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Carrie Vaughn: Die Stunde der Wölfe

OT: Kitty and the Midnight Hour
1. Teil der Kitty-Norville-Serie

Inhalt:
»Hallo, hier ist Kitty Norville und ihre Midnight Hour. Rufen Sie an und schildern Sie Ihre Sorgen. Ob Vampir, Hexe oder Werwolf – ich, Kitty, kann Ihnen helfen, denn ich bin Ihnen näher als Sie ahnen …«

Kitty Norville ist der Star bei einem kleinen Radiosender in Denver. In ihrer Nachtsendung »Midnight Hour« schüttet das ganze Land sein Herz aus. Die Anrufer, darunter Vampire, Werwölfe und Hexen, spüren, dass Kitty ihre Sorgen versteht. Was keiner weiß: Kitty ist aus eigener böser Erfahrung Expertin. Doch durch den Erfolg ihrer Sendung ist die junge Moderatorin plötzlich wie auf dem Präsentierteller – für die Geschöpfe der Finsternis und ihre Jäger. Und beide Seiten können ihr ungemein gefährlich werden …

Kommentar:
Sehr guter Auftakt einer Urban-Fantasy-Serie, die eine Radiomoderatorin in den Mittelpunkt stellt. Dass sie eine Werwölfin ist, fliegt auf ziemlich spektakuläre Weise auf, als ein Kopfgeldjäger ihre Sendung stürmt, um sie umzubringen. Ansonsten ist die Handlung aber nur bedingt spannend; das Buch ist ein typischer Erstling einer neuen Serie: Gemeinsam mit den (fiktiven) Radiohörern wird man durch Kittys Radioshow in diese neue Welt eingeführt, denn auch im Buch wurde die Existenz von Werwölfen, Vampiren und anderen unheimlichen Wesen bis dato geleugnet und war daher unbekannt. Die Akzeptanz des Übernatürlichen erfolgt für meine Begriffe ein wenig zu schnell und einfach und ist mit der Existenz der immer wieder erwähnten Fernsehserie »Uncharted World« nicht hinreichend zu erklären.
Neben den Einzelheiten über die Welt, in das Buch spielt, wird man intensiv mit den »Strukturen« in einem Werwolfrudel konfrontiert und erfährt alles Erdenkliche über Rangordnung, Rangordnungskämpfe, Dominanz und Unterwerfung. Die menschliche Seite der Werwölfe bereichert das werwölfische Leben schließlich noch um einige Intrigen, die die Handlung erst ins Rollen bringen. Die Darstellung der werwolftypischen Verhaltensweisen in diesem Zusammenhang waren mir ein wenig zuviel – was aber schlicht mit meinem persönlichen Geschmack zusammenhängt und anderen Leuten durchaus gefallen mag.

Die Hauptperson Kitty ist prinzipiell durchaus interessant, aufgrund ihre Werwolfseite taugt sie als Identifikationsfigur aber nur bedingt (zumindest für mich), zumindest zu Beginn der Buchs. Später steigt die Sympathie für Kitty, die sich im Verlauf der Geschichte zunehmend emanzipiert: Sie legt ihre Unterwürfigkeit ab und gewinnt an Widerstandskraft und Profil. Ihre Wandlung hin zur »Aufrührerin« geschieht allerdings ein bisschen sehr schnell und ist nur bedingt glaubwürdig.
Ihre Antagonisten sind von Beginn an ausgesprochen unsympathisch, aber dennoch nicht zu eindimensional geraten. Auch Kittys Freunde, Helfer und Befürworter sind gut gezeichnet, spielen aber – von T.J. abgesehen – nur eine untergeordnete Rolle. Die interessanteste Figur neben Kitty ist fraglos der Kopfgeldjäger Cormac, und man darf gespannt sein, wie seine weitere Beziehung zu Kitty verlaufen wird. Gleiches gilt allerdings auch für den etwas undurchsichtigen Vampir Rick.

