.

King ist ein Vollpfosten erster Güte, und es ist mir vollkommen schleierhaft, was Amelia eigentlich an ihm findet. Er ist selbstherrlich, herablassend, widerlich, unsensibel, missgünstig, eifersüchtig, durchtrieben, berechnend, verbittert und blickt auf keinem seiner silbergrauen Augen, was eigentlich um ihn herum vor sich geht: Während nämlich alle Leute nach und nach begreifen, dass Amelia fürchterliche Angst von ihrem Vater hat und dass in der Vergangenheit irgendetwas Schreckliches vorgefallen sein muss, verachtet King sie immer noch dafür, dass sie ihrem Vater gegenüber so unterwürfig ist. Darüber hinaus kann er sie auch deshalb nicht leiden, weil sie ihm so gut gefällt, dass er ihr kaum widerstehen kann; offenbar hilft es ihm, sich von ihr abzubringen, wenn er sie wie den letzten Dreck behandelt. Muss ein Männerding sein, diese Logik, begegnet einem ja öfters.

In Sachen Tyrannei das Wasser reichen kann King eigentlich nur Amelias Vater, der hat aber immerhin einen guten Grund für seine Widerlichkeit, er hat nämlich – wie sich im Laufe der Handlung herausstellt – einen Gehirntumor, der seine Persönlichkeit verändert. Früher war er ein wundervoller Vater und liebender Ehemann. Er kann also quasi nichts dafür, dass er Amelia mit dem Gürtel halbtot schlägt, und deshalb kann Amelia ihn auch nicht im Stich lassen.

Unsere Heldin Amelia ist die meiste Zeit damit beschäftigt, sich zu fürchten, ihren Vater nicht zu reizen und King aus dem Weg zu gehen, damit sie ihn nicht anhimmeln muss. Wie wir erfahren, war sie früher eine lebenslustige Person, die Reiten und Scheißen kann, hochgebildet ist und vier Sprachen spricht. Um den Zorn ihres Vaters nicht auf sich zu ziehen, verheimlicht sie das alles und tut so, als sei sie fügsam und eigentlich auch gar nicht da. Quinn allerdings bemerkt und verachtet sie blöderweise trotzdem, nicht zuletzt, weil Amelia vielleicht ein bisschen unscheinbar, aber dennoch sehr hübsch ist und einen Mund wie ein »Amorbogen« (S. 93) hat.

Die Personen agieren eine ganze Weile in einer ziemlich spannungsarmen Handlung vor sich hin, dann jedoch kommt es zur entscheidenden Wendung. Kaum sind King und Amelia nämlich allein auf der Ranch, macht sich der verrufene Texaner auch schon in »leidenschaftlicher Inbrunst« (S. 160) über die unschuldige Jungfrau her. Und weil Amelia King ja schon immer toll fand und bei seinen Küssen im siebten Himmel schwebt, ignoriert sie die drohende Erkenntnis, dass sie das besser lassen sollte, denn er ist »so stark und seine Küsse machten sie süchtig. Sie konnte nur leben, solange er sie in den Armen hielt, sie küsste.« (S. 160) Wie sie wohl vorher gelebt hat? Egal, der Rest der Szene ist jedenfalls geprägt von kopfloser Wolllust, krampfhaften Schluchzern, atemberaubenden Schauern, schamloser Lust, die zu neuerlichen Schluchzern und Tränen führt, usw. usf. Nach Kings finaler »todeskrampfähnlicher« (S. 164) Erleichterung folgen natürlich Demütigung und Scham seitens Amelia und Zorn über den Sündenfall seitens King, weshalb er ihr erst mal verkündet, dass er sie nicht heiraten wird. Auch wenn sie das gar nicht gefordert hat, sondern einfach nur darum bittet, freundlicherweise gehen zu dürfen. Nach Hause zu Papa, welch Ironie!

