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[Rezension] Maggie Stiefvater: Nach dem Sommer

Originaltitel: Shiver
Die Wölfe aus Mercy Falls, Buch 1

Inhalt:
Jeden Winter wartet Grace darauf, dass die Wölfe in die Wälder von Mercy Falls zurückkehren – und mit ihnen der Wolf mit den goldenen Augen. Ihr Wolf. Ganz in der Nähe und doch unerreichbar für sie, lebt Sam ein zerrissenes Leben: In der Geborgenheit seines Wolfsrudels trotzt er Eis, Kälte und Schnee, bis die Wärme des Sommers ihn von seiner Wolfsgestalt befreit. In den wenigen kostbaren Monaten als Mensch beobachtet er Grace von fern, ohne sie jemals anzusprechen – bevor die Kälte ihn wieder in seine andere Gestalt zwingt. Doch in diesem Jahr ist alles anders: Sam weiß, dass es sein letzter Sommer als Mensch sein wird. Es ist September, als Grace den Jungen mit dem bernsteinfarbenen Blick erkennt und sich verliebt. Doch jeder Tag, der vergeht, bringt den Winter näher – und mit ihm den endgültigen Abschied.

Kommentar:
Wer meinen Blog schon länger verfolgt, der weiß, dass ich Anfang des Jahres bereits die englische Ausgabe von »Shiver« gelesen, rezensiert und die Höchstnote vergeben habe. Die Nachricht von der Übersetzung ins Deutsche hab ich mit einiger Skepsis aufgenommen, denn es wäre ja nicht das erste Mal, dass die Stimmung des Originals nicht besonders gut transportiert wird. Ich wollte mir trotzdem ein Bild von der deutschen Ausgabe machen, zumal sie richtig toll aufgemacht ist: Ein Hardcover mit Schutzumschlag, Spotlack, Lesebändchen und mit fallendem Herbstlaub bedrucktem Vorsatzpapier. Das Covermotiv, über das potenzielle Leser im Frühjahr abstimmen durften, hebt sich erfreulicherweise von den meisten anderen Büchern des Genres ab, und besonders gelungen find ich die Idee, dass die einzelnen Titel der Trilogie zusammen genommen einen Satz ergeben (wenngleich der Titel von Band 2 für sich genommen nicht hundertprozentig überzeugt): Nach dem Sommer ruht das Licht in deinen Augen.

Aber nicht nur die Aufmachung des Buchs ist hervorragend gelungen, sondern auch die Übersetzung dieser bittersüßen Geschichte. Ohne einen unmittelbaren Vergleich mit dem Original vorgenommen zu haben, ist offensichtlich, dass Sandra Knuffinke und Jessika Komina richtig gute Arbeit geleistet haben. Das Flair des Originals wird perfekt eingefangen, sodass mich auch die deutsche Ausgabe völlig gefangen genommen und in eine Stimmung irgendwo zwischen Glück, Hoffnung und Melancholie versetzt hat – eben die Stimmung, die dieses Buch so einzigartig macht. Man befindet sich permanent in einem Wechselbad der Gefühle, weil es einerseits so wunderschön, und andererseits so schrecklich traurig ist, von dieser Liebe zu lesen, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist, weil es Sams letzter Sommer in Menschengestalt ist – verwandelt er sich das nächste Mal in einen Wolf, ist es für immer.

Ich schloss die Augen und hörte zu, wie sein Herzt pochte, bis meins im gleichen Takt schlug. Schließlich legte er die Wange auf meinen Kopf und flüsterte: »Wir haben keine Zeit, um traurig zu sein.«

Also versuchen die beiden, das Damoklesschwert zu ignorieren, die Kälte auszusperren und das Zusammensein zu genießen, so lange es möglich ist. Die gemeinsam erlebten Momente sind umso intensiver, und es sind in diesem Buch die zärtlichen kleinen Gesten, die die große Liebe zwischen der ziemlich sachlich denkenden Grace und dem gefühlvollen Sam spiegeln. Viele Szenen sind emotional so aufgeladen, dass sie zum Weinen schön sind – forciert durch ein gewisses, aber nicht übertriebenes Maß an Poetik und Pathos, die sich manifestieren in eindringlichen Sätzen und Bildern wie »Ich war berauscht vor lauter Sam« (S. 218) oder

Ich hatte das Paradies entdeckt und mich daran geklammert, so fest es ging, doch es löste sich immer weiter auf, ein feiner Faden, der mir durch die Finger glitt, zu dünn, um ihn festzuhalten. (S. 271)

Ich kann mich wirklich an kaum ein Buch erinnern, das mich so sehr mitgerissen und aufgewühlt hat wie dieses, und bei dem ich so sehr gehofft habe, dass es gut endet und gleichzeitig befürchtet habe, dass es nicht gut enden wird. »Nach dem Sommer« ist einfach wundervoll, egal in welcher Ausgabe – sogar so wundervoll, dass ich ein wenig Angst vor meinen eigenen Erwartungen hinsichtlich Band 2 habe, der hier auf Englisch liegt, denn der erste Teil der Mercy-Falls-Wölfe kann eigentlich gar nicht zu toppen sein.

Fazit:
15/15 – Eine wunderschöne und berührende Geschichte, die man einfach gelesen haben muss.

___

Serieninfo:
01 Shiver | Nach dem Sommer
02 Linger | Ruht das Licht
03 Forever | In deinen Augen

www.nachdemsommer.de | www.maggiestiefvater.com

[Rezension] Rachel Hawkins: Wilder Zauber

Originaltitel: Hex Hall
Hex Hall, Teil 1

Inhalt:
Sophie Mercer ist eine Hexe. Doch die Sache mit der Magie klappt noch nicht so richtig. Als sie einer Mitschülerin helfen will, endet dies mit derart katastrophalen Folgen, dass ihre Mutter sie an die Hecate Hall schickt, ein Internat für junge Hexen, Gestaltwandler und Feen. Dort teilt sich Sophie ein Zimmer mit der einzigen Vampirin der Schule. Bald nach ihrer Ankunft versucht ein Trio dunkler Hexen, sie für ihren Zirkel zu gewinnen. Und Sophie verliebt sich Hals über Kopf in den traumhaft gut aussehenden Hexer Archer – den Herzensbrecher von Hecate Hall. Da werden auf dem Campus einige Hexen angegriffen, und der Verdacht fällt auf Sophies Zimmergenossin.

