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[Rezension] Daisy Goodwin: Eine englische Liebe

Originaltitel: My Last Duchess aka The American Heiress

Klappentext:
Wie jedes Jahr verbringt Cora den Sommer mit ihrer Familie auf Rhode Island. Aber das Jahr 1893 ist für sie ein besonderes: Mit einem rauschenden Ball soll die zukünftige Erbin eines unermesslichen Vermögens in die Gesellschaft eingeführt werden. Cora scheint alles zu haben, wovon ein Mädchen träumen kann, doch sie fühlt sich wie in einem goldenen Käfig. Jeder ihrer Schritte wird überwacht, und ihre Mutter schmiedet immer ehrgeizigere Pläne. In Europa will sie für Cora einen Mann finden, der mit in die Ehe bringt, was ihrer Tochter noch fehlt: einen Adelstitel. Aber in London müssen die beiden Frauen erfahren, dass Geld nicht alles ist. Und als sich Cora tatsächlich Hals über Kopf in einen Herzog verliebt, ahnt sie nicht, worauf sie sich einlässt.

Kommentar:
Ich bin auf Daisy Goodwins Debütroman anlässlich des Erscheinens der US-Taschenbuchausgabe vor einigen Wochen aufmerksam geworden und fand, dass er sehr interessant klingt. Als dann auch noch Marie das Buch so positiv besprochen hat und mir die deutsche Ausgabe in der Buchhandlung am Flughafen begegnet ist, konnte ich nicht widerstehen.

Cora Cash ist ein hübsches, reiches amerikanisches High-Society-Mädchen, für das die Mutter hochtrabende Pläne hat: Sie soll einen Adligen heiraten und so in Besitz eines Titels kommen. Obwohl Cora eigentlich den jungen amerikanischen Künstler Teddy liebt, reist sie schließlich auf Drängen ihrer Mutter nach England, um sich auf dem Heiratsmarkt umzusehen. Wider Erwarten verliebt sie sich tatsächlich in einen Herzog, der ihr nicht viel später sogar einen Antrag macht. Sie scheint am Ziel ihrer Wünsche, doch das Leben als Herzogin in England entpuppt sich für die Amerikanerin als ganz anders als erwartet …

Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Buch ist kein trivialer historischer Liebesroman, sondern die gut recherchierte und fundierte Emanzipationsgeschichte einer jungen Amerikanerin, die nach England geht, um einen Adelstitel zu ergattern. Das war seit Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts keine Seltenheit, denn während viele Amerikaner im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs im sogenannten Gilded Age zu großem Reichtum kamen, verarmte der englische Adel zunehmend. Was läge näher, als ein Zweckbündnis einzugehen, das allen Beteiligten verschafft, was sie brauchen: den Adligen Geld und den reichen Amerikanerinnen einen Titel.

Das Problem dabei war allerdings, dass bei diesen Verbindungen Welten aufeinanderprallten – und genau darunter hat auch Cora zu leiden. Sie hat bis dato ein Leben im Überfluss geführt, ist Fortschritt, Luxus, Opulenz und Dekadenz gewohnt und war eine bewunderte, überall geachtete junge Frau, relativ freiheitlich erzogen und gebildet. In England wird sie für all das verachtet, und man hält Amerikanerinnen per se für ungehobelt, schlecht erzogen und der adligen Gesellschaft eigentlich für unwürdig. Die Diskrepanz zwischen den neureichen Amerikanern und dem alten englischen Adel wird wirklich sehr gut dargestellt, ebenso die Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Man erfährt viel über die Kleidung, Einrichtung, Essen sowie über die Etikette der Epoche, wobei auch weniger schöne Themen (aus heutiger und deutscher Sicht) nicht ausgespart werden: Besonders entgeistert hat mich das Servieren von Blutente (hier ein Link zur illustrierten Zubereitung, aber Achtung, eher nur für Hartgesottene!); dagegen nehmen sich die Tatsache, dass Cora mehrere Stunden täglich im Wirbelsäulenstraffer verbringen muss, und die üblichen Qualen, die zu erleiden hat, wer schön sein will (Korsette, schmerzende Haarnadeln, schwere Kettenverschlüsse usw.), doch harmlos aus.

Die Geschichte an sich ist leider deutlich weniger interessant als das historische Flair. Sie zieht sich über einen Zeitraum von etwa einem Jahr, erzählt hier mal eine kleine Episode und dort eine Begebenheit und plätschert ohne echte Höhepunkte scheinbar endlos vor sich hin. Spannung kommt höchstens auf, wenn Cora mal wieder ahnungslos (für den Leser aber vollkommen offensichtlich) auf ein Desaster zusteuert, obwohl sie eigentlich in bester Absicht gehandelt hat. Die junge Amerikanerin ist nämlich nicht nur ein wenig naiv, sondern sie beweist darüber hinaus wenig Fingerspitzengefühl: Selbst nach einiger Zeit in England begreift sie nicht mal ansatzweise, welche Erwartungen an sie gestellt werden und wie sie als Herzogin aufzutreten hat. Ihr eigenbrödlerischer, verschlossener, uncharmanter Ehemann macht es ihr allerdings ebenfalls nicht gerade einfach, denn er bemüht weder besonders um seine Frau noch hilft er ihr beim Einleben und der Integration in die adlige Gesellschaft. Gegen Ende verleiht sein düsteres Geheimnis der Handlung noch ein wenig Würze, das rettet die Geschichte aber auch nicht mehr – das Buch ist einfach kein bisschen mitreißend und emotional geschrieben und vermag es mit seiner gleichförmigen Storyline und den eher blassen Figuren einfach nicht, einen zu fesseln.

Fazit:
7/15 – Historisch fundiert und sehr interessant, dabei bleibt die Geschichte aber ziemlich auf der Strecke.

 

 

[Rezension] Meredith Duran: A Lady’s Lesson in Scandal

Klappentext:
IN GRITTY, WORKING-CLASS LONDON, SHE DOES WHAT SHE MUST TO SURVIVE . . .
When Nell Whitby breaks into an earl’s house on a midnight quest for revenge, she finds her pistol pointed at the wrong man—one handsome as sin and naked as the day he was born. Pity he’s a lunatic. He thinks her a missing heiress, but more to the point, he’ll help her escape the slums and right a grave injustice. Not a bad bargain. All she has to do is marry him.

