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[Rezension] Wendy Roberts: Die Geisterfeger

Originaltitel: The Remains of the Dead
Ghost Dusters, Band 1

Klappentext:
Über ihren Job redet Sadie Novak nicht gern. Was soll sie auch sagen? Nach einem Mord bin ich diejenige, die das Blut aufwischt? Ach ja, und dann erscheinen mir die Geister der Opfer? Das klingt verrückt, findet selbst ihr Kollege, der attraktive Ex-Cop Zack Bowman. Aber es ist nun einmal so: Die Toten sprechen zu Sadie. Doch als ihr der Geist der ermordeten Trudy erscheint, weiß sie, dass es diesmal mit Zuhören nicht getan ist. Der wahre Mörder ist nämlich noch nicht gefunden und setzt alles daran, dass das auch so bleibt …

Kommentar:
Das Buch, das ich vor einer gefühlten Ewigkeit bei Buchticket ertauscht habe und das seitdem ein trauriges Dasein im Regal fristete, wurde mir jetzt im Rahmen von Karis SuB-Losverfahren zugelost – was mich sehr gefreut hat, weil ich einen netten Krimi mit leicht paranormalem Touch dahinter vermutet hatte. Leider würde ich das Attribut »nett« nach dem Lesen eher nicht mehr mit dem Buch verbinden.

Sadie Novak ist Inhaberin der Reinigungsfirma »Scene-2-Clean« und kümmert sich gemeinsam mit ihrem Angestellten Zack um die Säuberung von Tatorten, wobei unter Tatort jede Wohnung/jedes Haus zu verstehen ist, wo jemand eines gewaltsamen oder natürlichen Todes gestorben ist. Darüber hinaus kann sie mit den Geistern solcher Verstorbener sprechen, die noch nicht bereit sind, ins Jenseits überzutreten, weil eine wichtige Sache in ihrem Leben unerledigt ist, oder die einfach nicht wahrhaben wollen, dass sie tot sind. Als Sadie damit beauftragt wird, das Haus der Toths zu reinigen, in dem der Ehemann zunächst seiner Frau die Kehle durchgeschnitten und sich dann selbst gerichtet haben soll, trifft sie auf genau so einen Geist: die ermordete Trudy, die darauf beharrt, dass ihr Ehemann sie nicht umgebracht habe. Da die Polizei trotz Sadies Hinweisen untätig bleibt, spielt sie selbst Detektivin und muss bald um Leib und Leben fürchten …

Was gar nicht so schlecht klingt, entpuppt sich als äußerst mittelmäßiger Krimi. Die Handlung ist weder besonders spannend noch überzeugend, und die Auflösung bzw. den Tathergang fand ich ganz und gar nicht glaubwürdig. Dazu passt Sadies weitegehend planlose, blauäugige bis lebensmüde Ermittlungsarbeit. Wenn sie gerade nicht ermittelt, reinigt sie diverse andere Tatorte und hilft ruhelosen Geistern beim Übertritt ins Jenseits. Diese kleinen Episoden hätten durchaus nett sein können, wenn sie nur besser geschrieben und faszinierender gewesen wären. So aber tragen sie aber zusammen mit ein paar kleinere Baustellen im familiären Bereich und im Freundeskreis ihren Teil dazu bei, dass zwar jede Menge Begebenheiten erzählt werden, die mich nur leider allesamt nicht fesseln konnten, sondern eher gelangweilt haben.

Die Figuren sind auch maximal mäßig gelungen, und das, obwohl zumindest Sadie und ihr Angestellter Zack einen ganz interessanten Hintergrund haben, der nur leider nicht ausreichend ausgearbeitet wird. Sadie ist eigentlich als sehr hilfsbereite, verständnisvolle Person angelegt, die ein offenes Ohr für Geister und für die Hinterbliebenen der Verstorbenen hat; ich habe sie aber dennoch nicht als besonders nett, warmherzig oder gar sympathisch empfunden. Ihre spezielle Reinigungsfirma hat sie gegründet, weil ihr Bruder sich umgebracht hat und es damals an ihr hängen geblieben ist, den Tatort zu säubern. Bis heute leidet sie sehr unter Brians unerklärlichem Selbstmord – was allen klar ist außer ihr selbst – und hofft, sein Geist würde ihr doch irgendwann noch erscheinen und offenbaren, warum er sich dazu entschlossen hat, sein Leben zu beenden. Zack hingegen ist ein Ex-Polizist, der wegen seiner Drogenprobleme den Dienst quittieren musste, sich inzwischen aber ganz offensichtlich wieder gefangen hat und ein verlässlicher Angestellter ist. Sadies Gespräche mit den Geistern an den Tatorten befremden ihn sichtlich, und er versucht, davon möglichst wenig mitzukriegen. Er neigt hin und wieder zur Ungeduld, Wutanfällen und Beschützerinstinktanwandlungen, bleibt aber letztendlich auch eher blass. Wobei er eigentlich ein wahrer Wunderknabe ist – er kann nämlich sogar Leute durch geschlossene Jalousien hindurch erschießen. Wow!

Davon abgesehen gibts in in diesem Buch ständig Dinge, die mich sehr irritiert haben. Zum Teil könnte das daran liegen, dass eventuell die eine oder andere Stelle amüsant sein soll – falls das tatsächlich so ist, ist diese Art von Humor vollkommen unwirksam an mir abgeprallt; auf mich wirkt das alles naiv und albern im unlustigen Sinne. Davon abgesehen wirkt das Buch phasenweise wie ein Schüleraufsatz, den man bestenfalls als bemüht bezeichnen kann. Die Dialoge wirken teils sehr gestelzt, und die Figuren handeln, denken und reden in schönster Regelmäßigkeit mehr als unpassend. So denkt Sadie in einem Moment darüber nach, in welch »schockierenden« Umständen so manch ein Messie doch lebt, im nächsten Moment macht sie einen Scherz und kichert dumm rum – was einfach der Situation kein bisschen angemessen ist. Hinzu kommt, dass das Buch vor überflüssigen Erklärungen und Informationen nur so strotzt. Wir erfahren, woher die Wasserflasche stammt, aus der jemand gerade trinkt (aus dem Kühlschrank der Eltern), wann der bestellte Reifenmonteur eintrifft (hab ich leider vergessen und ich find die Stelle nicht mehr) und was er da genau tut (Reifen montieren halt), welche Klamotten Sadie anzieht (schwarze enge Hose) und welche nicht (graue altbackene Hose) oder welche T-Shirt-Größen und -Farben im Laden vorrätig sind (XS und XL) und welche nicht (M; Sadies Größe, wobei aus Aussage 1 zu schließen ist, dass auch L und S vergriffen sind. Was erstaunlicherweise NICHT explizit erwähnt wird). Sorry, aber solche Details will doch kein Mensch wissen – schon gar nicht in dieser Masse!

Wie es aussieht, hat Goldmann die Übersetzung der Serie eingestellt – zumindest ist seit der Veröffentlichung von Band 1 im Jahr 2010 kein weiterer Band erschienen, und es ist auch kein weiterer angekündgt (bis April 2012). Zum mangelnden Erfolg dürfte das deutsche Cover seinen Teil beigetragen haben: Es ist nämlich nicht nur einigermaßen unpassend (schreit es doch geradezu »Ich bin ChickLit«, obwohl das Buch diesem Genre nun wirklich nicht zuzurechnen ist), sondern darüber hinaus ziemlich hässlich. Warum auch immer »Die Geisterfeger« sich nicht verkauft hat – letztendlich halte ich die Einstellung der Serie wahrlich nicht für einen nicht zu verschmerzenden Verlust!

Fazit:
5/15 – Eher unterdurchschnittliche Krimiunterhaltung, die trotz einer guten Grundidee nicht überzeugen kann.

