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Alternativtitel: Sitz! Platz! Liebe! (Weltbild)
Originaltitel: Stay
Klappentext:
Als Savannahs Traummann Peter eine andere heiratet, beschließt sie, sich einen neuen Gefährten zu suchen. Im Internet findet sie ihn: einen entzückenden Schäferhundwelpen. Doch statt des puscheligen Jungtiers landet ein 50-Kilo-Koloss bei ihr: Joe, der nur slowakisch versteht und der die Nachbarn tyrannisiert. Hilfe sucht Savannah bei einem Tierarzt, der sich als Alphamännchen mit Zauberlächeln entpuppt. Doch dann bietet auch Peter seine Hilfe an. Ob das so eine gute Idee ist?
Kommentar:
Ich gestehe, dass dieses Buch in erster Linie ein Coverkauf war. Ich fand den Golden-Retriever-Welpen mit seinem Stofftier einfach zu niedlich und den dazugehörigen Klappentext passabel genug, um zuzuschlagen. Wer sich fragt, wieso auf dem amerikanischen Cover ein Schäferhund und auf dem deutschen ein Retriever abgebildet ist – das lässt sich wohl nur damit erklären, dass sich die Verlage hierzulande erwiesenermaßen oftmals keinen Deut darum scheren, ob das Cover zum Inhalt passt oder nicht: Joe ist ein Schäferhund, kein Retriever.
Auch mit dem Klappentext hat man es nicht allzu genau genommen. Die Unterschlagung der Tatsache, dass Traummann Peter Savannahs beste Freundin heiratet, ist vielleicht noch verzeihlich. Darüber hinaus wirkt der Tierarzt Alex aber überhaupt kein bisschen wie ein Alphamännchen, und Peter bietet Savannah mitnichten seine Hilfe an – ganz im Gegenteil.
Alles beginnt damit, dass die verzweifelte Savannah kurz nach der Hochzeit ihres Schwarms mit ihrer besten Freundin sternhagelvoll einen Schäferhundwelpen im Internet bestellt, weil sie nicht mehr allein sein will. Wenige Tage später trifft ein Hund ein, der wenig mit dem erwarteten süßen Welpen zu tun hat und Savannah vollkommen überfordert – was kein Wunder ist, weil sie nämlich von Hunden nicht die geringste Ahnung hat. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an den örtlichen Tierarzt, der sich als sehr charmanter und netter Mann entpuppt und schnell reges Interesse an ihr zeigt. Es dauert nicht lange, bis sie sich annähern, doch dann kommen Peter und Janie aus den Flitterwochen zurück, und es stellt sich heraus, dass der Himmel der Frischvermählten nicht gerade voller Geigen hängt. Um Janie aufzuheitern, soll Savannah auf die Schnelle eine Begrüßungsparty ausrichten, und dabei begeht sie einen folgenschweren Fehler, der die Beziehung zu Alex auf eine harte Probe stellt …
Obwohl der Plot den Eindruck erweckt, ist das Buch viel weniger Liebesroman als es klingt. Eigentlich erzählt es die Geschichte einer jungen Frau, die in ein neues Leben startet. Dazu muss sie erst einmal mit ihrer Vergangenheit aufräumen: Sie definiert verschiedene Beziehungen neu, setzt neue Grenzen und macht einen gewaltigen Schritt bei der Verarbeitung des Todes ihrer Mutter. Auch Schäferhund Joe spielt eine Rolle bei ihrer Selbstfindung; sie möchte ihn schon bald nicht mehr missen und durchlebt einige Krisen sowie sehr nette Momente mit ihm. Alles in allem nehmen die Szenen mit Joe jedoch deutlich weniger Raum ein, als zu erwarten war.
Die Beziehung zwischen Savannah und Alex verläuft total unspektakulär. Sie sehen sich, verstehen sich, verlieben sich in rasender Schnelle und völliger Selbstverständlichkeit, von Romantik und Emotionen ist kaum etwas zu merken. Folgerichtig entbehrt auch die große Krise, die infolge einer mehr als schwachsinnigen und überflüssigen Lüge Savannahs auftritt, jeder Dramatik und vermag es einfach nicht, einen zu berühren. Hinzu kommt, dass die Motivation für Alex‘ rigorose Reaktion nur bedingt zu seinem vorherigen Verhalten passt. Ähnlich wenig glaubwürdig ist Peters Verhalten, der auf einmal aus unerfindlichen Gründen kalte Füße wegen seiner Ehe kriegt und vollkommen hysterisch agiert – als würde sich der Alltag unmittelbar nach der Vermählung so sehr verändern!
Fazit:
8/15 – Insgesamt ist das Buch nicht schlecht, es mangelt ihm aber an Emotion, Spannung und Humor. Der Verlauf der Geschichte ist total vorhersehbar, die Figuren sind eher blass und der Hund dient weitgehend als Werkzeug, um irgendwelche Dinge in Savannahs Leben in Gang zu setzen. Muss man nicht gelesen haben.
Klappentext:
What’s a girl to do when she’s secretly in love with a friend and he’s married to someone else? She gets over it. That’s what Amy Parker has done. Rather than lose her best bud Quinn Whitfield with an ill-timed, crazy confession of affection, she’s taken the smart route. She’s eased away from him. Just enough to get past the unrequited bits. And you know, it’s working.
Until the day Quinn announces he’s now single. That’s right. He’s single. And he wants to hang out. With her. Get reconnected the way they used to be.
Oh, this is so not good for Amy’s equilibrium. Daily doses of Quinn remind her of everything she loves about him. But if he’s free…and she’s free…well, maybe the time has come for one of those crazy confessions.
Kommentar:
Obwohl meine bisherigen Erfahrungen mit Sarah Mayberry eher weniger gut waren, hab ich doch zugegriffen, als mir dieses Buch bei Buchticket (oder Bookmooch?) begegnet ist. Manchmal reichen bei mir einfach ein paar Reizwörter (»secretly in love with a friend«); außerdem war Evi sehr begeistert von dem Roman.
