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Jennifer Rardin: Ein Vampir ist nicht genug

Originaltitel: Once Bitten, Twice Shy
1. Teil der Jaz-Parks-Serie

Inhalt:
»Hi, ich bin Jaz Parks. Mein Boss ist Vayl. Er wurde 1744 in Rumänien geboren. Dort ist er auch gestorben – umgebracht von seiner Vampirbraut Liliana. Doch das alles ist finstere Vergangenheit. Jetzt arbeitet Vayl für die CIA und macht das, was er am besten kann: Er legt Vampire um. Und ich helfe ihm dabei. Man könnte sagen, ich bin ein Hilfskiller. Aber sagen Sie das ja nicht zu laut …«

Jaz Parks, CIA-Agentin, hat bei einer Mission ihr gesamtes Team verloren. Seitdem arbeitet sie allein – und ist nicht besonders begeistert, als ihr ein neuer Partner zugewiesen wird. Vor allem da dieser Partner dreihundert Jahre alt ist.
Vayl alias Vasil Nicu Brancoveanu, geboren 1713 in Rumänien, ist ein Vampir. Allerdings einer, der sich auf die Seite der Guten geschlagen hat. Zusammen mit Jaz soll er den Schönheitschirurgen Dr. Assan, Geldgeber der Extremistengruppe »Söhne des Paradieses« aus dem Verkehr ziehen. Doch hinter Dr. Assan steht der mächtige Vampir Raptor, der dem Kult um Tor-al-Degan, die Göttin des Chaos, huldigt und auch einen Senator auf der Lohnliste hat.
Der Versuch, an den Strippenzieher heranzukommen, läuft aus dem Ruder. Vayl und Jaz müssen entdecken, dass der Vampirzirkel um Raptor ein tödliches Virus entwickelt hat, das den Jüngern des Kults das Tor zu weltweitem Terror öffnet. Und Jaz soll der Göttin in einer makabren Zeremonie geopfert werden …

Kommentar:
Inhalt klingt verworren? Ist er auch! Und als wär das Geschehen nicht schon schlimm genug, nervt die Ich-Erzählerin auch noch mit doofen Sprüchen am laufenden Band. Beim Epilog dachte ich noch, das sei mal ein Humor, der meinen Geschmack trifft, aber bereits in Kapitel 1 wurde es mir zu viel: Eine blödsinniger bildhafter Vergleich jagt den nächsten, ein dummer Witz den anderen, und es muss immer noch eine weitere schnoddrige Bemerkung draufgesetzt werden. In dieser Intensität ist das einfach nur unerträglich. Und in Kombination mit den inhaltlichen Schwächen hat dieser höchst holzhammerhumorige Stil schließlich dazu geführt, dass ich auf S. 150 endgültig beschlossen habe, nicht weiter meine Zeit zu verschwenden und das Buch abzubrechen. Kommt ja auch dem Bücherberg-Abbau zugute!

Fazit:
Einmal mehr muss ich feststellen, dass »amüsante« Vampirbücher mit Kick-Ass-Heldinnen nicht mein Ding sind. Ich sollte die Finger davon lassen!

Sarah Mayberry: She’s Got it Bad

Inhalt:
Im Alter von 15 hat Zoe Ford versucht, Liam Masters zu verführen, doch er hat sie abblitzen lassen und ist verschwunden. Zwölf Jahre später taucht er wie aus dem Nichts wieder auf, und es knistert sofort beträchtlich zwischen den beiden. Zoe ist entschlossen, sich nicht nochmal das Herz von Liam brechen zu lassen, aber auf Sex mit ihm möchte sie nicht verzichten …

Kommentar:
Da ist sie also, meine erste vollkommen von AAR abweichende Meinung. Ich hab »She’s Got it Bad« gekauft, weil es dort ein A bekommen hat – der uneingeschränkten Begeisterung kann ich mich aber nicht anschließen, im Gegenteil.

Das Buch fängt eigentlich interessant an: Der Prolog beschreibt die Nacht, in der Zoe Ford versucht, Liam zu verführen. Da Liam aber das Vertrauen der Familie Ford, die ihn nach dem Tod seiner Mutter bei sich aufgenommen hat, nicht missbrauchen will, entsagt er dem Mädchen schweren Herzens und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Zwölf Jahre später nimmt das Unheil seinen Lauf: Liam stößt rein zufällig in einer Galerie auf ein aufregendes Aktgemälde, das niemand anderen als Zoe zeigt, und bereits in dieser Szene wird klar, dass Liam nicht ganz richtig tickt. Er reißt das Bild von der Wand, damit niemand anders es sieht, und beschließt, seine Jugendliebe zu retten. Es steht für Liam nämlich außer Zweifel, dass Zoe dringend Geld braucht und sich nur deshalb »verkauft« und malen hat lassen; den Hinweis der Galeristin, dass das Gemälde keine Pornografie, sondern Kunst ist, schlägt er in den Wind. Nachdem er ihre Adresse ausgekundschaftet hat, ereilt ihn der nächste Schock: Er muss entgeistert feststellen, dass Zoe als Tätowiererin arbeitet. Und als wäre das alles nicht schlimm genug, tritt sie abends auch noch als »Vixen« halbnackt in einem Nachtclub als Sängerin auf und heizt fremden Männern ein.

