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2. Teil der IAIT-Serie
Inhalt:
Aus dem Heerlager einer Militärstreitmacht, die seit Wochen in der Ebene von Torr auf ihren Einsatz wartet, verschwinden Nacht für Nacht Soldaten, allesamt Orks. Die Vermissten werden Tage später tot in der Karstwüste rings um das Lager gefunden. Jemand oder etwas hat ihnen mit roher Gewalt die Herzen aus dem Leib gerissen! Da Leichen und Tatorte Rückstände von Magieanwendung aufweisen, schickt man umgehend nach den beiden erfahrensten Ermittlern des IAIT, Meister Hippolit und Jorge dem Troll. Die beiden folgen der Fährte des Täters bis in die Mauern von Torrlem, der berüchtigten Grabstadt. Hier, umgeben von Abertausenden von Leichen, stoßen sie auf ein grauenhaftes Geheimnis …
Kommentar:
Jorge und Hippolit ermitteln wieder – in einem so dringlichen Fall, dass sie sogar aus dem wohlverdienten Erholungsurlaub geholt werden. Jorge wäre nicht Jorge, wenn er nicht jedem zufällig ausgewählten Gesprächspartner von dem Geheimauftrag erzählen würde, der sich um abgeschlachtete Orkkrieger dreht, denen das Herz herausgerissen wird. Die Hinweise auf den Täter sind rar: Unter den Soldaten ist von einem riesenhaften Monster die Rede, das sich lautlos und mit erstaunlicher Geschwindigkeit bewegt – aber was für ein Wesen kann das sein? Hippolit und Jorge tappen im Dunklen, bis die Spur sie in die Totenstadt Torrlem führt, gewissermaßen eine riesiges Krematorium. Dort erhalten sie Hinweise, die so unglaublich sind, dass sie zunächst nicht daran glauben wollen, denn sie drehen sich um eine Lebensform, die seit Tausenden von Jahren als ausgestorben gilt.
Im Gegensatz zum ersten Teil der Serie liegt der Fokus diesmal mehr auf der Krimihandlung, während die merkwürdigen Ermittler etwas in den Hintergrund treten. Leider konnten mich die Nachforschungen in Sachen Orksammler nicht wirklich in ihren Bann ziehen, da Jorge und Hippolit lange Zeit fast völlig im Dunklen tappen und gegen Ende eher zufällig über die entscheidende Information stolpern. Um ehrlich zu sein: Ich habe mich stellenweise ganz schön gelangweilt, weil die Handlung so ereignislos vor sich hinplätscherte und kaum Spannung aufkommen mochte. Schon beim »Elbenschlächter« habe ich festgestellt, dass das Buch weniger mit seinem Fall als mit den skurrilen Situationen, Dialogen und Figuren punktet, und das gilt auch für den Nachfolger. Das Buch verliert im Vergleich mit Band 1 nun auch deshalb, weil sich Jorge und Hippolit bei ihren Ermittlugen trennen und nur ganz wenige Szenen zusammen haben (was möglicherweise der doppelten Autorenschaft geschuldet ist). Die Interaktionen zwischen den beiden waren aber absolute Highlight des Vorgängerbandes und sind es auch jetzt wieder, denn der optische und intellektuelle Kontrast zwischen den beiden eigenartigen Typen könnte besser nicht vor Augen geführt werden. Dass ihre gemeinsamen Auftritte nun so reduziert sind, macht sich deutlich bemerkbar.
