Zuletzt gelesen

Kategorien

Amazon-Partnerprogramm

Hinweis: Alle Amazon-Links sind Affiliate-Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, wenn du auf den Link klickst und bei Amazon einkaufst. Das hilft mir, den Blogs zu finanzieren.

Loretta Chase: Eine hinreißend widerspenstige Dame

Originaltitel: Mr. Impossible
2. Band der Carsington-Serie

Inhalt:
Ägypten, 1821: Daphne ist verzweifelt: Ihr geliebter Bruder Miles wurde entführt. Kann ausgerechnet der Engländer Rupert Carsington ihm das Leben retten? Zwar ist der Mut des attraktiven Draufgängers legendär – aber auch sein Talent, Probleme magisch anzuziehen. So muss Daphne ihn auch erst mal aus einem Kerker in Kairo auslösen, ehe sie mit ihm aufbrechen kann zu einer abenteuerlichen Reise auf dem Nil.

Kommentar:
Dieses Buch hat eigentlich alles, was ein guter Liebesroman braucht: feinsinnigen Humor, spritzige Dialoge und sympathische Protagonisten. Zugegeben, Daphne kommt bisweilen ein wenig spröde rüber und könnte ein wenig emotionaler sein, um den Leser so richtig zu fesseln, aber diesen kleinen »Makel« macht der abenteuerlustige Rupert, der einem manchmal vorkommt wie ein ungestümer Lausejunge, locker wieder wett. Das Setting Ägypten ist außergewöhnlich und gerade deshalb interessant, und die Rahmenhandlung beinhaltet so spannende Themen wie Schatzsuche, Papyri, Hieroglyphen, Pyramiden, Grabraub und Mumien.

Ich weiß nicht wirklich, wieso ich mit dem Buch dennoch nicht warm wurde, aber ich habe eine Ahnung: Ich bin absolut kein Fan von klassischen Abenteuergeschichten, und dieses Buch ist mindestens ebenso sehr Abenteuergeschichte wie Liebesroman. Die Erlebnisse, die Daphne und Rupert auf ihrer Suche nach Miles durchzustehen hatten, konnten mich zu keinem Zeitpunkt wirklich fesseln, und obwohl mich natürlich interessiert hat, wie die beiden Protagonisten zusammenfinden, hat mich das Buch einfach nicht gepackt. Für meinen Geschmack mangelt es dem Buch einfach an Emotionalität – dass die Protagonisten ernsthafte Gefühle abseits von Lust füreinander hegen, ist zumindest mir in all der Aufregung um die abenteuerliche Suche nach Miles und zwischen den Begegnungen mit all den Erzschurken entgangen.

Wertung:
10/15 – Prinzipiell ein gutes Buch, das aber wegen zu viel Abenteuern und zu wenig Liebe nicht wirklich meinen Geschmack trifft.

Laura Kinsale: Triumph der Herzen

Originaltitel: Flowers from the Storm

Inhalt:
Christian Langland ist ein stadtbekannter Schürzenjäger, die Art von Mann, die Maddy Timm, die ehrbare und gottesfürchtige Tochter eines Quäkers, nur mit Verachtung straft. Dennoch berührt es sie, als sie von seinem plötzlichen Tod erfährt. Vollkommen erstaunt ist sie aber, als sie beim Besuch eines Sanatoriums dem Totgeglaubten gegenübersteht. Er hat seine Sprache verloren, und Maddy spürt, dass sie ihm helfen muss. Durch ihre liebevolle Zuwendung flicht sich ein erst zartes, dann leidenschaftliches Band zwischen den beiden …

Kommentar:
Ein wirklich außergewöhnlicher Liebesroman, verhältnismäßig anspruchsvoll und sehr eindringlich. Gleich in mehrfacher Hinsicht fällt das Buch aus dem Rahmen der Romance-Standardkost: Nicht nur spielt der Glaube der Protagonistin eine ziemlich zentrale Rolle, sondern der Protagonist ist darüber hinaus ein Schlaganfallpatient, der wegen seines »Irrsinns« weggesperrt wird.

Insbesondere die erste Hälfte des Buchs, die in der Nervenheilanstalt spielt und die Beurteilung von psychischen Krankheiten und die therapeutischen Maßnahmen der damaligen Zeit nahebringt, ist beeindruckend. Das gilt vor allem für die Passagen, die aus Christians Sicht geschrieben sind: die eindringliche Schilderung seines Zorns, seiner Frustration und seiner Verzweiflung, weil er nicht kann, wie er will, weil er hört, aber nicht versteht, weil er die richtigen Worte nicht findet oder sie kennt, aber nicht aussprechen kann, weil er bei voller Zurechnungsfähigkeit für schwachsinnig gehalten wird, obwohl er eigentlich klar im Kopf ist. Seine Wut über die eigene Handlungsunfähigkeit machen ihn unberechenbar und aggressiv, doch seine Gewaltausbrüche führen nur zu weiteren Demütigungen und Entmündigungen, die noch mehr Zorn und Hoffnungslosigkeit hevorrufen. Aus diesem Kreislauf kann er erst ausbrechen, als Maddy im Sanatorium auftaucht, die erkennt, dass er kein schwachsinniger Idiot und keine Bestie ist, und die ihm endlich die Geduld und das Verständnis entgegenbringt, die er braucht, um das Sprechen und die Feinmotorik neu zu lernen – Basis für die Aufnahme eines »normalen« Lebens.

