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Claudia Gray: Evernight

Originaltitel: Evernight
1. Teil der Evernight-Academy-Serie

Inhalt:
An jedem Ort wäre Bianca lieber als an diesem: Das Evernight-Internat ist eine Eliteschule, und die anderen Schüler sind einfach zu perfekt – zu clever, zu schön, zu rücksichtslos. Bianca weiß, dass sie niemals dazugehören wird, und reißt aus. Doch sie soll nicht weit kommen. Noch auf dem Gelände der Schule läuft sie Lucas in die Arme. Der junge Mann ist ebenso ein Einzelgänger wie sie, und er ist anscheinend fest entschlossen, das auch zu bleiben. Bianca merkt sehr schnell, dass es eine besondere Verbindung zwischen ihr und Lucas gibt, eine Anziehungskraft, die jedes normale Maß übersteigt. Doch sie muss auch erkennen, dass Lucas von dunklen Geheimnissen umgeben ist. Von Geheimnissen, die alles in Frage stellen, woran Bianca jemals geglaubt hat …

Kommentar:
Schwierig, »Evernight« zu kommentieren, ohne die zwei Wendungen zu verraten, von denen das Buch lebt, daher fass ich mich kurz. Das Buch erzählt einmal mehr eine Teenie-Geschichte mit Vampir, die auf einem Internat spielt. Die Schule wird – wie es scheint – im Wesentlichen von irgendwie privilegierten Jugendlichen besucht, die die weniger privilegierten Neuen nicht gerade mit Begeisterung aufnehmen. Die Handlung verläuft zunächst ziemlich zäh und man weiß nicht recht, worum es geht und was das alles soll, weil die Autorin vorrangig damit beschäftigt ist, ein Geheimnis daraus zu machen, was in der Evernight Academy los ist. Dass mit dieser Schule irgendwas nicht stimmt, ist offensichtlich, zumal Protagonistin Bianca und einige weitere neue Schüler das Internat mehrfach als unheimlich und einschüchternd bezeichnen. Weshalb dieses Gefühl sie umtreibt, wird leider zu keinem Zeitpunkt deutlich – und was Bianca angeht, macht das ungute Gefühl ohnehin keinen rechten Sinn, wie sich später herausstellt.

Spannung bezieht die Handlung aus der ersten echten Überraschung im Handlungsverlauf, die allerdings zeigt, dass der Leser die ganze Zeit von der Autorin bewusst in die Irre geführt wurde. Der eine oder andere mag das faszinierend und tricky finden, ich konnte solche Kniffe aber noch nie leiden – aber das ist wirklich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Dass später eine zweite nicht vorhersehbare Wendung bemüht wird, macht die Sache für mich logischerweise nicht besser. Da das Buch aber wie angesprochen im Wesentlichen von diesen beiden sensationellen Enthüllungen lebt, bleibt für mich nicht mehr viel, was mich begeistern könnte. Probleme mit Eltern, Lehrern und Freunden, Beziehungssorgen und Liebesschwüre von Teenies sind ohnehin nicht (mehr) so wirklich mein Thema; wenn all das dann aber auch noch inhaltlich wie sprachlich oberflächlich und banal präsentiert wird wie hier geschehen, dann reicht das einfach nicht. Hinzu kommt, dass sich die Handlungsmotive der Figuren nicht erschlossen haben und dass ich die Geschichte teils als unlogisch und unausgegoren empfunden habe.

Ein weiteres Manko des Buchs sind die Hauptpersonen Bianca und Lucas. Nicht nur sind ihre Handlungsmotive nicht nachvollziehbar, sie sind auch noch beide ziemlich blass und alles andere als Sympathieträger. Bianca wirkt trotz ihrer 16 Jahre extrem naiv und ist entsprechend begeisterungsfähig; ihre augenblickliche völlige Fixierung auf Lucas ist einigermaßen anstrengend. Da wundert es schon nicht mehr, dass sie Pläne für eine goldene Zukunft schmiedet und Liebes- bzw. Zusammengehörigkeitsbeteuerungen äußert, die bei mir teilweise wirklich Fremdschämen auslösen. Lucas ist nicht ganz so anstrengend, aber leider nicht weniger farblos. Seine versuchte Darstellung als Schläger und Aufrührer einerseits und Biancas Beschützer andererseits ist nur bedingt glaubwürdig, und sein gesamtes Gebahren passt zum Teil überhaupt nicht zu den Enthüllungen des Buches.

Fazit:
6/15 – Nicht ganz so schlimm, wie es (vielleicht) klingt, aber einfach nicht so wirklich mein Thema, um mich gut zu unterhalten. Die Fortsetzung würde ich mir trotz des einigermaßen offenen Endes wohl eher nicht kaufen. Ich sollte vielleicht wirklich aufhören, Young-Adult-Bücher zu lesen. Andererseits: Twilight hat mir schließlich auch gefallen – die Bücher müssen einfach nur was haben!

[Rezension] Isabel Abedi: Lucian

Inhalt:
»Becky, hast du dir eigentlich mal überlegt, dass Lucian vielleicht … kein … Mensch ist?«
Ich senkte den Kopf. »Nein«, flüsterte ich. Aber was ich dachte, war: Ja.

Immer wieder taucht er in Rebeccas Umgebung auf, der geheimnisvolle Junge Lucian, der keine Vergangenheit hat und keine Erinnerungen. Sein einziger Halt ist Rebecca, von der er jede Nacht träumt. Und auch Rebecca spürt vom ersten Moment an eine Anziehung, die sie sich nicht erklären kann. So verzweifelt die beiden es auch versuchen, sie kommen nicht voneinander los. Aber bevor sie noch erfahren können, was ihr gemeinsames Geheimnis ist, werden sie getrennt. Mit Folgen, die für beide grausam sind. Denn das, was sie verbindet, ist weit mehr als Liebe.

