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[Rezension] Sharon Page: Samtschwarz

Originaltitel: Black Silk
Rodessons Töchter, Band 2

Inhalt:
London 1819: Wollüstig und tabulos sind die geheimen Orgien der Gesellschaft, deren unfreiwillige Zeugin die junge Maryanne wird. Als der Hilferuf einer Bekannten sie eines Abends in ein zwielichtiges Etablissement führt, traut sie ihren Augen nicht. Schockiert von den fremden, erregenden Spielen, die sich ihr darbieten, flüchtet sie in ein Nebenzimmer. Nur um dort den Herrn der Sünde persönlich vorzufinden: Dashiel Blackmore, Lord Swansborough. Ohne es zu wollen, ist sie dem erfahrenen Verführer bereits vom ersten Moment an rettungslos verfallen. Fasziniert von seinem nackten, muskulösen Körper, folgt sie wie gebannt seiner Aufforderung näherzukommen und gerät schon bald immer tiefer in den Sog einer Lust, die ebenso fesselnd wie gefährlich ist.

Kommentar:
Obwohl sie selbst sexuell vollkommen unerfahren ist, gibt Maryanne Hamilton erotische Bücher heraus – gemeinsam mit der Kurtisane Georgiana. Als ihre Geschäftspartnerin ihr eines Tages einen Hilferuf schickt und sie zu einer Art Orgie lotst, trifft sie dort auf Dahiel Blackmore, Lord Swansborough, für den sie schon lange heimlich schwärmt. Nicht ahnend, dass Maryanne die Schwägerin eines alten Bekannten von ihm ist, versucht er, sie zu verführen – und Maryanne gibt sich ihm ohne viel Federlesens hin. Drei Monate später, als herauskommt, dass die junge Frau schwanger ist, werden die beiden mehr oder weniger zu einer Hochzeit gezwungen. In der Folge gilt es aber nicht nur, die Vernunftehe erträglich zu gestalten oder gar in eine Liebesehe zu wandeln, sondern es müssen darüber hinaus die Verbrechen aufgeklärt werden, die irgendwie mit Dashiel zusammenhängen – zumal alle Hinweise darauf hindeuten, dass er der gesuchte Frauenmörder ist, der in London sein Unwesen treibt …

Während das erste Drittel des Buchs ein typischer – und sehr guter! – erotischer Roman ist, in dem relativ ausführlich alle möglichen und unmöglichen Sexpraktiken beschrieben werden, wandelt sich »Samtschwarz« anschließend mehr und mehr in einen Krimi mit überdurchschnittlich hohem Sexanteil. Aufgeklärt werden müssen einerseits Mordanschläge auf Dashiel selbst, andererseits die Frauenmorde, die Lord Swansborough angeblich begangen haben soll – wobei aber eigentlich von Anfang an vollkommen klar ist, dass Dash nicht der gesuchte Frauenmörder ist, sondern dass er hereingelegt werden soll. Das ist ein wenig schade, denn aus der Frage, ob Swansborough schuldig ist oder nicht, hätte das Buch große Spannung beziehen können. So aber plätschert die Krimihandlung relativ unspektakulär vor sich hin, und es werden alle möglichen potenziellen Verdächtigen abgeklopft, um am Ende mit zwei großen Überraschungen aufzuwarten, die nicht wirklich absehbar, aber – wenigstens zum Teil – glaubwürdig sind. Das große Finale mit dem sadistischen Widersacher ist nichts für zarte Gemüter und daneben auch ziemlich übertrieben – ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, dass einem unmittelbar nach stundenlanger sadistischer Folter und Todesangst der Sinn nach wildem Sex in den Büschen stehen könnte. Das eigentliche Ende ist dann für die gesamte Familie zuckersüß und noch dicker aufgetragen als in den meisten herkömmlichen historischen Liebesromanen.

Entscheidend bei der eher mäßigen Bewertung des Buchs sind aber die beiden Protagonisten, zu denen ich keine echte Verbindung aufbauen konnte. Die unscheinbare, komplexbehaftete Maryanne stolpert ziemlich blauäugig durch die Gegend und in ihr Unglück; ihre Naivität und Inkonsequenz führte bei mir mehrfach zu wildem Augenrollen. Immerhin steht sie aber für ihre Dummheiten gerade und verlangt folglich nicht von Dashiel, dass er sie wegen ihrer Schwangerschaft heiratet; außerdem ist sie durch und durch loyal, wie sie u.a. bei einem etwas peinlichen Auftritt vor Swansboroughs Familie beweist. Alles in allem wirkt sie aber passiv, bleibt zu jeder Zeit blass – und ist damit keine Heldin nach meinem Geschmack.

Dash dagegen ist ein extrem finsterer Typ, was sich auch äußerlich spiegelt: nicht nur seine Haare und Augen sind dunkel, sondern er trägt darüber hinaus grundsätzlich nur schwarze Kleidung. Er ist aufgrund seiner schrecklichen Kindheit ein klassischer »tortured hero«, der die Vergangenheit vergessen will und Zerstreuung in Alkohol und Sexorgien sucht, um die Erlebnisse auszublenden. Dabei lässt er – wie es sich für den Protagonisten in einem erotischen Roman gehört – in sexueller Hinsicht kaum etwas aus, sodass die zwar theoretisch gebildete, aber praktisch unerfahrene Maryanne in alle denkbaren Spielarten eingeführt werden kann. Positiv zu vermerken ist Dashs Reaktion auf Maryannes Schwangerschaft: Es gibt keine Ausreden, keine Zögern, keine Schuldabschiebung und Ausflüchte; er übernimmt ohne zu Zögern die Verantwortung für sein Handeln. Dass er das ohne jedes Hadern und ohne jeden Zorn tut, ist allerdings angesichts der Situation ein wenig unglaubwürdig. Ein bisschen Entsetzen hätte ihm mehr Glaubwürdigkeit verliehen und der sehr glatt laufenden Beziehung zwischen den Protagonisten vielleicht ein wenig mehr Würze verliehen. Doch nicht nur in dieser Angelegenheit, auch sonst ist Swansborough eigentlich viel zu nett dafür, dass er ja so schicksalsgebeutelt und »kaputt« ist – er hat viele gute Ansätze, kann aber letztendlich dennoch nicht vollends überzeugen.

Nicht wirklich relevant, aber erwähnenswert ist die Übersetzung des Titels: Dass aus dem Orignaltitel »Black Silk« im Deutschen »Samtschwarz« wurde, ist ein wenig unglücklich, weil im Buch schwarze Seide eine Rolle spielt und mehrfach erwähnt wird, während nicht mal irgendwelche Augen oder Haare »samtschwarz« sind. Es ist anzunehmen, dass eine Eins-zu-eins-Übersetzung des Originaltitels aus Gründen des Titelschutzes in Deutschland nicht möglich war; vielleicht hätte man allerdings in diesem Fall besser komplett von irgendwelchen schwarzen Materialien im Titel abgesehen.