A NOTORIOUS LADIES’ MAN COULD TAKE HER FROM POVERTY TO OPULENCE . . . BUT AT WHAT PRICE?

A rake of the first order, Simon St. Maur spent his restless youth burning every bridge he crossed. When he inherits an earldom without a single penny attached to it, he sees a chance to start over—provided he can find an heiress to fund his efforts. But his wicked reputation means courtship will be difficult—until fate sends him the most notorious missing heiress in history. All he needs now is to make her into a lady and keep himself from making the only mistake that could ruin everything: falling in love. . . .

Kommentar:
Mit großer Spannung habe ich Meredith Durans viertem Buch entgegengeblickt, das allein schon durch seine Optik besticht und ein heißer Kandidat bei der Wahl des schönsten Historical-Covers 2011 sein dürfte. Dummerweise trifft aber auch hier der Spruch »Never judge a book by its cover« zu – nur nicht so, wie er normalerweise gemeint ist.

Nell Whitby lebt in ärmlichen Verhältnissen im Londoner Elendsviertel East End und verdient sich ihren Lebensunterhalt als Fabrikarbeiterin. Doch kurz bevor ihre schwerkranke Mutter stirbt, eröffnet sie Nell, dass diese in Wahrheit die Tochter des Earl of Rushden ist. Nell kontaktiert ihn, und weil der Earl ihren Brief nicht beantwortet, bricht Nell schließlich mit einer geladenen Pistole bei ihm ein. Doch statt auf ihren vermeintlichen Vater trifft sie auf dessen Cousin dritten Grades, Simon St. Maur. Dieser hat zwar Titel und Besitz geerbt, aber keinen Pfenning Geld – das hat der Verstorbene zwischen seiner Tochter Katherine und deren seit Jahren verschollenen Zwillingsschwester Cornelia aufgeteilt, die nun in Gestalt von Nell aufgetaucht zu sein scheint. Simon und Nell beschließen, eine Zweckehe einzugehen, um die Hälfte des riesigen Vermögens zu erlangen. Doch ganz so einfach ist es weder, die anderen von Nells Identät als verschollene Erbin zu überzeugen, noch aus dem East-End-Mädchen eine West-End-Lady zu machen …

Der Plot ist mal wieder einigermaßen ausgelutscht, aber Meredith Duran hat es in der Vergangenheit ja auch schon geschafft, aus einer tausendmal erzählten Geschichte ein wunderbares Buch zu zaubern. Diesmal nicht. Die Story startet vielversprechend mit einigen verblüffenden Enthüllungen, doch dann macht sich erst mal ziemliche Langeweile breit. Die Protagonisten lernen sich nach und nach näher kennen und versuchen dabei, nicht schon vor der Hochzeit übereinander herzufallen, obwohl sie sich natürlich von der ersten Sekunde an unbändig voneinander angezogen fühlen. Außerdem wird Nell auf ihren späteren Auftritt in der Gesellschaft vorbereitet, was immerhin einige interessante Einblicke in die Benimmregeln der Zeit liefert: Die Suppe bedeckt gerade mal den Boden des Geschirrs, man darf nie, nie, niemals um Nachschlag bitten, man nippt die Suppe nur vom seitlichen Rand des Löffels, das Benutzen von Messern ist vulgär, vom Spargel isst man nur die Spitze usw.

Ich hatte Hoffnung, dass die Handlung nach der Hochzeit, mit dem Auftreten von Nells Zwillingsschwester Katherine und dem Kampf ums Erbe, noch richtig spannend würde, aber das war höchstens in geringem Maße der Fall. Stattdessen wird man mit einem Konflikt geplagt, von dem schon 200 Seiten vorher vollkommen klar war, dass er auftreten würde – wobei Nells Reaktion auf die Situation so lächerlich und verbohrt ist, dass der arme Simon einem wirklich Leid tun konnte. Vielleicht war das Maß einfach voll, aber der Showdown und das Ende haben mich auch nur noch genervt. (Und mit meinem Mitleid für Simon war es dann aufgrund eines unfassbaren Ultimatums auch wieder vorbei!)

Im Vergleich zu Durans andern Büchern fällt dieses sowohl hinsichtlich der Handlung als auch der Figuren extrem ab. Grundsätzlich sind Nell und Simon zwar interessant angelegt, sie bleiben aber trotzdem blass und sind eher langweilig geraten. Mich konnten beide Protagonisten nicht packen und faszinieren, folglich war mir ihr Schicksal auch relativ egal. Wäre das anders gewesen, hätte mir eventuell auch die Geschichte etwas besser gefallen.

Fazit:
7/15 – Ein sehr durchschnittlicher Liebesroman, der weder mit seiner Handlung noch mit seinen Figuren richtig punkten kann.

[Rezension] Rachel Gibson: Küssen will gelernt sein

Originaltitel: Truly Madly Yours

Klappentext:
»Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«, denkt sich Delaney Shaw und beschließt, die Zähne zusammenzubeißen und ihrem verstorbenen Stiefvater Henry seinen letzten Willen zu erfüllen. Um an ihr Erbe zu kommen, muss sie für ein Jahr in ihre verhasste Heimatstadt zurückkehren. Doch damit nicht genug, denn auch der stadtbekannte Gigolo Nick, Henrys unehelicher Sohn, erbt nur unter einer Bedingung: Er muss in dieser Zeit die Finger von Delaney lassen. Und schon bald merken beide, wie unglaublich lang ein Jahr sein kann …

Kommentar:
Ich weiß auch nicht, warum das mit mir und den Contemporarys fast nie funktioniert. Da schnapp ich mir schon extra einen, der überall als witzig, spritzig, gefühlvoll, sexy – kurz: als perfekter Liebesroman gerühmt wird, und was passiert? Ich langweile mich. Und zwar so sehr, dass mir nach spätestens zehn Seiten immer wieder was ganz furchtbar Wichtiges eingefallen ist, was ich ja noch schnell im Internet nachschauen könnte muss.

Die Ausgangssituation ist total hanebüchen: Der verstorbene Kontrollfreak Henry will aus dem Grab heraus seine Stieftochter und seinen unehelichen Sohn verkuppeln. Er bestimmt, dass Delaney ein Jahr in ihrer Heimatstadt, einem Kaff in Idaho verbringen muss, wenn sie drei Millionen Dollar erben will, während Nick derweil die Finger von ihr zu lassen hat, um nicht die geerbten Immobilien/Grundstücke zu verlieren. Das Verbot sieht Henry quasi als Garantie dafür, dass der rebellische Nick Delaney ganz bestimmt verführt – und obwohl alle Beteiligten das ganz genau wissen, lassen sie sich frohgemut manipulieren und handeln genau so, wie der Tyrann es geplant hat.