Kommentar:
Der düstere Auftakt des Buches zieht einen sofort in den Bann: Ein unvermitteltes, seltsames Gefühl in Rebeccas Brust, ihr unheimlicher Albtraum und Lucians Auftauchen vor ihrem Fenster mitten in der Nacht versprechen mysteriöse Unterhaltung der Extraklasse. In der Folge verliert das Buch aber erst mal etwas an Faszination. Das hängt vor allem damit zusammen, dass man lange Zeit nicht weiß, worum es eigentlich geht und wo das alles hinführen soll – weshalb das Buch zunächst fast wie eine herkömmliche Teeniestory wirkt, in der sich ein Mädchen in einen seltsamen Jungen verliebt, und die das Leben einer Sechzehnjährigen mit all ihren Sorgen und Nöten widerspiegelt. Es geht um Probleme mit den Eltern, Stress mit dem Lehrer, Ärger, Freund und Leid mit der besten Freundin sowie um die erste Liebe und die Frage, wie schnell man wie weit gehen sollte. Zwar kreisen Rebeccas Gedanken in dieser Phase ständig um Lucian, der immer wieder in ihrer Nähe auftaucht, ihr Kontakt zu ihm ist aber eher sporadisch und auf ein paar Sätze beschränkt. Die wenigen Gespräche sind dafür umso intensiver, zumal sich herauskristallisiert, dass Lucian Ereignisse aus Rebeccas Leben und Zukunft träumt und Dinge aus ihrer Vergangenheit weiß, die er eigentlich nicht wissen kann. Das macht vor allem ihm selbst Angst, nicht zuletzt weil er fürchtet, in der Vergangenheit etwas Schreckliches getan und deshalb seine Erinnerung verloren zu haben. Geradezu verzweifelt versucht er, sich von ihr fernzuhalten, um sie nicht in Gefahr zu bringen, doch er kann der magischen Anziehungskraft ebenso wenig widerstehen wie Rebecca; das Schicksal scheint die beiden immer wieder zusammenzuführen. Als Lucian aber zumindest im Ansatz klar wird, in welcher Gefahr das Mädchen schwebt, tut er aus Unwissenheit das Schlimmste, was er tun kann: Um Rebecca zu schützen, spricht er mit ihrer Mutter, die ihre Tochter daraufhin wegschickt.

Rebecca durchlebt in der Folge eine schmerzhafte Leidenszeit, während der sie weder spricht noch isst, und die ausschließlich durch die knapp dreißig E-Mails ihrer Freunde und Verwandten transportiert wird – ein sehr eleganter Kniff der Autorin, zumal die Sorge der Freunde und ihre Versuche, Rebecca ins Leben zurückzuholen, teils ziemlich anrührend sind. Nach einem mehrwöchigen Klinikaufenthalt geht es dem Mädchen schließlich etwas besser, doch die Erinnerungen holen es schnell wieder ein und stürzen es in ein neues Tief. Dann treten allerdings zwei Menschen in ihr Leben, die Rebecca helfen, die Geschehnisse in der Vergangenheit und ihre Gefühle für den mysteriösen Jungen zu verstehen, und die Erklärungen sind nicht nur für Rebecca überraschend, sondern auch für Lucian, der schließlich wieder auftaucht und endlich erfährt, wer er ist. Die Verdichtung der Handlung bis zu diesem Punkt mit dem Umweg über die Tyger-Lovell-Reed-Verbindung ist hervorragend gelungen, und die Idee hinter der Geschichte erweist sich als richtig klasse; zwar haben sich – zumindest mir – ein paar Kleinigkeiten nicht ganz erschlossen bzw. blieben im Dunklen, das ist aber in Anbetracht des Genres zu verzeihen. Lucians Handeln am Ende ist konsequent und erscheint – obwohl bittersüß – einfach richtig. Es ist ein würdiger Abschluss für das Buch, das Hoffnung macht, zeigt es doch, dass man vor seinem Schicksal nicht davonlaufen, aber es verändern kann – zumal, wenn man nicht alleine ist.

Die Figuren sind allesamt nicht besonders facettenreich, aber dafür glaubwürdig; gleiches gilt für die Beziehungskonstellationen der Figuren zueinander. Schön ist außerdem, dass sich fast alle am Ende deutlich weiterentwickelt und ein Stück erwachsener geworden sind – zum Teil auch die Erwachsenen. Lucian ist allein schon aufgrund seiner mysteriösen Aura ein faszinierender Held, und Rebecca ist eine sympathische und alles in allem recht vernünftig wirkende Heldin. Auch die Nebenfiguren sind gut gelungen, vor allem Rebeccas begeisterungsfähige überschwängliche Freundin Suse, zu der Rebeccas ausgeglichener, beständiger und geduldiger Ex-Freund Sebastian einen deutlichen Kontrast bildet. Der ominöse, geheimnisvolle Lehrer Tyger, der Rebecca von Beginn das Leben schwer macht, erweist sich als eine der interessantesten Figuren der Geschichte, während ausgerechnet Rebeccas Mutter aufgrund ihres teils irrationalen Verhaltens zu den am wenigsten sympathischen zählt. Dass ihre Handlungsweise aus Sorge und Mutterliebe entspringt, steht außer Zweifel; ob eine Psychologin aber jegliches professionelles Wissen und völlig den Kopf verliert, wenn es um ihr eigenes Kind geht, wage ich zu bezweifeln. Noch unsympathischer als Rebeccas Mutter ist eigentlich nur ihre Stiefmutter, deren Hass allerdings nachvollziehbar wird und die am Ende trotz aller Aversionen das Richtige tut und entscheidend zum Ausgang der Geschichte beiträgt.

»Lucian« liest sich angenehm und flüssig, und es gibt einige wunderschöne, sehr gefühlvolle Beschreibungen von Szenen und Empfindungen. Die Gespräche der Jugendlichen erschienen mir allerdings zum Teil nicht besonders authentisch, d.h. Sprache und Ausdrücke kamen mir an manchen Stellen ziemlich gekünstelt und aufgesetzt vor – eher so, wie sich Erwachsene Jugendsprache vorstellen.

Fazit:
12/15 – Eine Geschichte, hinter der eine tolle Idee steckt, deren Umsetzung im ersten Drittel allerdings etwas schwer in die Gänge kommt, und in der durchaus sympathischen Protagonistin dennoch der ganz besondere Kick fehlt. Dennoch: Mein erstes Buch von Isabel Abedi wird ganz bestimmt nicht das letzte sein!

