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(Un-)Cover #8: Mac für Späteinsteiger

Man betrachte bitte einmal eingehend mit Sinn und  Verstand das Cover des Buches »Mac für Späteinsteiger«. Was fällt auf? Außer, dass das Foto scheulich und die Gestaltung nicht gerade übersichtlich ist? Richtig! Es ist weit und breit KEIN Mac zu sehen oder besser gesagt: Man sieht zwar ein MacBook Pro, allerdings wurde das Logo entfernt. Auf einem Mac-Buch!!! Wie bekloppt ist das denn, bitte?! Wenn ich ein Fachbuch über Macs mache, dann zeig ich doch auf dem Cover auch nen »kompletten« Mac, oder bin ich da jetzt kleinkariert?!

Im Innenteil finden sich dafür zum Ausgleich diverse spiegelverkehrte Mac-Logos. Auch nicht schlecht! ;)

Druckfrisch 14.–16. Juli 2010

Kaum hat man mal zwei Tage keine Zeit, sich um die Neuerscheinungungen zu kümmern, werden Massen an Büchern veröffentlicht.

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[Rezension] Charlaine Harris: Tod in Shakespeare

Originaltitel: Shakespeare’s Landlord
1. Teil der Lily-Bard-Serie

Inhalt:
Lily ist 31 Jahre alt wohnt im kleinen, scheinbar harmlosen Ort Shakespeare in Amerikas verschlafenem Süden und verdient ihr Geld mit Putzen. Ihr Hobby ist Karate. Sie ist Einzelgängerin und achtet streng auf ihre Unabhängigkeit. Denn sie hat große Angst davor, dass irgend jemand die Geheimnisse ihrer Vergangenheit entdeckt.

Kommentar:
»Tod in Shakespeare« ist der erste Band der fünfteiligen Lily-Bard-Serie – und der einzige, der hierzulande übersetzt wurde. Da das Buch bereits 2004 erschienen ist, gehe ich auch nicht davon aus, dass noch was nachkommt; möglicherweise ist die Serie hinter den Verkaufserwartungen zurückgeblieben, was mich aufgrund des nichtssagenden Klappentextes nicht wirklich wundern würde.

Lily Bard lebt seit einigen Jahren zurückgezogen im Südstaatennest Shakespeare, wo sie trotz eines Collegeabschlusses als Putzfrau arbeitet. Als sie eines Nachts auf einem ihrer Spaziergänge beobachtet, wie die Leiche des Hausverwalters entsorgt wird, gerät sie in eine Zwickmühle: Soll sie den Toten einfach im Park liegen lassen oder das Verbrechen melden und damit riskieren, dass die Polizei in ihrem Privatleben herumwühlt, das sie bislang so sorgfältig geschützt hat? Sie entscheidet sich für einen anonymen Anruf, befindet sich damit aber dennoch im Visier des Polizisten Claude Friedrich, der ahnt, dass Lily es war, die ihn alarmiert hat. In der Folge wird sie nicht nur mit ihrer schlimmen Vergangenheit konfrontiert, sondern sie gerät außerdem von einer bedrohlichen Situation in die nächste. Das hindert sie aber nicht daran, ihre eigenen Nachforschungen darüber anzustellen, wer den Hausverwalter auf dem Gewissen hat.

»Tod in Shakespeare« ist trotz des Titels eigentlich nicht wirklich ein Krimi: Der Mord ist nur von untergeordneter Bedeutung und seine Aufklärung läuft eher nebenbei ab; dennoch ist der Fall solide und plausibel. Im Zentrum des Buches steht die Vergangenheitsbewältigung der Zynikerin Lily, die sich mit Putzjobs finanziell über Wasser hält und versucht, ihre Ängste durch Fitness- und Karatetraining in den Griff zu kriegen. Sie ist eine manchmal distanziert wirkende und ziemlich komplexe, aber sehr interessante Figur, die in diesem Band der Serie ihre ersten Schritte in ein neues, freieres Leben macht.

Man lernt aber nicht nur Lily kennen, sondern auch zahlreiche ihrer Kunden. Die Ausarbeitung der Kleinstadtszenerie mit ihren teils etwas merkwürdigen Bewohnern und deren Beziehungen untereinander ist wesentlicher Bestandteil der Geschichte, weshalb die Handlung sich manchmal etwas zieht. Das Buch erweckt den Eindruck eines typischen Einführungsbandes einer durchkonzipierten Serie, für die hier erst mal die Grundvoraussetzungen geschaffen werden müssen – notwendig, aber zum Teil ein wenig zäh. Hinzu kommt, dass die Informationsflut bisweilen schwer zu überschauen ist und die Vielzahl der Personen schwer auseinanderzuhalten sind; das gibt sich aber im Laufe der Zeit.