Wertung:
11/15 – Ein interessantes und unterhaltsames Buch, bei dem aber zugunsten der notwendigen Einführung in die fantastische Welt und Kittys Emanzipation eine richtig fesselnde Handlung etwas in den Hintergrund gerückt wurde. Mir waren das bei allem Interesse manchmal zu viele Detailinformationen zur Lebenswelt und zu wenig Spannung. Das Ende lässt jedoch viele Möglichkeiten offen, und man darf gespannt sein, wie Kitty sich weiterhin schlägt!

Lora Leigh: Forbidden Pleasure

8. Teil der Bound Hearts Series

Inhalt:
People have heard of fleeting rumors about The Club. Located just outside Washington, D.C., only its members know where men go when they want to indulge the desire to share their women with a carefully selected male partner. John »Mac« McCoy resigned his membership from The Club when he married Keiley Hardin. Tempting and innocent, sweet and sexy, she would never accept Mac’s desire to share her with another man. However, Mac’s fantasies of sharing his wife haunt his dreams. And his passions. Unable to wait any longer to draw his best friend Jethro Riggs into his marriage, Mac invites Jethro to their home with the intention of drawing Keiley into the pleasures that only be achieved when two men love the same woman. But there’s more going on in Mac’s neck of the woods than a little additional pleasure. A past case, a stalker that likes to playing games and his wife is now in the middle of it all. Passion and pleasure, danger and desire combine as forbidden pleasure becomes an addiction none of them can escape.

Kommentar:
Wow. Das ist mal ein echter Erotikroman mit einer Vielzahl von prickelnden Szenen, in denen es richtig zur Sache geht. Man sollte allerdings keine Probleme mit Dreiecksbeziehungen und all ihren möglichen Spielarten haben, denn eine »ménage à trois« zwischen zwei Männern und einer Frau ist das Thema des Buches.

Es gibt zudem sogar eine sinnvolle Handlung, die die Entstehung der Dreierbeziehung zwischen dem Ehepaar und dem alten »Menage-Freund« sowie den inneren Konflikt der bislang monogamen Protagonistin beschreibt, die irgendwo zwischen Wut und Entsetzen, Faszination und Abscheu vor dieser Beziehung und sich selbst schwankt. Leigh beschreibt diesen Gefühlsaufruhr von Keiley ziemlich gut und nachvollziehbar. Nicht mehr nachvollziehbar waren hingegen die ausgedehnten und sich ständig wiederholenden Gedanken und Erklärungsversuche für den Wunsch der Protagonisten nach dieser doch recht speziellen Beziehungsform – diese »Rechtfertigungen« wird aber vermutlich ohnehin nur derjenige verstehen, der dieses Faible teilt.

Die eingebaute Stalker-Nebenhandlung stört zwar nicht weiter, es hätte sie m.E. aber auch nicht unbedingt gebraucht – zumal sie ohnehin eher nur als Seitenfüller zu dienen scheint und nicht wirklich gut ausgearbeitet ist, sodass auch die Auflösung recht kurz ausfällt.

Wertung:
13/15 – Ein fast perfekter Erotikroman, dem an einigen Stellen eine kleine Straffung gut getan hätte.

Elizabeth Boyle: The Matchmaker’s Bargain

Veröffentlicht in der Anthologie: Hero, Come Back
5. Teil der Danvers-Serie

Inhalt:
Als Amanda Preston auf ihrem Weg nach Brigthon bei einer Frau in Bramley Hollow übernachtet, ahnt sie nicht, dass sie bei einer Kupplerin gelandet ist. Unwissentlich geht Amanda einen sagenumwobenen Handel mit Esme ein und trifft nicht viel später auf James Reyburn, einen Lebemann, den sie bereits vor Jahren in London kennen und lieben gelernt hat. Doch Jemmy ist nach seinem Kriegseinsatz in Spanien nicht mehr derselbe …

Kommentar:
Die Handlung ist ein Klassiker: Leicht verbitterter Held und hingebungsvolle Heldin treffen zufällig aufeinander und verlieben sich. Man hat das zahllose Male gelesen … und nicht selten besser. Das liegt sicher vor allem am Umfang der Geschichte, die mit ca. 150 Seiten einfach nicht den Raum bietet, eine tiefschürfende Handlung zu erzählen. Allerdings ist die Story schon sehr süßlich, die Erklärung für Amandas Flucht ziemlich an den Haaren herbeigezogen und insbesondere das Ende im Gefängnis ziemlich albern.