Bei King setzt augenblicklich der Verdrängungsvorgang ein. Er ignoriert die Tatsache, dass er derjenige war, von dem die Verführung ausging, und redet sich ein, dass Amelia die treibende Kraft gewesen sei. Er hat sich überhaupt nur aus reiner Nächstenliebe darauf eingelassen, um seinen Bruder Alan von der Heirat mit dieser Hure abzubringen. Als wäre das noch nicht schwachsinnig genug, nimmt die Tragödie ihren Lauf. King reicht das, was er bis zu diesem Moment angerichtet hat, noch nicht, nein, er muss auch noch zu Amelias Vater rennen und petzen, dass dessen Tochter sich an ihn rangemacht hat. Logische Folge: Amelia wird mal wieder mit dem Gürtel halbtot geprügelt.

Praktischerweise verstirbt der unzurechnungsfähige Kranke im Anschluss an seine Prügelattacke, sodass er für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann. Amelia wird das egal sein, sie ist vermutlich einfach froh, ihn endlich los zu sein. Zudem hat sie ganz andere Sorgen, sie hat nämlich offenbar auch ein paar Schläge auf den Kopf abbekommen und in der Folge ihr Gedächtnis verloren. Das wiederum kommt King natürlich ganz gut zupass, denn somit erinnert sie sich ja nicht mehr an die Quasi-Vergewaltigung und seine Petzerei, die überhaupt erst zu diesem brutalen Übergriff geführt hat. Kings Verdrängungsmechanismen greifen aber so oder so sehr gut, denn er geht davon aus, dass Amelia ihre Erinnerungen nur deshalb unterdrückt, weil sie sich nicht eingestehen will, dass sie ihn verführt hat und sich auf diese Weise aus der Verantwortung stehlen will.

Amelia blüht trotz des Gedächtnisverlustes nach dem Tod ihres Vaters auf und wird wieder so lebenslustig, wie sie es früher war. Keine Spur mehr von Unterwürfigkeit, weshalb King schlagartig vollkommen begeistert von ihr ist. Und irgendwann sieht er auch ein, dass nicht Amelia ihn verführt hat, sondern umgekehrt. Wie es dazu kommt, dass ihn diese Erkenntnis ereilt, erschließt sich zwar niemandem außer ihm selbst, ist aber auch egal, da die ganze Handlung ohnehin hanebüchen ist. Jedenfalls fühlt King sich bemüßigt, Amelia über die Vorgänge aufzuklären, die ihr Gedächtnis so erfolgreich verdrängt, und schließt mit der beschönigenden Erkenntnis: »Ich habe Schicksal gespielt. … Sie sollten mich am besten heiraten.« (S. 242). Er führt auch durchaus durchschlagende Argumente für seine Eignung als Ehemann an: Als Viehzüchter verfügt er über umfassendes Wissen bzgl. Fortpflanzung und Geburten, andere Frauen reißen sich um ihn, und er verfügt über Land und Geld.

Amelia ist noch ein bisschen schockiert von dem, was sie gerade erfahren hat, und deshalb nicht so wirklich von einer Hochzeit überzeugt, eher im Gegenteil. Kings Überredungsmanöver wird dann aber auch ganz plötzlich von Amelias unvermittelt auftauchenden Bruder unterbrochen. Da King offenbar festgestellt hat, dass Reden hilft und das Gewissen erleichtert, tischt er dem Neuankömmling die ganze Geschichte bei der Gelegenheit auch gleich auf. Sein alter Freund Quinn reagiert souverän und völlig angemessen, er kommentiert die Kings Handeln nämlich mit den Worten »Das ist widerlich!« (S. 246), und will den manipulativen Übeltäter erschießen. Natürlich verhindert die herzensgute Amelia das, zumal sie King ja heimlich ohnehin liebt, sodass am Ende – nach weiteren albernen Verwicklungen und Missverständnissen – alle geläutert sind und glücklich werden können. Amen.