Der Rest ist Standardkost ohne nennenswerten Witz und Anspruch, ohne besondere Spannung oder Emotionen: Die beiden Protagonisten behaupten, dass sie einander auf den Tod nicht ausstehen können, sind aber nicht dazu in der Lage, bei ihren Begegnungen die Finger voneinander zu lassen, weil sie sich ja ach so magisch voneinander angezogen fühlen – trotz der Testamentsklausel. Überflüssig zu erwähnen, dass sie sich natürlich in Wahrheit sehr wohl leiden können und nie einen anderen Partner wollten, sich das aber nicht eingestehen. Und so wechseln sich erotische Szenen (die zum Teil sogar tatsächlich relativ prickelnd sind) mit sarkastischen Dialogen ab, die offenbar von den meisten Leser als amüsant und unterhaltsam befunden werden, die mich persönlich aber eher genervt haben.

Obwohl der Roman über einen Zeitraum von mehreren Monaten spielt, verbaut sich die Autorin durch zahlreiche Zeitsprünge die Möglichkeit, eine echte Entwicklung der Personen und ihrer Beziehung zueinander aufzuzeigen. Wahrscheinlich deshalb hatte ich keinen rechten Draht zu Delaney und Nick, die zwar lange nicht so bescheuert wie ihre bösartigen, hetzenden Mütter sind, aber auch keine echten Sympathieträger, um deren Glück ich bangen würde. Nett hingegen war allerdings die eine oder andere Kundin von Delaneys Friseursalon, und auch das Kleinstadtleben ist stellenweise ganz gut eingefangen. Wieso Rachel Gibson es angesichts all der anderen kleinen Handlungsstränge auch noch für nötig hielt, eine Art Suspense-Blog einzubauen, den sie am Ende doch total verschenkt, wird wohl ihr Geheimnis blieben.

Fazit:
7/15 – Romance-Standardkost: weitgehend uninspiriert, vorhersehbar und daher – wenn auch nicht wirklich schlecht – ziemlich langweilig.

[Rezension] Elisabeth Naughton: Gestohlene Rache

Originaltitel: Stolen Fury
Stolen-Serie, Teil 1

Klappentext:
Als die Archäologin Dr. Lisa Maxwell in Italien dem gut aussehenden Rafe Sullivan begegnet, schlägt sie alle Vorsicht in den Wind und verbringt eine heiße Liebesnacht mit ihm. Doch am nächsten Morgen wacht sie in einem leeren Bett auf und schlimmer noch, mit einem leeren Safe! Lisa hat es sich zum Ziel gesetzt, die drei Furien zu sammeln, ein äußerst wertvolles Set antiker griechischer Relieffiguren. Und nun ist die eine Figur, die sie bereits gefunden hatte, verschwunden. Wutentbrannt verfolgt die Archäologin Rafe nach Florida. Doch bald schon müssen beide feststellen, dass sie nicht die Einzigen sind, die es auf die Furien abgesehen haben.

Kommentar:
Regelmäßigen Lesern meines Blogs wird kaum entgangen sein, dass ich große Vorbehalte gegen Romantic-Suspense-Titel habe. Das ist eine reine Geschmackssache: Ich mag einfach keine Plots, in denen die Heldin gestalkt bzw. bedroht wird und/oder auf der Flucht ist, weil sie sonst um ihr Leben fürchten muss. Sobald es darum geht, dass ein großer starker Seal oder Bodyguard die Heldin retten muss, ist ein Buch ganz sicher nichts für mich. Hinzu kommt ein weiteres Problem, das besonders bei Romantic-Suspense-Büchern auftritt: Die Storys sind einfach häufig total unglaubwürdig und das Verhalten der Helden völlig irrsinnig und sexuell verblendet, sodass ich selbst beim besten Willen nicht darüber hinwegsehen kann. Sorry, aber wer bitte hat Lust auf wilden Sex, während um ihn herum Häuser abbrennen oder in die Luft fliegen!?

Mit »Gestohlene Rache« hab ich ganz bewusst einen Titel des Genres ausgewählt, der mehr nach Krimi und weniger nach Verfolgungsjagd klingt und siehe da, das war schon mal deutlich besser als alles, was ich bisher aus diesem Genre gelesen habe. Selbst die ganz fürchterlichen Unwahrscheinlichkeiten und Sex in den unmöglichsten Situationen hielten sich in Grenzen. Okay, dass sich die sexuell frustrierte Dr. Lisa Maxwell nach einem Vortrag an der Uni von einem gutaussehenden Südländer einfach so küssen lässt, um einen weniger gutaussehenden lästigen Kollegen loszuwerden, ist jetzt vielleicht nicht so ganz glaubwürdig, und dass sie im Hotelzimmer erst über Rafe herfällt, nur um dann kurz vor dem eigentlichen Sex einzuschlafen, auch nicht. Um ehrlich zu sein, hatte ich da schon überlegt, ob ich das Buch nicht entweder abbreche oder aber ein Protokoll der Unfassbarkeiten blogge; dann aber hat sich das Buch überraschenderweise gefangen.

Doch nicht so hanebüchen zu sein wie andere Romantic-Suspense-Titel, macht leider auch noch kein gutes Buch. Und so hab ich mich über weite Strecken eher gelangweilt. Die Actionszenen konnten mich überhaupt nicht packen und auch die Krimihandlung ist nicht spannend oder besonders gut durchdacht, sondern grenzt am Ende schon fast ans Verworrene. Da Actionszenen und Krimihandlung aber – wie es sich für ein Romantic-Suspense-Buch gehört – doch ganz schön viel Raum einnehmen, ist die Lovestory ziemlich oberflächlich. Die basiert nämlich im Wesentlichen auf magischer sexueller Anziehung und dem Wunsch der Protagonisten, ständig übereinander herzufallen, auch wenn sie sich nicht leiden können und nicht trauen. Einige kleine Gesten und Bemerkungen machen zwar schon deutlich, dass sich in der Beziehung der beiden etwas verändert, aber nachfühlen konnte ich es nicht. Vielleicht auch deshalb, weil ich zu keiner der beiden Figuren einen Draht hatte; die Protagonisten waren mitnichten unsympathisch, wirkten aber blass und leblos und blieben mir fremd. So wie dieses Buch stell ich mir den billigen Verschnitt eines deutschen Privatsenders von »Indiana Jones« vor: Nicht so schlecht wie angenommen, aber auch weit entfernt davon, gut zu sein.