 

 

Serieninfo:
01 The Remains of the Dead | Die Geisterfeger
02 Devil May Ride
03 Dead and Kicking

[Rezension] Grace Burrowes: The Heir

Duke’s Obsession, Book 1

Klappentext:
An Earl who can’t be bribed
Gayle Windham, Earl of Westhaven, is the first legitimate son and heir to the Duke of Moreland. To escape his father’s inexorable pressure to marry, he decides to spend the summer at his townhouse in London, where he finds himself intrigued by the secretive ways of his beautiful housekeeper…

A Lady who can’t be protected
Anna Seaton is a beautiful, talented, educated woman, which is why it is so puzzling to Gayle Windham that she works as his housekeeper.

As the two draw closer and begin to lose their hearts to each other, Anna’s secrets threaten to bring the earl’s orderly life crashing down – and he doesn’t know how he’s going to protect her from the fallout…

Kommentar:
Wie hier schon geschrieben, hatte ich von Beginn an Probleme mit dem Debütroman von Grace Burrowes, und das hat sich auch später nicht mehr geändert. Ich hab das Buch zwar beendet, aber ab Seite 150 nur noch quergelesen. Ich mochte den Stil nicht, die Personen blieben mir fremd und mir war schrecklich langweilig. Die Liebe der Protagonisten zueinander konnte ich nicht nachempfinden und die zahlreichen Sexszenen jedesmal, wenn Anna und Westhaven allein aufeinandergetroffen sind, haben mich auch nicht angesprochen. Annas dramatisches Geheimnis entpuppt sich am Ende als ziemlich undramatisch und wird unnötig aufgebauscht.

Erschwerend hinzu kommen unlogisches Handeln der Protagonisten in Zusammenhang mit historischen Unkorrektheiten. Ehrlich gesagt kann ich über sowas normalerweise hervorragend hinwegsehen, und dass ein zukünftiger Duke sich in seine Haushälterin verliebt, hätte ich im Rahmen eines schönen Liebesromans wohlwollend akzeptiert, obwohl es in Wahrheit natürlich undenkbar gewesen wäre. Dass aber sämtliche Geschwister die Verbindung vorbehaltlos unterstützen und selbst der alte Duke keine Einwände hat, darüber kann ich dann nicht mehr so einfach hinwegsehen. Und erst recht nicht darüber, dass der alte Duke die Mätresse seines Sohns dazu anhält, diesem ein Kind anzuhängen, weil ein Erbe her muss. Was für ein hanebüchener Unsinn! Überhaupt wirken die Personen in ihrem ganzen Handeln, Denken und Reden viel zu modern – ein Punkt übrigens, den die wenigen negativen Stimmen zu diesem Buch alle anprangern.

Fazit:
4/15 – Langeweile pur, angereichert mit historischen Fantastereien.

 

 

Serieninfo:
01 The Heir
02 The Soldier
03 The Virtuoso (November 2011)


Trivia:

Wer das Buch trotzdem ausprobieren möchte (es gibt ja immerhin deutlich mehr positive als negative Stimmen): Amazon bietet das E-Book derzeit für 70 Cent an.

[Rezension] Linda Howard: Lauf des Lebens. Oder: Olle Kamellen renommierter Autoren

Originaltitel: Come Lie With Me

Klappentext:
Als Physiotherapeutin sagt man Dione Kelly wahre Wunder nach. Ihr neuer Patient Blake Remington stellt sie jedoch vor eine große Herausforderung. Der Flugzeugingenieur sitzt seit einem Sportunfall im Rollstuhl, und aus dem ehemals lebenshungrigen Abenteurer ist ein zynischer Tyrann geworden. Doch Dione bleibt hart, verordnet Blake ein strenges Trainingsprogramm und weicht auch nachts nicht von seiner Seite, wenn Schmerzen den geschundenen Körper peinigen. Aber je näher sich die beiden kommen, desto fordernder wird Blake, denn er erkennt hinter der kühlen Fassade eine zutiefst verletzliche Frau. Sein Deal: Er kämpft darum, wieder laufen zu lernen, wenn auch sie bereit ist, sich dem Leben zu öffnen.

Kommentar (Achtung, leichte Spoiler!):
Dione Kelly wird vom Schwager des Flugzeugingenieurs Blake Remington engagiert, um diesem »das Leben zu retten«. Seit Blake bei einem Sportunfall an den Rollstuhl gefesselt ist, leidet er an schweren Depressionen und hat sich völlig aufgegeben – und das, obwohl er rein körperlich nach zahlreichen Operationen wieder in der Lage wäre, seine Beine zu benutzen. Gegen Blakes Willen krempelt die Physiotherapeutin sein tristes Leben um und gibt ihm Stück für Stück neuen Lebensmut, sodass der Patient schließlich wieder anfängt, an sich zu glauben. Schon bald verbindet die beiden weit mehr als ein reines Therapeuten-Patienten-Verhältnis, doch Dione weigert sich aufgrund ihrer Vergangenheit beharrlich, Gefühle zuzulassen und dauerhafte Beziehungen einzugehen …

Was eigentlich ganz spannend klingt, wenn man sich ein wenig für Physiotherapie und das Zusammenspiel zwischen Geist und Körper interessiert, offenbart sich schnell als ziemlich oberflächliches Geplänkel. Die wundersame Heilung von Blake geht nach einem etwas holprigen Start viel zu glatt über die Bühne: Der gerade noch Depressive wandelt sich in null Komma nichts in einen wahren Musterschüler, der durch Übereifer glänzt und rasante Fortschritte macht; echte Krisen und Rückschläge gibt es nicht.

Dafür hadert Dione mit ihrem Leben. Sie ist nämlich mit 18 von ihrem damaligen Ehemann vergewaltigt worden und kann seitdem weder Berührungen ertragen noch will sie Bindungen/Beziehungen eingehen. Soweit verständlich. Weniger verständlich ist da schon die Tatsache, dass mit Blake alles total anders ist; er ist der erste Mensch seit Scott, dessen Berührungen sie nicht scheut. Endgültig abstrus ist dann ihr Entschluss, Blake zu verführen, um ihn von seiner psychosomatisch bedingten Impotenz kurieren. Was für ein bodenloser Quatsch!!!

Blake seinerseits ist nicht nur selbstgefällig und tyrannisch, sondern entpuppt sich letztendlich auch als ziemlicher Arsch. Obwohl er – wie sich am Ende herausstellt – die ganze Zeit geahnt hat, dass Dione in der Vergangenheit vergewaltigt wurde, bringt er sie immer wieder in Situationen, in denen sie von Panik erfasst wird. Ist aber vielleicht doch ganz gut so, denn manche Leute muss man offenbar zu ihrem Glück zwingen (»Trotz ihres angestrengten Versuchs, die Beine zusammenzupressen und seine vagabundierende Hand einzuklemmen, wanderte diese noch ein Stück höher«, S. 153). Am Ende hat Blake Dione »ihre Weiblichkeit zurückgegeben« (S. 197) und das glückliche Paar und die Leser haben sich den Himmel voller schluchzender Geigen redlich verdient:

Sie berührte sein Glied, ertastete es langsam und streichelte es. Eine Art Heulen drang aus Blakes Kehle. Plötzlich wusste sie Bescheid. Für so viel vitale Festigkeit, für so viel zarte Kraft gab es nur eine Ruhestätte, und das war die geheimnisvolle Tiefe ihres weiblichen Schoßes. Mann und Frau waren dafür geschaffen, sich miteinander zu vereinen, waren als zwei Hälften kreiert, um zu einem Ganzen zu verschmelzen. (…)

Sie fühlte sich fast eingeschüchtert von der absoluten Stimmigkeit und Richtigkeit ihrer Verschmelzung, von den heißen Lustschaudern, die über ihren Körper jagten. Alle Barrieren waren jetzt eingerissen. Verschwunden waren die Ängste und Albträume, die sie daran gehindert hatten Genuss zu empfinden bei der magischen Hingabe an einen geliebten Mann. (…)

Sie genoss ihn in vollen Zügen. Sie himmelte ihn an, sie benutzte ihn, sie versank im Strudel seiner Sinne und bereitete sich voller Wonne darauf vor, in ihm zu ertrinken. Sie verglühte lebend in der Hitze ihres eigenen Körpers, während die Lust immer intensiver und schließlich unerträglich wurde. (…) Dann wurde diese Lust zu einem Flächenbrand, der sie hinwegfegte.