Jennifer Rardin: Ein Vampir ist nicht genug

Originaltitel: Once Bitten, Twice Shy
1. Teil der Jaz-Parks-Serie

Inhalt:
»Hi, ich bin Jaz Parks. Mein Boss ist Vayl. Er wurde 1744 in Rumänien geboren. Dort ist er auch gestorben – umgebracht von seiner Vampirbraut Liliana. Doch das alles ist finstere Vergangenheit. Jetzt arbeitet Vayl für die CIA und macht das, was er am besten kann: Er legt Vampire um. Und ich helfe ihm dabei. Man könnte sagen, ich bin ein Hilfskiller. Aber sagen Sie das ja nicht zu laut …«

Jaz Parks, CIA-Agentin, hat bei einer Mission ihr gesamtes Team verloren. Seitdem arbeitet sie allein – und ist nicht besonders begeistert, als ihr ein neuer Partner zugewiesen wird. Vor allem da dieser Partner dreihundert Jahre alt ist.
Vayl alias Vasil Nicu Brancoveanu, geboren 1713 in Rumänien, ist ein Vampir. Allerdings einer, der sich auf die Seite der Guten geschlagen hat. Zusammen mit Jaz soll er den Schönheitschirurgen Dr. Assan, Geldgeber der Extremistengruppe »Söhne des Paradieses« aus dem Verkehr ziehen. Doch hinter Dr. Assan steht der mächtige Vampir Raptor, der dem Kult um Tor-al-Degan, die Göttin des Chaos, huldigt und auch einen Senator auf der Lohnliste hat.
Der Versuch, an den Strippenzieher heranzukommen, läuft aus dem Ruder. Vayl und Jaz müssen entdecken, dass der Vampirzirkel um Raptor ein tödliches Virus entwickelt hat, das den Jüngern des Kults das Tor zu weltweitem Terror öffnet. Und Jaz soll der Göttin in einer makabren Zeremonie geopfert werden …

Kommentar:
Inhalt klingt verworren? Ist er auch! Und als wär das Geschehen nicht schon schlimm genug, nervt die Ich-Erzählerin auch noch mit doofen Sprüchen am laufenden Band. Beim Epilog dachte ich noch, das sei mal ein Humor, der meinen Geschmack trifft, aber bereits in Kapitel 1 wurde es mir zu viel: Eine blödsinniger bildhafter Vergleich jagt den nächsten, ein dummer Witz den anderen, und es muss immer noch eine weitere schnoddrige Bemerkung draufgesetzt werden. In dieser Intensität ist das einfach nur unerträglich. Und in Kombination mit den inhaltlichen Schwächen hat dieser höchst holzhammerhumorige Stil schließlich dazu geführt, dass ich auf S. 150 endgültig beschlossen habe, nicht weiter meine Zeit zu verschwenden und das Buch abzubrechen. Kommt ja auch dem Bücherberg-Abbau zugute!

Fazit:
Einmal mehr muss ich feststellen, dass »amüsante« Vampirbücher mit Kick-Ass-Heldinnen nicht mein Ding sind. Ich sollte die Finger davon lassen!

Eileen Wilks: Wolf Shadow 1 – Verlockende Gefahr

Originaltitel: Tempting Danger
1. Teil der Wolf-Shadow-Serie

Inhalt:
Lily Yu ist Spezialistin für übernatürliche Verbrechen bei der Polizei von San Diego. Dabei kommen ihr besonders ihre übersinnlichen Fähigkeiten zugute, mit deren Hilfe sie feststellen kann, ob bei einem Verbrechen Magie im Spiel war. Als Lily zu einem grausamen Mordfall gerufen wird, trifft sie im nahe gelegenen Nachtclub, der vorrangig von Werwölfen aufgesucht wird, auf den prominenten Rule Turner, Prinz des Werwolf-Clans der Nokolai. Sie fühlt sich magisch von ihm angezogen, aber es stellt sich heraus, dass Rule eine Affäre mit der Frau des Opfers hatte – damit ist er einer der Hauptverdächtigen. Dennoch nimmt Lily sein Angebot an, ihr zu helfen und sie mit den Gepflogenheiten seiner Art bekannt zu machen. Es ist schnell klar, dass der Werwolf selbst in Gefahr ist, und so machen sich Lily und Rule gemeinsam auf die Jagd nach dem intriganten Mörder …

Kommentar:
»Verlockende Gefahr« ist der erste Teil einer Urban-Fantasy-Serie mit Romance-Elementen. Die magische Bindung zwischen Lily und Rule spielt eine größere Rolle, vorrangiges Thema ist allerdings die Aufklärung der Morde – die, wie sich herausstellt, wiederum nur ein kleines Steinchen in einem großen Ganzen sind. Denn eigentlich geht es um Macht und Machtverschiebung, um – z.T. aus den Fugen geratene – Magie und die Veränderung der Welten. Wilks schickt den Leser in ein Szenario, das nur auf den ersten Blick bekannt zu sein scheint; in Wahrheit tummeln sich hier neben den »normalen« diverse paranormal begabte Menschen sowie Andersblütige wie Werwölfe (die kurz davor stehen, Bürgerrecht zu erhalten), Gnome oder Feen.

Bei der Erklärung ihres Kosmos‘ mutet die Autorin den Lesern phasenweise einiges zu: Vieles wird zunächst nur angerissen und angedeutet, aber nicht zu Ende erklärt; so hinterließ die eine oder andere Szene ein befremdliches Gefühl, weil die Inhalte von Dialogen ohne entsprechende Hintergrundinformationen nicht verständlich waren. Das mag der Spannungssteigerung dienen, ist aber auch ganz schön unbefriedigend, wenn man vermehrt mit einem »Was reden die denn da?«- oder »Was soll das denn alles?«-Gefühl zurückgelassen wird, während die Handlung an anderer Stelle weitergeht. Hinzu kommen feine Unterschiede zwischen Begrifflichkeiten, denen zumindest ich trotz der Erklärungsversuche nur bedingt folgen konnte – der Unterschied zwischen Zauberei, Hexerei und Magie hat sich mir zum Beispiel nicht überzeugend erschlossen, und auch die komplexen Zusammenhänge zwischen einigen Figuren und Handlungsmotive waren mir nicht gut genug ausgearbeitet. Möglicherweise helfen allerdings die weiteren Bände der Serie fürs Verständnis.

