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[Rezension] Megan Hart/Lauren Dane: Kate und Leah

Originaltitel: Taking Care of Business
Kate und Leah, Teil 1

Inhalt:
Nach der Trennung von ihrem Freund hat Leah erst einmal genug von Männern. Alles, was sie im Moment will, ist Zeit mit ihrer Freundin Kate verbringen. Denn Kates Liebesleben gleicht einem Orkan. Doch als Leah auf den attraktiven Brandon trifft, beginnt auch für sie eine Zeit voller erotischer Abenteuer …

Kommentar:
Obwohl die bereits geposteten Kommentare für sich schon Bände sprechen, möchte ich auf einen Abschlussbericht zu »Kate und Leah« nicht verzichten. Natürlich ist dies entgegen der Behauptung im Threadtitel keine richtige Rezension, sondern vielmehr ein Protokoll des Grauens – nach meinen bisherigen Erlebnisberichten sicher nicht verwunderlich für die regelmäßigen Blogleser.

Schon der Klappentext vermittelt in Kombination mit dem Cover ein vollkommen falsches Bild von diesem Buch: Man hat es hier mitnichten mit einem homoerotischen Roman zu tun. Kate und Leah sind einfach nur Freundinnen und Kolleginnen – es gibt keine einzige lesbische Liebesszene, weder zwischen den beiden noch mit anderen Frauen. Es ist auch blanker Unsinn, dass Zeit mit ihrer Freundin zu verbringen alles ist, was Leah nach ihrer Trennung will; tatsächlich ist sie auf der Suche nach sexueller Zerstreuung mit einem Partner, der ihre gemäßigte SM-Leidenschaft teilt. Und Kates Liebesleben gleicht auch keinem Orkan, sie hat einfach ein loses, bis dato rein sexuelles Verhältnis mit einem Kollegen.

Die Handlung des Buches abseits der Sexszenen hat keine große Relevanz und dient nur als Rahmen; hierin unterscheidet es sich von anderen Megan-Hart-Büchern, die ja sonst eher für anspruchsvollere Erotica stehen. Der Fokus bei »Kate und Leah« liegt klar auf den Liebesszenen, was für einen erotischen Roman natürlich völlig in Ordnung ist – zumindest, wenn sie auch erotisch sind. Das sind sie aber nicht, wobei ich natürlich nicht weiß, inwiefern sie im englischen Original gelungen sind; ich kann nur beurteilen kann, was ich lese – und das war eine katastrophal schlechte deutsche Übersetzung von Sandra Green. Ich hab ja bereits Beispiele gepostet und werde gleich noch einige paar Abtippen und nach und nach in einem mehrteiligen »The Schlechtst of«-Special posten. Das wird aber auch nicht die Frage beantworten können, wie so eine Übersetzung zustande kommen kann. Die einzige einleuchtende Erklärung ist, dass Sandra Green – der Name deutet es an – nicht nur keine deutsche Muttersprachlerin ist, sondern die deutsche Sprache darüber hinaus auch nicht besonders gut beherrscht; ihr scheint wirklich jedes Sprachgefühl fürs Deutsche abzugehen. Bedauerlich, dass das seitens des Verlages nicht bemerkt oder – was noch schlimmer wäre – ignoriert wird.

Fazit:
0/15 – Protestwertung! Ein Buch, bei dem das Lesen der deutschen Ausgabe schon nach kurzer Zeit zur Suche nach Stilblüten verkommt. Einfach nur ärgerlich.

___

Serieninfo:
01 Taking Care of Business | Kate und Leah
02 No Reservations | Kate und Leah – Ohne Limit

[Druckfrisch] 26. Oktober 2010

Ein paar Titel kleckern noch nach Ende des Monats – ein bunter Mix diesmal. Unter anderem gibts den neuen Krimi von Elizabeth George. Angesichts der letzten Teile der Lynley-Serie bin ich mir nicht so sicher, ob ich den haben will/muss, andererseits hat er aber erstaunlich gute Kritiken gekriegt. Ist vielleicht ein guter Geschenktipp zu Weihnachten! ;)


Elizabeth George: Lynley 16 – Wer dem Tode geweiht (OT: This Body of Death)