(Seite 229 ff.)

Überhaupt ist der Stil insgesamt eher fragwürdig. Erzählt wird die Geschichte prinzipiell aus der personalen Sicht von Dione, allerdings nicht in Ich-Form, sondern in der dritten Person. Zwischendurch fließen aber immer mal wieder Gedanken von Blake ein, die da eigentlich nicht sein dürften und die beim Lesen eher irritierend sind; zudem wird man bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit von Adjektiven erschlagen (»Seine Lippen wühlten spielerisch in ihren Haaren, bevor sie weiterwanderten, um ihre weichen Augenlider, die seidige Fläche ihrer exotischen Wangeknochen und die berauschende Frische ihres üppigen Mundes zu erkunden.«, S. 208). Hinzu kommen außerdem unsinnige Metaphern und Vergleiche (»Seine Augen glühten wie blaue Kohlen«, S. 110, oder »Dione wählte ihre Worte mit der Behutsamkeit aus, mit der sie auf einer Wiese Wildblumen gepflückt hätte«, S. 157).

 
Olle Kamellen – Freud oder Leid?

Zu alle dem kommt noch etwas anderes. »Lauf des Lebens« ist in Deutschland 2009 erschienen, das Original »Come Lie With Me« stammt allerdings aus dem Jahr 1984 und ist Howards viertes von inzwischen 94 Büchern. Zwischen der Veröffentlichung des Originals und der deutschen Lizenzausgabe liegen – nach Adam Riese – 25 Jahre. 25 Jahre, in denen sich Linda Howard schriftstellerisch deutlich weiterentwickelt und auch thematisch sehr verändert hat. (Ich bin zwar weiß Gott kein Linda-Howard-Experte, hab aber doch ein paar ihrer Bücher gelesen und denke, das kann ich auch durchaus feststellen, ohne mich durch ihre komplette Backlist gelesen zu haben.)

Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, ein sehr mäßiges Frühwerk einer inzwischen etablierten Autorin auf den Markt zu werfen? Und noch viel mehr bewegt mich die Frage, ob der Verlag sich selbst, der Autorin und den Lesern einen Gefallen damit tut? Angestammte Howard-Fans werden enttäuscht sein, weil sie von der Autorin in den letzten Jahren eine andere Qualität gewohnt waren, und Neu-Leser werden vielleicht nie wieder ein Buch von Howard anpacken, weil diese olle Kamelle nun wirklich nicht dazu dienen wird, einen für Linda Howard zu begeistern. Zumal man nicht vergessen darf, dass sich nicht jeder so intensiv mit einem Buch beschäftigt wie wir Buchblogger; meine Mutter würde zum Beispiel nie auf die Idee kommen, ein Impressum lesen. Sie würde also auch nicht feststellen, dass das Original von 1984 stammt. Sie fände einige Parts der Handlung einfach nur befremdlich und unglaubwürdig – was sie aber gar nicht wären, wenn man sich vor Augen halten würde, wie alt das Buch ist. Aber möglicherweise schätz ich die Lage auch ganz falsch ein, bin selbst zu kritisch und kann einfach nicht ermessen, dass die deutschen Howard-Fans dankbar für die Veröffentlichung dieses Frühwerks sind!?

Fazit:
6/15 – Kann man schon lesen, wenn man solche Bücher mag. Muss man aber nicht. Definitiv nicht.

[Rezension] Delilah Marvelle: Prelude to a Scandal

Deutscher Titel: Der Duke, der mich verführte
Scandal, #01

Inhalt:
London, 1829. Lady Justine würde alles tun, um ihren Vater aus dem Gefängnis zu holen. Sie bietet sogar dem berüchtigten Duke of Bradford einige gemeinsame Nächte an, wenn er im Gegenzug für die Freilassung ihres Vaters sorgt. Zu ihrer Überraschung lehnt Bradford das Angebot ab und macht ihr stattdessen einen Heiratsantrag. Doch kann die Ehe mit dem notorischen Frauenhelden, den sie schon lange heimlich liebt, gut gehen?

Kommentar:
»Prelude to a Scandal« ist der Auftaktband zu einer Trilogie, die nur lose durch ein Benimmbuch mit dem Titel »How to Avoid Scandal« verbunden ist. Ich bin auf den Roman aufmerksam geworden, weil er von einschlägigen englischsprachigen Romance-Seiten fast durchgehend gute bis sehr gute Wertungen bekommen hat (Book Lovers Inc.: 4/5, Historical Romance Addicts: 5/5, Romantic Times: 4.5/5, AAR: B-) – allerdings ist mir schleierhaft, wie das passieren konnte. Ich hab mich nach geschlagenen zwei Wochen Herumgelese am Wochenende dazu gezwungen, das Buch zu beenden – und war wirklich extrem froh, als ich es endlich hinter mich gebracht hatte!

Dabei ist die Ausgangslage gar nicht schlecht. In einem humorvollen Prolog entpuppt sich Lady Justine Palmer als eine sehr freizügig erzogene junge Frau, die weite Teile ihres bisherigen Lebens mit ihren Eltern in Afrika verbracht hat; ihr Vater, ein Marquis, ist nämlich Naturforscher. Allerdings hat er sich mit seinen publizierten Beobachtungen zum abnormalen Sexualverhalten von Säugetieren keine Freunde im prüden England gemacht und sitzt deshalb nun im Gefängnis. Der Duke of Bradford hat die Forschungen jahrelang unterstützt, und da Justine ohnehin schon seit Ewigkeiten in den Duke verliebt ist, gibt es für sie offenbar nichts näherliegendes, als ihn um Hilfe bei der Freilassung ihres Vaters zu bitten und ihm im Gegenzug ihren Körper anzubieten. Dass sie Bradfort nicht zunächst mal einfach fragt, ohne direkt so ein Angebot zu unterbreiten, macht für mich nicht wirklich Sinn – ich hätte allerdings schweigend darüber hinweggesehen, wenn sich die Ungereimtheiten nicht rasant gehäuft hätten.