Hinzu kommt, dass die beiden Figuren etwas verändert erscheinen: Lichtadept Hippolit ist natürlich immer noch überaus gebildet, eloquent, ein bisschen arrogant und besserwisserisch, sein Zynismus ist nicht mehr so beißend wie zuvor. Und sein Körper bereitet ihm neue Probleme: Sein knabenhaftes Aussehen untergräbt nicht nur wie üblich seine Autorität, sondern er scheint auch noch in die Pubertät zu kommen, wie die Reaktion auf die niedliche Sekretärin des Totenstadtverwalters zeigt. Er selbst reduziert diese Tatsache ganz trefflich auf folgende Erkenntnis: »Trotz des leichten Nebels in seinem Kopf ahnte er, dass die Gegenwart eines bildhübschen Mädchens seine kriminologische Deduktionsarbeit möglicherweise beeinträchtigen würde.« (S. 157)
Noch viel extremer erscheint mir die Veränderung Jorges. Natürlich haut er immer noch mächtig auf die Pauke, sodass ihm die Bewunderung anderer Trolle gewiss ist, aber er wirkt lange nicht mehr so dumm-dreist wie früher. Seine Saufgelage, sexuellen Eskapaden, Beleidigungen und Schlägereien hat er fast schon bedenklich eingeschränkt, allerdings hat er immer noch jede Menge beeindruckende Trollsprichwörter auf Lager, die er zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit gerne unters Volk bringt (»Bücher sind gut, solange genügend nackte Weiber und Vögelei darin vorkommen, S. 112; »Wenn ein Troll von der Hüfte abwärts aufhört, ist er überhaupt kein Troll mehr«, S. 255; »Unterschätze keinen Troll – er könnte rasend intelligent sein«, S. 277). Überdies hat er zusätzlich zu seinem Beinamen jetzt auch noch einen zweiten Vornamen (Jorge »Sensibiltät« der Erwischer) und eine neue Freundin.
Seine neue Freundin hört auf den Namen Pompom und ist eine Vulvatte, ein katzengroßes faltiges Nagetier mit vorstehenden Zähnen und Knopfaugen, deren Beschreibung an manch ein gruseliges Foto eines Genfoschungsexperiments erinnert, wahlweise auch an eine Mischung aus Shar-Pei und Nacktkatze. Hippolit hält sie zunächst für ein gerupftes Huhn und fällt aus allen Wolken, als Jorge Pompom als neuestes Mitglied ihres Ermittlerteams vorstellt. Der Lichtadept ist alles andere als begeistert von diesem »Ungeziefer«, doch seine Ironie (»Freut mich, dass du jemanden kennengelernt hast, mit dem du dich auf deinem Niveau unterhalten kannst.«, S. 190) prallt an Jorge ab; er freut sich darüber, endlich jemanden zu haben, der nicht dumm daherredet und seine Streicheleinheiten uneingeschränkt genießt.
Fazit:
7/15 – Das Team ermittelt in einem wenig fesselnden Fall und schafft es trotz einiger skurriler Auftritte diesmal nicht ganz, den Mangel an Spannung mit Witz zu kompensieren. Humor und Ironie sind nicht mehr ganz so durchschlagend und haben sich vielleicht auch ein wenig abgenutzt, sorgen aber immer noch für einige Lacher.
Serieninfo:
01 Der Elbenschlächter – 13/15
02 Der Orksammler – 7/15
03 Der Schädelbrecher (Herbst 2011)
Originaltitel: Insatiable
Kurzbeschreibung:
Meena ist genervt von Vampiren. Vor allem, weil sie einen in ihre umjubelte Soap »Eternity« hineinschreiben soll. Doch es kommt noch schlimmer: Während eines nächtlichen Spaziergangs mit ihrem Hund wird Meena von einem sexy Fremden vor einer Fledermausattacke gerettet. Zu guter Letzt steht plötzlich ein weiterer attraktiver Mann in ihrer Wohnung, der behauptet, Vampirjäger zu sein. Und all das mitten in New York City? Noch nicht einmal Meenas mysteriöse Gabe warnt sie vor dem, was noch auf sie zukommt: Denn wer ist dieser geheimnisvolle Fremde, dessen Charme sie ihre anderen Probleme fast vergessen lässt?
Kommentar:
Mit »Eternity« begibt sich Meg Cabot, die sich vor allem mit den »Princess Diaries« einen Namen gemacht hat, auf ihren ersten Ausflug ins Urban-Fantasy-Genre für Erwachsene. Nur zur Sicherheit sei deshalb explizit erwähnt: Es handelt sich bei diesem Buch weder um einen Liebes- noch um einen Jugendroman.