Fazit:
8/15 – Ein erotischer Roman, der im Verlauf der Handlung mehr und mehr zu einem Krimi wird und letztendlich weder als Krimi noch als Erotikroman endgültig überzeugen kann. Obwohl trotzdem durchaus unterhaltsam, kommt der zweite Teil der Serie bei Weitem nicht an Teil 1 (Der Reiz des Verbotenen/Sin, 13/15 Punkte) heran.

[Rezension] Kathryn Smith: Unsterbliches Verlangen

Originaltitel: Be Mine Tonight
1. Teil der Schattenritter-Serie

Inhalt:
Seit sechs Templer während der Kreuzzüge in Vampire verwandelt wurden, dienen sie dem Vatikan als Schattenritter und suchen nach dem Heiligen Gral, der ihnen Erlösung verspricht. Einer von ihnen, der ruppige Einzelgänger Chapel, folgt einer Spur an die wilde Küste Cornwalls – und findet dort die willensstarke Prue, die sein Herz nach 600 Jahren wieder zum Glühen bringt …

Kommentar:
Die krebskranke Prudence Ryland ist zusammen mit dem Forscher Marcus Grey auf der Suche nach dem Heiligen Gral – in der Hoffnung, dass ein Schluck aus dem mystischen Gegenstand sie von ihrem Leiden heilen wird. Als die Kirche von ihrem Vorhaben erfährt, werden zur Wahrung der vatikanischen Interessen zwei Vertreter geschickt, die die Suche beaufsichtigen sollen: Pater Molyneux und der angebliche Historiker Chapel, der in Wahrheit einer der vampirischen Schattenritter ist und sich durch den Gral die Erlösung von seinem Vampirdasein erhofft. Zwischen Chapel und Pru knistert es von der ersten Begegnung an gewaltig, obwohl ihre Einstellung zu ihrem Dasein und die Gründe für die Gralssuche nicht unterschiedlicher sein könnte: Während Pru ihr Leben verlängern möchte, hofft Chapel, seine Existenz mithilfe des Grals beenden zu können. Vor allem in der zweiten Hälfte der Handlung tritt diese sehr gegensätzliche Lebenseinstellung deutlich hervor, denn Pru erfährt, wer bzw. was Chapel wirklich ist – und dass er sie retten kann. Chapel allerdings hadert mit seiner Moral und schaut tatenlos zu, wie seine Geliebte mit riesigen Schritten auf den sicheren Tod zusteuert …

Kathryn Smith hat eigentlich gute Voraussetzungen für einen guten paranormalen Liebesroman geschaffen, und das Buch startet auch vielversprechend, kann aber die geweckten Erwartungen nicht erfüllen. Die Gralsidee ist wirklich gut, doch die Handlung pläschert letztendlich ohne echte Höhepunkte vor sich hin und ist relativ spannungsarm. Nur bedingt nachvollziehbar war für mich die auf den ersten Blick und natürlich für die Ewigkeit entflammte Liebe zwischen den Protagonisten.

Apropos Protagonisten, die sind das Hauptproblem an der Geschichte – um genau zu sein: Chapel ist das Problem. Er ist eigentlich ein ziemlich klassischer Vampir: Er braucht Blut zum Überleben, verträgt kein Tageslicht, ist extrem schnell und stark und hat einen außergewöhnlich guten Geruchs-, Hör- und Sehsinn; zwar hat er im Gegensatz zum altbekannten Vampir ein Spiegelbild, dafür kann er in Menschengestalt – pardon, Vampirgestalt – fliegen. Letzteres ist recht praktisch, zumal er sogar Passagiere mitnehmen kann: Prudence zum Beispiel, um mit ihr im Hof von Buckingham Palace eine schnelle Nummer zu schieben. Eigentlich ist Chapel also ein recht beeindruckender Kerl – wenn da nicht seine permanente Weinerlichkeit, sein grenzenloses Selbstmitleid und sein enervierender Selbsthass wäre. Er hat sich nämlich von der Kirche jahrhundertelang einreden lassen, er sei ein »Monstrum« – als durchschlagenden Beweis dafür sieht er unter anderem den Tod seiner früheren Verlobten vor 600 Jahren an, den er immer noch nicht verkraftet hat. Da er Pru nicht ebenfalls zu einer »Abscheulichkeit« machen will, lehnt er ihren Wunsch, er möge sie verwandeln, rigoros ab und steht ihr stattdessen lieber bei ihrem schmerzlichen Dahinsiechen bei. Alles aus Liebe, wie sich beide einreden, nicht aus Mangel an Liebe. Immerhin kann Pru ihn nach einigem Hin und Her dazu überreden, mit ihr zu schlafen, sodass sie wenigstens nicht als Jungfrau sterben muss – was aber auch einiges an Überzeugungskraft erfordert, denn Chapel unterbricht mit seinen Bedenken und Einwänden noch den eigentlichen Akt (»Ich bin kein Mensch, Pru. Was die Kirche und die Welt betrifft, bin ich eine Abscheulichkeit. Willst du die als deinen Liebhaber?«, S. 297). Aus unerfindlichen Gründen räumt er trotz aller Selbstverachtung Pru gegenüber ein, dass er selbst mit dem heutigen Wissen wieder aus dem Kelch trinken und ein Vampir werden würde; angesichts seiner Selbstverachtung ist das schwer nachvollziehbar, ebenso wie sein plötzliches Umdenken gegen Ende des Buches, als ihn die Einsicht ereilt, dass er vielleicht doch kein dämonisches Monster ist.

Pru ist ein vollkommen gegensätzlicher Charakter: Sie ist trotz ihrer Krankheit optimistisch, willensstark, entschlossen und betrachtet das Leben mit einer gehörigen Portion Humor. Sie, die bald viel zu jung sterben muss und doch so lebenshungrig ist, hat natürlich keinerlei Verständnis für das Gejammer eines Unsterblichen und macht der vampirischen Heulsuse wegen seiner Einstellung zum Leben und seiner Selbstverachtung ordentlich Feuer unterm Hintern. Allerdings ist ihre Beurteilung von Chapels Situation – wenngleich im Ansatz sicher richtig – für meine Begriffe zu schwarz-weiß und zu moralisch-vernünftig, um uneingeschränkte Sympathien für sie zu wecken. Schlimmer noch ist ihr gnadenloses Urteil über Chapels frühere Verlobte, das vollkommen anmaßend ausfällt und dem jeder Bezug zur Realität fehlt. Hier ist die Autorin beim Versuch, Prus bedingungslose Loyalität herauszuarbeiten, zum Teil ein wenig übers Ziel hinausgeschossen; dennoch ist die weibliche Protagonistei im Großen und Ganzen gut gelungen.

Das Buch spielt im Gegensatz zu den meisten anderen paranormalen Romanzen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Obwohl die Autorin sich mit historischen Liebesromanen einen Namen gemacht hat und auch heute noch bzw. wieder solche schreibt, ist das Zeitkolorit nicht besonders gut eingefangen. Abgesehen davon, dass es keinerlei Heilungschancen für Pru gibt (was ja leider auch heutzutage ab einem Gewissen Stadium der Krebserkrankung der Fall ist), hatte ich nie wirklich das Gefühl, mich in der viktorianischen Zeit zu befinden. Das ist zwar nicht wirklich schlimm, aber ein wenig schade, weil sich das Buch dadurch von anderen Romanen hätte abheben können.

