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Cecilia Grant: Ein unsittliches Angebot

OT: A Lady Awakened
Blackshear, #1

Klappentext:
Nach dem Tod ihres Mannes kämpft die junge Witwe Martha Russell darum, ihr Anwesen Seton Park zu behalten. Um ihren Anspruch darauf zu festigen, greift sie zu einer List: Mit dem attraktiven Lebemann Christopher Mirkwood will sie ein Kind zeugen, das sie als Erbe ihres verstorbenen Mannes ausgeben kann. Sie hätte jedoch nie vermutet, dass sie sich in Christopher (sic!) verlieben könnte …

Kommentar:
Wie ich nach dem Flohmarktkauf dieses Buches festgestellt habe, besitze ich bereits seit geraumer Zeit die englische Ausgabe, die vergessen in meinem Regal vor sich hinverstaubt. Schade eigentlich, denn das Debüt von Cecilila Grant hat mich richtig gut unterhalten.

Die Geschichte ist nicht neu, aber doch eher außergewöhnlich im Reigen der 0815-Historicals. Die zurückgezogen lebende Witwe, eigentlich als Ausbund an Anstand bekannt, beschließt nach dem Tod ihres Mannes, alles daranzusetzen, Herrin über das Anwesen zu bleiben und zu verhindern, dass der Bruder ihres Mannes hier einzieht. Nicht Habgier, sondern die Sorge um die weiblichen Angestellten, die sich in der Vergangenheit seinen sexuellen Übergriffen ausgesetzt sahen, ist dabei ihr Motiv – ein geschickter Zug der Autorin, lässt es doch den Betrug deutlich weniger selbstsüchtig erscheinen. Sie macht sich also auf die Suche nach einem Liebhaber, der ihr innerhalb eines Monats ein Kind zeugt. Praktischerweise wurde gerade der für seine Ausschweifungen bekannte Adlige Theo Kirkwood (nicht Christopher, wie es im Klappentext heißt!) ins Exil aufs Nachbargut verbannt, der nicht gerade lange überredet werden muss, als Marthas »Hure« (oder wie sie es ausdrückt: »Zuchthengst«) einzuspringen.

Was dann folgt, ist allerdings entgegen seiner Erwartungen kein Vergnügen für ihn, denn Martha will keine Lust, sondern wirklich nur seinen Samen – und sie zieht das im Gegensatz zu anderen Heldinnen, die schnell in Leidenschaft entbrennen – ziemlich entschlossen durch. Das finde ich gut, denn alles andere wäre unglaubwürdig gewesen und hätte nicht zu Martha und ihrer Weltsicht gepasst. Entsprechend gefühllos und kurz ist das nächtliche sexuelle Beisammensein der beiden, obwohl sich Mirkwood zunächst redlich bemüht, ihr die Sache so angenehm wie möglich zu machen.

Doch etwas anderes entwickelt sich in diesen veranschlagten vier Wochen zwischen den beiden, nämlich eine echte Freundschaft, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Kirkwoods Entwicklung steht. Der Londoner Lebemann beginnt nämlich, sich für die Aufgaben eines Gutsherren zu interessieren, für die Landwirtschaft und die Menschen, die für ihn arbeiten. Martha ist ihm in diesen Dingen weit voraus und unterstützt ihn, wo sie kann. Dieser Aspekt der Geschichte hat mir richtig gut gefallen, weil er nicht nur die Entwicklung des Protagonisten zu einem verantwortungsvollen Menschen zeigt, sondern auch – wenn auch nur einen kleinen und vielleicht etwas verklärten – Ausschnitt aus dem Landleben der Zeit. Dass Martha ihn lieben lernt, weil er sich ändert und im Grunde die gleiche Auffassung und das gleiche Verantwortungsbewusstsein an den Tag legt wie sie selbst, ist glaubwürdig. Seine offene, fröhliche, unbekümmerte Art verändert im Gegenzug die nüchterne, ernste, spröde Martha, die in jeder Hinsicht lockerer wird – allerdings im Kleinen und manchmal auch nur im Stillen, was ebenfalls glaubwürdig ist.

Dass ein eigentlich überflüssiger Streit die beiden erst mal entzweien muss, bevor es nach einigen dramatischen Verwicklungen schließlich zum Happy End kommt, hätte nicht sein müssen; das Buch hätte auch so genug Stoff hergegeben. Sehr elegant und gelungen fand ich hingegen die Lösung um das Erbe von Seton Park, die allen zugute kommt, die es verdienen.

Neben den glaubwürdigen Protagonisten, der insgesamt guten Geschichte und dem ansprechenden Rahmen war außerdem der Humor genau mein Ding. Mirkwoods Auseinandersetzungen mit dem heimtückischen Schwein seiner Pächter zum Beispiel haben mich immer wieder aufs Neue zum Lachen gebracht, und auch Marthas zynische Weltsicht, vor allem im Zusammenhang mit dem männlichen Körper, war genau mein Ding. Ihre Gedanken, als Mirkwood sich das erste Mal vor ihr auszieht, sind göttlich und schon wert, das Buch zu lesen.

Die Sprache der Übersetzung ist stellenweise mal wieder relativ modern, es hält sich aber noch in Grenzen. Flüssig zu lesen ist der Roman in jedem Fall, und der nächste Band der Serie befindet sich schon auf meinem Wunschzettel (auch wenn mich der Plot erst mal nicht so anmacht).

 


12/15

 

[Gelesen im Mai 2014.]

 

Anmerkung: Inzwischen habe ich auch den zweiten Band der Serie gelesen, »Das Versprechen der Kurtisane« (OT: A Gentleman Undone), und es hat mir gar nicht gefallen. Natürlich liege ich damit mal wieder völlig konträr zur Allgemeinheit, aber das wundert sicher keinen mehr?! ;) Im Englischen gibt es noch einen dritten Band der Blackshear-Serie, Lyx hat den aber bislang nicht übersetzt und so wie es aussieht, kommt er auch nicht mehr. Zumal der Historical-Versuch des deutschen Vorzeigeverlags wohl insgesamt eher als gescheitert zu bezeichnen ist; das Programm wurde wieder stark runtergeschraubt, wie’s aussieht.