Mit dem Wiederaufbau seines alten Lebens befasst sich die zweite Hälfte des Buches. Es gilt zahlreiche Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die ihm unter anderem von der Verwandtschaft in den Weg gelegt wird, die Christian entmündigen lassen will, um an seine Besitztümer zu kommen. Für meine Begriffe etwas verwirrende Passagen über Schulden, Kredite und korrupte Handlungsbevollmächtigte spielen dabei ebenso eine Rolle wie eine frühere Geliebte, wesentlich ist aber vor allem die Entwicklung der Beziehung zwischen Maddy und dem Herzog. Hier kommt Maddys Glaube ins Spiel, denn als Quäkerin darf sie keinen Weltlichen lieben, geschweige denn heiraten, sonst wird sie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Ihre Zerrissenheit zwischen Liebe und Glaube bzw. Glaubensgemeinschaft ist prinzipiell durchaus realistisch dargestellt, für mich aber trotzdem schwer nachzuvollziehen. Als wenig religiöser Mensch kann ich einfach kein Verständnis aufbringen, wenn sich der Glaube über alles andere erhebt – oder besser: wenn Menschen den Glauben über alles andere erheben. Für mich waren also diese glaubensmotivierten Handlungspassagen schwer greifbar, wenngleich sie mehrfach auslösende Momente für den Handlungsfortgang waren und das Buch ohne sie – zugegebenermaßen – so nicht funktioniert hätte.

Fazit:
13/15 – Ein sehr gutes Buch, das zwar unzweifelhaft ein Liebesroman, aber dennoch weit mehr als der herkömmliche herzzerreißende kitschige Schund ist, den man aufgrund des Titels und der Covergestaltung erwarten würde. Die zweite Hälfte des Buches ist teilweise etwas langatmig, die erste Hälfte ist aber mit das beste, was ich in letzter Zeit in diesem Genre gelesen habe.

Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels

Originaltitel: L’Élégance du hérisson

Inhalt:
»Ich heiße Renée. Ich bin vierundfünfzig Jahre alt. Seit siebenundzwanzig Jahren bin ich Concierge in der Rue de Grenelle 7, einem schönen herrschaftlichen Stadthaus mit Innenhof. Ich bin Witwe, klein, hässlich, mollig, ich habe Hühneraugen und in gewissen Morgenstunden einen Mundgeruch wie ein Mammut. Doch vor allem entspreche ich so genau dem Bild, das man sich von den Conciergen macht, dass niemand auf die Idee käme, ich könnte gebildeter sein als all diese selbstgefälligen Reichen.«

»Ich heiße Paloma, bin zwölf Jahre alt, ich wohne in der Rue de Grenelle 7 in einer Wohnung für Reiche. Meine Eltern sind reich, meine Familie ist reich, und meine Schwester und ich sind folglich potenziell reich. Doch ich weiß schon lange, dass die Endstation das Goldfischglas ist, die Leere und der Unsinn des Erwachsenenlebens. Warum ich das weiß? Der Zufall will, dass ich sehr intelligent bin. Daher habe ich meinen Entschluss gefasst. Am Ende dieses Schuljahres, an meinem dreizehnten Geburtstag, werde ich Selbstmord begehen.«

Kommentar:
Meinen ersten nicht sehr positiven Eindruck muss ich nach Beendigung des Buchs zumindest zum Teil revidieren. Der Einstieg ist wahrhaft schwierig, doch mit Einzug des Japaners Ozu in die Rue de Grenelle 7 kommt zumindest etwas Leben in die Handlung – und in die Hauptfiguren, die sich zuvor im Wesentlich innerhalb ihrer Geisteskonstrukte abseits der Realität bzw. auf der Flucht vor der Realität zu bewegen schienen.

Doch trotzdem: Das Buch ist merkwürdig, so merkwürdig und widersprüchlich wie seine Figuren – irgendwo zwischen unerträglich und faszinierend, langweilig und mitreißend. Die Handlung ist eigentlich über weite Strecken nebensächlich, es geht in diesem Buch um das Leben und alltägliche Situationen, die ausreichend Anlass für die Betrachtungen durch zwei hochintelligente Außenseiter liefern. Deren Gedanken und Ausführungen sind teils ausschweifend, fürchterlich ermüdend und oft schwer fassbar, besonders dann, wenn sie sich mit philosophisch-metaphysischen Themen und den schönen Künsten befassen. Die Schilderung alltäglicher Situationen und Gespräche sowie die trockenen, mitunter zynischen Kommentare dazu sind hingegen vielfach großartig und wiegen die abgehobeneren Passagen wieder auf. Trotzdem hatte ich oft den Eindruck, Barbery liefert einen Tick zu viel des Guten, die paar Ausführungen mehr, die nicht nötig wären und das Buch nicht besser machen – im Gegenteil.

Und dann das Ende … Für meine Begriffe ist diese Auflösung überflüssig, ärgerlich und unpassend, weil es dem Handlungsverlauf und Renées Entwicklung zuwider läuft und die Hoffnung nimmt, die das Buch zuvor gemacht hat. Denn was ist denn die Moral von der Geschicht: Anhaltendes Glück gibt es nicht? Man könnte fast meinen, selbst der Autorin sei die Beziehung zwischen Renée und Ozu mit all ihren Veränderungen zu einfach und zu glatt über die Bühne gegangen, weshalb sie ein solches Ende brauchte, um das Buch vor dem Makel des Kitschs zu bewahren.

Fazit:
8/15 – Ein Werk mit absoluten Höhen und Tiefen, die sich gegenseitig aufwiegen und am Ende zu einer durchschnittlichen Wertung führen. Ich empfehle die Lektüre trotzdem, denn trotz aller Abstriche sind viele der Passagen und Gedanken einfach wunderschön, erhellend, erheiternd und lesenswert.