Zwar hat es Liam zwölf Jahre lang nicht gekümmert, was das Mädchen treibt, dem er das Herz gebrochen hat, aber da das Schicksal sie nun wieder zusammengeführt hat, fühlt er sich dringend berufen, ihr Leben in Ordnung zu bringen. Überfüssig zu erwähnen, dass ihr das nicht besonders gut passt, wenngleich sie ihn nach wie vor ziemlich sexy findet und deshalb so lange heiß macht, bis er ihr nicht mehr widerstehen kann und sie noch in der Garderobe des Clubs flachlegt. Da er das ja gar nicht wollte, kommt er hinterher fast um vor schlechtem Gewissen, und alle sind genervt. Damit ist auch schon das wichtigste zur Handlung gesagt, denn diese wiederholt sich im Folgenden stetig: Zoe verführt Liam, Liam ist sauer. Auf sich selbst und irgendwie auch auf Zoe, weil sie so ist, wie sie ist. Varianten davon sind: Liam spioniert Zoe nach, Zoe ist sauer. Liam greift ungefragt in Zoes Leben ein, Zoe ist sauer. Liam nörgelt an Zoe rum, Zoe ist sauer. Liam lässt Zoe mal wieder Abblitzen, Zoe ist sauer.

Ehrlich gesagt, ich bin auch sauer. Auf die Autorin, die uns einen dermaßen bescheuerten Chauvi als Helden vorsetzt – und Liam ist wirklich von der ersten Szene an unerträglich. Sein persönlicher Hintergrund ist fraglos tragisch, rechtfertigt aber nicht, dass er sich unaufgefordert ins Leben anderer Leute drängt – schon gar nicht, nachdem er zwölf Jahre nichts von sich hat hören lassen und sich nicht die Bohne dafür interessiert hat, was Zoe macht. Jetzt kommt er daher, glaubt, sie besser zu kennen als sie sich selbst kennt, und weiß deshalb ganz genau, was sie will, was sie braucht und was gut oder schlecht für sie ist. Die Penetranz, die er dabei an den Tag legt, ist schlicht unfassbar, und seine spießigen Nörgeleien und Anklagen sind kaum auszuhalten und reichen von »Dein Shirt ist zu eng!«, »Deine Jeans ist ne Nummer zu klein!«, »Dein Rock ist zu kurz!« bis zu »Deine Augen sind zu schwarz geschminkt!«, »Du sollst meine Mitarbeiter nicht anmachen!« und »Du willst mehr als Sex von mir, auch wenn du es dir nicht eingestehst!« Besonders impertinent ist aber die über allem schwebende Gesamtbeurteilung von Zoes Situation: »Du lässt dich nackt malen, machst Kerle heiß, arbeitest als Tätowiererin und singst in nem Nachtclub – dein Leben ist scheiße. Du musst ein Problem haben.«

Ich verkneife mir schweren Herzens die Bemerkung, dass Zoes vordringliches Problem m.E. Liam selbst ist, denn sie hat wirklich ein Problem. Dieses in einem tragischen Vorfall in der Vergangenheit begründet und hängt unmittelbar mit Liams Abgang vor zwölf Jahren zusammen; ob Zoe aber deshalb wirklich ihr gesamtes Leben als schlecht empfindet, wird nicht ganz klar. Im Prinzip ist die Protagonistin jedenfalls in Ordnung, abgesehen davon, dass sie sich am Ende tatsächlich von Liam retten lässt. Vielleicht, weil der Sex mit ihm so gut ist – die Sexszenen jedenfalls sind zahlreich und ziemlich heiß!

Fazit:
5/15 – Die Idee wäre gar nicht so schlecht, aber die Umsetzung ist mangelhaft und strotzt nur so vor antiquierten Klischees. Aufgrund des unerträglichen Protagonisten und der dünnen Geschichte gerade so ein Ausreichend.

Jean-Christophe Grangé: Der Flug der Störche

Lübbe Audio, 6 CDs
Gekürzte Lesung von Joachim Kerzel

Inhalt:
Jedes Jahr im Spätsommer versammeln sich die Störche und brechen nach Süden auf. Und jedes Jahr im Frühling kehren sie zurück in ihre alten Nester. Doch diesmal bleibt die Rückkehr der Zugvögel aus. Ein Schweizer Ornithologe schlägt Alarm. Er erteilt Louis Antioche den Auftrag, den Weg der Störche von Europa nach Zentralafrika zu verfolgen. Seine Nachforschungen werden zu einer Reise ins Grauen.

Kommentar:
Da mir »Der Flug der Störche« auf dem Flohmarkt über den Weg gelaufen ist, dachte ich, ich versuch’s doch auch mal mit diesem Hörbuch; die Grangé-Stoffe haben ja eigentlich immer was, wie man spätestens seit »Die purpurnen Flüsse« oder »Das Imperium der Wölfe« weiß, also kann man da nicht viel falsch machen …