Nach Wochen der Einsamkeit fernab von London kehrt Thomas Lynley in die City zurück. Als Isabelle Ardery, eine Kollegin aus vergangenen Tagen, ihn um Unterstützung bei einem komplizierten Mordfall bittet, zögert er nur kurz – und tut ihr den Gefallen. Während Ardery im Laufe der Ermittlungen zusehends ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, besinnt Lynley sich seiner früheren Stärken. Und seiner genialen Ermittlungspartnerin Detective Sergeant Barbara Havers …

Carlos Ruiz Zafón: Wächter-Reihe 02 – Der Mitternachtspalast (OT: El palacio de la medianoche)
»Der Mitternachtspalast« erzählt von den Zwillingen Ben und Sheere, die sich nach sechzehn Jahren endlich wiederbegegnen. Doch die Freude währt nicht lang. Der Schrecken der Vergangenheit holt sie wieder ein. Direkt nach ihrer Geburt in Kalkutta wären die Zwillinge beinahe einem Auftragsmord zum Opfer gefallen. Um die Kinder vor dem unbekannten Verfolger zu verbergen, wachsen sie getrennt auf: Ben in einem Waisenhaus, Sheere bei ihrer Großmutter, mit der sie durch ganz Indien irrt. Doch als sie sechzehn werden, spürt eine unheimliche Macht sie auf. Es kommt zu mysteriösen Todesfällen. Ben vermutet eine Verbindung zu ihrem Vater, der bei einem tragischen Unglück ums Leben kam. Auf der Suche nach der Wahrheit geraten die beiden immer tiefer in die düstere Unterwelt Kalkuttas. Es beginnt ein grausiges Spiel um Leben und Tod – mit einem Widersacher, dessen Wahn alles Vorstellbare übersteigt

Liz & J.K. Brandon: Blutjägerin
Als Chef der Sicherheitsagentur der Vampire hat Gerald Vermont auch noch sechs Monate nach Zacharias Tod alle Hände voll zu tun. Die Vampire sind sich weiterhin uneins und der Rat steht vor der Spaltung. Diese Schwäche nutzen die für lange Zeit verschwunden geglaubten Vampirjäger und formieren sich wieder. Gerade jetzt tritt Sophie Lacoste, Tochter eines Vampirjägers, in Geralds Leben und stellt es gehörig auf den Kopf.

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[Buchsplitter] 25. Oktober 2010


Bücher, Buchankündigungen und Autoren

Random House hat unter großem Trara die Weltrechte für Salman Rushdies Memoiren erworben.

Eine traurige Nachricht vermeldet Sarah auf ihrem Blog: Eva Ibbotson ist am 20.10. gestorben.


Verlage, Buchhandel und Bibliotheken

Elena weist auf ein Interview von Thimothy Sonderhüsken von Pan im Geisterspiegel hin.

Der Feder&Schwert-Verlag ist jetzt unter dem Namen Refining Reality bei Twitter zu finden.


E-Books

Amazon will für den Kindle auch E-Books zum Verleih anbieten.


Veranstaltungen, Preise und Aktionen

J.K. Rowling wurde der Andersen-Literaturpreis verliehen.

Otfried Preußler bekam den Maximiliansorden verliehen.

Knesebeck und Biblianda suchen eine durchschlagende Buchtrailer-Idee für NERDS 2.

Unter dem Motto »Treffpunkt Bibliothek« haben Bibliotheken in ganz Deutschland eine Aktionswoche gestartet (24.–31. Oktober).


Dies & das

Hatte ich eigentlich schon mal auf das Trailer-Special vom Buchmarkt hingewiesen?! Spätestens jetzt ist es so weit! :)

Bei Larp-TV gibts die erste Folge vom Phantastischen Quartett: Anett Enzmann versucht mit den Autoren Thomas Plischke, Gesa Schwartz und Zhomas Finn die Frage zu klären, was eigentlich Phantastik ist. (Danke für den Hinweis, Winterkatze!)

Bei Lilly Berry gefunden: Bei Gutschein-Affe gibt es einen 12%-Rabatt-Gutschein für Arvelle.

Passend zum Buch »Hello Kitty muss sterben« kann man bei Random House Hello-Kittys abschießen.

Und ist das nicht ein großartiges Regal?!

Einen interessanten Artikel zum Schlagabtausch zwischen Stefan Niggemeier und Konstantin Neven DuMont gibts in der FTD.

Einen schon älteren, aber trotzdem lesenswerten Artikel zum Wert von Rezensionen gibts bei der Krimicouch.


Gewinnspiele

Bei Bibliofeles kann man »Das Herz der Nacht« von Ulrike Schweikert gewinnen.