Fazit:
0/15 – Mir wird wieder klar, warum ich anderen Büchern noch 1–2 Gnadenpunkte zugestanden habe – damit ich Luft nach unten für Machwerke wie dieses habe!

Julia Quinn: What Happens in London

Fenster zum Herzen (Cora Historical)
The Bevelstokes, Book 2

Inhalt:
Olivia Bevelstoke, die einzige Tochter des Earls of Rudland, ist schön und hat eine stattliche Mitgift vorzuweisen, dennoch ist sie mit 21 noch unverheiratet. »Worauf wartet sie?«, fragen die Leute hinter ihrem Rücken. »Auf einen Prinzen?« Natürlich wartet Olivia nicht auf einen Prinzen, doch dann taucht ein russischer Zarensohn in London auf und macht ihr den Hof. Gleichzeitig wird sie aber auch auf ihren neuen Nachbarn aufmerksam, den Kriegsveteranen Harry Valentine. Gerüchte besagen, dass er seine Verlobte umgebracht haben soll, und obwohl Olivia das nicht glaubt, spioniert sie ihm hinterher. Das gefällt Harry wiederum überhaupt nicht, denn er arbeitet für das Kriegsministerium und erhält den Auftrag, den Prinzen aus Russland im Auge zu behalten – und mit ihm alle Leute, die ihn umgeben …

Kommentar:
Der Vorgängerband »The Secret Diaries of Miss Mirande Cheever« hat mich ja nicht wirklich vom Hocker gerissen, und der Beginn des neuesten Quinn-Titels verhieß nicht gerade besseres. Das Buch startet schleppend mit einem 20-seitigen Epilog über Harrys Kindheit und Jugend, dessen Notwendigkeit sich mir nicht wirklich erschließt – zumindest nicht in dieser Ausführlichkeit –, und plätschert dann trotz einiger guter Ideen und Ansätze ziemlich ereignislos weiter vor sich hin.

Nach dem ersten Drittel nimmt das Buch dann aber an Fahrt auf: als Harry und Olivia nämlich endlich in engeren Kontakt zueinander treten. Und obwohl dem einen oder anderen Leser möglicherweise die Action fehlen mag, weil sich die Story trotz des »vorgeschobenen« Spionageplots fast ausschießlich auf die Entwicklung der Beziehung zwischen den Hauptpersonen konzentriert, mausert sich das Buch ab diesem Moment zu einem richtig guten Liebesroman, der den etwas langweiligen Anfang wieder wettmacht. Die Annäherung zwischen Olivia und Harry ist einfach richtig gut, überzeugend, gefühlvoll und – für einen Liebesroman – relativ realistisch dargestellt. Außerdem lebt das Buch natürlich von den Quinn-typischen spritzigen Diaologen und den charmanten, intelligenten, schlagfertigen Hauptpersonen. Interessant sind diesmal auch die Nebenpersonen: Nicht nur Harrys Gegenspieler, der russische Prinz, sondern vor allem auch Olivias Zwillingsbruder Winston, Harrys Bruder Edward und Harrys Cousin Sebastian – man darf gespannt sein, wer von ihnen ein eigenes Buch kriegt. (Bin da gerade nicht auf dem Laufenden.)

Wertung:
12/15 – Nach einem ziemlich schwachen ersten Drittel steigert sich das Buch im weiteren Verlauf kontinuierlich zu einem guten, richtig unterhaltsamen Roman, der einfach Spaß macht.

 


Serieninfo:
01 The Secret Diaries of Miss Miranda Cheever (Rezension) | Für immer und ewig, Viscount (Cora)
02 What Happens in London (Rezension)
03 Ten Things I Love About You (Rezension)

Christoph Marzi: Du glaubst doch an Feen, oder?