Kommentar:
Ich weiß gar nicht wirklich, was ich von diesem Buch erwartet hatte – eigentlich nicht viel. Ich fand einfach, dass der Klappentext ganz nett klingt, und hatte Lust auf eine Internatsgeschichte mit Hexen. Spätestens der Blick auf die Cover der amerikanischen Ausgaben offenbart (s. auch Anmerkung hier), dass es sich bei »Wilder Zauber« weniger um ein Erwachsenenbuch, denn um einen Young-Adult– oder All-Age-Roman handelt. Der Lyx-Verlag kaschiert die Tatsache mit der für seine Romantic-Fantasy-Bücher typischen Umschlaggestaltung, die den Buchinhalt leider nicht besonders gut transportiert: »Wilder Zauber« ist nämlich nicht wirklich ein Liebesroman, sondern vielmehr ein Urban-Fantasy-Teenie-Abenteuer.

Der Geschichte ist schnell erzählt: Nach einem verunglückten Liebeszauber – nicht ihr erstes Missgeschick dieser Art –, landet Sophie im Internat Hecate Hall, genannt Hex Hall, wo Jugendliche mit übernatürlichen Kräften untergebracht werden, die mehrfach durch Verfehlungen auffällig geworden sind. Sophie, die in der Welt der Menschen aufgewachsen ist, sieht sich erstmals mit anderen Hexen und Zauberern, Gestaltwandlern, Elfen und sogar einer Vampirin konfrontiert, die auch noch ausgerechnet ihre Zimmergenossin wird. Trotz anfänglicher Vorbehalte freundet sie sich schnell mit Jenna an, darüber hinaus ist sie aber eher eine Außenseiterin, zumal sie den Eintritt in einen dunklen Hexenzirkel ablehnt. Als zwei der Mitglieder dieses Hexenzirkels Attentaten zum Opfer fallen und ausgesaugt werden, gerät Jenna unter Verdacht und wird schließlich von der Schule geschickt. Sophie allerdings glaubt an ihre Unschuld und deckt schließlich auf, was wirklich geschehen ist.

Die Handlung ist nicht besonders originell oder komplex, aber schlüssig und vor allem außerst unterhaltsam. Obwohl man es hier mit dem ersten Band einer Serie zu tun hat, bei dem nun mal einige Zeit darauf verwendet werden muss, die magische Welt vorzustellen, wird die Autorin niemals ausufernd oder verliert sich in seitenlangen, langwierigen Erklärungen. Sie bindet die notwendigen Informationen elegant in die Handlung ein und verknüpft sie immer mit dem aktuellen Geschehen und Sophies Entwicklung, die eigentlich im Zentrum der Geschichte steht.

Die Tochter eines Zauberers ist bei ihrer menschlichen Mutter aufgewachsen, weshalb Sophie das eine oder andere Defizit in Sachen Magie hat, als sie ins Internat kommt. Über ihren Vater, den sie nie persönlich kennengelernt hat, weiß sie so gut wie nichts; erst in Hex Hall erfährt sie, wer er wirklich ist und was es mit ihrer Familie auf sich hat. Ihre Stellung unter den Mitschülern ist vor allem wegen ihres Vaters nicht einfach, doch darauf reagiert sie relativ gelassen und erfreulich wenig selbstmitleidig. Sie ist einfach eine wunderbare Heldin: intelligent, loyal, schlagfertig und wirklich witzig – wenn ihr nicht gerade mal wieder der attraktive Archer die Sprache verschlägt, in den sie sich Hals über Kopf verliebt, obwohl sie ihn eigentlich gar nicht leiden kann.

Aber nicht nur Sophie ist eine herrliche, liebenswerte Heldin, sondern auch die Nebenfiguren sind gut gelungen. Das gilt ganz besonders für Zimmergenossen Jenna mit ihrer Vorliebe für Frauen, Mangas und die Farbe Pink, die es als einzige Vampirin der Schule alles andere als leicht hat, sowie für Sophies Schwarm Archer, der zunächst ziemlich oberflächlich und arrogant erscheint, in dem aber letztendlich weit mehr steckt als angenommen. Darüber hinaus überzeugen auch die Figuren mit kleinerem Handlungsanteil – von den drei furchtbaren, durchtriebenen Schnepfen des Hexenzirkels über die arroganten Elfen und die unter Kontrollverlust leidenden Gestaltwandler bis hin zu den Lehrern, unter denen übrigens auch der vampirische Lord Byron sein Unwesen treibt.

Was das Buch für mich aus der Masse heraushebt, ist der Humor, der genau auf meiner Wellenlänge liegt, weil er ziemlich trocken ist, mit vielen Anspielungen arbeitet und nie in die Slapstick-Ecke abgleitet. In diesem Zusammenhang gebührt das Lob auch der Übersetzerin Michaela Link, die den deutschen Text mit treffsicheren Formulierungen bereichert hat. Ein ganz gutes Bild von Stil und Humor kann man sich anhand der Leseprobe auf der Seite vom Lyx-Verlag oder (schneller) anhand des folgenden Zitats machen, das mich zu einem breiten Grinsen veranlasst hat:

»Es gibt eine Vereinigung, die sich die Allianz nennt«, sagte sie [die Schulvorsteherin] und klang beinahe gelangweilt, als sie auf eine Gruppe nichtssagender Männer und Frauen in Anzügen und Kostümen deutete. Ich fand ihren Ton reichlich geringschätzig für eine Frau, die für einen Rat namens der Rat arbeitete. (S. 77)

Fazit:
14/15 – Ein überzeugender Serienauftakt mit einer tollen Protagonistin und viel Humor – leichte Unterhaltung par excellence. Ich freu mich sehr auf weitere Abenteuer von Sophie; wäre der zweite Band auf Englisch schon raus, hätte ich ihn direkt nach dem Lesen von Band 1 bestellt.

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Serieninfo:
01 Hex Hall | Wilder Zauber
02 Demonglass (März 2011) | Dunkle Magie (März 2011)
03 Raising Demons (April 2011)

[Rezension] Lisa Kleypas: It Happened One Autumn

Deutscher Titel: Herbstfeuer (Cora Historical Gold) / Der Earl und die Erbin (Mira)
Wallflower-Quartett, Teil 2

Inhalt:
Die hübsche amerikanische Erbin Lillian Bowman soll auf Wunsch ihrer Mutter einen englischen Adligen heiraten. Doch mit ihrer direkten Art eckt sie in der vornehmen Gesellschaft Londons immer wieder an. Auch der begehrte Junggeselle Marcus Marsden, Earl of Wesden, mokiert sich nur zu gern über ihre Fauxpas. Lilian sprüht Funken vor Wut! Bis Marcus sie an einem sonnigen Herbsttag auf seinem Landsitz unvermittelt in die Arme reißt und küsst und ungeahnte Leidenschaft sie durchströmt. Ist es nur ein Strohfeuer oder der Beginn einer großen Liebe?