Die Welterklärungsabschnitte des Buchs – ob in dieser Ausführlichkeit nötig oder nicht, lass ich dahingestellt –, haben darüber hinaus auch immer wieder Tempo aus der Geschichte genommen. Von einigen kleinen Längen war die Handlung alles in allem aber doch interessant und spannend genug, um zu fesseln. Äußerst befremdlich mutet allerdings die finale Schlacht an bzw. das, was sie hätte sein sollen – denn sie endet, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Rückblickend erfährt man schließlich von einigen Vorkommnissen während des Kampfes, reduziert auf die allerwesentlichsten Informationen. Dass diese Szene nicht ausformuliert wurde, erschließt sich mir nicht; damit nimmt man dem eigentlichen Finale des Buchs die Spannung und den Stellenwert.

Die Figuren sind durch und durch gut gelungen. Das gilt besonders für Lily, die erfreulicherweise keine dieser derzeit so beliebten Kickass-Heldinnen ist, sondern eine etwas eigene, intelligente, zielstrebige, erfolgreiche Polizistin chinesischer Abstammung mit magischen Kräften, die sich im knallharten Polizistenalltag unter Männern behauptet und ihren Überzeugungen folgt, auch wenn der Weg alles andere als bequem oder leicht zu beschreiten ist. Ihr Umgang mit der Bindung zu Rule ist souverän – nach anfänglicher verständlicher Entgeisterung akzeptiert sie das, was sich ohnehin nicht ändern lässt und schaut nach vorne. Das gilt auch für ihren Umgang mit der eigenen Vergangenheit – sinnlose Szenen und irrationale Gefühlsausbrüche erlebt man bei Lily nicht; sie ist aber dennoch nicht unterkühlt dargestellt, sondern eben einfach sachlich.

Meine Befürchtung, Rule sei ein arroganter selbstverliebter Promischnösel, wurde zum Glück nicht bestätigt. Für einen Werwolf ist er erfreulich wenig machohaft, dominant und besitzergreifend – vielleicht sogar ein bisschen zu wenig, um den Vorstellungen vom »Tier im Manne« zu entsprechen. Mich stört das überhaupt nicht, allerdings fand ich ihn dennoch ein wenig zu blass; er ist eigentlich kein Held, der einem so richtig im Kopf bleibt, dazu ist er zu nett und normal (sofern ein Werwolf normal sein kann).

Gute Nebenfiguren bereichern die Wolf-Shadow-Welt zusätzlich. Sowohl auf Polizisten-/FBI- als auch auf Werwolfseite begegnen einem interessante Gestalten wie der geheimnisvolle Brooks und der einzelgängerische zaubernde Werwolf Cullen, daneben sorgen aber auch Lilys denkwürdige Oma, ein knurriger Gnom und ein besitzergreifender Kater für Unterhaltung.

Fazit:
10/15 – Der uneingeschränkten allgemeinen Begeisterung kann ich mich nicht ganz anschließen, denn obwohl mich das Buch gut unterhalten hat, hatte es m.E. einige Schwachstellen im Aufbau. Aus vielen Szenen und Ideen hätte man deutlich mehr herausholen können, ebenso aus der Figur Rule, die zwar sympathisch, aber eine Spur zu langweilig geraten ist.

Kerstin Gier: Rubinrot

1. Teil einer Trilogie

Inhalt:
Manchmal ist es ein echtes Kreuz, in einer Familie zu leben, die jede Menge Geheimnisse hat. Der Überzeugung ist zumindest die 16jährige Gwendolyn. Bis sie sich eines Tages aus heiterem Himmel im London um die letzte Jahrhundertwende wiederfindet. Und ihr klar wird, dass ausgerechnet sie das allergrößte Geheimnis ihrer Familie ist. Was ihr dagegen nicht klar ist: Das man sich zwischen den Zeiten möglichst nicht verlieben sollte. Denn das macht die Sache erst recht kompliziert!

Kommentar:
Eigentlich hat mich das Buch überhaupt nicht interessiert. »Kinderbücher« hab ich seit einigen Jahren ziemlich satt, und Zeitreisegeschichten konnte ich ohnehin noch nie leiden. Nach diversen positiven Rezensionen ernstzunehmender Leute wollte ich »Rubinrot« dann aber doch lesen – und ich bin wirklich richtig froh, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Die 16-jähirge Gwendolyn ist eigentlich ein ganz normales Mädchen – abgesehen davon, dass sie Geister sehen kann und eine höchst seltsame Familie hat. Ihr Leben ändert sich aber rapide, als sie auf einmal unversehens in die Vergangenheit geschleudert wird und sich zur großen Überraschung ihrer Familie herausstellt, dass nicht – wie angenommen – ihre Cousine Charlotte, sondern sie selbst mit dem Zeitreise-Gen ausgestattet ist. Dumm nur, dass man Charlotte jahrelang auf die Zeitsprünge vorbereitet hat, und Gwen nun vollkommen unvorbereitet ist. Dabei spielt sie als Nr. 12, als »Rubinrot«, eine wichtige Rolle in den Plänen eines Geheimbundes, wenn auch keiner genau zu wissen scheint, welches Geheimnis zu lösen ist. Es ist aber klar, dass der Blutkreis geschlossen werden muss, und zu diesem Zweck muss Gwen gemeinsam mit dem drei Jahre älteren Gideon in die Vergangenheit reisen – wo sie einige sehr merkwürdige und abenteuerliche Begegnungen hat!

Besonders tiefgründig oder anspruchsvoll ist Geschichte nicht, und eigentlich passiert auch gar besonders viel. Das macht aber überhaupt nichts, es wird dennoch zu keiner Zeit langweilig – das Buch unterhält mit wundervollen, lebhaften, detaillierten Beschreibungen der Szenen in Vergangenheit, mit spritzigen Dialogen und mit seinem Humor – die Betrachtungen eines Teenies sind (rückblickend!) einfach amüsant! Überhaupt sind es bei diesem Buch oft die eigentlich bedeutungslosen Kleinigkeiten und Nebensätze, mal eben ganz beiläufig eingestreut, die so großen Spaß machen.