Sarah verlost »Arkadien erwacht«.

Bei Charlousie kann man ein Buch von Erin McCarthy gewinnen.

Bei Bellas Wonderworld wird »Damian« verlost.

[Buchbeichte] KW 42

War ich nicht brav diese Woche?! Ich hab nur ein einziges Buch gesubt! *stolz wie Oskar*

[Angelesen] Jens Lossau/Jens Schumacher: Der Orksammler

Wie angekündigt hab ich mir als nächstes den »Orksammler« geschnappt. Bin sehr gespannt, ob das Buch die Qualität von Band 1 halten oder sogar noch toppen kann.

Erster Satz:

Die Luft über der Ebene roch nach Pferd, Schweiß, verschüttetem Wein und Fäkalien.

[Rezension] Mary Stanton: Anwältin der Engel

Originaltitel: Angel’s Advocate
Die überirdischen Fälle der Bree Winston, Buch 2

Inhalt:
Ein neuer Fall für Bree Winston, die Anwältin der Engel: Eine Pfadfinderin wird im Einkaufscenter überfallen. Ist es nur ein Streich einer übermütigen Jugendlichen oder steckt mehr dahinter? Bree soll die Täterin, ein junges Mädchen, vor Gericht vertreten. Scheinbar ein unspektakulärer Fall – bis ein Geist mit Bree Kontakt aufnimmt und von ungeklärten Geschehnissen aus der Familiengeschichte berichtet. Und bald geschieht ein Mord. Jetzt braucht Bree himmlischen Beistand, denn jemand versucht, das dunkle Geheimnis der Familie zu wahren – um jeden Preis. Doch Bree gerät auch noch in andere Schwierigkeiten: Ihre Jugendliebe taucht ungefragt auf und bringt ihr Gefühlsleben gehörig durcheinander …

Kommentar:
Nachdem Teil 1 der überirdischen Fälle von Bree Winston ein paar typische Serienauftakt-Probleme zeigte, war ich guter Hoffnung, dass die Serie mit Band 2 richtig durchstarten würde. Um es vorweg zu nehmen: Dem ist leider nicht so. Das Engelssetting tritt noch mal deutlich in den Hintergrund, die in Band 1 gelegten Grundlagen werden kein Stück weiterentwickelt und Brees geheimnisvolle Bestimmung, die irgendwie mit ihrer Mutter zusammenhängt, bleibt ebenfalls weiterhin völlig im Dunklen. Stattdessen muss sich Bree mit ein paar rachsüchtigen Geistern herumschlagen, die ihr aus unerfindlichen Gründen Böses wollen, und bekommt zum Schutz zwei Engel in Gestalt zweier riesenhafter schwarzer Hunde an die Seite gestellt.

Vorwiegend kümmert sich Bree aber um ihren Fall, die Vertretung der 17-jährigen, ziemlich durchgeknallten Lindsey Chandler, die eine achtjährige Pfadfinderin ausgeraubt hat und ihre Tat kein bisschen bereut. Schnell erweist sich, dass die Sache nicht so einfach ist, wie zunächst gedacht, denn der tote Vater des Mädchens nimmt ebenfalls Kontakt zu Bree auf, bittet sie um Hilfe in eigener Sache und weist auf ein düsteres Familiengeheimnis hin. Als ein suspekter Freund von Lindsey auftaucht, Medikamentendiebstähle in der Firma von Lindseys Vater ans Licht kommen und nicht viel später auch noch die Mutter der ausgeraubten Pfadfinderin ermordet wird, ergeben sich jede Menge Ermittlungsansätze – denn eins ist Bree klar: Die Dinge hängen irgendwie zusammen. Wie, das weiß sie nicht genau – und ich konnte ihr bei der Aufklärung ehrlich gesagt an einigen Stellen auch nicht wirklich folgen. Die Motive einiger Beteiligten bleiben am Ende im Dunklen bzw. leuchten einfach nicht wirklich ein oder wirken an den Haaren herbeigezogen; überdies mangelt es dem Fall trotz unterschiedlichster Aspekte an Spannung.

