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[Rezension] Sarah MacLean: Eleven Scandals to Start to Win a Duke’s Heart

Love by Numbers, Book 3

Klappentext:
She lives for passion.

Bold, impulsive, and a magnet for trouble, Juliana Fiori is no simpering English miss. She refuses to play by society’s rules: she speaks her mind, cares nothing for the approval of the ton, and can throw a punch with remarkable accuracy. Her scandalous nature makes her a favorite subject of London’s most practiced gossips … and precisely the kind of woman The Duke of Leighton wants far far away from him.

He swears by reputation.

Scandal is the last thing Simon Pearson has room for in his well-ordered world. The Duke of Disdain is too focused on keeping his title untainted and his secrets unknown. But when he discovers Juliana hiding in his carriage late one evening—risking everything he holds dear—he swears to teach the reckless beauty a lesson in propriety. She has other plans, however; she wants two weeks to prove that even an unflappable duke is not above passion.

Kommentar:
Heiß ersehnt hab ich ihn, den Abschlussband der Trilogie um die St.-John-Geschwister, und dann lag er doch ein paar Wochen unberührt hier herum. Vor allem deshalb, weil ich angesichts meiner beruflichen Situation wenig Zeit und Lust zum (Freizeit-)Lesen hatte, ein bisschen aber auch, weil ich meine eigenen extrem hohen Erwartungen infolge des wunderbaren zweiten Teils gefürchtet habe. Um es vorweg zu schicken: Die Sorge war unberechtigt. Zumindest weitestgehend.

Miss Juliana Fiori ist ein wandelnder Skandal. Ihre Mutter, eine englische Marquise, hat ihren Mann und ihre zwei kleinen Söhne verlassen und sich nach Italien abgesetzt. Dort hat sie einen Kaufmann geheiratet und ihre Tochter Juliana zur Welt gebracht – nur um einige Jahre später erneut auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Nach dem Tod ihres Vaters sucht Juliana ihre Halbbrüder Gabriel und Nick in England auf, die sie mit offenen Armen empfangen. Der ton nimmt das Mädchen weniger freundlich auf – Julianas Herkunft und ihre offenherzige Art sorgen dafür, dass man auf sie herabschaut, und dass Juliana von einem Unglück ins nächste stolpert, trägt auch nicht gerade dazu bei, ihren Ruf zu verbessern. Insofern ist auch eine nähere Bekanntschaft mit dem überaus attraktiven Duke of Leighton ausgeschlossen, denn diesem geht die Reputation über alles – er würde sich niemals mit Leuten von solch niedriger Abstammung abgeben. Doch die Standesdünkel ändern nichts daran, dass sich die beiden vom ersten Moment an magisch zueinander hingezogen fühlen …

Das erste Zusammentreffen zwischen Juliana und Simon findet schon in Band 1 der Trilogie statt, und wie sich herausstellt, haben sich die beiden zwischen damals und dem Beginn der Handlung einige weitere Male gesehen. Weil Juliana wusste, dass Simon sich niemals mit ihr abgeben würde, hat sie ihn im Unklaren darüber gelassen, wer sie ist – etwas, was er ihr zutiefst übel nimmt, nachdem die Katze aus dem Sack ist. Simon hat eine ziemlich schlechte Meinung von ihr, es ist aber kaum zu übersehen, dass er sie trotzdem höchst attraktiv findet. Seine Versuche, sich von ihr fernzuhalten, um bloß nicht in irgendwelche Skandale verwickelt zu werden, sind zum Scheitern verurteilt, denn Juliana sorgt immer wieder für Treffen zwischen ihnen. Diese Treffen haben eigentlich immer einen skandalösen Touch – so muss er das Mädchen aus einer Serpentine retten und wird schließlich sogar bei einem heimlichen Kuss mit ihr erwischt. Nachdem Juliana seinen darauf folgenden unausweichlichen Heiratsantrag ablehnt, entschließt er sich, endlich seine Pflicht zu erfüllen und eine Vernunftehe mit der anständigen englischen Adligen einzugehen, die schon seit geraumer Zeit in den Startlöchern steht. Doch alle Vernunft kann die von Juliana geweckte Leidenschaft nicht mehr eindämmen, und ein schicksalhaftes zufälliges Zusammentreffen zwischen den beiden abseits von London ändert schließlich alles. Bis es soweit ist, leidet das Buch aber vor allem im Mittelteil unter dem gleichen Phänomen, das ich auch schon bei »Nine Rules to Break …« bemängelt habe: Es ist ein ganz schönes Hin und Her, ohne dass die Handlung vorangeht und ohne dass eine echte Entwicklung stattfindet.

Wie schon in in ihren beiden vorherigen Bücher hat Sarah MacLean auch hier wunderbar lebendige Figuren geschaffen. Das gilt besonders für Juliana, die intelligent, lebenslustig, leidenschaftlich, offenherzig und schlagfertig ist. Sie hat aber auch eine verletzliche Seite, denn sie leidet sehr wohl unter dem bösartigen Tratsch der Gesellschaft, den sie so beharrlich zu ignorieren versucht – zumal sie gleichzeitig fürchtet, dass die Leute recht haben und sie wirklich so sein könnte wie ihre skrupellose Mutter, die zweimal ihre Familie verlassen hat. Warum sie sich zu Simon hingezogen fühlt, der genau zu den Leuten gehört, die auf die herabblicken, ist nicht ganz klar; es scheint, als hätte sie schnell erkannt, dass Simon mehr ist als der »Duke of Disdain« und dass in ihm verborgen eine Leidenschaft brodelt. Die ist allerdings gut verborgen – Simon wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, etwas anderes zuzulassen als maßvolles, vernünftiges Denken und Handeln. Trotz seiner Standesdünkel und Arroganz ist er zu keiner Zeit wirklich unsympathisch, zumal von Beginn an klar ist, dass er sich trotz aller Bemühungen nicht gegen seine Gefühle wehren kann. Die Entwicklung, die er im Lauf des Buches durchmacht, ist prinzipiell weitgehend glaubwürdig; allerdings kommt die Läuterung am Ende doch etwas schlagartig und extrem. Dafür kriegen wir ein wundervolles Liebesgeständnis von ihm zu hören!

Erfreulich ist auch das Wiedersehen mit den Protagonisten aus den Vorgängerbüchern. Im Fall von Gabriel und Callie (aus Band 1) ist das kein großes Wunder, da Juliana bei ihnen lebt; das Wiedersehen mit Nick und Isabelle ist da schon geschickter eingefädelt. Der serienübergreifende Handlungsstrang um Simons Schwester und Julianas Flucht aus London führen die beiden nämlich im letzten Drittel des Buchs unabhängig voneinander nach Yorkshire auf den Landsitz der Protagoniste aus Band 2, wo dann auch die große Katharsis stattfindet. Und ich musste mal wieder feststellen, dass Nick einer der tollsten Liebesromanhelden aller Zeiten ist.


Fazit:

12/15 – Ein guter Liebesroman mit tollen Figuren, der – von ein paar Längen im Mittelteil abgesehen – richtig Spaß gemacht hat. Das nächste MacLean-Buch ist schon vorbestellt.