Amanda ist ganz sympathisch, aber ein wenig naiv und alles in allem recht blass und leblos. Jemmy hingegen ist eigentlich ein klassischer »tortured hero«: Seit seiner Rückkehr aus dem Krieg, aus dem er ein steifes Bein und eine entstellende Narbe im Gesicht davon getragen hat, lebt er zurückgezogen in Bramley Hollow und meidet den ton. Er ist verbittert, hadert mit seinem Schicksal und vor allem mit seinen äußeren Makeln. Leider erfährt man zwar davon, er macht aber nicht wirklich einen verbitterten Eindruck. Sicher gilt hier ähnliches wie zuvor für die Geschichte: Es ist im Rahmen der Kurzgeschichte einfach keine Zeit, die Profile der Personen zu vertiefen.

Wertung:
7/15 – Eine ganz nette, aber ziemlich austauschbare oberflächliche Kurzgeschichte, die man nach dem Lesen schätzungsweise schnell wieder vergessen wird.

Elizabeth Amber: Der Kuss des Satyrs

Originaltitel: Nicholas
1. Band der Lords-of-Satyr-Serie

Inhalt:
Die Toskana im 19. Jahrhundert. Für Jane sollte ein Traum in Erfüllung gehen, als der attraktive Nicholas sie heiratet. Doch Jane ist eine unkonventionelle Frau, die nicht bereit ist, sich ihrem Gemahl brav unterzuordnen. Sie ahnt nicht, dass Nicolas ein Geheimnis hat: Einmal im Monat, bei Vollmond verwandelt er sich in einen Satyr, jenen mythischen Naturgeist, der nur für die Leidenschaft lebt …

Kommentar:
Mal wieder ein Roman, der zumindest in Deutschland unter falschen Vorzeichen verkauft wird. Es handelt sich nämlich unbestreitbar um einen Erotikroman – nur steht das nirgends und ist eigentlich auch dem Backcovertextes nicht eindeutig zu entnehmen. Offenbar versucht man einmal mehr, auf der derzeit so erfolgreichen Paranormal-Romance-Welle mitzureiten und nimmt zu diesem Zweck auch billigend in Kauf, die (falschen) Erwartungen der Leser zu enttäuschen: »Der Kuss des Satyrs« ist nämlich weder ein gefühlvoller Liebesroman noch eine paranormale Romanze; von Romantik findet sich hier keine Spur.

Unglücklicherweise werden aber noch nicht mal die Erotikfreunde nachhaltig bedient. Nicht, dass es an Sexszenen mangeln würde, sie sind nur leider nicht erotisch! Immerhin sind sie extrem abwechslungsreich: Es gibt nicht nur Sex zwischen Eheleuten, sondern auch gleich zwischen Halbgeschwistern und angeheirateten Verwandten, Sex mit Mätressen und Orgien mit und zwischen Sagengestalten. Die Spielarten sind eigentlich recht gewöhnlich (von haarsträubenden satyr-anatomisch bedingter Doppelpenetrationen mal abgesehen), und nicht besonders detailliert beschrieben; die Fantasie regen sie aber leider trotzdem nicht an – zumindest meine nicht. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich die Handlung so uninteressant und auftretenden Figuren so blass und unbedeutend fand, dass mir ziemlich egal war, was die da treiben.

Wertung:
2/15 – Als Erotikroman vollkommen verzichtbar und für Liebesromanleser erst recht nicht empfehlenswert!