Wer auf eine Lovestory hofft, wird wie schon im ersten Band eine Enttäschung erleben; man hat es hier mit einem klassischen Contemporary-Fantasy-Buch zu tun; von Romantik keine Spur! Mit dem attraktiven Detektiv Sam Hunter, den man schon aus Band 1 kennt, tut sich nicht viel, und die Jugendliebe, die im Klappentext so prominent erwähnt wird, taucht nur zweimal kurz auf – und die Begegnungen rufen zwar Erinnerungen wach, vermitteln aber nicht den Eindruck, als würde Brees Gefühlsleben nachhaltig durcheinander gebracht. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wieso solche Nebensächlichkeiten von den Verlagen fälschlich in den Vordergrund gerückt werden – das führt ja doch nur zu Enttäuschungen seitens der Leser, wenn sie keine Liebesgeschichte kriegen, obwohl ihnen eine suggeriert wurde.

Dass das Buch trotz aller Schwächen und Kritik in mein Regal wandern wird und ich die Serie weiter verfolgen werde, liegt hauptsächtlich an Protagonistin Bree. Sie legt zwar immer noch eine gewisse Ignoranz bzgl. der überirdischen Hintergründe an den Tag, ist aber trotz dieser und anderer kleiner Schwächen sehr sympathisch und authentisch. Schade, dass sie diesmal nur wenige Szenen mit den Engeln von »Beaufort & Company« hat, die eher im Hintergrund agieren und relativ wenige Auftritte haben.

Fazit:
10/15 – Ein ganz unterhaltsamer Urban-Fantasy-Roman, bei dem der etwas verworrene Krimifall im Vordergrund steht.

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Serieninfo:
01 Defending Angels | Im Namen der Engel – 10/15
02 Angel’s Advocate | Anwältin der Ängel – 10/15
03 Avenging Angels | Rächerin der Engel (Februar 2011)
04 Angel’s Verdict (Februar 2011)

[Angelesen] Nora Roberts: Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Da mich »Schattenblüte« ziemlich nervt anstrengt, sodass ich das Buch nur in kleinen Dosen vertragen kann, hab ich nebenbei ganz leichte Kost geschnappt: Band 1 der Serie um die MacKades-Brüder von Nora Roberts. Ich weiß übrigens nicht, ob ich das Buch jemals angepackt hätte, wenn ich das Originalcover vorher gekannt hätte, das ja wohl wirklich der Gipfel der Geschmacklosigkeit ist – da sind ja selbst Nackenbeißer vorzuziehen. (Hab ich das gerade wirklich geschrieben?! *eek*)

Erste Satz:

Die MacKade-Brüder hielte wieder einmal Ausschau nach jemandem, mit dem sie sich anlegen konnten.

[Tipp] Bibliotels

Wer mal einen richtig bibliophilen Urlaub machen will und genug Geld hat, der sollte mal die Augen nach einem Bibliotel offen halten. Die Bibliotels, die es in Österreich, Deutschland, Südtirol, Frankreich, Griechenland und in der Schweiz gibt, versprechen eine perfekte Herberge für bibliophile Gäste:

Bibliotels sind Beherbergungsbetriebe, die Bücherliebhabern und passionierten Lesern im Urlaub jeden bibliophilen Wunsch erfüllen und optimale Lesebedingungen anbieten. In Bibliotels findet der Gast alles, was er in einem herkömmlichen Hotel vorfindet – um die perfekte Leseatmosphäre bereichert.

Erleben Sie er-lesenen Urlaub!

Ich schlepp ja lieber meine eigenen Bücher in der Gegend herum, aber vielleicht hat der eine oder andere von euch genug Geld, um sich mal in einem Bibliotel einzumieten?! ;)

[Rezension] Patricia Cabot: Lehrstunden einer Lady

Originaltitel: Educating Caroline

Inhalt:
London, 1870. Lady Caroline Linford ist entsetzt, als sie ihren Verlobten in flagranti erwischt. Doch anstatt die Verlobung zu lösen – was eine Schande für die Familie wäre – möchte Caroline das Herz des untreuen Marquis für sich erobern. Sie will ihm ganz und gar den Kopf verdrehen, ist aber auf dem Gebiet der Liebe noch völlig unerfahren. Was läge da näher, als Unterricht in der Liebeskunst zu nehmen? Caroline sucht sich Londons berüchtigtsten Lebemann aus, dem man nachsagt, einer der besten Liebhaber zu sein – und schon bald beginnen die Grenzen des Lehrer-Schüler-Verhältnisses zu verschwimmen …

Kommentar:
»Lehrstunden einer Lady« war einer meiner allerersten historischen Liebesromane – und derjenige, der mich restlos für dieses Genre eingenommen hat. Der Plot ist nur einer unter vielen Love-Lesson-Plots und nicht wirklich sensationell – die Umsetzung allerdings schon. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel Spaß mit einem Liebesroman gehabt zu haben und beim Lesen so viel gelacht zu haben. Patricia Cabot (übrigens ein Pseudonym von Meg Cabot, unter dem sie acht historischen Liebesromane veröffentlicht hat) übertreibt und überspitzt die Dinge maßlos, schafft dabei aber so liebenswerte, lebendige Figuren und legt einen so wunderbaren Humor und so viel Situationskomik an den Tag, dass das überhaupt nichts ausmacht.