Fazit:
8/15 – Nicht so schlimm wie befürchtet, aber auch nicht wirklich überzeugend.

 

 

Serieninfo:
01 Stolen Fury (2008) | Gestohlene Rache (2010)
02 Stolen Heat (2009) | Gestohlene Liebe (Juni 2011)
03 Stolen Seduction (2010) | Gestohlenes Vertrauen (November 2011)

Trivia:
Im Januar 2012 wird »Schwur der Ewigkeit« (OT: »Marked«), Band 1 von Elisabeth Naughtons neuer Romantic-Fantasy-Serie bei Heyne erscheinen.

[Rezension] Kerstin Gier: In Wahrheit wird viel mehr gelogen

Klappentext:
Carolin spielt virtuos Mandoline, spricht sechs Fremdsprachen und kann im Kopf die Wurzel aus siebenhundertvierundachtzig ausrechnen. Aber als sie sich mit ihrem Exfreund um ein riesiges Erbe streiten muss, ist sie komplett überfordert. Verständlicherweise. Denn sie ist noch keine dreißig und gerade Witwe geworden. Und das wirft wohl jedes noch so große Wunderkind aus der Bahn. Zum Glück ist Carolin in ihren schwärzesten Stunden nicht allein, und eine illustre Gesellschaft steht ihr bei, unter anderem die schlechteste Therapeutin der Welt, ein Apotheker – und ein ausgestopfter Foxterrier mit Namen „Nummer zweihundertdreiundvierzig“ …

Kommentar:
Endlich hab ichs geschafft, mal einen »erwachsenen« Gier-Roman zu lesen – der irgendwie ganz anders war als angenommen. Ich hatte nämlich nicht wirklich erwartet, ein Buch mit so ernstem Hintergrund zu erwischen.

Die 26-Jährige Carolin ist am Boden zerstört, weil ihr Mann Karl vor sechs Wochen überraschend an einem Herzinfarkt gestorben ist. Ebenso überraschend hat er ihr ein Vermögen hinterlassen – und um dieses muss sie sich jetzt mit seiner habgierigen Verwandtschaft streiten. Dazu fühlt sie sich nicht wirklich in der Lage, doch mit Hilfe ihrer Familie und eines neuen Freundes stellt sie sich schließlich der aktuellen Situation und ihrer Zukunft.

Die Geschichte hat zunächst zwei Handlungsstränge: In einem wird die Zeit nach Karls Tod beschrieben, in einem zweiten ihr Kennenlernen sowie das Leben mit ihrem Mann. Carolin und Karl haben sich auf den ersten Blick ineinander verliebt, und sie waren offenbar sehr glücklich miteinander; allerdings wirft es ein ziemlich seltsames Licht auf die Beziehung, dass die beiden in einfachsten Verhältnissen gelebt haben, obwohl Karl ein riesiges Vermögen besessen hat. Warum Karl seiner Frau nichts davon gesagt hat und sich stattdessen – zumindest phasenweise – von den Eltern seiner Frau hat finanziell unterstützen lassen, wird nicht mal ansatzweise geklärt. Möglicherweise sind solche Überraschungen nach einem unerwarteten Todesfall gar nicht so unrealistisch; für den Leser ist es dennoch ziemlich unbefriedigend. Carolin selbst scheint das Thema weitgehend zu verdrängen, ihre Schwester allerdings ist ziemlich sauer deswegen und nennt Karl nur den »Geizkragen«. Auch Carls Eltern sind irritiert, die hinterlassene Erbschaft versöhnt sie allerdings mit ihrem verstorbenen Schwiegersohn.

Diese Erbschaft ist Bestandteil der Handlung in der Gegenwart, denn auch wenn Carolin verständlicherweise absolut keinen Nerv hat, sich mit Erbschaftsangelegenheiten auseinanderzusetzen, sitzt ihr doch Karls Familie im Nacken und will zumindest einen Pflichtteil von der Alleinerbin einklagen. Dass Karls Sohn Leo Carolins Ex-Freund ist, vereinfacht die Sache nicht gerade; allerdings verhält sich Leo alles in allem vernünftiger als erwartet. Deutlich anstrengender – und habgieriger! – ist Karls Bruder Thommi, dem Carolin und Leo am Ende gemeinschaftlich eins auswischen. Dafür, dass die ganze Erbschaftsgeschichte im Klappentext so hochgehängt wird und Carolin gedanklich so sehr beschäftigt, verläuft sie alles in allem eigentlich ziemlich unspektakulär und friedlich; wirklich böse Erbschaftsstreitigkeiten sehen definitiv anders aus. Und auch wenn ich finde, dass man das Thema nicht wirklich bis zum Exzess ausreizen muss, hätte man doch ein bisschen mehr rausholen können.

Ansonsten geht es vor allem darum, Wunderkind Carolin nach dem Tod ihres Mannes wieder auf die Beine zu bringen und sie dazu zu bewegen, sich ihrer Zukunft zu stellen. Die Familie, vor allem ihre Schwester und ihr Schwager, kümmern sich sehr liebe- und aufopferungsvoll um die junge, leicht depressive Witwe. Sie schicken sie darüber hinaus zu einer Therapeutin, die zwar vollkommen unfähig scheint, aber Carolin trotzdem irgendwie hilft. Außerdem findet Carolin erstmals in ihrem Leben einen wahren Freund, mit dem sie Freud und Leid teilen kann. Am Ende hat man den Eindruck, dass Carolin so langsam in der Lage ist, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und vorwärts zu blicken; dass sie aber noch einen langen Weg vor sich hat, ist auch klar. Das macht auch Sinn, irgendwie befriedigt es einen aber trotzdem nur bedingt.