Möglicherweise ist die Sprache ein Indiz für die Zeit, in der das Buch spielt – ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die teils etwas antiquiert wirkende Ausdrucksweise nicht auf die Übersetzung zurückzuführen ist. Diese ist nämlich auch sonst stellenweise etwas sperrig und lässt einen wegen diverser kleinerer Ungenauigkeiten immer mal wieder stolpern, etwa über »kühlende Kohlen« (S. 148).

Fazit:
8/15 – Seichte, aber solide Unterhaltungsliteratur mit Potenzial, deren größtest Manko der weinerliche und völlig unvampirische Vampir in der männlichen Hauptrolle ist. Da die Schattenritter in den Hauptrollen der folgenden Bände der Serie deutlich besser sein sollen, werde ich der Serie wohl noch eine zweite Chance geben.

[Rezension] Richelle Mead: Succubus Blues

Originaltitel: Succubus Blues
1. Teil der Georgina-Kincaid-Serie

Inhalt:
Wenn man schon für die Hölle arbeiten muss, erscheint der Job als Sukkubus verdammt großartig. Eine Frau kann alles sein, was sie möchte, ihre Klamotten sind einfach umwerfend und sterbliche Männer liegen ihr zu Füßen. Zugegeben, sie bezahlen oft mit ihrer Seele dafür – aber warum sich mit dem Kleingedruckten aufhalten? Allerdings ist das Leben der Georgina Kincaid, Sukkubus in Seattle, weitaus weniger exotisch. Ihr Boss ist ein Dämon aus dem mittleren Management mit einer Schwäche für John-Cusack-Filme. Ihre besten Freunde, alles Unsterbliche, ziehen sie nach wie vor damit auf, dass sie sich in eine Dämonengöttin verwandelt hat, so mit allem Drum und Dran: aufreizendes Outfit, Peitsche und Flügel. Und sie kann sich einfach nicht mit jemandem treffen, ohne ihm einen Teil seiner Lebensenergie auszusaugen. Bleibt wenigstens noch ihr Alltagsjob in der örtlichen Buchhandlung – also kostenlos Bücher, so viel sie lesen möchte, kostenlos White Chocolate Mocha, so viel sie trinken möchte, und leichten Zugang zum Bestsellerautor Seth Mortensen alias »Er-Den-Sie-Um-Jeden-Preis-Haben-Möchte« …

Kommentar:
Obwohl der Klappentext ein bisschen nach paranormalem Liebesroman klingt, hat man es eher mit klassischer Urban Fantasy mit Krimi- und Liebesroman-Elementen und einer gehörigen Portion Humor zu tun. Das Setting ist ziemlich interessant: Das Buch spielt im modernen Seattle, wo alle möglichen übernatürlichen Gestalten unerkannt neben Menschen leben. Man begegnet neben der Hauptperson Georgina, die ein Sukkubus ist, Kobolden, Vampiren, Engeln und Dämonen, die eine illustre, aber faszinierende Gesellschaft bilden. Sie alle sehen sich mit unheimlichen Übergriffen und Morden an Unsterblichen verschiedener Rassen konfroniert, mit deren Aufklärung sie sich befassen.

Leider klingt das spannender als es anfänglich ist, denn die Mörderhatz plätschert zunächst eher im Hintergrund vor sich hin, während Georginas verkorkstes Liebesleben im Vordergrund steht. Sie lernt nämlich zwei sehr interessante Männer kennen, den Dozenten Roman und den Schriftsteller Seth, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sie aber beide gleichermaßen fesseln. Da sie eigentlich ein netter Sukkubus ist, will sie mit keinem von beiden etwas anfangen, denn damit würde sie – gemäß ihres Wesens – die Männer in Lebensgefahr bringen. Dieser innere Konflikt nimmt zunächst weite Teile der Handlung ein und ist ein wenig ermüdend; in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann aber deutlich an Fahrt auf und an Spannung zu: Die Suche nach dem Mörder wird vorangetrieben und auch hinsichtlich der beiden Männer tut sich einiges – zum Teil durchaus Überraschendes. Die Auflösung lässt interessante Möglichkeiten für die Fortsetzungen offen, das Motiv für die Morde ist allerdings nicht wirklich überzeugend.

Die Figuren zeigen gute Ansätze, sind aber aber alles in allem etwas flach geraten. Vor allem Georginas unsterblichen Freunden hätte ein wenig mehr Profil gut getan; einzig der Engel Carter und ansatzweise auch der Kobold Hugh stechen positiv heraus und bleiben im Gedächtnis. Die beiden Männer Roman und Seth sind besser ausgearbeitet, aber auch nicht richtig durchschlagend; als Objekt der Begierde wirken sie auf mich wenig attraktiv – vor allem der zerstreute Seth ist mir zu sehr der Typ »lieber Langweiler«. Georgina selbst ist eine gute Figur mit vielen Facetten, leider kommt ihr sukkubisches Wesen nur ansatzweise heraus und hätte deutlicher ausgearbeitet werden müssen. Sie wirkt zudem ein wenig zu warmherzig, nett und rücksichtsvoll für ein derartiges Wesen, auch wenn die Gründe dafür einigermaßen plausibel erklärt sind; für mich ist das dennoch nicht ganz stimmig.

Aber nicht nur bezüglich der Figuren gibt es Schwächen; man merkt dem Buch auch darüber hinaus an, dass es ein Erstlingswerk ist – es erscheint an vielen Stellen einfach nicht ganz ausgereift. Es gibt viele halbgare Dialoge, Gedankensprünge und eine Vielzahl vollkommen überflüssiger Szenen, die aneinander gereiht wirken und die Handlung einfach nur in die Länge ziehen. Das alles wäre aber zu verkraften, wäre da nicht …

… die grauenvolle deutsche Edition des Buches! Irritierend für Auge und Verstand ist schon die Entscheidung des Verlages, französische Anführungszeichen nicht – wie in Deutschland üblich – in deutscher Anwendung (»Beispiel«), sondern in französischer Anwendung («Beispiel») zu benutzen, was beim Lesen zu einiger Verwirrung führt. Das ist allerdings nur eine Kleinigkeit angesichts der weiteren Verbrechen, die hier von Übersetzer und Lektorat bzw. Korrektorat (falls überhaupt vorhanden) begangen wurden, denn dieses Buch zählt zu den fehlerhaftesten Ausgaben, die mir je in die Hände gefallen sind. Der Text liest sich nicht nur äußerst holprig, sondern ist darüber hinaus auch von unzähligen Tipp-, Rechtschreib-, Grammatik- und Satzfehlern durchzogen. Doch damit nicht genug: vielfach fehlen Wörter und ganze Satzteile, immer wieder werden Begriffe unpassend übersetzt und Wendungen einfach blind ins Deutsche übertragen. Dadurch wird immer wieder der Lesefluss gehemmt und der Spaß an der Geschichte sinkt rapide. Ich rate jedem, der des Englischen einigermaßen mächtig ist und sich für das Buch interessiert, zum Original zu greifen und die Finger von der deutschen Ausgabe zu lassen – denn die ist wirklich eine Zumutung, zumal für den Preis von 12,95 Euro.