Im Zentrum der Geschichte steht die Drehbuchautorin Meena Harper, die mit ihrem arbeits- und obdachlosen Bruder Jon und ihrem Zwergspitz Jack Bauer zusammenlebt. Trotz ihrer Gabe, den Tod anderer Menschen vorhersehen zu können, versucht sie, ein einigermaßen normales Leben zu führen – und das gelingt ihr auch, bis sie eines Tages von einer Kolonne Fledermäuse angegriffen und von einem mysteriösen Fremden gerettet wird. Dieser Fremde entpuppt sich nicht viel später als ein Verwandter ihrer exzentrischen Nachbarn, der noch dazu ein rumänischer Prinz und überaus sexy ist. Es funkt sofort zwischen Meena und Lucien und sie verbringen eine Nacht zusammen. Am nächsten Tag steht jedoch der Vampirjäger Alaric Wulf, Mitglied der Geheimen Garde des Vatikans, vor Meenas Türe und behauptet, Lucien sei ein bösartiger Blutsauger, Sohn des berühmten Vlad Dracul. Meena ist fassungslos und kann das alles nicht glauben, findet sich aber nicht viel später mitten in einem Krieg zwischen zwei Vampirgruppierungen sowie zwischen Vampiren und Vampirjägern wieder.
Obwohl die Handlung ziemlich skurril angelegt ist, ist sie leider nicht so lustig, wie man annehmen könnte. Der Cabot-typische Humor, den ich eigentlich sehr mag, ist nur in Ansätzen vorhanden, stattdessen gibt es viele verschiedene Handlungsstränge, Erzählperspektiven und leider auch jede Menge Längen. Meg Cabot liefert zwar eine solide Story und schreibt mit viel Routine, echte Spannung kommt aber zu keinem Zeitpunkt auf. Hinzu kommt, dass es den Figuren an Charme mangelt – ebenso wie der ganzen Geschichte. Ehrlich gesagt hatte ich den Eindruck, dass die Autorin selbst nicht so genau wusste, was für ein Buch sie da eigentlich verfassen will – eine (gemäßigte) Vampirsatire oder einen ernstzunehmenden Urban-Fantasy-Roman. Das hat zum Ergebnis, dass »Eternity« irgendwie unausgegoren wirkt und so einiges nicht so recht zusammenpasst. Wenn der blonde Alaric, der übrigens der Lichtblick in diesem Buch ist, im schwarzen Ledertrenchcoat mit seinem Schwert »Señor Sticky« (!) ein Restaurant verwüstet, hat das zwar was, es passt aber nicht recht zur Situation. Darüber hinaus kommt einem so einiges in diesem Buch bekannt vor – besonders an die Sookie-Stackhouse-Serie fühlte ich mich erinnert: Die Charaktere haben teilweise frappierende Ähnlichkeiten zu Sookie, ihrem Bruder, Eric und Bill.
Trotz aller Kritik hat »Eternity« nette Momente, insbesondere dann, wenn Cabot kleine Seitenhiebe auf beliebte Film- und Fernsehserien auspackt. Meenas Hund trägt seinen Namen zum Beispiel, weil er ebenso »angespannt« ist wie Jack Bauer aus der Serie 24, und Alaric sinniert über die Dummheit von Vampiren, vor allem amerikanischen, die sich an Orten aufhalten, an die er sich nie begeben würde, wäre er unsterblich. Highschools – beispielsweise.
Das Ende des Buches deutet darauf hin, dass »Eternity« der Auftakt einer Serie sein könnte; genaueres hierzu ist aber m.W. noch nicht bekannt und könnte möglicherweise von den Verkaufszahlen abhängen.
Fazit:
7/15 – Eine solide Geschichte, der es aber an Spannung und Charme mangelt.
Trivia:
Auf der Homepage zum Buch gibt es nicht nur Infos zu Autorin und Buch sowie Leseproben und Wallpaper, sondern auch einen Trailer, indem man selbst »mitspielen« kann, indem man ein Foto von sich hochlädt.