Die nächste Merkwürdigkeit liefert Bradford selbst ab: Er lehnt den unverbindlichen Sex mit Justine, die ihn offenbar insgeheim schon immer fasziniert hat, ab und unterbreitet ihr stattdessen einen Hochzeitsantrag. Der Grund könnte selbstsüchtiger nicht sein: Er erhofft sich nämlich, mithilfe seiner Ehefrau seine Sexsucht kurieren zu können und bei der Gelegenheit vielleicht auch gleich noch ein paar andere Geister aus der Vergangenheit zu vertreiben. Selbstmurmelnd soll sie das aber nicht wissen, weshalb er sie vor der Trauung vorsichtshalber nicht treffen will. Dumm nur, dass sie trotzdem in sein Haus platzt und ihn zu sprechen fordert, als er sich gerade in der Badewanne entspannt. Sie unterhalten sich eine Weile durch die geschlossene Tür, doch Justine ist von einer solch lächerlichen Vorrichtung natürlich nicht lange aufzuhalten. Sie platzt also nach der Ankündigung »Ich komm jetzt rein« in den Raum und trifft dort auf den nackten Duke. Der hat sich nämlich schlauerweise schnell aus dem Zuber erhoben, damit Justine auch ja einen Blick auf seinen gewaltigen Oschi erhaschen kann, der beim Gespräch mit dieser begehrenswerten Frau zum Leben erwacht ist. Mann ist ja sexsüchtig. Justine allerdings interessiert sich zwar durchaus für dieses Wunderwerk der Schöpfung, noch viel mehr treibt sie aber die Frage um, woher um alles in der Welt die Narbe kommt, die die eine Gesichtshälfte des Dukes verunstaltet und die früher nicht da war. Weil es viel zu langweilig wäre, wenn dieses dunkle Geheimnis aus Bradforts Vergangenheit jetzt schon enthüllt würde, ergeht der sich nur in ein paar düsteren Andeutungen. Die Krönung der komplett lächerlichen Szene ist dann, dass Justine in die Badewanne stürzt, um nur ja keine der sich bietenden Schwachsinnigkeiten auszulassen. Das soll wohl erstens witzig sein und zweitens ein neuer Auslöser für die kaum mehr zu bändigende Lust des Sexsüchtigen. Denn das Kleid klebt der forschen Frau natürlich nass am Körper, weshalb ihre sexy Formen sich wunderbar deutlich abzeichnen und den Duke endgültig um den Verstand bringen. Eigentlich hatte das Buch bei mir bereits in diesem Moment verloren.

Da ich aber ja nicht so schnell aufgebe, hab ich das Tun der beiden Protagonisten mit wachsender Fassungslosigkeit weiterverfolgt. So durfte ich nicht viel später beim Sex in der Hochzeitsnacht dabei sein. Besser gesagt: Fast-Sex, denn Bradford bricht ihn mittendrin ab, weil er auf einmal fürchtet, seine Frau zu verletzen. Sehr heldenhaft, vor allem für einen angeblich Sexsüchtigen nach acht Monaten selbstauferlegtem Sexentzug – und so glaubwürdig! Immerhin gibt es später dennoch einige gute erotische Szenen, ich würde aber nicht sagen, dass sie mich für die unsinnige und dröge Handlung entschädigt hätten. Das Buch krankt einfach extrem an einem Überangebot von Konflikten und Dramen. Denn neben der Sexsucht des Helden werden noch unzählige andere Themen abgekaspert: Homosexualität, Ehebruch, Alkoholprobleme, Vergewaltigung, Gewalt im Allgemeinen und in der Partnerschaft im Speziellen, der Mangel an Zivilcourage und Nächstenliebe sowie diverse Familienprobleme. Alles wird aber irgendwie nur angerissen und ist deshalb einfach nicht überzeugend, sondern wirkt total konstruiert.

Ebenso wenig überzeugend sind die Helden. Ich habe zu beiden Protagonisten keinerlei Zugang gefunden, sie blieben mir fremd und waren mir kein bisschen sympathisch. Justine ist einfach viel zu selbstständig, unerzogen und freizügig für eine Adlige in dieser Zeit. Ihre Starke-Frau-Masche und ihr respektloses Verhalten Bradford gegenüber sind nicht mal vor ihrem familiären Hintergrund und zu »Erziehungszwecken« glaubwürdig. Der Duke ist als klassischer »tortured hero« angelegt, aber leider nimmt man ihm seine Rolle nicht ab – ebenso wenig wie seine Sexsucht, übrigens. Der Gute redet nämlich zwar ständig darüber, sexsüchtig zu sein, aber wirklich nachvollziehbar ist das anhand seines Handelns und Denkens nicht. Und weshalb er glaubt, dass seine Sexsucht für das traumatische Ereignis um die Mätresse seines Bruders verantwortlich ist, ist auch nicht klar. Völlig abstrus auch seine Reaktion auf ein Liebesgeständnis seiner Frau, die sich daraufhin anmaulen lassen muss, dass sie doch nicht einfach »Ich liebe dich« sagen kann! Schließlich hat Bradfords Mutter das täglich seinem Vater gesagt, aber es war gar nicht wahr, sondern die hatte Affären! Böse Menschen gibts, also wirklich. Sieht unsere liebe Justine mit dem goldenen Herzen übrigens auch so: Nachdem sie erfahren hat, dass die Rabenmutter dafür verantwortlich ist, dass Bradford ihr niemals seine Liebe gestehen wird, handelt sie. Sie wirft das Porträt der Mutter unter wüsten Beschimpfungen auf den Müll. Alle verrückt!

Fazit:
4/15 – Ein Buch mit nur wenigen netten Momenten, durch das ich mich wirklich gequält habe – alle paar Minuten hab ich ausgerechnet, wie viele Seiten es noch sind! Ich werde mich vielleicht trotzdem mal an einem der Folgebände versuchen, falls er mir günstig in die Finger fallen sollte, denn bei Amazon.com ist Band 1 deutlich schlechter bewertet als Bände 2 und 3.

 

 

Serieninfo:
01 Prelude to a Scandel (2010)
02 Once upon a Scandal (2011)
03 The Perfect Scandal (2011)

Trivia:
Cora hat die Rechte an der Serie eingekauft und wird sie – voraussichtlich 2012 – in Deutschland veröffentlichen.

[Rezension] Anne Stuart: Gefährliches Verlangen

Originaltitel: Demon Count
Demon Count, Band 1

Klappentext:
Charlotte Morrow, eine junge, bezaubernde Engländerin, begibt sich nach dem Tod ihrer Mutter auf die Reise nach Venedig. Sie will unbedingt Graf Luc del Zaglia, ihren Vormund, kennenlernen, obwohl sie mehrfach vor seinem dämonischen Wesen gewarnt wird. In der Lagunenstadt erfährt sie dann auch schon bald von Mädchen, die dort auf mysteriöse Weise durchs Leben gekommen sind. Trotz des Verdachts, den sie gegen ihn hegt, fühlt sich Charlotte auf seltsame Weise zu Graf Zaglia hingezogen und erliegt eines Nachts seinem Charme. Aber die Angst, er könnte ein Mörder sein, lässt sie nicht los. Sie beschließt, den Dingen auf den Grund zu gehen, und gerät dabei in tödliche Gefahr.

Kommentar:
Dieses Buch ist einfach genau so, wie es aussieht: angestaubt! Daher nur ein ganz kurzer Kommentar.

Eingeordnet ist der Roman von 1980 als Romantic-Suspense-Titel, doch Spannung!? Fehlanzeige! Liebe und Leidenschaft?! Fehlanzeige! Dämonischer Graf? Fehlanzeige! Aber immerhin gibts umwerfende Sexszenen. Na ja. Mehr oder weniger umwerfend.

Ich war seine Sklavin der Leidenschaft, einer zügellosen Leidenschaft, die er in mir geweckt hatte. Seine Haut war hellbraun, wie flüssiges Gold, und ich berührte sie in liebender Bewunderung, tief beglückt, weil er mich erwählt hatte.
Seine Hände wanderten tiefer hinab. Mit sanftem Druck schob er meine Beine auseinander und streichelte mich zärtlich und unentwegt weiter. Der erste Höhepunkt der Liebesfreuden überkam mich völlig überraschend, ein zweiter folgte ihm – ein dritter, bis ich mich ihm schluchzend vor Verlangen entgegenbäumte. (S. 196)

Außerdem hat das Buch Schauerroman-Elemente (ich hab zwar noch nie nen Schauerroman gelesen, aber so stell ich mir einen vor) – der im Klappentext erwähnte Mädchenmörder steht nämlich unter dem Verdacht, ein Vampir, vielleicht sogar ein Werwolf zu sein. Klar, dass man davon ausgeht, der »Dämonengraf« sei derjenige welcher! Er pflegt seinen finsteren Ruf nämlich sehr gewissenhaft: Er verlässt tagsüber nie sein Haus, nimmt in der Öffentlichkeit keine Nahrung zu sich und gewinnt außerdem grundsätzlich im Glücksspiel – und das gelingt ja wohl nur jemandem, der mit dem Teufel im Bunde ist! Die englische Schönheit mit ihren rosa Bäckchen, den Rosenknospenlippen, den blauesten Augen von Welt und dem güldenen Haar, die zudem noch mit herausragender Intelligenz gesegnet ist, fühlt sich natürlich trotzdem zu dem frevelhaften Mann hingezogen – oder wahrscheinlich gerade deshalb, denn machen wir uns doch nichts vor: die bösen Jungs sind doch immer die interessantesten!