[Rezension] Judith Ivory: Beast

Klappentext:
American heiress Louise Vandermeer has agreed to marry a European aristocrat. Her intended is rumored to be a hideously ugly man, a prospect that propels her into a reckless shipboard affair with a compelling stranger she never sees in the light of day. Unbeknownst to Louise, her mystery man is actually her betrothed, Charles d’Harcourt, whose romantic prank backfires when he becomes smitten with his own fiancee.

Kommentar:
Ich bin ja normalerweise ein großer Fan von »Die Schöne und das Biest«-Variationen, aber das nutzte in dem Fall auch nichts. Zumal das Biest eigentlich gar kein Biest war, sondern ein französischer Adliger, der trotz eines blinden Auges und einer Narbe ziemlich attraktiv ist und keinerlei Probleme hat, Frauen für sich zu begeistern. Aber von vorn:

Aus geschäftlichen Gründen lässt Charles sich auf eine arrangierte Ehe mit der wunder-wunder-wunderschönen Amerikanerin Louise ein, die halb so alt ist wie er und die er das erste Mal auf ihrer Überfahrt von Amerika nach Frankreich sieht. Wobei »sieht« zu viel gesagt ist, denn erstens ist er eigentlich gar nicht da, so rein offiziell (er weilt nämlich heimlich auf dem Schiff, um seiner Affäre mit einer verheirateten Frau zu frönen), und zweitens darf Louise ihn nie anschauen, d.h. nur im Dunklen oder mit verbundenen Augen treffen. Er sagt ihr nämlich nicht, wer er ist, sondern lässt sie in dem Glauben, er wäre ein arabischer Pascha. Louise – naiv und unerfahren, wie sie nun mal ist – ist natürlich vollkommen fasziniert von diesem »fremdländischen« Adonis und lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein, der nicht nur ihre Jungfräulichkeit, sondern auch ihr Herz zum Opfer fällt. Charles verliebt sich ebenfalls in seine zukünftige Frau, verpasst aber unzählige hervorragende Gelegenheiten, ihr reinen Wein über seine wahre Identität einzuschenken, und trennt sich bei Ankunft des Schiffs in Frankreich quasi von ihr. Sie ist zwar aus Vernunftgründen weiterhin bereit, sich auf die Ehe mit dem französischen Adligen einzulassen, leidet aber unter heftigem Liebeskummer wegen ihres arabischen Paschas.

Weil wir uns in einem Märchen Liebesroman befinden, erkennt Louise in ihrem französischen Prinzen den Pascha natürlich nicht wieder, denn er wendet den höchst raffinierten Trick an, nun nicht mehr – wie auf dem Schiff – englisch, sondern französisch mit ihr zu sprechen. Der Sprachwechsel scheint seine Stimme und Intonation so sehr zu verändern, dass Louise keinerlei Verdacht schöpft, auch nicht im Zusammenhang mit seinem sonstigen Auftreten, seinem Handeln oder Denken oder gar seinem Körperbau oder Geruch oder so. Seine Tarnung ist so gut, dass nicht mal Louises Hund ihn wiedererkennt. (Seht ihr mein Augenrollen?!)

Weil Louise ein tapferes Mädchen ist, das aussichtslose Situationen als solche erkennt, heiratet sie Charles wie verabredet trotz aller Liebe zu ihrem Araber; sie weigert sich allerdings zunächst, die Ehe zu vollziehen. Das macht Charles total wütend und spätestens angesichts seines diesbezüglichen gewalttätigen Ausrasters (er zerstört die komplette Einrichtung) hatte er das letzte Fitzelchen meiner Sympathie verloren. Natürlich sagt er Louise immer noch nicht, dass ER der vermeintliche Pascha ist, ebenso wenig wie bei zahlreichen weiteren grandiosen Gelegenheiten im Verlauf der Geschichte. Stattdessen setzt die Autorin offenbar darauf, dass sich Louise neu in ihren Ehemann verlieben soll, was erstens gar nicht so einfach ist angesichts all des Herzschmerzes wegen des unvergleichlichen Paschas und zweitens auch gar nicht so richtig Sinn macht; für mich zumindest nicht. Die Handlung zieht sich wie Kaugummi, ohne dass wirklich was passiert, und irgendwann nervt es nur noch kolossal, dass Charles nicht endlich mal eine der vielen Chancen ergreift, Louise die Wahrheit zu sagen.

Ich glaube, es ist kein allzu großer Spoiler, wenn ich an dieser Stelle verrate, dass die Sache am Ende natürlich rauskommt und zu einer Krise führt, bevor es zum Happy End kommen kann. Meine Güte, was für ein blöder Tanz … Ich wünschte, Mary Balogh hätte diese Geschichte ab der Ankunft in Frankreich zuende erzählt; das wäre genau ihr Plot gewesen und sie hätte was deutlich Besseres daraus gemacht!


