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[Rezension] Brenda Joyce: Deadly Vows

Francesca Cahill, Buch 9

Inhalt:
New York, 1902. Endlich ist es soweit: Francesca Cahill und Calder Hart heiraten! Doch am Tag ihrer Hochzeit erhält die Hobbydetektivin eine anonyme Einladung zu einer privaten Vorabbesichtigung der Gemälde von Sarah Channing – darunter ein Werk, das nicht nur Francesca selbst, sondern ihre gesamte Familie ruinieren kann: ein Akt von Francesca, der vor einiger Zeit aus dem Atelier der Künstlerin gestohlen wurde. Obwohl es nur noch ein paar Stunden bis zur Hochzeitszeremonie sind, fährt Francesca in die Galerie – und wird eingeschlossen, sodass sie ihre Hochzeit verpasst! Calder ist richtig sauer; sogar so sauer, dass er Fran überhaupt nicht mehr heiraten will. Francesca ist verzweifelt und versucht alles, um Calder zurückzuerobern und endlich das kompromittierende Gemälde wieder in ihren Besitz zu bringen …

Kommentar:
Ich kann immer noch nicht wirklich fassen, dass Francesca Cahill nach jahrelanger Pause wieder da ist. Weil der Verlag nach Erscheinen von Band 8 im Jahr 2006 keine weiteren Cahill-Bücher haben wollte, hat Brenda Joyce die Serie auf Eis legen müssen, und irgendwie hat niemand so recht geglaubt, dass es noch mal weitergehen würde. Umso größer war die Überraschung, als Joyce 2010 verkündet hat, dass sie einen Vertrag für ein weiteres Cahill-Buch abgeschlossen hat.

Man merkt dem Buch die lange Pause zwischen den Veröffentlichungen erfreulicheweise nicht an und die Figuren sind weitgehend so, wie man sie kennt: Francesca ist ein bisschen naiv, aber liebenswert und zutiefst loyal, Rick verantwortungsbewusst, unbestechlich und engagiert und Calder fürchterlich arrogant und hartherzig, in Wahrheit aber einsam und unsicher. Wie man das von ihr gewöhnt ist, rennt Francesca auch diesmal wieder sehenden Auges in ihr Unglück, als sie ein paar Stunden vor ihrer Hochzeit die ominöse Einladung zum Besuch in der Galerie erhält. Man muss ihr wohl zugutehalten, dass sie immerhin versucht, Calder Bescheid zu geben; als sie ihn aber nicht antrifft, läuft sie doch wie üblich allein in die Falle und wird eingesperrt, sodass sie ihre Hochzeit verpasst. Dass Calder, der vor 300 geladenen Gästen allein vorm Traualtar steht, wenig Verständnis für ihr Verhalten hat, passt ebenso zu seinem Charakter wie seine Annahme, dass Francesca kalte Füße gekriegt und ihn verlassen hat. Da hilft es auch nichts, dass seine Braut nur bedingt etwas dafür kann, die Hochzeit verpasst zu haben – das Vertrauen in sie und ihre Liebe ist nachhaltig erschüttert, und Calder ist zutiefst verletzt. Und zwar so sehr, dass er sie gar nicht mehr heiraten will.

Francesca versucht alles, um ihn davon zu überzeugen, dass sie zusammengehören: Sie bettelt und fleht, sie beteuert ihm ihre ewige Liebe, sie weist ihn ab, entzieht ihm ihre Freundschaft und versucht darüber hinaus, ihn mit Rick eifersüchtig zu machen. Aber Calder bleibt hart und verletzt Francesca sogar mit voller Absicht, damit sie sich zurückzieht. Seine Kälte mag auf manch einen Leser abschreckend wirken, ist aber schlüssig und verzeihlich, weil man weiß, dass er aus reiner Angst und Unsicherheit so handelt. Und natürlich ist auch klar, dass er sie immer noch liebt und begehrt – eine Beziehung schließt er aber trotzdem aus. Die aktuellen Vorfälle um das Aktbild von ihr, zu dem er sie überredet hat, haben ihn nämlich endgültig auf den Trichter gebracht, dass er einfach nicht gut für sie ist, dass sie besseres verdient, dass er nicht für ihren Untergang verantwortlich sein will und sich das nie verzeihen könnte. Er geht sogar so weit, ihr seinen Halbbruder Rick einzureden, auch wenn er bei jedem Zusammentreffen zwischen Fran und Rick vor Eifersucht fast platzt. Das alles ist nicht so wirklich glaubwürdig und nervt daher phasenweise ein wenig – zumal ich ja ohnehin kein großer Freund von »Ich liebe sie so sehr, aber ich bin nicht gut für sie«-Plots bin.

Was die Beziehung zwischen Rick und Francesca angeht, ist eigentlich alles beim Alten: Die beiden gehen gemeinsam auf Verbrecherjagd und begegnen sich rein freundschaftlich, so ganz vergessen können sie ihre Fast-Affäre aber nicht und irgendwie prickelt es eben doch. Das trifft ganz besonders auf Rick zu, der in seiner mehr oder weniger erzwungenen Ehe alles andere als glücklich ist und inzwischen auch keine rechte Lust mehr zu haben scheint, sich mit seiner Frau auszusöhnen. Er begehrt Francesca mehr denn je und wagt einige Annäherungsversuche, die Francesca ganz schön aus dem Konzept bringen.

Die Krimihandlung beschränkt sich auf die Jagd nach dem Aktgemälde von Francesca und ist mäßig spannend. Das ist aber nicht schlimm, denn im Zentrum steht die Romanze, für die der Fall nur den Rahmen bildet. Selbstverständlich begibt sich Fran im Zuge der Ermittlungen auch diesmal wieder in allerhand gefährliche Situationen und muss gerettet werden, es würde aber fast schon was fehlen, wenn es anders wäre. Stärker involviert ist erneut Frans Bruder Evan, der so seine Probleme mit einer Ex-Geliebten hat und sich außerdem unglücklicherweise zu einer Näherin hingezogen fühlt, die absolut nicht standesgemäß ist.

Ob die Serie nach »Deadly Vows« fortgesetzt wird, hängt von den Verkaufszahlen ab; Joyce hätte jedenfalls Stoff für mindestens drei weitere Bände, schreibt sie auf ihrer Homepage. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich drei weitere Bände brauche – oder auch nur einen weiteren Band. Das liegt nicht daran, dass mir das Buch nicht gefallen hätte; aber irgendwann reicht es einfach mit dem Hin und Her zwischen Francesca, Calder und Rick. Noch mehr Dramen zwischen den Dreien braucht man einfach nicht, zumal die Dreicksgeschichte hier endlich zu einem aktzeptablen Abschluss gebracht wird und ein gutes Serienende wäre.

