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Laura Lee Guhrke: With Seduction in Mind

4. Teil der Girls-Bachelors-Serie

Inhalt:
Daisy Merrick hat zum wiederholten Male ihren Job verloren, weil sie ihr Herz auf der Zunge trägt. In ihrer Verzweiflung beschließt sie versuchen, ihren Lebenstraum zu verwirklichen und Schriftstellerin zu werden. Doch der Verleger, dem sie ihr Manuskript anbietet, attestiert ihrem Roman zwar gute Ansätze, hält ihn aber für noch nicht veröffentlichungsreif. Da Marlowe allerdings von Daisys analytischem Verstand, ihrer Willensstärke und ihrer Ehrlichkeit überzeugt ist, betraut er sie mit einer anderen Aufgabe: Sie soll dem Autor Sebastian Grant, Earl of Avermore, zur Seite stehen, der sich in einer Schaffenskrise befindet. Dumm nur, dass sie gerade eine verherende Kritik über sein neuestes Stück geschrieben hat, und dass Sebastian ohnehin überhaupt nicht mehr Schreiben will …

Kommentar:
Der vierte Teil der Girls-Bachelor-Serie startet richtig gut: Daisys Schilderung der Umstände ihrer Entlassungen, Sebastians empörte Reaktion auf den Verriss seines Stücks, die stoische Reaktion von Sebastians Angestellten auf seine üble Laune, das erste Zusammentreffen zwischen Kritikerin und Autor und Marlowes Idee zur Kooperation der beiden – das alles ist typisch Guhrke, macht Spaß und fesselt von der ersten Seite an. Nachdem der Verleger Marlowe allerdings seinen Willen durchgesetzt und Sebastian zur Zusammenarbeit mit Daisy erpresst hat, weil er glaubt, dass beide davon profitieren können, verzettelt sich die Autorin ziemlich. Offenbar ist ihr ihr Fachwissen ein bisschen zum Verhängnis geworden, denn sie ergeht sich in endlosen, sich stetig wiederholenden Ausführungen zu Figurenanlage, Handlungsaufbau und Schreibtechnik, die ganz schön ermüdend sind. Grundsätzlich ist ein Einblick ins Leben bzw. die Arbeit eines Schriftstellers (und seinem Umgang mit Kritik) sicherlich interessant, leider bringt es in diesem Fall die Handlung so gut wie gar nicht voran und mutet in dieser Ausführlichkeit fast wie ein Schriftsteller-/Schreibschnellkurs an. Die Szenen, die sich nicht um die Schriftstellerei drehen und in denen sich Daisy und Sebastian besser kennenlernen und näher kommen, machen das zum Teil wieder wett, aber eben nicht komplett.

Gut gelungen sind die Figuren. Daisy stellt bereits auf den ersten Seiten unter Beweis, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Das Angebot eines bedeutenden Londoner Geschäftsmannes, sie zu seiner Mätresse zu machen, lehnt sie spontan mit den offenen Worten: »Aber Sie sind doch so alt!« ab, und der Verriss des Theaterstücks von Sebastian sowie ihr erstes Zusammentreffen mit ihm machen deutlich, dass sie willensstark, ehrlich, schlagfertig, optimistisch und nicht so leicht einzuschüchtern ist. Genau wegen dieser Eigenschaften ist sie prädestiniert dafür, Sebastian wieder zum Schreiben zu bewegen, obwohl sie selbst noch kein eigenes Werk veröffentlicht hat. Selbstzweifel beschleichen Daisy im Wesentlichen wegen ihres Aussehens, sie hat nämlich rote Haare und jede Menge Sommersprossen – was Sebastian ausnehmend gut gefällt, wie die Autorin nicht müde wird zu versichern.

Sebastian ist das genaue Gegenteil von Daisy – und ein ganz typischer außergewöhnlicher Guhrke-Held mit Ecken und Kanten. Oberflächlich betrachtet ist er ein leicht arroganter Adliger, der trotz seines hin und wieder aufblitzenden Spotts über eine Menge Charme verfügt. Tatsächlich ist er aber ein ausgesprochener Zyniker und Pessimist, der sich in sein Schicksal ergeben und mit der Schriftstellerei abgeschlossen hat. Sein Problem ist, dass er mehrere Jahre lang unter dem Einfluss von Kokain geschrieben hat und davon überzeugt ist, er habe mit dem Entzug auch seine Kreativität verloren. Er glaubt nicht mehr an sich und seine Fähigkeiten, und hätte Marlowe ihn nicht erpresst, hätte er niemals wieder an einem Buch gearbeitet. So aber hat er keine Wahl, und er macht sich äußerst halbherzig an die Überarbeitung seines Manuskripts. Dann allerdings küsst ihn im wahrsten Sinne des Wortes die Muse – in Gestalt von Daisy nämlich, die zu seiner neuen Droge und Inspiration wird. Seine Antriebslosigkeit und seine Schreibblockade lösen sich in Luft auf, aber die Angst vor einer neuen Abhängigkeit lässt nicht zu, dass er sein Glück greift, als es vor ihm liegt. Da er am Ende – natürlich! – das Richtige tut, verzeiht man ihm das alles ebenso wie seine leichte Egozentrik und die Ansätze von Selbstmitleid, denn es sind gerade seine Schwächen, die ihn aus der Masse der uniformen Liebesromanhelden herausheben. Und ich finde es wirklich mutig von der Autorin, in diese Genre einen so tief gesunkenen Helden zu präsentieren – der erst mal fast an seinem eigenen Erbrochenen ersticken muss, um seine starke Kokainabhängigkeit zu bekämpfen.

Wie fast immer bei Guhrke kann man die Figuren an einer Hand abzählen; die Autorin konzentriert sich fast ausschließlich auf die Protagonisten. Dennoch schade, dass die Hauptpersonen der vorherigen Bücher der Serie zwar hin und wieder erwähnt werden, aber nicht selbst in Erscheinung treten – abgesehen von Verleger Marlowe aus »And Then he Kissed Her« und einem Kurzauftritt von Maria aus »The Secret Desires of a Gentleman«.

Fazit:
8/15 – Ich bin eigentlich ein Freund von ruhigen Geschichten und brauche keine große Action, Kriminebenplots oder künstliche Missverständnisse, doch hier wurde eine gute Grundidee aufgrund der überbordenden Ausbreitung von unwichtigen Details zur Schriftstellerei teils ziemlich langatmig umgesetzt.

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