Serieninfo:
01 Nine Rules to Break When Romancing a Rake – 10/15
02 Ten Ways to Be Adored When Landing a Lord – 14/15
03 Eleven Scandals to Start to Win a Duke’s Heart – 12/15

[Rezension] Kerstin Gier: In Wahrheit wird viel mehr gelogen

Klappentext:
Carolin spielt virtuos Mandoline, spricht sechs Fremdsprachen und kann im Kopf die Wurzel aus siebenhundertvierundachtzig ausrechnen. Aber als sie sich mit ihrem Exfreund um ein riesiges Erbe streiten muss, ist sie komplett überfordert. Verständlicherweise. Denn sie ist noch keine dreißig und gerade Witwe geworden. Und das wirft wohl jedes noch so große Wunderkind aus der Bahn. Zum Glück ist Carolin in ihren schwärzesten Stunden nicht allein, und eine illustre Gesellschaft steht ihr bei, unter anderem die schlechteste Therapeutin der Welt, ein Apotheker – und ein ausgestopfter Foxterrier mit Namen „Nummer zweihundertdreiundvierzig“ …

Kommentar:
Endlich hab ichs geschafft, mal einen »erwachsenen« Gier-Roman zu lesen – der irgendwie ganz anders war als angenommen. Ich hatte nämlich nicht wirklich erwartet, ein Buch mit so ernstem Hintergrund zu erwischen.

Die 26-Jährige Carolin ist am Boden zerstört, weil ihr Mann Karl vor sechs Wochen überraschend an einem Herzinfarkt gestorben ist. Ebenso überraschend hat er ihr ein Vermögen hinterlassen – und um dieses muss sie sich jetzt mit seiner habgierigen Verwandtschaft streiten. Dazu fühlt sie sich nicht wirklich in der Lage, doch mit Hilfe ihrer Familie und eines neuen Freundes stellt sie sich schließlich der aktuellen Situation und ihrer Zukunft.

Die Geschichte hat zunächst zwei Handlungsstränge: In einem wird die Zeit nach Karls Tod beschrieben, in einem zweiten ihr Kennenlernen sowie das Leben mit ihrem Mann. Carolin und Karl haben sich auf den ersten Blick ineinander verliebt, und sie waren offenbar sehr glücklich miteinander; allerdings wirft es ein ziemlich seltsames Licht auf die Beziehung, dass die beiden in einfachsten Verhältnissen gelebt haben, obwohl Karl ein riesiges Vermögen besessen hat. Warum Karl seiner Frau nichts davon gesagt hat und sich stattdessen – zumindest phasenweise – von den Eltern seiner Frau hat finanziell unterstützen lassen, wird nicht mal ansatzweise geklärt. Möglicherweise sind solche Überraschungen nach einem unerwarteten Todesfall gar nicht so unrealistisch; für den Leser ist es dennoch ziemlich unbefriedigend. Carolin selbst scheint das Thema weitgehend zu verdrängen, ihre Schwester allerdings ist ziemlich sauer deswegen und nennt Karl nur den »Geizkragen«. Auch Carls Eltern sind irritiert, die hinterlassene Erbschaft versöhnt sie allerdings mit ihrem verstorbenen Schwiegersohn.

Diese Erbschaft ist Bestandteil der Handlung in der Gegenwart, denn auch wenn Carolin verständlicherweise absolut keinen Nerv hat, sich mit Erbschaftsangelegenheiten auseinanderzusetzen, sitzt ihr doch Karls Familie im Nacken und will zumindest einen Pflichtteil von der Alleinerbin einklagen. Dass Karls Sohn Leo Carolins Ex-Freund ist, vereinfacht die Sache nicht gerade; allerdings verhält sich Leo alles in allem vernünftiger als erwartet. Deutlich anstrengender – und habgieriger! – ist Karls Bruder Thommi, dem Carolin und Leo am Ende gemeinschaftlich eins auswischen. Dafür, dass die ganze Erbschaftsgeschichte im Klappentext so hochgehängt wird und Carolin gedanklich so sehr beschäftigt, verläuft sie alles in allem eigentlich ziemlich unspektakulär und friedlich; wirklich böse Erbschaftsstreitigkeiten sehen definitiv anders aus. Und auch wenn ich finde, dass man das Thema nicht wirklich bis zum Exzess ausreizen muss, hätte man doch ein bisschen mehr rausholen können.

Ansonsten geht es vor allem darum, Wunderkind Carolin nach dem Tod ihres Mannes wieder auf die Beine zu bringen und sie dazu zu bewegen, sich ihrer Zukunft zu stellen. Die Familie, vor allem ihre Schwester und ihr Schwager, kümmern sich sehr liebe- und aufopferungsvoll um die junge, leicht depressive Witwe. Sie schicken sie darüber hinaus zu einer Therapeutin, die zwar vollkommen unfähig scheint, aber Carolin trotzdem irgendwie hilft. Außerdem findet Carolin erstmals in ihrem Leben einen wahren Freund, mit dem sie Freud und Leid teilen kann. Am Ende hat man den Eindruck, dass Carolin so langsam in der Lage ist, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und vorwärts zu blicken; dass sie aber noch einen langen Weg vor sich hat, ist auch klar. Das macht auch Sinn, irgendwie befriedigt es einen aber trotzdem nur bedingt.

Und das gilt fürs ganze Buch. Dem Roman fehlt es an Spannung – nach einem starken Anfang plätschert es eher vor sich hin, ohne dass viel passieren würde. Carolins Trauer und die verschiedenen Phasen der Trauer sind ganz gut dargestellt, aber eben doch zu oberflächlich, um dem Buch die nötige Faszination zu verleihen. Überhaupt blieb mir Carolin fremd und ihr Verhalten war für mich über weite Strecken – auch schon vor Karls Tod – nicht nachvollziehbar. Ebenso fand ich ihre Beziehung letztendlich ein wenig undurchsichtig und ich habe mich gefragt, ob Carolin für Karl nicht eher eine Art Heldenverehrung als Liebe empfindet. Würde Kerstin Gier nicht so wunderbar locker-flockig schreiben und hätte sie nicht einen so guten Humor, hätte ich das Buch wohl deutlich schlechter bewertet.

Fazit:
9/15 – Ein Buch, das trotz des ernsten Themas im Wesentlichen vom Humor lebt.

[Rezension] Mirja Boes: Boese Tagebücher

Klappentext:
Dreizehn ist kein Alter. Dreizehn ist ein Schicksal!

»Liebes Tagebuch! Ich bin jetzt schon seit drei Tagen mit Christian Körner zusammen. Das ist meine bisher längste Beziehung! Ich habe aber das Gefühl, dass wir uns ein bisschen auseinander gelebt haben. Morgen mach ich Schluss! Wahrscheinlich…« Mirja Boes öffnet ihr geheimes, streng bewachtes Original-Tagebuch aus den 80ern und spricht aus, was es heißt, beim ersten Date den Wellensittich des Angebeteten breit zu sitzen und sich im Frottee-Pyjama zum Superstar zu performen. Schonungslos und schockierend…

Kommentar:
Zu diesem Buch bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kinde – ich habs mir auf dem Flohmarkt von einer geschäftstüchtigen Verkäuferin aufquatschen lassen. Vorher hatte ich nicht mal zur Kenntnis genommen, dass Mirja »Möhre« Boes ein Buch geschrieben hat, weil mich die Frau nämlich nicht die Bohne interessiert. Ich muss sagen: Dafür hat es mich doch erstaunlich gut unterhalten.