Originaltitel: Angel’s Advocate
Die überirdischen Fälle der Bree Winston, Buch 2
Inhalt:
Ein neuer Fall für Bree Winston, die Anwältin der Engel: Eine Pfadfinderin wird im Einkaufscenter überfallen. Ist es nur ein Streich einer übermütigen Jugendlichen oder steckt mehr dahinter? Bree soll die Täterin, ein junges Mädchen, vor Gericht vertreten. Scheinbar ein unspektakulärer Fall – bis ein Geist mit Bree Kontakt aufnimmt und von ungeklärten Geschehnissen aus der Familiengeschichte berichtet. Und bald geschieht ein Mord. Jetzt braucht Bree himmlischen Beistand, denn jemand versucht, das dunkle Geheimnis der Familie zu wahren – um jeden Preis. Doch Bree gerät auch noch in andere Schwierigkeiten: Ihre Jugendliebe taucht ungefragt auf und bringt ihr Gefühlsleben gehörig durcheinander …
Kommentar:
Nachdem Teil 1 der überirdischen Fälle von Bree Winston ein paar typische Serienauftakt-Probleme zeigte, war ich guter Hoffnung, dass die Serie mit Band 2 richtig durchstarten würde. Um es vorweg zu nehmen: Dem ist leider nicht so. Das Engelssetting tritt noch mal deutlich in den Hintergrund, die in Band 1 gelegten Grundlagen werden kein Stück weiterentwickelt und Brees geheimnisvolle Bestimmung, die irgendwie mit ihrer Mutter zusammenhängt, bleibt ebenfalls weiterhin völlig im Dunklen. Stattdessen muss sich Bree mit ein paar rachsüchtigen Geistern herumschlagen, die ihr aus unerfindlichen Gründen Böses wollen, und bekommt zum Schutz zwei Engel in Gestalt zweier riesenhafter schwarzer Hunde an die Seite gestellt.
Vorwiegend kümmert sich Bree aber um ihren Fall, die Vertretung der 17-jährigen, ziemlich durchgeknallten Lindsey Chandler, die eine achtjährige Pfadfinderin ausgeraubt hat und ihre Tat kein bisschen bereut. Schnell erweist sich, dass die Sache nicht so einfach ist, wie zunächst gedacht, denn der tote Vater des Mädchens nimmt ebenfalls Kontakt zu Bree auf, bittet sie um Hilfe in eigener Sache und weist auf ein düsteres Familiengeheimnis hin. Als ein suspekter Freund von Lindsey auftaucht, Medikamentendiebstähle in der Firma von Lindseys Vater ans Licht kommen und nicht viel später auch noch die Mutter der ausgeraubten Pfadfinderin ermordet wird, ergeben sich jede Menge Ermittlungsansätze – denn eins ist Bree klar: Die Dinge hängen irgendwie zusammen. Wie, das weiß sie nicht genau – und ich konnte ihr bei der Aufklärung ehrlich gesagt an einigen Stellen auch nicht wirklich folgen. Die Motive einiger Beteiligten bleiben am Ende im Dunklen bzw. leuchten einfach nicht wirklich ein oder wirken an den Haaren herbeigezogen; überdies mangelt es dem Fall trotz unterschiedlichster Aspekte an Spannung.
Wer auf eine Lovestory hofft, wird wie schon im ersten Band eine Enttäschung erleben; man hat es hier mit einem klassischen Contemporary-Fantasy-Buch zu tun; von Romantik keine Spur! Mit dem attraktiven Detektiv Sam Hunter, den man schon aus Band 1 kennt, tut sich nicht viel, und die Jugendliebe, die im Klappentext so prominent erwähnt wird, taucht nur zweimal kurz auf – und die Begegnungen rufen zwar Erinnerungen wach, vermitteln aber nicht den Eindruck, als würde Brees Gefühlsleben nachhaltig durcheinander gebracht. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wieso solche Nebensächlichkeiten von den Verlagen fälschlich in den Vordergrund gerückt werden – das führt ja doch nur zu Enttäuschungen seitens der Leser, wenn sie keine Liebesgeschichte kriegen, obwohl ihnen eine suggeriert wurde.
Dass das Buch trotz aller Schwächen und Kritik in mein Regal wandern wird und ich die Serie weiter verfolgen werde, liegt hauptsächtlich an Protagonistin Bree. Sie legt zwar immer noch eine gewisse Ignoranz bzgl. der überirdischen Hintergründe an den Tag, ist aber trotz dieser und anderer kleiner Schwächen sehr sympathisch und authentisch. Schade, dass sie diesmal nur wenige Szenen mit den Engeln von »Beaufort & Company« hat, die eher im Hintergrund agieren und relativ wenige Auftritte haben.