Fazit:
11/15 – Liebeswirrwarr in New York 1902 – das Wiedersehen mit Francesca, Calder und Rick hat trotz einiger kleiner Abstriche richtig Spaß gemacht.

 

 

Serieninfo:
01 Deadly Love | Labyrinth der Lügen – 12/15 (Hörbuchrezension)
02 Deadly Pleasure | Haus der Schande – 13/15
03 Deadly Affairs | Stunde der Versuchung – 14/15
04 Deadly Desire | Gefahren der Liebe – 13/15
05 Deadly Caress | Nacht der Angst – 13/15
06 Deadly Promise | Fallen der Liebe – 13/15
07 Deadly Illusions | Es war einmal in New York – 9/15
08 Deadly Kisses | Nie wieder sollst du lieben – 11/15
09 Deadly Vows | Bevor der Tod euch scheidet (November 2011) – 11/15 

Trivia:
Francesca hat ihren eigenen Twitter-Account; außerdem gibt es eine Homepage zur Serie.

Hier habe ich vor einigen Wochen die Serie kurz vorgestellt.

[Rezension] Jennifer Haymore: A Hint of Wicked

Duke of Carlton Family, Book 1

Inhalt:
London 1823. Sophie, Duchess of Carlton, hat nach sieben Jahren Trauer um ihren Ehemann dessen Cousin und Erben, Tristan geheiratet. Sie liebt Tristan von ganzem Herzen, doch eines Tages kehrt der totgeglaubte Garrett völlig überraschend nach Hause zurück und fordert seinen Besitz, seinen Titel und seine Frau zurück. Sophie muss die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen – wohl wissend, dass sie denjenigen, den sie verlässt, möglicherweise zerstören wird …

Kommentar:
»A Hint of Wicked« ist der Debütroman der amerikanischen Autorin Jennifer Haymore, über den ich durch reinen Zufall gestolpert bin. Er war quasi ein Beifang: Ich hab bei Ebay ein anderes Buch des Verkäufers ersteigert und dieses Buch für einen Euro quasi im Vorbeischippern mitgenommen, nachdem ich gesehen habe, dass es eine Dreiecksgeschichte erzählt. Wahrscheinlich wäre der Roman in den unendlichen Tiefen meines SuBs gelandet, hätte ihn mir StefanieEmmy nicht im Rahmen von Karis SuB-Losverfahren zugeteilt.

Sophie, die Duchess of Carlton, ist untröstlich, als ihr die Nachricht überbracht wird, dass ihr Mann Garrett in der Schlacht bei Waterloo gefallen ist. Da seine Leiche nie gefunden wurde, klammert sie sich lange an die Hoffnung, dass er vielleicht doch überlebt hat, schließlich sieht sie jedoch ein, dass ihr Leben auch ohne ihren geliebten Mann weitergehen muss. Sie heiratet Tristan, Garretts Cousin und Erben, und obwohl sie Garrett nie ganz vergisst und nie aufhört, ihn zu lieben, lässt sie sich mit Haut und Haaren auf Tristan ein. Sie ist glücklich mit ihrer neuen Liebe, doch eines Tages kehrt ihr totgeglaubter Ex-Mann auf einmal nach Hause zurück. Wie sich herausstellt, hatte er aufgrund einer schweren Kopfverletzung das Gedächtnis verloren, doch inzwischen ist es wenigstens teilweise wiederhergestellt – nicht zuletzt aufgrund der Mithilfe seines Kriegsgefährten Frisk, der ihn in Belgien gefunden hat. Wieder in England, fordert Garrett nun seine Besitztümer und seinen Titel von Tristan zurück, vor allem aber seine Frau Sophie. Die rechtliche Situation ist schnell geklärt: Sophies zweite Ehe ist ungesetzlich und wird anulliert, doch so einfach ist die ganze Sache natürlich nicht, denn Sophie weigert sich, blind dem Gesetz zu folgen. Sie will auf ihr Herz hören, doch das sagt ihr, dass sie beide Männer will …

Was nach einer wundervollen, verzweifelten Dreiecksgeschichte klingt, ist leider nicht hundertprozentig überzeugend umgesetzt. Der zurückgekehrte Duke lässt nämlich Tristan (verständlicherweise) ziemlich schnell nach seiner Rückkehr aus dem Haus werfen, sodass der Sophie nicht zu nahe kommen kann. Damit Sophie Tristan nicht andernorts treffen kann, sperrt er sie kurzerhand im Haus ein, doch da aus dem Mädchen, das er damals zurückgelassen hat, inzwischen eine gestandene Frau geworden ist, lässt sie sich das nicht bieten und bahnt sich ihren Weg an den Wachen vorbei. Sie trifft Tristan im weiteren Verlauf der Handlung bis zum Showdown trotzdem nur zwei Mal, allerdings nicht auf ihr eigenes, sondern auf Tristans Betreiben. Während Tristan also weitgehend abseits des Geschehens vor sich hinleidet, verbringt Sophie den Großteil der Zeit mit Garrett, betont stets, dass sie ihn immer noch liebt, ihm vertraut und ihm helfen will.

Das Problem an der Geschichte ist, dass beide Männer eigentlich viel zu wenig tun, um Sophies Herz endgültig zu erobern und den Konkurrenten auszustechen. Vor allem Garrett verlässt sich im Wesentlichen auf die Macht der Vergangenheit und darauf, dass ja das Recht auf seiner Seite ist und Sophie seine legitime Ehefrau ist. Tristan hingegen wird früh mehr oder weniger aus dem Geschehen genommen und tut kaum etwas, um sich wieder ins Spiel zu bringen. Sophie ihrerseits hadert und will vor allem niemanden verletzen und jeden Skandal vermeiden – was natürlich vollkommen utopisch ist. Statt die komplizierte Liebesgeschichte, die Beziehungen und Konflikte der Personen untereinander voranzutreiben, konzentriert sich die Autorin ab etwa der Hälfte des Buches darauf, einen Nebenplot um Garretts offenbar fortschreitenden Wahnsinn und seinen Kriegsgefährten Fisk zu spinnen, der nicht ganz koscher zu sein scheint. Es fehlen große Emotionen, verzweifelte Taten und heroische Eroberungsversuche – kein Wunder, dass Sophie sich nicht entscheiden kann/will und schlechten Gewissens von einer Menage träumt!