Inhalt:
Philippa trifft auf den geheimnisvollen Fox und verliebt sich in ihn. Auf der Suche nach seiner Vergangenheit stößt sie auf die uralte Geschichte der Lady Nightingale. Um Fox aus den Händen der Feenkönigin zu retten, muss Philippa bis zur Tagundnachtgleiche warten. Als die Herbstnacht gekommen ist, macht sie sich auf den Weg in die Wälder am Mount Nightingale.

Kommentar:
Mein Kommentar fällt so kurz aus wie das Marzi-Mini-Märchen mit dem wenig märchenhaftem Ausgang: Die Idee ist nett, aber aufgrund des begrenzten Platzes fehlt es sowohl der Handlung als auch den Personen an Tiefe; es ist einfach kein Raum für Entwicklungen und Motive vorhanden. Selbst die Sprache ist weniger poetisch als sonst bei Marzi.

Wertung:
06/15 – Eine ganz nette kleine Erzählung für Zwischendurch, sozusagen Marzi »light« – kann man, muss man aber nicht.

Unqualifizierte Bemerkung am Rande: Mit am spannendsten finde ich die Frage, was der Magnet am Backcover soll – der interessanterweise nicht am iMac »klebt«, aber dafür an der Dunstabzugshaube. Ich frag mich, ob man das Buch vielleicht beim Kochen lesen soll? Schließlich muss man ja jede freie Minute nutzen! ;)

[Angelesen] Martina Paura: love sheriffs

Inhalt:
Wenn die Kinder verrückt spielen, holt man sich die Supernanny ins Haus. Neurotischen Hunden und Katzen hilft der Tierpsychologe vor Ort wieder auf die Pfoten. Aber wer kommt zu Hilfe bei einem schwererziehbaren Mann? Pias Chefredakteur hat einen genialen Einfall: Leserinnen, die Ärger mit ihren Männern haben, rufen einfach den Love-Sheriff. Leider hat er auch den weniger genialen Einfall, Pia und ihre beste Feindin Beate für diesen Leserinnenservice abzustellen. Und als dann auch noch Pias Freund Max beschließt, selbst einen Love-Sheriff ins Haus zu holen, um seine Beziehung mit Pia zu retten, sind die Turbulenzen vorprogrammiert …

Kommentar:
Nur mal kurz reingelesen, weitergeblättert, nochmal reingelesen, weitergeblättert, wieder reingelesen – und befunden, dass das kein Buch für mich ist. Das ist nämlich genau dieser überzogen plump-witzige Stil, den ich schon vor 20 Jahren bei Hera Lind nicht leiden konnte. Im Ansatz sogar ganz lustig, aber wenn ein (mehr oder weniger) witziger Spruch und eine skurrile Situation die nächste jagt ohne Raum zur Entfaltung zu bekommen, dann wirds mir schnell zu viel. Das ist mir einfach zu holzhammermäßig-lustig nach dem Motto: Bläut man den Leuten nur genug Witze auf einmal ein, werden sie schon irgendwann lachen.

Wertung:
Keine, weil nur angelesen. Ab zu Buchticket damit!

Bridie Clark: Teufel in High Heels

Originaltitel: Because she can

Inhalt:
Claire Truman könnte die ganze Welt umarmen: Der hinreißende und dazu äußerst wohlhabende Randall Cox hat sich in sie verliebt, ihr Job macht ihr Spaß, und dann bekommt sie auch noch die Gelegenheit, einen großen Karrieresprung zu machen: von ihrem kleine Verlag zu der Besteller-Schmiede der so genialen wie glamourösen New Yorker Verlegerin Vivian Grant. Claire stürzt sich voller Enthusiasmus in ihren neuen Job. Bis sie erkennt, dass sie in der reinsten Schlangengrube gelandet ist …