Kommentar:
Haaaaach … was isses schön! Der erste Band der Wallflowers-Serie gefiel mir wegen der reichlich arroganten, adelsfixierten Protagonistin, die ihr Glück mit Füßen getreten hat, nicht so besonders, weswegen ich eine längere Wallflower-Pause eingelegt habe. Ein Fehler, wie sich jetzt herausgestellt hat, denn Band 2 ist ein richtig tolles Buch, das allerbeste Unterhaltung für Liebesromanfans bietet.

Obwohl der Plot ein Klassiker und bereits gefühlte hunderttausend Mal dagewesen ist, macht Lisa Kleypas eine wunderschöne Geschichte daraus. Zwar gibt es (wie in praktisch allen Romanen dieses Genres) einige Unwahrscheinlichkeiten, das Ende ist ziemlich dick aufgetragen und für meinen Geschmack unnötig dramatisch, davon abgesehen bietet das Buch aber allerbeste humorvolle Unterhaltung mit einer Vielzahl amüsanter Dialoge und einer Liebe, die keine Standesgrenzen kennt. Und das, obwohl die reiche Amerikanerin Lilian Bowman mitnichten die passende Braut für Marcus ist.

Marcus ist nämlich der wohlerzogene Spross einer der ältesten Adelsfamilie des Landes, und sollte er je heiraten, muss seine Braut unbedingt standesgemäß sein. Lilian ist alles andere als das: Sie ist ungehobelt und hasst die strikten, überflüssigen gesellschaftlichen Konventionen der Engländer. Folgerichtig hält sie Marcus auch für einen verknöcherte, langweiligen, arroganten Adligen, während er sie wegen ihres unangemessenen Verhaltens zunächst verachtet. Zahlreiche Streitgespräche und beißender Spott bleiben angesichts dieser Konstellation nicht aus, dennoch fühlen sich die beiden unwiderstehlich zueinander hingezogen, als sie einander näher kennenlernen. Nach und nach erkennen sie die guten Seiten des anderen und revidieren ihre vorgefertigten Meinungen – was richtig glaubwürdig dargestellt wird.

Nicht nur die Hauptfiguren überzeugen auf ganzer Linie, sondern auch sämtliche Nebenfiguren. Da Kleypas wie kaum ein anderer Autor auf einen echten Seriencharakter setzt, bindet sie sowohl die Handlung als auch die Figuren früherer (und folgender) Bände ein, sodass man viele alte Bekannte wiedertrifft – etwa die anderen Mauerblümchen oder den skandalumwitterten St. Vincent, der im nächsten Band die Hauptrolle spielen wird. Trotz der Verbindungen zwischen den Büchern kann man sie übrigens problemlos unabhängig voneinander lesen, denn die Zusammenhänge werden kurz erklärt, wo das nötig ist.

Fazit:
14/15 – Allerbeste humorvolle Liebesromanunterhaltung, die nicht mit einer innovativen Geschichte, aber mit wunderbaren Figuren und viel Humor überzeugt. Ein Cliffhanger, der St. Vincent betrifft, macht zusätzlich richtig Lust auf Band 3 der Serie.

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Serieninfo:
01 Secrets of a Summer Night | Geheimnisse einer Sommernacht
02 It Happened One Autumn | Herbstfeuer (Cora)/Der Earl und die Erbin (Mira)
03 The Devil in Winter | Es begann in einer Winternacht
04 Scandal in Spring | Frühlingsküsse
05 A Wallflower Christmas (Novella)

Außerdem gibt es Verbindungen zur Hathaway-Serie und dem Einzeltitel »Again the Magic« (dt. »Und ewig brennt das Feuer«).

[Rezension] Ilona Andrews: Die dunkle Flut

Originaltitel: Magic Burns
Kate Daniels/Stadt der Finsternis, Teil 2

Inhalt:
Alle sieben Jahre wird die Stadt Atlanta von einer magischen Flut heimgesucht, die das Gleichgewicht der Mächte gefährlich ins Wanken bringt. Als die Söldnerin Kate Daniels von Curran, dem Herrn der Gestaltwandler, den Auftrag erhält, gestohlene Landkarten aufzuspüren, wird ihr bald klar, dass diesmal weitaus mehr auf dem Spiel steht: Zwei uralte Gottheiten wollen das Aufflammen magischer Energie nutzen, um die Herrschaft der Welt an sich zu reißen. Und wenn Kate sie nicht aufhalten kann, droht die Vernichtung Atlantas … Fortsetzung der erfolgreichen Urban-Fantasy-Serie mit ihrer charismatischen Heldin.

Kommentar:
Wie gut, dass ich trotz einiger Kritik am ersten Band der »Stadt der Finsternis«-Serie dem zweiten Teil eine Chance gegeben habe – »Die Dunkle Flut« hat die Kinderkrankheiten nämlich weitgehend hinter sich gelassen.

Diesmal gerät Kate unversehens in den Kampf zwischen zwei Göttern und muss verhindern, dass Atlanta vom Bösen überrannt wird. Sie muss sich mit Hexen, Druidenmagie und keltischer Mythologie herumschlagen und noch dazu auf ein Kind aufpassen, dessen Mutter verschwunden ist. Natürlich gibt es wieder jede Menge blutiges Gemetzel, das für meinen Geschmack immer noch zu viel ist, die Beschreibung der magischen Welt, die ich beim Auftaktband noch als verwirrend und sehr komplex empfunden hatte, ist hier aber sehr viel besser, prägnanter und vor allem verständlicher geraten. Außerdem ist die Handlung weitaus spannender, zielgerichteter und scheint ausgefeilter; obwohl es Kate mit einer Vielzahl von kleineren Aufträgen zu tun hat, laufen die Fäden nach und nach zusammen, sodass sich am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt.

Protagonistin Kate Daniels, die in jeder Hinsicht schlagfertige Söldnerin mit dem Autoritätsproblem, ist ebenso überzeugend wie im ersten Teil der Serie, gewinnt sogar noch ein wenig an Profil. Außerdem trifft man einige ihrer alten Weggefährten wieder, darunter Curran, den unbestreitbar attraktiven Herrn der Bestien, die Gestaltwandler Jim und Derek, aber auch Ghastek, den Herrn der Toten, der die Vampire lenkt und Kate fürchterlich auf den Wecker fällt. Weiterhin werden einige neue Personen eingeführt, von denen vor allem Bran, der selbstgefällige Diener einer Göttin, sowie Julie, das Mädchen, das auf der Suche nach seiner Mutter ist und eher zufällig in Kates Obhut gerät, eine größere Rolle spielen. Ob Haupt- oder Nebenfiguren – sie sind durchweg hervorragend gelungen und glaubwürdig; die Personenzeichnung ist eine ganz große Stärke des Autorenpaars.