Und man macht auch nichts falsch – es sei denn, man erwartet infolge des Klappentexts einen Umweltthriller wie Schätzings »Der Schwarm«. Den kriegt man nämlich nicht. Stattdessen kriegt man einen beklemmenden, komplexen, spannenden, teilweise sehr blutigen und detailreich-ekelhaften Thriller, der aber trotzdem nicht nur um der Effekthascherei willen grausam ist. Viele Hintergründe und Details der Geschichte sind zwar – zumindest in Ansätzen – zu durchschauen, die Auflösung geht aber fast immer noch ein Stück weiter und tiefer, als man es für möglich gehalten hätte. Man wird von Beginn an in die Geschichte hineingezogen, wobei der Spannungsbogen mit Auflösung des Handlungsstranges um die verschwundenen Störche zwischenzeitlich ein wenig verloren geht; so hat »Der Flug der Störche« im Mittelteil – mit Beginn der Ermittlungen in Afrika – ein paar Längen, als nämlich die beiden Haupthandlungsstränge verbunden werden bzw. der zweite wesentliche Handlungsstrang richtig aufgenommen wird. Hier hätte man m.E. noch ein wenig kürzen können, wenn man die Story ohnehin strafft, angesichts der sonst spannenden und dichten Handlung fällt das aber nicht besonders negativ ins Gewicht.

Joachim Kerzel – Synchronsprecher von Jean Reno, der in diversen Grangé-Verfilmungen die Hauptrolle spielt – klingt eigentlich zu alt für den 32-Jährigen, der die Geschichte in Ich-Form erzählt, macht seine Sache aber so grandios, dass man darüber hinwegsehen kann. Er verzichtet auf eine Lesung mit verteilten Rollen und liest den Stoff stattdessen gänzlich unaufgeregt, aber sehr eindringlich, was das beklemmende Gefühl beim Hörer nur verstärkt und den Stoff perfekt unterstreicht – ebenso wie die punktuell und sehr gezielt eingesetzten Geräusche und Musiken.

Wertung:
14/15 – Eine fast perfekte Vertonung eines tollen Buchs, bei der nahezu alles stimmt – nicht zuletzt der Preis, der mit 10,95 Euro UVP für 6 CDs unschlagbar ist!

Lisa Kleypas: Against the Odds

Inhalt:
Lydia Craven ist eine begabte Mathematikerin und hat errechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, die große Liebe zu finden, äußerst gering ist. Deshalb hat sie sich entschieden, eine Vernunftehe mit Lord Wray einzugehen – er teilt ihre Interessen und sie kann sich vorstellen, ein zufriedenes Leben an seiner Seite zu führen. Doch kurz vor der Hochzeit tritt der Jake Linley auf den Plan und stürzt die sonst so vernünftige Lydia mit einem Liebesgeständnis in heillose Verwirrung …

Kommentar:
»Against the Odds«, veröffentlicht in der Anthologie »Where’s my Hero?«, dreht sich um Lydia Craven, Tochter des Geschäftsmannes Derek Craven aus »Roulette des Herzens« (»Dreaming of you«), und den Arzt Jake Linley, bekannt aus der Bowstreet-Runner-Serie. Die Geschichte ist nur knapp 100 groß gedruckte Seiten lang und umfasst eine Handlung von wenigen Stunden, in denen sich die sympathischen Protagonisten ihrer Gefühle füreinander gewahr werden, entsprechend oberflächlich ist sie natürlich. Das ändert jedoch nichts daran, dass sie gute, kurzweilige Unterhaltung für eine halbe Stunde auf der Couch bietet, zumal das Wiedersehen mit Sara und Derek Craven großen Spaß macht.

Fazit:
10/15 – Nette Unterhaltung, aber natürlich schon aufgrund des begrenzten Platzes innerhalb der Anthologie ohne jeden Tiefgang.

Lisa Kleypas: Roulette des Herzens

Originaltitel: Dreaming of you
2. Teil einer Serie

Inhalt:
Die erfolgreiche Jungschriftstellerin Sara Rose Fielding rettet im Zuge ihrer Milieustudien für ein neues Buch den berühmt-berüchtigten Spielhöllenbesitzer Derek Craven. Als Gegenleistung erbittet sie, in Dereks Club Recherchen betreiben und seine Angestellten befragen zu dürfen, und weil er in ihrer Schuld steht, willigt er nach langem Zögern schließlich ein. Schon bald herrscht eine ständig wachsende Spannung zwischen den beiden, doch obwohl Derek Sara so sehr will wie keine Frau zuvor, schickt er sie schließlich zurück in ihre Heimat auf dem Land und versucht, sie zu vergessen …

Kommentar:
Der zweite Band der Serie aus dem Umfeld von Derek Craven dreht sich um den Spielhöllenbesitzer selbst und geht schon gut los: Craven wird in den düsteren Gassen des East Ends überfallen und von Sara gerettet. Es mutet etwas befremdlich an, dass die harmlose Schriftstellerin vom Land eine Pistole bei sich trägt und mal so nebenbei einen Gangster erschießt, ohne dass das weitere Konsequenzen oder wenigstens ernsthafte Schuldgefühle nach sich zieht, aber das ist schnell vergessen. Die Liebesgeschichte zieht einen so in ihren Bann, dass man sich an den kleinen Unwahrscheinlichkeiten nicht ernsthaft stört. Gegen Ende wirkt die Handlung dann allerdings ziemlich überstürzt und und diverse Zeitsprünge lassen keinen Raum, um die Entwicklung Dereks und der Beziehung des Paares nachvollziehen zu können. Dafür werden noch einige eigentlich überflüssige hochdramatische Ereignisse eingebaut, die das Happy-End unnötig hinauszögern.