Am Ende trifft Sophie natürlich doch ihre Wahl, die für mich wenig überraschend war. Ich hasse ja Leute, die behaupten, sie hätten von Anfang an gewusst, wie die Geschichte ausgeht (bei Krimis: wer der Mörder ist), aber in diesem Fall muss ich’s mal selbst sagen: Es war für mich sofort total offensichtlich, bei welchem der Männer Sophie bleibt – allein schon wegen des Aufbaus der Geschichte. Interessanterweise haben viele Leserinnen den Ausgang bemängelt, weil sie nicht verstehen konnten, wie Sophie ihn wählen konnte – das sei absolut nicht nachvollziehbar. Diese Kritik kann ich nicht teilen, für mich ist die Entscheidung absolut logisch und die einzig glaubwürdige, wenn man die Handlungsweise und Gedanken der Figuren im Buch betrachtet. Insofern gibts von mir einen kleinen Abzug für die Durchschaubarkeit, aber immerhin keinen dafür, dass das Ende nicht zur erzählten Geschichte passt.

Fazit:
9/15 – Ein solides Debüt, das aber die dramatischen Möglichkeiten einer Dreiecksgeschichte nicht genutzt hat und für die Art der Geschichte viel zu wenig emotional war. Obwohl ein wesentlicher Handlungsstrang offen bleibt und im nächsten Band fortgesetzt wird, verspüre ich keinen echten Drang, die Serie weiterzuverfolgen.

 

 

Serieninfo:
01 A Hint of Wicked
02 A Touch of Scandal
03 A Season of Seduction

[Rezension] Sherry Thomas: His at Night

Inhalt:
Lord Vere wird in seiner Funktion als Geheimagent aufs Land geschickt, um den verbrecherischen Diamantenhändler Edmund Douglas unter die Lupe zu nehmen. Mithilfe eines Tricks verschafft er sich in Douglas‘ Abwesenheit eine Einladung ins Haus, wo er auf die Nichte des Verbrechers trifft. Vere ist gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen von Elissande Edgerton, die stets strahlend lächelt und offensichtlich auf der Suche nach einem Ehemann ist. Doch obwohl er ihre Pläne durchschaut, kann er nicht verhindern, dass sie ihn in einen Skandal verstrickt, der ihn zu einer Heirat zwingt …

Kommentar:
Sherry Thomas hat mich mit ihrem Debüt »Private Arrangements« restlos begeistert, und auch der Nachfolger »Delicius« hat mir gut gefallen. Ich mag ihre oft sperrigen Figuren, die zum Teil ziemlich grenzwertige Dinge sagen und tun; bei »His at Night« allerdings wurde meine Toleranzgrenze doch immer wieder überschritten. Und zwar deutlich.

Lord Vere ist ein Geheimagent mit messerscharfem Verstand, zu dessen Rolle es allerdings gehört, dass er in der Gesellschaft den liebenswerten Dummkopf gibt, der nach einem Reitunfall einen bleibenden Schaden zurückbehalten hat. Sein aktueller Auftrag lautet, sich zusammen mit einigen anderen Leuten im Haus von Elissandes abwesendem Onkel einzuquartieren und Beweise für dessen kriminelle Machenschaften zu finden. Dort stößt er allerdings auf ungeahnte Komplikationen, verursacht durch die Nichte des mutmaßlichen Verbrechers. Vere ist zunächst hingerissen von der jungen Frau mit dem strahlenden Lächeln – bis er merkt, dass dieses Lächeln unerschütterlich ist und Elissande ebenfalls nur eine Rolle spielt. Der Zweck ist ihm schnell klar: Sie will die Gelegenheit nutzen und sich einen Ehemann angeln.

Zunächst sieht sie Vere als geeigneten Kandidaten an, dann verlagert sie ihre Ambitionen allerdings – genervt von Veres Dummheit und seinen schwachsinnigen Monologen – auf Veres Bruder Frederick, der ebenfalls zu den Gästen gehört. Als Vere eine Nachricht von ihr an seinen Bruder abfängt, in der sie um ein nächtliches Treffen bittet, ist ihm völlig klar, dass sie Freddie in einen Skandal verwickeln will, um ihn zur Hochzeit zu zwingen. Er will das verhindern, gerät aber dummerweise selbst in die Falle – in einer ausgesprochen lächerlichen, unglaubwürdigen Szene. Notgedrungen willigt er dennoch in die Ehe ein, hasst Elissande aber wegen ihres skrupellosen, berechnenden Vorgehens zutiefst und lässt keine Gelegenheit aus, das sehr deutlich zu machen. Er ignoriert alle Erklärungsversuche seiner Frau und verweigert sich beharrlich jeder rationalen und emotionalen Annäherung.

Vere ist einfach ein riesengroßes, selbstgerechtes Arschloch. Er verachtet Elissande für ihr unbeirrtes Lächeln, ihre Lügen und ihre Intrigen, und übersieht dabei völlig, dass er selbst ja auch nur eine Rolle spielt. Das wirklich Schlimme ist aber, dass Vere längst weiß, warum sie ihn in die Heiratsfalle gelockt hat: weil ihr Onkel sie und ihre laudanumanhängige Tante psychisch und physisch misshandelt hat und sie diesem Gefängnis entkommen wollte – was ja zumindest mildernde Umstände sein sollten. Nicht so bei Lord Vere. Der ist stattdessen nachhaltig beleidigt, weil Elissande eigentlich (verständlicherweise!) Freddie wollte statt ihn, den »dummen Marquis«, und er entblödet sich nicht, das Thema selbst beim Sex aufs Tapet zu bringen (»Na, stellst du dir gerade Freddie vor? Das werd ich dir schon austreiben! Mach die Augen auf und sieh mich an!«). Elissande, die eigentlich eine symapthische Figur mit relativ glaubwürdigen Motiven ist, entdeckt aus unerfindlichen Gründen im Lauf der Handlung trotzdem ihre Liebe zu ihrem widerlichen Ehemann – den sie übrigens schnell als gar nicht dumm identifiziert, auch wenn er das ebenso wenig zugeben will wie seine durchaus vorhandenen Gefühle für sie. Am Ende sorgen dann mal wieder hochdramatische Ereignisse dafür, dass Vere doch zu seiner Frau stehen kann.

Wie das so ist, wenn man die Motive der Protagonisten nicht bzw. nur sehr bedingt nachvollziehen und darüber hinaus eine der Hauptfiguren nicht leiden kann, hat mich die Handlung über weite Strecken ziemlich gelangweilt, wobei es gegen Ende etwas besser wurde. Dennoch: Die Liebesgeschichte konnte mich überhaupt nicht überzeugen, ebenso wenig wie die Auflösung der Geschichte um Elissandes Onkel und die Motivation für Veres Entscheidung für die Rolle als Dummkopf. Wie in ihren anderen Büchern baut Sherry Thomas übrigens auch hier wieder eine zweite Romanze ein, die aber gleichermaßen überflüssig ist und gewollt wirkt wie in den Vorgängerwerken – es ist mir ein Rätsel, wieso das immer sein muss und warum ihr das niemand ausredet.