Hervorragend gelungen ist die Art der Einbindung der Zeitreisen in die Gegenwart; Gwen wird nämlich nicht in die Vergangenheit geschleudert und irrt die ganze Zeit dort herum, sondern sie kehrt nach kurzen Aufenthalten zurück in die Gegenwart. Und hier ist das Zeitgeschehen Trumpf – inklusive aktueller Filme und technischer Errungenschaften wie Fotohandy (mit dem Gwen auch in der Vergangenheit zu beeindrucken weiß) und Internet (wo sich aufschlussreiche Infos über Zeitreisen und Personen aus der Vergangenheit finden lassen).

»Rubinrot« punktet außerdem mit seinen liebevoll gezeichneten Figuren: Die warmherzige, entwaffnend offene und teils fast sarkastisch wirkende Gwen mit ihren typischen Teenienöten ist eine durch und durch bezaubernde Protagonistin, und dass sie für den gutaussehenden, ein wenig herablassende Gideon schwärmt, ist durchaus nachvollziehbar. Aber auch der Großteil der Nebenfiguren ist extrem lebendig – fast jede hat irgendein Attribut, das sie besonders und einzigartig macht.

Die im Klappentext angedeutete Romanze zwischen Gwen und Gideon spielt eigentlich nur eine sehr untergeordnete Rolle und ist weit weniger dramatisch, als sie klingt. Wer eine Lovestory sucht, wird sie in diesem Buch nicht finden: Die beiden revideren nur ihre anfänglichen (Vor-)Urteile übereinander und lernen sich zu schätzen. Ihre Annäherung geht aber in diesem Teil nicht über eine harmlose Schwärmerei hinaus.

Das Manko des Buchs: Es endet vollkommen offen, mitten in der Handlung. Ich hab ja normalerweise kein Problem damit, wenn sich die Rahmenhandlung einer Geschichte über mehrere Teile erstreckt, aber eine wenigstens teilweise abgeschlossene Story innerhalb eines Bandes sollte schon sein.

Wertung:
14/15 – Einen Punkt Abzug für das vollkommen offene Ende kann ich nicht vermeiden, aber darüber hinaus ist »Rubinrot« das eines der schönsten, unterhaltsamsten und lebendigsten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Komischweise spukt mir im Zusammenhang mit dem Buch immer das Adjektiv »reizend« im Kopf herum, obwohl dieses Wort eigentlich gar nicht zu meinem aktiven Sprachschatz gehört – aber es ist einfach reizend! Und der Stil der Autorin ist so wunderbar zu lesen, dass ich mir unbedingt mal eines ihrer Bücher für die »Großen« vornehmen muss! (So lässt sich dann auch die Zeit bis »Saphirblau« besser überbrücken.)

Christoph Marzi: Du glaubst doch an Feen, oder?

Inhalt:
Philippa trifft auf den geheimnisvollen Fox und verliebt sich in ihn. Auf der Suche nach seiner Vergangenheit stößt sie auf die uralte Geschichte der Lady Nightingale. Um Fox aus den Händen der Feenkönigin zu retten, muss Philippa bis zur Tagundnachtgleiche warten. Als die Herbstnacht gekommen ist, macht sie sich auf den Weg in die Wälder am Mount Nightingale.

Kommentar:
Mein Kommentar fällt so kurz aus wie das Marzi-Mini-Märchen mit dem wenig märchenhaftem Ausgang: Die Idee ist nett, aber aufgrund des begrenzten Platzes fehlt es sowohl der Handlung als auch den Personen an Tiefe; es ist einfach kein Raum für Entwicklungen und Motive vorhanden. Selbst die Sprache ist weniger poetisch als sonst bei Marzi.

Wertung:
06/15 – Eine ganz nette kleine Erzählung für Zwischendurch, sozusagen Marzi »light« – kann man, muss man aber nicht.

Unqualifizierte Bemerkung am Rande: Mit am spannendsten finde ich die Frage, was der Magnet am Backcover soll – der interessanterweise nicht am iMac »klebt«, aber dafür an der Dunstabzugshaube. Ich frag mich, ob man das Buch vielleicht beim Kochen lesen soll? Schließlich muss man ja jede freie Minute nutzen! ;)

Leah B. Natan: Unsterblich

Inhalt:
Ashe ist eines der unsterblichen Geschöpfe, die hier ihre Geschichte erzählen. Zusammen mit Alex, Mia und dem jungen Zögling Stephen durchlebt er ebenso sinnliche, wie auch qualvolle Zeiten, erfährt Lust, Verlangen und Aufopferung. Er entführt mit seinen Schilderungen in eine fremdartige Welt, die völlig anders erscheint und doch gar nicht so weit entfernt von der menschlichen liegt. Denn auf einer gewissen Ebene beherrschen uns noch immer die alten Instinkte, die zweite Natur, das Tier …

Kommentar:
Ich hab zur Zeit kein Glück bei meinen Experimenten – und das Buch nach 70 Seiten entnervt abgebrochen. Nicht nur, weil es inhaltlich verwirrend bis unsinnig erschien und ich nicht mehr hören mochte, wie wunderbar Tiere und wie böse Menschen sind, sondern vor allem, weil ich den Stil einfach nicht länger ertragen konnte. Ohne jede Frage hat sich die Autorin sehr viel Mühe gegeben, dem Text Leben einzuhauchen, gelungen ist es mitnichten. Ich genieße schöne Worte durchaus, aber hier wird der poetische Stil auf die Spitze getrieben bzw. weit darüber hinaus; zumindest für meinen Geschmack sind die seitenlangen Szenenbeschreibungen zu lyrisch-metaphorisch und klischeeüberladen, ohne die Handlung irgendwie voranzubringen. Was ich meine:

Die Wälder waren endlos, tief und unberührt von Menschenhand, verwoben wie tiefster Urwald, smaragdgrün und lichtdurchflutet. Es roch nach Leben und Tod, nach Verfall und süßer Verwesung von Pflanzen und Tieren. Die Sonne, die gerade über dem Horizont wiederauferstanden war, fiel im goldenen Ton des Herbstes durch die mächtigen Stämme, Nebel krochen lautlos über Moos, Farn und durftendes Laub. Linden glühten prächtig in hellem Gold, der Ahorn leuchtete blutrot und purpurn im jungfräulichen Licht des Herbstes.
Auf meinem Weg, Meile um Meile, durch die Wildnis begegnete ich tauschweren Netzen feinster Baukunst, die schwer zwischen Ästen hingen, sah hier und da im Dickicht das Felle eines Rehs aufleuchten wie eine Kastanie, die man frisch aus ihrem grünen Bett hervorlockt. Die Augen der Tiere sahen mich an wie die von scheuen Mädchen, gänzlich unschuldig und ahnungslos. Auf Lichtungen und am Fluss sammelte sich der Morgennebel. Mächtige Schatten erschienen wie Waldgeister in seinen Schwaden, die Häupter der Wesen erhoben sich stolz, warfen sich empor, und urtümliche Laute der Liebeslust hallten durch den sonst totenstillen Wald.
Silbrig blitzten die weißen Enden ihrer Geweihe in den ersten Lichtstrahlen. Das alte Tier am Waldrand blickte mich an, erstarrt zu Stein, eine Statue urtümlicher Kraft. Sein Gesicht war eine fast weiße Maske, die Augen riesig, klug und dunkel. Klüger als die der meisten Menschen, denen ich begegnet war. Es schnaubte, zitterte, sog die Luft ein, während ich fast bewegungslos dastand. Dann setzte sich sein Leib mit einer Leichtigkeit in Bewegung, die jeglicher Schwerkraft zu trotzen schien. (S. 5)

Diese Aneinanderreihung von Adjektiven, Metophorismen und Personifikationen war für mich wirklich nicht länger als 70 Seiten auszuhalten; aber natürlich gibt es natürlich eine Menge Leser (s. Amazon-Rezensionen), denen dieser Stil gefällt und die das Buch wunderbar gefühlvoll und ganz besonders finden. (Wobei: »Besonders« finde ich es ja auch – besonders schlecht! Ein eindeutiger Fall für Buchticket. )

Wertung:
Keine Wertung, weil ich das Buch ja nach knapp einem Drittel abgebrochen habe.

Richelle Mead: Vampire Academy – Blutsschwestern

Originaltitel: Vampire Academy
1. Teil der Vampire-Academy-Serie

Inhalt:
St. Vladimir’s ist eine Schule für junge Vampire. Auch Rose Hathaway – halb Mensch, halb Vampirin – wird hier zur Wächterin ausgebildet. Sie hofft, eines Tages ihrer besten Freundin Lissa zur Seite zu stehen, der letzten Überlebenden der Vampirfamilie Dragomir. Da kommt es zu einer Reihe merkwürdiger Vorfälle: Irgendjemand scheint es auf Lissas Leben abgesehen zu haben. Der Einzige, dem sich Rose anvertrauen kann, ist der attraktive Wächter Dimitri …

Kommentar:
Richelle Mead schickt den Leser in eine etwas andere Vampirwelt, in der es – vereinfach gesagt – gute und böse Vampire (Moroi und Strigoi) gibt. Die ätherischen Moroi sind im Gegensatz zu den Strigoi sterblich, weshalb sie von dhampirischen Wächtern beschützt werden müssen. Genau das tut auch Rose, auch wenn die Dhampirin noch in der Ausbildung ist: Sie beschützt ihre Freundin Lissa vor unbekannten Feinden – und vor sich selbst.

Der Aufbau des Buchs ist relativ anstrengend. Man wird von der ersten Seite an ins kalte Wasser geworfen und wie selbstverständlich mit Begriffen, Begebenheiten und Ereignissen konfrontiert, die man weder durchschaut noch versteht. Erst im Laufe der Handlung wird der Leser aufgeklärt – und zwar häppchenweise und recht weitschweifig. Wahrscheinlich liegt es daran, dass zumindest die erste Hälfte ziemlich schleppend verläuft und alles andere als fesselnd ist; von Aufklärungsarbeit abgesehen passiert nämlich nicht viel (von diversen nur bedingt interessanten Teenie-Rangordnungkämpfen und -Problemen abgesehen). Nachdem schließlich die wichtigsten Hintergründe erklärt sind, nimmt die Spannung dann zu und das Buch in der zweiten Hälfte wird mitreißender.

Rose ist eigentlich eine ansprechende Heldin; sie ist loyal, aufopferungsvoll, zielstrebig und klug – und Lissa nicht nur eine Wächterin, sondern auch eine echte Freundin. Doch obwohl sie in einigen wenigen Szenen aufbrausend reagiert, wirkt sie alles in allem zu beherrscht, zu rational, zu perfekt. Ich bin nicht sicher, ob das so gewollt ist und dem Charakter der Figur entspricht, oder ob die Emotionen von der Autorin nur einfach nicht nachhaltig transportiert wurden. Ich fürchte, es ist letzteres der Fall, denn für Lissa gilt das gleiche: Obwohl sie eigentlich eine labile und trotz ihrer Fähigkeiten schwache Figur ist, wirkt sie marionettenhaft und überhaupt nicht plastisch – selbst dann nicht, wenn man ihre Emotionen durch das Band zu Rose erfühlen sollte. Übrigens grundsätzlich ein interessanter Kniff: Das Buch wird eigentlich aus der Ich-Perspektive von Rose erzählt, da diese aber mental mit Lissa verbunden ist, erfährt der Leser trotz Roses körperlicher Abwesenheit von Lissas Handlungen – zumindest von denen, die für den Fortgang der Story wichtig sind. Große Gefühle sind aber auch in diesen Momenten emotionaler Aufgewühltheit nicht auszmachen.

Übrigens gehört das Buch für meine Begriffe in die Kategorie »All Age Fantasy« oder »Young Adult« – was aus der deutschen Aufmachung und dem Klappentext nicht wirklich hervorgeht. Daneben ist es eher ein reiner Fantasy-Roman ein paranormaler Liebesroman, auch wenn eine Lovestory im Ansatz vorhanden ist und in den Folgebänden vermutlich vertieft werden wird.