Im Gegensatz zum Vorgängerbuch »Jägerin des Herzens« begegnet man hier zwei absolut überzeugenden Protagonisten, die die Geschichte zum Leben erwecken. Die beiden könnten gegensätzlicher kaum sein: Sara ist warmherzig, liberal, loyal, mutig und intelligent, dabei aber bisweilen auch ziemlich naiv. Ihre Fähigkeit, gefährliche Menschen und heikle Situationen als solche zu erkennen, tendiert – trotz des Mitführens einer Pistole – gegen Null; sie glaubt zu jeder Zeit ans Gute in den Menschen. Das ist stimmig und passt hier, denn dieser Charakterzug ist Grundvoraussetzung dafür, dass sich sich auf Derek einlässt. Eine vernünftigere, weniger idealistische Frau würde Derek Cravens Handeln in der Vergangenheit und seinen daraus resultierenden schwierigen Charakter nicht einfach hinnehmen und ihn bedingungslos akzeptieren wie er ist. Doch Sara hat die Größe, ihm so viel Zeit, Freiheit und Raum zu geben, wie er braucht, um Vertrauen zu ihr zu fassen und ihre Liebe zu erwidern.

Derek ist ein »tortured hero« wie er im Buche steht. Der Gossenjunge, Sohn einer Prostituierten und aufgezogen von Huren und Gesindel, hat sich im Laufe seiner illustren Vergangenheit als Kaminjunge, Hafenarbeiter, Stallbursche, Dieb, Erpresser, Leichenräuber, männlicher Prostituierter, Betrüger und wahrscheinlich auch Mörder (das wird angedeutet, es bleibt aber offen) durchgeschlagen. Mit Ehrgeiz und Verbissenheit hat er es schließlich zum Clubbesitzer gebracht und ein riesiges Vermögen angehäuft; er hat sich alles erkauft, was man mit Geld erkaufen kann, aber inneren Frieden hat er nicht gefunden. Er hadert mit seiner Vergangenheit, ist zerrissen und weiß nicht, wo er hingehört; sein Konkurrent Ivo Kenner bemerkt sehr treffened, dass er mit einem Fuß in Mayfair und mit dem anderen im East End steht. Dass er sich vom ersten Moment an zur lebenslustigen, herzlichen Sara hingezogen fühlt, versteht er selbst nicht – und es gefällt ihm auch nicht. Er kann und will sich nicht auf sie einlassen, weil er Angst vor Bindungen hat, nicht an die Liebe glaubt und Sara schützen will. Nicht zu Unrecht ist er der Meinung, dass sie aus einer anderen Welt kommt und nicht zu ihm passt. Sein Handeln und sein Wehren bis zum letzten Moment ist im Kontext durchgehend glaubwürdig – auch wenn die die Ereignisse, die ihn schließlich dazu bringen, sich doch auf Sara einzulassen, dann etwas konstruiert wirken. Dafür punktet er am Ende mit einem wunderschönen Liebesgeständnis!

Diverse gute Nebenfiguren bereichern das Buch, etwa das Clubfaktotum Worthy und Saras Verlobter, ein weichgespültes Muttersöhnchen par excellence, nebst seiner herrischen Erzeugerin, die Sara das Leben zur Hölle macht. Mehrfach begegnet man auch Lily Lawson und Alex Raiford wieder, von denen es wenig Neues gibt (außer dass sie inzwischen einen Sohn haben): Lily ist und bleibt eine ordinäre, enervierende Figur, die sich unter dem Deckmäntelchen des Helfenwollens in alles einmischt, während Alex ihr immer noch alles mehr oder weniger kommentarlos nachsieht.

Abschließend noch ein Kritikpunkt, der aber nicht in die Wertung einfließt: Die Übersetzung wirkt ziemlich antiquiert und liest sich teilweise recht holprig, allein schon, weil offenbar sämtliche Possessivpronomen aus dem Text verbannt wurden: »die Gattin« schmiedet Pläne, »der Ehemann« ergreift das Wort und »man« sucht die Eltern auf. Daneben scheint mir die Übersetzung teilweise außerdem ziemlich sinnentstellend zu sein. Es würde mich nicht wundern, wenn hier mal wieder sprachlich und inhaltlich in die Handlung eingegriffen worden wäre, aber da mir das englische Original (noch) nicht vorliegt, kann ich es nicht mit Gewissheit sagen.

Fazit:
14/15 – Abgesehen davon, dass die Geschichte im Zeitraffer zuende erzählt wird, ein wunderschöner Liebesroman mit hinreißenden Protagonisten.

Lisa Kleypas: Jägerin des Herzens

Originaltitel: Then Came You
1. Teil einer Serie

Inhalt:
Die kapriziöse Lily Lawson gefällt sich darin, die noble Londoner Gesellschaft zu schockieren. Aber hinter der Fassade übertriebener Fröhlichkeit vergirbt sie ihre Enttäuschung über die Männerwelt. Deshalb lässt sie sich schnell überreden, die unwillkommene Verheiratung ihrer Schwester mit dem arroganten Lord Alex Raiford, Earl of Wolverton, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu hintertreiben. Lord Alex beschließt bald, sie für diese Einmischung teuer bezahlen zu lassen …

Kommentar:
Lisa Kleypas zählt ja eigentlich zu meinen liebsten Liebesromanautorinnen, aber dieses (vielfach gerühmte) Frühwerk von 1993 trifft leider nicht wirklich Geschmack. Die Geschichte an sich ist »Was sich liebt, das neckt sich«-Standardkost: Die Protagonisten können sich anfänglich nicht leiden, streiten, beschimpfen und kabbeln sich, entdecken aber im Laufe ihrer Handlung ihre Liebe zueinander. Nichts Neues also, aber als Basis für einen Liebesroman völlig ausreichend. Daneben gibt es ganz am Rande noch eine Art Krimihandlung, denn Lilys Tochter ist entführt worden, und Lily wird von den Entführern erpresst. Dieser Handlungsstrang ist zwar nicht übermäßig glaubwürdig, geht aber in Ordnung.