5/15

[Keine Rezension] Janet Evanovich: Der Beste zum Kuss

Originaltitel: Sizzling Sixteen
Stephanie Plum, #16

Klappentext

Stephanie Plum erbt von ihrem Onkel Pip eine geheimnisvolle Flasche, die Glück bringen soll. Doch danach sieht es zunächst gar nicht aus: Cousin Vinnie, Eigentümer von Vincent Plum Bail Bonds, wird wegen angeblicher Spielschulden von einem Gangster festgehalten. Zum Glück haben Stephanie und ihre Kolleginnen einige Erfahrung darin, wie man vermisste Personen aufspürt. Aber wie sollen sie an die 786.000 Dollar kommen, die nötig sind, um Vinnie auszulösen? Mal ehrlich: Stephanie liegt gar nicht so viel an ihrem Boss, aber sie liebt nun mal ihren Job, also muss etwas passieren. Und ausnahmsweise entpuppen sich Morelli und Ranger, die beiden Männer an ihrer Seite, als wahre Glücksfälle …


Kommentar:

Was ist das eigentlich für ein Quatsch, dass jedes Stephanie-Plum-Buch das Wort »Kuss« im Titel enthalten muss? Mir geht dieser erzwungene Unsinn wirklich auf den Senkel; wieso bringt man stattdessen nicht das Engagement auf, Entsprechungen zum Original zu finden, die die Bandnummern enthalten, so wie man es bei den ersten vier Bänden gemacht hat? Aber nein, man setzt auf nichtssagende, austauschbar idiotische und krampfhaft auf lustig getrimmte Titel wie »Der Beste zum Kuss«, »Kuss mit Soße« oder »Kuss Hawaii« und auch noch Werbesätze, in denen Schwachsinnswörter wie »Nonkussultra« vorkommen! Wer denkt sich so was aus und kriegt derjenige wirklich Geld dafür??? Glauben die Verlage ernsthaft, dass die Leser das witzig finden?! (Finden andere Leser das vielleicht wirklich witzig, nur ich nicht?)

Okay, das Buch ist immerhin etwas besser als der deutsche Titel, wobei dazu ja nicht so viel gehört. Die Story ist mal wieder höchst absurd und übertrieben – wie man es von Stephanie-Plum-Büchern erwarten muss. Obwohl ich ein paarmal laut lachen musste über so manch eine Szene oder Formulierung, fand ich die Serie früher deutlich lustiger als heute. Ich bin mir nicht im Klaren darüber, ob das daran liegt, dass sie heute noch übertriebener ist als früher – besser gesagt: nicht nur übertrieben, sondern zu übertrieben – oder dass sie einfach nicht mehr wirklich was Neues bietet und man außerdem irgendwie doch erwartet, dass Stephanie irgendwann noch was dazulernt bei der Verhaftung von NGVlern. Wenigstens ein kleines bisschen was!

Den nächsten Band werde ich selbstverständlich wieder kaufen und für eine schnell zu lesende, seichte und irgendwie ganz amüsante Unterhaltung wird er allemal gut sein. Und das ist ja auch schon was. (Und ich hab die Hoffnung ja immer noch nicht aufgegeben, dass Stephanie sich irgendwann Ranger schnappt – auch wenn ich nicht wirklich dran glaube. Dumme Nuss!)


9/15

[Keine Rezension] Sarah MacLean: No Good Duke Goes Unpunished

Rules of Scoundrels, #3

Klappentext:

A rogue ruined . . .

He is the Killer Duke, accused of murdering Mara Lowe on the eve of her wedding. With no memory of that fateful night, Temple has reigned over the darkest of London’s corners for twelve years, wealthy and powerful, but beyond redemption. Until one night, Mara resurfaces, offering the one thing he’s dreamed of . . . absolution.

A lady returned . . .

Mara planned never to return to the world from which she’d run, but when her brother falls deep into debt at Temple’s exclusive casino, she has no choice but to offer Temple a trade that ends in her returning to society and proving to the world what only she knows…that he is no killer.

A scandal revealed . . .

It’s a fine trade, until Temple realizes that the lady—and her past—are more than they seem. It will take every bit of his strength to resist the pull of this mysterious, maddening woman who seems willing to risk everything for honor . . . and to keep from putting himself on the line for love.

 

Kommentar:

Irgendwie fällt mir zu Sarah MacLean in letzter Zeit immer das Gleiche ein: vielversprechend, aber nichts daraus gemacht. Oder zumindest nicht genug. Diesmal sogar extrem wenig – dabei fing es so gut an!

Dem Klappentext ist kaum noch was hinzuzufügen: Temple wurde vor zwölf Jahren des Mordes an Mara Lowe verdächtigt, weil er – ohne Erinnerung an die Nacht – in ihrem blutbesudelten Bett aufgewacht ist und sie verschwunden war. Der sog. Killer Duke hat sich also in Londons Unterwelt zurückgezogen und verdingt sich seitdem in der bereits bekannten Spielhölle »The Fallen Angel« als knallharter Boxer. Auf einmal taucht Mara bei ihm auf, offenbart ihm, dass er sie gar nicht umgebracht hat – was er wegen seines Gedächtnisverlusts gar nicht wusste – und bietet ihm an, genau das zu öffentlich zu machen, wenn er nur ihrem Bruder dessen Schulden erlässt. Das Geld, das er verspielt hat, ist nämlich unglücklicherweise ihres, und sie braucht es, um das Waisenhaus am Laufen zu halten, das sie gegründet hat. Sie lässt sich aus lauter Not und schlechtem Gewissen sogar darauf ein, dass Temple die Bedingungen ihres Handels bestimmt und presst gleichzeitig jeden erdenklichen Pfennig aus ihm heraus.

Natürlich fühlen sich die beiden von der ersten Sekunde an uuuuuuunwiderstehlich zueinander hingezogen (eigentlich ja schon damals, vor zwölf Jahren) und können von Anfang an kaum die Finger bei sich behalten. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was eigentlich die ganze Zeit passiert ist, gefühlt gar nichts. Die Handlung plätschert vor sich hin, man knutscht, fummelt, diskutiert, verhandelt, beleidigt sich, versöhnt sich wieder … Gähn! Ich konnte weder die Chemie zwischen den Protagonisten fühlen noch irgendwas mit den beiden anfangen. Das lächerlich dramatische Ende mit dem mir verhasstesten Happy-End-Hindernis aller Zeiten (»Du magst mich lieben, aber ich verlass dich trotzdem, denn du hast was Besseres verdient«) passte da gut dazu.