Unklar ist nach wie vor Kates Abstammung und der Grund für ihre große Macht – dieses Geheimnis wird offenbar über mehrere Bücher der Serie hingezogen. Die Einzelbände der Serie sind aber zumindest bislang problemlos unabhängig voneinander zu lesen; die Geschehnisse aus Teil 1 werden, so sie von Bedeutung sind, soweit erklärt, dass sie das Verständnis garantieren.

Fazit:
13/15 – Richtig gute, humorvolle Urban Fantasy mit tollen Figuren und Entwicklungen – ein Buch, das definitiv Lust macht auf mehr.

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Serieninfo:
01 Magic Bites | Die Nacht der Magie (Rezension)
02 Magic Burns | Die dunkle Flut (Rezension)
03 Magic Strikes | Duell der Schatten (Rezension)
–– Magic Mourns (novella in »Must Love Hellhounds«-Anthology) | —
04 Magic Bleeds | Magisches Blut
05 Magic Slays (Mai 2011)

[Rezension] Lynn Viehl: Versuchung des Zwielichts

Originaltitel: When Angels Burn
1. Band der Darkyn-Serie

Inhalt:
Dr. Alexandra Keller ist eine erfolgreiche Schönheitschirurgin, die ihre Praxis auch des Öfteren für Bedürftige kostenlos zur Verfügung stellt. Eines Tages erhält sie einen Anruf von dem Millionär Michael Cyprien, der dringend ihre Hilfe braucht. Als sich Alexandra weigert, seinen Fall zu übernehmen, lässt dieser sie kurzerhand entführen. Was Alexandra nicht weiß: Michael ist ein vierhundert Jahre alter Vampir. Er wurde von seinen Feinden furchtbar entstellt, doch seine raschen Heilungskräfte machen eine Operation nahezu unmöglich. Alexandra muss all ihre Fähigkeiten als Chirurgin aufwenden, um ihm zu helfen.

Kommentar:
»Versuchung des Zwielichts« ist der Auftakt der Darkyn-Serie von Lynn Viehl, die in den USA schon seit Jahren große Erfolge feiert. Das Buch wird üblicherweise den paranormalen Liebesromanen zugeordnet, gehört jedoch meines Erachtens nicht wirklich in dieses Genre. Man hat es eher mit einem Urban-Fantasy-Buch mit Kirchenthriller-Elementen zu tun; die implizierte Lovestory spielt nämlich nur eine untergeordnete Rolle, und ich konne mich zudem des Eindrucks nicht erwehren, dass die Beziehung zwischen Alex und Michael eher sexuell als emotional motiviert ist.

Der Roman fesselt von der ersten bis zur letzten Seite mit einer stellenweise übertriebenen, aber spannenden Handlung und interessanten Figuren. Die Haupthandlung wird aus verschiedensten Perspektiven erzählt und dreht sich um den Überlebenskampf der Darkyn, einer vampirähnlichen Rasse, deren genaue Entstehung im Mittelalter (noch) im Dunklen liegt, und die inzwischen – weitgehend unerkannt – unter den Menschen in einer modernen Welt lebt. Bereits seit Jahrhunderten werden die Darkyn vom kirchlichen Geheimorden der guten Brüder verfolgt; der Kampf zwischen diesen Gruppen wird mit großer Brutalität geführt. Es gibt zahlreiche Folter- und andere Gewaltszenen, über die zwar meist nur rückblickend oder andeutungsweise berichtet wird, die aber deshalb nicht weniger erschreckend sind – für Zartbesaitete dürfte das Buch insofern eher nichts sein. Eingebettet in die Haupthandlung sind nicht nur die Beziehung zwischen Alexandra und Michael, sondern darüber hinaus viele Schicksale und kleine Geschichten der auf beiden Seiten in den Kampf verwickelten Personen.

Der Fokus liegt auf Alexandra Keller. Die renommierte plastische Chirurgin, die von Michael Cyprien entführt wird, damit sie sein vollkommen zerstörtes Gesicht wiederherstellt, ist eine wirklich tolle Heldin. Sie ist selbstbewusst, entschlossen und loyal und punktet mit ihrem Sarkasmus; im Umgang mit Michael Assistentin und zum Teil auch mit ihrem Bruder ist sie für meinen Geschmack allerdings ein wenig zu ordinär, wodurch sie ihre sonstige Souveränität schmälert. Die Existenz der Darkyn und ihre eigene Rolle akzeptiert sie ein wenig zu schnell und selbstverständlich, davon abgesehen gibt es aber nichts an der Figur auszusetzen.

Im Gegensatz zu Alexandra ist Michael Cyprien etwas blass geraten. Er ist zwar fraglos attraktiv, für einen so mächtigen Mann, der vor nicht allzu langer Zeit fürchterliche Qualen erlitten hat, erscheint er aber dennoch eine Spur zu weichgespült, zu geduldig und nett und schlicht nicht dominant genug. Dafür gibt es aber jede Menge interessanter Nebencharaktere in den Reihen der Darkyn, etwa Lucan, Thierry oder Philippe, auf deren Geschichten man sich freuen kann.

Fazit:
13/15 – Ein toller Serienauftakt, der richtig Lust auf mehr macht – vorausgesetzt, man kann sich damit anfreunden, dass die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund der Handlung steht.

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Serieninfo:
01 If Angels Burn | Versuchung des Zwielichts
02 Private Demon | Im Bann der Träume (August 2010)
03 Dark Need | Dunkle Erinnerung (Februar 2011)
04 Night Lost
05 Evermore
06 Twilight Fall
07 Stay the Night

[Rezension] Deborah Crombie: Wenn die Wahrheit stirbt

OT: Necessary As Blood
Duncan Kincaid und Gemma James, Buch 13

Inhalt:
Der Psychotherapeut Tim Cavendish ist besorgt, da sein Patient, der Rechtsanwalt Nazir Malik, nicht zur vereinbarten Sitzung erschienen ist. Vor einigen Wochen war Nazirs Frau spurlos verschwunden, und der Rechtsanwalt stand längere Zeit unter Verdacht, ihr etwas angetan zu haben. Als kurz darauf seine Leiche gefunden wird, übernimmt Superintendent Duncan Kincaid den Fall. Handelt es sich um Selbstmord? Oder wurde Nazir ermordet? Gemeinsam mit seiner Frau Inspector Gemma James kommt Duncan einem grausamen Geheimnis auf die Spur.