Lori Handeland: Wolfsglut

Originaltitel: Dark Moon
Night Creatures, Book 3

Inhalt:
Seit sieben Jahren gilt Dr. Elise Hanover offiziell als vermisst. Dabei ahnt kaum jemand, dass sie in Wahrheit zu einer geheimen Organisation von Werwolfjägern gehört und im Verborgenen arbeitet. Doch Elise hütet ein noch weitaus finstereres Geheimnis: Einmal im Monat verwandelt sich die Wissenschaftlerin nämlich selbst in eines der haarigen Ungeheuer. Fieberhaft sucht sie deshalb nach einem Heilmittel gegen die Lykanthropie (Gestaltwandlung). Da taucht unerwartet Elises einstiger Geliebter, der FBI-Agent Nic Franklin, auf der Bildfläche auf und stellt ihre Gefühlswelt vollkommen auf den Kopf

Kommentar:
Nach diversen Fehlgriffen in letzter Zeit musste mal wieder ein Garant für gute Unterhaltung her, und – um es vorweg zu nehmen – Handeland war trotz einiger Kritikpunkte durchaus eine gute Wahl. Das Buch startet temporreich, und man wird ohne jedes Vorgeplänkel in die Handlung hineingezogen. Gleich mit dem ersten Wiedersehen nimmt die Beziehung zwischen Dr. Elise Hanover und ihrer unvergessenen Jugendliebe Nic ihren Lauf. Diese Entwicklung ist eng verbunden mit Elises Suche nach der eigenen Identität und verläuft teilweise etwas zu extrem, zu unemotional und libidofixiert, um glaubwürdig oder gar fesselnd zu sein. Hinzu kommt, dass Elise zwar intelligent, aber zu unterkühlt und vernunftbeherrscht ist, um zu faszinieren, während Nic zu jeder Zeit blass bleibt – vielleicht auch deshalb, weil er, nachdem er endlich eingeweiht ist, alle übernatürlichen Phänomene viel zu selbstverständlich hinnimmt. Immerhin gesteht die Autorin dem aufgeschlossenen FBI-Mann einen Konflikt wegen Elises Werwolfdasein zu, wenngleich dieser nicht allzu deutlich herausgearbeitet ist und sich arg klischeehaft in Wohlgefallen auflöst.

Die Ereignisse um die verschwundenen Leichen in Fairhaven sind hinsichtlich des mythischen Hintergrunds eigentlich interessant, allerdings scheint mir die Geschichte stellenweise etwas unausgegoren, widersprüchlich und nicht immer logisch. Hinzu kommt, dass die Jägersucher teilweise fürchterlich nerven. Edward Mandenauer wirkt mehr und mehr wie ein gewaltverherrlichender tyrannischer Despot, und die beiden ehemaligen Protagonistinnen sind kaum aushzuhalten: Vor allem Jessies permanente Aggressivität und Respektlosigkeit waren schwer zu ertragen. Das freundliche, geradezu fröhliche Verhältnis zwischen Mandenauer und seinen beiden neuen Protegés Leigh und Jessie passt überhaupt nicht zu den Personen, ebenso wenig wie Elises freundschaftliche Gefühle, die sie aus irgendwelchen Gründen auf einmal für Jessie entwickelt. Figuren und Beziehungen sind in diesem Buch alles in allem nur bedingt glaubwürdig und das eigentliche Manko bei »Wolfsglut«.

Fazit:
10/15 – Gerade noch gut, aber der bislang mit Abstand schwächste Teil der Serie. Bleibt zu hoffen, dass es mit »Wolfsfieber« wieder aufwärts geht.

Kimberly Raye: Dead End Dating

Deutscher Titel: Suche bissigen Vampir fürs Leben
Dead End Dating, Book 1

Inhalt:
Manhattan, New York: Gräfin Lilliana Arabella Guinevere du Marchette, von ihren Freunden kurz Lil genannt, entstammt einer alten und respektablen Vampir-Familie. Um dem Drängen ihres Vaters zu entgehen, der sie am liebsten als Mitarbeiterin in seiner erfolgreichen Copyshop-Kette sehen möchte, beschließt Lil eine Dating-Agentur zu gründen. Doch ihre Klienten sind keine gewöhnlichen Sterblichen, sondern einsame Vampire, liebestolle Werwölfe und andere übernatürliche Wesen. Da kommt eines Tages der charmante Kopfgeldjäger Ty Bonner in Lils Agentur, um sie vor einem Kidnapper zu warnen, der Frauen über Kontaktanzeigen sucht. Ist womöglich einer von Lils Klienten der Täter?

Kommentar:
Eine Dating-Agentur für Vampire, das klang mal nach einer frischen, guten Idee, also hab ich ohne Zögern zugeschlagen, als ich über das Buch gestolpert bin. Dann hab ichs aber doch im Regal ungelesener Bücher verstauben lassen. Kein großer Verlust, wie ich jetzt feststellen musste, denn so gut die Grundidee sein mag, so enttäuschend ist das Werk. Fairerweise muss ich sagen, dass ich zu einem inhaltlichen Urteil gar nicht gekommen bin, denn leider musste ich »Dead End Dating« nach zwei Kapiteln abbrechen. Ich konnte beim besten Willen nicht mehr weiterlesen, sonst hätte ich hier irgendwas kaputt gemacht, weil mich der Stil der Autorin so aggressiv gemacht hat. Kostprobe? Bitte sehr, hier ist eine (der Einfachheit halber aus der deutschen Fassung, die aber dem englischen Original gut entspricht und die bei Lyx online ist):