Das Buch hat übrigens insgesamt doch relativ viele schlechte Kritiken gekriegt, wie ich festgestellt habe (wenn ich während des Lesens nach Rezensionen schaue, wie denn andere Leute das Buch finden, ist das schon immer kein gutes Zeichen!). Spannenderweise liegt das aber im Wesentlichen an der Figur Mara, an der sich jede Menge Hass entzündet, weil sie zugelassen hat, dass der Duke des Mordes an ihr verdächtigt wird. Wie konnte sie das nur tun, die dumme Schlampe – solche wie die sind eine Schande für alle Frauen dieser Welt! –– Äääh … ja. Meine Güte, Leute, das Buch spielt Anfang des 19. Jahrhunderts, das Mädchen ist 16 Jahre alt und verzweifelt, weil sie einen uralten und mutmaßlich gewalttätigen Adligen heiraten muss; ihr Verhalten kann man doch nicht mit heutigen Moralvorstellungen bewerten! Und außerdem: Schon mal was von mildernden Umständen gehört?

Dass ich mich nicht an Mara und ihrem Handeln störe, ändert aber nichts daran, dass ich Band 3 der Serie noch enttäuschender fand als die beiden Vorgänger (denen ich ja immerhin jeweils 10 Punkte gegeben habe. Ich hab sie trotzdem deutlich schlechter in Erinnerung und vermute, dass da jede Menge Autoren-Bonus enthalten war). MacLean hat es keineswegs geschafft, nach ihrer hervorragenden Debütserie ihr Niveau zu halten. Sie hat zwar immer noch nette Grundideen, macht aber einfach keine guten Geschichten mehr daraus. Und ihr vielgerühmter Humor ist ihr in diesem Buch dann auch gänzlich abhandengekommen. Ich hoffe, sie findet noch mal zu alter Form zurück und geb ihr noch eine Chance mit dem Abschlussband der Serie, der im November 2014 erscheinen wird.

 

5/15

 

Serieninfo:
01 A Rogue By Any Other Name – 10/15 (Rezension)
02 One Good Earl Deserves a Lover – 10/15
03 No Good Duke Goes Unpunished – 5/15
04 Never Judge a Lady By Her Cover

 

Eine Frage noch an alle, die das Buch und die weiteren Bände der Serie schon gelesen haben:

Spoiler

War schon immer bekannt, das Chase eine Frau war und ich habs vergessen, oder war diese Enthüllung der große Clou? (Bitte in der Antwort die Kommentarleser nicht spoilern!)

[Einklappen]

Bücher Q1/2014

Das Leben ist manchmal wirklich seltsam. Nachdem ich vor einiger Zeit noch drei Bücher pro Woche gelesen habe, sind es im Moment drei pro Vierteljahr. Interessiert sich jemand dafür, welche drei Bücher es waren? Ich erzähl’s einfach mal.

 
Kristan Higgins: Lucy kriegt’s gebacken – 7/15

Inhalt: Tick. Tack. Tick. Tack. Seit ein paar Wochen hört die Bäckerin Lucy es ganz deutlich. Ihre biologische Uhr tickt. Es ist also an der Zeit, die Trauer über den frühen Tod ihres Mannes abzuschütteln und sich auf die Suche nach einem geeigneten Samenspender – und wenn möglich Ehekandidaten – zu machen. Solide soll er sein, zuverlässig und kinderlieb. Er muss ja nicht unbedingt so attraktiv oder leidenschaftlich wie Ethan sein, ihr Schwager und Freund „mit gewissen Vorzügen“. Mit diesen gelegentlichen Treffen muss jetzt Schluss sein. Denn Kinderkriegen ist eine ernste Sache. Und das wird sie Ethan auch so sagen. Gleich. Also nachdem er aufgehört hat, sie so zu küssen. Sie auszuziehen. Sie zu lieben. Halt, warte mal, sie zu lieben? Kann das wirklich wahr sein?

Ich meine mich zu erinnern, dass ich in letzter Zeit nach jedem Higgins-Buch nörgelig bin und behaupte, erst mal keine Bücher der Autorin mehr zu lesen. Das war diesmal wieder so. Ich kenne – von Enid Blyton abgesehen – wirklich wenige Autoren, die ihre Geschichten mit einer solchen Beharrlichkeit immer und immer wiederholen. Leider werden die Storys dabei nicht optimiert, sondern langweilen eher, weil das alles ja irgendwie schon diverse Male da war und nichts wirklich Neues oder gar Überraschendes passiert. Hier ist mal wieder eine Frau panikartig auf Männersuche und trifft sich mit allen möglichen seltsamen Gestalten, während der beste Freund/alte Bekannte doch eigentlich die beste Wahl wäre. GÄHN. Und wenn dann auch noch die Heldin nervt, weil ihre Blindheit fürs Offensichtliche einfach furchtbar ist, ist das auch nicht sehr hilfreich. So steht am Ende mal wieder der Entschluss, das nächste Buch der Autorin auszulassen. Überraschung, Überraschung!

 

Sophie Jordan: Foreplay (Ivy Chronicles, #1) – 12/15

Inhalt: Pepper has been hopelessly in love with her best friend’s brother, Hunter, for, like, ever. He’s the key to everything she’s always craved: security, stability, family. But she needs Hunter to notice her as more than just a friend. Even though she’s kissed exactly one guy, she has the perfect plan to go from novice to rock star in the bedroom: take a few pointers from someone who knows what he’s doing.

Her college roommates have the perfect teacher in mind. But bartender Reece is nothing like the player Pepper expects. Yes, he’s beyond gorgeous, but he’s also dangerous and deep—with a troubled past. Soon what started as a lesson in attraction is turning both their worlds upside down, and showing them just what can happen when you go past foreplay and get to what’s real. . . .