Vor allem Caroline ist einfach total hinreißend. Trotz ihrer fortgeschrittenen 21 Jahre ist sie ein Musterbeispiel an Naivität, zumindest, was Liebesdinge angeht. Sie hat nicht die geringste Ahnung von sexuellen Angelegenheiten und offenbart ihre grenzenlose Unbedarftheit schon in der ersten Szene, als sie die schockierenden Frivolitäten zwischen ihrem Verlobten Hurst und ihrer ehemaligen Schulkameradin Lady Jacquelyn mit fassungslosem Staunen beobachtet:

Sie wünschte beinahe, sie wäre ohnmächtig geworden, denn dann wäre ihr der Anblick erspart geblieben, wie Lady Jac ihren Finger in Hursts Mund schob.
Also wirklich, wunderte sich Caroline, warum tut sie das? Fanden Männer Gefallen daran, wenn eine Frau ihnen einen Finger in den Mund steckte?
Offensichtlich war es so, da der Marquis sofort anfing, geräuschvoll daran zu saugen.
Warum hatte das ihr gegenüber nie jemand erwähnt? Wenn der Marquis sich gewünscht hätte, dass Caroline ihren Finger in seinen Mund schob, hätte sie es bestimmt getan, wenn es ihn glücklich machte. Wirklich, es war völlig unnötig, sich wegen einer solchen Bagatelle an Lady Jac zu wenden, mit der er kaum bekannt war, geschweige denn verlobt. (S. 13)

Obwohl ihre sexuelle Naivität bis ins Unglaubwürdige gesteigert ist, ist die Figur einfach wundervoll. Caroline ist warmherzig, mitfühlend, vorurteilsfrei, loyal und zuverlässig. Darüber hinaus hat sie durchaus einen Sinn fürs Praktische und versucht, dem Leben stets mit Optimismus zu begegnen. Ihre Schulbildung findet sie beispielsweise insofern nützlich, als dass sie jetzt in fünf verschiedenen Sprachen sagen kann »Hören Sie bitte auf, ihr Pferd zu schlagen«, und nach der Entdeckung ihres Verlobten mit Lady Jacquelyn gilt ihre Sorge zunächst dem am wenigsten aufwendigen Weg, die Hochzeitsgäste wieder auszuladen. Sie befindet außerdem, dass es hätte schlimmer kommen könnte: »Sie wusste zwar nicht inwiefern, aber sie nahm es einfach an.« (S. 19)

Braden Granville, früher »Dead Eye« genannt, ist das genaue Gegenteil von Caroline. Der Emporkömmling, der – aus ärmlichsten Verhältnissen stammend – ein Vermögen mit Schusswaffen gemacht hat und als Meisterschütze gilt, hat schon alles gesehen und erlebt. Nach wie vor umgibt er sich mit einer ziemlich illustren Gesellschaft, darunter sein mehr oder weniger hilfreicher Sekretär Ronnie »Wiesel« Ambrose, ein alter Freund aus Seven Dials, und sein Vater Sylvester, der seit dem Tod seiner Frau geistig verwirrt ist. Man sagt Braden geschäftlich wie privat eine erschreckende Skrupellosigkeit nach, außerdem gilt er als Casanova, der mit mehr Frauen geschlafen haben soll als jeder andere Mann in London. Ihn kann kaum etwas überraschen – abgesehen von Caroline, die ihn nicht nur mit ihrem Wunsch nach Lehrstunden und einer kleinen Erpressung überrascht, sondern ihn vor allem mit ihrer unsagbaren Naivität immer wieder in große Fassungslosigkeit stürzt. Er versucht, seine Nachhilfe dementsprechend zu gestalten und über harmlose Dinge wie romantische Atmosphäre zu sprechen, doch die wissbegierige Caroline – bewaffnet mit Brille, Notizbuch und Stift – will sich damit nicht zufrieden geben.