Kommentar:
In ihrem dreizehnten Fall ermitteln Superintendent Duncan Kincaid und Detective Inspector Gemma James im Londoner East End. Zunächst befasst sich Gemma – zu Hilfe gerufen von ihrem alten Freund Tim Cavendish – eher inoffiziell mit dem Verschwinden des Anwalts Naz Malik. Als nicht viel später dann die Leiche des Mannes gefunden wird, übernimmt Duncan Kincaid die Sache offiziell, während Gemma auf eigene Faust im Hintergrund weiterermittelt – allerdings in eine etwas andere Richtung: Ihr vorrangiges Interesse gilt der knapp dreijährigen Tochter des Anwalts, deren Zukunft ungewiss ist. Einige Monate vor der Ermordung ihres Vaters ist nämlich bereits ihre Mutter spurlos verschwunden, und Gemma setzt alles daran zu verhindern, dass das Mädchen bei der zweifelhaften Verwandtschaft untergebracht wird, weshalb sie versucht, deren mangelhafte Eignung als Vormund nachzuweisen. Bei ihren Nachforschungen kreuzt sie aber immer wieder Duncans Weg und erfährt einige wissenswerte Dinge, die auch ihrem Lebensgefährten nutzen.

Wie gewohnt ist der Kriminalfall sehr solide aufgebaut: Es gibt viele lose Fäden, die im Laufe der Zeit logisch zusammengeführt werden, und die Ermittler und ihre Assistenten leisten richtig gute Ermittlungsarbeit, in deren Verlauf die Informationen mühsam schrittweise zusammengepuzzelt werden müssen; auf einen reißerischen Showdown mit viel übertriebener Action kann daher zum Glück verzichtet werden. Zusätzliche Spannung bezieht der Fall aus der Frage, ob die verschwundene Frau des Toten möglicherweise noch lebt. Ziemlich gut eingefangen sind auch Atmosphäre und gesellschaftliche Probleme im Londoner East End, über das man jeweils zum Kapiteleingang viel Interessantes erfährt.

Dass Crombie das Privatleben ihres Ermittlerpaares in die Handlung einbindet, daran hat man sich inzwischen schon gewöhnt, und obwohl ich sowas nicht besonders mag, geht die Autorin dabei so unaufdringlich vor, dass es mich bislang nicht weiter gestört hat. Diesmal war es mir aber erstmals ein bisschen zu viel: Nicht nur wegen Gemmas Liebe-auf-den-ersten-Blick-Beziehung zur kleinen Tochter des Toten, sondern auch, weil wieder einmal Bekannte der Ermittler in den Fall verwickelt sind, wenn auch nur oberflächlich. Zudem hadert Gemma mit ihrer Familie, sorgt sich um ihre leukämiekranke Mutter sowie um ihre Freundin Hazel, die just aus Schottland zurückgekehrt ist, und kriegt kalte Füße wegen der anstehenden Hochzeit mit Duncan. Ich hoffe, dass die Familienprobleme der Ermittler die Fälle nicht irgendwann gänzlich überlagern und dass die Autorin die privatem Aspekte wieder etwas zurückschraubt.

Fazit:
13/15 – Wie immer ein richtig guter Krimi aus Crombies Feder, der allerdings sehr auf die privaten Belange der Ermittler setzt.

Serieninfo:
01 A Share In Death | Das Hotel im Moor
02 All Shall Be Well | Alles wird gut
03 Leave The Grave Green | Und ruhe in Frieden
04 Mourn Not Your Dead | Kein Grund zur Trauer
05 Dreaming Of The Bones | Das verlorene Gedicht
06 Kissed A Sad Goodbye | Böses Erwachen
07 A Finer End | Von fremder Hand
08 And Justice There Is None | Der Rache kaltes Schwert
09 Now May You Weep | Nur wenn du mir vertraust
10 In A Dark House | Denn nie bist du allein
11 Water Like A Stone | So will ich schweigen
12 Where Memories Lie | Wen die Erinnerung trügt
13 Necessary As Blood | Wenn die Wahrheit stirbt

[Rezension] Jens Lossau/Jens Schumacher: Der Elbenschlächter

1. Teil der IAIT-Serie

Inhalt:
In den Straßen Nophelets, der Hauptstadt des Königreichs Sdoom, werden in rascher Folge die Leichen von fünf Elbenjünglingen gefunden. Als bekannt wird, dass die Opfer auf magischem Wege ihres gesamten Bluts beraubt wurden, bricht Unruhe unter der Bevölkerung aus. Ein Fall für das IAIT, das Institut für angewandte investigative Thaumaturgie, das sich der Aufklärung magischer Verbrechen verschrieben hat. Seine besten Mitarbeiter, Meister Hippolit und der Troll Jorge, werden ausgeschickt, um dem mysteriösen Elbenschlächter auf die Spur zu kommen. Die Entdeckungen, die sie dabei machen, überraschen jedoch sogar die beiden erfahrenen Ermittler …

Kommentar:
Um es vorweg zu nehmen: Wer glaubt, mit diesem Buch – wie angepriesen – einen echten Thriller zu erhalten, der im Fantasy-Milieu spielt, wird möglicherweise eine Enttäuschung erleben: Mit einem spannungsgeladenen Thriller hat »Der Elbenschlächter« nämlich ebenso wenig zu tun wie ein Miss-Marple-Krimi. Es handelt sich bei der Koproduktion der beiden deutschen Autoren Lossau und Schumacher eher um einen durchschnittlich spannenden fantastischen Krimi, der relativ leicht durchschaubar ist, aber deshalb nicht weniger gut unterhält – mit seinem grandiosen Ermittlerpaar Hippolit und Jorge nämlich, das gegensätzlicher nicht sein könnte und in allerlei skurrile Situationen gerät.

Meister Hippolit ist ein Magier oder genauer: ein hochqualifizierter Thaumaturg und Lichtadept, dessen Intelligenz und magische Fähigkeiten außergewöhnlich sind. Er hat allerdings ein Problem: Infolge eines verunglückten Verjüngungsrituals sieht er aus wie ein 14-jähriger Albinojunge, weshalb man ihm trotz seiner gehobenen Stellung vielfach überhaupt nicht mehr ernst nimmt und für einen Aufschneider hält – selbst der Einkauf von Zauberzutaten wird da zur Herausforderung. Wie praktisch, dass ihm der Troll Jorge zur Seite steht, der Hippolit jederzeit mit (im wahrsten Sinne des Wortes) schlagkräftigen Argumenten zu unterstützen bereit ist. Jorge ist nicht nur eher einfach gestrickt und von »handfester Natur«, sondern außerdem – typisch Troll – den sinnlichen Freuden des Lebens zugeneigt; sein Denken dreht sich folglich häufig um Sex, Essen und Trinken, sodass er seinen Auftrag mitunter schon mal kurzfristig aus den Augen verliert. Da seine Spezies ganz offensichtlich über eine Art trollsche Bauernschläue verfügt, wird er nicht müde, Hippolit, andere Gesprächspartner und nicht zuletzt auch sich selbst bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit mit mehr oder weniger hilfreichen Trollsprichwörtern zu versorgen, bei denen er sich aber nicht selten verzettelt und die bisweilen auch ein klein wenig kontraproduktiv sind: »Wir Trolle haben da ein Sprichwort, und es geht so: Schwarze Schafe sind … ähm, na ja, schwarz. Vergiss es.« (S. 165)

Die fantastische Welt ist nicht übermäßig komplex und bietet außer einigen neuen bzw. verdrehten Begriffen wenig, was noch nicht da war. So tummeln sich alle möglichen bekannten Fantasygestalten wie Vampyre, Elben, Trolle und Reptilienmenschen in der Stadt, und auch die Zauber und Rituale erscheinen irgendwie vertraut. Ich persönlich finde das nicht schlimm – im Gegenteil –, wer allerdings von einer Fantasyserie einen komplett neuen, innovativen Weltenaufbau erwartet, wird hier eher nicht auf seine Kosten kommen.