Das eigentliche Problem sind hier die Figuren. Alex Raiford ist nach zwei Jahren immer noch zutiefst mitgenommen vom Unfalltod seiner Verlobten Caroline und lässt sich aus Angst vor weiteren Verlusten und Verletzungen nicht mehr auf andere Menschen ein. Dass er sich entschieden hat, Lilys Schwester Penelope zu heiraten, hat rein praktische Gründe: Er will einen Erben und hält die hübsche, stille Penelope für genau die richtige Frau, weil er nichts für sie empfindet und davon ausgeht, dass sie fügsam ihren Aufgaben nachkommen wird. Unglücklicherweise weckt aber ausgerechnet das Auftauchen von Lily in ihm heftiges Begehren und stürzt ihn in ein Gefühlschaos. Da ist es fast praktisch, dass seine Verlobte Penelope – angespornt und gedeckt von ihrer verrufenen Schwester – mit ihrer großen Liebe durchbrennt, denn somit ist der Weg frei für eine Hochzeit mit Lily. Spätestens hier wurde mir der Protagonist zu unglaubwürdig: Dass er Lily trotz all ihrer unfassbaren Eskapaden heiraten will, ist mir ebenso ein Rätsel wie seine Hingabe, Selbstlosigkeit und sein grenzenloses Verständnis für Lilys unüberlegte und gefährliche Aktionen; eigentlich gehört diese Frau mal ordentlich auf den Pott gesetzt, damit sie wieder zu Verstand kommt. Alex ist also zwar ein hingebungsvoller Held, er steckt für meinen Geschmack aber zu viel ein und verzeiht zu viel; mir ist er eindeutig zu weichgespült.

Im Vergleich zu Lily ist er aber trotzdem das kleinere Übel. Lily ist zwar schlagfertig und selbstständig, ansonsten aber genau so, wie ich eine Heldin nicht haben will. Ihr Handeln zeugt während der ganzen Geschichte (den Epilog ausgenommen) von ihrem Egoismus und ihrer Berechnung, zudem ist sie vollkommen übertrieben dargestellt – zu vulgär, zu hysterisch, zu laut, zu egoistsch, zu impulsiv, zu verrucht. Sie wirft mit Gegenständen, kreischt und entführt zu allem Übel auch noch Alex‘ kleinen Bruder. Gerade sie, deren eigenes Kind entführt wurde und die jeden Tag Todesängste aussteht und jede Nacht Alpträume deshalb hat, dürfte niemals einen anderen Menschen dieses Leid antun und diesen Ängsten aussetzen, auch nicht, wenn der Fall zugegebenermaßen anders gelagert ist. Ihr Schicksal entschuldigt das weder, noch ist es eine gute Begründung – ganz im Gegenteil! Mit bedingungsloser Mutterliebe und der Bereitschaft, alles für das Wohl ihres Kindes zu tun (von dem sie allerdings zunächst gar nicht weiß, ob es überhaupt noch lebt), ist aber ihr gesamtes Verhalten nicht hinreichend zu rechtfertigen. Und dass erst ihr Verlober und später ihr Liebhaber sie verraten haben, erklärt auch nicht, warum sie sich nicht helfen lässt von dem Mann, den sie liebt und der ihr ja ganz offensichtlich sein eigenes Leben zu Füßen legen würde. Stattdessen bringt sie sich ständig selbst in Gefahr bringt, und zwar ganz offensichtlich ohne zu überlegen, was aus ihrem Kind würde, wenn ihr etwas zustoßen sollte. Wenig glaubwürdig!

In Sachen Nebenfiguren hat Kleypas aber immerhin einen Volltreffer gelandet, mit Lilys Freund Derek Craven nämlich, der aus der Gosse stammt und sich zum berühmt-berüchtigten Clubbesitzer hochgearbeitet hat. Auch wenn seine Vergangenheit und die Umstände seines Aufstiegs noch Dunkeln liegen, ist schon jetzt klar, dass er für seinen Reichtum und Erfolg über Leichen gegangen ist; entsprechend hart und unnachgiebig verhält er sich Lily, vor allem aber sich selbst gegenüber. Auf seine Geschichte bin ich wirklich gespannt, sie wird in »Roulette des Herzens« (Originaltitel: »Dreaming of you«) erzählt.

Fazit:
7/15 – Mehr Punkte kann ich dem Frühwerk vom Kleypas beim besten Willen nicht geben, dafür sind die Protagonisten, vor allem Lily, einfach zu misslungen.