Schon seit ihrer Jugend ist Amy Parker verliebt in ihren besten Freund Quinn, der allerdings ihre gemeinsame Freundin Lisa geheiratet hat und inzwischen als Anwalt in Syndey arbeitet. Amy hat den Kontakt zu beiden einschlafen lassen, als sie jedoch beim Kauf eines Gebäudes juristischen Beistand benötigt, wendet sie sich an die alten Freunde. Quinn hilft ihr bereitwillig und kommt sogar zurück in die Heimat nach Victoria, um ihr bei der Anhörung zur Seite zu stehen. Und nicht nur das, er beschließt außerdem, seinen Urlaub in der Stadt zu verbringen und Amy bei der Renovierung des alten Kinos zu helfen. Amy fällt aus allen Wolken, als sie auch noch erfährt, dass Quinn und Lisa sich getrennt haben, und es gibt eigentlich keinen Grund mehr, mit ihren Gefühlen hinterm Berg zu halten. Wäre da nicht die Freundschaft, die es zu verlieren gibt …
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ausgerechnet ein Mayberry-Roman es vermögen würde, mich aus dem Lesetief zu reißen, aber es kommt eben doch oft anders als man denkt! »Her Best Friend« hat alles, was ich von einem Liebesroman erwarte: Eine schöne und relativ glaubwürdige Geschichte sowie sympathische Helden und Nebenfiguren. Natürlich hat das Buch keinen besonderen Tiefgang, das ist schon aufgrund des Umfangs kaum möglich, aber es unterhält gut und kommt ohne großes Drama und mit nur verhältnismäßig wenig Hin und Her aus. Die langsame Annäherungen zwischen den Protagonisten ist realistisch dargestellt, ebenso ihre Ängste und Bedenken. Besonders bemerkenswert finde ich, dass die Autorin es geschafft hat, Amy am Ende eben nicht als zweite Wahl dastehen zu lassen, sondern dass Quinn alle Möglichkeiten hat und sich aktiv für sie entscheidet.
Fazit:
13/15 – Ein Liebesroman, der richtig gut unterhält.
Originaltitel: Johnny Be Good
Meg Stiles, #1
Klappentext:
Meg kann es nicht fassen – sie soll die neue persönliche Assistentin von Rockstar Johnny Jefferson werden! Und zwar sofort. Und bevor Meg auch nur begreifen kann, was da gerade mit ihr passiert, sitzt sie auch schon im Flugzeug nach Los Angeles und taucht ein in eine Welt voller Glamour und Promisternchen. Meg versucht ihren Job so professionell wie möglich zu machen, aber Johnny macht ihr die Sache nicht wirklich leicht. Er ist einfach viel zu sexy und seine Augen viel zu unverschämt schön! Zum Glück ist da noch Johnnys Freund Christian, der Meg mit seiner ruhigen Art dabei hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren. Allerdings wie lange noch?
Kommentar:
Ich war von Paige Toons Debüt »Lucy in the Sky« im Gegensatz zu vielen anderen nur mäßig begeistert, gänzlich abschreiben wollte ich die Autorin deshalb aber noch lange nicht. Also hab ich mir ihren Nachfolgeroman »Du bist mein Stern« geschnappt – mit Rockstargeschichten kann man mich ja durchaus kriegen!
Paige Toon hat es aber nur bedingt geschafft. Die Handlung ist über weite Strecken vorhersehbar und plätschert ganz schön vor sich hin, ohne dass besonders viel passieren würde. Sowohl der Einblick in Megs Arbeit als auch in das Promileben blieben mir zu oberflächlich, und wie schon bei Toons Debütroman konnte ich mich mit der Protagonistin nicht wirklich anfreunden: Meg ist zwar nicht ganz so realitätsfern und blauäugig wie Lucy, aber auch ihre Naivität ist erschreckend. Wie Meg ihren Job anpackt und sich ihrem Chef gegenüber verhält, ist vom ersten Moment an hochgradig unprofessionell und auch nicht dadurch zu entschuldigen, dass sie ins kalte Wasser geworfen wird. Ohne Frage ist Meg trotzdem sympathisch, aber wirklich ernstnehmen konnte ich sie nicht – zumal vollkommen klar war, wie sich ihre Beziehung zu Johnny entwickeln würde.
Johnny ist da schon um einiges interessanter, und es ist schade, dass man ihn wegen der Ich-Perspektive nur aus Megs verklärter Sicht kennenlernt, denn dadurch versagt man ihm mehr Profil. Seine Alkohol- und Drogensucht, seine zahlreichen Frauengeschichten, sein teils skrupelloses Verhalten gegenüber anderen Menschen sowie sein Hang zu Depressionen und zur Selbstzerstörung machen ihn zu einem etwas anderen Liebesromanhelden, dessen Innenleben und Zerrissenheit hätten spannend sein können. Vielleicht hätte mich das Buch mehr begeistert, wenn Johnny seine eigene Erzählperspektive erhalten hätte, so aber ist festzuhalten, dass mich der Roman emotional überhaupt nicht packen konnte – auch etwas, was mir schon bei »Lucy in the Sky« so ging. Die Autorin erreicht mich einfach nicht, offenbar liegt mir einfach ihre Art zu erzählen nicht.
Gut gefallen hat mir das Ende, das der Geschichte eine ganz besondere Würze verleiht und eine logische Konsequenz des Verhaltens aller Beteiligten ist.
Spoiler
Nicht gefallen hat mir in dem Zusammenhang allerdings, dass und unter welchen Umständen Meg überhaupt eine Beziehung mit Christian anfängt – der Journalist wirkt zu jeder Zeit nur wie ein Notnagel, dem Meg zwar Respekt und Loyalität, aber darüber hinaus lediglich freundschaftliche Gefühle entgegenbringt. Kein Wunder, dass sie die erstbeste Gelegenheit ergreift, sich in eine Affäre mit ihrer großen Liebe zu stürzen!
[Einklappen]
Fazit:
9/15 – Einigermaßen unterhaltsamer Roman, dessen Liebesgeschichte mich aber emotional nicht wirklich erreicht hat. Ich denke, dass ich die Fortsetzung »Baby Be Mine« lesen werde, wenn sie auf Deutsch veröffentlicht wird; die Ereignisse haben mich aber nicht genug gepackt, als dass ich den Drang verspüren würde, mir das Buch sofort auf Englisch holen zu müssen.
Serieninfo:
01 Johnny Be Good | Du bist mein Stern
02 Baby Be Mine
Originaltitel: Just one of the Guys
Inhalt (Amazon):
Femme Fatale, sexy Vamp, fleischgewordener Männertraum – all das ist Chastity O’Neill nicht. Mit vier großen Brüdern und einer Schwäche für die Yankees ist sie für die Männerwelt nur der gute Kumpel. Kein Wunder, dass auch der attraktive Trevor das so sieht. Dabei ist er der Eine! Chastity weiß es, seit sie sich als Teenager hoffnungslos in den besten Freund ihrer Brüder verknallt hat. Das ist zwölf Jahre her, doch Chastitys heimliche Liebe hat in all den Jahren nichts erschüttern können. Nun, wenn sie eins in ihrer verrückten Familie gelernt hat, dann das: Ein Mädchen muss für seinen Traum kämpfen! Zeit, die Waffen einer Frau zu zücken …
Kommentar:
Weil ich im Juni »Fang des Tages« so wundervoll fand, musste natürlich Higgins‘ neuestes Buch auch sofort her. Meine Erwartungen hätten höher nicht sein können, was bekanntermaßen nie gut ist und wohl auch diesmal ein Problem war – aber nur eines von mehreren.