Fazit:
10/15 – Trotz einiger Abstriche ein gutes Buch, das vor allem von seiner tragischen Heldin lebt.

___

Serieninfo:
01 Shakespeare’s Landlord | Tod in Shakespeare
02 Shakespeare’s Champion
03 Shakespeare’s Christmas
04 Shakespeare’s Trollop
05 Shakespeare’s Counselor

Marginalie #17: Womit man nicht alles Werbung machen kann!

Gerade bin ich in der Polaris-Vorschau auf folgendes Buch einer deutschen Autorin gestoßen:

Nora Melling: Schattenblüte. Die Verborgenen
Eine Liebe‚ stärker als der Tod Seit dem Tod ihres Bruders ist für Luisa nichts mehr, wie es war. Sie beschließt zu sterben. Aber kurz vor dem letzten Schritt hält jemand sie auf: Thursen nennt sich der Junge mit den geheimnisvollen Schattenaugen. Mit einer Gruppe Jugendlicher lebt er im Wald, und er spürt Luisas Schmerz. Die «Verborgenen» können ihre Gestalt ändern: Sie sind Werwölfe. Mit jeder Verwandlung wird Thursen mehr zum Tier – und die Erinnerungen an sein vorheriges Leben verblassen. Bald wird er ganz Wolf sein. Dann hat Luisa auch ihn verloren. Für ihre große Liebe würde sie alles tun. Doch reicht das, um Thursen zu retten?

Ich find ja »Für alle Leser von …«-Hinweise sowieso meist eher daneben, denn sie stimmen so gut wie nie, aber von folgendem Werbetext war ich jetzt doch faszininert: »Für alle Stephenie-Meyer-Fans, die gehofft haben, dass sich Bella für den Werwolf Jacob entscheidet.« *aaargh*


Btw: Mich erinnert die Beschreibung von »Schattenblüte« ja weit weniger an die Twilight-Saga als an »Shiver«, aber damit kann man natürlich zum jetzigen Zeitpunkt schlecht werben, denn die deutsche Übersetzung »Nach dem Sommer« ist ja noch nicht raus – und ob sie hierzulande ein Erfolg wird, steht auch noch in den Sternen.

Druckfrisch 13. Juli 2010

Inzwischen sind die restlichen Mira-Bücher erhältlich – darunter der sechste Bridgerton von Julia Quinn und ein Buch mit dem unglaublichen Titel *lufthol* »Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber«. Außerdem ist der vierte Teil der Morganville-Vampires erschienen.

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[Rezension] Rachel Hawkins: Wilder Zauber

Originaltitel: Hex Hall
Hex Hall, Teil 1

Inhalt:
Sophie Mercer ist eine Hexe. Doch die Sache mit der Magie klappt noch nicht so richtig. Als sie einer Mitschülerin helfen will, endet dies mit derart katastrophalen Folgen, dass ihre Mutter sie an die Hecate Hall schickt, ein Internat für junge Hexen, Gestaltwandler und Feen. Dort teilt sich Sophie ein Zimmer mit der einzigen Vampirin der Schule. Bald nach ihrer Ankunft versucht ein Trio dunkler Hexen, sie für ihren Zirkel zu gewinnen. Und Sophie verliebt sich Hals über Kopf in den traumhaft gut aussehenden Hexer Archer – den Herzensbrecher von Hecate Hall. Da werden auf dem Campus einige Hexen angegriffen, und der Verdacht fällt auf Sophies Zimmergenossin.

Kommentar:
Ich weiß gar nicht wirklich, was ich von diesem Buch erwartet hatte – eigentlich nicht viel. Ich fand einfach, dass der Klappentext ganz nett klingt, und hatte Lust auf eine Internatsgeschichte mit Hexen. Spätestens der Blick auf die Cover der amerikanischen Ausgaben offenbart (s. auch Anmerkung hier), dass es sich bei »Wilder Zauber« weniger um ein Erwachsenenbuch, denn um einen Young-Adult– oder All-Age-Roman handelt. Der Lyx-Verlag kaschiert die Tatsache mit der für seine Romantic-Fantasy-Bücher typischen Umschlaggestaltung, die den Buchinhalt leider nicht besonders gut transportiert: »Wilder Zauber« ist nämlich nicht wirklich ein Liebesroman, sondern vielmehr ein Urban-Fantasy-Teenie-Abenteuer.