Fakt ist: Man muss den Humor der Autoren und die beiden Protagonisten mögen, insbesondere den völlig überzogenen, grobschlächtigen Jorge, mit dem das Buch meinem Empfinden nach steht und fällt. Ich selbst habe zwei, drei Kapitel gebraucht, bis ich mich eingelesen hatte; sobald es soweit war, habe ich die skurrilen bis zynischen Beschreibungen aber extrem genossen und die Leute in meiner Umgebung immer wieder mit lautem Lachen irritiert. Mich hat das Buch teilweise ein wenig an die Karenta-Serie von Glenn Cook und an die Thraxas-Serie von Martin Scott erinnert; wer diese beiden Serien mochte, wird vermutlich auch die Fälle des IAIT mögen (und umgekehrt).

Fazit:
13/15 – Keine bahnbrechender, aber ein extrem unterhaltsamer und amüsanter Fantasy-Krimi, der allerdings weniger mit seiner Krimihandlung als mit den skurrilen Situationen, Dialogen und Figuren punktet – immer vorausgesetzt, man mag diese Art von Humor. Mir hat das Buch richtig Lust auf mehr gemacht, ich erwarte gespannt den nächsten Teil.


Serieninfo:
01 Der Elbenschlächter – 13/15
02 Der Orksammler – 8/15
03 Der Schädelbrecher (Herbst 2011)

[Rezension] Meredith Duran: Wicked Becomes You

Inhalt:
Gwen Maudsley hat alles, was eine Frau sich nur wünschen kann; das einzige, was ihr zu ihrem Glück fehlt, ist ein Mann. Als sie allerdings zum zweiten Mal vor dem Altar sitzen gelassen wird, hat sie genug davon, die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen, denn was hat es ihr gebracht? Sie beschließt, das Leben ab sofort zu genießen, Abenteuer zu erleben und so richtig verwegen zu sein – und wer könnte sie besser unterweisen als Alex Ramsey, der verrufene Freund ihres verstorbenen Bruders?

Kommentar:
Hohe Erwartungen aufgrund früherer bemerkenswerter Bücher sind oft eine Krux – doch nicht so bei Meredith Duran. Auch das dritte Buch, das ich nach »Duke of Shadows« (13/15) und »Bound by Your Touch« (13/15) von ihr gelesen habe, überzeugt auf ganzer Linie mit einer guten Geschichte und wundervollen Figuren.

Die allseits beliebte Gwen Maudsley ist zwar nicht adliger Abstammung, ihr sagenhafter Reichtum in Kombination mit ihrem untadeligen Ruf ermöglicht ihr allerdings dennoch den Zugang zur Londoner High Society. Vor allem ihr Erbe lockt zahlreiche Männer an, doch mit denen hat Gwen ganz offensichtlich kein gutes Händchen: Bereits zum zweiten Mal wird sie kurz vor der Hochzeit von ihrem Verlobten verlassen. Kaum hat sie den ersten Schock überwunden, wandelt sich ihre Trauer in Trotz, und sie beschließt, ihr behütetes Dasein hinter sich zu lassen und stattdessen das Leben zu genießen. Nicht nur Alex Ramsey, dem sie kurz nach der geplatzten Hochzeit einen Kuss abringt, hält sie für überspannt, sondern auch ihre Verwandten und Freunde; dennoch setzt sie ihren Willen durch und reist in Begleitung ihrer Anstandsdame nach Paris, um dort Abenteuer zu erleben. Dass auch Alex sich dort aufhält, kommt ihr nicht ungelegen, denn er ist genau der richtige Lehrer.

Der verrufene Alex Ramsey kennt Gwen schon seit Jahren, denn er war der beste Freund ihres verstorbenen Bruders Richard. Gwen war der Grund für einen Streit zwischen den Freunden, der in letzter Konsequenz zu Richards Tod führte und Alex bis heute verfolgt. Er weigert sich strikt, etwas anderes als brüderliche Gefühle für das Mädchen zuzulassen – oder zumindest versucht er es. Außerdem hat er anderes in Paris zu tun, als sich im Gwen zu kümmern; er will herausfinden, warum sein Bruder eines seiner Landgüter an einen dubiosen Geschäftsmann veräußert hat und dieses zurückkaufen.

Natürlich treffen die beiden in Paris aufeinander, und Alex begleitet Gwen auf ihren Abenteuern und bei den teilweise äußerst amüsanten Versuchen, verwegen zu sein – indem sie zum Beispiel Gläser wirft, diese aber anschließend pflichtschuldig bezahlt (und zwar nicht zu knapp). Es gibt allerdings auch Situationen, in denen Gwen unwiderstehlich veführerisch ist, sodass Alex seine guten Vorsätze, die Finger von ihr zu lassen, nicht lange einhalten kann. Ob amüsant, sexy oder ernsthaft, ob in Paris, entlang der Côte Azur, wohin die Reise die beiden führt, oder zurück in London – jede Szene hat Atmosphäre, bietet amüsante Unterhaltung und ist gleichzeitig ein Schritt auf dem Weg zu einer neuen Beziehung zwischen Gwen und Alex. Einzig die Komplikation zwischen den beiden am Ende sowie die etwas konstruiert wirkende Auflösung um das verkaufte Landgut durch den Bruders sind ein wenig viel, das tut dem Lesevergnügen aber kaum einen Abbruch. Vor allem angesichts des an sich völlig ausgelutschten Plots – braves Mädchen beschließt, ein böses Mädchen zu werden und hängt sich deshalb an einen Schwerenöter – ist das eine beachtliche Leistung.

Fazit:
14/15 – Ein Liebesroman mit Witz und Verstand – Meredith Duran hat sich mit diesem Buch endgültig als eine meiner Lieblingsautorinnen etabliert.