Bill Napier: Der 77. Grad

Originaltitel: Shattered Icon

Inhalt:
Der britische Buchhändler Harry Blake wird von einem reichen Lord gebeten, ein verschlüsseltes, 400 Jahre altes Manuskript zu enträtseln. Es scheint sich um ein Tagebuch zu handeln, verfasst von einem Schiffsjungen. 1585 begleitete dieser den Abenteurer Sir Walter Raleigh auf einer Expedition in die Karibik. Ihr Ziel: der 77. Grad, der Längengrad Gottes. Als sein Auftraggeber ermordet wird, begreift Blake, dass in dem mysteriösen Journal aus der Zeit von Königin Elisabeth I. ein dunkles Geheimnis verborgen sein muss. Gemeinsam mit der Historikerin Zola Khan deckt Blake eine unglaubliche Verschwörung auf …

Kommentar:
»Pageturner« bezeichnet ja eigentlich ein Buch, das so super und spannend ist, dass man gar nicht aufhören kann weiterzublättern resp. -lesen. Bei »Der 77. Grad« allerdings, von der Edinburgh Times angepriesen als »Ein Pageturner, bei dem man sich die Finger wundblättert« bekommt das Wort eine neue Bedeutungsebene. Das Problem mit den wunden Fingern kommt nämlich eher daher, dass man die langweiligen, sich stetig wiederholenden und zu allem Übel zum Teil auch noch völlig zusammenhanglos aneinandergereihten Ausführungen möglichst schnell hinter sich bringen will.

Fazit:
Abgebrochen wegen Unerträglichkeit. Will man sich gähnende Langeweile und wunde Finger vom Pageturnen ersparen, feuert man das Buch am besten gleich in die Ecke und nicht erst – wie ich – nach 100 Seiten quälender Langeweile.

Eileen Wilks: Wolf Shadow 1 – Verlockende Gefahr

Originaltitel: Tempting Danger
1. Teil der Wolf-Shadow-Serie

Inhalt:
Lily Yu ist Spezialistin für übernatürliche Verbrechen bei der Polizei von San Diego. Dabei kommen ihr besonders ihre übersinnlichen Fähigkeiten zugute, mit deren Hilfe sie feststellen kann, ob bei einem Verbrechen Magie im Spiel war. Als Lily zu einem grausamen Mordfall gerufen wird, trifft sie im nahe gelegenen Nachtclub, der vorrangig von Werwölfen aufgesucht wird, auf den prominenten Rule Turner, Prinz des Werwolf-Clans der Nokolai. Sie fühlt sich magisch von ihm angezogen, aber es stellt sich heraus, dass Rule eine Affäre mit der Frau des Opfers hatte – damit ist er einer der Hauptverdächtigen. Dennoch nimmt Lily sein Angebot an, ihr zu helfen und sie mit den Gepflogenheiten seiner Art bekannt zu machen. Es ist schnell klar, dass der Werwolf selbst in Gefahr ist, und so machen sich Lily und Rule gemeinsam auf die Jagd nach dem intriganten Mörder …

Kommentar:
»Verlockende Gefahr« ist der erste Teil einer Urban-Fantasy-Serie mit Romance-Elementen. Die magische Bindung zwischen Lily und Rule spielt eine größere Rolle, vorrangiges Thema ist allerdings die Aufklärung der Morde – die, wie sich herausstellt, wiederum nur ein kleines Steinchen in einem großen Ganzen sind. Denn eigentlich geht es um Macht und Machtverschiebung, um – z.T. aus den Fugen geratene – Magie und die Veränderung der Welten. Wilks schickt den Leser in ein Szenario, das nur auf den ersten Blick bekannt zu sein scheint; in Wahrheit tummeln sich hier neben den »normalen« diverse paranormal begabte Menschen sowie Andersblütige wie Werwölfe (die kurz davor stehen, Bürgerrecht zu erhalten), Gnome oder Feen.

Bei der Erklärung ihres Kosmos‘ mutet die Autorin den Lesern phasenweise einiges zu: Vieles wird zunächst nur angerissen und angedeutet, aber nicht zu Ende erklärt; so hinterließ die eine oder andere Szene ein befremdliches Gefühl, weil die Inhalte von Dialogen ohne entsprechende Hintergrundinformationen nicht verständlich waren. Das mag der Spannungssteigerung dienen, ist aber auch ganz schön unbefriedigend, wenn man vermehrt mit einem »Was reden die denn da?«- oder »Was soll das denn alles?«-Gefühl zurückgelassen wird, während die Handlung an anderer Stelle weitergeht. Hinzu kommen feine Unterschiede zwischen Begrifflichkeiten, denen zumindest ich trotz der Erklärungsversuche nur bedingt folgen konnte – der Unterschied zwischen Zauberei, Hexerei und Magie hat sich mir zum Beispiel nicht überzeugend erschlossen, und auch die komplexen Zusammenhänge zwischen einigen Figuren und Handlungsmotive waren mir nicht gut genug ausgearbeitet. Möglicherweise helfen allerdings die weiteren Bände der Serie fürs Verständnis.

Die Welterklärungsabschnitte des Buchs – ob in dieser Ausführlichkeit nötig oder nicht, lass ich dahingestellt –, haben darüber hinaus auch immer wieder Tempo aus der Geschichte genommen. Von einigen kleinen Längen war die Handlung alles in allem aber doch interessant und spannend genug, um zu fesseln. Äußerst befremdlich mutet allerdings die finale Schlacht an bzw. das, was sie hätte sein sollen – denn sie endet, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Rückblickend erfährt man schließlich von einigen Vorkommnissen während des Kampfes, reduziert auf die allerwesentlichsten Informationen. Dass diese Szene nicht ausformuliert wurde, erschließt sich mir nicht; damit nimmt man dem eigentlichen Finale des Buchs die Spannung und den Stellenwert.