Fazit:
5/15 – Eine einzige Enttäuschung. Wäre das Buch von einer anderen Autorin gewesen, hätte ich es wahrscheinlich nicht mal beendet.

 

 

[Rezension] Laura Lee Guhrke: Wedding of the Season

Abandoned at the Altar, Book 1

Inhalt:
Lady Beatrix Danbury und William Mallory, Duke of Sunderland, kennen und lieben sich seit ihrer Kindheit. Ihre Hochzeit soll das Ereignis der Saison werden, doch dann trennen sie sich zwei Wochen vor ihrer geplanten Hochzeit, weil Will die Möglichkeit erhält, seinen Lebenstraum zu verwirklichen und an Ausgrabungen in Ägypten teilzunehmen. Als Will sechs Jahre später, 1901, nach England zurückkehrt und auf Beatrix trifft, will er nur eins: sie zurückerobern. Das allerdings ist nicht so einfach, denn nicht nur lasten die Schatten der Vergangenheit auf ihnen, sondern Beatrix ist darüber hinaus inzwischen mit einem anderen verlobt …

Kommentar:
»Wedding of the Season« ist der Auftakt zu einer neuen Serie von Laura Lee Guhrke, in die ich grundsätzlich hohe Erwartungen setze. Ihre Bücher stehen auf meiner Autobuy-Liste – ich les da nicht mal den Klappentext, bevor ich unmittelbar nach der Ankündigung den Bestellbutton drücke, weshalb auch schon Teil 2 der Serie (»Scandal of the Year«) zu mir unterwegs ist. Und das, obwohl mich Guhrkes letztes Buch, »With Seduction in Mind« eher ein wenig enttäuscht hat. Leider kann ich nicht sagen, dass der Nachfolgeroman besser wäre – im Gegenteil.

Wie fast alle Guhrke-Bücher spielt auch »Wedding of the Season« in der spätviktorianischen Ära, in einer Zeit also, in der technische und wirtschaftliche Neuerungen das Leben und die Gesellschaft schon ziemlich verändert haben. Die Bürgerlichen kamen damals zu Geld und gewannen mehr und mehr an Ansehen, während der Adel zunehmend an Bedeutung verlor und verarmte. Nicht wenige Adlige waren gezwungen, neureiche Emporkömmlinge, häufig aus Amerika, zu heiraten, um den Ruin zu vermeiden; die Zeiten, in denen sich der Adel – bewundert von den Untergebenen – selbst zelebrierte, neigten sich dem Ende zu. Auch die Frauen fügten sich nicht länger klaglos in ihr Schicksal, sondern forderten mehr Selbstbestimmung und Freiheit. Das Buch spiegelt diese gesellschaftliche Situation und die Umbruchstimmung sehr gut wieder. Es werden unglückliche arrangierte Ehe zwischen Adligen und Emporkömmlingen, Scheidungen, Autofahrten mit dem Daimler und dem Orientexpress sowie unanständig ausgelassene Tänze zu Ragtime thematisiert, und die unterschiedlichen Einstellungen zur Veränderung kann man bestens anhand der Figuren nachvollziehen. Es gibt adlige Ausbrecher wie Will, der keine Lust hat, seine herzöglichen Pflichten wahzunehmen, sondern lieber ägyptische Könige ausbuddelt, und Beatrix‘ sehr modern geratene Cousine Julia, die sich nicht im Mindesten um irgendwelche gesellschaftlichen Regeln schert. Ihnen gegenüber stehen vor allem Beatrix‘ Verlobter Aiden, der Duke of Trathen, der extrem konventionell und verknöchert wirkt, und Beatrix selbst, die ihre Verpflichtungen gegenüber Land und Leuten nie vergisst. Bisweilen hat man den Eindruck, dass Guhrke – obwohl ja alle ihre Bücher zu dieser Zeit spielen – noch mal intensiv recherchiert und will ihr neu gewonnenes Wissen jetzt unbedingt vermitteln; sie neigt phasenweise dazu, die gesellschaftliche Situation ziemlich auszubreiten. Und leider nicht nur die.

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[Rezension] Patricia Gaffney: In den Armen der Leidenschaft

Originaltitel: To Love and to Cherish
1. Band der Lynton-Hall-Saga

Inhalt:
Anne Verlaines Ehe mit dem reichen Lord D’Aubrey ist die reinste Hölle. Ihr einziger Trost ist Wyckerley im Herzen von Devonshire. Aber mehr noch als die liebliche Umgebung ihrer neuen Heimat zieht sie Christian Morrell an, der junge Vikar der All Saints Church. Er allein bringt etwas Licht in ihr dunkles Leben. Christian sieht aus wie ein Erzengel, und Anne weiß, dass sie ihn nicht lieben darf – aber die Gewalt ihrer Leidenschaft ist stärker als alle Skrupel, auch wenn sie damit ihren und seinen Ruin riskiert.

Kommentar mit Spoilern:
Gnaaaah. Ich durchforste ja gerade mal wieder mein Liebesromanregal nach Büchern, die ich rausschmeißen kann – und bin dabei auf Patricia Gaffneys Roman »In den Armen der Leidenschaft« gestoßen. Der Plot klingt ja durchaus nicht uninteressant, schließlich geht es um eine verbotene Liebe zwischen einem Priester und einer Adligen. Wer denkt da nicht sofort an eine der berühmtesten und tragischsten Schnulzen ever, an »Die Dornenvögel«?! (Nicht, dass ich mich wirklich daran erinnern könnte. Ich weiß aber noch, dass die gesamte weibliche Verwandtschaft und alle Mütter meiner Klassenkameraden schon beim Gedanken daran zu Tränen gerührt waren und beim Anblick bzw. der Erwähnung von Richard Chamberlain grundsätzlich einen völlig verklärten Blick bekommen haben!)

Gaffneys Buch von 1995 geht nur leider jedes Tränendrüsenpotenzial ab. Christian ist ein Priester, der nicht so wirklich von seinem Amt überzeugt ist und auch nur bedingt befähigt dazu scheint. Dazu passt dann auch bestens, dass er sich in die Frau seines Jugendfreundes Geoffrey verliebt, als der nach Jahren der Abstinenz nach dem Tod seines Vaters nach Hause zurückkehrt. Und da Anne vom herzlosen Trunkenbold Geoffrey ohnehin schlecht behandelt wird, erliegt sie natürlich auch sofort dem Charme des Priesters, der aussieht wie ein Erzengel. Trotz eines freimütigen Liebesgeständnisses versagen sich die beiden natürlich ihre Liebe, denn die darf ja nicht sein, doch dann zieht Geoffrey erneut als Söldner in den Krieg und kommt praktischerweise bei einem Schiffsunglück ums Leben. Christian und Anne erliegen also der Leidenschaft, halten ihre Beziehung aber geheim, um nicht Gegenstand des dörflichen Tratsches zu werden. Weil die Handlung aber damit zu stagnieren droht und dringend einen kleinen Kick braucht, denkt sich die Autorin einen grandiosen Kniff aus: Sie lässt den Totgeglaubten wieder auferstehen, sehr zum Unwillen seiner Ehefrau und des Erzengels, versteht sich. Und weil alles das noch nicht schlimm genug ist, entblödet sich Gaffney nicht, zu allem Übel auch noch eine Vergewaltigungs- und Selbstmordszene hinzuzufügen, bevor es endlich zum Happy-End kommen kann.