»Könnten wir die Diskussion über die richtige Atmosphäre, so faszinierend ich sie auch finde, vielleicht auf einen späteren Zeitpunkt verschieben und direkt zum Küssen kommen? (…) Es ist eine bestimmte Art von Kuss, über die ich reden möchte, eine, die ich zufällig beobachten konnte. Ich meine die Art Kuss, bei der sich die beteiligten Personen die Zungen in den Mund stecken.«
Er starrte bei ihren Worten unwillkürlich auf ihren Mund. Es war ein sehr hübscher Mund, rosig und sehr verführerisch. Nur mühsam riss er seinen Blick davon los. »Das haben Sie beobachtet.«
Sie nickte heftig. »Oh ja. So etwas gibt es. Ich habe es selbst gesehen!«
Er fragte sich, ob er jemals, selbst in seiner Kindhetit, so lachhaft unschuldig gewesen war, und kam zu dem Schluss, dass es wenig wahrscheinlich schien.
Braden räusperte sich. »Ja. Nun, die Art Kuss, die Sie beschrieben haben, ist ziemlich …«
»Unappetitlich«, beendete sie mit einem wissenden Blick den Satz für ihn.

Da Worte nicht helfen, Carolines Vorurteilen zu begegnen, kann Braden überhaupt nicht anders, als praktische Überzeugungsarbeit zu leisten – und das fällt ihm natürlich nicht schwer, denn so verrückt Caroline ist, so liebenswert findet er sie von dem Moment an, als sie mit ihrem sonderbaren Vorschlag in seinem Büro aufkreuzt. Ihm ist schnell klar, dass sie zusammengehören, und er tut alles dafür, sie für sich zu gewinnen, ohne dabei seine Ehre zu vergessen.

In krassem Gegensatz zu den beiden Protagonisten stehen deren jeweiligte Verlobte, Jacquelyn und Hurst. Die beiden sind wenig subtil und zeichnen sich vor allem durch ihren Mangel an Loyalität, ihre Durchtriebenheit und Berechnung aus: Beide heiraten nur aus finanziellen Gründen und tun alles dafür, um ihr Ziel zu erreichen. Der Marquis punktet mit seinem engelsgleichen, allerdings völlig unmännlichen Aussehen, ist aber ein ziemlicher Hohlkopf. Ein Satz, vom allwissenden Erzähler ganz beiläufig hingeworfen, belegt das eindrucksvoll und mit dem typischen Humor des Buches: »Hurst, der nicht daran gewöhnt war, Inspirationen welcher Art auch immer zu haben, war (…) beeindruckt von sich selbst und seinem neu entdeckten Scharfsinn« (S. 287). Was ihm an Bösartigkeit fehlt, macht Lady Jacquelyn locker wieder wett: Hinter ihrer schönen Fassade steckt ein Mensch, der mit allen Mitteln für die Erreichung seines Ziels kämpft.

Doch nicht nur die beiden, sondern selbst die kleinsten Nebenfiguren sind hervorragend gelungen: Neben Granvilles fragwürdiger Umgebung sind hier vor allem Carolines entsetzlich prüde Mutter zu nennen, der Bruder, der ungewollt in kriminelle Machenschaften hineingeraten ist und einen (relativ überflüssigen) Nebenplot erhält, sowie Carolines eigentlich fortschrittliche Freundin Emily, die sich so engagiert für die Frauenbewegung einsetzt, dass Caroline sie immer wieder aus dem Gefängnis auslösen muss, die aber in Liebesdingen ebenso unbedarft ist wie die Protagonistin selbst.

Fazit:
15/15 – Dieser Liebesromane ist ein echtes Juwel – vorausgesetzt, man nimmt ihn nicht allzu ernst und liegt auf Cabots Humor-Wellenlänge. Das Buch besticht nämlich weniger mit seiner (mäßig originellen) Handlung, sondern viel mehr mit den wunderbaren, charmanten und amüsanten Protagonisten, und sprüht nur so vor Witz und Situationskomik.

[Angelesen] Nora Melling: Schattenblüte

Ich hab das Buch schon mal Anfang September angelesen, dann aber wieder weggelegt, weil es mich nicht so recht gepackt hat und mir die trübe, ewig graue Stimmung auf den Wecker gegangen ist. Jetzt passt das Buch zum Wetter draußen – mal sehen, ob ich diesmal durchhalte.

Erster Satz:

Das einzig Gute in Berlin ist, dass man untertauchen kann.