Von Sophie Jordan wollte ich eigentlich schon längst mal einen historischen Liebesroman gelesen haben, das hat aber nicht geklappt. Dafür bin ich wie die Jungfrau zum Kinde zum Auftakt ihrer aktuellen New-Adult-Serie gekommen, und das war durchaus ein Glücksfall. Das Buch hat mir insgesamt richtig gut gefallen, es hat mit Pepper und Reece zwei sympathische Protagonisten, und die Geschichte ist ansprechend und unterhaltsam. Okay, es ist natürlich völlig klar, dass der Plan der »Unterrichtsstunden« nicht aufgehen wird und dass sich da mehr entwickelt, aber insgesamt geht das alles noch in Ordnung. Ziemlich bescheuert fand ich nur den vollkommen übertriebenen Showdown um den Brand, aber der Rest des Buches hat mir so gut gefallen, dass das den guten Gesamteindruck nicht trübt.

 

Samantha Young: Before Jamaica Lane – 9/15

Inhalt: Olivia Holloway hat es satt, Single zu sein. Warum muss sie auch immer gleich Reißaus nehmen, wenn ein attraktiver Mann nur in ihre Nähe kommt? Die hübsche Amerikanerin ist notorisch schüchtern. Ihr bester Freund Nate Sawyer flirtet dagegen für sein Leben gern. Deshalb sagt er auch sofort zu, als Olivia ihn bittet, ihr Nachhilfe im Flirten zu geben. Zuerst ist es nur ein Spiel, leidenschaftlich und sexy. Dann merkt Olivia, dass da mehr ist. Viel mehr. Doch Nate ist kein Mann für feste Beziehungen. Und plötzlich steht alles in Frage: ihre Freundschaft, ihr Vertrauen, ihre Liebe.

Noch ne Geschichte, in der sich das Mädel von einem Kerl unterrichten lässt, um sich einen anderen zu angeln, allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass Schülerin und Lehrer hier beste Freunde sind (wobei, wenn man ehrlich ist, sie von Anfang an total auf ihren besten Freund abfährt). Obwohl ich sonst ein großer Fan von Samantha Young bin, hat mir die Geschichte überhaupt nicht gefallen. Hier ist sooo klar, dass die Sache in die Hose gehen und zum totalen Bruch führen wird, dass ich mich von Beginn an darüber geärgert habe, dass ich zwei Freunde auf so nen Quatsch einlassen. Zudem konnte ich mit den beiden Protagonisten nicht viel anfangen. Nate mit seinem fadenscheinigen Jugendtrauma, das ihm als Rechtfertigung dafür dient, die Frauen ohne Rücksicht auf Verlust reihenweise flachzulegen und sich auf keine Beziehung einzulassen, fand ich echt albern; die Begründung dafür war mir echt zu dünn. Und als nicht viel weniger schrecklich empfand ich Olivia mit ihrem unbegründeten Mangel an Selbstbewusstsein. Ihr wisst schon: »Ich bin so hässlich«, »Mein Arsch ist so fett« usw. – was natürlich, ich muss es wohl nicht erst erwähnen – überhaupt nicht zutreffend ist. Ich hoffe wirklich, dass mir das nächste Buch der Autorin wieder mehr zusagt.

 
 

Daneben hab ich sogar noch ein paar Bücher angelesen, ne Menge sogar. Die meisten hab ich schon wieder verdrängt, zwei davon sind mir aber noch im Gedächtnis:

Nicola Karlsson: Tessa

Inhalt: Berlin, Sommer, Gegenwart. Tessa ist schön und begehrenswert und könnte eigentlich glücklich sein. Aber ihre manische Sehnsucht nach Liebe, Zuwendung, Bestätigung hält sie davon ab. Gut, dass ein Glas Wodka so eine angenehm kühlende, betäubende Wirkung hat. Vor allem in Kombination mit den Beruhigungstabletten, die die Ärztin ihr verschrieben hat. Tessa weiß, dass sie aufhören sollte, und meint, dass sie jederzeit aufhören könnte. Aber da befi ndet sie sich längst in einer Abwärtsspirale, in einem desaströsen Strudel.

Interessierte mich thematisch sehr, gefällt mir stilistisch aber gar nicht oder besser gesagt: Es geht einfach nicht an mich ran. Ich krieg keinerlei Verbindung zur Protagonistin – die bei einem solchen Thema für mich aber unverzichtbar ist. Werde ich wohl eher nicht weiterlesen.

 

Bernhard Aichner: Totenfrau

Inhalt: Blum ist Bestatterin. Sie ist liebevolle Mutter zweier Kinder, sie besticht durch ihr großes Herz, ihren schwarzen Humor und ihre Coolness. Blum fährt Motorrad, sie trinkt gerne und ist glücklich verheiratet. Blums Leben ist gut. Doch plötzlich gerät dieses Leben durch den Unfalltod ihres Mannes, eines Polizisten, aus den Fugen. Vor ihren Augen wird Mark überfahren. Fahrerflucht. Alles bricht auseinander. Blum trauert, will sich aber mit ihrem Schicksal nicht abfinden. Das Wichtigste in ihrem Leben ist plötzlich nicht mehr da. Ihr Halt, ihr Glück. Durch Zufall findet sie heraus, dass mehr hinter dem Unfall ihres Mannes steckt, dass fünf einflussreiche Menschen seinen Tod wollten.

Blum sucht Rache. Was ist passiert? Warum musste Mark sterben? Als sie die Antworten gefunden hat, schlägt sie zu. Erbarmungslos. Warum sie das tut? Warum sie dazu fähig ist? Die Antwort darauf liegt Jahre zurück.

Die Story klingt eigentlich echt ganz gut, aber so leid es mir tut, ich kann das Buch nicht lesen. Dieser Stakkatostil, der Satzbau, die Form der Dialoge … es geht einfach nicht. Nervt. (Wer genauer wissen will, was ich meine, möge sich die Leseprobe bei Amazon zu Gemüte führen.)

 

Jetzt gerade lese ich endlich Sarah MacLeans letztes Buch, »No Good Duke Goes Unpunished« – mal schauen, wie sich das so entwickelt. Es lässt sich ganz gut an.