Wertung:
8/15 – Ein Buch mit einigen guten Ansätzen, das aber seine Längen hat. Sollte mir Band 2 günstig in die Hände fallen, werde ich sicher zuschlagen; falls nicht, wäre das aber auch kein Beinbruch.

Savannah Russe: Vampire küssen besser

Originaltitel: Beyond the Pale
The Darkwing Chronicles, Book 1

Inhalt:
Es ist nicht leicht, ein Vampir zu sein. Schon gar nicht, wenn man gezwungen wird, neuerdings auch noch für das FBI arbeiten zu müssen. Daphnes erster Einsatz: die Beschattung eines skrupellosen Waffenhändlers. Ihr erstes Problem: Auch der attraktive Darius ermittelt – und küsst wie ein junger Gott. Dagegen wäre eigentlich nichts einzuwenden, und Daphne schwebt im siebten Himmel, bis sie von Darius‘ dunklem Geheimnis erfährt …

Kommentar:
Trotz schlechter Kritiken bin ich mit einer durchaus positiven Einstellung an das Buch gegangen, weil mein Geschmack ja oft etwas »anders« ist und mir die Grundidee wirklich vielversprechend erschien. Aber … hätte ich mal auf die kritischen Stimmen gehört! Die Umsetzung war wirklich zum Haareraufen und völlig unausgegoren.

Doch von vorn: Das FBI hat beschlossen, drei Vampire als Geheimagenten anzuheuern und mit ihnen ein Team mit dem subtilen Namen »Dark Wing« zusammenzustellen. Unter ihnen ist die Hauptperson Daphne, die offensichtlich ein Faible für Literaten hat, denn sie war früher die Geliebte von Lord Byron, den sie aber blöderweise im Liebesrausch gebissen und ausgesaugt hat, sodass sie sich ein paar Jährchen später dann James Joyce zuwenden musste – das aber nur am Rande. Daphne wird jedenfalls vom FBI zur Mitarbeit motiviert, indem man sie überwältigt und vor die Wahl stellt, ab sofort als Spionin zu arbeiten oder zu sterben. Und weil Daphne nicht sterben will, willigt sie ohne viel Federlesens ein, ein neues Leben als FBI-Geheimagentin zu beginnen. Wieso sich die Vampirin, die immerhin über irgendeine hochklassige Kampfkunstausbildung und Bärenkräfte verfügt, sich ohne zur Wehr zu setzen überrumpeln und erpressen lässt, obwohl es ihr ein Leichtes sein müsste, die drei FBI-Fuzzies auszuschalten, bleibt fraglich, ist aber nur der Anfang der hanebüchenen Geheimagentengeschichte.

Statt die neu angeworbenen Vampire vielleicht erst mal in die Kunst des Spionierens einzuweihen, versorgt man sie mit Dossiers und unausgegorenen, knappen Anweisungen und wirft sie sofort ins kalte Wasser. Daphne z.B. wird direkt mal auf einen international operierenden Waffenhändler angesetzt, um diesem das Handwerk zu legen. Sie hat während dieser wichtigen Mission natürlich trotzdem genug Zeit und ist doof genug, um sich auf einen gegnerischen Agenten einzulassen, der den gleichen Waffenhändler jagt und den sie fröhlich mit Informationen versorgt. Dass Darius zudem als sehr erfolgreicher Vampirjäger gilt, stört unsere gute Daphy überhaupt nicht; schließlich kann man Beruf und Sex trennen. Sie beginnt also eine Affäre mit ihm und erinnert sich dankenswerterweise trotz ihrer jahrhundertelangen sexuellen Abstinenz sogar noch an die bahnbrechenden Sextechniken, die sie am Hof der Kaiserin Joséphine gelernt hat. Was für ein Glück für Darius!

Zurück zur Agentenhandlung: Trotz ihrer Unfähigkeit und Unerfahrenheit und trotz der Tatsache, dass die drei vampirischen Neu-Agenten entgegen aller Geheimhaltungsrichtlinien und Sprechverbote mit Hinz und Kunz über ihre Aufträge quatschen, gehen die Missionen mehr oder weniger erfolgreich über die Bühne, sodass die Anfänger anschließend die Menschheit retten sollen, indem sie eine Atombombe unschädlich machen. Warum auch nicht, wer sollte sich für diese Mission besser eignen als ein geflügelter Haufen redseliger Anfänger?! Anders gesagt: Das Buch nimmt mit fortschreitender Dauer rasant an Schwachsinnigkeit zu – und zwar was Handlung, Gedankenwelt der Heldin und Dialogführung angeht. Zudem werden noch Hintergrundinformationen eingestreut, die uns unsere Welt erklären. So erfahren wird, dass Saddam Hussein den Irak mittels schwarzer Magie regiert hat, und dass seit den Ereignissen des 11. September das Land mit all seinen Werten auf dem Spiel steht und jetzt von Vampiren (die sich übrigens in Js Augen am Ende als eine Mischung aus Mensch und Engel (!) entpuppen und eindeutig zu den Guten gezählt werden können) gerettet werden muss. Tolle Aussichten!

Zu dieser hanebüchenen Handlung, gepaart mit der wirren Gedankenwelt der Heldin und unsinnige Dialogen, kommen Figuren, die extrem unsympathisch sind – und zwar samt und sonders! Allen voran Daphne, die ganz fürchterlich mit ihrer verkorksten Vergangenheit hadert, unglaubwürdig, blauäugig, nervig und trotz ihrer Superhero-Fähigkeiten eine denkwürdig unfähige Agentin ist. Das beste an ihr sind – von den Sextechniken abgesehen, die ihn verrückt machen – ihre Anflüge von Realitätssinn; so stellt sie u.a. fest, dass ihr die ganze Sache über den Kopf wächst (S. 231), dass sie hirnlos ist, weil sie lieber von Darius schwärmt statt ihren Auftrag zu erfüllen (S. 265) und dass sie vielleicht besser nicht Spionin geworden wäre (S. 303). Tja, wer wollte da widersprechen?! Endgültig den Verstand verliert sie im Zusammenhang mit den Ereignissen um den völlig besessenen Darius gegen Ende des Buchs, was wohl die Spannung auf den nächsten Band der Serie wecken soll. Klappt aber nicht, ganz im Gegenteil!