Janet Evanovich: Ein echter Schatz

Originaltitel: Lean Mean Thirteen
13. Band der Stephanie-Plum-Serie

Inhalt:
Stephanie Plum hat in ihrem Leben schon viele Fehler gemacht, aber Dickie Orr zu heiraten, war definitiv ihr größter. Gerade einmal fünfzehn Minuten hatte ihre Ehe gedauert, als sie ihn mit einer anderen erwischte. Nun soll sie im Auftrag des Ganovenjägers Ranger eine Wanze im Büro ihres Exgatten platzieren und gerät dabei prompt in einen handfesten Streit mit Dickie.
Als der am nächsten Tag verschwunden ist und mit ihm 40 Millionen Dollar, fällt der Verdacht natürlich auf Stephanie. Ihr bleibt also nichts anderes übrig, als sich selbst auf die Suche zu machen. Dabei wird sie jedoch von Dickies eifersüchtiger Geliebten Joyce Barnhardt auf Schritt und Tritt verfolgt. Stephanies Freund, der Polizist Joe Morelli, hält sich aus der Sache lieber heraus, zumal Stephanie auch sonst Ärger geradezu magisch anzieht: seien es Kautionsflüchtlinge wie der Tierpräparator, der aus kleinen possierlichen Nagern ausgewachsene Bomben anfertigt, oder der Grabräuber, der sich auf Steuerberatungen in Imbissstuben verlegt hat …

Kommentar:
Was soll man groß sagen: ein typischer Stephanie-Plum halt, unterhaltsam und skurril. Die Serie hat definitiv schon schlechtere Zeiten erlebt, als sie nämlich zwischenzeitlich vollkommen ins Slapstick-Genre abzugleiten drohte, aber auch bessere. Die Handlung ist solide, die Personen pflegen ihre altbekannten Macken und die Ereignisse verlaufen gewohnt chaotisch. Da man aber alles so oder so ähnlich zuvor unzählige Male erlebt hat, ist es einfach nicht mehr wirklich zündend. Der Plum-Serie fehlen inzwischen einfach die Frische, der Pepp und der Überraschungseffekt, die sie früher ausgemacht haben. Das ist aber nach 13 Bänden über die mehr oder weniger gleichen wahnwitzigen Personen und Ereignisse durchaus verständlich – um nicht zu sagen: Dafür ist die Serie noch erstaunlich gut!

Wertung:
10/15 – Gute, kurzweilige Unterhaltung, die aber wenig Neues bietet.

Aus- und Angelesenes. Statistik 2009/02

Ausgelesen:
J.R. Ward: Menschekind/Vampirherz – 10/15
Judith Ivory: Untie my Heart – 14/15
Jennifer Ashley: Dunkle Leidenschaft (Immortals 1) – 3/15
Robin T. Popp: Geliebter der Nacht – 7/15
Anna Campbell: Zart wie die Nacht – 7/15
Rachel Gibson: Gut geküsst ist halb gewonnen – 7/15
Katie MacAlister: Dragon Love 1/You Slay Me – 10/15

Angelesen:
Michele Bardsley: Vampire zum Frühstück – unlesbar!

Katie MacAlister: Dragon Love. Feuer und Flamme für diesen Mann

Originaltitel: You Slay me
1. Teil der Aisling-Grey-Serie

Inhalt:
Die junge Amerikanerin Aisling Grey reist im Auftrag ihres Onkels als Kurier nach Europa: Sie soll eine wertvolle Antiquität an eine reiche Sammlerin in Paris liefern. Doch zu ihrem Entsetzen findet sie die Frau tot in ihrer Wohnung vor. Die Umstände weisen auf Mord hin, und zwar auf einen nicht ganz alltäglichen rund um die Leiche finden sich geheimnisvolle Symbole. Da taucht unvermutet ein gut aussehender Mann am Tatort auf, der sich als Interpol-Inspektor Drake Vireo vorstellt. Aisling ist fasziniert von seiner Ausstrahlung, doch sie muss schon bald erfahren, dass der Schein trügt. Denn Drake gehört zu einem uralten Geschlecht von Drachen, die menschliche Gestalt annehmen können …