Der Geschichte ist schnell erzählt: Nach einem verunglückten Liebeszauber – nicht ihr erstes Missgeschick dieser Art –, landet Sophie im Internat Hecate Hall, genannt Hex Hall, wo Jugendliche mit übernatürlichen Kräften untergebracht werden, die mehrfach durch Verfehlungen auffällig geworden sind. Sophie, die in der Welt der Menschen aufgewachsen ist, sieht sich erstmals mit anderen Hexen und Zauberern, Gestaltwandlern, Elfen und sogar einer Vampirin konfrontiert, die auch noch ausgerechnet ihre Zimmergenossin wird. Trotz anfänglicher Vorbehalte freundet sie sich schnell mit Jenna an, darüber hinaus ist sie aber eher eine Außenseiterin, zumal sie den Eintritt in einen dunklen Hexenzirkel ablehnt. Als zwei der Mitglieder dieses Hexenzirkels Attentaten zum Opfer fallen und ausgesaugt werden, gerät Jenna unter Verdacht und wird schließlich von der Schule geschickt. Sophie allerdings glaubt an ihre Unschuld und deckt schließlich auf, was wirklich geschehen ist.

Die Handlung ist nicht besonders originell oder komplex, aber schlüssig und vor allem außerst unterhaltsam. Obwohl man es hier mit dem ersten Band einer Serie zu tun hat, bei dem nun mal einige Zeit darauf verwendet werden muss, die magische Welt vorzustellen, wird die Autorin niemals ausufernd oder verliert sich in seitenlangen, langwierigen Erklärungen. Sie bindet die notwendigen Informationen elegant in die Handlung ein und verknüpft sie immer mit dem aktuellen Geschehen und Sophies Entwicklung, die eigentlich im Zentrum der Geschichte steht.

Die Tochter eines Zauberers ist bei ihrer menschlichen Mutter aufgewachsen, weshalb Sophie das eine oder andere Defizit in Sachen Magie hat, als sie ins Internat kommt. Über ihren Vater, den sie nie persönlich kennengelernt hat, weiß sie so gut wie nichts; erst in Hex Hall erfährt sie, wer er wirklich ist und was es mit ihrer Familie auf sich hat. Ihre Stellung unter den Mitschülern ist vor allem wegen ihres Vaters nicht einfach, doch darauf reagiert sie relativ gelassen und erfreulich wenig selbstmitleidig. Sie ist einfach eine wunderbare Heldin: intelligent, loyal, schlagfertig und wirklich witzig – wenn ihr nicht gerade mal wieder der attraktive Archer die Sprache verschlägt, in den sie sich Hals über Kopf verliebt, obwohl sie ihn eigentlich gar nicht leiden kann.

Aber nicht nur Sophie ist eine herrliche, liebenswerte Heldin, sondern auch die Nebenfiguren sind gut gelungen. Das gilt ganz besonders für Zimmergenossen Jenna mit ihrer Vorliebe für Frauen, Mangas und die Farbe Pink, die es als einzige Vampirin der Schule alles andere als leicht hat, sowie für Sophies Schwarm Archer, der zunächst ziemlich oberflächlich und arrogant erscheint, in dem aber letztendlich weit mehr steckt als angenommen. Darüber hinaus überzeugen auch die Figuren mit kleinerem Handlungsanteil – von den drei furchtbaren, durchtriebenen Schnepfen des Hexenzirkels über die arroganten Elfen und die unter Kontrollverlust leidenden Gestaltwandler bis hin zu den Lehrern, unter denen übrigens auch der vampirische Lord Byron sein Unwesen treibt.

Was das Buch für mich aus der Masse heraushebt, ist der Humor, der genau auf meiner Wellenlänge liegt, weil er ziemlich trocken ist, mit vielen Anspielungen arbeitet und nie in die Slapstick-Ecke abgleitet. In diesem Zusammenhang gebührt das Lob auch der Übersetzerin Michaela Link, die den deutschen Text mit treffsicheren Formulierungen bereichert hat. Ein ganz gutes Bild von Stil und Humor kann man sich anhand der Leseprobe auf der Seite vom Lyx-Verlag oder (schneller) anhand des folgenden Zitats machen, das mich zu einem breiten Grinsen veranlasst hat:

»Es gibt eine Vereinigung, die sich die Allianz nennt«, sagte sie [die Schulvorsteherin] und klang beinahe gelangweilt, als sie auf eine Gruppe nichtssagender Männer und Frauen in Anzügen und Kostümen deutete. Ich fand ihren Ton reichlich geringschätzig für eine Frau, die für einen Rat namens der Rat arbeitete. (S. 77)

Fazit:
14/15 – Ein überzeugender Serienauftakt mit einer tollen Protagonistin und viel Humor – leichte Unterhaltung par excellence. Ich freu mich sehr auf weitere Abenteuer von Sophie; wäre der zweite Band auf Englisch schon raus, hätte ich ihn direkt nach dem Lesen von Band 1 bestellt.

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Serieninfo:
01 Hex Hall | Wilder Zauber
02 Demonglass (März 2011) | Dunkle Magie (März 2011)
03 Raising Demons (April 2011)

Druckfrisch 12. Juli 2010

Heute druckfrisch bunt gemischt – u.a. mit einem sehr nett klingenden Jugendbuch von Polly Shulman. Mit der Erwähnung von Jane Austen kriegt man mich einfach immer! ;)

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[Angelesen] Stephanie Laurens: Eine skandalöse Versuchung

Letzten Monat hab ich den ersten Band der Bastion-Club-Serie von Stephanie Laurens bei Buchticket ergattert, und weil mir mal wieder nach nem klassischen Regency-Liebesroman war, hab ich mir das Buch jetzt vom SuB geschnappt. Den knapp 20-seitigen Prolog hab ich inzwischen hinter mich gebracht und bin nun bestens informiert über die Umstände der Gründung des Bastion-Klubs sowie über Aussehen, Geschichte und Hintergrund seiner sieben Mitglieder. Zumindest sollte ich bestens informiert sein, rein theoretisch. In der Praxis sieht die Sache aber so aus, dass ich aufgrund der Fülle von Fakten schon wieder mindestens die Hälfte dessen, was ich gelesen habe, vergessen habe. So ein Einstieg macht nicht gerade große Lust aufs Weiterlesen!

Erster Satz:

»Seine Königliche Majestät muss sich ja in einer argen Notlage befinden, wenn er die Elite der britischen Krone herbeizitiert, um sich schlicht und ergreifend in ihrem Ruhme zu sonnen.«

[Rezension] Isabel Abedi: Whisper

Inhalt:
Eine unwirkliche Stille liegt über Whisper, dem alten Haus, drückend und gefährlich. Als Noa es das erste Mal betritt, ist sie gleichermaßen ergriffen von Furcht und neugieriger Erwartung. Doch niemand außer ihr scheint zu spüren, dass das alte Gebäude ein lang gehütetes Geheimnis birgt …

Kommentar:
Nachdem ich im Herbst letzten Jahres so begeistert von »Lucian« war, hab ich mir direkt auch »Whisper« besorgt, das 2006 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war und dessen Beschreibung mich sehr angesprochen hat. Wie es halt so geht, stand das Buch trotzdem eine ganze Weile im Regal; jetzt hab ichs aber endlich wieder hervorgekramt – dank des SuB-Losverfahrens.

Im Zentrum der Geschichte steht die 18-Jährige Noa aus Berlin, die mit ihrer Mutter Kat, einer berühmten Schauspielerin, und deren schwulem Freund Gilbert den Sommer in einem Haus auf dem Land verbringt. Sofort bemerkt das Mädchen die unheimliche Atmosphäre in dem alten Gemäuer; sie fühlt sich beobachtet und nimmt immer wieder einen fremden Duft wahr. Als eines Abends beim Gläserrücken der Geist eines toten Mädchens namens Eliza erscheint, das behauptet, in dem alten Bauernhaus ermordet worden zu sein, hat Noa keine Zweifel, dass die Erscheinung echt ist. Gemeinsam mit David, einem Jungen aus dem Dorf, macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder, stößt bei den Dorfbewohnern aber auf eine Mauer des Schweigens. Angetrieben von Elizas Erscheinungen geben sie aber dennoch nicht auf, und decken schließlich lang gehütete Geheimnisse auf.