[Rezension] Elizabeth Hoyt: To Beguile a Beast

The Legend of the Four Soldiers, Book 3

Inhalt:
Da Helen Fitzwilliam beschlossen hat, sich nicht länger vom Duke of Lister aushalten zu lassen, begibt sie sich mit ihren zwei Kindern Abigail und Jamie Richtung Schottland, um auf die Empfehlung einer gemeinsamen Bekannten Alistair Munroes Haushälterin zu werden. Der Biologe ist von dieser Idee allerdings wenig begeistert: Er hat sich aufgrund seiner schweren Gesichtsverletzungen vollkommen von der Außenwelt abgeschottet und will einfach nur seine Ruhe, um an seiner nächsten naturwissenschaftlichen Veröffentlichung zu arbeiten. Helen ist jedoch verzweifelt genug, um alle seine Einwände einfach zu ignorieren und sich nicht abwimmeln zu lassen, und es dauert nicht lange, bis sich die beiden unwiderstehlich zueinander hingezogen fühlen. Eine Beziehung zwischen den beiden scheint dennoch ausgeschlossen …

Kommentar:
Trotz der eher enttäuschenden ersten beiden Teile der Serie, hab ich mir direkt im Anschluss an »To Seduce a Sinner« den dritten Band gegriffen – ich hatte einfach richtig Lust auf einen »Die Schöne und das Biest«-Plot.

Dankenswerterweise tritt die ziemlich planlose Jagd nach dem Verräter von Spinner Falls, der für die Kriegsgefangenschaft der »Four Soldiers« verantwortlich ist, in diesem Buch fast völlig in den Hintergrund und wird nur am Rande erwähnt. So bleibt Zeit, sich uneingeschränkt mit der Beziehung zwischen Alistair und Helen zu beschäftigen. Schon die Grundsituation gibt einiges her: Eine verzweifelte Ex-Mätresse stellt sich selbst bei einem eigenbrödlerischen Naturwissenschaftler, der gar keine Haushälterin will, als eben solche ein und lässt sich einfach nicht davon abbringen, ihm zu beweisen, dass er sie braucht. Das ist insofern ziemlich absurd, weil Helen als Mätresse zuvor ihre eigene Dienerschaft hatte und weder haushalten noch kochen kann. Deshalb heuert sie ziemlich schnell weitere Bedienstete an, die die Arbeit erledigen, während sie eher in die Rolle von Alistairs Gesellschafterin hineinwächst und schließlich seine Geliebte wird. Wie sehr sich die beiden brauchen und wie gut sie sich gegenseitig tun, ist überdeutlich und spiegelt sich in ihrem teils sehr humorvollen Umgang miteinander. Dennoch ist ihre Beziehung eine Beziehung auf Zeit, was beiden bewusst ist und womit sie sich einigermaßen arrangieren – bis einige unvorhergesehene Dinge passieren, Helens Vergangenheit ans Licht kommt und sie eine Entscheidung treffen muss.

Helens Entscheidung ist so konsequent und entschlossen wie ihr ganzes Auftreten. Sie kämpft um Freiheit und ein besseres Leben für sich und vor allem ihre Kinder und tut alles, was nötig ist, um das beste aus der verfahrenen Situation zu machen. Sie ist sich auch nicht zu schade, für ihr Wohl den Putzlappen zu schwingen und sich die Hände schmutzig zu machen – und sie jammert nicht mal darüber. Im Umgang mit Alistair erweist sie sich als ebenso unerschrocken wie verständnisvoll, aber auch ein bisschen bläuigig in Anbetracht der Tatsache, dass sie eine Mätresse auf der Flucht ist.

Alistair ist ein klassischer »tortured hero«, der in Kriegsgefangenschaft gefoltert wurde und aus dieser Zeit schreckenserregende Narben im Gesicht zurückbehalten hat; außerdem fehlt ihm ein Auge, weshalb er meist eine Augenklappe trägt. Er lebt zurückgezogen in seinem verwahrlosten Schloss, allerdings weniger aus Scham wegen der Entstellung an sich, sondern im Wesentlichen wegen der schockierten Reaktion anderer Menschen auf ihn. Wie einsam er ist, fällt ihm erst auf, als Helen mit ihren Kindern Leben in sein Haus bringt; das ändert jedoch nichts daran, dass er sich zunächst verständlicherweise gegen das Eindringen einer fremden Familie in sein Rückzugsgebiet wehrt. Obwohl Alistair äußert knurrig, mürrisch und zynisch ist, erweist er sich in den entscheidenden Momenten als unkonventionell, warmherzig, verständnisvoll und sensibel – das zeigt sich nicht nur im Umgang mit seinem steinalten Hund, sondern auch mit Helens Kindern, die er (fast) immer zu trösten und ermutigen weiß. Einzig Alistairs Entsetzen über Helens Vergangenheit erschien nicht ganz schlüssig, ebenso der Grund für seine Annahme, eine über eine Affäre hinausgehende Beziehung zwischen ihm und Helen sei nicht möglich. Aber sei’s drum, es tut dem Buch keinen echten Abbruch; das Happy-End musste wohl um der Dramatik willen ein wenig hinausgezögert werden, denn allzu glatt darfs ja nicht mal in einem Liebesroman ausgehen!

Ebenso gut gelungen wie die Protagonisten sind die Nebenfiguren – selbst die Kinder. In Liebesromanen auftretende Kinder haben normalerweise die Tendenz, fürchterlich zu nerven, weil sie sich vollkommen unnatürlich benehmen: entweder agieren sie viel zu erwachsen und altklug oder sie sind alternativ viel zu kindlich, wobei ihnen in letzterem Fall gerne auch eine durchgehend schwachsinnige Sprache in den Mund gelegt wird. Nicht so hier: Helens Kinder Jamie und Abigail sind wirklich eine rühmliche Ausnahme. Sie verhalten sich alles in allem wie Kinder, und sie sind manchmal etwas schwierig und daher anstrengend, aber wirklich nett! Zugegeben, Abigails als partielle Erzählerin der Handlung wirkt nicht immer wie eine Neunjährige, aber ihre Denk- und Betrachtungsweise sind jederzeit akzeptabel. Eine echte Bereicherung und Garant für einige kurzweilige Szenen ist das Auftauchen von Alistairs Schwester Sophia und ihrer Gesellschafterin, die sich leider viel zu schnell wieder verabschieden. Die Wortgefechte zwischen Alistair und Sophia sind erfrischend, zumal sie es auf eine einmalig liebevoll-deutliche Weise versteht, ihren Bruder auf den Boden der Tatsachen zu holen.

Dem Buch werden von einigen Kritikern massive sachliche und historische Mängel sowie mangelndes Gefühl für die damalige Zeit (1765) vorgeworfen. Zugegeben: Man kann einige Fehler und Ungenauigkeiten nicht wegreden. Andererseits kann man aber auch nach solchen Dingen suchen und sich an ihnen aufhängen, wenn man das unbedingt will. Um ehrlich zu sein kann ich persönlich über solche Dinge – sofern sie keine signifikante Bedeutung für die Handlung haben – hinwegsehen, wenn die Geschichte – wie in diesem Fall – so viel mehr bietet. Wer aber auf exakte historische und sachliche Korrektheit Wert legt, sollte vielleicht lieber zu einem anderen Buch greifen.