Kommentar:
Der erste Teil der Aisling-Grey-Serie spielt in Paris und entführt die Protagonistin in die Welt von Wiccas, Magiern, Dämonen und – wie der Titel schon sagt – um Drachen in Menschengestalt. Aisling gerät mehr oder weniger zufällig in diese Kreise, muss sich aber mit der Tatsache arrangieren, dass sie eine Hüterin und Gefährtin eines Drachen ist und eine Menge zu lernen hat – und zwar schnell, denn sie muss nebenbei auch noch zwei Morde aufklären, derer sie verdächtigt wird! In der Konfrontation Aislings mit dieser für sie völlig neuen magischen Welt mit ihren seltsamen Gestalten steckt natürlich eine Menge Humorpotenzial, das von MacAlister gekonnt genutzt wird – glücklicherweise ohne auf Slapstick-Niveau abzugleiten. Die Aufklärung der Verbrechen geschieht eher nebenher, aber da das Buch ja nunmal kein Krimi ist und auch nicht sein will, ist das völlig in Ordnung.

Aisling ist eine sympathische Protagonistin, die erfreulicherweise nicht perfekt ist und all den Dingen, die da auf sie einstürzen, ein wenig ratlos gegenübersteht. Wie in jedem guten Märchen hat sie aber das nötige Glück und die richtigen Freunde, um ihren Kopf immer wieder aus der Schlinge zu retten. Die Nebenfiguren wie der ziemlich undurchsichtige, höchst dominante Drache, der Taxifahrer René und die Heilerin Amélie sind ebenfalls gut gelungen, das absolute Highlight tapst aber auf vier Pfoten durch die Szenerie: in Gestalt von Jim, einem Dämon im Neufundländerkörper. Die trockenen Dialoge zwischen dem bepelzten Dämon und Aisling sind einfach absolut klasse.

Trotz allem fehlt dem Buch irgendwas, ohne dass ich sagen könnte, was. Nicht nur hab ich ziemlich schwer reingefunden, sondern der zündende Funke springt einfach nicht über. Vielleicht liegt es daran, dass man sich (auch als Leser) erst mal in dieser fremden Welt zurechtfinden und deshalb mit relativ vielen Erklärungen herumschlagen muss. Vielleicht kommt mir der Romancefaktor zu kurz. Vielleicht liegt es aber auch an der Übersetzung. Die ist definitiv nicht grundsätzlich schlecht, ich habe aber den Eindruck, dass sie den lockeren Ton des Originals nicht ganz so gut trifft. Nachdem ich nämlich nach ungefähr der Hälfte des Buchs von der deutschen Ausgabe zum englischen Original gewechselt habe, war ich weit mehr angetan. Das kann aber natürlich ebenso gut mit der Handlung zusammenhängen, die zu diesem Zeitpunkt spannender wurde, also kann ich nur nochmal wiederholen: Ich weiß eigentlich nicht so wirklich, woran es liegt, das das Buch es nicht in die absolute Oberklasse schafft.

Wertung:
10/15 – Ein gutes, witziges Urban-Fantasy-Buch mit leichtem Krimi- und Romance-Einschlag, dem aber das gewisse Etwas fehlt.

Die Tilgung der Prinzen

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da schrieb eine Amerikanerin namens Elizabeth Hoyt eine wundervolle Liebesromanserie. Diese wurde landauf, landab unter dem Titel »The Prince Trilogy« bekannt, denn in jeden der drei Bände war ein Märchen um einen Prinzen integriert, das die Kapitel einleitete und so schön war, dass – so sagt man – viele hingerissene Leserinnen das Märchen unabhängig von der Liebesgeschichte vorab verschlangen. Die Prinzen, von denen die Geschichten handelten, trugen die klangvollen Titel »The Raven Prince«, »The Leopard Prince« und »The Serpent Prince« und waren die ehrenwerten Namensgeber für die einzelnen Bände der Trilogie. 