Für diejenigen unter Ihnen, die mich noch nicht kennen: Mein Name ist Gräfin Lilliana Arabella Guinevere du Marchette (ja, ich weiß), aber meine Freunde nennen mich Lil.
Ich meine, also ehrlich, was hat sich meine Familie dabei bloß gedacht? Heutzutage ist es schon schwierig genug, ein alleinstehender, arbeitsloser, fünfhundertjähriger weiblicher Vampir zu sein, ohne dieses ganze angeberische Getue von wegen französischer Adel und dazu noch diesen ganz altmodischen, schwachsinnigen Namen, der noch nicht mal in die Zeile auf dem Antrag für eine Visa-Karte passt. So hat halt jeder sein Kreuz zu tragen. (Ups, das war wohl eine eher unglückliche Wortwahl. Mein Fehler.)
Sagen wir einfach, das Leben ist ohnehin schon hart genug für eine Frau, und der Tod ist auch nicht viel besser. Nach wie vor er wartet man von uns, diesem Image von wegen Barbie der Nacht gerecht zu werden – perfekte Figur, perfekte Haare, perfekte Klamotten, perfekte Eckzähne – und uns fortzupflanzen, für die Familie zu jagen und dafür zu sorgen, dass die kleine Morticia nicht die Wände anmalt oder Baby Vlad seiner Graf-Dracula-Puppe nicht die Augen rausdrückt und sie runterschluckt. So viel zum Thema Stress.
Das betrifft natürlich nur den typischen, hingebungsvollen weiblichen Vampir.
Ich auf der anderen Seite habe in den letzten einhundert Jahren noch nicht mal eine anständige Verabredung gehabt, geschweige denn einen Traum-Graf-Dracula gefunden. Deshalb ist mein Leben ein bisschen unkomplizierter. Denn ich bin nicht – ich wiederhole: nicht – einsam.
Ich bin ein heißer, absolut hammermäßiger Single-Vampir mit einem Gespür für Accessoires, einer Handvoll supersüßer Freunde – im wahrsten Sinne des Wortes – und einem sehr teuren Therapeuten. Genug fürs Erste. (S. 7f.)

Ich mag eine gewissen Schnoddrigkeit, aber das finde ich wirklich absolut unerträglich. Und mir ist zwar durchaus bewusst, dass stilistische Eigenheiten unbestreitbar eine Frage des persönlichen Geschmacks sind, aber es wundert mich trotzdem, dass ich das Buch im Allgemeinen noch so relativ gute Kritiken kriegt, weil es ja nun wirklich sehr eigen geschrieben ist. Offenbar fehlt mir einfach der Humor!

Fazit:
Abgebrochen. Geht gar nicht. Inhaltlich kann ich das Buch natürlich nicht beurteilen, aber stilistisch eine Katastophe. Ich empfehle jedem Interessierten, vor dem Kauf unbedingt in das Buch reinzulesen, damit er nicht so nen Reinfall erlebt wie ich!

Eloisa James: Heiße Nächte der Leidenschaft

OT: Midnight Pleasures
2. Teil der Midnight-Serie

Inhalt:
England, 19. Jahrhundert: Lady Sophie York gilt als der Star der Londoner Gesellschaft. Sie, die Tochter des Marquis von Brandenburg, ist nicht nur schön, sondern auch klug und reich. Die begehrtesten Junggesellen der Stadt reißen sich um sie doch sie liebt nur einen: den gutaussehenden Lebemann Patrick Foakes. Da sie aber auf keinen Fall einen Schürzenjäger heiraten will, weist sie ihn ab. Stattdessen nimmt sie den Antrag seines langweiligen Freundes Lord Slaslow an. Patrick ist tief verletzt, denn auch er liebt Sophie. Als Slaslow ihn bittet, eine Brautentführung zu inszenieren, wittert Patrick eine zweite Chance …

Kommentar:
Du lieber Gott, ich danke dir, dass ich dieses Buch unbeschadet beenden konnte! Leider hat mich mein erster Eindruck nicht getäuscht – das Buch blieb nicht nur so fürchterlich wie geahnt, es wurde noch viel fürchterlicher! Wie bereits nach den ersten Seiten vermutet, jagt in diesem Buch wirklich ein Missverständnis das nächste, und zwar zwischen allen Personen und schon von Seite 1 an bzw. – um ganz genau zu sein – schon bevor das Buch überhaupt beginnt. Missverständnis 1 ist nämlich: Obwohl Sophie Patrick liebt, lehnt sie seinen Heiratsantrag ab, weil sie denkt, der Lebemann liebe sie nicht, sondern fühle sich gezwungen, sie zu heiraten, weil er sie in eine kompromittierende Situation gebracht hat. Als wäre das nicht schon verwirrend genug, geht er davon aus, dass er ihr nicht gut genug sei, weil er keinen Titel hat. Dieses Missverständnis wäre ja noch verzeihlich – kann ja mal passieren –, nur leider geht es in dem Stil weiter. Die ganze Handlung, jeder Dialog basiert darauf, dass X was anderes meint als Y versteht oder alternativ, dass X Y irgendeinen Unsinn unterstellt, den Y aber aus unerfindlichen Gründen nicht richtigstellt. Wer glaubte, dass das offen ausgesprochene, aber unaufgeklärte Missverständnis im Vorgängerband, das fast zum Zerwürfnis der Ehe geführt hätte, der Gipfel war, der wird hier eines besseren belehrt. Ein paar Beispiele:

***Achtung! SPOILER!***

– Sophie weint vor Rührung, Patrick glaubt, sie weine vor Trauer.
– Sophie glaubt (das hat sie von ihrer völlig bekloppten Mutter), dass Männer keine gebildeten Frauen mögen, und verschweigt Patrick deshalb, dass sie (mindestens) 7 Sprachen spricht. Patrick hält sie derweil für dumm, weil sie (beim Lernen) vor sich hinmurmelt; er denkt sie tue das, weil sie nicht richtig lesen kann.
– Sophie ist sauer, weil er nicht mir ihr redet und ihr nicht gesagt hat, dass er ein Herzogtum verliehen bekommen hat; er findet, sie solle sich freuen, sie sei doch so scharf auf Titel.
– Sophie verzehrt sich nach ihm, Patrick denkt aber, sie sei damit zufrieden, ein Leben wie eine Nonne zu führen.
– Patrick ist überzeugt, dass Sophie ein Verhältnis mit ihrem Ex-Verlobten hat, sie sagt ihm aber nicht, was der Grund dafür ist, dass sie ständig mit diesem zusammen ist. Deshalb kommt Patrick nicht nach Hause, weshalb Sophie wiederum glaubt, er habe eine Geliebte. Da sie sich aber vorgenommen hat, alles zu schlucken und nicht zu lamentieren, wirft sie ihm nichts vor, weshalb er denkt, es sei ihr egal. Als sie ihm schließlich sogar explizit vorwirft, eine Geliebte zu haben, widerspricht er nicht mal.
– Patrick will kein Kind, weil er Angst hat, dass sie bei der Geburt sterben könnte, sagt ihr den Grund aber nicht, weshalb sie denkt, er wolle keine Kinder, weil er sie nicht liebe und eben keine Kinder will. Was sie natürlich zutiefst unglücklich macht, weil sie einen ganzen Stall voller Kinder will und außerdem bereits schwanger ist.
– Sophies Kind stirbt im Mutterleib und sie erleidet eine Fehlgeburt; Patrick glaubt, sie erleide eine Fehlgeburt, weil sie gestritten haben und er sie so aufgeregt hat (und sie daraufhin die Treppe runtergefallen ist).

***SPOILERENDE***

Die Liste könnte man endlos fortsetzen, aber ich wills dabei belassen. Es sei erwähnt, dass am Ende innerhalb von 30 Seiten sämtliche Missverständnisse aufgeklärt werden und alle Puzzleteile sich für alle Beteiligten ganz selbstverständlich zusammenfügen. Na ja, fast. Natürlich darf es nicht ganz ohne Missverständnisse zu Ende gehen: Als Sophie Patrick – erstmals! – ihre Liebe gesteht, denkt der natürlich, sie sage das nur, weil sie sich dazu verpflichtet fühle, denn in Wahrheit gehört ihr Herz ja dem Ex-Verlobten (den sie – wohlgemerkt! – für Patrick hat sitzen lassen!). Und da er nicht will, dass sie ihn anlügt, lautet seine Antwort: »Du musst das nicht sagen.« Und sie denkt: »Oh, er hat die ganze Zeit gewusst, wie es um meine Gefühle bestellt ist; dass ich ihn liebe. Ich muss es ihm also nicht noch mal bestätigen.« Grrrrrrr.

Eigentlich überflüssig, noch mehr zu diesem Buch sagen oder ein Wort über sämtliche weitere unlogische und unausgegorene Handlungselemente zu sprechen, ich möchte aber noch erwähnen, dass Patrick ein ebenso fürchterlicher, arroganter, blasierter, selbstgefälliger Schnösel ist wie sein Bruder in »Ekstase der Liebe«, und dass unser Blaustrumpf Sophie (auch ebenso wie Charlotte im Vorgängerband) trotz ihrer Klugheit und beachtlichen Bildung so naiv ist, dass es brummt. Mit anderen Worten: Von den Protagonisten ist hier auch nix zu erwarten – was aber zugegebenermaßen auch nicht wirklich anzunehmen war. Dass die Autorin in Sachen Nebenfiguren nicht über sich hinausgewachsen ist, ist wohl kaum der Rede wert, besonders hervorheben möchte ich aber Sophies stetig nervenden Ex-Verlobten Braddon, der eine lächerliche Karrikatur eines englischen Adligen darstellt und einfach nur ein dummes Weichei ist.

Ganz fürchterlich unerträglich ist auch die Angewohnheit der Autorin, die Geschichte aus unzähligen Perspektiven zu erzählen: die Ereignisse werden nicht nur von Sophie und Patrick geschildert und erlebt, sondern auch aus der Sicht von Patricks Bruder, seiner Schwägerin, des Butlers, der Zofe, Sophies Mutter und Vater, Braddon, Madeleine, Henri usw. Und als Eloisa James gar niemand mehr einfällt, aus dessen Sicht sie irgendwas erzählen könnte, gipfelt das »Headhopping« darin, dass uns das Geschehen aus der Sicht imaginärer Engel nähergebracht wird, in Konjunktivform: »Hätten in dieser Nacht Engel ins Stadthaus geblickt, hätten sie gesehen, dass beide Eheleute kein Auge zugetan haben.« Also, ich hab ja wirklich schon viel erlebt, aber dazu fehlen mir wirklich endgültig die Worte.