Chastity ist nach einigen Jahren Abwesenheit zurück in ihre Heimatstadt gezogen, wo sie eine Stelle bei der Lokalzeitung gefunden hat. Obwohl sie froh ist, wieder zu Hause und in der Nähe ihrer Familie zu sein, birgt genau das auch eine gewisse Gefahr: Hier ist sie nämlich überall nur »die kleine O’Neill« – Tochter des Feuerwehrhauptmanns und Schwester vierer nicht minder heldenhafter Feuerwehr- bzw. Rettungsleute. Dass sie über 1,80 m groß ist und vom Rudern eine sehr kräftige Statur hat, macht es auch nicht gerade leichter, in der Kleinstadt einen Mann zu finden – ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie ohnehin schon seit ihrer Jugend in Trevor verliebt ist, der früher bei Chastitys Familie gewohnt hat und fast sowas wie ein Familienmitglied ist. Trevor allerdings scheint in ihr nicht viel mehr als eine gute Freundin zu sehen, und so kommt es Chastity sehr gelegen, als sich der gutaussehende Unfallchirurg Ryan für sie zu interessieren beginnt …
Es klingt erst mal gar nicht so, aber »Meine Brüder, die Liebe und ich« hat so viele Parallelen zu »Fang des Tages«, dass ich mich ernsthaft gefragt habe, ob Kristan Higgins eine Checkliste beim Schreiben abgearbeitet hat. Hauptthema: Protagonistin, die sich eine eigene Großfamilie wünscht, aber keinen passenden Mann in der Kleinstadt findet – check. Und als Nebenthemen unter anderem: treu ergebener Hund – check. Beneidenswertes Familienglück der Geschwister – check. Eheprobleme der Eltern – check. Ja, okay, natürlich erzählt Higgins letztendlich eine andere Story, aber die Überschneidungen waren für meinen Geschmack zu groß. Ebenso ähnlich ist der Aufbau der Geschichte. Auch hier geht es zwar im Prinzip darum, die Heldin an den Mann zu bringen, ihre Beziehungsangelegenheiten treten aber zugunsten ihrer Alltagserlebnisse – vor allem mit ihrer Familie – in den Hintergrund. Das ist nicht weiter schlimm, allerdings fehlen dem Buch leider die Wärme und die ganz besonderen Momente, die für mich »Fang des Tages« so wundervoll gemacht haben.
Das liegt wohl in erster Linie an der Protagonistin, die zwar eine durchaus sympathische und stimmig angelegte Heldin ist, allerdings keine, die ich besonders ins Herz geschlossen hätte. Dazu war sie mir einfach zu wenig liebenswert und charmant – das hätte aber auch gar nicht gepasst für eine Frau, die sich in ihrer Kindheit und Jugend gegen vier Brüder behaupten musste und so eher zum Kumpeltyp geworden ist. Ihre Torschlusspanik kann man angesichts der Gesamtsituation durchaus verstehen, und dass sie ihr Glück mit Ryan probiert, obwohl ihr Herz eigentlich dem scheinbar unerreichbaren Trevor gehört, auch. Warum Ryan sie seinerseits für die Richtige hält, bleibt schleierhaft, und überhaupt wird Chastitys Zusammensein mit Ryan so unemotional, leblos und beiläufig geschildert, dass der Ausgang dieser Beziehung von vornherein klar ist. Das ist eigentlich schade, denn man hätte aus der Dreierkonstellation durchaus ein wenig Spannung beziehen können, ohne allzu dramatisch zu werden. Trevor, dem Objekt der Begierde, begegnet man eigentlich nicht besonders oft und wenn, dann nur sehr kurz und ebenfalls eher am Rande. Insofern erfährt man kaum etwas über ihn (auch das kennt man schon von Malone aus »Fang des Tages«).
Das alles klingt jetzt aber schlimmer als es ist, weil Kristan Higgins einfach richtig nette Familien-/Kleingeschichten erzählen kann, die gut unterhalten und zum Teil auch ziemlich amüsant sind. Allerdings hoffe ich, dass die Parallelen zwischen den Büchern nicht weiterhin so groß sind, denn das könnte im Laufe der Zeit doch langweilig werden.
Fazit:
10/15 – Nette Unterhaltung, der aber das gewisse Etwas fehlt.
Originaltitel: One Day
Klappentext:
»Gerade stelle ich mir dich mit 40 vor!« Es ist der 15. Juli 1988, und Emma und Dexter, beide zwanzig, haben sich gerade bei der Abschlussfeier kennengelernt und die Nacht zusammen durchgemacht. Am nächsten Morgen gehen beide ihrer Wege. Wo werden Sie an genau diesem Tag ein Jahr später stehen? Und wo in den zwanzig darauffolgenden Jahren? Werden sich die beiden, die einander niemals vergessen können, weiterhin immer gerade knapp verpassen?
Kommentar:
Ich hab das Buch von David Nicholls vor über einem Jahr bei Nina entdeckt, deren Rezension so wunderbar war, dass ich das Buch umgehend erbeuten musste. Wie das so typisch für mich ist, fristete der Roman dann erst mal eine ganze Weile ein tristes Dasein im Wichtig-SuB-Regal, wurde jetzt aber endlich befreit.
Der deutsche Titel klingt ein wenig sperrig und wirkt ein bisschen bemüht, trifft aber den Kern der Sache ganz gut, denn der Leser begleitet die Hauptpersonen Emma und Dexter von ihrer ersten gemeinsamen Nacht 1988 bis ins Jahr 2007: Jeweils am 15. Juli eines jeden Jahres erhält man einen Einblick in das Leben der beiden Protagonisten, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Der gutaussehende Dexter aus wohlhabender Familie ist ein Frauenheld, wie er im Buch steht. Er ist durchschnittlich intelligent und ziemlich oberflächlich, aber ein grandioser Blender und Charmeur, sodass er als TV-Moderator durchstartet und die Karriereleiter rasant erklimmt. Im Laufe des Buches entwickelt er ein massives Angst- und Suchtproblem; er ist ständig auf der Suche nach Anerkennung, nach Erfolg, nach Sex, nach irgendeinem Kick. Nur wenn er mit Emma zusammen ist oder über sie nachdenkt, zeigt er Ansätze von Tiefe und Ernsthaftigkeit. Emma ist das genaue Gegenteil von ihm: Sie ist beständig, zuverlässig und loyal, aber wenig zupackend. Obwohl sie einen hervorragenden Abschluss gemacht hat, lässt sie sich lange orientierungslos treiben, arbeitet in einem Restaurant und nutzt ihre Möglichkeiten nicht. Grundsätzlich neigt sie dazu, das Leben zu problematisieren, andere Leute zu belehren und ihre Talente und positiven Eigenschaften zu leugnen.