Fazit:
2/15 – Vampire als Geheimagenten im Dienste des FBI – das hätte wirklich nett werden können, doch leider wurde die gute Grundidee völlig vergeigt. Die USA mögen Daphy, die Vampirspionin brauchen, wie man ihr verkündet, ich brauch sie definitiv nicht!

Tanya Carpenter: Tochter der Dunkelheit

1. Teil der Ruf-des-Blutes-Serie

Inhalt:
Als Melissa Ravenwood dem Geheimbund der Ashera beitritt hofft sie, mit ihrem bisherigen Leben auch all die Lügen und Intrigen hinter sich zu lassen, die ihre Welt in einem Sekundenbruchteil zum Einsturz brachten. Doch stattdessen wird sie zum Spielball ebenso sinnlicher, wie gefährlicher Dämonen. Vampire – wie ihr rätselhafter Geliebter Armand, der Schuld an ihrem Schicksal trägt. Und auch Franklin Smithers, der Leiter des Ashera-Ordens scheint von düsteren Geheimnissen umgeben, deren Ursprung in Melissas Vergangenheit liegt.

Kommentar:
Ich bin ja wirklich hart im Nehmen und breche praktisch nie ein Buch ab, aber bei »Tochter des Blutes« hab selbst ich auf Seite 85 kapituliert und beschlossen, mich nicht weiter zu quälen. Das Machwerk ist so schlecht, dass ich nicht mal Lust hatte, es als Lästerobjekt für einen Verriss zu benutzen, denn ich konnte es einfach keine Seite länger ertragen.

Die Geschichte startet schon völlig schwachsinnig: Ein Vampir taucht des nachts in Hexe Melissas Zimmer auf, als sie gerade nackt vor dem Spiegel rumsteht, doch statt alarmiert zu sein, fühlt sie sofort, dass er ihr nichts tun will – auch wenn sie schon n bisschen Angst hat, zumindest anfallsweise. Stattdessen findet sie ihn lieber total sexy und aufregend, weil er ja so düster-geheimnisvoll ist, und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Gut, wenn man weiterliest, wundert einen diese Reaktion nicht mehr, denn Melissa ist einfach durch und durch doof und naiv und erinnert frappierend an einen 15-jährigen Teenie. Blöd, dass sie eigentlich eine Mittzwanzigerin darstellen soll, die gerade ihren Abschluss in Geschichte und Archäologie gemacht hat, und die neben einer Portion Fleiß wohl über ein hohes Maß an Intelligenz bzw. Auffassungsgabe verfügen soll, denn wieso sonst würde so eindringlich betont, dass sie für dieses anspruchsvolle Studium nur acht Semester (das dürfte wohl die Mindeststudienzeit sein) gebraucht hat?! Wie auch immer die Autorin sich die Figur vorstellt, auf mich wirkt sie durch und durch kindisch, manipulierbar und kein bisschen gefestigt und selbstbewusst, was sich auch darin manifestiert, dass sie grundsätzlich von ihrer Meinung ablässt, sobald ihr jemand widerspricht, und ihr ganzes Sein und Denken auf Armand konzentriert.

Ausgerechnet auf Armand, der keinen Deut sympathischer ist als die Hexe selbst, und der sich im Wesentlichen dadurch auszeichnet, dass er kein klares Profil hat: Er soll wohl düster und arrogant rüberkommen und so ein schicksalsgebeutelter harte-Schale-weicher-Kern-Vampir sein, ist aber nicht überzeugend angelegt. Er ist einfach ein richtiges Arschloch, arrogant, anmaßend und herablassend. Außerdem nerven die von ihm ständig eingestreuten französischen Wörter bzw. Sätze (die dann auch noch zusätzlich übersetzt werden) fürchterlich. Eine Warnung an alle, die es ausschließlich monogam mögen: Armand hält nicht viel von Monogamie und auch nicht von Heterosexualität; er machts auch gern mal mit Männern.

Ob die Geschichte möglicherweise noch besser oder interessanter geworden wäre und inwieweit sich die Personen vielleicht noch zu ihrem Vorteil entwickelt hätten, vermag ich nicht zu sagen. Es ist mir aber auch vollkommen egal, denn die gravierenden sprachlich-stilistischen Mängel hätte die beste Geschichte der Welt nicht wettmachen können. Über das »Stilmittel« der mehr als einfachen, massenhaft aneinandergereihten Kurzsätze, gern auch ohne Prädikat, kann man ja noch streiten. Nicht mehr streiten kann man aber über zahllosen falschen semantischen wie inhaltlichen Bezüge und andere sprachliche Unzulänglichkeiten, die – wenn schon nicht der Verfasser selbst – wenigstens ein Lektor bemerken sollte. Kleine Kostprobe gefällig?

»Das Haus, in dem ich meine Kinderzeit verbrachte, lag an einem kleinen See, ein Stück außerhalb von Thedford. Er war aus Holz und Stein massiv gebaut, hatte eine große Veranda an der Vorderseite und eine kleinere nach hinten zum Garten. Es war schön hier. Umgeben von dem kleinen Wäldchen, das den Namen Bylden Wood trug. Aber auch sehr einsam.«

Nein, ich hab mich nicht vertippt. Und ich hab auch nix ausgelassen. Das steht da so, direkt auf S. 4 – wobei das nicht die ersten Auffälligkeiten waren! Ehrlich mal, wie könnte man da nicht augenblicklich die Lust verlieren?! Und wie kann es sein, dass das Buch bei Amazon 4 Sterne bei 29 Bewertungen hat, davon 18 5-Sterne-Bewertungen? Haben die Leute, die 19,50 Euro für ein Buch ausgeben, denn überhaupt keine Ansprüche an das Werk? Und finden die das wirklich toll, wollen sie es toll finden oder finden sie einfach alles toll? Sind die eventuell alle verrückt – oder doch ich? Mit dieser philosophischen Frage verabschiede ich mich fürs Erste und ziehe mich mit einem hoffentlich besseren Buch in die Badewanne zurück!

Wertung:
Ungenügend! Eine absolute Zeitverschwendung!