Kommentar:
Ich kenne zwar »Der Teufel trägt Prada« selbst nicht, »Teufel in High Heels« ist aber scheinbar – wie ja auch der deutsche Titel schon andeutet – ein Abklatsch davon. Und zwar ein schlechter, der nicht im Geringsten komisch, sondern einfach nur langweilig ist. Ich hab das Buch vor allem deshalb vom Flohmarkt mitgenommen, weil es in der Verlagsbranche angesiedelt, es könnte aber ebenso gut in jeder anderen Branche spielen, übers Büchermachen und die Vorgänge in einem Verlag erfährt man nämlich überhaupt nichts. Ohne jeden Pep, Witz, Sarkasmus und ohne jede Emotion wird erzählt, wie eine psychotische, cholerische Chefin ihre Angestellten tyrannisiert, indem sie sie mit Unmengen nicht zu bewältigender Arbeit eindeckt und mit ebenso vielen Demütigungen quält.

Hauptperson Claire, von der man zunächst die Hoffnung hatte, sie würde der Verlegerin die Stirn bieten, ist eine durch und durch naive Person. Als sie das Jobangebot von Vivian Grant erhält, sind alle ihre Kollegen zutiefst entsetzt, weil Vivian ein in der Branche gefürchtetes und verrufenes Biest ist. Claire schlägt aber natürlich alle Warnungen in den Wind, weil sie der Meinung ist, so schlimm könne es ja gar nicht sein, dass man es nicht mal ein Jahr dort aushalten könnte, um der Karriere einen Schub zu verpassen. Zunächst scheint Vivian, die alle anderen Angestellten in den Wahnsinn treibt, auch große Stücke auf Claire und ihre Ideen zu halten, doch damit ist es bald vorbei. Interessanterweise trifft diese neue Phase Claire trotz aller Warnungen und Beobachtungen wie aus heiterem Himmel; sie ist völlig fassungslos und zutiefst gekränkt, angebrüllt worden zu sein und verfällt in eine Lebens- und Sinnkrise. Man fragt sich ja schon, wie ein halbwegs intelligenter Mensch ernsthaft glauben konnte, dauerhaft besser behandelt zu werden als die anderen, aber das ist halt Claire. Claire kapiert offenbar auch überhaupt nicht, für was für einen Verlag sie da arbeitet: Obwohl die erfolgreichsten Bücher des Hauses reißerische Titel sind, schleppt Claire immer wieder literarisch wertvolle, anspruchsvolle Manuskripte an und wundert sich, wieso ihre Chefin die nicht toll findet und ihr zusammen mit wüsten Beschimpfungen um die Ohren haut.

Vivian Grant, die Gegenspielerin, ist so dermaßen eindimensional böse und ordinär, dass sie total langweilig und berechenbar ist. Man fragt sich, wieso eigentlich überhaupt irgendjemanden mit gesundem Menschenverstand unter diesen Bedingungen für sie arbeitet; hätte sie irgendwelche guten oder charmanten Seiten, könnte man das ja vielleicht irgendwie verstehen, aber da sie ausschließlich tobt, wütet und ihren Angestellten den letzten Nerv raubt, fragt man sich, was die Lektoren da eigentlich hält, bis sie rausgeschmissen werden. Vielleicht gefällt es ihnen in der quasi verlagseigenen Vivian-Grant-Selbsthilfegruppe.

So nebenbei findet auch noch eine Art Lovestory statt; Claire kommt nämlich mit ihrem Jugendschwarm zusammen, der sie »Claire-Bär« nennt (was für mich schon ein Trennungsgrund wäre). Sie sieht ihn zwar selten, weil sie beide einen so anstrengenden Job haben, beschließen aber trotzdem zu heiraten. Die ganze Entwicklung passiert aber eher nebenbei und wird völlig unemotional zwischen Vivians Tobsuchtsanfällen geschildert. Dazu passt, dass die Hochzeit unter keinem guten Stern steht.

Wertung:
5/15 – Nicht richtig schlecht, aber einfach langweilig.