»Whisper« ist eigentlich eine ganz klassische Grusel- bzw. Geistergeschichte, die das altbekannte Motiv aufgreift, dass der Geist eines Ermordeten so lange am Tatort gefangen ist, bis der Mörder gefasst wird. Das Buch startet entsprechend schaurig, doch die Gänsehautstimmung verliert sich im Laufe der Handlung zwischen der Liebesgeschichte zwischen Noa und David, dem ewig schwelenden Mutter-Tochter-Konflikt, der Emanzipation bzw. Selbstfindung Noas und der wenig planvollen Mördersuche. Hinsichtlich der Mordaufklärung bleiben einige Fragen offen, zum Beispiel die nach dem Grund für die extreme Handlungsweise des Mörders früher. Auch erschießt sich nicht, warum die vorgestellten Dorfbewohner so verschlossen sind und so handeln und reagieren, wie sie es tun; ein paar Seiten mehr, um die Nebenfiguren und die Konstellationen zwischen ihnen besser beleuchten zu können, hätten dem Buch wahrscheinlich gut getan. Ingesamt konnte mich die Handlung nicht recht fesseln, ich musste mich phasenweise wirklich zum Weiterlesen zwingen bzw. konnte mich nicht zum Weiterlesen durchringen; es kam einfach keine Spannung auf.

Obwohl den meisten Nebenfiguren aber eine gewisse Tiefe fehlt, sind sie grundsätzlich ganz interessant angelegt – wenn auch nicht zwingend sympathisch. Letzteres gilt insbesondere für Noas exzentrische Mutter Kat, die – bis auf wenige Ausnahmen – durchgehend unerträglich ist (das scheinen Mütter in Abedis Bücher gemeinsam zu haben). Ehrlich gesagt erschien mir die Figur überdies nur bedingt glaubwürdig, weil sie viel zu extrem und klischeebeladen ist. Nicht alle Schauspieler sind Exzentriker und lieben es, sich in Ruhm, Bewunderung und Berühmtheit zu sonnen; im Gegenteil: Die echten Größen (und eine solche scheint Kat ja zu sein) haben das gar nicht nötig. Wie es kommt, dass der parapsychologisch interessierte schwule Gilbert, offensichtlich Vaterfigur für Noa und Kat, weil er so wunderbar besonnen, unaufgeregt und verlässlich ist, mit dieser Frau befreundet ist, erschließt sich nicht.

Noa und David, die Hauptfiguren, sind hingegen gut gelungen. Noa ist ganz sympathisch, wenngleich relativ introvertiert und bisweilen etwas zickig. Ihr Charakter ist deutlich geprägt von der dominanten Mutter, die nie für sie da war, und einem Erlebnis mit einem Jungen, das ihr nicht gerade Vertrauen ins männliche Geschlecht gegeben hat. Dass sie sich dennoch in den ruhigen, manchmal etwas verschlossenen und aggressiv auf persönliche Fragen reagierenden David verliebt, der sich so aufopferungsvoll um seinen Familie und seinen behinderten Bruder kümmert, passt. Der Verlauf ihrer Beziehung, Noas langsame Öffnung, ist wirklich sehr gefühlvoll und glaubwürdig dargestellt.

Den einzelnen Kapiteln sind Tagebucheinträge von Eliza vorangestellt, dem ermordeten Mädchen. Sie sind raffiniert verwoben mit der aktuellen Handlung und zeigen dem Leser Parallelen zwischen den Vorkommnissen und Menschen damals und heute. Außerdem werfen sie nicht gerade ein positives Licht auf die Tote, die nicht nur Opfer ist. Obwohl man sich ihre Handlungsmotivation zusammenreimen kann, erweist sie sich letztendlich als durchtriebene, neiderfüllte, rücksichtslose Person.

Wie schon bei »Lucian« kam mir die Sprache der Personen an einigen Stellen nicht sehr authentisch vor. Verspotten sich Jugendliche wirklich mit Feststellungen wie »ganz schön mager, das Hühnchen« oder sagen sie Dinge wie »Holla, die Waldfee?«? Ich wage es zu bezweifeln, ebenso wie ich bezweifle, dass sich Erwachsene mittleren Alters Ausdrücken wie »Mein lieber Herr Gesangsverein« oder »Mein lieber Scholli« bedienen. Davon abgesehen hat Abedi aber gefühlvollen, aber klaren Erzählstil, der nicht überladen ist und sich flüssig lesen lässt.

Fazit:
9/15 – Eine ganz nette Geschichte, der es aber ein wenig an Spannung, Tiefe und für ein Buch dieses Genres auch am Gruselfaktor magelt.

Druckfrisch 9. Juli 2010

Die neuen Lyx-Titel sind raus. (Was soll ich sagen, drei davon liegen schon hier!)

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