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[Rezension] Daisy Goodwin: Eine englische Liebe

Originaltitel: My Last Duchess aka The American Heiress

Klappentext:
Wie jedes Jahr verbringt Cora den Sommer mit ihrer Familie auf Rhode Island. Aber das Jahr 1893 ist für sie ein besonderes: Mit einem rauschenden Ball soll die zukünftige Erbin eines unermesslichen Vermögens in die Gesellschaft eingeführt werden. Cora scheint alles zu haben, wovon ein Mädchen träumen kann, doch sie fühlt sich wie in einem goldenen Käfig. Jeder ihrer Schritte wird überwacht, und ihre Mutter schmiedet immer ehrgeizigere Pläne. In Europa will sie für Cora einen Mann finden, der mit in die Ehe bringt, was ihrer Tochter noch fehlt: einen Adelstitel. Aber in London müssen die beiden Frauen erfahren, dass Geld nicht alles ist. Und als sich Cora tatsächlich Hals über Kopf in einen Herzog verliebt, ahnt sie nicht, worauf sie sich einlässt.

Kommentar:
Ich bin auf Daisy Goodwins Debütroman anlässlich des Erscheinens der US-Taschenbuchausgabe vor einigen Wochen aufmerksam geworden und fand, dass er sehr interessant klingt. Als dann auch noch Marie das Buch so positiv besprochen hat und mir die deutsche Ausgabe in der Buchhandlung am Flughafen begegnet ist, konnte ich nicht widerstehen.

Cora Cash ist ein hübsches, reiches amerikanisches High-Society-Mädchen, für das die Mutter hochtrabende Pläne hat: Sie soll einen Adligen heiraten und so in Besitz eines Titels kommen. Obwohl Cora eigentlich den jungen amerikanischen Künstler Teddy liebt, reist sie schließlich auf Drängen ihrer Mutter nach England, um sich auf dem Heiratsmarkt umzusehen. Wider Erwarten verliebt sie sich tatsächlich in einen Herzog, der ihr nicht viel später sogar einen Antrag macht. Sie scheint am Ziel ihrer Wünsche, doch das Leben als Herzogin in England entpuppt sich für die Amerikanerin als ganz anders als erwartet …

Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Buch ist kein trivialer historischer Liebesroman, sondern die gut recherchierte und fundierte Emanzipationsgeschichte einer jungen Amerikanerin, die nach England geht, um einen Adelstitel zu ergattern. Das war seit Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts keine Seltenheit, denn während viele Amerikaner im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs im sogenannten Gilded Age zu großem Reichtum kamen, verarmte der englische Adel zunehmend. Was läge näher, als ein Zweckbündnis einzugehen, das allen Beteiligten verschafft, was sie brauchen: den Adligen Geld und den reichen Amerikanerinnen einen Titel.

Das Problem dabei war allerdings, dass bei diesen Verbindungen Welten aufeinanderprallten – und genau darunter hat auch Cora zu leiden. Sie hat bis dato ein Leben im Überfluss geführt, ist Fortschritt, Luxus, Opulenz und Dekadenz gewohnt und war eine bewunderte, überall geachtete junge Frau, relativ freiheitlich erzogen und gebildet. In England wird sie für all das verachtet, und man hält Amerikanerinnen per se für ungehobelt, schlecht erzogen und der adligen Gesellschaft eigentlich für unwürdig. Die Diskrepanz zwischen den neureichen Amerikanern und dem alten englischen Adel wird wirklich sehr gut dargestellt, ebenso die Gepflogenheiten der damaligen Zeit. Man erfährt viel über die Kleidung, Einrichtung, Essen sowie über die Etikette der Epoche, wobei auch weniger schöne Themen (aus heutiger und deutscher Sicht) nicht ausgespart werden: Besonders entgeistert hat mich das Servieren von Blutente (hier ein Link zur illustrierten Zubereitung, aber Achtung, eher nur für Hartgesottene!); dagegen nehmen sich die Tatsache, dass Cora mehrere Stunden täglich im Wirbelsäulenstraffer verbringen muss, und die üblichen Qualen, die zu erleiden hat, wer schön sein will (Korsette, schmerzende Haarnadeln, schwere Kettenverschlüsse usw.), doch harmlos aus.

Die Geschichte an sich ist leider deutlich weniger interessant als das historische Flair. Sie zieht sich über einen Zeitraum von etwa einem Jahr, erzählt hier mal eine kleine Episode und dort eine Begebenheit und plätschert ohne echte Höhepunkte scheinbar endlos vor sich hin. Spannung kommt höchstens auf, wenn Cora mal wieder ahnungslos (für den Leser aber vollkommen offensichtlich) auf ein Desaster zusteuert, obwohl sie eigentlich in bester Absicht gehandelt hat. Die junge Amerikanerin ist nämlich nicht nur ein wenig naiv, sondern sie beweist darüber hinaus wenig Fingerspitzengefühl: Selbst nach einiger Zeit in England begreift sie nicht mal ansatzweise, welche Erwartungen an sie gestellt werden und wie sie als Herzogin aufzutreten hat. Ihr eigenbrödlerischer, verschlossener, uncharmanter Ehemann macht es ihr allerdings ebenfalls nicht gerade einfach, denn er bemüht weder besonders um seine Frau noch hilft er ihr beim Einleben und der Integration in die adlige Gesellschaft. Gegen Ende verleiht sein düsteres Geheimnis der Handlung noch ein wenig Würze, das rettet die Geschichte aber auch nicht mehr – das Buch ist einfach kein bisschen mitreißend und emotional geschrieben und vermag es mit seiner gleichförmigen Storyline und den eher blassen Figuren einfach nicht, einen zu fesseln.

Fazit:
7/15 – Historisch fundiert und sehr interessant, dabei bleibt die Geschichte aber ziemlich auf der Strecke.

 

 

6 Kommentare zu [Rezension] Daisy Goodwin: Eine englische Liebe

  • Venna

    Schade. Ich mag historisch fundiertes gerne, auch wenn mal weniger angenehmes und nicht nur die schöne Seite betont wird (wie die Blutente… ihh..). Aber wenn das Drumherum nicht passt und die Geschichte nichts ist, dann reichen mir auch die historischen Fakten nicht.

  • Liebe Irina,
    mal wieder bin ich von deinen sprachlichen Fähigkeiten und deinem Rezi-Schreibstil begeistert… auch wenn mich das Buch nicht die Bohne interessiert *grins*
    LG
    Armitage

  • Tolle Rezi, da sind wir beide einer Meinung- aus der Story hätte man viel mehr herausholen können. :-)

  • Venna: Bekanntermaßen sind die Geschmäcker ja verschieden, aber das ist wirklich kein Buch, das ich jemandem ans Herz legen würde.

    Armitage: Hach … das geht runter wie Öl. Danke! :))

    Nicci: Ja, hab ich mir auch gedacht, als ich deine gestern Rezension gestern gelesen. Du kritisierst ja wirklich genau das Gleiche. :)

  • Gaby

    Danke für die Rezi! Damit hast du mir einen Fehlkauf erspart. Historisch fundiert ist zwar schön und gut, aber ohne Handlung dann doch eher nix für mich :)

  • Immer gern, Gaby! Ich glaube, du kannst das Geld wirklich getrost in ein anderes Buch investieren! :)

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