Ansonsten gibts ne Menge schauerliches Personal in Luciferos renovierungsbedürftigem Haus (es fehlen nur noch klappernde Fensterläden), diverse zwielichtige Verehrer für die englische Rose sowie Morde und Mordversuche, Diebstähle, Fast-Vergewaltigungen, Spionage und was man sonst noch so auf 220 Seiten unterbringen kann. Begeisterung kommt heutzutage angesichts der eigentlich völlig harmlosen Handlung und der antiquierten Schreibweise dennoch nicht mehr auf.

Fazit:
5/15 – Der Roman war damals sicher sensationell und schön schaurig, heute kann man sowas aber einfach nicht mehr lesen bzw. ernst nehmen.

 

 

Serieninfo:
01 The Demon Count (1980) | Gefährliches Verlangen (1981)
02 The Demon Count’s Daughter (1980) | –

Trivia:
Der Dämonengraf hat übrigens eine ganz … ähm … hinreißende Tochter, die er vermutlich nur mittels einiger dämonischer Drohungen an den Mann bringen dürfte!

[Rezension] Sherry Thomas: His at Night

Inhalt:
Lord Vere wird in seiner Funktion als Geheimagent aufs Land geschickt, um den verbrecherischen Diamantenhändler Edmund Douglas unter die Lupe zu nehmen. Mithilfe eines Tricks verschafft er sich in Douglas‘ Abwesenheit eine Einladung ins Haus, wo er auf die Nichte des Verbrechers trifft. Vere ist gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen von Elissande Edgerton, die stets strahlend lächelt und offensichtlich auf der Suche nach einem Ehemann ist. Doch obwohl er ihre Pläne durchschaut, kann er nicht verhindern, dass sie ihn in einen Skandal verstrickt, der ihn zu einer Heirat zwingt …

Kommentar:
Sherry Thomas hat mich mit ihrem Debüt »Private Arrangements« restlos begeistert, und auch der Nachfolger »Delicius« hat mir gut gefallen. Ich mag ihre oft sperrigen Figuren, die zum Teil ziemlich grenzwertige Dinge sagen und tun; bei »His at Night« allerdings wurde meine Toleranzgrenze doch immer wieder überschritten. Und zwar deutlich.

Lord Vere ist ein Geheimagent mit messerscharfem Verstand, zu dessen Rolle es allerdings gehört, dass er in der Gesellschaft den liebenswerten Dummkopf gibt, der nach einem Reitunfall einen bleibenden Schaden zurückbehalten hat. Sein aktueller Auftrag lautet, sich zusammen mit einigen anderen Leuten im Haus von Elissandes abwesendem Onkel einzuquartieren und Beweise für dessen kriminelle Machenschaften zu finden. Dort stößt er allerdings auf ungeahnte Komplikationen, verursacht durch die Nichte des mutmaßlichen Verbrechers. Vere ist zunächst hingerissen von der jungen Frau mit dem strahlenden Lächeln – bis er merkt, dass dieses Lächeln unerschütterlich ist und Elissande ebenfalls nur eine Rolle spielt. Der Zweck ist ihm schnell klar: Sie will die Gelegenheit nutzen und sich einen Ehemann angeln.

Zunächst sieht sie Vere als geeigneten Kandidaten an, dann verlagert sie ihre Ambitionen allerdings – genervt von Veres Dummheit und seinen schwachsinnigen Monologen – auf Veres Bruder Frederick, der ebenfalls zu den Gästen gehört. Als Vere eine Nachricht von ihr an seinen Bruder abfängt, in der sie um ein nächtliches Treffen bittet, ist ihm völlig klar, dass sie Freddie in einen Skandal verwickeln will, um ihn zur Hochzeit zu zwingen. Er will das verhindern, gerät aber dummerweise selbst in die Falle – in einer ausgesprochen lächerlichen, unglaubwürdigen Szene. Notgedrungen willigt er dennoch in die Ehe ein, hasst Elissande aber wegen ihres skrupellosen, berechnenden Vorgehens zutiefst und lässt keine Gelegenheit aus, das sehr deutlich zu machen. Er ignoriert alle Erklärungsversuche seiner Frau und verweigert sich beharrlich jeder rationalen und emotionalen Annäherung.

Vere ist einfach ein riesengroßes, selbstgerechtes Arschloch. Er verachtet Elissande für ihr unbeirrtes Lächeln, ihre Lügen und ihre Intrigen, und übersieht dabei völlig, dass er selbst ja auch nur eine Rolle spielt. Das wirklich Schlimme ist aber, dass Vere längst weiß, warum sie ihn in die Heiratsfalle gelockt hat: weil ihr Onkel sie und ihre laudanumanhängige Tante psychisch und physisch misshandelt hat und sie diesem Gefängnis entkommen wollte – was ja zumindest mildernde Umstände sein sollten. Nicht so bei Lord Vere. Der ist stattdessen nachhaltig beleidigt, weil Elissande eigentlich (verständlicherweise!) Freddie wollte statt ihn, den »dummen Marquis«, und er entblödet sich nicht, das Thema selbst beim Sex aufs Tapet zu bringen (»Na, stellst du dir gerade Freddie vor? Das werd ich dir schon austreiben! Mach die Augen auf und sieh mich an!«). Elissande, die eigentlich eine symapthische Figur mit relativ glaubwürdigen Motiven ist, entdeckt aus unerfindlichen Gründen im Lauf der Handlung trotzdem ihre Liebe zu ihrem widerlichen Ehemann – den sie übrigens schnell als gar nicht dumm identifiziert, auch wenn er das ebenso wenig zugeben will wie seine durchaus vorhandenen Gefühle für sie. Am Ende sorgen dann mal wieder hochdramatische Ereignisse dafür, dass Vere doch zu seiner Frau stehen kann.

Wie das so ist, wenn man die Motive der Protagonisten nicht bzw. nur sehr bedingt nachvollziehen und darüber hinaus eine der Hauptfiguren nicht leiden kann, hat mich die Handlung über weite Strecken ziemlich gelangweilt, wobei es gegen Ende etwas besser wurde. Dennoch: Die Liebesgeschichte konnte mich überhaupt nicht überzeugen, ebenso wenig wie die Auflösung der Geschichte um Elissandes Onkel und die Motivation für Veres Entscheidung für die Rolle als Dummkopf. Wie in ihren anderen Büchern baut Sherry Thomas übrigens auch hier wieder eine zweite Romanze ein, die aber gleichermaßen überflüssig ist und gewollt wirkt wie in den Vorgängerwerken – es ist mir ein Rätsel, wieso das immer sein muss und warum ihr das niemand ausredet.

Fazit:
5/15 – Eine einzige Enttäuschung. Wäre das Buch von einer anderen Autorin gewesen, hätte ich es wahrscheinlich nicht mal beendet.