Ehrlich mal, nicht nur ist die Handlung total hanebüchen, übervoll gepackt und langweilig, sondern das Buch verfügt darüber hinaus über keinen einzigen Funken Romantik. Die Handlung wird seltsam distanziert geschildert, sodass man überhaupt keine Nähe zu den Figuren aufzubauen kann. Daran ändert nicht einmal die Tatsache etwas, dass die Hälfte des Buches aus Tagebucheinträgen von Anne besteht, die im Wesentlichen als Zusammenfassung von langen übersprungenen Zeitabschnitten dienen.

Fazit:
3/15 – Man kann solche Bücher heute einfach nicht mehr lesen, wenn man sie nicht schon früher geliebt hat. Handlung, Aufbau und Schreibweise sind einfach nicht mehr zeitgemäß.

 

 

Serieninfo:
01 To Love and to Cherish | In den Armen der Leidenschaft
02 To Have and to Hold | In den Armen der Liebe
03 Forever and Ever | In den Armen des Glücks

[Rezension] Jacquie D’Alessandro: Who Will Take This Man?

Regency-Era Historicals, Book 1

Inhalt:
Philip Whitmore, Viscount Greymore, soll heiraten, doch dabei gibt es ein Problem: Der Archäologe wurde mit einem Fluch belegt, der jede potenzielle Braut tötet. Verständlich, dass ihm seine Verlobte Lady Sarah wegläuft, als sie davon erfährt. Doch auch die Heiratsvermittlerin Meredith Chilton-Grizedale, die die Ehe arrangiert hat, hat unter der abgesagten Trauung zu leiden; um ihren tadellosen Ruf zu retten, muss sie schnellstmöglich eine neue Braut herbeischaffen – keine einfache Aufgabe, gilt Philip doch wegen des Fluchs als der am schwersten zu verheiratende Mann Englands …

Kommentar:
Der erste Teil der Regency-Era-Series besticht mit einer netten Grundidee, die auch ein gewisses Spannungspotenzial bietet. Dieses resultiert aber nicht etwa aus der Frage, ob der Fluch Aberglaube ist oder nicht, denn von der Echtheit ist Philip überzeugt und es gibt auch tragische Beweise dafür, sondern daraus, wie der Fluch neutralisiert werden kann. Es gilt also einerseits, den zweiten Teil der Fluch-Steintafel zu finden, auf der die Möglichkeit zur Neutralisierung festgehalten wurde, sowie andererseits eine Frau aufzutun, die Philip trotz des noch aktiven Fluchs baldmöglichst heiraten würde – Philip hat seinem todkranken Vater nämlich versprochen, endlich eine Ehe einzugehen. Bei seiner Suche nach einer Braut wird er unterstützt von Meredith Chilton-Grizedale, die ein ebenso großes Interesse an einem Erfolg hat wie Philip selbst: Ihr Ruf als Heiratsvermittlerin ist nach einer geplatzten Hochzeit nämlich so gut wie ruiniert.

Die beiden kommen sich schnell näher, und es ist nicht zu übersehen, wie sehr sich die beiden zueinander hingezogen fühlen – was auch Philips amerikanischem Freund Andrew nicht entgeht, der mit trockenen Kommentaren nicht spart. Einige skurrile Situationen und eine Reihe amüsanter Wortgefechte zwischen den Protagonisten sorgen für jede Menge gute Unterhaltung. Hinzu kommen mit dem wissenschaftlich interessierten, nur durchschnittlich attraktiven Philip ein Held, der aufgrund seiner Normalität relativ untypisch ist, sowie die schlagfertige Heldin mit einem Background, der eine Beziehung zwischen beiden eigentlich unmöglich macht. Leider überreizt die Autorin das Hin und Her zwischen den Protagonisten phasenweise ein wenig, sodass man irgendwann eher gelangweilt davon ist und sich wünscht, dass es nun endlich zum guten Ende kommt – zumal die Geschichte irgendwann einfach nichts Neues mehr zu bieten vermag.

Die Rahmenhandlung enthält einige Krimielemente, die aber leider nur mäßig spannend und leicht zu durchschauen sind, auch wenn die Autorin merklich bemüht ist, immer wieder falsche Fährten zu legen. Der D’Alessandro-typische Showdown ist nicht besonders überzeugend, und gleiches gilt auch für die Auflösung des »Krimifalls«. Nicht nur wenig überzeugend, sondern sogar richtig ärgerlich ist das Ende um Philips Vater, das für mich als Form des Happy-Ends vollkommen inakzeptabel ist.

Fazit:
10/15 – Nette Idee mit mysteriösen Elementen und sympathischen Figuren, die Geschichte ist allerdings trotz allen Humors etwas langatmig umgesetzt. Auf den zweiten Band freue ich mich angesichts der Protagonisten, die hier bereits eingeführt wurden, dennoch schon sehr.

Serieninfo:
01 Who Will Take This Man?
02 Love and the Single Heiress
03 Not Quite a Gentleman
04 Never a Lady

[Rezension] Kieran Kramer: When Harry Met Molly

Inhalt:
Lord Harry Treamore liebt seine Unabhängigkeit, doch dann wird er vom Prinzregenten höchstselbst in eine folgenschwere Wette verstrickt: Derjenige der fünf »Impossible Bachelors«, dessen Mätresse in einem Wettbewerb den Titel »Reizendste Begleiterin« gewinnt, darf sein Junggesellenleben ein weiteres Jahr lang ungestraft auskosten. Unter den vier anderen Männern wird durch Strohhalmziehen ein Verlierer ermittelt, der sofort heiraten muss. Harry macht sich zunächst keine großen Sorgen über den Ausgang des Wettbewerbs – dann allerdings läuft ihm in allerletzter Sekunde seine Mätresse davon, und zwar ausgerechnet mit dem zukünftigen Gatten seiner alten Jugendfeindin Lady Molly Fairbanks. Die beiden Gehörnten tun sich in ihrer Not zusammen, doch die adlige, unbedarfte Molly ist nicht gerade das, was man sich unter einer begehrenswerten Vorzeigegeliebten vorstellt … 

Kommentar:
Ich hatte zu Kieran Kramers Debütroman diverse positive Rezensionen gelesen, deren Tenor inetwa lautete: »Unglaubwürdige Geschichte, aber trotzdem extrem unterhaltsam.« Nach dem Lesen kann ich den hohen Unterhaltungswert nur leider überhaupt nicht bestätigen, die hanebüchene Story allerdings blöderweise sehr wohl. Natürlich verdeutlich schon die Inhaltsangabe, dass die Handlung nur bedingt ernstzunehmen ist, ich war aber ehrlich gesagt blauäugigerweise der Meinung, es sei nur die der Geschichte zugrundeliegende Idee unglaubwürdig, die Umsetzung im Detail hingegen in Ordnung. Weit gefehlt – es wimmelt nur so von Schwachsinnigkeiten. Würde ich die alle im Detail aufzeigen, müsste ich das ganze Buch nacherzählen, also beschränke ich mich auf die wesentlichen.

