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Sarah Mayberry: She’s Got it Bad

Inhalt:
Im Alter von 15 hat Zoe Ford versucht, Liam Masters zu verführen, doch er hat sie abblitzen lassen und ist verschwunden. Zwölf Jahre später taucht er wie aus dem Nichts wieder auf, und es knistert sofort beträchtlich zwischen den beiden. Zoe ist entschlossen, sich nicht nochmal das Herz von Liam brechen zu lassen, aber auf Sex mit ihm möchte sie nicht verzichten …

Kommentar:
Da ist sie also, meine erste vollkommen von AAR abweichende Meinung. Ich hab »She’s Got it Bad« gekauft, weil es dort ein A bekommen hat – der uneingeschränkten Begeisterung kann ich mich aber nicht anschließen, im Gegenteil.

Das Buch fängt eigentlich interessant an: Der Prolog beschreibt die Nacht, in der Zoe Ford versucht, Liam zu verführen. Da Liam aber das Vertrauen der Familie Ford, die ihn nach dem Tod seiner Mutter bei sich aufgenommen hat, nicht missbrauchen will, entsagt er dem Mädchen schweren Herzens und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Zwölf Jahre später nimmt das Unheil seinen Lauf: Liam stößt rein zufällig in einer Galerie auf ein aufregendes Aktgemälde, das niemand anderen als Zoe zeigt, und bereits in dieser Szene wird klar, dass Liam nicht ganz richtig tickt. Er reißt das Bild von der Wand, damit niemand anders es sieht, und beschließt, seine Jugendliebe zu retten. Es steht für Liam nämlich außer Zweifel, dass Zoe dringend Geld braucht und sich nur deshalb »verkauft« und malen hat lassen; den Hinweis der Galeristin, dass das Gemälde keine Pornografie, sondern Kunst ist, schlägt er in den Wind. Nachdem er ihre Adresse ausgekundschaftet hat, ereilt ihn der nächste Schock: Er muss entgeistert feststellen, dass Zoe als Tätowiererin arbeitet. Und als wäre das alles nicht schlimm genug, tritt sie abends auch noch als »Vixen« halbnackt in einem Nachtclub als Sängerin auf und heizt fremden Männern ein.

Zwar hat es Liam zwölf Jahre lang nicht gekümmert, was das Mädchen treibt, dem er das Herz gebrochen hat, aber da das Schicksal sie nun wieder zusammengeführt hat, fühlt er sich dringend berufen, ihr Leben in Ordnung zu bringen. Überfüssig zu erwähnen, dass ihr das nicht besonders gut passt, wenngleich sie ihn nach wie vor ziemlich sexy findet und deshalb so lange heiß macht, bis er ihr nicht mehr widerstehen kann und sie noch in der Garderobe des Clubs flachlegt. Da er das ja gar nicht wollte, kommt er hinterher fast um vor schlechtem Gewissen, und alle sind genervt. Damit ist auch schon das wichtigste zur Handlung gesagt, denn diese wiederholt sich im Folgenden stetig: Zoe verführt Liam, Liam ist sauer. Auf sich selbst und irgendwie auch auf Zoe, weil sie so ist, wie sie ist. Varianten davon sind: Liam spioniert Zoe nach, Zoe ist sauer. Liam greift ungefragt in Zoes Leben ein, Zoe ist sauer. Liam nörgelt an Zoe rum, Zoe ist sauer. Liam lässt Zoe mal wieder Abblitzen, Zoe ist sauer.

Ehrlich gesagt, ich bin auch sauer. Auf die Autorin, die uns einen dermaßen bescheuerten Chauvi als Helden vorsetzt – und Liam ist wirklich von der ersten Szene an unerträglich. Sein persönlicher Hintergrund ist fraglos tragisch, rechtfertigt aber nicht, dass er sich unaufgefordert ins Leben anderer Leute drängt – schon gar nicht, nachdem er zwölf Jahre nichts von sich hat hören lassen und sich nicht die Bohne dafür interessiert hat, was Zoe macht. Jetzt kommt er daher, glaubt, sie besser zu kennen als sie sich selbst kennt, und weiß deshalb ganz genau, was sie will, was sie braucht und was gut oder schlecht für sie ist. Die Penetranz, die er dabei an den Tag legt, ist schlicht unfassbar, und seine spießigen Nörgeleien und Anklagen sind kaum auszuhalten und reichen von »Dein Shirt ist zu eng!«, »Deine Jeans ist ne Nummer zu klein!«, »Dein Rock ist zu kurz!« bis zu »Deine Augen sind zu schwarz geschminkt!«, »Du sollst meine Mitarbeiter nicht anmachen!« und »Du willst mehr als Sex von mir, auch wenn du es dir nicht eingestehst!« Besonders impertinent ist aber die über allem schwebende Gesamtbeurteilung von Zoes Situation: »Du lässt dich nackt malen, machst Kerle heiß, arbeitest als Tätowiererin und singst in nem Nachtclub – dein Leben ist scheiße. Du musst ein Problem haben.«

Ich verkneife mir schweren Herzens die Bemerkung, dass Zoes vordringliches Problem m.E. Liam selbst ist, denn sie hat wirklich ein Problem. Dieses in einem tragischen Vorfall in der Vergangenheit begründet und hängt unmittelbar mit Liams Abgang vor zwölf Jahren zusammen; ob Zoe aber deshalb wirklich ihr gesamtes Leben als schlecht empfindet, wird nicht ganz klar. Im Prinzip ist die Protagonistin jedenfalls in Ordnung, abgesehen davon, dass sie sich am Ende tatsächlich von Liam retten lässt. Vielleicht, weil der Sex mit ihm so gut ist – die Sexszenen jedenfalls sind zahlreich und ziemlich heiß!