 

 

[Rezension] Polly Shulman: 6 Küsse und ein Ballkleid

Originaltitel: Enthusiasm

Inhalt:
Julie hat es nicht leicht mit ihrer Freundin: Ständig hat Ash irgendeine neue Leidenschaft. Nur »Stolz und Vorurteil« lieben beide. Aber wo findet man einen Mr Darcy? – Beim Tanzen, wie alle Austen-Fans wissen. Also besorgt Ash alte Abendkleider und zerrt Julie auf den Ball einer Privatschule. Mit Erfolg: Der attraktive Grandison ist IHR Mr Darcy. Da sind sich beide leider allzu einig! Muss sich Julie jetzt zwischen Freundschaft und Liebe entscheiden? Oder wird Ashs Hang zur Peinlichkeit Mr Darcy gleich wieder in die Flucht schlagen?

Kommentar:
Ich habe mir »6 Küsse und ein Ballkleid« aufgrund der Besprechung von Katze mit Buch gekauft, leider folgte bei mir aber nach anfänglicher Begeisterung doch schnell Ernüchterung. Vielleicht bin ich einfach nicht Enthusiastin genug?! ;)

Julies Freundin Ashleigh ist jedenfalls eine Enthusiastin, die ihre ständig neuen Leidenschaften mit Leib und Seele auslebt. Als Ash eines Tages Jane Austens Welt für sich entdeckt, ist Julie alles andere begeistert, denn sie liebt Austens Bücher schon lange.

Wie lange würde es dauern, bis ihre Leidenschaft meine Begeisterung in den Schatten stellte? Würde sie meine Lieblingsbücher vereinnahmen und mir nichts übrig lassen? Ich war überzeugt davon, dass meine Gefühle für Jane Austens Bücher nicht weniger stark waren als einer von Ashleighs Fimmeln, doch meine Liebe war tief und still – und deshalb leicht in den Schatten zu stellen. (S. 9)

Es kommt aber noch schlimmer: Ash vereinnahmt nicht nur eines von Julies Lieblingsbüchern für sich, sondern auch noch den Jungen, in den Julie schon lange heimlich verliebt ist. Aber weil Julie nun mal Julie ist, gesteht sie ihrer Freundin ihre Gefühle für Grandison nicht, sondern versucht, das beste aus der verfahrenen Situation zu machen und sich irgendwie damit zu arrangieren. Das gelingt ihr allerdings nur bedingt – sie leidet sehr unter der Situation, und ein guter Ausgang für alle Beteiligten scheint fast nicht möglich zu sein …

So grundsätzlich finde ich die Idee hinter dem Buch ja nett, und vor allem die Diskrepanz zwischen Julie und Ashleigh hat mir gut gefallen, allerdings ist die Protagonistin für meinen Geschmack doch ein bisschen sehr passiv und altruistisch veranlagt. Außerdem sind die Figuren allesamt sehr einfach angelegt, aber das ist für die Zielgruppe wohl okay. Schlimmer ist, dass mich das Buch ganz furchtbar gelangweilt hat, weil es total belanglos ist, einfach nichts Spannendes passiert und die Lovestory ziemlich unromantisch ist.

Immerhin hab ich aber mal wieder ne neue Wendung gelernt, die aus dem Englischen übernommen wurde, mir aber bis dato ins Deutsche übertragen unbekannt war: eine Party crashen. Sagt man heutzutage wohl so, wenn man zur Zielgruppe des Buchs gehört. Und offenbar gibts dafür auch keine Entsprechung, weswegen die Wendung gefühlte fünfhundert Mal verwendet wurde. Ein bisschen mehr Sorgfalt beim Editieren des Buches wäre überdies angebracht gewesen, es gibt immer mal wieder holprig wirkende Stellen, fehlende Satzzeichen und eine falsche Schreibung des Namens Ashleigh (Ashley).

Fazit:
6/15 – Ein Buch mit netten Momenten, das mich letztendlich aber nicht überzeugen konnte, sondern eher gelangweilt hat.

[Rezension] Laura Lee Guhrke: Wedding of the Season

Abandoned at the Altar, Book 1

Inhalt:
Lady Beatrix Danbury und William Mallory, Duke of Sunderland, kennen und lieben sich seit ihrer Kindheit. Ihre Hochzeit soll das Ereignis der Saison werden, doch dann trennen sie sich zwei Wochen vor ihrer geplanten Hochzeit, weil Will die Möglichkeit erhält, seinen Lebenstraum zu verwirklichen und an Ausgrabungen in Ägypten teilzunehmen. Als Will sechs Jahre später, 1901, nach England zurückkehrt und auf Beatrix trifft, will er nur eins: sie zurückerobern. Das allerdings ist nicht so einfach, denn nicht nur lasten die Schatten der Vergangenheit auf ihnen, sondern Beatrix ist darüber hinaus inzwischen mit einem anderen verlobt …

Kommentar:
»Wedding of the Season« ist der Auftakt zu einer neuen Serie von Laura Lee Guhrke, in die ich grundsätzlich hohe Erwartungen setze. Ihre Bücher stehen auf meiner Autobuy-Liste – ich les da nicht mal den Klappentext, bevor ich unmittelbar nach der Ankündigung den Bestellbutton drücke, weshalb auch schon Teil 2 der Serie (»Scandal of the Year«) zu mir unterwegs ist. Und das, obwohl mich Guhrkes letztes Buch, »With Seduction in Mind« eher ein wenig enttäuscht hat. Leider kann ich nicht sagen, dass der Nachfolgeroman besser wäre – im Gegenteil.

Wie fast alle Guhrke-Bücher spielt auch »Wedding of the Season« in der spätviktorianischen Ära, in einer Zeit also, in der technische und wirtschaftliche Neuerungen das Leben und die Gesellschaft schon ziemlich verändert haben. Die Bürgerlichen kamen damals zu Geld und gewannen mehr und mehr an Ansehen, während der Adel zunehmend an Bedeutung verlor und verarmte. Nicht wenige Adlige waren gezwungen, neureiche Emporkömmlinge, häufig aus Amerika, zu heiraten, um den Ruin zu vermeiden; die Zeiten, in denen sich der Adel – bewundert von den Untergebenen – selbst zelebrierte, neigten sich dem Ende zu. Auch die Frauen fügten sich nicht länger klaglos in ihr Schicksal, sondern forderten mehr Selbstbestimmung und Freiheit. Das Buch spiegelt diese gesellschaftliche Situation und die Umbruchstimmung sehr gut wieder. Es werden unglückliche arrangierte Ehe zwischen Adligen und Emporkömmlingen, Scheidungen, Autofahrten mit dem Daimler und dem Orientexpress sowie unanständig ausgelassene Tänze zu Ragtime thematisiert, und die unterschiedlichen Einstellungen zur Veränderung kann man bestens anhand der Figuren nachvollziehen. Es gibt adlige Ausbrecher wie Will, der keine Lust hat, seine herzöglichen Pflichten wahzunehmen, sondern lieber ägyptische Könige ausbuddelt, und Beatrix‘ sehr modern geratene Cousine Julia, die sich nicht im Mindesten um irgendwelche gesellschaftlichen Regeln schert. Ihnen gegenüber stehen vor allem Beatrix‘ Verlobter Aiden, der Duke of Trathen, der extrem konventionell und verknöchert wirkt, und Beatrix selbst, die ihre Verpflichtungen gegenüber Land und Leuten nie vergisst. Bisweilen hat man den Eindruck, dass Guhrke – obwohl ja alle ihre Bücher zu dieser Zeit spielen – noch mal intensiv recherchiert und will ihr neu gewonnenes Wissen jetzt unbedingt vermitteln; sie neigt phasenweise dazu, die gesellschaftliche Situation ziemlich auszubreiten. Und leider nicht nur die.