In den fast zwanzig Jahren, die man sie begleitet, entwickeln sich beide merklich – man könnte fast sagen, die Realität schlägt einfach zu und verändert die beiden und ihre Ideale. Das Leben ist nun mal selten so, wie man es plant, also durchlebt man Höhen und Tiefen mit ihnen – gescheiterte Beziehungen, Ängste und Antriebslosigkeit, Depressionen und Realitätsflucht, Drogen- und Alkoholexzesse, gescheiterte Pläne und Hoffnungen, Höhenflüge und böse Abstürze. Die Freundschaft zwischen Emma und Dexter, die irgendwie immer ein bisschen mehr ist, ist eine Konstante in diesen bewegten Zeiten, und man möchte sie manchmal alle beide packen und schütteln und ihnen zurufen: Seht ihr denn nicht, wie sehr ihr euch braucht und dass ihr füreinander geschaffen seid? Doch die zwei verpassen sich irgendwie immer, und die Zeit läuft ihnen davon, bis es fast zu spät für sie scheint – und so passt dann auch das für mich vollkommen überraschende Ende perfekt zu dieser Geschichte.
Alles in allem ist »Zwei an einem Tag« ein sehr realistisch wirkendes Buch abseits der üblichen schmachtfetzigen Liebesromane, das phasenweise emotional sehr berührend ist. Es hatte aber auch Längen, und seine Protagonisten mit ihren teils recht seltsamen Verhaltensweise und kaum vorhandenen Lebenskonzepten sind darüber hinaus ganz schön anstrengend und schwer zu mögen. Trotz einiger kleiner Abstriche ist der Roman aber definitiv lesenswert – zumindest für Leute, die bei Geschichten über langandauernde Freundschaften nicht sofort »Harry und Sally«-Vergleiche ziehen!
Fazit:
13/15 – Eine tragisch-schöne Geschichte über eine Jahre währende Freundschaft, die zwei Menschen während der Höhen und Tiefen ihres Lebens begleitet.
Trivia:
Am 10. November wird die Verfilmung des Buches mit Anna Hathaway und Jim Sturgess in den Hauptrollen in die Kinos kommen. Hier gibts den deutschen Trailer.
Originaltitel: Truly Madly Yours
Klappentext:
»Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«, denkt sich Delaney Shaw und beschließt, die Zähne zusammenzubeißen und ihrem verstorbenen Stiefvater Henry seinen letzten Willen zu erfüllen. Um an ihr Erbe zu kommen, muss sie für ein Jahr in ihre verhasste Heimatstadt zurückkehren. Doch damit nicht genug, denn auch der stadtbekannte Gigolo Nick, Henrys unehelicher Sohn, erbt nur unter einer Bedingung: Er muss in dieser Zeit die Finger von Delaney lassen. Und schon bald merken beide, wie unglaublich lang ein Jahr sein kann …
Kommentar:
Ich weiß auch nicht, warum das mit mir und den Contemporarys fast nie funktioniert. Da schnapp ich mir schon extra einen, der überall als witzig, spritzig, gefühlvoll, sexy – kurz: als perfekter Liebesroman gerühmt wird, und was passiert? Ich langweile mich. Und zwar so sehr, dass mir nach spätestens zehn Seiten immer wieder was ganz furchtbar Wichtiges eingefallen ist, was ich ja noch schnell im Internet nachschauen könnte muss.
Die Ausgangssituation ist total hanebüchen: Der verstorbene Kontrollfreak Henry will aus dem Grab heraus seine Stieftochter und seinen unehelichen Sohn verkuppeln. Er bestimmt, dass Delaney ein Jahr in ihrer Heimatstadt, einem Kaff in Idaho verbringen muss, wenn sie drei Millionen Dollar erben will, während Nick derweil die Finger von ihr zu lassen hat, um nicht die geerbten Immobilien/Grundstücke zu verlieren. Das Verbot sieht Henry quasi als Garantie dafür, dass der rebellische Nick Delaney ganz bestimmt verführt – und obwohl alle Beteiligten das ganz genau wissen, lassen sie sich frohgemut manipulieren und handeln genau so, wie der Tyrann es geplant hat.
Der Rest ist Standardkost ohne nennenswerten Witz und Anspruch, ohne besondere Spannung oder Emotionen: Die beiden Protagonisten behaupten, dass sie einander auf den Tod nicht ausstehen können, sind aber nicht dazu in der Lage, bei ihren Begegnungen die Finger voneinander zu lassen, weil sie sich ja ach so magisch voneinander angezogen fühlen – trotz der Testamentsklausel. Überflüssig zu erwähnen, dass sie sich natürlich in Wahrheit sehr wohl leiden können und nie einen anderen Partner wollten, sich das aber nicht eingestehen. Und so wechseln sich erotische Szenen (die zum Teil sogar tatsächlich relativ prickelnd sind) mit sarkastischen Dialogen ab, die offenbar von den meisten Leser als amüsant und unterhaltsam befunden werden, die mich persönlich aber eher genervt haben.
Obwohl der Roman über einen Zeitraum von mehreren Monaten spielt, verbaut sich die Autorin durch zahlreiche Zeitsprünge die Möglichkeit, eine echte Entwicklung der Personen und ihrer Beziehung zueinander aufzuzeigen. Wahrscheinlich deshalb hatte ich keinen rechten Draht zu Delaney und Nick, die zwar lange nicht so bescheuert wie ihre bösartigen, hetzenden Mütter sind, aber auch keine echten Sympathieträger, um deren Glück ich bangen würde. Nett hingegen war allerdings die eine oder andere Kundin von Delaneys Friseursalon, und auch das Kleinstadtleben ist stellenweise ganz gut eingefangen. Wieso Rachel Gibson es angesichts all der anderen kleinen Handlungsstränge auch noch für nötig hielt, eine Art Suspense-Blog einzubauen, den sie am Ende doch total verschenkt, wird wohl ihr Geheimnis blieben.
Fazit:
7/15 – Romance-Standardkost: weitgehend uninspiriert, vorhersehbar und daher – wenn auch nicht wirklich schlecht – ziemlich langweilig.