Lisa Valdez: Passion

Deutscher Titel: Rendezvous mit einem Verführer

Rendezvous mit einem Verführer

Inhalt:
Heiße Liebesspiele mit einem Fremden? Nicht im Traum hat die hübsche junge Witwe Passion daran gedacht, noch einmal mit einem Mann zusammen zu sein. Da läuft sie bei einer Ausstellung im Londoner Kristallpalast einem verführerischen, äußerst gut gebauten Gentleman in die Arme, der lang unterdrückte Sehnsüchte in ihr weckt. Nach einer lieblosen Ehe findet sie zum ersten Mal im Leben sinnliche Erfüllung. Erregt fiebert sie jedem neuen Rendezvous entgegen. Und bald muss sie sich eingestehen, dass Mark Randolph Hawkmore, Earl of Langley, nicht mehr nur ihre Sinne, sondern auch ihr Herz betört. Doch eine Intrige gegen Mark steht ihrem Glück im Weg …

Kommentar:
Wow, was für ein Buch! Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine so gute, faszinierende Kombination aus Erotik- und Liebesroman erlebt zu haben! In der ersten Hälfte dreht sich die Handlung im Wesentlichen um den detailliert beschriebenen Sex zwischen den Protagonisten, wobei es nicht gerade zimperlich, sauber und zärtlich zugeht. Im Gegenteil, es fließen alle möglichen Körperflüssigkeiten, über die anatomischen Begebenheiten resp. Hindernisse erfährt man z.T. mehr, als man wissen möchte und die Sprache ist nicht verschleiert-romantisch, sondern eher derb. Die Szenen sind dessen ungeachtet ziemlich erotisch, denn das alles passt einfach zur Situation, zum Sex zwischen Fremden, ebenso wie die Art von Sex zu den Personen passt und viel über diese aussagt. Folgerichtig ändert sich auch die Beziehung zwischen Passion und Mark in dem Maße, wie sich die Personen im Laufe der Handlung entwickeln und Gefühle füreinander entwickeln. Die Darstellung dieses Prozesses ist absolut herausragend gelungen und beinhaltet ungewöhnlich emotionale Momente und Szenen. Wen interessiert da schon, ob es glaubwürdig ist, dass sich eine verwitwete Priesterstochter semi-öffentlich hinter einem Wandschirm im Kristallpalast mit einem Adligen vergnügt?

Die Hauptpersonen sind beide erfreulich vielschichtig angelegt und in der Lage zu einer Entwicklung, was einen großen Teil des Reizes ausmacht. Mark ist einerseits ein typisch arroganter gutaussehender Adliger, den die Meinung anderer Leute aufgrund seiner finanziellen Unabhängigkeit und seines Titels nicht im Geringsten interessiert. Er ist aber innerlich zerrissen, fühlt sich aufgrund seiner Kindheit ungeliebt und hat einen wunden Punkt: seinen Bruder Matthew, für den er alles tun würde – und tut. Bei Passion findet er erstmals das, wonach er sich immer gesehnt hat: die bedingungslose Liebe einer Frau, die ihn um seiner selbst willen will. Denn Passion weiß sehr wohl, was Liebe ist; sie ist in einer liebevollen Familie mit zwei Schwestern aufgewachsen, die sie aber nach ihrer Heirat verlassen hat – für eine lieblose Ehe ohne Gefühle und Leidenschaft. Gefühle und vor allem Leidenschaft findet sie jetzt bei Mark. Passion wäre aber nicht Tochter eines Pfarrers, wenn sie sich gar keine Gedanken über die Schicklichkeit dieser Affäre machen würde, und es ist nur konsequent, dass sie die Beziehung beendet, als sie erfährt, dass Mark heiraten wird – und wen! Der Zwiespalt zwischen Vernunft und Liebe, in dem sich die Protagonisten befinden, ist ebenso überzeugend dargestellt wie das Leiden der Beiden unter dieser Situation – absolut mit- und herzzerreißend!