Fazit:
5/15 – Die Idee wäre gar nicht so schlecht, aber die Umsetzung ist mangelhaft und strotzt nur so vor antiquierten Klischees. Aufgrund des unerträglichen Protagonisten und der dünnen Geschichte gerade so ein Ausreichend.

7 Kommentare zu Sarah Mayberry: She’s Got it Bad

  • Danke für diesen Kommentar. Du hast so recht mit dem was Du über Liam schreibst und ich musste beim Lesen mehrmals grinsen. Ich habe diesen Roman trotzdem, und obwohl ich fünf Punkte als problematisch aufgelistet habe, deutlich besser bewertet. Noch besser: ich weiß nicht mehr so genau warum, da mir hauptsächlich nur noch die verurteilende Haltung Liams gegenüber Zoe in Erinnerung ist. *g* Vielleicht sollte ich heute Nachmittag noch mal reinlesen.

    Einer der ersten Romane, die ich auf Empfehlung von AAR gekauft habe, wich in meiner Einschätzung deutlich von deren ab (eher D anstelle von A). Ich dachte damals, ich würde was nicht verstehen, weil meine Einschätzung so ganz anders war. *lach*

  • irina

    Hab gerade deine Kritik gelesen und staune über die gute Wertung – zumal nach deinem Kommentar hier! *lach* Wie so oft ist wohl alles eine Frage der Gewichtung. Ich persönlich kann einem Buch mit schrecklichen Hauptfiguren (und Liam IST schrecklich!) einfach keine positive Wertung geben – eine im Prinzip gut aufgebaute Geschichte, gute Dialoge oder erotische Sexszenen können das für mich nicht aufwiegen.

    Falls du deine Rezension verlinken willst, kannst du das übrigens gerne tun.

  • Ob du’s glaubst oder nicht, ich lese das Buch auch gerade, so als kleines Häppchen zwischendurch, weil ich nicht in Stimmung für ein längeres Buch war. Ich stimme deiner Bewertung weitestgehend zu, allerdings bin ich von Zoe auch nicht so angetan. Ihren Grund, warum sie so lebt, wie sie lebt, finde ich nicht wirklich nachvollziehbar und überhaupt – kann eine Frau nicht einfach als Tätowierern arbeiten, in einer Rockband singen und für Aktbilder posieren, weil all das ihr Spaß macht? Muß sie unbedingt ein finsteres Geheinmis oder ein schlimmes Erlebnis in der Vergangenheit haben, damit sie einen Grund hat, sich übertrieben sexy zu kleiden und Unmengen von Makeup zu benutzen? Andererseits: die Autorin kann schon was. Die hat das Potential, mal ein richtig gutes Buch zu schreiben.

  • irina

    Was Zoe angeht, Susi: Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob sie selbst ihr Leben auch als »minderwertig« empfindet; ich finde, das wird nicht deutlich. In jedem Fall stimme ich dir aber zu, dass überhaupt nichts an so nem Lebenswandel ist und dass man deshalb auch kein tragisches Schicksal als Begründung braucht.

    Ansonsten kann ich schwer beurteilen, ob/was die Autorin drauf hat. Ich bin skeptisch, wenn eine Autorin mir SO EINEN Helden vorsetzt; das ist mir suspekt! ;)

  • Ich habe gestern noch ein bißchen in dem Buch weitergelesen…du hast schon recht: ob Zoe ihren Lebenswandel als minderwertig empfindet, kann man nicht so genau sagen. Aber ich finde es ganz schlimm, daß sie sich selbst nur als halbe Frau ansieht, die einem Mann nichts zu bieten hat! Ich habe das Buch jetzt zu ca. 2/3 gelesen und Zoe hat schon etliche Male gedacht, daß sie weniger wert ist als andere Frauen, daß kein Mann jemals eine Beziehung mit ihr wollen wird usw. Die braucht keinen Evolutionsrückschlag wie diesen Liam, die braucht eine Selbsthilfegruppe!

  • irina

    Susi, mit fehlt eigentlich auch das Verständnis für diesen Minderwertigkeitskomplex aus diesem Grund. Aber ich fürchte, dass es sicher nicht wenige Frauen gibt, die sich in dieser Situation wirklich nicht »vollständig« fühlen.

  • *lach* Ja, ich weiß, ich fall da immer etwas aus der Reihe. Ich weiß noch, dass ich überlegte, 4/5 zu geben. Ein noch besseres Beispiel ist Susan Mallery’s „Sweet Trouble“ oder jetzt gerade Kaitlin O’Riley’s „One Sinful Night.“ Ich kann nicht genau sagen woran es liegt, dass es mich meistens nicht wirklich stört wenn ich die Hauptfiguren nicht mögen würde im RL.

    Aber ich kann auch anders, insbesondere wenn ich den Eindruck habe, das ein (weiblicher) Charakter ein „Mary-Sue“ Charakter ist. So ein Roman hat es schwerer gut wegzukommmen bei mir. Wie du sagtest, ist wohl wirklich eine Frage der Gewichtung/hot buttons. Und bei mir der allgemeinen Tagesform! *g*

    Danke für das Angebot für ein Verlinken. Fand ich sehr nett, aber so dolle ist mein Kommentar nicht. (Weiß auch gar nicht genau wie du das meintest. *schäm*)

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