[Keine Rezension] Máire Claremont: The Dark Lady

Mad Passions, #1

Klappentext:
Lord Ian Blake has returned from India a broken man. Years ago, he pledged to Lady Eva Carin—his childhood companion and first love—that he would bring her husband back alive. His failure haunts him. But even his jaded soul can’t anticipate the shocking sight of beautiful, independent Eva confined in a madhouse.

Locked in an asylum, forgotten by society, Eva is adrift in both body and mind. For Ian to break her free, they must cross a powerful enemy—and prove her sanity to England’s unforgiving aristocracy. But the biggest danger of all may come when the secrets of Eva’s tragic past are finally unlocked.

 

Kommentar:
Ich weiß gar nicht, wo ich über dieses Buch gestolpert bin; sehr wahrscheinlich bei Goodreads. Der Klappentext hat mich jedenfalls sofort angemacht – vor allem den Irrenhaus-Hintergrund fand ich sehr spannend –, also hab ich das E-Book heruntergeladen und direkt losgelesen.

Den Anfang der Geschichte fand ich wirklich stark. Lord Ian Blake sucht nach einem längeren Indienaufenthalt seine Jugendliebe und die Frau seines besten Freundes auf, deren Mann er eigentlich heil aus Indien zurückbringen sollte – was ihm aber nicht gelungen ist: Hamilton ist tot – und es ist schnell klar, dass die Vorwürfe, die Ian sich deshalb macht, vielschichtig sind. Doch nicht nur das, Eva ist gar nicht da. Wie Ian erfährt, ist Evas Sohn Adam, der Erbe von Hamilton, bei einem Unfall ums Leben gekommen; stattdessen hat Hamiltons Bruder Thomas die Herrschaft über Haus und Land übernommen und Eva in ein Irrenhaus verfrachtet, weil sie angeblich an ihrer Trauer verzweifelt ist und sich umbringen wollte. Ian sucht die Einrichtung umgehend auf und entführt die laudanumsüchtige Eva in einer dramatischen Aktion, die einen Toten mit sich bringt und gleichzeitig die Protagonistin des nächstes Bandes der Serie einführt. Eine nicht wirklich aufregende Flucht von Ort zu Ort vor den Irrenhauswärtern folgt, die deutlich macht, dass Ian unbedingt beweisen muss, dass Eva nicht verrückt ist, wenn die Jagd irgendwann ein Ende haben soll.

In Maire Claremonts Debüt gibt es viele gute Ansätze, ganz überzeugen kann das Buch aber nicht. An den Protagonisten liegt das nicht, sie sind trotz – oder wegen! – ihrer Ecken und Kanten sympathisch und man wünscht ihnen ihr Glück. Die Story schafft es aber nicht, die Grundspannung aufrechtzuerhalten; es gibt viel Im-Kreis-Gedrehe, und die diversen Krisen enden ziemlich unspektakulär. Trotzdem war der Roman gut genug, um mir direkt Lust auf Band 2 zu machen – den ich nun ebenfalls direkt runtergeladen habe und für den Julia Quinn wohl erst mal warten muss!

 


9/15

 

Serieninfo:
01 The Dark Lady
02 Lady in Red
02.5 A Lady Undone
03 The Dark Affair (2014)

[Rezension] Mary Balogh: The Arrangement

Survivor Club Series, #2

Klappentext:

Desperate to escape his mother’s matchmaking, Vincent Hunt, Viscount Darleigh, flees to a remote country village. But even there, another marital trap is sprung. So when Miss Sophia Fry’s intervention on his behalf finds her unceremoniously booted from her guardian’s home, Vincent is compelled to act. He may have been blinded in battle, but he can see a solution to both their problems: marriage.

At first, quiet, unassuming Sophia rejects Vincent’s proposal. But when such a gloriously handsome man persuades her that he needs a wife of his own choosing as much as she needs protection from destitution, she agrees. Her alternative is too dreadful to contemplate. But how can an all-consuming fire burn from such a cold arrangement? As friendship and camaraderie lead to sweet seduction and erotic pleasure, dare they believe a bargain born of desperation might lead them both to a love destined to be?


Kommentar:

Mary Balogh ist eine der wenigen Autorinnen, deren Bücher ich nach wie vor in gedruckter Form kaufe und weit im Voraus vorbestelle. So erreichte mich Ende August auch das zweite Buch aus der Survivor-Club-Serie, die sich um die amourösen Belange von sieben Kriegsversehrten kümmert.

Vincent Hunt, Viscount Darleigh, hat in den Napoleonischen Kriegen als Siebzehnjähriger sein Augenlicht verloren. Zurück in England nehmen ihm seine überfürsorgliche Mutter und Schwestern das Leben weitgehend aus der Hand, doch als sie ihm eine Braut zuführen wollen, bricht er aus. Zusammen mit seinem Freund und Diener Martin zieht er sich in den Ort zurück, wo er aufgewachsen ist – nur um dort fast ebenfalls in die Ehefalle zu tappen. Verhindert wird das von der Cousine der Intrigantin, einer grauen Maus, die nach dem Tod ihres Vaters bei ihren Verwandten lebt und wegen ihrer Einmischung rausgeschmissen wird. Darleigh eilt zu Hilfe und manövriert sich schließlich doch noch in eine Ehe, um Sophia vor einem Schicksal in Armut zu retten. Die beiden kommen überein, dass sie unter bestimmten Umständen nach einem Jahr in aller Freundschaft auseinandergehen, um ihre jeweiligen Träume zu verwirklichen. Tatsächlich entwickelt sich aber im Laufe der Zeit mehr zwischen ihnen, und am Ende steht das Arrangement, das ihnen eigentlich Unabhängigkeit und das Ausbrechen aus ihrer Vernunftehe verschaffen sollte, ihrem Glück im Weg …