Vom implizierten parabloischen Märchen – diesmal über den »Truth Teller« – war ich erneut nicht so begeistert, weil mir die Handlung zu vorhersehbar und die Geschichte viel zu ausgebreitet war für deren Gehalt. Wenn schon eine solche Geschichte so sehr ins Zentrum gestellt wird, sollte sie m. E. etwas ganz Besonderes sein – und das ist sie nicht. Aber das nur am Rande; es hat keinen Einfluss auf die Bewertung.

Fazit:
13/15 – Trotz einiger kleiner Abstriche ein wundervolles, herzerwärmendes Buch – Elizabeth Hoyt in alter Form!

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Serieninfo:

01 To Taste Temptation
02 To Seduce a Sinner
03 To Beguile a Beast
04 To Desire a Devil

[Rezension] Patricia Briggs: Zeit der Jäger

Originaltitel: Bone Crossed
4. Teil der Mercy-Thompson-Serie

Inhalt:
Mercy Thompson ist stolze Besitzerin einer kleinen Autowerkstatt. Und sie ist eine Walkerin – sie kann sich in einen Kojoten verwandeln. Doch Mercys Welt ist dunkel und gefährlich. Für den Tod eines Vampirs, an dem sie nicht ganz unschuldig ist, sinnt die Vampirkönigin Marsilia auf Rache. Da bleibt Mercy kaum noch Zeit für ihre Beziehung mit dem umwerfenden Werwolf Adam …

Kommentar:
Mercy hat sich noch nicht von den traumatischen Ereignissen aus »Spur der Nacht« erholt, als auch schon die Vampire von Tri-Cities die Jagd auf sie eröffnen. Stefan, Mercys vampirischer Freund, taucht in üblem Zustand bei der Walkerin auf und warnt sie davor, dass Marsilia, die Führerin der örtlichen Vampir-Sidhe, Mercy wegen ihrer Verwicklung in den Tod eines Vampirs zur Verantwortung ziehen will. Auch, weil sie ihren Werwolf-Gefährten Adam, das Rudel und ihre anderen Bekannten nicht in Gefahr bringen will, beschließt Mercy, die Stadt für eine Weile zu verlassen. Sie kommt dem Hilferuf einer alten Bekannten nach, die sie wegen eines Hausgeists um Hilfe gebeten hat, doch bei Amber trifft die Walkerin nicht nur auf einen Geist, sondern darüber hinaus auf einen mächtigen Vampir, der großes Interesse an ihr hat. Steckt er mit Marsilia unter einer Decke?

»Zeit der Jäger« knüpft unmittelbar an »Spur der Nacht« an und greift außerdem den Handlungsfaden aus »Bann des Blutes« auf. Die Zusammenhänge und Motive werden zwar erklärt, sodass es nicht zu Verständnisproblemen kommen dürfte, es macht aber sicher dennoch Sinn, die Vorgängerbände gelesen zu haben. Die Geschichte um die Vampire, die Mercy diesmal an den Kragen wollen, ist prinzipiell gut aufgebaut, aber nicht übermäßig spannend und darüber hinaus ein wenig verworren bzw. konstruiert. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn der Fokus liegt ohnehin auf Mercys Person – und Mercy ist und bleibt eine der besten Heldinnen überhaupt. Sie ist tought, geradlinig, mutig und loyal, zeigt diesmal aber auch ihre verletzliche Seite, denn sie leidet noch unter den Geschehnissen in »Spur der Nacht«. Dass Mercy trotzdem nicht in Selbstmitleid versinkt, sondern versucht, in einen normalen Alltag zurückzufinden, passt zur Figur; ihr innerer Konflikt ist einfühlsam geschildert, ihre Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Geborgenheit und der Angst vor zu viel Nähe glaubwürdig. Die Beziehung zu Adam erreicht in diesem Band eine neue Tiefe und ist ebenfalls sehr gefühlvoll und stimmig dargestellt, ohne Adams dominante Werwolfnatur und Mercys Bestehen auf Unabhängigkeit aus dem Blick zu verlieren. Die Begegnungen mit zahlreichen bereits bekannten Nebenfiguren aus den Reihen der Werwölfe, Vampire und Feen unterstreichen den Serieneffekt und sorgen beim Leser für ein Gefühl der Vertrautheit; dabei werden zumindest einige der Nebenfiguren weiterentwickelt und ihre Beziehung zu Mercy ändert oder vertieft sich, während andere – etwa Zee und Onkel Mike – immer eine zuvelässige Konstante sind. Im Aufbau der Figuren und ihrer Beziehung untereinander liegt ganz klar Briggs Stärke, sie verliert nie Faden, sondern behält immer den Überblick und schafft ein absolut glaubwürdiges Gefüge.

Dennoch gibt es ein Manko bei diesem Buch: die holprige Sprache. Die frühere Übersetzerin Regina Winter wurde abgelöst von Vanessa Lamatsch, doch ob das eine echte Verbesserung ist, steht zu bezweifeln. Man stößt immer wieder auf furchbar verschachtelte Sätze, sperrige Formulierungen (»Stefan konnte Zeichensprache; irgendwie schien mir das nicht etwas zu sein, was Vampire üblicherweise taten.«, S. 203) und unpassende Wörter (»Seine Stimme war rumpelig vom Schlaf.«, S. 307), die zum Teil ziemlich sinnentstellend bzw. sinnfrei sind (»Werde nicht wütend, sondern quitt«, S. 325). Noch schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass es immer wieder Sätze und Abschnitte gibt, die in keinerlei Zusammenhang mit dem vorher und/oder nachher Gesagten zu stehen scheinen und deren Sinn sich einem vollkommen entzieht. Da das schon in den vorherigen Bänden ein Problem war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob das im Original auch so ist oder einfach in Briggs‘ Formulierungen begründet liegt, die den Übersetzerinnen Schwierigkeiten bereitet. Tatsache ist: Es ließ mich immer wieder Stocken, Sätze mehrfach lesen und den Sinn suchen – leseflussfördernd ist das nicht gerade.

Fazit:
13/15 – Ein Buch, das eine solide Geschichte erzählt, im Wesentlichen aber von der wunderbaren Protagonistin lebt – für Fans von glaubwürdigen starken Heldinnen ein Muss.

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Serieninfo:

01 Moon Called | Ruf des Mondes
02 Blood Bound | Bann des Blutes
03 Iron Kissed | Spur der Nacht
04 Bone Crossed | Zeit der Jäger
05 Silver Borne