Und das gilt fürs ganze Buch. Dem Roman fehlt es an Spannung – nach einem starken Anfang plätschert es eher vor sich hin, ohne dass viel passieren würde. Carolins Trauer und die verschiedenen Phasen der Trauer sind ganz gut dargestellt, aber eben doch zu oberflächlich, um dem Buch die nötige Faszination zu verleihen. Überhaupt blieb mir Carolin fremd und ihr Verhalten war für mich über weite Strecken – auch schon vor Karls Tod – nicht nachvollziehbar. Ebenso fand ich ihre Beziehung letztendlich ein wenig undurchsichtig und ich habe mich gefragt, ob Carolin für Karl nicht eher eine Art Heldenverehrung als Liebe empfindet. Würde Kerstin Gier nicht so wunderbar locker-flockig schreiben und hätte sie nicht einen so guten Humor, hätte ich das Buch wohl deutlich schlechter bewertet.

Fazit:
9/15 – Ein Buch, das trotz des ernsten Themas im Wesentlichen vom Humor lebt.

[Rezension] Rachel Hawkins: Dunkle Magie

Originatitel: Demonglass
Hex Hall, Band 2

Inhalt/Klappentext:
Nachdem Sophie erfahren hat, dass sie ein Dämon ist, reist sie nach London zu ihrem Vater. Dort hofft sie den gutaussehenden Archer vergessen zu können, der ganz Hex Hall verraten hat. Doch bei einem Angriff der Dämonenjäger taucht Archer unerwartet wieder auf, und Sophie muss feststellen, dass sie trotz allem noch Gefühle für ihn hegt.

Kommentar:
»Wilder Zauber«, Band 1 der Hex-Hall-Serie, war für mich letzten Sommer ein echter Überraschungshit, weshalb ich Band 2 heiß ersehnt habe. Doch wie das oft so ist mit den Erwartungen, konnte mich der Nachfolger nicht wirklich begeistern. Daher diesmal nur ganz kurz ein paar Worte.

Um Sophie von ihrem Wunsch nach der Auslöschung ihrer magischen Kräfte abzubringen, nimmt ihr Vater sie und Jenna mit nach Thorne Abbey in England. Sie soll ihre Sommerferien im Sitz des Rates verbringen und ihre Kräfte zu kontrollieren lernen. Außerdem erfährt das Mädchen einiges über seine Herkunft und die Geschichte der Prodigien und macht Bekanntschaft mit zwei anderen Dämonenteenagern, von denen keiner weiß, woher sie stammen. Bei einem verbotenen Ausflug nach London in einen Nachtclub entkommt Sophie nur um ein Haar den Dämonenjägern – und begegnet Archer wieder. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als sie sich heimlich mit ihm trifft und die Herkunft der Dämonenteenager erkundet …

Die Geschichte, die an die Ereignisse von Band 1 anknüpft, ist zwar solide, verläuft aber in der ersten Hälfte doch sehr schleppend, bevor sie endlich Fahrt aufnimmt und in einem fiesen Cliffhanger endet. Wenig begeistert hat mich außerdem, dass eine Art Dreiecksgeschichte zwischen Sophie, Archer und dem Gärtner Cal eingebaut wurde – ich hoffe, dass das nicht weiter aufgebauscht wird. Was mich aber vor allem enttäuscht hat: Band 1 hat sich von den anderen Jugend-Fantasybüchern, die sich derzeit auf dem Markt tummeln, für mich im Wesentlichen dadurch abgehoben, dass er wunderbare leichte Unterhaltung und eine unheimlich witzige Heldin bietet. Dem Nachfolger fehlt beides: Sophies Sarkasmus blitzt nur noch selten auf, und das Buch geht in eine deutlich düsterere Richtung.

Trotz aller Abstriche hat »Hex Hall« alles in allem dennoch Spaß gemacht, was vor allem an den Figuren liegt. Die sind nämlich wirklich allesamt gut und stimmig. Das gilt natürlich besonders für Protagonistin Sophie, die auch dann eine tolle Heldin ist, wenn sie weniger Sarkasmus an den Tag legt.

Fazit:
9/15 – Das Buch ist nicht schlecht, doch leider fehlt ihm alles, was mir an Band 1 so gut gefallen und ihn für mich so herausragend gemacht hat – und deshalb ist es letztendlich eine Enttäuschung für mich.

 

 

Serieninfo:
01 Hex Hall | Wilder Zauber
02 Demonglass (März 2011) | Dunkle Magie

[Rezension] Susan Mallery: Wer zuerst kommt, küsst zuerst

Originaltitel: Under Her Skin
Lone Star Sisters, Teil 1

Inhalt:
Lexi Titan kann die Schlagzeilen schon förmlich vor sich sehen: Reiche Tochter heiratet noch reicheren Geschäftsmann, um ihr Unternehmen zu retten. Aber sie weiß, dass sie keine andere Wahl hat. Cruz Rodrigues braucht sie, um in der High Society von Texas akzeptiert zu werden und sie braucht ihn, um ihre Wellnessfarm nicht zu verlieren. Also willigt Lexi ein, für sechs Monate seine Frau zu werden. Dass sie damit den Zorn ihres einflussreichen Vaters auf sich zieht, ist noch das kleinste Problem. Denn je näher der Tag rückt, an dem ihre Ehe enden soll, desto weniger ist Lexi bereit, Cruz wieder gehen zu lassen.

Kommentar:
»Wer zuerst kommt, küsst zuerst« ist der erste Teil der »Lone Star Sisters«-Serie, und mein erstes Buch von Susan Mallery. Meine Erwartung war, einen netten zeitgenössischen Liebesroman zu kriegen; die wurde allerdings eher enttäuscht.

Lexi Titan ist eine Tochter aus reichem Elternhaus. Um die Gunst ihres Vaters zu erringen, hat sie das Familienunternehmen verlassen und mithilfe eines Kredits über zwei Millionen Dollar einen Wellnesstempel aufgebaut. Als dieser Kredit überraschend zurückgezogen wird, steht sie vor einem echten Problem: Sie muss die Summe innerhalb von 21 Tagen zurückzahlen. Da macht ihr ihr ehemaliger Lover Cruz ein unmoralisches Angebot: Er gibt ihr das Geld, wenn sie für sechs Monate seine Verlobte spielt und ihn in die gute Gesellschaft von Texas einführt. Lexi entscheidet sich, diesen Deal einzugehen und zieht bei Cruz ein, doch natürlich bleibt es nicht bei einem Geschäft ohne Emotionen.