Fazit:
7/15 – Eine interessante Geschichte mit guten Ansätzen und einer faszinierenden Hintergrundidee, die aber – zumindest zum Teil – noch ganz schön unausgereift wirkt und vor allem anfangs schwer in die Gänge kommt. Sehr wahrscheinlich hätte ich die Originalausgabe etwas besser bewertet; da ich aber nur beurteilen kann, was ich gelesen habe und keinen Grund sehe, die Sprache als Werkzeug des Autors vom Text zu trennen, fließt natürlich die schlechte Übersetzung in die Gesamtwertung ein. So oder so: Den begeisterten Volle-Punktzahl-Bewertungen hätte ich mich keinesfalls angeschlossen.

[Rezension] Janet Evanovich: Visions of Sugar Plums

Deutscher Titel: Der Winterwundermann
Between the Plums, Band 1

Inhalt:
Es sind nur noch vier Tage bis Weihnachten, doch Stephanie Plums Welt ist alles andere als fröhlich. Weder Baum noch Geschenke sind organisiert, und ihr ist so weihnachtlich zumute wie einem Truthahn zu Thanksgiving. Als ein paar Tage vor dem Fest dann statt des Weihnachtsmanns ein fremder Mann in ihrer Küche steht, ist Stephanie endgültig überfordert. Sie mag ja an seltsame Leute gewohnt sein – man nehme nur ihre Familie –, aber dieser Typ ist tatsächlich sehr merkwürdig. Angeblich heißt er Diesel, ist ziemlich attraktiv, und Stephanie hat keine Ahnung, wie er in ihre Wohnung gekommen ist – oder warum. Hat er womöglich etwas mit dem flüchtigen Spielzeugwarenhändler Sandy Claws zu tun, der ins Winterwunderland entschwunden zu sein scheint? Stephanie versucht, der Sache auf den Grund zu gehen und bekommt es dabei mit wütenden Elfen, explodierenden Weihnachtsbäumen und einem ganz speziellen Herrn zu tun, den ihre Großmutter von der Männerjagd mitgebracht hat …

Kommentar:
Lange Inhaltsangabe, sehr kurzer Kommentar: Eine leidlich unterhaltsame, ganz witzige Weihnachtsgeschichte, der aber der Pfiff fehlt. Stephanies Familie ist skurril, irrsinnig und witzig wie immer, die um sich greifende Weihnachtspanik um Geschenkewahnsinn und Baumkauf sind durchaus amüsant und – wenn auch überspitzt dargestellt – bedenklich wahr. Die Jagd nach dem Spielwarenhändler Sandy Claws dümpelt allerdings doch recht dröge vor sich hin, und die magischen Elemente wirken leider ziemlich unausgegoren; bei aller Bereitschaft, fantastische Ideen als gegeben hinzunehmen, hätte ich mir doch ein paar Erklärungsansätze gewünscht. Es macht tatsächlich ein wenig den Eindruck, als hätte Evanovich den Hintergrund nicht so richtig durchdacht. So bleibt bei aller Situationskomik die Unterhaltung ein wenig auf der Strecke.

Bleibt zu sagen, dass das Buch inhaltlich wie auch bzgl. des Umfangs sehr dünn ist, und dass zumindest bei der deutschen Ausgabe dieses Buches das Preis-Leistungs-Verhältnis in keinster Weise stimmt. »Der Winterwundermann« mit 143 Seiten Geschichte als Hardcover für einen Preis von 12,95 Euro zu verkaufen, birgt hohes Enttäuschungspotenzial beim Leser und ruft zurecht einige Verärgerung hervor.

Fazit:
7/15 – Weihnachtsunterhaltung aus dem Hause Plum, die aber nur leidlich fesselnd und zumindest in der deutschen Ausgabe viel zu teuer ist. Immerhin brennt nicht nur das Auto, sondern auch der Baum!

[Rezension] Jacquie D’Alessandro: Touch me

Inhalt:
Einem Mann Vergnügen verschaffen – das ist etwas, was die ehemalige Mätresse Genevieve Ralston problemlos beherrscht. Seit ihr letzter Liebhaber sie verlassen hat, hat sie allerdings die Nase gestrichen voll von Männern … bis sie Simon trifft. Simon ist aufregend, sexy – aber ein Spion. Seine Mission: einen geheimnisvollen Brief zu finden, der sich in Genevieves Besitz befinden soll. Doch beim Versuch, Genevieve ihre Geheimnisse zu entlocken, verliert er sein Ziel bald aus den Augen …

Kommentar:
Das Buch startet mit den Worten eines Sterbenden, der dem Protagonisten Simon einen Hinweis auf den Mörder liefert, bevor er das Leben aushaucht. Da Simon Sekunden später über die Leiche gebeugt erwischt wird, hat er großes Interesse daran, die Worte »GENEVIEVE … Alabasterkästchen … Brief darin beweist, wer mein Mörder ist …« zu entschlüsseln bzw. Genevieve ausfindig zu machen. Schnell wird klar, dass Genevieve die ehemalige Mätresse des Toten ist, die auf dem Land lebt, also macht sich Simon auf, um das Beweismittel zu finden. Eine nächtliche Durchsuchung bei Genevieve bleibt jedoch ergebnislos, also muss er ihr Vertrauen erschleichen. Das fällt ihm nicht besonders schwer, denn entgegen seiner Erwartungen ist Genevieve eine faszinierende Frau, der Simon bereits beim ersten Anblick verfällt. Sie fühlt sich trotz all ihrer Bedenken ebenso unwiderstehlich zu ihm hingezogen, sodass die Frage hier nicht ist, ob die beiden eine Affäre beginnen, sondern wann. Die knisternde Erotik zwischen den Protagonisten ist dennoch ansprechend dargestellt, gleiches gilt für die zahlreich vorhandenen und recht expliziten Liebesszenen. Darüber hinaus bietet die Handlung allerdings nicht viel. Selbst die Auflösung des Mordes sowie Genevieves Reaktion auf Simons wahre Identität verlaufen ziemlich unspektakulär; ein kleines bisschen mehr Drama hätte hier schon sein dürfen.

Simon ist nicht wirklich ein glaubwürdiger Spion, dafür aber ein sehr netter Typ, dem vielleicht ein paar Ecken und Kanten fehlen, um ihn zu etwas besonderem zu machen. Genevieve ist zum Teil etwas anstrengend, was nicht zuletzt an ihrem Umgang mit ihrer Krankheit liegt, die sie für den ausschlaggebenden Grund dafür hält, dass ihr ehemaliger Liebhaber sie verlassen hat. Sie wirkt alles in allem wenig kämpferisch, dafür eine Spur zu selbstmitleidig, verunsichert und hingebungsvoll.