Fazit:
10/15 – Ein ganz unterhaltsamer Urban-Fantasy-Roman, bei dem der etwas verworrene Krimifall im Vordergrund steht.
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Serieninfo:
01 Defending Angels | Im Namen der Engel – 10/15
02 Angel’s Advocate | Anwältin der Ängel – 10/15
03 Avenging Angels | Rächerin der Engel (Februar 2011)
04 Angel’s Verdict (Februar 2011)
2. Teil der Arkadien-Serie
Serienauftakt habe ich Band 2 der Arkadien-Serie mit großer Spannung entgegengefiebert – und hatte insgeheim doch ein wenig die Befürchtung, dass Kai Meyer das Niveau niemals würde halten können. Wie man sich täuschen kann – und wie schön es doch manchmal ist, wenn man sich täuscht!
*Achtung, Rezension enthält Spoiler bzgl. Band 1*
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Originaltitel: Defending Angels
Die überirdischen Fälle der Bree Winston, Buch 1
Inhalt:
Die junge Anwältin Bree Winston kommt nach Savannah, um die Anwaltskanzlei ihres verstorbenen Onkels zu übernehmen. Schnell wird ihr klar, dass in der Stadt der Gespenster alles ein wenig anders ist als im Rest der Welt – als nämlich der just verstorbene Ben Skinner bei ihr anruft. Bree glaubt zunächst an einen Scherz oder technischen Defekt, doch Skinners ruhelose Seele sucht außerdem seine ehemalige Geschäftspartnerin heim. Diese beauftragt Bree damit, den Tod des Mannes zu untersuchen, der offenbar trotz gegenteiligen Befunds keines natürlichen Todes gestorben ist …
Kommentar:
»Im Namen der Engel« ist der Einführungsband einer neuen Urban-Fantasy-Serie – und das merkt man dem Buch auch deutlich an. Bree Winston muss sich nämlich erst mal in Savannah installieren und hat zunächst keine Ahnung von ihrer Bestimmung, die sich im Laufe des Buches herauskristallisiert (und die der Amazon-/Klappentext ungerührt verrät – weshalb ich die Inhaltsangabe oben stark modifiziert habe). Die Anwältin glaubt, sie würde einfach nur die Kanzlei ihres Onkels übernehmen; da diese allerdings abgebrannt ist und gerade renoviert wird, mietet Bree ein Übergangsbüro in einem Haus direkt neben dem Friedhof an. Mindestens ebenso skurril wie dieser Standort sind die Leute, mit denen die junge Anwältin in der Folgezeit zu tun hat: ihre Hausvermieterin Lavinia, ihr alter Jura-Professor Cianquino, Privatdetektiv Gabriel Striker und ihre beiden Angestellten Ron und Petru. Außerdem kommt sie auf den Hund, hat furchtbare Visionen und muss einen Kriminalfall lösen, der indirekt von einem Toten in Auftrag gegeben wird.
Das Buch zeigt jede Menge gute Ansätze. Die Rahmenhandlug ist interessant, der Kriminalfall solide, das Südstaatenflair gut eingefangen. Hauptfigur Bree ist engagiert und sympathisch, und auch die teils etwas schrulligen Nebenfiguren sind charmant. Das Problem des Buches ist, dass Bree so lange im Dunklen tappt und keiner ihr sagt, wer bzw. was sie ist; erst ganz zum Schluss wird die Anwältin endlich aufgeklärt. Bis dahin wundert sie sich zwar über vieles, ignoriert die Seltsamkeiten aber so gut es geht und stempelt sie als Marotten ihrer leicht verrückten Bekannten ab; sie fragt nicht weiter, sondern vertröstet sich selbst mit Ausreden. Der fantasybegeisterte Leser weiß (nicht zuletzt aufgrund der Informationen im Klappentext) natürlich die ganze Zeit mehr als sie, weshalb Brees Ignoranz bisweilen etwas anstrengend ist und die Handlung schleppend wirkt. Nachdem am Ende allerdings die Grundvoraussetzungen für den Fortgang der Serie geschaffen sind, darf man auf weitere Bände gespannt sein.