Die Figuren sind durch und durch gut gelungen. Das gilt besonders für Lily, die erfreulicherweise keine dieser derzeit so beliebten Kickass-Heldinnen ist, sondern eine etwas eigene, intelligente, zielstrebige, erfolgreiche Polizistin chinesischer Abstammung mit magischen Kräften, die sich im knallharten Polizistenalltag unter Männern behauptet und ihren Überzeugungen folgt, auch wenn der Weg alles andere als bequem oder leicht zu beschreiten ist. Ihr Umgang mit der Bindung zu Rule ist souverän – nach anfänglicher verständlicher Entgeisterung akzeptiert sie das, was sich ohnehin nicht ändern lässt und schaut nach vorne. Das gilt auch für ihren Umgang mit der eigenen Vergangenheit – sinnlose Szenen und irrationale Gefühlsausbrüche erlebt man bei Lily nicht; sie ist aber dennoch nicht unterkühlt dargestellt, sondern eben einfach sachlich.

Meine Befürchtung, Rule sei ein arroganter selbstverliebter Promischnösel, wurde zum Glück nicht bestätigt. Für einen Werwolf ist er erfreulich wenig machohaft, dominant und besitzergreifend – vielleicht sogar ein bisschen zu wenig, um den Vorstellungen vom »Tier im Manne« zu entsprechen. Mich stört das überhaupt nicht, allerdings fand ich ihn dennoch ein wenig zu blass; er ist eigentlich kein Held, der einem so richtig im Kopf bleibt, dazu ist er zu nett und normal (sofern ein Werwolf normal sein kann).

Gute Nebenfiguren bereichern die Wolf-Shadow-Welt zusätzlich. Sowohl auf Polizisten-/FBI- als auch auf Werwolfseite begegnen einem interessante Gestalten wie der geheimnisvolle Brooks und der einzelgängerische zaubernde Werwolf Cullen, daneben sorgen aber auch Lilys denkwürdige Oma, ein knurriger Gnom und ein besitzergreifender Kater für Unterhaltung.

Fazit:
10/15 – Der uneingeschränkten allgemeinen Begeisterung kann ich mich nicht ganz anschließen, denn obwohl mich das Buch gut unterhalten hat, hatte es m.E. einige Schwachstellen im Aufbau. Aus vielen Szenen und Ideen hätte man deutlich mehr herausholen können, ebenso aus der Figur Rule, die zwar sympathisch, aber eine Spur zu langweilig geraten ist.

Kerstin Gier: Rubinrot

1. Teil einer Trilogie

Inhalt:
Manchmal ist es ein echtes Kreuz, in einer Familie zu leben, die jede Menge Geheimnisse hat. Der Überzeugung ist zumindest die 16jährige Gwendolyn. Bis sie sich eines Tages aus heiterem Himmel im London um die letzte Jahrhundertwende wiederfindet. Und ihr klar wird, dass ausgerechnet sie das allergrößte Geheimnis ihrer Familie ist. Was ihr dagegen nicht klar ist: Das man sich zwischen den Zeiten möglichst nicht verlieben sollte. Denn das macht die Sache erst recht kompliziert!

Kommentar:
Eigentlich hat mich das Buch überhaupt nicht interessiert. »Kinderbücher« hab ich seit einigen Jahren ziemlich satt, und Zeitreisegeschichten konnte ich ohnehin noch nie leiden. Nach diversen positiven Rezensionen ernstzunehmender Leute wollte ich »Rubinrot« dann aber doch lesen – und ich bin wirklich richtig froh, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die 16-jähirge Gwendolyn ist eigentlich ein ganz normales Mädchen – abgesehen davon, dass sie Geister sehen kann und eine höchst seltsame Familie hat. Ihr Leben ändert sich aber rapide, als sie auf einmal unversehens in die Vergangenheit geschleudert wird und sich zur großen Überraschung ihrer Familie herausstellt, dass nicht – wie angenommen – ihre Cousine Charlotte, sondern sie selbst mit dem Zeitreise-Gen ausgestattet ist. Dumm nur, dass man Charlotte jahrelang auf die Zeitsprünge vorbereitet hat, und Gwen nun vollkommen unvorbereitet ist. Dabei spielt sie als Nr. 12, als »Rubinrot«, eine wichtige Rolle in den Plänen eines Geheimbundes, wenn auch keiner genau zu wissen scheint, welches Geheimnis zu lösen ist. Es ist aber klar, dass der Blutkreis geschlossen werden muss, und zu diesem Zweck muss Gwen gemeinsam mit dem drei Jahre älteren Gideon in die Vergangenheit reisen – wo sie einige sehr merkwürdige und abenteuerliche Begegnungen hat!

Besonders tiefgründig oder anspruchsvoll ist Geschichte nicht, und eigentlich passiert auch gar besonders viel. Das macht aber überhaupt nichts, es wird dennoch zu keiner Zeit langweilig – das Buch unterhält mit wundervollen, lebhaften, detaillierten Beschreibungen der Szenen in Vergangenheit, mit spritzigen Dialogen und mit seinem Humor – die Betrachtungen eines Teenies sind (rückblickend!) einfach amüsant! Überhaupt sind es bei diesem Buch oft die eigentlich bedeutungslosen Kleinigkeiten und Nebensätze, mal eben ganz beiläufig eingestreut, die so großen Spaß machen.