Es fängt schon mit der Vorgeschichte an, die einen unbedeutenden Jugendstreich zum dauerhaft lebensverändernden Einschnitt für die Protagonisten aufbauscht, und geht nahtlos über in den Auftritt des Prinzregenten im Club von Harry und seinen Freunden. Nicht wirklich verwunderlich, dass die vier eingefleischten Junggesellen einigermaßen überrascht sind, als Prinny durch eine geheime Geheimtür mitten in ihr Männergespräch platzt und mit der oben beschriebenen albernen Wette um die Ecke kommt. Nicht weniger albern: Als Harry mit seiner Mätresse zum Wettbewerb anreist, trifft er in einem Rasthaus rein zufällig seine Jugendfeindin Molly, die gerade dabei ist, aus reiner Bockigkeit mit einem Angestellten ihres Vaters nach Gretna Green durchzubrennen, um dort heimlich zu heiraten. Wie das Leben so spielt, verguckt sich Mollys Verlobter in Harry Mätresse, und die beiden machen sich gemeinsam aus dem Staub, während Harry und Molly im Schankraum ihrer erklärten Lieblingsbeschäftigung nachgehen und sich zanken. Da Harry nun ohne Begleitung dasteht (was ihn automatisch zum Verlierer der Wette machen und eine sofortige Heiratsverpflichtung bedeuten würde) und Molly ohne Beschützer, schließen sie trotz aller Streitigkeiten und Aversionen ein Zweckbündnis: Molly kommt mit auf den Landsitz und gibt Harrys Mätresse – was offenbar immer noch besser ist, als alleine ins sichere Nest zurückzureisen. Man kann als Harrys Mätresse ja schließlich nur seinen Ruf verlieren, was aber ohnehin nieeeemals nicht passieren wird, denn Molly nennt sich raffinierterweise Delilah (genau, Samson und so) und wird somit gewiss einer Entdeckung entgehen, wie die beiden Schlauberger meinen.

Selbstredend ist die unbedarfte junge Adlige, die (ich muss es wohl nicht erwähnen) natürlich noch Jungfrau ist, vollkommen überfordert mit ihrer Aufgabe, sodass ein peinlicher Auftritt den nächsten jagt. Peinliche Auftritte fallen andererseits aber gar nicht so wirklich auf angesichts all der ach so lustigen Wettbewerbe, die sich der geistreiche Prinny so ausgedacht hat, etwa Kusstests im Kusskabuff mit einem zugelosten anderen Mann oder fröhliches Sackhüpfen zur Beurteilung der am beeindruckendsten hüpfenden Brüste. Weil die Beteiligten offenbar damit noch nicht hinreichend ausgelastet sind und wir es ja nun außerdem mit einem Liebesroman zu tun haben, bringt Harry Molly ganz nebenbei ein bisschen was über Liebe, Sex und Zärtlichkeit bei, um ihre ziemlich aussichtslosen Gewinnchancen zu steigern – und ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich die beiden dabei näherkommen. Da in diesem Buch kaum was ausgelassen wird, kriegen wir es dann auch noch mit der altbewährten »Ich bin nicht gut genug für dich«-Nummer zu tun, die zusätzlich mit »Außerdem muss ich mich erst mal selbst finden«-Ausrede aufgehübscht wird, um dann endgültig zur einer ärgerlichen Farce zu verkommen, indem alles angeblichlich nur Spaß war. Ohnehin scheint diese alberne Szene offenbar nur zur Vorbereitung eines Showdowns zu dienen, für den mir nur ein Wort einfällt: abstrus.

Die Story ist aber nicht nur hanebüchen, sondern zieht sich darüber hinaus spätestens ab der Hälfte wie Kaugummi. Es hätte der Geschichte definitiv gut getan, von den 410 Seiten mindestens ein Viertel zu streichen – zum Beispiel, indem man einfach mal alle Nebenkriegsschauplätze eliminiert, die ohnehin keinerlei Bedeutung haben. Bei der Gelegenheit hätte die Autorin auch gleich den Fokus auf die sukzessive Veränderung der Beziehung zwischen Harry und Molly richten können; wie es nämlich kommt, dass sich die beiden Erzfeinde ineinander verlieben, ist nur schwer nachzuvollziehen.

Die Hauptfiguren sind nicht so schlecht wie die Geschichte, wachsen einem aber auch nicht gerade ans Herz und wirken doch relativ eindimensional. Sie haben nicht das Potenzial, einen Toproman aus diesem Buch zu machen, hätten aber immerhin auch nicht weiter gestört. Vollkommen uninteressant sind auch die anderen Junggesellen, die in den drei Folgebänden noch unter die Haube gebracht werden – was aus denen wird, ist mir folglich total egal.

Was schließlich den viel gepriesenen Humor angeht: Es gibt ein paar ganz nette und witzige Szenen, aber alles in allem sind wir hier wohl mal wieder an dem Punkt, wo sich die Geister an der Absurdität einer Geschichte scheiden. Der eine kann aus einer grotesken Handlung Belustigung ziehen, der andere findet sowas einfach nur dumm und langweilig. Ich gehöre zur letzteren Sorte – aber das ist ja nichts wirklich Neues.

Fazit:
4/15 – Kein überzeugendes Debüt, weil die Geschichte einfach zu unglaubwürdig ist. Da der Nachfolgeroman eher schlechtere Kritiken erhalten hat als der Erstling, wird dies wohl mein einziger Versuch mit dieser Autorin bleiben.