Wertung:
14/15 – Eine unbedingte Empfehlung an alle, die tiefgreifende und sexlastige Liebesromane mögen. Allen anderen muss man dringend von diesem Buch abraten.

Es ist wirklich ein Jammer, dass Lisa Valdez offenbar nicht mehr aus ihrer Schreibblockade zu holen ist. Der Nachfolger »Patience« hätte sich um Passions Schwester und Marks Bruder Matthew gedreht, leider wird das Buch aber seit Jahren (seit 2007, glaub ich) verschoben und verschoben und verschoben – zuletzt auf April 2010. Auf Lisa Valdez‘ Seite gibts immerhin schon ein Exzerpt, aber ob das was zu bedeuten hat … Ich fürchte nicht.

Anmerkung für die deutschen Leser:
Die beim Cora-Verlag erschienene Übersetzung ist gekürzt und unterscheidet sich im Ton deutlich vom Original. Es bleibt zugegeben ein gutes Buch, ist aber bis zur Unkenntlichkeit verändert worden – ich denke, ich hätte die Übersetzung weit weniger gemocht. Denn es macht nun mal einen Unterschied, ob der Romanheld sagt (erfundenes Beispiel): »Ich will dich um den Verstand vögeln, Babe!« oder ob er haucht: »Ich möchte dich lieben, Herzblatt!«. Es verändert den Akteur, sein Denken und seinen Charakter. Und diese sprachliche Romantisierung, bei der dann auch noch Dinge hinzugedichtet werden, ist teilweise auch ganz schön daneben, wenn auch (vielleicht) zielgruppengereicht. Ein Beispiel, das ziemlich gut verdeutlichen dürfte, was ich meine:

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Tanja Heitmann: Morgenrot

Inhalt:
Für die Studentin Lea beginnt das Auslandssemester alles andere als angenehm. Bei Schneefall und eisigem Ostwind verbringt die junge Frau einsame Tage. Das ändert sich schlagartig, als sie in der Villa ihres Professors auf einen rätselhaften und unwirklich schönen Mann trifft: Adam. Vom ersten Augenblick an ist Lea wie gebannt. Ohne sich dagegen wehren zu können, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Doch Adam verhält sich seltsam. Mal weist er Lea schroff zurück, mal sucht er wie getrieben ihre Nähe. Welches Geheimnis sich jedoch wirklich hinter Adams mysteriösem Verhalten verbirgt, erfährt Lea eines Nachts: Schwer blutend findet sie ihn neben ihrem Bett vor. Wie ist er in ihr Zimmer gekommen und wieso schließen sich seine Wunden wie von Geisterhand? Lea erfährt, dass Adam von einem Dämon besessen ist. Dieser Dämon verleiht ihm Unsterblichkeit, dafür fordert er einen hohen Preis: das Blut anderer Menschen. In diesem Fall das Blut Leas. Noch kämpft Adam dagegen an, denn er hat sich in Lea verliebt. Aber der Dämon ist stark – womöglich zu stark …

Kommentar:
»Kann man einen Vampir lieben?« – mit dieser Frage wird der Backcovertext eingeleitet, und gemeinsam mit der Kombination aus Coverbild, Covertypografie und Titel erinnert eigentlich die gesamte Aufmachung des Buchs unzweifelhaft an Meyers Bis(s)-Reihe. Wer die ganzen unzutreffenden Potter-Vergleiche miterlebt hat, den wundert wahrscheinlich nicht, dass »Morgenrot« wenig bis nichts mit der Bis(s)-Reihe gemeinsam hat. Es kommt noch nicht mal ein Vampir vor. Abgesehen davon, dass ich solche Mogelpackungen grundsätzlich hasse, ist das für mich kein großes Problem – ich wollte es aber erwähnt haben für den Fall, dass jemand nur wegen der vermeintlichen Ähnlichkeit zu den Bis(s)-Büchern die Finger von »Morgenrot« lässt.