Hervorragend gelungen ist die Art der Einbindung der Zeitreisen in die Gegenwart; Gwen wird nämlich nicht in die Vergangenheit geschleudert und irrt die ganze Zeit dort herum, sondern sie kehrt nach kurzen Aufenthalten zurück in die Gegenwart. Und hier ist das Zeitgeschehen Trumpf – inklusive aktueller Filme und technischer Errungenschaften wie Fotohandy (mit dem Gwen auch in der Vergangenheit zu beeindrucken weiß) und Internet (wo sich aufschlussreiche Infos über Zeitreisen und Personen aus der Vergangenheit finden lassen).

»Rubinrot« punktet außerdem mit seinen liebevoll gezeichneten Figuren: Die warmherzige, entwaffnend offene und teils fast sarkastisch wirkende Gwen mit ihren typischen Teenienöten ist eine durch und durch bezaubernde Protagonistin, und dass sie für den gutaussehenden, ein wenig herablassende Gideon schwärmt, ist durchaus nachvollziehbar. Aber auch der Großteil der Nebenfiguren ist extrem lebendig – fast jede hat irgendein Attribut, das sie besonders und einzigartig macht.

Die im Klappentext angedeutete Romanze zwischen Gwen und Gideon spielt eigentlich nur eine sehr untergeordnete Rolle und ist weit weniger dramatisch, als sie klingt. Wer eine Lovestory sucht, wird sie in diesem Buch nicht finden: Die beiden revideren nur ihre anfänglichen (Vor-)Urteile übereinander und lernen sich zu schätzen. Ihre Annäherung geht aber in diesem Teil nicht über eine harmlose Schwärmerei hinaus.

Das Manko des Buchs: Es endet vollkommen offen, mitten in der Handlung. Ich hab ja normalerweise kein Problem damit, wenn sich die Rahmenhandlung einer Geschichte über mehrere Teile erstreckt, aber eine wenigstens teilweise abgeschlossene Story innerhalb eines Bandes sollte schon sein.

Wertung:
14/15 – Einen Punkt Abzug für das vollkommen offene Ende kann ich nicht vermeiden, aber darüber hinaus ist »Rubinrot« das eines der schönsten, unterhaltsamsten und lebendigsten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Komischweise spukt mir im Zusammenhang mit dem Buch immer das Adjektiv »reizend« im Kopf herum, obwohl dieses Wort eigentlich gar nicht zu meinem aktiven Sprachschatz gehört – aber es ist einfach reizend! Und der Stil der Autorin ist so wunderbar zu lesen, dass ich mir unbedingt mal eines ihrer Bücher für die »Großen« vornehmen muss! (So lässt sich dann auch die Zeit bis »Saphirblau« besser überbrücken.)

Lauren Royal: Verführung im Mondschein

Originaltitel: Rose
3. Band der Flower-Trilogie

Inhalt:
England, 1677. Rose Ashcroft ist betörend schön – und mit 21 Jahren leider auf dem besten Weg, eine alte Jungfer zu werden! Entschlossen macht sie sich daran, einen Ehemann aus adliger Familie zu finden. Vorsichtshalber verbirgt sie dabei, dass ihre große Leidenschaft der Wissenschaft und der Welt der Bücher gehört. Nur ein Mann weiß, wie brillant Rose ist: der gut aussehende Christopher Martyn, aufstrebender Architekt am Hof des Königs. Er liebt Rose insgeheim und will sie unbedingt für sich erobern. Aber kann er sie von der Leidenschaft überzeugen, die in seinem Herzen für sie brennt – obwohl er keinen Titel besitzt?

Kommentar:
Da ich gerade in einer Phase bin, in der ich mich nicht mit schlechten Büchern herumschlagen will, hab ich »Verführung im Mondschein« nach etwas über 100 Seiten abgebrochen. Selten hab ich so viele blöde Figuren auf einem Haufen erlebt. Da wären: Eine schreckliche Mutter, die sich auf äußerst plumpe Weise als Kupplerin versucht, weil nur sie allein weiß, was gut für ihre Tochter ist. Der Auserwählte, ein bürgerlicher Held, der in Windsor Castle architektonische Wunderdinge verbringt und dessen vordringliches Ziel im Leben es ist, einen Adelstitel verliehen zu bekommen – unter anderem, um Rose zu erobern. Und dann noch eine 21-jährige alte Jungfer als Heldin, die verbittert und missgünstig, unerträglich hochmütig und trotz ihrer sagenhaften Bildung unfassbar naiv ist und ungefragt in den unpassendsten Momente mit jedem Unsinn rausplatzt, der ihr so in den hübschen Schädel schießt. Ob sie damit ihre Verehrer, Geschwister oder den König beleidigt, spielt keine Rolle; das ist offenbar ihre Vorstellung von Emanzipation. Eventuell fehlt mir auch mal wieder einfach der Humor, um die Handlungsweisen der Figuren liebenswert zu finden, aber das ist dann halt so.

Wertung:
Abgebrochen und die komplette Serie – drei Bücher! – aussortiert. Obwohl das keines der ganz finsteren Machwerke ist, ist mir meine Zeit dafür einfach zu schade.