Originatitel: Where She Went
Adam und Mia, Teil 2
Klappentext:
Das Ende seiner großen Liebe zu Mia lässt Adam fast am Leben zerbrechen. Ruhelos, leer, ausgebrannt fühlt er sich, trotz seiner sensationellen Erfolge als Rockstar. Auch wenn er seinen Gefühlen auf der millionenfach verkauften CD »Collateral Damage« Ausdruck verliehen hat, ist der Schmerz über den Verlust von Mia noch immer zu stark, als dass er ihn ertragen könnte. Als Adam von einem Konzert erfährt, das Mia, inzwischen gefeierte Cellistin, in New York gibt, will er nur eines: sie wiedersehen. Noch in derselben Nacht finden sie den Mut, sich auszusprechen, sich auszusöhnen und sich zu trennen, um eigene Wege zu gehen. Da hört er, wie eine Stimme seinen Namen ruft …
Kommentar:
Regelmäßige Leser meines Blogs wissen, dass »Wenn ich bleibe«, Band 1 der Geschichte um Mia und Adam, für mich der Überraschungshit und eines der drei Jahreshighlights 2010 war. Es ist ein trauriges, aber wunderschönes Buch, und für mich es war einfach perfekt und stimmig, so wie es war. Insofern war ich über die Ankündigung einer Fortsetzung nur mäßig begeistert – nicht zuletzt, weil ich befürchtet habe, es könne meine Begeisterung für »Wenn ich bleibe« nachträglich trüben. Das hat mich natürlich trotzdem nicht daran gehindert, die Fortsetzung zu lesen; dazu war meine Neugierde zu groß.
»Lovesong« spielt drei Jahre nach dem Unfall, bei dem Mias gesamte Familie tödlich verunglückt ist. Mia ist nicht viel später nach New York ans Musikkonservatorium Juilliard gegangen und hat nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihren Freund Adam verlassen – ohne Begründung. Der Trennungsschmerz war Adam Inspirationsquelle für neue Songs, mit denen ihm und seiner Band über Nacht der große Durchbruch gelungen ist, doch der gefeierte Rockstar kann seinen Erfolg nicht genießen. Adam ist ein Wrack, denn er hat nicht nur Mia, sondern auch die Liebe zur Musik verloren. Er leidet unter Angstzuständen, hält sich nur mithilfe von Psychopharmaka leidlich über Wasser und scheint am Tiefpunkt angelangt zu sein, als er bei einem Streifzug durch New York zufällig mitbekommt, dass Mia ein Konzert in der Stadt gibt. Er geht hin und trifft sie anschließend Backstage. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit reden die beiden wieder miteinander, und endlich erfährt Adam, warum Mia damals gehen musste …
Um es vorwegzunehmen: Die Fortsetzung der Geschichte hat mir »Wenn ich bleibe« nicht – wie insgeheim befürchtet – »kaputtgemacht«. Ich denke aber nach wie vor, dass die Fortsetzung absolut überflüssig war, auch wenn »Lovesong« ein wirklich gutes Buch ist. Forman schreibt einfach toll und hat es erneut geschafft, mich augenblicklich so in das Buch hineinzuziehen, dass ich es erst wieder weggelegt habe, als ich die letzte Seite gelesen hatte.
Der eigentliche Handlungszeitraum umfasst nur einen einzigen Tag, den Tag des Wiedersehens von Mia und Adam. Durchbrochen ist die laufende Handlung allerdings von Rückblenden, in denen einerseits Episoden aus Adams Beziehung mit Mia vor und nach dem Unfall erzählt werden und andererseits von seinem Leid nach der Trennung. Man erhält durch Adams Perspektive zum Teil eine neue Sicht auf bereits in Teil 1 erzählte Dinge, erfährt aber auch viel Neues über die Protagonisten, ihre gemeinsamen Erlebnisse und ihre Beziehung vor dem Unfall – das hat Forman wirklich sehr elegant gelöst. Allerdings fehlen dem Buch die Wärme und die Emotionalität, die ganz besonderen Momente, die mich in »Wenn ich bleibe« so sehr berührt haben. Auch habe ich mich den Personen lange nicht so nahe und verbunden gefühlt, sie wirken nämlich beide ganz schön seltsam – was angesichts ihres Schicksals – ganz besonders in Mias Fall – wahrscheinlich aber nicht verwunderlich ist.
Das bringt mich zu einer anderen Frage, nämlich der, ob das Buch wohl auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes richtig »funktioniert«. Ich glaube ehrlich gesagt, dass ich Mia nicht besonders gemocht hätte, wenn ich ihren Grenzgang in »Wenn ich bleibe« nicht hautnah miterlebt hätte. Und hätte ich nicht noch das Bild von Adam aus Band 1 im Kopf gehabt, hätte mich sein Klammern an die Vergangenheit sowie sein Umgang mit seinen Problemen wohl noch deutlich mehr befremdet als das so der Fall war. Ich bin mir tatsächlich nicht mal sicher, ob mich das Schicksal der beiden besonders berührt hätte, wären da nicht meine erstaunlich lebhaften Erinnerungen ans Vorgängerbuch und an all die Emotionen beim Lesen gewesen. Vielleicht ist die Kenntnis des überragenden ersten Teils aber einfach auch ein Fluch, weil das zweite Buch ganz anders ist und somit an den Erwartungen scheitern muss; vielleicht funktioniert »Lovesong« deshalb sogar besser ohne die Kenntnis von »Wenn ich bleibe«.
Fazit:
12/15 – Ein gutes Buch, das aber nicht notwendigerweise gelesen werden muss, nur weil man »Wenn ich bleibe« geliebt hat.
Serieninfo:
01 If I Stay | Wenn ich bleibe – 15/15
02 Where She Went | Lovesong – 12/15
OT: Catch of the Day
Klappentext:
Maggie ist dreißig, chaotisch und Single. In einer typischen Ostküsten-Kleinstadt wahrlich kein Vergnügen! Das letzte Mal, dass sie den Mann ihrer Träume gefunden zu haben glaubte, hatte sie sich ausgerechnet in den neuen Priester von Gideon’s Cove verguckt und die halbe Stadt mit ihrer Schwärmerei amüsiert. Die Lage ist ernst und Maggie allmählich verzweifelt. Bis ihr suchender Single-Blick auf Malone fällt. Augen so blau wie das Meer – der Fang des Tages? Oder angelt Maggie wieder einmal treffsicher nach dem falschen Traumprinzen?