Mirja Boes berichtet in ihren »Boesen Tagebüchern« im Wesentlichen von ihrer Jugend in den 1980er-Jahren – und auch wenn die Jugend in allen Zeiten eine gleichermaßen spannende und schwierige Lebensphase sein dürfte, ist das Buch doch wahrscheinlich für Leute, die ebenfalls in dieser Zeit aufgewachsen sind, besonders interessant. Welches Mädchen in den 80ern war nicht im La-Boum-Fieber und hat zu Richards Sandersons »Dreams are my Reality« geschwoft oder wenigstens davon geträumt? Und haben wir nicht alle mit glitzernden Lippenstiften und bunter Wimperntusche experimentiert? Ich erinnere mich noch lebhaft daran, dass meine Lieblingskombination oben lila, unten türkis war – oh je! Ansonsten musste ich ganz besonders darüber lachen, dass Mirja sich im Film »Friedhof der Kuscheltiere« weitgehend unter dem Sitz aufgehalten hat, um ihre imaginäre Kontaktlinse zu suchen. Ich war damals auch mit meinem Freund in diesem Film und ebenso wenig King-kompatibel wie Boes; zwar hab ich keine Kontaktlinse gesucht, dafür hab ich aber vor Angst die Augen geschlossen und an was Schönes gedacht – und bin dabei prompt eingeschlafen! (Unsere Katze, die mich zu Hause fröhlich maunzend begrüßt hat, hab ich trotzdem entnervt verscheucht.)

Aber ich schweife ab … genug von meinen eigenen Jugendsünden und zurück zum Buch. Mirja erzählt wie gesagt von ihrer Jugend – und zwar ziemlich unterhaltsam. Vor allem die Liebesgeschichten sind wirklich lustig, nicht zuletzt aufgrund des hohen Identifikationsfaktors. Im Verlauf des Buchs und mit Mirjas fortschreitendem Alter nehmen dann Identifikationspotenzial und damit auch der Unterhaltungswert ein wenig ab; die »Tagebücher« waren aber dennoch ein prima Buch für einen sonnigen Nachmittag auf dem Balkon. Sehr nett ist übrigens auch die Aufmachung des Buchs mit den eingestreuten Fotos, Skizzen und abgedruckten Tagebuchseiten (wobei ich mir nicht darüber im Klaren bin, ob sie echt sind oder nicht – wohl eher nicht, denk ich).

Fazit:
10/15 – Muss man definitiv nicht lesen, ist aber sehr kurzweilige, amüsante Unterhaltung für Zwischendurch – ganz besonders natürlich für Boes-Fans und die »Generation Golf«.

[Rezension] Sophie Kinsella: Sag’s nicht weiter, Liebling

Originaltitel: Can You Keep a Secret?

Inhalt:
Emma Corrigan scheint vom Pech verfolgt. Alles in ihrem Leben geht schief, und jetzt auch noch das: Sie sitzt in einem von Turbulenzen geschüttelten Flugzeug und sieht ihr letztes Stündlein gekommen. In Panik legt Emma eine dramatische Lebensbeichte ab: Jedes Geheimnis, jede jemals geäußerte Lüge bricht aus ihr heraus. Zu dumm, dass sich Emmas Sitznachbar ausgerechnet als ihr oberster – und zudem äußerst attraktiver – Chef entpuppt …

Kommentar:
Nachdem meine Begeisterung für Sophie Kinsella nach »Göttin in Gummistiefeln« durch »Charleston Girl« einen kleinen Dämpfer bekommen hat, hat es eine Weile gedauert, bis ich zu einem weiteren Buch der Autorin gegriffen habe. Jetzt war es aber so weit – und was soll ich sagen: Ich hab viel zu lange gewartet!

Emma Corrigan ist eine ziemlich unbedeutende Marketing-Assistentin mit dem Traum, Marketing Exekutive zu werden. Blöderweise geht der erste Geschäftstermin, zu dem sie allein geschickt wird, total in die Hose, und auf dem Rückflug gerät das Flugzeug auch noch in heftige Turbulenzen. Emma, die sich nach dem desaströsen Meeting in der Flughafenbar ordentlich die Kante gegeben hat, wähnt sich dem Tode nahe und verliert vollkommen den Kopf – weshalb sie ihrem Sitznachbarn so ziemlich alles offenbart, was man besser für sich behält. Ein bisschen peinlich ist ihr das hinterher schon, aber da sie den Mann nie wiedersehen wird, wie sie glaubt, ist es auch kein Beinbruch. Dumm nur, dass sich der Fremde aus dem Flugzeug als ihr oberster Chef Jack Harper herausstellt, der die letzten Jahre zurückgezogen in den USA gelebt hat und nun nach London kommt, um seine Firma zu inspizieren. Wider Erwarten schmeißt er sie aber nicht raus, obwohl sie ihm doch gestanden hat, dass sie bei der Bewerbung geschummelt hat, sondern interessiert sich sehr für sie, obwohl er doch all ihre kleinen Lügen, Geheimnisse und Marotten kennt …

»Sag’s nicht weiter, Liebling« ist ein wundervolles Buch mit einer etwas chaotischen, aber liebenswerten Heldin. Emma nähert sich zwar hin und wieder in rasantem Tempo meiner persönlichen Fremdschämgrenze, aber obwohl ihr Verhalten teilweise überzeichnet ist, wirkt sie alles in allem ziemlich authentisch. Sie lebt mit zwei Mädels in einer WG und plündert schon mal heimlich den Kleiderschrank einer ihrer Mitbewohnerinnen, wenn Not an Designerklamotten herrscht. Beruflich hat sie nicht das erreicht, was sie möchte und was ihre Eltern von ihr erwarten, doch das ist nur ein Teil ihrer Probleme mit ihrer Familie. Zudem steckt Emma in einer langweiligen Beziehung mit ihrem hyperkorrekten Kollegen Connor fest und muss sich so langsam mal entscheiden, was sie will, denn ihr Freund will Ernst machen und mit ihr zusammenziehen.