 

 

Serieninfo:
01 When Harry Met Molly
02 Dukes to the Left of me, Princes to the Right
03 Cloudy with a Chance of Marriage (April 2011)
04 If You Give A Girl A Viscount (Ende 2011)

[Rezension] Lisa Kleypas: A Wallflower Christmas

Wallflower-Serie, Band 5

Inhalt:
Der Amerikaner Rafe Bowman trifft kurz vor Weihnachten in England ein, um Natalie Blandford kennenzulernen, die Tochter eines Lords. Die beiden sollen nach dem Willen ihrer Eltern heiraten und sind sich auch sofort sympathisch, sodass einer Ehe im Grunde nichts im Wege steht … wäre da nicht Hannah, die verarmte Cousine und Gesellschafterin von Natalie. Zwischen ihr und Rafe fliegen nämlich schon bei der ersten Begegnung die Funken!

Kommentar:
»A Wallflower Christmas« ist eine Art Spin-off zur Wallflower-Serie und dreht sich um den Bruder von Lillian und Daisy Bowman. Theoretisch.

Praktisch sieht die Sache so aus, dass die Geschichte um die arrangierte Ehe doch ziemlich beläufig abgehandelt wird, weil Kleypas bemüht ist, die vier Mauerblümchen mindestens gleichwertig in Szene zu setzen: Man erfährt, wie ihr Leben so verlaufen ist und teilt ihr Glück und ihre Sorgen. Für Leute, die die vier Wallflowers noch nicht kennen, erhalten zudem realtiv ausführliche Background-Informationen zu ihnen – was Leser der vorherigen Bände eher ein wenig langweilen dürfte. Das Wiedersehen mit den vier Mädels macht natürlich Spaß, aber bei einem vorhandenen Raum von etwa 200 großzügig bedruckten Seiten bleibt unter diesen Bedingungen natürlich kaum noch Platz, die aktuelle Liebesgeschichte zu erzählen bzw. vernünftig zu entwickeln. So sind die eigentlichen Protagonisten des Buchs, Rafe und Hannah, zwar sympathisch, bleiben letztendlich aber blass – was ziemlich schade ist, denn ihr Hintergrund hätte viel Potenzial geboten (was übrigens für die ganze Handlung gilt).

Fazit:
7/15 – Eher nur für Fans der Wallflower-Serie, die die Mauerblümchen wiedersehen wollen.

 

 

Serieninfo: The Wallflowers
01 Secrets of a Summer Night | Geheimnisse einer Sommernacht – 7/15
02 It Happened One Autumn | Herbstfeuer (Cora)/Der Earl und die Erbin (Mira) – 14/15 (Rezension)
03 The Devil in Winter | Es begann in einer Winternacht – 12/15 (Rezension)
04 Scandal in Spring | Frühlingsküsse (Cora)/Verbotene Früchte im Frühling (Mira) – 9/15 (Rezension)
05 A Wallflower Christmas – 7/15

Außerdem gibt es Verbindungen zur Hathaway-Serie und dem Einzeltitel »Again the Magic« (dt. »Und ewig brennt das Feuer«/»Liebe ist süßer als Rache« ).

[Rezension] Teresa Medeiros: Ungezähmtes Verlangen

OT: Some Like it Wild
2. Teil der Kincaid-/Highlander-Serie

Inhalt:
Die bezaubernde Pamela Darby braucht dringend einen Mann. Da kommt ihr der attraktive Straßenräuber Connor Kincaid gerade recht. Er schlägt in den halsbrecherischen Handel ein. Doch Pamela hat nicht mit der verführerischen Sinnlichkeit ihres schottischen Lockvogels gerechnet …

Kommentar:
Selten hab ich einen so wenig aussagekräftigen Klappentext gelesen – aber in diesem Fall war das kein Problem, denn ich wollte das Buch ohnehin haben. Nicht nur kauf ich grundsätzlich alle Bücher von Teresa Medeiros, die mitverantwortlich für meine Liebesromanleidenschaft war, sondern darüber hinaus hatte mir Band 1 der Kincaid-/Highlander-Serie ausnehmend gut gefallen. Für Leute, bei denen Medeiros nicht auf der Auto-buy-Liste steht, wäre ein bisschen mehr Inhalt aber sicher sinnvoll. Und wenn die Inhaltsbeschreibung dann auch noch korrekt wäre, wäre das schon richtig genial!

Immerhin sucht Pamela wirklich einen Mann – wenngleich nicht für den Zweck, der hier suggeriert wird, sondern um einen todkranken Herzog zu prellen, der auf der Suche nach seinem verlorenen Sohn ist. Ihr Plan ist es, dem Alten einen Mann als Sohn zu präsentieren, der dann Geld, Güter und Titel erbt, während sie die Belohnung einkassiert und sich mit mit ihrer Schwester ein schönes Leben macht. Der Highlander Connor Kincaid, ein gesuchter Straßenräuber, erweist sich als geeigneter Kandidat, und tatsächlich glaubt der Herzog ihrer Lüge. So einfach, wie Pamela sich die Sache vorgestellt hat, läuft sie dann aber doch nicht, denn Connor präsentiert die junge Frau ohne Absprache als seine Verlobte, sodass sie dazu gezwungen wird, auf dem herzöglichen Schloss zu bleiben und den Betrug gemeinsam mit dem Highlander durchziehen. Natürlich kommen sich die beiden näher, doch als die Wahrheit ans Licht kommt, müssen sie eine Entscheidung treffen.

Das Buch startet mit einer witzigen Szene, dem ersten Zusammentreffen zwischen den Darby-Geschwistern und Connor, der die Kutsche der beiden überfällt. Die Skurrilität der folgenden Ereignisse und die spritzigen Dialoge erinnern einen sofort wieder daran, was Teresa Medeiros ausmacht, doch obwohl es noch eine Weile ziemlich amüsant zugeht, verliert das Buch im Laufe der Zeit an Spritzigkeit. Es kommt einem ein wenig vor, als hätte Medeiros ihr Pulver nach den ersten Kapiteln weitgehend verschossen gehabt: Vor allem, nachdem Pamela und Connor beim Herzog angelangt sind und ihre Maskerade durchziehen, zieht sich die Handlung doch ziemlich, denn eigentlich passiert wenig bis nichts. Das hing vielleicht auch ein wenig damit zusammen, dass mir vom ersten Moment an völlig klar war, wie der Betrug ausgehen würde – Spannung wollte also auch in dieser Hinsicht nicht aufkommen. Zudem sind die Figuren zwar sympathisch, es fehlt ihnen aber das gewisse Etwas – über eine schwere, schicksalhafte Vergangenheit zu erzählen, verleiht einer Figur nun mal keine Tiefe oder Besonderheit; schon gar nicht, wenn sie sich nicht entsprechend verhält.

Fazit:
8/15 – Ein ganz unterhaltsamer Roman für Zwischendurch, den man allerdings nicht unbedingt gelesen haben muss. Medeiros kanns definitiv besser.