Wirklich raten würde ich zu diesem Buch aber trotz guter Ansätze und Ideen so oder so nicht. Die Handlung erscheint irgendwie unausgegoren, ist stellenweise extrem zäh und vollkommen unspannend. Es bleiben viele Fragen offen, etwa der Handlungsort sowie der Hintergrund und das Alter der Hauptpersonen. Außerdem bleibt die tatsächliche Macht das Dämons für mich im Dunklen; ich zumindest hatte den Eindruck, dass die Autorin selbst nicht wusste, ob die Personen nun aus Besessenheit handeln oder aus Liebe. Sprich: Wenn Lea beim Blick ins Adams Augen von dessen Dämon »verzaubert« wird, kann man dann noch von Liebe sprechen oder handelt es sich nicht eher um Manipulation und Besessenheit? Und können die Handlungsweisen von Lea und Adam überhaupt als deren eigene bewertet werden, wo doch irgendwie alles vom Dämon gelenkt wird bzw. werden müsste? Mir erschien das nicht logisch, aber das war nicht das Hauptproblem des Buchs.

Größtes Manko von »Morgenrot« sind die Figuren – selten sind mir so viele unsympathische Personen auf einem Haufen begegnet, und das gilt für die Nebenfiguren (auch für die »Guten« wie Etienne und Nadine) ebenso wie für die Hauptfiguren. Lea ist als graues Mäuschen angelegt – die Gründe, warum Adam bzw. Adams Dämon ausgerechnet sie erwählt, bleiben schleierhaft. Sie ist intelligent, aber naiv, schüchtern, zurückhaltend und verkriecht sich am liebsten mit einem guten Buch in ihrem Zimmer. Später lässt sie sich von Adam herumkommandieren und dominieren, und auch, wenn man ihr das nicht so wirklich vorwerfen kann, denn schließlich ist sie ja machtlos gegen Adams Dämon, steigert es nicht gerade die Begeisterung für die Figur. Dass sie sich am Ende irgendwie emanzipiert, ist einfach nicht gut genug erklärt und deshalb wenig glaubwürdig.
Adam, der mich bei seinem ersten Auftritt stark an Lord Byron (bzw. dem Bild, das ich von ihm habe!) erinnert hat, ist leider auch nicht besser. Er ist arrogant, herrisch, gewalttätig, berechnend und vereinnahmend – und das Schlimmste ist: Man kann es ihm eigentlich nicht vorwerfen, denn schließlich ist er wegen seines Dämons zerrissen und nicht wirklich für seine Taten verantwortlich zu machen. Es gilt aber das gleiche wie bei Lea: Selbst wenn Adam nicht oder nur teilweise er selbst ist, macht ihn das nicht zu einer griffigeren und vereinnahmenderen Hauptfigur, da hilft es auch nichts, dass er am Ende eine Art (Burg-)Frieden mit dem Dämon schließt. Eigentlich gäbe der innerlich zerrissene Adam einen tollen »tortured hero« ab, aber dafür fehlt ihm das gewisse Etwas – und zwar völlig.

Sprachlich fand ich das Buch übrigens ziemlich gewöhnungsbedürftig – es ist doch immer wieder erstaunlich, wie anders sich deutsche Originale im Vergleich zu Übersetzungen amerikanischer Autorinnen lesen. Letztendlich hat das Buch aber sowohl schöne Beschreibungen und Momente als auch diverse Ausfälle, die m.E. davon kamen, dass die Autorin oft zu viel wollte und deshalb übers Ziel hinausgeschossen, z.B. in Sachen Metaphorik und aufgesetzter jugendlicher Coolness.

Wertung:
04/15 – Eine Amazon-Rezensentin hat das Buch bzw. die Figuren als seelenlos bezeichnet – und das trifft die Sache ziemlich gut.