Als Jack Harper in ihr Leben tritt und sich für Emma zu interessieren beginnt, ist klar, dass Connor verloren hat. Dabei hat auch Jack so seine Macken – er verhält sich nämlich zum Teil geheimnisvoll bis seltsam und gibt überhaupt sehr wenig von sich preis. Trotzdem ist Jack einfach wundervoll und einer der anbetungswürdigsten Liebesromanhelden, die mir in letzter Zeit begegnet sind. Seine Reaktion auf das überraschende Wiedersehen mit Emma in seiner Firma, seine trockenen Kommentare, seine Tiefgründigkeit und sein Beschützerinstinkt sind hinreißend – ich war wirklich hin und weg von ihm. Zumindest bis zu seinem Fernsehauftritt, bei dem es mit ihm durchgeht, und der eher weniger sympathisch, aber natürlich ein hervorragender Konfliktauslöser ist. Vor allem wegen Jacks Verschlossenheit dauert es eine Weile, bis die Krise aus der Welt geschafft und dem Happy-End nichts mehr im Weg steht, doch das macht die Geschichte etwas weniger zuckersüß als andere Liebesromane. Allerdings war das Hin und Her am Ende einen Tick zu dick aufgetragen.

Das Buch punktet aber nicht nur mit tollen Protagonisten, sondern auch mit den Nebenfiguren – und sind ihre Rollen noch so klein. Ob Emmas ätzende Kollegin, ihr dröger Freund, der sexy Barkeeper der Firma, ihre grundverschiedenen Mitbewohnerinnen, die Freundin mit dem Häkeltick oder ihre durchtriebene Cousine, sie alle bleiben einem im Gedächtnis, weil sie so lebendig sind mit all ihren Spleens.

Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass das Buch mit einem wunderbaren Humor überzeugt – dafür steht Kinsella schließlich, und sie beweist ihr Können auch hier wieder. Emmas trockene Bemerkungen, Gedanken und Vergleiche sind einfach grandios und oft so treffend, dass sich manch ein metaphernbemühter Autor eine dicke, dicke Scheibe abschneiden könnte. Unvergleichlich zum Beispiel die Szene, in der Emma von ihrem Chef Paul zum Beurteilungsgespräch gerufen wird (S. 89):

Plötzlich fallen mir Kerry [Emmas Cousine] und ihr Ich-bin-eine-erfolgreiche-Frau-Gang ein. Ich weiß, dass Kerry eine ekelhafte Ziege ist, aber sie hat ein eigenes Reisebüro und verdient Unmengen von Geld. Irgendwas muss sie wohl richtig machen. Vielleicht sollte ich es einfach mal versuchen. Ich drücke die Brust heraus, hebe das Kinn an und schreite mit entschlossenem, wachsamen Gesichtsausdruck durchs Büro.
»Haben Sie Regelschmerzen oder so?«, fragt Paul grob, als ich an seiner Tür bin.
»Nein«, sage ich schockiert.
»Sie sehen so komisch aus.«

Und wenn man möchte, kann man bei allem Humor sogar eine Moral aus der Geschichte ziehen und sich mit der Frage auseinandersetzen, ob die vielen kleinen Alltagslügen zur Beschönigung der Realität eigentlich notwendig sind, um gemocht bzw. geliebt zu werden, und ob die Leute, die einen nur wegen des schönen Scheins akzeptieren, es überhaupt wert sind, sich über ihre Meinung Gedanken zu machen. Wie sagt Jack Harper doch zu Emma: »Dein Leben ist zerstört? Ist das so schlimm, wenn die Leute die Wahrheit über dich wissen?« (S. 318)

Fazit:
14/15 – Ein wunderbarer Roman, der mit Situationskomik und tollen Figuren punktet. Einfach Unterhaltung par excellence.

 

 

Weitere Rezensionen von mir zu Büchern von Sophie Kinsella:
Göttin in Gummistiefeln
Charleston Girl

[Rezension] Delilah Marvelle: Prelude to a Scandal

Deutscher Titel: Der Duke, der mich verführte
Scandal, #01

Inhalt:
London, 1829. Lady Justine würde alles tun, um ihren Vater aus dem Gefängnis zu holen. Sie bietet sogar dem berüchtigten Duke of Bradford einige gemeinsame Nächte an, wenn er im Gegenzug für die Freilassung ihres Vaters sorgt. Zu ihrer Überraschung lehnt Bradford das Angebot ab und macht ihr stattdessen einen Heiratsantrag. Doch kann die Ehe mit dem notorischen Frauenhelden, den sie schon lange heimlich liebt, gut gehen?

Kommentar:
»Prelude to a Scandal« ist der Auftaktband zu einer Trilogie, die nur lose durch ein Benimmbuch mit dem Titel »How to Avoid Scandal« verbunden ist. Ich bin auf den Roman aufmerksam geworden, weil er von einschlägigen englischsprachigen Romance-Seiten fast durchgehend gute bis sehr gute Wertungen bekommen hat (Book Lovers Inc.: 4/5, Historical Romance Addicts: 5/5, Romantic Times: 4.5/5, AAR: B-) – allerdings ist mir schleierhaft, wie das passieren konnte. Ich hab mich nach geschlagenen zwei Wochen Herumgelese am Wochenende dazu gezwungen, das Buch zu beenden – und war wirklich extrem froh, als ich es endlich hinter mich gebracht hatte!

Dabei ist die Ausgangslage gar nicht schlecht. In einem humorvollen Prolog entpuppt sich Lady Justine Palmer als eine sehr freizügig erzogene junge Frau, die weite Teile ihres bisherigen Lebens mit ihren Eltern in Afrika verbracht hat; ihr Vater, ein Marquis, ist nämlich Naturforscher. Allerdings hat er sich mit seinen publizierten Beobachtungen zum abnormalen Sexualverhalten von Säugetieren keine Freunde im prüden England gemacht und sitzt deshalb nun im Gefängnis. Der Duke of Bradford hat die Forschungen jahrelang unterstützt, und da Justine ohnehin schon seit Ewigkeiten in den Duke verliebt ist, gibt es für sie offenbar nichts näherliegendes, als ihn um Hilfe bei der Freilassung ihres Vaters zu bitten und ihm im Gegenzug ihren Körper anzubieten. Dass sie Bradfort nicht zunächst mal einfach fragt, ohne direkt so ein Angebot zu unterbreiten, macht für mich nicht wirklich Sinn – ich hätte allerdings schweigend darüber hinweggesehen, wenn sich die Ungereimtheiten nicht rasant gehäuft hätten.