Fazit:
3/15 – Ein wirklich grauenvolles Buch, das mich mit fortschreitender Handlung (und zunehmender Anzahl an Missverständnissen bzw. Nicht-Aufklärung derselben) immer wütender gemacht hat. Und so kann man Patrick nur zustimmen, wenn er sagt: »Wir sind zwei ausgewachsene Dummköpfe, Sophie. Warum haben wir nicht miteinander geredet?«

Leah B. Natan: Unsterblich

Inhalt:
Ashe ist eines der unsterblichen Geschöpfe, die hier ihre Geschichte erzählen. Zusammen mit Alex, Mia und dem jungen Zögling Stephen durchlebt er ebenso sinnliche, wie auch qualvolle Zeiten, erfährt Lust, Verlangen und Aufopferung. Er entführt mit seinen Schilderungen in eine fremdartige Welt, die völlig anders erscheint und doch gar nicht so weit entfernt von der menschlichen liegt. Denn auf einer gewissen Ebene beherrschen uns noch immer die alten Instinkte, die zweite Natur, das Tier …

Kommentar:
Ich hab zur Zeit kein Glück bei meinen Experimenten – und das Buch nach 70 Seiten entnervt abgebrochen. Nicht nur, weil es inhaltlich verwirrend bis unsinnig erschien und ich nicht mehr hören mochte, wie wunderbar Tiere und wie böse Menschen sind, sondern vor allem, weil ich den Stil einfach nicht länger ertragen konnte. Ohne jede Frage hat sich die Autorin sehr viel Mühe gegeben, dem Text Leben einzuhauchen, gelungen ist es mitnichten. Ich genieße schöne Worte durchaus, aber hier wird der poetische Stil auf die Spitze getrieben bzw. weit darüber hinaus; zumindest für meinen Geschmack sind die seitenlangen Szenenbeschreibungen zu lyrisch-metaphorisch und klischeeüberladen, ohne die Handlung irgendwie voranzubringen. Was ich meine:

Die Wälder waren endlos, tief und unberührt von Menschenhand, verwoben wie tiefster Urwald, smaragdgrün und lichtdurchflutet. Es roch nach Leben und Tod, nach Verfall und süßer Verwesung von Pflanzen und Tieren. Die Sonne, die gerade über dem Horizont wiederauferstanden war, fiel im goldenen Ton des Herbstes durch die mächtigen Stämme, Nebel krochen lautlos über Moos, Farn und durftendes Laub. Linden glühten prächtig in hellem Gold, der Ahorn leuchtete blutrot und purpurn im jungfräulichen Licht des Herbstes.
Auf meinem Weg, Meile um Meile, durch die Wildnis begegnete ich tauschweren Netzen feinster Baukunst, die schwer zwischen Ästen hingen, sah hier und da im Dickicht das Felle eines Rehs aufleuchten wie eine Kastanie, die man frisch aus ihrem grünen Bett hervorlockt. Die Augen der Tiere sahen mich an wie die von scheuen Mädchen, gänzlich unschuldig und ahnungslos. Auf Lichtungen und am Fluss sammelte sich der Morgennebel. Mächtige Schatten erschienen wie Waldgeister in seinen Schwaden, die Häupter der Wesen erhoben sich stolz, warfen sich empor, und urtümliche Laute der Liebeslust hallten durch den sonst totenstillen Wald.
Silbrig blitzten die weißen Enden ihrer Geweihe in den ersten Lichtstrahlen. Das alte Tier am Waldrand blickte mich an, erstarrt zu Stein, eine Statue urtümlicher Kraft. Sein Gesicht war eine fast weiße Maske, die Augen riesig, klug und dunkel. Klüger als die der meisten Menschen, denen ich begegnet war. Es schnaubte, zitterte, sog die Luft ein, während ich fast bewegungslos dastand. Dann setzte sich sein Leib mit einer Leichtigkeit in Bewegung, die jeglicher Schwerkraft zu trotzen schien. (S. 5)

Diese Aneinanderreihung von Adjektiven, Metophorismen und Personifikationen war für mich wirklich nicht länger als 70 Seiten auszuhalten; aber natürlich gibt es natürlich eine Menge Leser (s. Amazon-Rezensionen), denen dieser Stil gefällt und die das Buch wunderbar gefühlvoll und ganz besonders finden. (Wobei: »Besonders« finde ich es ja auch – besonders schlecht! Ein eindeutiger Fall für Buchticket. )

Wertung:
Keine Wertung, weil ich das Buch ja nach knapp einem Drittel abgebrochen habe.

Mary Balogh: At Last Comes Love

3. Teil der Huxtable-Serie

Inhalt:
Fünf Jahre nachdem er seine Braut vor dem Altar hat sitzen lassen und mit seiner »Schwägerin« Laura durchgebrannt ist, veranlasst die pure Verzweiflung Duncan Pennethorne, Earl of Sheringford, nach Hause zurückzukehren: Sein Großvater droht, ihn zu enterben, sollte er nicht innerhalb der nächsten 15 Tage verheiratet sein. Duncan braucht also dringend eine Braut und fragt die nächstbeste Frau, die ihm zufällig vor die Füße stolpert: Margaret Huxtable.
Aufgrund einer infamen Lüge gegenüber ihres Ex-Verlobten sieht Margaret sich gezwungen, den Antrag zumindest in Erwägung zu ziehen – unter der Bedingung, dass Duncan ihr in den nächsten Tagen öffentlich den Hof macht. Und tatsächlich stellt sie beim näheren Kennenlernen fest, dass er kein so gewissenloser, schlechter Mensch ist, wie die Leute sagen. Doch kann eine Ehe unter diesen Umständen funktionieren?