Klingt nach einem netten, unterhaltsamen Romanze, doch leider ist das Buch viel mehr Familienroman als eine schöne Liebesgeschichte. Die Beziehung zwischen Lexi und Cruz, das sich nach und nach entwickelt und vertieft, läuft ziemlich im Hintergrund ab und ist deshalb nicht wirklich nachzuvollziehen, geschweige denn, dass sie einen emotional berühren würde. Hier wird einfach viel zu wenig gezeigt und viel zu viel als Tatsache präsentiert.

Stattdessen steht das Thema Familie im Vordergrund, vor allem Lexis Verwandtschaft: die drei (Halb-)Schwestern und ihr schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater. Der steinreiche, despotische Geschäftsmann hat nämlich hat eine Art Wettbewerb um seinen Besitz und seine Anerkennung ausgerufen, die für ein leicht angespanntes Verhältnis vor allem Lexi und ihre jüngere Schwester Skye gesorgt hat. Überdies wird die ganze Familie von einem geheimnisvollen Feind bedroht, der sie offenbar vernichten will – diese Rahmenhandlung ist nicht abgeschlossen und wird sich wohl über weitere Bände ziehen. Darüber hinaus spielt aber auch Cruz‘ familiäre Vergangenheit eine Rolle sowie seine uneheliche Tochter Kendra, die eine weitere Baustelle eröffnet, die von der Beziehung zwischen Lexi und Cruz ablenkt. Lexi hat also alle Hände voll damit zu tun, ihren Vater zu beeindrucken, sich mit ihren Schwestern und ihrer Freundin zu treffen, ihre Gegner einzuschüchtern, Kendra auf ihre Seite zu bringen und diverse andere Angelegenheiten zu regeln. Zwischendurch findet sie erstaunlicherweise nicht nur Zeit, fantastischen Sex mit Cruz zu haben, sondern sich irgendwann und aus welchen Gründen auch immer ganz nebenbei in ihren Scheinverlobten zu verlieben.

Lexi ist prinzipiell eine ganz sympathische Figur – abgesehen davon, dass sie sich so von ihrem Vater manipulieren lässt und manchmal etwas naiv auftritt. Cruz hätte das Zeug zu einem echten Vorzeigehelden: Er hat eine düstere Vergangenheit, die eine schlimme Kindheit ebenso wie illegale Aktivitäten einschließt, hat sich von ganz unten hochgearbeitet und ist inzwischen ein reicher Geschäftsmann und gutaussehender Frauenschwarm. Er braucht Lexi nur, um seinen Status in der guten Gesellschaft aufzupolieren – zumindest redet er sich das ein, obwohl natürlich von Anfang an klar es, dass es um mehr geht. Leider bleibt er trotz seines interessanten Backgrounds über weite Strecken blass und seine Verweigerung jeglicher Gefühle für irgendjemanden wirken aufgesetzt. So bleiben zwei Helden, die zwar in Ordnung sind, den Leser aber nicht begeistern können.

Fazit:
8/15 – Das Buch wirkt routiniert heruntergeschrieben, konnte mich aber weder richtig fesseln noch begeistern, zumal mir die Liebesgeschichte zu sehr im Hintergrund steht.

 

 

Serieninfo:
01 Under Her Skin | Wer zuerst kommt, küsst zuerst
02 Lip Service | Reden ist Silber, küssen ist Gold
03 Straight From the Hip | Frisch geküsst, ist halb gewonnen
04 Hot On Her Heels | Wer zuletzt küsst, küsst am längsten

[Rezension] Jennifer Haymore: A Hint of Wicked

Duke of Carlton Family, Book 1

Inhalt:
London 1823. Sophie, Duchess of Carlton, hat nach sieben Jahren Trauer um ihren Ehemann dessen Cousin und Erben, Tristan geheiratet. Sie liebt Tristan von ganzem Herzen, doch eines Tages kehrt der totgeglaubte Garrett völlig überraschend nach Hause zurück und fordert seinen Besitz, seinen Titel und seine Frau zurück. Sophie muss die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen – wohl wissend, dass sie denjenigen, den sie verlässt, möglicherweise zerstören wird …

Kommentar:
»A Hint of Wicked« ist der Debütroman der amerikanischen Autorin Jennifer Haymore, über den ich durch reinen Zufall gestolpert bin. Er war quasi ein Beifang: Ich hab bei Ebay ein anderes Buch des Verkäufers ersteigert und dieses Buch für einen Euro quasi im Vorbeischippern mitgenommen, nachdem ich gesehen habe, dass es eine Dreiecksgeschichte erzählt. Wahrscheinlich wäre der Roman in den unendlichen Tiefen meines SuBs gelandet, hätte ihn mir StefanieEmmy nicht im Rahmen von Karis SuB-Losverfahren zugeteilt.

Sophie, die Duchess of Carlton, ist untröstlich, als ihr die Nachricht überbracht wird, dass ihr Mann Garrett in der Schlacht bei Waterloo gefallen ist. Da seine Leiche nie gefunden wurde, klammert sie sich lange an die Hoffnung, dass er vielleicht doch überlebt hat, schließlich sieht sie jedoch ein, dass ihr Leben auch ohne ihren geliebten Mann weitergehen muss. Sie heiratet Tristan, Garretts Cousin und Erben, und obwohl sie Garrett nie ganz vergisst und nie aufhört, ihn zu lieben, lässt sie sich mit Haut und Haaren auf Tristan ein. Sie ist glücklich mit ihrer neuen Liebe, doch eines Tages kehrt ihr totgeglaubter Ex-Mann auf einmal nach Hause zurück. Wie sich herausstellt, hatte er aufgrund einer schweren Kopfverletzung das Gedächtnis verloren, doch inzwischen ist es wenigstens teilweise wiederhergestellt – nicht zuletzt aufgrund der Mithilfe seines Kriegsgefährten Frisk, der ihn in Belgien gefunden hat. Wieder in England, fordert Garrett nun seine Besitztümer und seinen Titel von Tristan zurück, vor allem aber seine Frau Sophie. Die rechtliche Situation ist schnell geklärt: Sophies zweite Ehe ist ungesetzlich und wird anulliert, doch so einfach ist die ganze Sache natürlich nicht, denn Sophie weigert sich, blind dem Gesetz zu folgen. Sie will auf ihr Herz hören, doch das sagt ihr, dass sie beide Männer will …

Was nach einer wundervollen, verzweifelten Dreiecksgeschichte klingt, ist leider nicht hundertprozentig überzeugend umgesetzt. Der zurückgekehrte Duke lässt nämlich Tristan (verständlicherweise) ziemlich schnell nach seiner Rückkehr aus dem Haus werfen, sodass der Sophie nicht zu nahe kommen kann. Damit Sophie Tristan nicht andernorts treffen kann, sperrt er sie kurzerhand im Haus ein, doch da aus dem Mädchen, das er damals zurückgelassen hat, inzwischen eine gestandene Frau geworden ist, lässt sie sich das nicht bieten und bahnt sich ihren Weg an den Wachen vorbei. Sie trifft Tristan im weiteren Verlauf der Handlung bis zum Showdown trotzdem nur zwei Mal, allerdings nicht auf ihr eigenes, sondern auf Tristans Betreiben. Während Tristan also weitgehend abseits des Geschehens vor sich hinleidet, verbringt Sophie den Großteil der Zeit mit Garrett, betont stets, dass sie ihn immer noch liebt, ihm vertraut und ihm helfen will.