Die nächste Merkwürdigkeit liefert Bradford selbst ab: Er lehnt den unverbindlichen Sex mit Justine, die ihn offenbar insgeheim schon immer fasziniert hat, ab und unterbreitet ihr stattdessen einen Hochzeitsantrag. Der Grund könnte selbstsüchtiger nicht sein: Er erhofft sich nämlich, mithilfe seiner Ehefrau seine Sexsucht kurieren zu können und bei der Gelegenheit vielleicht auch gleich noch ein paar andere Geister aus der Vergangenheit zu vertreiben. Selbstmurmelnd soll sie das aber nicht wissen, weshalb er sie vor der Trauung vorsichtshalber nicht treffen will. Dumm nur, dass sie trotzdem in sein Haus platzt und ihn zu sprechen fordert, als er sich gerade in der Badewanne entspannt. Sie unterhalten sich eine Weile durch die geschlossene Tür, doch Justine ist von einer solch lächerlichen Vorrichtung natürlich nicht lange aufzuhalten. Sie platzt also nach der Ankündigung »Ich komm jetzt rein« in den Raum und trifft dort auf den nackten Duke. Der hat sich nämlich schlauerweise schnell aus dem Zuber erhoben, damit Justine auch ja einen Blick auf seinen gewaltigen Oschi erhaschen kann, der beim Gespräch mit dieser begehrenswerten Frau zum Leben erwacht ist. Mann ist ja sexsüchtig. Justine allerdings interessiert sich zwar durchaus für dieses Wunderwerk der Schöpfung, noch viel mehr treibt sie aber die Frage um, woher um alles in der Welt die Narbe kommt, die die eine Gesichtshälfte des Dukes verunstaltet und die früher nicht da war. Weil es viel zu langweilig wäre, wenn dieses dunkle Geheimnis aus Bradforts Vergangenheit jetzt schon enthüllt würde, ergeht der sich nur in ein paar düsteren Andeutungen. Die Krönung der komplett lächerlichen Szene ist dann, dass Justine in die Badewanne stürzt, um nur ja keine der sich bietenden Schwachsinnigkeiten auszulassen. Das soll wohl erstens witzig sein und zweitens ein neuer Auslöser für die kaum mehr zu bändigende Lust des Sexsüchtigen. Denn das Kleid klebt der forschen Frau natürlich nass am Körper, weshalb ihre sexy Formen sich wunderbar deutlich abzeichnen und den Duke endgültig um den Verstand bringen. Eigentlich hatte das Buch bei mir bereits in diesem Moment verloren.

Da ich aber ja nicht so schnell aufgebe, hab ich das Tun der beiden Protagonisten mit wachsender Fassungslosigkeit weiterverfolgt. So durfte ich nicht viel später beim Sex in der Hochzeitsnacht dabei sein. Besser gesagt: Fast-Sex, denn Bradford bricht ihn mittendrin ab, weil er auf einmal fürchtet, seine Frau zu verletzen. Sehr heldenhaft, vor allem für einen angeblich Sexsüchtigen nach acht Monaten selbstauferlegtem Sexentzug – und so glaubwürdig! Immerhin gibt es später dennoch einige gute erotische Szenen, ich würde aber nicht sagen, dass sie mich für die unsinnige und dröge Handlung entschädigt hätten. Das Buch krankt einfach extrem an einem Überangebot von Konflikten und Dramen. Denn neben der Sexsucht des Helden werden noch unzählige andere Themen abgekaspert: Homosexualität, Ehebruch, Alkoholprobleme, Vergewaltigung, Gewalt im Allgemeinen und in der Partnerschaft im Speziellen, der Mangel an Zivilcourage und Nächstenliebe sowie diverse Familienprobleme. Alles wird aber irgendwie nur angerissen und ist deshalb einfach nicht überzeugend, sondern wirkt total konstruiert.

Ebenso wenig überzeugend sind die Helden. Ich habe zu beiden Protagonisten keinerlei Zugang gefunden, sie blieben mir fremd und waren mir kein bisschen sympathisch. Justine ist einfach viel zu selbstständig, unerzogen und freizügig für eine Adlige in dieser Zeit. Ihre Starke-Frau-Masche und ihr respektloses Verhalten Bradford gegenüber sind nicht mal vor ihrem familiären Hintergrund und zu »Erziehungszwecken« glaubwürdig. Der Duke ist als klassischer »tortured hero« angelegt, aber leider nimmt man ihm seine Rolle nicht ab – ebenso wenig wie seine Sexsucht, übrigens. Der Gute redet nämlich zwar ständig darüber, sexsüchtig zu sein, aber wirklich nachvollziehbar ist das anhand seines Handelns und Denkens nicht. Und weshalb er glaubt, dass seine Sexsucht für das traumatische Ereignis um die Mätresse seines Bruders verantwortlich ist, ist auch nicht klar. Völlig abstrus auch seine Reaktion auf ein Liebesgeständnis seiner Frau, die sich daraufhin anmaulen lassen muss, dass sie doch nicht einfach »Ich liebe dich« sagen kann! Schließlich hat Bradfords Mutter das täglich seinem Vater gesagt, aber es war gar nicht wahr, sondern die hatte Affären! Böse Menschen gibts, also wirklich. Sieht unsere liebe Justine mit dem goldenen Herzen übrigens auch so: Nachdem sie erfahren hat, dass die Rabenmutter dafür verantwortlich ist, dass Bradford ihr niemals seine Liebe gestehen wird, handelt sie. Sie wirft das Porträt der Mutter unter wüsten Beschimpfungen auf den Müll. Alle verrückt!

Fazit:
4/15 – Ein Buch mit nur wenigen netten Momenten, durch das ich mich wirklich gequält habe – alle paar Minuten hab ich ausgerechnet, wie viele Seiten es noch sind! Ich werde mich vielleicht trotzdem mal an einem der Folgebände versuchen, falls er mir günstig in die Finger fallen sollte, denn bei Amazon.com ist Band 1 deutlich schlechter bewertet als Bände 2 und 3.

 

 

Serieninfo:
01 Prelude to a Scandel (2010)
02 Once upon a Scandal (2011)
03 The Perfect Scandal (2011)

Trivia:
Cora hat die Rechte an der Serie eingekauft und wird sie – voraussichtlich 2012 – in Deutschland veröffentlichen.

[Rezension] Jim Butcher: Sturmnacht

OT: Storm Front
Dresden Files 01

Inhalt:
Immer häufiger wird die Polizei von Chicago mit bizarren Morden konfrontiert. Wenn man mit modernsten Ermittlungsmethoden nicht weiter kommt, gibt es nur einen, der helfen kann: Harry Dresden, Profiler der besonderen Art. Er verfügt über einen ausgezeichneten Spürsinn – und ungewöhnliche Fähigkeiten. Doch wer in der Lage ist, die Dunkelheit hinter unserer normalen Realität zu sehen, lebt gefährlich! Harrys neuer Fall: Ein Liebespaar wird tot aufgefunden. Nackt. Im Bett. Buchstäblich zerrissen, als hätte ein Blitz zugeschlagen. Doch kann so etwas möglich sein? Harry beginnt zu ermitteln – und hat es bald nicht nur mit der Polizei und einem skrupellosen Drogenboss zu tun, sondern auch mit blutdurstigen Dämonen …

Kommentar:
»Sturmnacht« ist der erste Fall des Magiers Harry Dresden, der in Chicago als Privatermittler und Berater für die örtliche Polizeibehörde arbeitet. Diesmal wird er von der Polizistin Karrin Murphy zu einem Mord hinzugerufen, der nur die Tat eines mächtigen Magiers sein kann und irgendwie mit dem Drogenboss Marcone in Zusammenhang zu stehen scheint. Doch die Sache erweist sich als komplizierter als erwartet, und bald muss Harry Dresden selbst um sein Leben fürchten.