Kommentar:
»Der Fang des Tages« ist das erste Buch von Kristan Higgins, das in deutscher Übersetzung erschienen ist, und obwohl ein paar englische Titel der Autorin ungelesen bei mir im Regal stehen, habe ich mich dazu entschieden, die deutsche Ausgabe auszuprobieren. Nachdem ich das Buch zugeklappt habe, kann ich nur sagen: Danke, Mira-Verlag, dass ihr diese Autorin nach Deutschland gebracht habt! Das wird ganz sicher nicht mein letztes Higgins-Buch sein!
Maggie betreibt in einer Kleinstadt in Maine ein Diner, das zentraler Anlaufpunkt für alle Bürger ist – kein Wunder, ist doch Maggie eine außerordentlich liebenswerte Person, der das Wohl ihrer Mitmenschen sehr am Herzen liegt. Da jeder sie kennt und in ihr Restaurant kommt, ist es nicht wenig peinlich, als sie überall erzählt, sie habe einen tollen Kerl kennengelernt, der sich dann aber dummerweise als der neue Pfarrer des Ortes entpuppt. Dass Maggie mit ihrer Schwärmerei für Pfarrer Tim nicht allein ist, ist da auch kein Trost. Maggie beschließt also, ihrem tristen Single-Dasein ein Ende zu setzen, sie fühlt sich nämlich ganz schön einsam und wünscht sich nichts mehr als einen Mann und ein Kind. Mithilfe ihrer Zwillingsschwester und ihrem Schwager macht sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten; das ist allerdings gar nicht so einfach, denn die potenziellen Anwärter entpuppen sich ausnahmslos als ziemliche Flachpfeifen. Dann stolpert ihr auf einmal unverhofft der Hummerfischer Malone vor die Füße, den sie bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wirklich wahrgenommen hat, weil er nämlich immer ausgesprochen mürrisch und verschlossen ist. Und auch jetzt, wo sie ihn näher kennenlernt, bleibt er ihr ein Rätsel, und sie hat keine Ahnung, woran sie ist …
Es gibt diverse größere und kleinere Dinge, die man an dem Buch kritisieren kann. Maggies Glaubensanwandlungen am Ende fand ich zum Beispiel sehr störend, und auch die falsche Fährte bezüglich des Pfarrers hat mir nicht besonders gefallen. Schlimmer noch: Maggie ist in manchen Situationen schon ganz schön schrullig, und einige ihrer Auftritte laden wirklich zum Fremdschämen ein. Und überhaupt steht mir die Romanze eigentlich viel zu sehr im Hintergrund für einen Liebesroman. Eigentlich. Aber …
… ich will mich überhaupt nicht groß daran aufhängen. Tatsache ist nämlich, dass das für mich alles keine entscheidende Rolle gespielt hat. Ich kann einfach darüber hinwegsehen, denn das Buch hat mir ingesamt so viel Spaß gemacht und und mich stellenweise so sehr berührt, dass ich beim Lesen wirklich gelacht und geweint habe. Das raue (Ostküsten-)Kleinstadtflair wird hervorragend eingefangen, und die Figuren sind bis zur letzten Nebenfigur so wunderbar lebendig, dass man das Gefühl hat, sie alle zu kennen und Teil dieser Gemeinschaft zu sein.
Maggie selbst mag manchmal naiv und peinlich sein, sie ist andererseits aber so warmherzig, sympathisch und humorvoll, dass man ihr alles verzeihen würde. Ob sie mit ihrem Hund, ihrer alten Untermieterin, ihren Angestellten oder ihrer Schwester und deren Tochter zu tun hat – sie ist einfach wahnsinnig liebenswert, dabei aber nicht zu glatt und perfekt. Niemand anders könnte einen so verschlossenen Typen wie Malone knacken, von dem der Leser übrigens ebenso wenig weiß wie Maggie: im Wesentlichen erfährt man von ihm, dass er eine schwierige Kindheit und eine gescheiterte Ehe hinter sich hat. Er ist es aber definitiv trotzdem wert, erobert zu werden, denn auch wenn er nicht viel redet, tut er dann das Richtige, wenn es nötig ist, und er ist da, wenn sonst niemand da ist. Diese beiden Protagonisten ergänzen sich einfach perfekt, und ich habe einem Paar das Happy-End selten mehr gegönnt.
Fazit:
14/15 – Ein Buch voller Wärme und Herzlichkeit, das zum Mitlachen und Mitweinen einlädt.
Originaltitel: Come Lie With Me
Klappentext:
Als Physiotherapeutin sagt man Dione Kelly wahre Wunder nach. Ihr neuer Patient Blake Remington stellt sie jedoch vor eine große Herausforderung. Der Flugzeugingenieur sitzt seit einem Sportunfall im Rollstuhl, und aus dem ehemals lebenshungrigen Abenteurer ist ein zynischer Tyrann geworden. Doch Dione bleibt hart, verordnet Blake ein strenges Trainingsprogramm und weicht auch nachts nicht von seiner Seite, wenn Schmerzen den geschundenen Körper peinigen. Aber je näher sich die beiden kommen, desto fordernder wird Blake, denn er erkennt hinter der kühlen Fassade eine zutiefst verletzliche Frau. Sein Deal: Er kämpft darum, wieder laufen zu lernen, wenn auch sie bereit ist, sich dem Leben zu öffnen.
Kommentar (Achtung, leichte Spoiler!):
Dione Kelly wird vom Schwager des Flugzeugingenieurs Blake Remington engagiert, um diesem »das Leben zu retten«. Seit Blake bei einem Sportunfall an den Rollstuhl gefesselt ist, leidet er an schweren Depressionen und hat sich völlig aufgegeben – und das, obwohl er rein körperlich nach zahlreichen Operationen wieder in der Lage wäre, seine Beine zu benutzen. Gegen Blakes Willen krempelt die Physiotherapeutin sein tristes Leben um und gibt ihm Stück für Stück neuen Lebensmut, sodass der Patient schließlich wieder anfängt, an sich zu glauben. Schon bald verbindet die beiden weit mehr als ein reines Therapeuten-Patienten-Verhältnis, doch Dione weigert sich aufgrund ihrer Vergangenheit beharrlich, Gefühle zuzulassen und dauerhafte Beziehungen einzugehen …
Was eigentlich ganz spannend klingt, wenn man sich ein wenig für Physiotherapie und das Zusammenspiel zwischen Geist und Körper interessiert, offenbart sich schnell als ziemlich oberflächliches Geplänkel. Die wundersame Heilung von Blake geht nach einem etwas holprigen Start viel zu glatt über die Bühne: Der gerade noch Depressive wandelt sich in null Komma nichts in einen wahren Musterschüler, der durch Übereifer glänzt und rasante Fortschritte macht; echte Krisen und Rückschläge gibt es nicht.