Leider ist auch D’Alessandros Humor, der ihre Bücher sonst auszeichnet, hier maximal im Ansatz vorhanden. Und das, obwohl diesmal gleich zwei Tiere (Hund und Katze) durch die Szenerie tollen – was bei der Autorin sonst immer lustige Szenen und Dialoge garantiert. Möglicherweise bot die begrenzte Seitenzahl (210 S.) einfach keinen Platz für derlei Nebensächlichkeiten, die ein Buch oft erst bemerkenswert machen.

Fazit:
9/15 – Eine nett zu lesende Geschichte, die aber in keinster Weise aus der Masse der Liebesromane heraussticht.

Jason F. Wright: Die Mittwochsbriefe

OT: The Wednesday Letters

Inhalt:
Innerhalb einer einzigen schicksalsschweren Nacht sterben Jack und Laurel, die seit fast vierzig Jahren glücklich verheiratet waren. Schweren Herzens finden sich ihre drei Kinder zusammen, um die Begräbnisfeierlichkeiten zu organisieren. Jeder hat sein eigenes Problem im Gepäck: Matthews Ehe ist ungewollt kinderlos und entsprechend angespannt. Samantha wiederum ist bereits geschieden und muss sich als alleinerziehende Mutter durchkämpfen. Und Malcolm ist um seiner Jugendliebe willen mit dem Gesetz in Konflikt geraten und bereits vor Jahren in Brasilien untergetaucht.

Im Keller ihres Elternhauses stoßen die drei unvermutet auf einen Schatz: kistenweise Briefe des Vaters an die Mutter, die er ihr jahrzehntelang jeden Mittwoch geschrieben hat. Sie bieten wunderbar romantische Liebeserklärungen an seine Frau und zugleich eine rührende Geschichte der Familie. Die Lektüre ist zunächst enorm tröstlich. Doch dann taucht ein Brief auf, der die Familie in ihren Grundfesten erschüttert und eines der Kinder in den Abgrund zu stoßen droht.

Kommentar:
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind die Briefe von Laurel und Jack Cooper, die ihre Kinder im Keller finden, als sie zur Beerdigung in der Frühstückspension ihrer Eltern zusammentreffen; sie sind Aufhänger, um die Familiengeschichte der Coopers zu erzählen. Die eigentlichen Briefe nehmen dabei allerdings weit weniger Raum ein als erwartet, denn die Aufarbeitung der Inhalte und der Vergangenheit findet naturgemäß in der Gegenwart statt; zudem liegt ein zweiter Schwerpunkt des Buches auf der Geschichte des Sohnes Malcolm.

Eine tolle Idee, den Kindern die eigene Lebensgeschichte in Briefform zu hinterlassen? Ja, eine wunderbare Idee, dachte ich zunächst, doch nach der Lektüre des Buches muss ich sagen: Nein, eine bescheuerte Idee – zumindest, wenn die Briefe wie in diesem Fall Enthüllungen enthalten, die so viele Fragen aufwerfen und Ungewissheiten verursachen und ein Leben verändern können. Es muss ein Albtraum für ein Kind sein, nach dem Tod der Eltern auf ein Familiengeheimnis dieser Tragweite gestoßen zu werden, zu dem einem niemand mehr Erkärungen liefern und Fragen beantworten kann, um den Schmerz und das Entsetzen zu lindern. Besser nimmt man Geheimnisse dieser Art mit ins Grab, als seine Kinder damit allein zu lassen.

Abgesehen von den Briefen, die sich um besagtes Familiengeheimnis drehen, gibt es natürlich noch eine Reihe weiterer Schreiben von Jack, die Liebeserklärungen in verschiedenster Gestalt enthalten, Erlebnisse mit den Kindern aufarbeiten, Berichte zum Zeitgeschehen liefern und gemeinsame Unternehmungen der Eheleute schildern. Diese sind teils humorvoll, teils sehr gefühlvoll, teils aber auch vollkommen belanglos. Dass nicht jeder von Jacks im Laufe vieler Jahre geschriebener Briefe gehaltvoll sein kann, ist nur natürlich – da sie aber ohnehin sehr selektiv gezeigt werden, ist die Auswahl solch unbedeutender Episoden unverständlich. Darüber hinaus ist es dem Aufbau der Geschichte nicht zuträglich, dass die Mittwochsbriefe, die einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten umfassen, unsortiert präsentiert werden und damit thematisch extrem springen. Dadurch löst sich die aufgebauten Spannung immer wieder in Nichts auf. Auch erzählerisch krankt es an manchen Stellen, etwa beim Bericht über Laurels und Jacks Einschleichen bei Elvis und Priscilla Presley in Graceland. Jack arbeitet diesen gemeinsamen Tag in einem seiner Briefe an seiner Frau auf, erklärt in allen Einzelheiten, wie sich alles abgespielt hat – als wäre sie nicht dabei gewesen. War sie aber, und Jacks vorweggeschickte Begründung, er schreibe diesen Brief so detailliert, damit sie später ihre Erinnerungslücken füllen können, ist alles andere als glaubwürdig und stimmig.

Die gegenwärtige Geschichte dreht sich zu weiten Teilen um Sohn Malcolm, der schwierig und aggressiv ist, immer noch seiner Jugendliebe Rain nachtrauert und alles andere als charakterlich gefestigt erscheint. Dass ausgerechnet der unsichere Malcolm von den Enthüllungen in den Briefen betroffen ist, ist nur logisch; seine Reaktion darauf erscheint dennoch überzogen. Überhaupt sind eigentlich die meisten aktuellen Entwicklungen rund um die ganze Familie inklusive der Auflösung des Familiengeheimnisses einfach eine Nummer zu dick aufgetragen: Da taucht der ehemals alkoholkrankte Bruder des Verstorbenen mit einer tränenrührenden Geschichte im Gepäck wieder auf und wird umgehend in die Familie integriert, ein Verschwörer und ein Hüter eines langjährigen Geheimnisses müssen endlich ihr Gewissen erleichtern und am Ende finden alle unvermittelt ihr Glück. Das war selbst mir als heilloser Romantikerin zu viel von »Alles ist gut«. Ebenfalls zu viel war mir die Bedeutsamkeit und Allgegenwärtigkeit Gottes: Gott hat es so gewollt, Gott gibt die Kraft, alles zu ertragen und verzeihen, Gott wird es schon richten, Gott schenkt uns das ewige Leben und im Himmel werden wir uns alle wiedersehen und für immer zusammen und glücklich sein. Mit dieser Art von Religiosität, mehr oder weniger deutlich vorgetragen, kann ich wenig anfangen.