Das Buch bietet eine durchschnittlich spannende, gute Krimihandlung, wobei der Fall allerdings nur geklärt werden kann, weil Harry am Ende das Glück zu Hilfe kommt und ihm eine Menge entscheidende Hinweise ganz zufällig vor die Füße fallen. Die Auflösung ist immerhin plausibel und nicht allzu sehr an den Haaren herbeigezogen – immer vorausgesetzt natürlich, dass man in die magische Welt eintauchen kann. Diese ist nicht allzu komplex und im Prinzip identisch mit der heutigen Moderne, es gibt aber eine magische Parallelwelt und eben Magier sowie andere hinläglich bekannte nicht-menschliche Wesen wie Vampire, Werwölfe, Elfen und Dämonen. Die beschriebenen magischen Gegenstände, Rituale und Zauber sind fantasievoll, aber gut erklärt, nachvollziehbar und nicht zu kompliziert.

Darüber hinaus besticht »Sturmnacht« mit viel Humor und überzeugenden, vielfältigen Figuren: neben Harry selbst vor allem die Polizistin Murphy, die Zeitungsreporterin Susan und der stoische Kneipenwirt Mac, die einem sicher auch in den Folgebänden wieder begegnen werden. Gestalten wie der magisch extrem bewanderte sprechende Toteschädelgeist Bob und Harrys riesenhafter, herrischer Katze Mister, mit dem Harry Tisch, Bett und Cola teilt, bereichern das Buch zusätzlich mit netten Aspekten und machen Lust auf mehr Fälle mit Harry und seinem Anhang.

Fazit:
13/15 – Faszinierender, sehr unterhaltsamer Auftakt einer Fantasy-Krimiserie, die jede Menge Potenzial hat.

Serieninfo:
01 Storm Front (2000) | Sturmnacht (2006)
02 Fool Moon (2000) | Wolfsjagd (2007)
03 Grave Peril (2001) | Grabesruhe (2007)
04 Summer Knight (2002) | Feenzorn (2009)
05 Death Masks (2003) | Silberlinge (2009)
06 Blood Rites (2004) | Bluthunger (2009)
07 Dead Beat (2005) | Erlkönig (2011)
08 Proven Guilty (2006)
09 White Night (2007)
10 Small Favor (2008)
11 Turn Coat (2009)
12 Changes (2010)
13 Ghost Story (2011)

Trivia:
Es gibt eine TV-Serie zu den Büchern, die aber nicht in deutscher Synchronisation vorliegt und es nie über eine Staffel hinausgebracht hat – was mich ehrlich gesagt nicht sooo sehr wundert. Natira hat mir die DVDs nämlich dankenswerterweise mal geliehen und ich wurde nicht wirklich warm mit der Verfilmung.

[Rezension] Brenda Joyce: Deadly Vows

Francesca Cahill, Buch 9

Inhalt:
New York, 1902. Endlich ist es soweit: Francesca Cahill und Calder Hart heiraten! Doch am Tag ihrer Hochzeit erhält die Hobbydetektivin eine anonyme Einladung zu einer privaten Vorabbesichtigung der Gemälde von Sarah Channing – darunter ein Werk, das nicht nur Francesca selbst, sondern ihre gesamte Familie ruinieren kann: ein Akt von Francesca, der vor einiger Zeit aus dem Atelier der Künstlerin gestohlen wurde. Obwohl es nur noch ein paar Stunden bis zur Hochzeitszeremonie sind, fährt Francesca in die Galerie – und wird eingeschlossen, sodass sie ihre Hochzeit verpasst! Calder ist richtig sauer; sogar so sauer, dass er Fran überhaupt nicht mehr heiraten will. Francesca ist verzweifelt und versucht alles, um Calder zurückzuerobern und endlich das kompromittierende Gemälde wieder in ihren Besitz zu bringen …

Kommentar:
Ich kann immer noch nicht wirklich fassen, dass Francesca Cahill nach jahrelanger Pause wieder da ist. Weil der Verlag nach Erscheinen von Band 8 im Jahr 2006 keine weiteren Cahill-Bücher haben wollte, hat Brenda Joyce die Serie auf Eis legen müssen, und irgendwie hat niemand so recht geglaubt, dass es noch mal weitergehen würde. Umso größer war die Überraschung, als Joyce 2010 verkündet hat, dass sie einen Vertrag für ein weiteres Cahill-Buch abgeschlossen hat.

Man merkt dem Buch die lange Pause zwischen den Veröffentlichungen erfreulicheweise nicht an und die Figuren sind weitgehend so, wie man sie kennt: Francesca ist ein bisschen naiv, aber liebenswert und zutiefst loyal, Rick verantwortungsbewusst, unbestechlich und engagiert und Calder fürchterlich arrogant und hartherzig, in Wahrheit aber einsam und unsicher. Wie man das von ihr gewöhnt ist, rennt Francesca auch diesmal wieder sehenden Auges in ihr Unglück, als sie ein paar Stunden vor ihrer Hochzeit die ominöse Einladung zum Besuch in der Galerie erhält. Man muss ihr wohl zugutehalten, dass sie immerhin versucht, Calder Bescheid zu geben; als sie ihn aber nicht antrifft, läuft sie doch wie üblich allein in die Falle und wird eingesperrt, sodass sie ihre Hochzeit verpasst. Dass Calder, der vor 300 geladenen Gästen allein vorm Traualtar steht, wenig Verständnis für ihr Verhalten hat, passt ebenso zu seinem Charakter wie seine Annahme, dass Francesca kalte Füße gekriegt und ihn verlassen hat. Da hilft es auch nichts, dass seine Braut nur bedingt etwas dafür kann, die Hochzeit verpasst zu haben – das Vertrauen in sie und ihre Liebe ist nachhaltig erschüttert, und Calder ist zutiefst verletzt. Und zwar so sehr, dass er sie gar nicht mehr heiraten will.

Francesca versucht alles, um ihn davon zu überzeugen, dass sie zusammengehören: Sie bettelt und fleht, sie beteuert ihm ihre ewige Liebe, sie weist ihn ab, entzieht ihm ihre Freundschaft und versucht darüber hinaus, ihn mit Rick eifersüchtig zu machen. Aber Calder bleibt hart und verletzt Francesca sogar mit voller Absicht, damit sie sich zurückzieht. Seine Kälte mag auf manch einen Leser abschreckend wirken, ist aber schlüssig und verzeihlich, weil man weiß, dass er aus reiner Angst und Unsicherheit so handelt. Und natürlich ist auch klar, dass er sie immer noch liebt und begehrt – eine Beziehung schließt er aber trotzdem aus. Die aktuellen Vorfälle um das Aktbild von ihr, zu dem er sie überredet hat, haben ihn nämlich endgültig auf den Trichter gebracht, dass er einfach nicht gut für sie ist, dass sie besseres verdient, dass er nicht für ihren Untergang verantwortlich sein will und sich das nie verzeihen könnte. Er geht sogar so weit, ihr seinen Halbbruder Rick einzureden, auch wenn er bei jedem Zusammentreffen zwischen Fran und Rick vor Eifersucht fast platzt. Das alles ist nicht so wirklich glaubwürdig und nervt daher phasenweise ein wenig – zumal ich ja ohnehin kein großer Freund von »Ich liebe sie so sehr, aber ich bin nicht gut für sie«-Plots bin.