Dafür hadert Dione mit ihrem Leben. Sie ist nämlich mit 18 von ihrem damaligen Ehemann vergewaltigt worden und kann seitdem weder Berührungen ertragen noch will sie Bindungen/Beziehungen eingehen. Soweit verständlich. Weniger verständlich ist da schon die Tatsache, dass mit Blake alles total anders ist; er ist der erste Mensch seit Scott, dessen Berührungen sie nicht scheut. Endgültig abstrus ist dann ihr Entschluss, Blake zu verführen, um ihn von seiner psychosomatisch bedingten Impotenz kurieren. Was für ein bodenloser Quatsch!!!
Blake seinerseits ist nicht nur selbstgefällig und tyrannisch, sondern entpuppt sich letztendlich auch als ziemlicher Arsch. Obwohl er – wie sich am Ende herausstellt – die ganze Zeit geahnt hat, dass Dione in der Vergangenheit vergewaltigt wurde, bringt er sie immer wieder in Situationen, in denen sie von Panik erfasst wird. Ist aber vielleicht doch ganz gut so, denn manche Leute muss man offenbar zu ihrem Glück zwingen (»Trotz ihres angestrengten Versuchs, die Beine zusammenzupressen und seine vagabundierende Hand einzuklemmen, wanderte diese noch ein Stück höher«, S. 153). Am Ende hat Blake Dione »ihre Weiblichkeit zurückgegeben« (S. 197) und das glückliche Paar und die Leser haben sich den Himmel voller schluchzender Geigen redlich verdient:
Sie berührte sein Glied, ertastete es langsam und streichelte es. Eine Art Heulen drang aus Blakes Kehle. Plötzlich wusste sie Bescheid. Für so viel vitale Festigkeit, für so viel zarte Kraft gab es nur eine Ruhestätte, und das war die geheimnisvolle Tiefe ihres weiblichen Schoßes. Mann und Frau waren dafür geschaffen, sich miteinander zu vereinen, waren als zwei Hälften kreiert, um zu einem Ganzen zu verschmelzen. (…)
Sie fühlte sich fast eingeschüchtert von der absoluten Stimmigkeit und Richtigkeit ihrer Verschmelzung, von den heißen Lustschaudern, die über ihren Körper jagten. Alle Barrieren waren jetzt eingerissen. Verschwunden waren die Ängste und Albträume, die sie daran gehindert hatten Genuss zu empfinden bei der magischen Hingabe an einen geliebten Mann. (…)
Sie genoss ihn in vollen Zügen. Sie himmelte ihn an, sie benutzte ihn, sie versank im Strudel seiner Sinne und bereitete sich voller Wonne darauf vor, in ihm zu ertrinken. Sie verglühte lebend in der Hitze ihres eigenen Körpers, während die Lust immer intensiver und schließlich unerträglich wurde. (…) Dann wurde diese Lust zu einem Flächenbrand, der sie hinwegfegte.
(Seite 229 ff.)
Überhaupt ist der Stil insgesamt eher fragwürdig. Erzählt wird die Geschichte prinzipiell aus der personalen Sicht von Dione, allerdings nicht in Ich-Form, sondern in der dritten Person. Zwischendurch fließen aber immer mal wieder Gedanken von Blake ein, die da eigentlich nicht sein dürften und die beim Lesen eher irritierend sind; zudem wird man bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit von Adjektiven erschlagen (»Seine Lippen wühlten spielerisch in ihren Haaren, bevor sie weiterwanderten, um ihre weichen Augenlider, die seidige Fläche ihrer exotischen Wangeknochen und die berauschende Frische ihres üppigen Mundes zu erkunden.«, S. 208). Hinzu kommen außerdem unsinnige Metaphern und Vergleiche (»Seine Augen glühten wie blaue Kohlen«, S. 110, oder »Dione wählte ihre Worte mit der Behutsamkeit aus, mit der sie auf einer Wiese Wildblumen gepflückt hätte«, S. 157).
Olle Kamellen – Freud oder Leid?
Zu alle dem kommt noch etwas anderes. »Lauf des Lebens« ist in Deutschland 2009 erschienen, das Original »Come Lie With Me« stammt allerdings aus dem Jahr 1984 und ist Howards viertes von inzwischen 94 Büchern. Zwischen der Veröffentlichung des Originals und der deutschen Lizenzausgabe liegen – nach Adam Riese – 25 Jahre. 25 Jahre, in denen sich Linda Howard schriftstellerisch deutlich weiterentwickelt und auch thematisch sehr verändert hat. (Ich bin zwar weiß Gott kein Linda-Howard-Experte, hab aber doch ein paar ihrer Bücher gelesen und denke, das kann ich auch durchaus feststellen, ohne mich durch ihre komplette Backlist gelesen zu haben.)
Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, ein sehr mäßiges Frühwerk einer inzwischen etablierten Autorin auf den Markt zu werfen? Und noch viel mehr bewegt mich die Frage, ob der Verlag sich selbst, der Autorin und den Lesern einen Gefallen damit tut? Angestammte Howard-Fans werden enttäuscht sein, weil sie von der Autorin in den letzten Jahren eine andere Qualität gewohnt waren, und Neu-Leser werden vielleicht nie wieder ein Buch von Howard anpacken, weil diese olle Kamelle nun wirklich nicht dazu dienen wird, einen für Linda Howard zu begeistern. Zumal man nicht vergessen darf, dass sich nicht jeder so intensiv mit einem Buch beschäftigt wie wir Buchblogger; meine Mutter würde zum Beispiel nie auf die Idee kommen, ein Impressum lesen. Sie würde also auch nicht feststellen, dass das Original von 1984 stammt. Sie fände einige Parts der Handlung einfach nur befremdlich und unglaubwürdig – was sie aber gar nicht wären, wenn man sich vor Augen halten würde, wie alt das Buch ist. Aber möglicherweise schätz ich die Lage auch ganz falsch ein, bin selbst zu kritisch und kann einfach nicht ermessen, dass die deutschen Howard-Fans dankbar für die Veröffentlichung dieses Frühwerks sind!?
Fazit:
6/15 – Kann man schon lesen, wenn man solche Bücher mag. Muss man aber nicht. Definitiv nicht.
Originaltitel: Can You Keep a Secret?
Inhalt:
Emma Corrigan scheint vom Pech verfolgt. Alles in ihrem Leben geht schief, und jetzt auch noch das: Sie sitzt in einem von Turbulenzen geschüttelten Flugzeug und sieht ihr letztes Stündlein gekommen. In Panik legt Emma eine dramatische Lebensbeichte ab: Jedes Geheimnis, jede jemals geäußerte Lüge bricht aus ihr heraus. Zu dumm, dass sich Emmas Sitznachbar ausgerechnet als ihr oberster – und zudem äußerst attraktiver – Chef entpuppt …
Kommentar:
Nachdem meine Begeisterung für Sophie Kinsella nach »Göttin in Gummistiefeln« durch »Charleston Girl« einen kleinen Dämpfer bekommen hat, hat es eine Weile gedauert, bis ich zu einem weiteren Buch der Autorin gegriffen habe. Jetzt war es aber so weit – und was soll ich sagen: Ich hab viel zu lange gewartet!