Das Problem an der Geschichte ist, dass beide Männer eigentlich viel zu wenig tun, um Sophies Herz endgültig zu erobern und den Konkurrenten auszustechen. Vor allem Garrett verlässt sich im Wesentlichen auf die Macht der Vergangenheit und darauf, dass ja das Recht auf seiner Seite ist und Sophie seine legitime Ehefrau ist. Tristan hingegen wird früh mehr oder weniger aus dem Geschehen genommen und tut kaum etwas, um sich wieder ins Spiel zu bringen. Sophie ihrerseits hadert und will vor allem niemanden verletzen und jeden Skandal vermeiden – was natürlich vollkommen utopisch ist. Statt die komplizierte Liebesgeschichte, die Beziehungen und Konflikte der Personen untereinander voranzutreiben, konzentriert sich die Autorin ab etwa der Hälfte des Buches darauf, einen Nebenplot um Garretts offenbar fortschreitenden Wahnsinn und seinen Kriegsgefährten Fisk zu spinnen, der nicht ganz koscher zu sein scheint. Es fehlen große Emotionen, verzweifelte Taten und heroische Eroberungsversuche – kein Wunder, dass Sophie sich nicht entscheiden kann/will und schlechten Gewissens von einer Menage träumt!

Am Ende trifft Sophie natürlich doch ihre Wahl, die für mich wenig überraschend war. Ich hasse ja Leute, die behaupten, sie hätten von Anfang an gewusst, wie die Geschichte ausgeht (bei Krimis: wer der Mörder ist), aber in diesem Fall muss ich’s mal selbst sagen: Es war für mich sofort total offensichtlich, bei welchem der Männer Sophie bleibt – allein schon wegen des Aufbaus der Geschichte. Interessanterweise haben viele Leserinnen den Ausgang bemängelt, weil sie nicht verstehen konnten, wie Sophie ihn wählen konnte – das sei absolut nicht nachvollziehbar. Diese Kritik kann ich nicht teilen, für mich ist die Entscheidung absolut logisch und die einzig glaubwürdige, wenn man die Handlungsweise und Gedanken der Figuren im Buch betrachtet. Insofern gibts von mir einen kleinen Abzug für die Durchschaubarkeit, aber immerhin keinen dafür, dass das Ende nicht zur erzählten Geschichte passt.

Fazit:
9/15 – Ein solides Debüt, das aber die dramatischen Möglichkeiten einer Dreiecksgeschichte nicht genutzt hat und für die Art der Geschichte viel zu wenig emotional war. Obwohl ein wesentlicher Handlungsstrang offen bleibt und im nächsten Band fortgesetzt wird, verspüre ich keinen echten Drang, die Serie weiterzuverfolgen.

 

 

Serieninfo:
01 A Hint of Wicked
02 A Touch of Scandal
03 A Season of Seduction

[Rezension] Suzanne Collins: Flammender Zorn

Originaltitel: Mockingjay
Die Tribute von Panem/The Hunger Games, Teil 3

Inhalt:
Schwer verletzt wurde Katniss von den Rebellen befreit und in Distrikt 13 gebracht. Doch ihre einzige Sorge gilt Peeta, der dem Kapitol in die Hände gefallen ist. Die Regierung setzt alle daran, seinen Willen zu brechen, um ihn als Waffe gegen die Rebellen einsetzen zu können. Gale hingegen kämpft weiterhin an der Seite der Aufständischen, und das, zu Katniss‘ Schrecken, ohne Rücksicht auf Verluste. Als sie merkt, dass auch die Rebellen versuchen, sie für ihre Ziele zu missbrauchen, wird ihr klar, dass sie alle nur Figuren in einem perfiden Spiel sind. Es scheint ihr fast unmöglich, die zu schützen, die sie liebt.

Kommentar (mit Spoilern):
Was soll ich sagen … Der Abschluss-Band von »Die Tribute von Panem« ist genau das, was ich von Beginn an von den Büchern erwartet habe. In meinem Fall ist das nur leider keine positive Feststellung, denn ich habe mich der Serie ja mit dem Argument »Ist nichts für mich, ist einfach nicht mein Thema« lange erfolgreich verweigert.

Zugegebenermaßen ist der dritte Band eine konsequente Fortführung der Handlung in Band 2 – was dort begonnen wurde, wird jetzt zuende gebracht: Ziel ist es, die Distrikte zu einen, die Revolution voranzutreiben und das Kapitol zu stürzen. Es herrscht Krieg, alles dreht sich um Angriffsstrategien, Macht und Kämpfe, und entsprechend brutal, blutig und tödlich geht es zu. Die Grenzen zwischen gut und böse bzw. zwischen richtig und falsch verwischen zunehmend – was sich sowohl in den Figuren als auch im Ende spiegelt. Man könnte sagen, dass letztendlich »das Gute« siegt, aber aufgrund der Gesamtentwicklung der Geschichte stimmt einen der Ausgang trotzdem nicht gerade zuversichtlich und lässt einen seltsam unbefriedigt zurück – wobei das natürlich zum insgesamt düsteren Stoff passt.