Was die Beziehung zwischen Rick und Francesca angeht, ist eigentlich alles beim Alten: Die beiden gehen gemeinsam auf Verbrecherjagd und begegnen sich rein freundschaftlich, so ganz vergessen können sie ihre Fast-Affäre aber nicht und irgendwie prickelt es eben doch. Das trifft ganz besonders auf Rick zu, der in seiner mehr oder weniger erzwungenen Ehe alles andere als glücklich ist und inzwischen auch keine rechte Lust mehr zu haben scheint, sich mit seiner Frau auszusöhnen. Er begehrt Francesca mehr denn je und wagt einige Annäherungsversuche, die Francesca ganz schön aus dem Konzept bringen.

Die Krimihandlung beschränkt sich auf die Jagd nach dem Aktgemälde von Francesca und ist mäßig spannend. Das ist aber nicht schlimm, denn im Zentrum steht die Romanze, für die der Fall nur den Rahmen bildet. Selbstverständlich begibt sich Fran im Zuge der Ermittlungen auch diesmal wieder in allerhand gefährliche Situationen und muss gerettet werden, es würde aber fast schon was fehlen, wenn es anders wäre. Stärker involviert ist erneut Frans Bruder Evan, der so seine Probleme mit einer Ex-Geliebten hat und sich außerdem unglücklicherweise zu einer Näherin hingezogen fühlt, die absolut nicht standesgemäß ist.

Ob die Serie nach »Deadly Vows« fortgesetzt wird, hängt von den Verkaufszahlen ab; Joyce hätte jedenfalls Stoff für mindestens drei weitere Bände, schreibt sie auf ihrer Homepage. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich drei weitere Bände brauche – oder auch nur einen weiteren Band. Das liegt nicht daran, dass mir das Buch nicht gefallen hätte; aber irgendwann reicht es einfach mit dem Hin und Her zwischen Francesca, Calder und Rick. Noch mehr Dramen zwischen den Dreien braucht man einfach nicht, zumal die Dreicksgeschichte hier endlich zu einem aktzeptablen Abschluss gebracht wird und ein gutes Serienende wäre.

Fazit:
11/15 – Liebeswirrwarr in New York 1902 – das Wiedersehen mit Francesca, Calder und Rick hat trotz einiger kleiner Abstriche richtig Spaß gemacht.

 

 

Serieninfo:
01 Deadly Love | Labyrinth der Lügen – 12/15 (Hörbuchrezension)
02 Deadly Pleasure | Haus der Schande – 13/15
03 Deadly Affairs | Stunde der Versuchung – 14/15
04 Deadly Desire | Gefahren der Liebe – 13/15
05 Deadly Caress | Nacht der Angst – 13/15
06 Deadly Promise | Fallen der Liebe – 13/15
07 Deadly Illusions | Es war einmal in New York – 9/15
08 Deadly Kisses | Nie wieder sollst du lieben – 11/15
09 Deadly Vows | Bevor der Tod euch scheidet (November 2011) – 11/15 

Trivia:
Francesca hat ihren eigenen Twitter-Account; außerdem gibt es eine Homepage zur Serie.

Hier habe ich vor einigen Wochen die Serie kurz vorgestellt.

[Druckfrisch] 12. April 2011

Bücher, viele Bücher! Heute von Heyne, Blanvalet/Goldmann, Mira und cbj/cbt.


Nicholas Sparks: Wie ein Licht in der Nacht (OT: Safe Haven)

Die kleine Gemeinde Southport in North Carolina hat mysteriösen Zuwachs bekommen: Die junge Katie hat sich in einem komplett abgelegenen Bungalow niedergelassen. Sie ist sehr hübsch, richtet sich aber bewusst unscheinbar her. Sie arbeitet als Kellnerin und schafft es dennoch, jeden näheren Kontakt zu vermeiden. Niemand kennt sie, niemand weiß von ihrer Herkunft – und von ihrem dunklen Geheimnis. Doch zwei Menschen am Ort kämpfen um ihre Nähe: Alex, der freundliche junge Witwer, der als alleinerziehender Vater für seine zwei kleinen Kinder sorgt. Und Jo, Katies schlagfertige Nachbarin. Wider Willen lässt sich Katie von beiden in eine freundschaftliche Beziehung verstricken. Und schon bald hegt sie für Alex deutlich stärkere Gefühle. Aber sie ist wild entschlossen, nie mehr einen Mann zu lieben. Zu groß sind die Schrecken der Vergangenheit. Und zu groß ist auch jetzt noch das Risiko …

Winifred Watson: Miss Pettigrews großer Tag (OT: Miss Pettigrew Lives for a Day)
London in den 1930er Jahren. Das Leben hat es nicht gut gemeint mit Miss Pettigrew, einer nicht mehr ganz jungen Gouvernante. Nun soll sie eine neue Stelle antreten, doch statt bei einer Familie mit ungezogener Kinderschar landet sie bei der Nachtclubsängerin Delysia LaFosse. In der mondänen Welt von Miss LaFosse gilt es, drei Männer gleichzeitig in Schach zu halten, und so muss Miss Pettigrew notgedrungen selbst in das aufregende Glamour-Dasein eintauchen, um Ordnung in das Liebesdurcheinander zu bringen. Und das wird ihr Leben innerhalb nur eines Tages für immer verändern … (Erstmals im Taschenbuch)

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[Rezension] Rachel Hawkins: Dunkle Magie

Originatitel: Demonglass
Hex Hall, Band 2

Inhalt/Klappentext:
Nachdem Sophie erfahren hat, dass sie ein Dämon ist, reist sie nach London zu ihrem Vater. Dort hofft sie den gutaussehenden Archer vergessen zu können, der ganz Hex Hall verraten hat. Doch bei einem Angriff der Dämonenjäger taucht Archer unerwartet wieder auf, und Sophie muss feststellen, dass sie trotz allem noch Gefühle für ihn hegt.

Kommentar:
»Wilder Zauber«, Band 1 der Hex-Hall-Serie, war für mich letzten Sommer ein echter Überraschungshit, weshalb ich Band 2 heiß ersehnt habe. Doch wie das oft so ist mit den Erwartungen, konnte mich der Nachfolger nicht wirklich begeistern. Daher diesmal nur ganz kurz ein paar Worte.

Um Sophie von ihrem Wunsch nach der Auslöschung ihrer magischen Kräfte abzubringen, nimmt ihr Vater sie und Jenna mit nach Thorne Abbey in England. Sie soll ihre Sommerferien im Sitz des Rates verbringen und ihre Kräfte zu kontrollieren lernen. Außerdem erfährt das Mädchen einiges über seine Herkunft und die Geschichte der Prodigien und macht Bekanntschaft mit zwei anderen Dämonenteenagern, von denen keiner weiß, woher sie stammen. Bei einem verbotenen Ausflug nach London in einen Nachtclub entkommt Sophie nur um ein Haar den Dämonenjägern – und begegnet Archer wieder. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als sie sich heimlich mit ihm trifft und die Herkunft der Dämonenteenager erkundet …

Die Geschichte, die an die Ereignisse von Band 1 anknüpft, ist zwar solide, verläuft aber in der ersten Hälfte doch sehr schleppend, bevor sie endlich Fahrt aufnimmt und in einem fiesen Cliffhanger endet. Wenig begeistert hat mich außerdem, dass eine Art Dreiecksgeschichte zwischen Sophie, Archer und dem Gärtner Cal eingebaut wurde – ich hoffe, dass das nicht weiter aufgebauscht wird. Was mich aber vor allem enttäuscht hat: Band 1 hat sich von den anderen Jugend-Fantasybüchern, die sich derzeit auf dem Markt tummeln, für mich im Wesentlichen dadurch abgehoben, dass er wunderbare leichte Unterhaltung und eine unheimlich witzige Heldin bietet. Dem Nachfolger fehlt beides: Sophies Sarkasmus blitzt nur noch selten auf, und das Buch geht in eine deutlich düsterere Richtung.