Emma Corrigan ist eine ziemlich unbedeutende Marketing-Assistentin mit dem Traum, Marketing Exekutive zu werden. Blöderweise geht der erste Geschäftstermin, zu dem sie allein geschickt wird, total in die Hose, und auf dem Rückflug gerät das Flugzeug auch noch in heftige Turbulenzen. Emma, die sich nach dem desaströsen Meeting in der Flughafenbar ordentlich die Kante gegeben hat, wähnt sich dem Tode nahe und verliert vollkommen den Kopf – weshalb sie ihrem Sitznachbarn so ziemlich alles offenbart, was man besser für sich behält. Ein bisschen peinlich ist ihr das hinterher schon, aber da sie den Mann nie wiedersehen wird, wie sie glaubt, ist es auch kein Beinbruch. Dumm nur, dass sich der Fremde aus dem Flugzeug als ihr oberster Chef Jack Harper herausstellt, der die letzten Jahre zurückgezogen in den USA gelebt hat und nun nach London kommt, um seine Firma zu inspizieren. Wider Erwarten schmeißt er sie aber nicht raus, obwohl sie ihm doch gestanden hat, dass sie bei der Bewerbung geschummelt hat, sondern interessiert sich sehr für sie, obwohl er doch all ihre kleinen Lügen, Geheimnisse und Marotten kennt …
»Sag’s nicht weiter, Liebling« ist ein wundervolles Buch mit einer etwas chaotischen, aber liebenswerten Heldin. Emma nähert sich zwar hin und wieder in rasantem Tempo meiner persönlichen Fremdschämgrenze, aber obwohl ihr Verhalten teilweise überzeichnet ist, wirkt sie alles in allem ziemlich authentisch. Sie lebt mit zwei Mädels in einer WG und plündert schon mal heimlich den Kleiderschrank einer ihrer Mitbewohnerinnen, wenn Not an Designerklamotten herrscht. Beruflich hat sie nicht das erreicht, was sie möchte und was ihre Eltern von ihr erwarten, doch das ist nur ein Teil ihrer Probleme mit ihrer Familie. Zudem steckt Emma in einer langweiligen Beziehung mit ihrem hyperkorrekten Kollegen Connor fest und muss sich so langsam mal entscheiden, was sie will, denn ihr Freund will Ernst machen und mit ihr zusammenziehen.
Als Jack Harper in ihr Leben tritt und sich für Emma zu interessieren beginnt, ist klar, dass Connor verloren hat. Dabei hat auch Jack so seine Macken – er verhält sich nämlich zum Teil geheimnisvoll bis seltsam und gibt überhaupt sehr wenig von sich preis. Trotzdem ist Jack einfach wundervoll und einer der anbetungswürdigsten Liebesromanhelden, die mir in letzter Zeit begegnet sind. Seine Reaktion auf das überraschende Wiedersehen mit Emma in seiner Firma, seine trockenen Kommentare, seine Tiefgründigkeit und sein Beschützerinstinkt sind hinreißend – ich war wirklich hin und weg von ihm. Zumindest bis zu seinem Fernsehauftritt, bei dem es mit ihm durchgeht, und der eher weniger sympathisch, aber natürlich ein hervorragender Konfliktauslöser ist. Vor allem wegen Jacks Verschlossenheit dauert es eine Weile, bis die Krise aus der Welt geschafft und dem Happy-End nichts mehr im Weg steht, doch das macht die Geschichte etwas weniger zuckersüß als andere Liebesromane. Allerdings war das Hin und Her am Ende einen Tick zu dick aufgetragen.
Das Buch punktet aber nicht nur mit tollen Protagonisten, sondern auch mit den Nebenfiguren – und sind ihre Rollen noch so klein. Ob Emmas ätzende Kollegin, ihr dröger Freund, der sexy Barkeeper der Firma, ihre grundverschiedenen Mitbewohnerinnen, die Freundin mit dem Häkeltick oder ihre durchtriebene Cousine, sie alle bleiben einem im Gedächtnis, weil sie so lebendig sind mit all ihren Spleens.
Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass das Buch mit einem wunderbaren Humor überzeugt – dafür steht Kinsella schließlich, und sie beweist ihr Können auch hier wieder. Emmas trockene Bemerkungen, Gedanken und Vergleiche sind einfach grandios und oft so treffend, dass sich manch ein metaphernbemühter Autor eine dicke, dicke Scheibe abschneiden könnte. Unvergleichlich zum Beispiel die Szene, in der Emma von ihrem Chef Paul zum Beurteilungsgespräch gerufen wird (S. 89):
Plötzlich fallen mir Kerry [Emmas Cousine] und ihr Ich-bin-eine-erfolgreiche-Frau-Gang ein. Ich weiß, dass Kerry eine ekelhafte Ziege ist, aber sie hat ein eigenes Reisebüro und verdient Unmengen von Geld. Irgendwas muss sie wohl richtig machen. Vielleicht sollte ich es einfach mal versuchen. Ich drücke die Brust heraus, hebe das Kinn an und schreite mit entschlossenem, wachsamen Gesichtsausdruck durchs Büro.
»Haben Sie Regelschmerzen oder so?«, fragt Paul grob, als ich an seiner Tür bin.
»Nein«, sage ich schockiert.
»Sie sehen so komisch aus.«
Und wenn man möchte, kann man bei allem Humor sogar eine Moral aus der Geschichte ziehen und sich mit der Frage auseinandersetzen, ob die vielen kleinen Alltagslügen zur Beschönigung der Realität eigentlich notwendig sind, um gemocht bzw. geliebt zu werden, und ob die Leute, die einen nur wegen des schönen Scheins akzeptieren, es überhaupt wert sind, sich über ihre Meinung Gedanken zu machen. Wie sagt Jack Harper doch zu Emma: »Dein Leben ist zerstört? Ist das so schlimm, wenn die Leute die Wahrheit über dich wissen?« (S. 318)
Fazit:
14/15 – Ein wunderbarer Roman, der mit Situationskomik und tollen Figuren punktet. Einfach Unterhaltung par excellence.
Weitere Rezensionen von mir zu Büchern von Sophie Kinsella:
Göttin in Gummistiefeln
Charleston Girl
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