Kommentar:
»At Last Comes Love« ist ein Buch, dem ich mit sehr gemischten Gefühlen gegenüberstand, da ich die Heldin Margaret in den ersten beiden Bänden der Serie überhaupt nicht ausstehen konnte – nicht gerade eine gute Grundvoraussetzung! Doch die Autorin hat die Kurve gekriegt: Die in den Vorgängerbänden bis zur Selbstaufgabe aufopferungsvolle Margaret probt in ihrem eigenen Buch die Revolution und erkennt, dass sie sich endlich auch mal um ihr eigenes Leben kümmern muss statt um das ihrer Familie. Obwohl sie in Ansätzen natürlich immer noch um das Wohl anderer Leute besorgt ist, hat sie nur noch wenig gemein mit der früher gezeichneten Figur – und das ist gut so, denn andernfalls hätte ich das Buch vermutlich nicht ertragen. Margaret ist eine selbstbewusste, ein wenig störrische Frau, die weiß, was sie will und sich nicht beirren lässt. Doch trotz ihrer »Rebellion« ist sie so gut, dass sie fast schon langweilig ist: Sie ist zu jeder Zeit vernünftig, handelt überlegt und souverän, egal mit wem sie es zu tun bekommt, und für meine Begriffe mangelt es ihr darüber hinaus an Emotionalität und Spontaneität.
Duncan ist geprägt von den letzten schwierigen Jahren seines Lebens und agiert zunächst entsprechend reserviert und vorsichtig, taut aber im Laufe der Zeit auf. Wenngleich in anderer Ausprägung, ist Duncan eigentlich ein ähnlich aufopferungsvoller Typ, nicht umsonst hat er zum Wohle seiner Fast-Schwägerin sein Leben und seine Reputation aufgegeben und heiratet jetzt nur zum Wohle seines vierjährigen Sohnes Toby.

Zwei Drittel der Handlung spielen in London und konzentrieren sich auf das Werben Duncans um Margaret. Nach der Hochzeit dann wird das Geschehen auf den Landsitz des Grafen verlagert, wo das frisch gebackene Ehepaar versucht, die Vernunftehe in eine Liebesehe zu wandeln und Duncans Sohn (der übrigens ebenso unglaubwürdig und z.T. viel zu erwachsen dargestellt ist wie alle Kinder in Liebesromanen) für die neue »Mutter« zu begeistern. Das letzte Drittel des Buches fällt im Vergleich zur Handlung in London deutlich ab, zumal hier einfach nicht genug Raum bleibt, eine glaubwürdige Entwicklung der Partnerschaft darzustellen. Man bekommt also einzelne Szenen serviert, die zeigen sollen, wie die Zuneigung der Protagonisten füreinander wächst – doch man kann das zwar zur Kenntnis nehmen, aber nicht nachempfinden; hier fehlen dem Buch schlicht Tiefe und Gefühl. Das fällt vor allem deshalb ins Gewicht, weil ohnehin klar ist, wie die Sache endet und was es mit dem Geheimnis um Toby auf sich hat – diesen Konflikt einzubauen, war überhaupt nicht nötig. Zumal die Geschichte um Tobys Abstammung ganz schön hanebüchen ist, ebenso wie auch Duncans Motive für sein Durchbrennen mit Laura nicht ganz nachvollziehbar sind.

Bleibt zu bemerken: Ich hab eigentlich nichts gegen Bücher, die nicht mit der Hochzeit enden, sondern das nähere Kennen- und Liebenlernen eines Ehepaares beleuchten. Dass Balogh jetzt aber schon im dritten Buch hintereinander das Thema »aus einer Vernunftehe entsteht die große Liebe« abhandelt, find ich doch ein bisschen viel. Ich hoffe, bei Stephen lässt sie sich was anderes einfallen!

Wertung:
11/15 – Ein gutes, unterhaltsames Buch, dem aber der letzte Kick fehlt, weil die Figuren und Handlung eine Spur zu langweilig sind.

Richelle Mead: Vampire Academy – Blutsschwestern

Originaltitel: Vampire Academy
1. Teil der Vampire-Academy-Serie

Inhalt:
St. Vladimir’s ist eine Schule für junge Vampire. Auch Rose Hathaway – halb Mensch, halb Vampirin – wird hier zur Wächterin ausgebildet. Sie hofft, eines Tages ihrer besten Freundin Lissa zur Seite zu stehen, der letzten Überlebenden der Vampirfamilie Dragomir. Da kommt es zu einer Reihe merkwürdiger Vorfälle: Irgendjemand scheint es auf Lissas Leben abgesehen zu haben. Der Einzige, dem sich Rose anvertrauen kann, ist der attraktive Wächter Dimitri …

Kommentar:
Richelle Mead schickt den Leser in eine etwas andere Vampirwelt, in der es – vereinfach gesagt – gute und böse Vampire (Moroi und Strigoi) gibt. Die ätherischen Moroi sind im Gegensatz zu den Strigoi sterblich, weshalb sie von dhampirischen Wächtern beschützt werden müssen. Genau das tut auch Rose, auch wenn die Dhampirin noch in der Ausbildung ist: Sie beschützt ihre Freundin Lissa vor unbekannten Feinden – und vor sich selbst.

Der Aufbau des Buchs ist relativ anstrengend. Man wird von der ersten Seite an ins kalte Wasser geworfen und wie selbstverständlich mit Begriffen, Begebenheiten und Ereignissen konfrontiert, die man weder durchschaut noch versteht. Erst im Laufe der Handlung wird der Leser aufgeklärt – und zwar häppchenweise und recht weitschweifig. Wahrscheinlich liegt es daran, dass zumindest die erste Hälfte ziemlich schleppend verläuft und alles andere als fesselnd ist; von Aufklärungsarbeit abgesehen passiert nämlich nicht viel (von diversen nur bedingt interessanten Teenie-Rangordnungkämpfen und -Problemen abgesehen). Nachdem schließlich die wichtigsten Hintergründe erklärt sind, nimmt die Spannung dann zu und das Buch in der zweiten Hälfte wird mitreißender.