Eine Erwähnung wert ist noch der zweite Epiolog: ein »handschriftlicher« Brief, der in einem hinten im Buch eingeklebten Kuvert steckt. Sehr hübsch und sehr passend – aber inhaltlich eine Enttäuschung. Der Brief von Malcolm an seine Frau ist kitschig, unnötig theatralisch, bringt nichts Neues oder Überraschendes und ist damit mehr als verzichtbar. Wieder einmal hat es der Autor verpasst, etwas Großes aus einer tollen Idee zu machen.

Fazit:
8/15 – Das Buch hat mich zwar von Beginn an in seinen Bann geschlagen, aber dennoch enttäuscht zurückgelassen. Es ist stellenweise sehr aufwühlend, rührend und trotz aller Kritikpunkte unterhaltsam, aber es fehlt ihm die Tiefe. Am Ende hatte ich das Gefühl, dass man die wunderbare Idee viel, viel besser hätte umsetzen können, und dass das große Potenzial zu weiten Teilen ungenutzt blieb, weil zu sehr auf Kitsch und überhöhte Dramatik gesetzt wurde.

Nina Blazon: Totenbraut

Inhalt:
1731, in den Wäldern Serbiens: Für eine Handvoll Gold wird das Mädchen Jasna von ihrem Vater an einen reichen Gutsbesitzer verkauft. Der rätselhafte Fremde nimmt das Mädchen mit auf seinen Hof an der Grenze zum Osmanischen Reich. Dort wird Jasna mit seinem Sohn Danilo verheiratet. Schnell stellt die junge Braut fest, dass ein schrecklicher Fluch auf der Familie lastet. Gibt es in Danilos Familie wirklich einen Vampir, wie im Dorf gemunkelt wird? Während sich die mysteriösen Vorkommnisse häufen, gerät Jasna in den Bann des faszinierenden Duschan. Aber auch er hat ein dunkles Geheimnis …

Kommentar:
Wie das Nachwort offenbart, orientiert sich die Autorin hier an einer wahren Geschichte, die entsprechend an die Romanhandlung angepasst wurde. Insofern legt das Buch, das m.E. sehr sorgfältig recherchiert ist, ein wirklich interessantes Zeugnis über Leben und Tod, Glaube und Aberglaube, Sitten und Bräuche in (Süd-)Osteuropa im 18. Jahrhundert ab.

Bei aller Authentizität erzählt »Die Totenbraut« nur leider keine schöne und – was viel entscheidender ist – auch keine besonders fesselnde Geschichte. Es herrscht vom Anfang bis zum (überflüssig) fantastischen Ende einfach nur Düsternis und Trostlosigkeit, und die immer neuen Fragen und Rätsel, die im Verlauf der Handlung auftauchen und nach und nach geklärt werden – Gibt es einen Vampir und falls ja, wer ist er? Welche Rolle spielt Nema? Woran sterben die Menschen im Dorf? Wer befiehlt den Wolf? Welches Geheimnis verbirgt Dusan? –, sind für einen Unterhaltungsroman einfach zu distanziert und nüchtern aufbereitet. Wahrscheinlich wollte vor allem deshalb zu keiner Zeit eine gruselige Atmosphäre oder echte Spannung aufkommen. Hinzu kommt, dass »Totenbraut« über weite Strecken wie ein Bericht anmutet, denn abgesehen von einigen fast poetischen wirkenden Passagen ist auch die Sprache nüchtern und emotionslos und unterstreicht somit die relativ trockene Aufbereitung des Stoffes.

Die leblosen, in ihrem Schicksal erstarrt wirkenden und wenig sympathischen Figuren passen da zwar gut ins Bild, tragen aber natürlich nicht gerade dazu bei, den Leser an die Geschichte zu binden – zumal Jasna aufgrund ihrer Halsstarrigkeit und Naivität eine ziemlich anstrengende Protagonistin mit hohem Nervpotenzial ist. Doch auch abgesehen von Jasna taucht im gesamten Buch keine einzige Figur auf, der ich einen glücklichen Ausgang der Geschichte gewünscht hätte; ihrer aller Schicksal war mir vollkommen gleichgültig. Möglicherweise ist das von der Autorin so beabsichtigt, um die Distanz zu dieser im Kern wahren und unerfreulichen Geschichte mit all den Toten zu wahren – mir fehlt aber schlicht und ergreifend eine Art »Bezugsfigur«, die irgendwelche Emotionen in mir weckt – sei es positiver oder negativer Art.

Wertung:
7/15 – Die historischen Begebenheiten rund um den osteuropäischen Volksglauben sind wirklich interessant, allerdings ist mir die Geschichte als Unterhaltungsroman zu wenig fesselnd und mitreißend erzählt. Ehrlicherweise sollte ich aber erwähnen, dass ich ohnehin kein großer Fan von historischen Romanen bin und dass das Buch, das ich Anfang August bei strahlendem Sonnenschien gelesen habe, mit all seiner Düsternis und Trostlosigkeit vielleicht auch nicht gerade eine passende Hochsommerlektüre war.

Laura Lee Guhrke: With Seduction in Mind

4. Teil der Girls-Bachelors-Serie

Inhalt:
Daisy Merrick hat zum wiederholten Male ihren Job verloren, weil sie ihr Herz auf der Zunge trägt. In ihrer Verzweiflung beschließt sie versuchen, ihren Lebenstraum zu verwirklichen und Schriftstellerin zu werden. Doch der Verleger, dem sie ihr Manuskript anbietet, attestiert ihrem Roman zwar gute Ansätze, hält ihn aber für noch nicht veröffentlichungsreif. Da Marlowe allerdings von Daisys analytischem Verstand, ihrer Willensstärke und ihrer Ehrlichkeit überzeugt ist, betraut er sie mit einer anderen Aufgabe: Sie soll dem Autor Sebastian Grant, Earl of Avermore, zur Seite stehen, der sich in einer Schaffenskrise befindet. Dumm nur, dass sie gerade eine verherende Kritik über sein neuestes Stück geschrieben hat, und dass Sebastian ohnehin überhaupt nicht mehr Schreiben will …

Kommentar:
Der vierte Teil der Girls-Bachelor-Serie startet richtig gut: Daisys Schilderung der Umstände ihrer Entlassungen, Sebastians empörte Reaktion auf den Verriss seines Stücks, die stoische Reaktion von Sebastians Angestellten auf seine üble Laune, das erste Zusammentreffen zwischen Kritikerin und Autor und Marlowes Idee zur Kooperation der beiden – das alles ist typisch Guhrke, macht Spaß und fesselt von der ersten Seite an. Nachdem der Verleger Marlowe allerdings seinen Willen durchgesetzt und Sebastian zur Zusammenarbeit mit Daisy erpresst hat, weil er glaubt, dass beide davon profitieren können, verzettelt sich die Autorin ziemlich. Offenbar ist ihr ihr Fachwissen ein bisschen zum Verhängnis geworden, denn sie ergeht sich in endlosen, sich stetig wiederholenden Ausführungen zu Figurenanlage, Handlungsaufbau und Schreibtechnik, die ganz schön ermüdend sind. Grundsätzlich ist ein Einblick ins Leben bzw. die Arbeit eines Schriftstellers (und seinem Umgang mit Kritik) sicherlich interessant, leider bringt es in diesem Fall die Handlung so gut wie gar nicht voran und mutet in dieser Ausführlichkeit fast wie ein Schriftsteller-/Schreibschnellkurs an. Die Szenen, die sich nicht um die Schriftstellerei drehen und in denen sich Daisy und Sebastian besser kennenlernen und näher kommen, machen das zum Teil wieder wett, aber eben nicht komplett.