Trotz aller Abstriche hat »Hex Hall« alles in allem dennoch Spaß gemacht, was vor allem an den Figuren liegt. Die sind nämlich wirklich allesamt gut und stimmig. Das gilt natürlich besonders für Protagonistin Sophie, die auch dann eine tolle Heldin ist, wenn sie weniger Sarkasmus an den Tag legt.

Fazit:
9/15 – Das Buch ist nicht schlecht, doch leider fehlt ihm alles, was mir an Band 1 so gut gefallen und ihn für mich so herausragend gemacht hat – und deshalb ist es letztendlich eine Enttäuschung für mich.

 

 

Serieninfo:
01 Hex Hall | Wilder Zauber
02 Demonglass (März 2011) | Dunkle Magie

[Rezension] Susan Mallery: Wer zuerst kommt, küsst zuerst

Originaltitel: Under Her Skin
Lone Star Sisters, Teil 1

Inhalt:
Lexi Titan kann die Schlagzeilen schon förmlich vor sich sehen: Reiche Tochter heiratet noch reicheren Geschäftsmann, um ihr Unternehmen zu retten. Aber sie weiß, dass sie keine andere Wahl hat. Cruz Rodrigues braucht sie, um in der High Society von Texas akzeptiert zu werden und sie braucht ihn, um ihre Wellnessfarm nicht zu verlieren. Also willigt Lexi ein, für sechs Monate seine Frau zu werden. Dass sie damit den Zorn ihres einflussreichen Vaters auf sich zieht, ist noch das kleinste Problem. Denn je näher der Tag rückt, an dem ihre Ehe enden soll, desto weniger ist Lexi bereit, Cruz wieder gehen zu lassen.

Kommentar:
»Wer zuerst kommt, küsst zuerst« ist der erste Teil der »Lone Star Sisters«-Serie, und mein erstes Buch von Susan Mallery. Meine Erwartung war, einen netten zeitgenössischen Liebesroman zu kriegen; die wurde allerdings eher enttäuscht.

Lexi Titan ist eine Tochter aus reichem Elternhaus. Um die Gunst ihres Vaters zu erringen, hat sie das Familienunternehmen verlassen und mithilfe eines Kredits über zwei Millionen Dollar einen Wellnesstempel aufgebaut. Als dieser Kredit überraschend zurückgezogen wird, steht sie vor einem echten Problem: Sie muss die Summe innerhalb von 21 Tagen zurückzahlen. Da macht ihr ihr ehemaliger Lover Cruz ein unmoralisches Angebot: Er gibt ihr das Geld, wenn sie für sechs Monate seine Verlobte spielt und ihn in die gute Gesellschaft von Texas einführt. Lexi entscheidet sich, diesen Deal einzugehen und zieht bei Cruz ein, doch natürlich bleibt es nicht bei einem Geschäft ohne Emotionen.

Klingt nach einem netten, unterhaltsamen Romanze, doch leider ist das Buch viel mehr Familienroman als eine schöne Liebesgeschichte. Die Beziehung zwischen Lexi und Cruz, das sich nach und nach entwickelt und vertieft, läuft ziemlich im Hintergrund ab und ist deshalb nicht wirklich nachzuvollziehen, geschweige denn, dass sie einen emotional berühren würde. Hier wird einfach viel zu wenig gezeigt und viel zu viel als Tatsache präsentiert.

Stattdessen steht das Thema Familie im Vordergrund, vor allem Lexis Verwandtschaft: die drei (Halb-)Schwestern und ihr schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater. Der steinreiche, despotische Geschäftsmann hat nämlich hat eine Art Wettbewerb um seinen Besitz und seine Anerkennung ausgerufen, die für ein leicht angespanntes Verhältnis vor allem Lexi und ihre jüngere Schwester Skye gesorgt hat. Überdies wird die ganze Familie von einem geheimnisvollen Feind bedroht, der sie offenbar vernichten will – diese Rahmenhandlung ist nicht abgeschlossen und wird sich wohl über weitere Bände ziehen. Darüber hinaus spielt aber auch Cruz‘ familiäre Vergangenheit eine Rolle sowie seine uneheliche Tochter Kendra, die eine weitere Baustelle eröffnet, die von der Beziehung zwischen Lexi und Cruz ablenkt. Lexi hat also alle Hände voll damit zu tun, ihren Vater zu beeindrucken, sich mit ihren Schwestern und ihrer Freundin zu treffen, ihre Gegner einzuschüchtern, Kendra auf ihre Seite zu bringen und diverse andere Angelegenheiten zu regeln. Zwischendurch findet sie erstaunlicherweise nicht nur Zeit, fantastischen Sex mit Cruz zu haben, sondern sich irgendwann und aus welchen Gründen auch immer ganz nebenbei in ihren Scheinverlobten zu verlieben.

Lexi ist prinzipiell eine ganz sympathische Figur – abgesehen davon, dass sie sich so von ihrem Vater manipulieren lässt und manchmal etwas naiv auftritt. Cruz hätte das Zeug zu einem echten Vorzeigehelden: Er hat eine düstere Vergangenheit, die eine schlimme Kindheit ebenso wie illegale Aktivitäten einschließt, hat sich von ganz unten hochgearbeitet und ist inzwischen ein reicher Geschäftsmann und gutaussehender Frauenschwarm. Er braucht Lexi nur, um seinen Status in der guten Gesellschaft aufzupolieren – zumindest redet er sich das ein, obwohl natürlich von Anfang an klar es, dass es um mehr geht. Leider bleibt er trotz seines interessanten Backgrounds über weite Strecken blass und seine Verweigerung jeglicher Gefühle für irgendjemanden wirken aufgesetzt. So bleiben zwei Helden, die zwar in Ordnung sind, den Leser aber nicht begeistern können.

Fazit:
8/15 – Das Buch wirkt routiniert heruntergeschrieben, konnte mich aber weder richtig fesseln noch begeistern, zumal mir die Liebesgeschichte zu sehr im Hintergrund steht.

 

 

Serieninfo:
01 Under Her Skin | Wer zuerst kommt, küsst zuerst
02 Lip Service | Reden ist Silber, küssen ist Gold
03 Straight From the Hip | Frisch geküsst, ist halb gewonnen
04 Hot On Her Heels | Wer zuletzt küsst, küsst am längsten