Die drei Prinzen lebten viele Jahre glücklich und zufrieden, doch vor nicht ganz so langer Zeit begab es sich, dass ein deutscher Verlag namens Cora die Lizenzrechte an dieser außergewöhnlichen Serie erwarb. Die Regenten dieses Königshauses in Norddeutschland sagten den fremdländischen Königssöhnen den Kampf an, da sie die drei als Bedrohung für ihren Reichtum und ihre gut gefüllten Schatzkammern ansahen. Doch nicht nur hielten sie ihre Untertanen für nicht dazu in der Lage, solch klangvolle und untypische Titel wie »Der Rabenprinz«, »Der Leopardenprinz« und »Der Schlangenprinz« trotz eindeutiger Covergestaltung dem Liebesromangenre zuzuordnen, sie wollten darüber hinaus auch keinesfalls Opfer dieser schändlichen Originalität und Märchenhaftigkeit in Sachen Titelgebung werden. Also beschloss man kurzerhand, die revolutionären Schurken verschwinden zu lassen und als königliche Namensgeber der Bücher zu tilgen. Der Rabenprinz fiel schließlich einer geheimnisvollen Dame mit dem klangvollen Beinamen »Die Schöne mit der Maske« zum Opfer, während der Leopardenprinz den gut gemeinten Hinweis »Mylady spielt gefährlich« nicht ernst genug nahm und seinen Titel so an das ausgebuffte Weib verlor. 

Der Schlangenprinz befindet sich derzeit noch auf der Flucht, es steht jedoch zu befürchten, dass auch er in Kürze von den Häschern der Regenten ergriffen und zu seinen älteren Brüdern in den Kerker des hamburgischen Königshauses geworfen wird. Falls sie nicht ohnehin bereits alle gestorben sind …

 

Rachel Gibson: Gut geküsst ist halb gewonnen

Originaltitel: Sex, Lies and Online Dating
1. Teil der Schriftstellerinnen-Serie

Inhalt:
Es knistert nur so vor erotischer Spannung, als sich die Krankenschwester Lucy Rothschild und der Klempner Quinn endlich gegenüber stehen. Denn kennengelernt hatten sie sich in einem Dating-Chat. Doch Lucy ist in Wahrheit gar keine Krankenschwester, sondern Krimiautorin, und Quinn kein Klempner, sondern als Polizist undercover auf der Jagd nach einer Serienmörderin, die ihre Opfer über das Internet aussucht. Obwohl Lucy seine Hauptverdächtige ist, fühlt Quinn sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen. Und auch Lucy lässt Quinn nicht kalt …

Kommentar:
Dass die Krimihandlung vorhersehbar und wenig spannend ist, würde ich bei einem Roman diesen Genres ja entschuldigen, allerdings sollte dann doch wenigens die Liebesgeschichte prickelnd sein. Das ist aber leider nicht der Fall, sie ist total austauschbar und in ihrem Verlauf ebenso absolut vorhersehbar wie die Mörderhatz. Es nimmt einer Geschichte einfach das Potenzial zum Mitfiebern, wenn man die Sichtweisen beider Protagonisten hinsichtlich einer Situation kennt, insofern führt die falsche Einschätzung von Handlungsweisen eher zum Augenrollen beim Leser – z.B. wenn Lucy Quinns Berührung entgegenfiebert, indem sie die Luft anhält und sich an die Wand sinken lässt, weil ihre Knie weich werden, er ihre Reaktion aber als Zurückweisung deutet.

Hinzu kommt, dass beide Protagonisten irgendwie leblos wirken. Abgesehen davon, dass ich bildlich vor mir sehen kann, dass Lucy Flanellschlafanzüge mit lustigen Aufdrucken (z.B. Lippen und irgendwelchen kuschligen Tieren) trägt, habe ich kaum eine Vorstellung von ihr. Sie ist einfach hübsch und nett. Findet zumindest Quinn. Von Quinn erfahren wir übrigens immerhin, dass er eine »ernstzunehmende Wölbung« (S. 254) aufweisen kann, dass sein Schaft einen »Fuß« (S. 257) hat und dass er ein hervorragender und blitzgescheiter Ermittler ist, der einem ausgedruckten Dokument sofort ansieht, dass es mit Microsoft Word geschrieben wurde (S. 190). Aber um den Spott beiseite zu lassen: Beide Figuren sind irgendwie zu glatt und gewöhnlich, haben keine Ecken und Kanten, die sie zu etwas besonderem machen, und sind somit ebenso austauschbar wie die Handlung.