Serieninfo:
01 Some Like it Wicked | Gefangene der Leidenschaft – 14/15
02 Some Like it Wild | Ungezähmtes Verlangen – 8/15

[Rezension] Sarah MacLean: Ten Ways to be Adored When Landing a Lord

Love by Numbers, Book 2

Inhalt:
Nicholas St. John wird von Londons populärster Frauenzeitschrift zu einem der begehrenswertesten Singles der Stadt ausgerufen und kann sich daraufhin kaum mehr vor Angeboten aller Art retten. Da kommt es ihm gerade recht, dass der Duke of Leighton ihn bittet, dessen verschwundene Schwester Georgiana zu finden. Ihre Spur führt Nicholas aus der Stadt und weit in den Norden, nach Yorkshire, dort verliert er ihre Fährte aber zunächst. Stattdessen lernt er Lady Isabel kennen, die ihn bittet, ihre Antiquitätensammlung anzusehen und zu schätzen. Nicholas willigt ein, und ihm wird schnell klar, dass in Lady Isabels Haus etwas ganz und gar nicht stimmt, doch er kann sich trotzdem nicht gegen seine aufkeimenden Gefühle für die Frau mit all ihren Geheimnissen wehren … 

Kommentar:
Nachdem ich das Debüt von Sarah MacLean nicht ganz so überzeugend fand wie der Rest der Welt, hatte ich mich fast schon ein wenig geärgert, dass ich Band 2 vorschnell zum Schnäppchenpreis vorbestellt hatte. Zwischenzeitlich hatte ich sogar schon überlegt, »Ten Ways« abzubestellen, mich dann aber dazu entschlossen, der Autorin noch eine Chance zu geben – was für eine gute Entscheidung!

Die Geschichte an sich ist nichts besonderes und so oder ähnlich schon oft dagewesen, aber Sarah MacLean beweist mal wieder, dass man das Rad nicht neu erfinden muss, um einen überzeugenden historischen Liebesroman abzuliefern. Man muss ihn einfach nur gut schreiben und mit lebendigen Figuren bereichern, dann reicht auch ein simpler Plot, in dem die Helden eher zufällig übereinanderstolpern, sich sofort sympathisch sind und sich kennen und lieben lernen. Damit es nicht langweilig wird, müssen natürlich – so auch hier – eine Reihe Hürden und diverse Missverständnisse überwunden werden, diese sind in diesem Buch aber erfreulicherweise nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern weitestgehend glaubwürdig. Die Häufung von Krisen am Ende ist ein wenig zu viel des Guten, aber aufgrund des Umgangs der Helden mit den Problemen ist das zu verkraften.

Die Protagonisten verhalten sich zwar nämlich – beherrscht von ihren Ängsten – manchmal etwas irrational, erkennen ihre Fehler aber und versuchen, diese wieder gutzumachen und um ihre Liebe zu kämpfen. Und zwar nicht erst (gefühlte) hundert Leidensjahre später, während derer sie sich und die Leser mit ihren lächerlichen Konflikten und Zickereien gequält haben, sondern praktisch in unmittelbarem Anschluss nach der Entstehung eines Missverständnisses. Hier gibt es keinen falschen Stolz, keine Ignoranz, keinen beledigten Rückzug und keine Folgemissverständnisse, sondern die Helden räumen ihre Fehler aus der Welt. Und zwar in Gesprächen! Man stelle sich das vor: Die Helden reden miteinander – es ist kaum zu fassen.

Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass Sarah MacLean tolle Helden geschaffen hat. Isabel ist intelligent, schlagfertig, mutig, entschlossen und bereit, zum Wohle ihres Bruders und ihrer Mitbewohner bis zum Äußersten zu gehen. Phasenweise ist sie eine Spur zu altruistisch, das stört aber nicht wirklich, zumal das Gesamtbild stimmig ist. Und dann ist da noch Nicholas. Nicholas St. John – das klingt ja schon so toll. Und tatsächlich ist Nicholas … haaaach! Nicholas ist wirklich anbetungswürdig und einer der wundervollsten Liebesromanhelden, die mir in den letzten Jahren begegnet sind! Er ist genau im richtigen Maße arrogant und von sich eingenommen, aber dabei hilfsbereit, verantwortungsvoll, liebenswert, zupackend, bodenständig, freundlich, humorvoll und so so so sexy mit seinem schiefen Lächeln und der Narbe über die Wange. Wie er Isabel betrachtet und beschreibt, wie er mit seinem türkischen Freund umgeht und wie nett er zum zehnjährigen Duke ist, ist hinreißend. Und noch viel umwerfender ist sein Verhalten, nachdem Isabel von seinem Verrat erfahren hat: Obwohl sie ihn abweist und ihm nicht zuhören will, verzichtet er auf jegliche Selbstgerechtigkeit und falschen Stolz; stattdessen entschuldigt er sich und besteht trotz ihrer Ablehnung darauf, ihr alles zu erklären, ihr zu beweisen, dass er auf ihrer Seite ist und dass sie ihm vertrauen kann. Dass Nicholas auch noch eine schwierige, aber nicht zu schicksalsträchtige Vergangenheit hat, macht ihn endgültig zum absolut perfekten »tortured hero«. Einzig Heiratsanträge könnte er vielleicht noch ein bisschen üben, aber das ist auch sein einziges Manko (und eigentlich ist es auch egal, ob er einen romantischen Heiratsantrag macht oder einen unromantischen, Hauptsache, er fragt überhaupt!). Und daher noch mal abschließend: Haaach!

Ebenfalls gut gelungen sind die Nebenfiguren. Gleichermaßen interessant wie auch imposant ist der Auftritt des überaus arroganten Duke of Leighton, der im Folgeband von Juliana, der Schwester von Nicholas und Gabriel (Protagonist aus Band 1 der Serie), von seinem hohen Ross geholt wird. Darüber hinaus sorgen vor allem Nicks türkischer Freund Rock (von den Frauen heimlich nur »the Giant« genannt) und Isabels zehnjähriger Bruder James für nette Szenen und humorvolle Dialoge. Apropos: Humor und geistreiche Dialoge gibt es hier – wie schon in Band 1 – jede Menge, sodass das Buch extrem witzig, spritzig und unterhaltsam ist.

Fazit:
14/15 – Ein wundervoller Liebesroman mit vielen humorvollen wie auch hinreißendenn Szenen und einem anbetungswürdigen Protagonisten.

Trivia:
Auf dem Blog »The Season« gibts einen netten Beitrag von Sarah MacLean mit dem Thema »Ten Ways (my) Characters Are Almost Certain to Misbehave«.

Serieninfo:
01 Nine Rules to Break When Romancing a Rake – 10/15
02 Ten Ways to Be Adored When Landing a Lord – 14/15
03 Eleven Scandals to Start to Win a Duke’s Heart (2011)