Gut gelungen sind die Figuren. Daisy stellt bereits auf den ersten Seiten unter Beweis, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Das Angebot eines bedeutenden Londoner Geschäftsmannes, sie zu seiner Mätresse zu machen, lehnt sie spontan mit den offenen Worten: »Aber Sie sind doch so alt!« ab, und der Verriss des Theaterstücks von Sebastian sowie ihr erstes Zusammentreffen mit ihm machen deutlich, dass sie willensstark, ehrlich, schlagfertig, optimistisch und nicht so leicht einzuschüchtern ist. Genau wegen dieser Eigenschaften ist sie prädestiniert dafür, Sebastian wieder zum Schreiben zu bewegen, obwohl sie selbst noch kein eigenes Werk veröffentlicht hat. Selbstzweifel beschleichen Daisy im Wesentlichen wegen ihres Aussehens, sie hat nämlich rote Haare und jede Menge Sommersprossen – was Sebastian ausnehmend gut gefällt, wie die Autorin nicht müde wird zu versichern.

Sebastian ist das genaue Gegenteil von Daisy – und ein ganz typischer außergewöhnlicher Guhrke-Held mit Ecken und Kanten. Oberflächlich betrachtet ist er ein leicht arroganter Adliger, der trotz seines hin und wieder aufblitzenden Spotts über eine Menge Charme verfügt. Tatsächlich ist er aber ein ausgesprochener Zyniker und Pessimist, der sich in sein Schicksal ergeben und mit der Schriftstellerei abgeschlossen hat. Sein Problem ist, dass er mehrere Jahre lang unter dem Einfluss von Kokain geschrieben hat und davon überzeugt ist, er habe mit dem Entzug auch seine Kreativität verloren. Er glaubt nicht mehr an sich und seine Fähigkeiten, und hätte Marlowe ihn nicht erpresst, hätte er niemals wieder an einem Buch gearbeitet. So aber hat er keine Wahl, und er macht sich äußerst halbherzig an die Überarbeitung seines Manuskripts. Dann allerdings küsst ihn im wahrsten Sinne des Wortes die Muse – in Gestalt von Daisy nämlich, die zu seiner neuen Droge und Inspiration wird. Seine Antriebslosigkeit und seine Schreibblockade lösen sich in Luft auf, aber die Angst vor einer neuen Abhängigkeit lässt nicht zu, dass er sein Glück greift, als es vor ihm liegt. Da er am Ende – natürlich! – das Richtige tut, verzeiht man ihm das alles ebenso wie seine leichte Egozentrik und die Ansätze von Selbstmitleid, denn es sind gerade seine Schwächen, die ihn aus der Masse der uniformen Liebesromanhelden herausheben. Und ich finde es wirklich mutig von der Autorin, in diese Genre einen so tief gesunkenen Helden zu präsentieren – der erst mal fast an seinem eigenen Erbrochenen ersticken muss, um seine starke Kokainabhängigkeit zu bekämpfen.

Wie fast immer bei Guhrke kann man die Figuren an einer Hand abzählen; die Autorin konzentriert sich fast ausschließlich auf die Protagonisten. Dennoch schade, dass die Hauptpersonen der vorherigen Bücher der Serie zwar hin und wieder erwähnt werden, aber nicht selbst in Erscheinung treten – abgesehen von Verleger Marlowe aus »And Then he Kissed Her« und einem Kurzauftritt von Maria aus »The Secret Desires of a Gentleman«.

Fazit:
8/15 – Ich bin eigentlich ein Freund von ruhigen Geschichten und brauche keine große Action, Kriminebenplots oder künstliche Missverständnisse, doch hier wurde eine gute Grundidee aufgrund der überbordenden Ausbreitung von unwichtigen Details zur Schriftstellerei teils ziemlich langatmig umgesetzt.

Lisa Kleypas: Jägerin des Herzens

Originaltitel: Then Came You
1. Teil einer Serie

Inhalt:
Die kapriziöse Lily Lawson gefällt sich darin, die noble Londoner Gesellschaft zu schockieren. Aber hinter der Fassade übertriebener Fröhlichkeit vergirbt sie ihre Enttäuschung über die Männerwelt. Deshalb lässt sie sich schnell überreden, die unwillkommene Verheiratung ihrer Schwester mit dem arroganten Lord Alex Raiford, Earl of Wolverton, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu hintertreiben. Lord Alex beschließt bald, sie für diese Einmischung teuer bezahlen zu lassen …

Kommentar:
Lisa Kleypas zählt ja eigentlich zu meinen liebsten Liebesromanautorinnen, aber dieses (vielfach gerühmte) Frühwerk von 1993 trifft leider nicht wirklich Geschmack. Die Geschichte an sich ist »Was sich liebt, das neckt sich«-Standardkost: Die Protagonisten können sich anfänglich nicht leiden, streiten, beschimpfen und kabbeln sich, entdecken aber im Laufe ihrer Handlung ihre Liebe zueinander. Nichts Neues also, aber als Basis für einen Liebesroman völlig ausreichend. Daneben gibt es ganz am Rande noch eine Art Krimihandlung, denn Lilys Tochter ist entführt worden, und Lily wird von den Entführern erpresst. Dieser Handlungsstrang ist zwar nicht übermäßig glaubwürdig, geht aber in Ordnung.

Das eigentliche Problem sind hier die Figuren. Alex Raiford ist nach zwei Jahren immer noch zutiefst mitgenommen vom Unfalltod seiner Verlobten Caroline und lässt sich aus Angst vor weiteren Verlusten und Verletzungen nicht mehr auf andere Menschen ein. Dass er sich entschieden hat, Lilys Schwester Penelope zu heiraten, hat rein praktische Gründe: Er will einen Erben und hält die hübsche, stille Penelope für genau die richtige Frau, weil er nichts für sie empfindet und davon ausgeht, dass sie fügsam ihren Aufgaben nachkommen wird. Unglücklicherweise weckt aber ausgerechnet das Auftauchen von Lily in ihm heftiges Begehren und stürzt ihn in ein Gefühlschaos. Da ist es fast praktisch, dass seine Verlobte Penelope – angespornt und gedeckt von ihrer verrufenen Schwester – mit ihrer großen Liebe durchbrennt, denn somit ist der Weg frei für eine Hochzeit mit Lily. Spätestens hier wurde mir der Protagonist zu unglaubwürdig: Dass er Lily trotz all ihrer unfassbaren Eskapaden heiraten will, ist mir ebenso ein Rätsel wie seine Hingabe, Selbstlosigkeit und sein grenzenloses Verständnis für Lilys unüberlegte und gefährliche Aktionen; eigentlich gehört diese Frau mal ordentlich auf den Pott gesetzt, damit sie wieder zu Verstand kommt. Alex ist also zwar ein hingebungsvoller Held, er steckt für meinen Geschmack aber zu viel ein und verzeiht zu viel; mir ist er eindeutig zu weichgespült.