Was soll ich sagen, es ist ein Balogh. Wie fast immer erzählt die Autorin auch hier die Geschichte von einer Vernunftehe, in der sich die Protagonisten im Laufe der Zeit zu lieben lernen. Als innovativ kann man die Story wirklich nicht bezeichnen, aber sie ist unterhaltsam und nett zu lesen, ohne allzu großes Drama. Vincent ist nämlich ein deutlich weniger kaputter Held als manch ein anderes Mitglied des Survivor Clubs; von seiner Blindheit und der einen oder anderen Panikattacke abgesehen ist er ein ziemlich normaler, charmanter Mann, der sich relativ gut und klaglos in sein Schicksal fügt. Der eigentliche Star des Buches ist für mich Sophia, die sich von einer schüchternen grauen Maus in eine selbstsichere Frau verwandelt. Sie versteht den Kern von Vincents Problemen und geht sehr einfühlsam mit der Blindheit ihres Mannes um, ohne ihn zu bemitleiden oder zu bevormunden. Selbstlos versucht sie, ihm die größtmöglichen Freiheiten zu verschaffen, damit er sein Leben so selbstständig wie möglich meistern kann – obwohl sie weiß, dass seine Unabhängigkeit zu ihrer Trennung (laut Arrangement) führen könnte. Insgesamt eine unspektakuläre, aber schöne Geschichte, der allerdings ein klein wenig Spannung fehlt, weil man ganz genau weiß, wie sie verlaufen wird.

 

10/15
 

Serieninfo:
01 The Proposal – 7/15
02 The Arrangement
03 The Escape (Ben Harper; Mai/2014)

[Keine Rezension] Helene Hanff: 84, Charing Cross Road

Originaltitel: 84, Charing Cross Road

Beschreibungstext (Amazon):
Durch Zufall stößt die amerikanische Bühnenschriftstellerin Helene Hanff Ende der 40er Jahre auf die Adresse eines kleinen Antiquariats in London. Eine neue Quelle für schwer aufzutreibende Bücher? Als sie zur Feder greift, ahnt sie nicht, dass dies der Beginn einer jahrzehntelangen Freundschaft ist. Anfangs dreht sich die Korrespondenz zwischen ihr und dem Antiquar Frank Doel und seinen Angestellten allein um die gemeinsame Leidenschaft für Bücher. Doch mit der Zeit werden die Briefe persönlicher. Helene erzählt von ihrem Alltag in New York, schickt Care-Pakete nach London, wo die Lebensmittel noch knapp sind. Im Gegenzug erhält sie wertvolle Erstausgaben. Schließlich erreichen die Briefe eine Vertrautheit, wie man sie nur zwischen wirklich guten Freunden findet.

Mit »84, Charing Cross Road« hat Hanff dieser außergewöhnlichen Freundschaft ein Denkmal gesetzt und gleichzeitig ein einzigartiges Zeitdokument der 50er und 60er Jahre geschaffen.

Kommentar:

Wieso dieses Buch in den Himmel gelobt wird, ist mir ein Rätsel. Nicht, dass ich es schlecht fände, aber die allgemeinen überbordenden Lobeshymnen kann ich absolut nicht nachvollziehen – möglicherweise fehlt mir der Feingeist für solche Bücher. Ja, er ist ein Stück Zeitgeschichte, dieser – übrigens reale – Briefwechsel zwischen der Amerikanerin Helene Hanff und den englischen Antiquariatsmitarbeitern um Frank Doel, welcher im Original bereits in den 1970er-Jahren publiziert wurde. Aber er bleibt für mein Verständnis doch sehr an der Oberfläche und ist folglich ganz unterhaltsam (zumal Helene Hanff recht scharfzüngig und amüsant schreibt), lässt mich jedoch nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen. Für ein »einzigartiges Zeitdokument der 50er und 60er Jahre« halte ich ihn mitnichten, und die »große Vertrautheit« zwischen der Amerikanerin und den Engländern sehe ich ebenso wenig, wie ich den Briefwechsel als wirklich freundschaftlich empfunden habe. Er ist – wie gesagt – unterhaltsam, aber für mein Empfinden (meist) belanglos.

 


9/15

[Rezension] Melanie Hinz: Eine zweite Chance für den ersten Eindruck

Verlagstext:

Die Erzieherin Nina verbringt eine Nacht mit dem Footballspieler Eric. Sie hält es für eine einmalige Sache, denn sie möchte eigentlich keine von denen sein. Doch Eric lässt nicht locker und zeigt ernsthaftes Interesse. Als Nina endlich bereit ist, ihn an sich ranzulassen, entdeckt sie ein großes Detail seines Lebens, welches ihre ganze Sichtweise über ihn auf den Kopf stellt. Kann er ihr Vertrauen wiedergewinnen? Ist sie trotz ihrer Vergangenheit bereit, sich auf ein solches Leben einzulassen?

Kommentar:

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich über die Mönchengladbacher Autorin Melanie Hinz aufmerksam geworden bin, die in letzter Zeit Furore mit ihren selbstpublizierten E-Books zu machen scheint. Auf jeden Fall bin ich über sie gestolpert und wollte wissen, ob sie zurecht so gehypt wird, also hab ich mir ihr erstes Buch auf den Kindle geladen.

Meine Skepsis dem Buch gegenüber ist sofort sprunghaft gestiegen, als ich folgenden Satz im Impressum entdeckt habe: »Dieser Roman wurde bewusst so belassen, wie ihn die Autorin geschaffen hat, und spiegelt deren originale Ausdruckskraft und Fantasie wider.« Weia, dachte ich, das kann ja nix werden – wobei meine Sorge in allererster Linie der Orthografie und Sprache galt, denn man hat ja schon so einiges erlebt. Tatsächlich finde ich den Text sprachlich insgesamt aber durchaus gelungen, da hab ich schon weit Schlechteres gelesen; auch Rechtschreib- und Kommafehler halten sich in völlig in Grenzen.