Rose ist eigentlich eine ansprechende Heldin; sie ist loyal, aufopferungsvoll, zielstrebig und klug – und Lissa nicht nur eine Wächterin, sondern auch eine echte Freundin. Doch obwohl sie in einigen wenigen Szenen aufbrausend reagiert, wirkt sie alles in allem zu beherrscht, zu rational, zu perfekt. Ich bin nicht sicher, ob das so gewollt ist und dem Charakter der Figur entspricht, oder ob die Emotionen von der Autorin nur einfach nicht nachhaltig transportiert wurden. Ich fürchte, es ist letzteres der Fall, denn für Lissa gilt das gleiche: Obwohl sie eigentlich eine labile und trotz ihrer Fähigkeiten schwache Figur ist, wirkt sie marionettenhaft und überhaupt nicht plastisch – selbst dann nicht, wenn man ihre Emotionen durch das Band zu Rose erfühlen sollte. Übrigens grundsätzlich ein interessanter Kniff: Das Buch wird eigentlich aus der Ich-Perspektive von Rose erzählt, da diese aber mental mit Lissa verbunden ist, erfährt der Leser trotz Roses körperlicher Abwesenheit von Lissas Handlungen – zumindest von denen, die für den Fortgang der Story wichtig sind. Große Gefühle sind aber auch in diesen Momenten emotionaler Aufgewühltheit nicht auszmachen.

Übrigens gehört das Buch für meine Begriffe in die Kategorie »All Age Fantasy« oder »Young Adult« – was aus der deutschen Aufmachung und dem Klappentext nicht wirklich hervorgeht. Daneben ist es eher ein reiner Fantasy-Roman ein paranormaler Liebesroman, auch wenn eine Lovestory im Ansatz vorhanden ist und in den Folgebänden vermutlich vertieft werden wird.

Wertung:
8/15 – Ein Buch mit einigen guten Ansätzen, das aber seine Längen hat. Sollte mir Band 2 günstig in die Hände fallen, werde ich sicher zuschlagen; falls nicht, wäre das aber auch kein Beinbruch.

Anne Weiss und Stefan Bonner: Generation Doof

Inhalt:
Niklas glaubt, der Dreisatz wäre eine olympische Disziplin. Latoya kennt drei skandinavische Länder: Schweden, Holland und Nordpol. Und Tamara-Michelle hält den Bundestag für einen Feiertag. Einzelfälle? Mitnichten. Eine ganze Generation scheint zu verblöden. Der Staatsanwalt von nebenan erzieht seine Kinder mit der Spielkonsole. Germanistikstudenten sind der deutschen Sprache nicht mehr mächtig. Eine Karriere als Popstar erscheint dem Bäckerlehrling verlockender als eine solide Ausbildung. Wie dumm ist diese Generation wirklich? Anne Weiss und Stefan Bonner müssen es wissen. Denn sie gehören dazu.

Kommentar:
Eigentlich mag ich ja solche Bücher, doch nachdem »Generation Doof« innerhalb kurzer Zeit viele negative Kritiken erhalten hat, hab ich zunächst die Finger davon gelassen. Inzwischen hab ichs auf dem Flohmarkt für nen Euro ergattert und kann nur sagen: Selbst der eine Euro war zu viel, denn die schlechten Rezensionen sind völlig berechtigt.

Der Unsinn fängt schon damit an, dass die »Generation Doof« eine Altersspanne von 30 Jahren umfasst und die heute Fünzehn– bis Fünfundvierzigjährigen meint. Man erkläre mir bitte, was die Angehörigen des oberen und unteren Endes der Skala miteinaner gemeinsam haben? Ach ja, die Autoren erkären es ja, sie sind alle gleich doof, wie konnte ich es vergessen! Dass die Autoren möglichst viele Leute »abholen« und somit die größtmögliche Zielgruppe erschließen wollten, hat ganz sicher nichts damit zu tun!

Weit schlimmer als diese sinnfreie Generationseinteilung ist aber die Aufbereitung der Inhalte, die einem andauernden Lamento über die heutige Gesellschaft und den Werteverfall gleicht. Das Buch ist nämlich leider mitnichten witzig, sondern stellt ohne jeden Sarkasmus permanent die Blödheit und Unfähigkeit der kompletten »Generation Doof« dar, die stolz drauf ist, idiotisch zu sein, nichts zu wissen, nichts wissen zu wollen und keine Manieren zu haben, die nicht alt werden und sich nicht anpassen will, die zu viel Alkohol trinkt und zu viel Sex hat. Böse Menschen gibts!

Man fragt sich, wie wir überleben sollen, wo wir doch nicht mal mehr in der Lage sind, eine Fertigpizza unfallfrei im Ofen fertigzubacken. Da gerät bei uns 15–45-Jährigen nämlich das Backpapier in Brand, und weil wir Alkis so doof (alternativ: dauerbesoffen) sind, versuchen wir, das offene Feuer mit Whisky zu löschen, weil wir gerade ein Glas mit nem Drink in der Hand haben. Schließlich haben wir irgendwo aufgeschnappt, dass man Feuer mit Flüssigkeit bekämpft. Wir sind dumm, wie gesagt, aber stolz drauf. Haha. Okay, vielleicht könnte ich über solche Episoden sogar lachen, wenn sie denn witzig, ironisch, mit einem Augenzwinkern und/oder einfach nur unterhaltsam erzählt wären; sind sie aber eben nicht, nicht mal im Ansatz. Die Begegebenheiten und Belege für die Dummheit der »Generation Doof« sinid einfach nur pfurztrocken dargestellt und nerven, weshalb ich das Buch abgebrochen habe.

Wertung:
1/15 – Doof sind hier in erster Linie die Autoren, die es geschafft haben, das Thema komplett humorfrei aufzubereiten. Zum Ausgleich haben sie direkt ein weiteres Buch zum Thema nachgeschoben, ein Praxis-Handbuch, das den Rezensionen nach nicht besser ist – was natürlich keine große Überraschung darstellt!