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[Rezension] Kieran Kramer: When Harry Met Molly

Inhalt:
Lord Harry Treamore liebt seine Unabhängigkeit, doch dann wird er vom Prinzregenten höchstselbst in eine folgenschwere Wette verstrickt: Derjenige der fünf »Impossible Bachelors«, dessen Mätresse in einem Wettbewerb den Titel »Reizendste Begleiterin« gewinnt, darf sein Junggesellenleben ein weiteres Jahr lang ungestraft auskosten. Unter den vier anderen Männern wird durch Strohhalmziehen ein Verlierer ermittelt, der sofort heiraten muss. Harry macht sich zunächst keine großen Sorgen über den Ausgang des Wettbewerbs – dann allerdings läuft ihm in allerletzter Sekunde seine Mätresse davon, und zwar ausgerechnet mit dem zukünftigen Gatten seiner alten Jugendfeindin Lady Molly Fairbanks. Die beiden Gehörnten tun sich in ihrer Not zusammen, doch die adlige, unbedarfte Molly ist nicht gerade das, was man sich unter einer begehrenswerten Vorzeigegeliebten vorstellt … 

Kommentar:
Ich hatte zu Kieran Kramers Debütroman diverse positive Rezensionen gelesen, deren Tenor inetwa lautete: »Unglaubwürdige Geschichte, aber trotzdem extrem unterhaltsam.« Nach dem Lesen kann ich den hohen Unterhaltungswert nur leider überhaupt nicht bestätigen, die hanebüchene Story allerdings blöderweise sehr wohl. Natürlich verdeutlich schon die Inhaltsangabe, dass die Handlung nur bedingt ernstzunehmen ist, ich war aber ehrlich gesagt blauäugigerweise der Meinung, es sei nur die der Geschichte zugrundeliegende Idee unglaubwürdig, die Umsetzung im Detail hingegen in Ordnung. Weit gefehlt – es wimmelt nur so von Schwachsinnigkeiten. Würde ich die alle im Detail aufzeigen, müsste ich das ganze Buch nacherzählen, also beschränke ich mich auf die wesentlichen.

Es fängt schon mit der Vorgeschichte an, die einen unbedeutenden Jugendstreich zum dauerhaft lebensverändernden Einschnitt für die Protagonisten aufbauscht, und geht nahtlos über in den Auftritt des Prinzregenten im Club von Harry und seinen Freunden. Nicht wirklich verwunderlich, dass die vier eingefleischten Junggesellen einigermaßen überrascht sind, als Prinny durch eine geheime Geheimtür mitten in ihr Männergespräch platzt und mit der oben beschriebenen albernen Wette um die Ecke kommt. Nicht weniger albern: Als Harry mit seiner Mätresse zum Wettbewerb anreist, trifft er in einem Rasthaus rein zufällig seine Jugendfeindin Molly, die gerade dabei ist, aus reiner Bockigkeit mit einem Angestellten ihres Vaters nach Gretna Green durchzubrennen, um dort heimlich zu heiraten. Wie das Leben so spielt, verguckt sich Mollys Verlobter in Harry Mätresse, und die beiden machen sich gemeinsam aus dem Staub, während Harry und Molly im Schankraum ihrer erklärten Lieblingsbeschäftigung nachgehen und sich zanken. Da Harry nun ohne Begleitung dasteht (was ihn automatisch zum Verlierer der Wette machen und eine sofortige Heiratsverpflichtung bedeuten würde) und Molly ohne Beschützer, schließen sie trotz aller Streitigkeiten und Aversionen ein Zweckbündnis: Molly kommt mit auf den Landsitz und gibt Harrys Mätresse – was offenbar immer noch besser ist, als alleine ins sichere Nest zurückzureisen. Man kann als Harrys Mätresse ja schließlich nur seinen Ruf verlieren, was aber ohnehin nieeeemals nicht passieren wird, denn Molly nennt sich raffinierterweise Delilah (genau, Samson und so) und wird somit gewiss einer Entdeckung entgehen, wie die beiden Schlauberger meinen.

Selbstredend ist die unbedarfte junge Adlige, die (ich muss es wohl nicht erwähnen) natürlich noch Jungfrau ist, vollkommen überfordert mit ihrer Aufgabe, sodass ein peinlicher Auftritt den nächsten jagt. Peinliche Auftritte fallen andererseits aber gar nicht so wirklich auf angesichts all der ach so lustigen Wettbewerbe, die sich der geistreiche Prinny so ausgedacht hat, etwa Kusstests im Kusskabuff mit einem zugelosten anderen Mann oder fröhliches Sackhüpfen zur Beurteilung der am beeindruckendsten hüpfenden Brüste. Weil die Beteiligten offenbar damit noch nicht hinreichend ausgelastet sind und wir es ja nun außerdem mit einem Liebesroman zu tun haben, bringt Harry Molly ganz nebenbei ein bisschen was über Liebe, Sex und Zärtlichkeit bei, um ihre ziemlich aussichtslosen Gewinnchancen zu steigern – und ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich sage, dass sich die beiden dabei näherkommen. Da in diesem Buch kaum was ausgelassen wird, kriegen wir es dann auch noch mit der altbewährten »Ich bin nicht gut genug für dich«-Nummer zu tun, die zusätzlich mit »Außerdem muss ich mich erst mal selbst finden«-Ausrede aufgehübscht wird, um dann endgültig zur einer ärgerlichen Farce zu verkommen, indem alles angeblichlich nur Spaß war. Ohnehin scheint diese alberne Szene offenbar nur zur Vorbereitung eines Showdowns zu dienen, für den mir nur ein Wort einfällt: abstrus.

Die Story ist aber nicht nur hanebüchen, sondern zieht sich darüber hinaus spätestens ab der Hälfte wie Kaugummi. Es hätte der Geschichte definitiv gut getan, von den 410 Seiten mindestens ein Viertel zu streichen – zum Beispiel, indem man einfach mal alle Nebenkriegsschauplätze eliminiert, die ohnehin keinerlei Bedeutung haben. Bei der Gelegenheit hätte die Autorin auch gleich den Fokus auf die sukzessive Veränderung der Beziehung zwischen Harry und Molly richten können; wie es nämlich kommt, dass sich die beiden Erzfeinde ineinander verlieben, ist nur schwer nachzuvollziehen.

Die Hauptfiguren sind nicht so schlecht wie die Geschichte, wachsen einem aber auch nicht gerade ans Herz und wirken doch relativ eindimensional. Sie haben nicht das Potenzial, einen Toproman aus diesem Buch zu machen, hätten aber immerhin auch nicht weiter gestört. Vollkommen uninteressant sind auch die anderen Junggesellen, die in den drei Folgebänden noch unter die Haube gebracht werden – was aus denen wird, ist mir folglich total egal.

Was schließlich den viel gepriesenen Humor angeht: Es gibt ein paar ganz nette und witzige Szenen, aber alles in allem sind wir hier wohl mal wieder an dem Punkt, wo sich die Geister an der Absurdität einer Geschichte scheiden. Der eine kann aus einer grotesken Handlung Belustigung ziehen, der andere findet sowas einfach nur dumm und langweilig. Ich gehöre zur letzteren Sorte – aber das ist ja nichts wirklich Neues.

Fazit:
4/15 – Kein überzeugendes Debüt, weil die Geschichte einfach zu unglaubwürdig ist. Da der Nachfolgeroman eher schlechtere Kritiken erhalten hat als der Erstling, wird dies wohl mein einziger Versuch mit dieser Autorin bleiben.