Die Handlung hingegen hat mich weniger überzeugt. Wie schon dem Klappentext zu entnehmen ist, geht Nina mit einem amerikanischen Football-Spieler, der in der Mannschaft ihres Bruders angeheuert hat, ins Bett. Was eigentlich als One-Night-Stand geplant war, wird doch ernster – dann allerdings entdeckt Nina, dass Eric ein gewichtiges Geheimnis hat:

Spoiler

ein Kind.

[Einklappen]

Sie lässt ihm trotz seiner hartnäckigen Versuche eine halbe Ewigkeit lang keine Chance, sich zu erklären. Schließlich überzeugt ihr Umfeld sie davon, ihn wenigstens anzuhören – und seine Geschichte sowie seine Gründe für sein bisheriges Schweigen bzgl. seines kleinen Geheimnisses überzeugen sie eigentlich sogar. Dennoch entscheidet sie, ihm nicht mehr vertrauen zu können, schon aus Prinzip nicht, schließlich hat er sie ja angelogen. Immerhin erlaubt sie ihm nach einigem Getue, dass sie zunächst mal Freunde sein können – und es beginnt die albernste und unausgewogenste Freundschaft (die vielleicht irgendwann eine Beziehung werden soll), die mir je untergekommen ist. Sie sieht nämlich so aus, dass Zicke Nina den Ton angibt, während sich Weichei Eric bedingungslos allen ihren Forderungen unterwirft und immer erst mal erbetteln fragen muss, ob er dieses oder jenes darf: »Darf ich dich morgen bitte anrufen?« »Darf ich dir später bitte eine SMS schicken?« »Darf ich dich morgen bitte freundlicherweise in einem Café treffen?« usw. Kurzum: Sie lässt ihn eine halbe Ewigkeit am ausgestreckten Arm verhungern, weil er aber so ein schlechtes Gewissen wegen seines Geheimnisses hat und sie so sehr liebt, fügt er sich. Nun ja … so was muss man wohl mögen – als Frau und als LeserIn.

Ebenso muss man eine hohe Toleranz dafür haben, dass Eric die Hälfte seiner wörtlichen Rede auf Englisch absolviert. Und man darf sich nicht daran stören, dass der Handlung jegliche Tiefe abgeht, was aber angesichts der Kürze (195 Seiten) nicht wirklich verwunderlich ist – und ich weiß auch nicht, ob mehr Seiten die Sache wirklich besser gemacht hätten. Ach, und was soll ich sagen, einen Quotenschwulen gibts auch mal wieder – so langsam geht mir das wirklich auf den Wecker.

Ansonsten bleibt zu sagen, dass man das Buch keinesfalls kaufen sollte, weil es – vermeintlich – ein Football-Buch ist: Football spielt nämlich fast gar keine Rolle darin. Und das Buch ist auch eher kein Erotikroman, dafür sind die Sexzenen meiner Meinung nach zu rar und auch nicht ausführlich genug; eher hat man es mit einem Liebesroman zu tun, in dem ein paar wenige explizitere Sexszenen vorkommen. (Ich erwähne das nur, weil die weiteren Bücher der Autorin auf dem Cover als Erotikroman deklariert sind. – Dieser nicht!)

Auch wenn mich das Buch vor allem aufgrund der unausgewogenen Beziehung nicht so wirklich überzeugen konnte, würde ich nicht ausschließen, einem weiteren Buch der Autorin eine Chance zu geben. Warum, weiß ich selbst nicht so genau; irgendwas hat mir offenbar doch gefallen.

 


6/15

[Keine Rezension] John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter


Originaltitel: The Fault in Our Stars

 

 

Verlagsbeschreibung:

»Krebsbücher sind doof«, sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander – trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch.

 

Kommentar:

Ich wollte dieses Buch eigentlich gar nicht lesen. Denn ich bin ganz bei Hazel, der Protagonistin des Romans: »Krebsbücher sind doof.« Und sie machen mir Angst. Aber als ich »Das Schicksal ist ein mieser Verräter« vor zwei Wochen auf dem Flohmarkt gesehen habe, konnte ich nicht widerstehen, denn natürlich hatte ich schon viel Gutes davon gehört. Nicht, dass ich solchen Lobeshymnen noch trauen würden, aber in diesem Fall bin ich wirklich froh, dass ich meine Vorbehalte gegen gehypte Bücher über Bord geworfen habe.

»Das Schicksal ist ein mieser Verräter« ist ein uneingeschränkt lesenswertes, wunderschönes und hochemotionales Buch. Irgendwie ist das ja auch kein Wunder bei diesem Thema und der krebskranken Protagonistin Hazel Grace, die weiß, dass es für sie keine Heilung gibt und dass es ein Wunder ist, dass sie überhaupt noch lebt. Aber Hazel hat gelernt, mit der Krankheit und ihren Auswirkungen zu leben und begegnet dem Leben – meist – mit Tapferkeit, Kampfgeist und einer großen Portion Zynismus. Ihr eintöniges Leben erlebt eine Wendung, als Hazel in der Selbsthilfegruppe für krebskranke Kinder Augustus kennenlernt, mit dem sie sich blind versteht und in den sie sich sofort verliebt. Natürlich wissen sie beide, dass ihre gemeinsame Zeit beschränkt ist – und sie tun alles, um das Beste daraus zu machen. Die beiden dabei zu begleiten, macht einen als Leser gleichermaßen traurig und glücklich, bringt einen zum Lachen und zum Weinen (manchmal auch gleichzeitig). Es ist bewegend und herzzerreißend tragisch.

Das Buch ist ein Stern unter den oft so austauschbaren unbedeutenden Jugendbüchern. Es ist noch besser als »Eine wie Alaska« (s. Keine Rezension), das mich auch schon so sehr berührt hat, dass mir die Worte für eine Rezension gefehlt haben, weil ich nicht den Eindruck hatte, dem Roman gerecht werden zu können. Deshalb mach ich jetzt hier auch mit der Anmerkung Schluss, dass ich den deutschen Titel noch besser als den englischen finde – er passt einfach perfekt zu diesem Buch.

 


15/15