Daneben ist der Stil der Autorin überhaupt nicht mein Ding. Die überexakte Beschreibung von Szenen und Dingen inkl. der inflationären Verwendung von Adjektiven (s. auch hier) empfinde ich einfach als extrem enervierend. Rachels Vorstellung von Szenenbeschreibeung liest sich beispielsweise so: »Auf ihrem 17-Zoll-Flachbildschirm schwammen hungrige Haie durch das blaue Gewässer des Great Barrier Reef. Lucy ging zu ihrem Schreibtisch und griff nach der Maus. Der Hai-Bildschirmschoner verschwand, und zum Vorschein kam eine Szene aus dead.com [ihr Krimi], die sie gerade überarbeitet hatte. Sie bewegte den Mauszeiger zur rechten oberen Ecke und verkleinerte das Dokument zu einem Icon in der unteren linken Hälfte der Task-Leiste.« (s. 123) Ehrlich, vor allem der letzte Satz erzählt mir mehr, als ich wissen will. Und zwar weit mehr! Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Gibson einfach Seiten füllen musste, weil der Abgabetermin unaufhaltsam näher rückte, ihr die Zeit davon lief und ihr außerdem nichts wirklich Zündendes mehr eingefallen ist.

Wertung:
7/15 – Inhaltlich wie stilistisch nicht das, was ich nach all den Lobeshymnen über Rachel Gibson und dieses Buch erwartet habe.

Anna Campbell: Zart wie die Nacht

Originaltitel: Untouched

Inhalt:
Die Umstände ihrer ersten Begegnung sind alles andere als günstig: Die junge Witwe Grace Paget wurde gegen ihren Willen auf ein Landgut verschleppt. Der attraktive, geheimnisvolle Gutsherr, Marquis Matthew Lansdowne, glaubt hingegen, sie wolle ihn nur verführen. Trotz dieses Missverständnisses beginnt in ihnen eine flammende Leidenschaft füreinander aufzulodern …

Kommentar:
Ich weiß eigentlich nicht so wirklich, was ich von diesem Buch halten soll. Es ist schon absolut hanebüchen, was einem hier vorgesetzt wird: Zwei brutale Schergen des verbrecherischen Lord John entführen aus Gründen, die kein Mensch nachvollziehen kann, eine ehrbare Witwe und bringen sie auf ein Landgut, wo seit Jahren ein wahnsinniger Marquis eingesperrt ist. Den soll sie verführen, und obwohl beide Protagonisten gegen ihre Libido ankämpfen, bricht natürlich – nachdem alle lächerlichen Missverständnisse auf der Welt geräumt sind – wieder mal eine alles verzehrende Leidenschaft und tiefe Liebe aus, die in einem zuckersüßen Finale gipfeln.

Aber nicht nur die Grundvoraussetzung und der ganze Handlungsverlauf sind widersinnig und unglaubwürdig, sondern auch die Figuren. Bei der etwas blass geratenen Grace, die mit ihrer Vergangenheit hadert, hält sich das gerade noch in Grenzen; Matthew allerdings ist für die Situation, in der er sich seit Jahren befindet, viel zu »normal« und zu wenig verbittert geraten. Trotzdem muss man hinsichtlich der beiden Protagonisten feststellen, dass sie zwar nicht gerade mitreißend sympathisch und glaubwürdig, aber irgendwie faszinierend sind.

Und das Gleiche gilt eigentlich auch für meinen Gesamteindruck vom Buch: Trotz aller Schwächen hat es mich aus Gründen, die ich gar nicht näher benennen kann, doch so sehr gepackt, dass ich einfach dranblieben musste und es ziemlich schnell durchgelesen habe.

Wertung:
7/15 – Ein seltsames Buch, aber irgendwie trotzdem fesselnd. Vielleicht deshalb, weil es mal was ganz anderes ist mit den über weite Strecken fast vollkommen von der Außenwelt abgeschirmten Protagonisten, die ausschließlich auf sich selbst und die Entwicklung ihrer Beziehung konzentriert sind.