 

 

Serieninfo:
01 When Harry Met Molly
02 Dukes to the Left of me, Princes to the Right
03 Cloudy with a Chance of Marriage (April 2011)
04 If You Give A Girl A Viscount (Ende 2011)

[Rezension] Nora Melling: Schattenblüte

Die Verborgenen, Buch 1

Inhalt:
Seit dem Tod ihres Bruders ist für Luisa nichts mehr, wie es war. Sie beschließt zu sterben. Aber kurz vor dem letzten Schritt hält jemand sie auf: Thursen nennt sich der Junge mit den geheimnisvollen Schattenaugen. Mit einer Gruppe Jugendlicher lebt er im Wald, und er spürt Luisas Schmerz. Die »Verborgenen« können ihre Gestalt ändern: Sie sind Werwölfe. Mit jeder Verwandlung wird Thursen mehr zum Tier – und die Erinnerungen an sein vorheriges Leben verblassen. Bald wird er ganz Wolf sein. Dann hat Luisa auch ihn verloren. Für ihre große Liebe würde sie alles tun. Doch reicht das, um Thursen zu retten?

Kommentar:
Ich war sehr gespannt auf den Debütroman der deutschen Autorin Nora Melling, als ich die Ankündigung gesehen habe, zumal mich die Beschreibung sofort an »Shiver« (dt. »Nach dem Sommer«) erinnert hat. Tatsächlich gibt es einige Parallelen zwischen den beiden Büchern – allerdings ist »Schattenblüte« leider nicht mal halb so gut wie Stiefvaters Roman.

Dem obigen Klappentext ist inhaltlich eigentlich nicht viel hinzuzufügen, im Gegenteil: Er gibt fast schon eine Spur zu viel preis, weshalb man als Leser mehr weiß als Protagonistin Luisa selbst, die erst im Laufe der Handlung herausfindet, dass Thursen und seine Freunde Werwölfe sind. Elementar für die Handlung ist die Tatsache, dass die Werwölfe nicht unbegrenzt oft ihre Gestalt wechseln können, sondern dass sie mit jeder Verwandlung mehr zum Wolf werden und jedesmal ein Stück der Erinnerung an ihr menschliches Dasein verlieren – bis sie irgendwann Wolf bleiben. Als Luisa Thursen kennenelernt, steht dieser bereits kurz vor der endgültigen Verwandlung; nur sie hält ihn noch im menschlichen Leben. Dass ein unbeschwertes Zusammensein insofern zu keiner Zeit möglich ist, versteht sich von selbst.

Hinsichtlich dieser stark getrübten Liebesbeziehung und der Suche nach einem Ausweg gleicht das Buch »Shiver« frappierend; die Ähnlichkeiten hören hier aber auch schon auf. Denn während Sam und Grace in »Shiver« versuchen, die knapp bemessene gemeinsame Zeit trotz aller Trauer und Ängste zu genießen und wunderschöne intensive Momente zusammen erleben, sind Luisa und Thursen permanent am Zanken und trennen sich gefühlte 84 Mal, nur um dann doch wieder zusammenzukommen und gemeinschaftlich zu lamentieren. Dem Buch geht jede für den Leser nachvollziehbare Emotion zwischen den Protagonisten völlig ab, vielleicht geht sie auch in all den sprachlichen Absonderlichkeiten verloren. Positive Gefühle werden kaum vermittelt, stattdessen ist »Schattenblüte« fast durchgehend düster und depressiv.

Möglicherweise liegt die Tatsache, dass ich mit dem Buch so gar nichts anfangen konnte, im Wesentlichen an den Protagonisten, denen ich nicht das Geringste abgewinnen konnte. Thursen nehme ich den Anführer der im Berliner Grundewald lebenden Werwölfe überhaupt nicht ab; er bleibt letztendlich blass und wirkt die ganze Zeit sehr unentschlossen bezüglich seiner Zukunft: Er möchte eigentlich trotz seiner Liebe zu Luisa gar nicht wirklich in sein menschliches Dasein zurück. Luisa ist allerdings nicht bereit, das zu akzeptieren: Nachdem er sie davon abgehalten hat, Selbstmord zu begehen und ihr das Versprechen abgenommen hat, es nie wieder zu versuchen, soll er mal schön auch im Leben bleiben – das muss sie ja schließlich auch. Dementsprechend drängt sie ihn, sich auf die Suche nach seinen Wurzeln zu machen, die ihn retten können.

Luisa ist ein wirklich schwieriger Charakter, was angesichts ihrer Vergangenheit zugegebenermaßen kein Wunder ist. Nach dem Tod ihres kleinen Bruders Fabi haben die zutiefst verstörten Eltern alle Brücken in Hamburg abgebrochen und sind nach Berlin gezogen, wo sie mit wenig durchschlagendem Ergebnis versuchen, ein neues Leben zu beginnen. Luisa fühlt sich dadurch um die Möglichkeit gebracht, sich mit der Trauer um Fabi auseinanderzusetzen und sein Grab zu besuchen, und ihre ohnmächtigen, mit der Situation heillos überforderten Eltern sind alles andere als hilfreich für einen Neustart. Luisa ist eigentlich permanent erfüllt vom Gedanken an Fabi; ihre Trauerarbeit ist neben der Beziehung zu Thursen zentrales Thema das Buchs. Es ist insofern nur natürlich, dass sie sich an Thursen klammert und dass sie verbittert, verstört und traurig ist – aber das Verständnis für ihre Situation macht sie trotzdem nicht zu einer Heldin, die ein solches Buch tragen kann.

Zu alledem kommt dann noch ein sehr eigentümlicher Stil mit äußerst seltsamen Satzkonstruktionen. Die Sprache ist einfach, die Sätze sind vielfach sehr kurz, oft auch ohne Subjekt aneinandergereiht, wobei vorher bereits benutzte Worte wiederholt oder aufgenommen und mit einer Vielzahl von Synonymen oder Wörtern aus der gleichen Wortfamilie angereichert werden (»Die Hoffnung wächst, blüht, wuchert. Überwuchert jeden Zweifel.«, S. 135). Das Bemühen um Metaphorik ist unverkennbar, und an manchen Stellen sind die Bilder sogar gelungen, in dieser Masse wirkt das alles aber völlig übertrieben und mühsam konstruiert. Teilweise wirkt es einfach nur so bemüht, dass es albern ist: »Sein Gesicht, sein krähengraues Gesicht mit den Bleiglanzaugen kommt näher, und ich weiß, bin ihm ausgeliefert, kann mich niemals gegen ihn wehren.« (S. 98) oder noch viel schlimmer: »Ich drehe wieder um. Nehme meine Schulranzen, trage ihn in die Wohnung und werfe ihn in die Ecke. Er fällt auf die Seite, springt auf und erbricht Bücher und leere Hefte.« (S. 205) Ich will diesen Stil nicht verteufeln, er ist aber definitiv nicht mein Ding. Wer glaubt, dass er Freude an einem Buch voller Sätze wie dem folgenden haben kann, kann bei »Schattenblüte« getrost zugreifen!

Er presst seinen Mund fast schmerzhaft auf meinen. Ich habe die Augen geschlossen und fühle nur noch ihn überall. Seine Schultern unter meinen klammernden Händen. Seine Arme um mich, sein Atem auf meiner Wange. Rieche und schmecke ihn. Er ist meine ganze Welt. Und ich bin seine. So soll es sein. Wir küssen uns als sei es das letzte was wir tun auf dieser Welt. Berühren, fühlen, schmecken uns, als würden nur noch heute die Vögel singen, die Bäume wachsen, die Sonne scheinen. Als wäre der flammende Meteorit, der die Erde zerschlägt, schon zu uns unterwegs. (S. 130)

Fazit:
4/15 – Wenig sympathische Figuren agieren in einer eigentlich ziemlich dünnen Geschichte, die trotz des Themas keine nachvollziehbaren Emotionen vermittelt – geschweige denn beim Leser erzeugen kann. Der höchst eigentümliche Stil der Autorin trägt seinen Teil dazu bei, dass mich das Buch eher genervt als unterhalten hat.