Im Vergleich zu Lily ist er aber trotzdem das kleinere Übel. Lily ist zwar schlagfertig und selbstständig, ansonsten aber genau so, wie ich eine Heldin nicht haben will. Ihr Handeln zeugt während der ganzen Geschichte (den Epilog ausgenommen) von ihrem Egoismus und ihrer Berechnung, zudem ist sie vollkommen übertrieben dargestellt – zu vulgär, zu hysterisch, zu laut, zu egoistsch, zu impulsiv, zu verrucht. Sie wirft mit Gegenständen, kreischt und entführt zu allem Übel auch noch Alex‘ kleinen Bruder. Gerade sie, deren eigenes Kind entführt wurde und die jeden Tag Todesängste aussteht und jede Nacht Alpträume deshalb hat, dürfte niemals einen anderen Menschen dieses Leid antun und diesen Ängsten aussetzen, auch nicht, wenn der Fall zugegebenermaßen anders gelagert ist. Ihr Schicksal entschuldigt das weder, noch ist es eine gute Begründung – ganz im Gegenteil! Mit bedingungsloser Mutterliebe und der Bereitschaft, alles für das Wohl ihres Kindes zu tun (von dem sie allerdings zunächst gar nicht weiß, ob es überhaupt noch lebt), ist aber ihr gesamtes Verhalten nicht hinreichend zu rechtfertigen. Und dass erst ihr Verlober und später ihr Liebhaber sie verraten haben, erklärt auch nicht, warum sie sich nicht helfen lässt von dem Mann, den sie liebt und der ihr ja ganz offensichtlich sein eigenes Leben zu Füßen legen würde. Stattdessen bringt sie sich ständig selbst in Gefahr bringt, und zwar ganz offensichtlich ohne zu überlegen, was aus ihrem Kind würde, wenn ihr etwas zustoßen sollte. Wenig glaubwürdig!

In Sachen Nebenfiguren hat Kleypas aber immerhin einen Volltreffer gelandet, mit Lilys Freund Derek Craven nämlich, der aus der Gosse stammt und sich zum berühmt-berüchtigten Clubbesitzer hochgearbeitet hat. Auch wenn seine Vergangenheit und die Umstände seines Aufstiegs noch Dunkeln liegen, ist schon jetzt klar, dass er für seinen Reichtum und Erfolg über Leichen gegangen ist; entsprechend hart und unnachgiebig verhält er sich Lily, vor allem aber sich selbst gegenüber. Auf seine Geschichte bin ich wirklich gespannt, sie wird in »Roulette des Herzens« (Originaltitel: »Dreaming of you«) erzählt.

Fazit:
7/15 – Mehr Punkte kann ich dem Frühwerk vom Kleypas beim besten Willen nicht geben, dafür sind die Protagonisten, vor allem Lily, einfach zu misslungen.

Joy Nash: Schwarze Glut

Originaltitel: The Awakening
3. Teil der Immortal-Reihe

Inhalt:
Er sieht sie im Traum: ihre schimmernde Haut, das seidene Haar und die ozeanblauen Augen, in denen sich ihre Leidenschaft spiegelt. Sie hat all das, was Kalen verzweifelt versucht, in seinen Bildern einzufangen – und in seinem Bett zu bekommen. In Wirklichkeit jedoch schleicht sich die Hexe Christine in seine Gedanken, um ihn, den Unsterblichkeitskrieger, davon zu überzeugen, mit ihr gegen das Böse zu kämpfen, das die Welt verdunkelt … 

Kommentar:
Der dritte Teil der Immortal-Reihe spielt fast parallel zu Band 2, und so wirklich voran bringt er die fantastische Rahmenhandlung, die sich über mindestens 7 Bände erstrecken wird, nicht. Die ist aber ohnehin nur Alibi für (mehr oder weniger) herzzereißende Liebesgeschichten und eine Menge Sex. Wie schon in den Vorgängerbänden hat man es mit jeder Menge Magie und paranormalen Gestalten wie Hexen, Göttern, Halbgöttern, Dämonen, Elfen, Sidhen, Meerjungfrauen, Heinzelmännchen, Selkies usw. zu tun, doch irgendwas neues oder eigenes findet sich eigentlich nicht – es sind, mit dem Hauptaugenmerk auf dem keltischen Kulturkreis, einfach nur unterschiedlichste Mythologien wild zusammengemixt. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die Handlung spannend und die fantastischen Elemente originell verarbeitet wären. Sind sie aber leider nicht, auch deshalb versumpft die Geschichte und bleibt im Mittelmaß stecken. Gleiches gilt für die romantische Handlung bzw. den Versuch eine solche aufzuziehen: Wie schon in den Vorgängerbänden spielen Sexszenen eine wesentliche Rolle, mit denen schnell gegenseitigen Liebesbeteuerungen einhergehen. Wie es zu diesen Gefühlsaufwallungen kommt, kann man leider von Außen überhaupt nicht nachvollziehen; auf jeden Fall sind sich die Protagonisten ihrer ewig währenden Liebe sicher und jeder würde für den anderen alles tun, notfalls auch sein Leben geben. Was bleibt dem Leser, als das so hinzunehmen.

Wie auch die Handlung sind die beiden Hauptfiguren mittelmäßig bis langweilig. Die Hexe Christine ist wieder eine der ganz perfekten Helden ohne Ecken und Kanten: nett, sexy, hingebungs- und aufopferungsvoll – und natürlich viel mächtiger, als ihr selbst klar ist. Kalen ist weniger perfekt, aber trotzdem langweilig. Er ist, wie die Vielzahl der männlichen Liebesromanhelden sind: schön, stark und mächtig; daneben verfügt er über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, eine gewisse Arroganz (die aber natürlich nicht ausgeprägt genug ist, um die moderne weibliche Leserin abzustoßen) und eine schmerzliche Vergangenheit.
Beide Protagonisten sind absolut austauschbar, besser gelungen sind da schon die Nebenfiguren: v.a. der Halbgott Mac, der in Gestalt eines schnoddrigen 16-Jährigen ein wenig Humor ins Buch bringt, sowie dessen Schwester Leanna, ihres Zeichens eine Musen-Sidhe – die allerdings als Bösewicht in der Geschichte als Sympathieträger ausfällt. Dennoch, beide sind interessanter als die Hauptpersonen – und diese Tatsache allein sagt ja schon einiges über das Buch aus.

Wertung:
7/15 – Total durchschnittlich. Die Reihe muss man wirklich nicht lesen, und ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, warum ich’s trotzdem immer noch tue, denn ich kann noch nicht mal sagen, dass mich besonders interessieren würde, wie die Rahmenhandlung weitergeht.