Abgesehen davon, dass das gesellschaftlich-politische Umsturzthema von »Flammender Zorn« schlicht und ergreifend nicht mein Fall ist, hat mich ganz extrem die Rolle von Katniss gestört. Sie wird zum Gesicht der Rebellen auserkoren und zum Zugpferd der Revolution gemacht, ist aber eigentlich genau das, was sie auch bei den Hungerspielen des Kapitols war: eine Figur in einem Spiel, bei dem andere Leute die Fäden ziehen. Sie wird von allen Beteiligten aus mehr oder weniger guten Gründen benutzt, vom Kapitol, von den Machthabern in Distrikt 13 und den Rebellionsführern; ihr eigener Einfluss auf das Geschehen ist stark begrenzt, auch wenn ihr das lange Zeit nicht bewusst ist. Erst ganz am Schluss handelt sie auf eigene Verantwortung.

Wie inzwischen schon mehrfach erwähnt, finde ich die eingebaute Dreiecksgeschichte nicht sehr glaubwürdig. Ich weiß nicht, ob Collins einfach keine Händchen dafür hat, oder ob sie diesen Romantikaspekt vielleicht gar nicht wollte – sie wäre ja nicht die erste Autorin, der verlagsseitig eine Liebesgeschichte ins Buch gequatscht wird, um mehr Leser zu ziehen. Jedenfalls wirkt Katniss‘ Beziehung zu den Jungen auf mich nicht glaubhaft, ziemlich überflüssig und damit eher störend als bereichernd – zumal das Mädchen hat ja weiß Gott andere Sorgen als irgendwelche Liebesbeziehungen hat. Dass Katniss überhaupt für einen der Jungen etwas empfindet, war über weite Strecken schwer nachzuvollziehen, und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie sich am Ende allein geblieben oder ein dritter Kerl in ihr Leben getreten wäre – einer, der sie richtig umhaut. Dass ihre Entscheidung für einen der beiden bekannten Kandidaten im Prinzip keine selbst und aus freien Stücken getroffene Entscheidung ist, sondern eher von äußeren Umständen geleitet ist, passt zu diesem ganzen auf mich recht unausgegoren wirkenden Handlungsstrang.

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Brüche im Erzählstil. Aus Gründen, die sich mir absolut schleierhaft sind, werden an manchen Stellen unwichtige Handlugselemente in allen Details und aller Brutalität ausgebreitet, während an anderer Stelle wesentliche Ereignisse kurz zusammengefasst in einer Rückschau präsentiert werden. Besonders signifikant – und richtig ärgerlich! – ist das in den letzten Kapiteln des Buchs, die geradezu zusammengeschustert wirken. Wie man eine Trilogie so überstürzt zum Abschluss bringen kann, ist mir ein einziges Rätsel. Da wird seitenlang über Kampf- und Zermürbungsstrategien, widerwärtige Kampfhandlungen, Psychospielchen etc. geschrieben, um alles, was nach dem Umsturz kommt, mal eben auf zwanzig Seiten abzukaspern? Es geht immerhin um die Heldin, mit der wir 1200 Seiten lang gelitten und um deren Leben wir gebangt haben – hat die denn kein würdigeres Ende verdient? Muss man wirklich die vielen relevanten offenen Fragen grob und lieblos zusammengefasst in einer Form präsentieren, die eher an einen sachlichen Arzt- oder Polizeibericht erinnert? Das hat Katniss nicht verdient und ist der Serie unwürdig!

Fazit:
8/15 – Ein düsterer Abschluss der Trilogie, der zwar packend ist, allerdings bei Weitem nicht an die Vorgängerbücher heranreicht, und dessen überstürztes Ende der Serie absolut nicht gerecht wird.

 

 

Serieninfo:
01 The Hunger Games | Tödliche Spiele (Rezension)
02 Catching Fire | Gefährliche Liebe (Rezension)
03 Mockingjay | Flammender Zorn (Rezension)

[Rezension] Lisa Kleypas: Christmas Eve at Friday Harbour

Deutscher Titel: Das Winterwunder von Friday Harbor
1. Teil der Friday-Harbour-Serie

Inhalt:
Als seine Schwester bei einem Autounfall tödlich verunglückt, übernimmt Mark Nolan die Vormundschaft für seine sechsjährige Nichte Holly, die seitdem kein Wort mehr spricht. Erst die Spielwarenladenbesitzerin Maggie dringt zu dem Kind vor und bricht den Bann – sie erobert aber nicht nur Hollys Herz, sondern auch Mark fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Da Mark allerdings eine Freundin hat und Maggie nach dem Krebstod ihres Mannes keine neue Beziehung will, scheint ein Zusammensein zunächst ausgeschlossen …

Kommentar:
Schon als ich die Ankündigung der neuen Serie von Lisa Kleypas gelesen habe, in deren Rahmen vier Bücher innerhalb eines halben Jahres veröffentlicht werden, habe ich meine Skepsis geäußert – einfach deshalb, weil der Ausstoß der Autorin inzwischen so hoch ist. Das muss zu Lasten der Qualität gehen, war meine Befürchtung, und das vorliegende Buch bestätigt meine Bedenken.

»Christmas Eve at Friday Harbour« ist zweifellos ein herzerwärmendes Buch, das eine schöne Geschichte erzählt; leider geht ihm aber jede Tiefe ab. Die Personen sind zwar durch und durch nett und liebenswert, aber eben einfach nur das: Sie sind eindimensional, haben keinerlei Ecken und Kanten und sind schlicht zu perfekt.

Das Gleiche gilt für die sehr stringente, vorhersehbare Geschichte ohne echte Höhen und Tiefen, die über einen Zeitraum von einen Jahr läuft, aber trotzdem nicht wirklich entwickelt wird. Stattdessen werden episodenhaft einige entscheidende Momente herausgegriffen, während zwischenzeitlich Geschehenes rückblickend in einem Satz berichtet wird. Zugegebenermaßen ist mehr auch gar nicht möglich, denn die Handlung umfasst gerade mal 211 Seiten. Hätte ich die US-Hardcover-Ausgabe für ca. 14 Euro gekauft, hätte ich mich wirklich geärgert – wobei die UK-Paperback-Ausgabe mit knapp 8 Euro auch nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnen ist.

Fazit:
8/15 – Eine Buch, an das man keine großen Erwartungen stellen sollte: Es ist nicht mehr als ganz nette Unterhaltung für Zwischendurch ohne jeden Tiefgang. Für das, was es bietet, ist es außerdem deutlich zu teuer.

 

 

Serieninfo:
01 Christmas Eve at Friday Harbour | Das Winterwunder von Friday Harbor (12/12) (Rezension)
02 Raindshadow Road
03 Dream Lake
04 Crystal Cove