Fazit:
10/15 – Ein ganz unterhaltsames Buch mit einer sympathischen Protagonistin, das allerdings die typischen Schwierigkeiten eines Serieneinstigesbandes aufweist.
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Serieninfo:
01 Defending Angels | Im Namen der Engel – 10/15
02 Angel’s Advocate | Anwältin der Ängel
03 Avenging Angels | Rächerin der Engel (Februar 2011)
04 Angel’s Verdict (Februar 2011)
OT: Mark of the Demon
Inhalt:
Als die Kommissarin Kara Gillian an einer Leiche die Symbole geheimer magischer Rituale entdeckt, ist ihr sofort klar, dass sie es nicht mit einem gewöhnlichen Mord zu tun hat. Die Tat wurde von einem Serienmörder begangen, der die Stadt Beaulac, Louisiana, schon einmal heimgesucht hat. Kara, die in ihrer Freizeit selbst Dämonen beschwört, sind die Symbole nur allzu vertraut. Und mit ihren magischen Fähigkeiten ist sie die Einzige, die den Mörder aufhalten kann. Doch da beschwört sie versehentlich einen Dämon von unvergleichlicher Macht und überirdischer Schönheit, der sie bis in ihre Träume verfolgt …
Kommentar:
»Vom Dämon gezeichnet« ist der Debütroman der amerikanischen Autorin Diana Rowland, die unter anderem als Polizistin, Kriminaltechnikerin und Assistentin in einer Leichenhalle gearbeitet hat. Sie hat daher Ahnung von dem, was sie schreibt – ihr Buch ist nämlich ein Urban-Fantasy-Krimi, in dem ein Serienkiller gejagt wird, der seine Opfer foltert und seltsame Symbole auf ihnen hinterlässt.
Die ermittelnde Kommissarin Kara Gillian ist trotz ihrer beruflichen Unerfahrenheit prädestiniert für diesen Fall, denn sie ist selbst eine Dämonenbeschwörerin und erkennt sofort die arkanischen Spuren auf den Opfern. Ihr ist deshalb relativ schnell klar, dass die Morde mit einer Dämonenbeschwörung in Verbindung stehen, auch wenn es eine Weile dauert, bis ihr die wahren Zusammenhänge klar werden und nicht mehr viel Zeit bleibt, um die Welt vor dem Untergang zu retten. Was die Sache nicht eben einfacher macht: Die Dämonenbeschwörer operieren im Geheimen, ihre Existenz ist nicht öffentlich bekannt; Kara kann deshalb nicht publik machen, was tatsächlich hinter den Morden steckt. Dennoch steht ihr ein Kollege zur Seite: Ryan Kristoff vom FBI, der selbst arkanische Fähigkeiten besitzt, aber nicht so leicht zu durchschauen ist und von dem nicht so ganz klar ist, ob er wirklich Freund, oder doch Feind ist.
Die dämonische Welt und das Denken und Handeln der Dämonen sind gut und verständlich dargestellt, doch natürlich bleibt es trotzdem schwierig, die üblichen menschlichen moralischen Maßstäbe nicht auch auf die Dämonen anzuwenden. Besonders trifft das auf den von Kara versehentlich beschworenen, überaus mächtigen Rhyzkahl zu, der irgendetwas mit den Morden zu tun zu haben scheint und ganz eigene Ziele verfolgt. Ebenfalls gut gelungen ist der Krimifall an sich: Obwohl er phasenweise mit einigem ziemlich planlosen Gerätsel seitens der Ermittler einhergeht, einige kleine Ungereimtheiten aufweist und mal wieder in einem unnötig dramatischen, klischeehaften Showdown mündet, ist er trotz seines fantastischen Aspekts solide, in sich schlüssig und unterhaltsam.
An einigen Stellen merkt man dem Buch aber doch das Debüt an. Manchmal sind Gedankengänge, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen ziemlich rätselhaft; dafür verpasst man es an anderen Stellen, offensichtliche Schlüsse zu ziehen bzw. zu formulieren. Auffällig sind auch im Laufe des Buchs mehrfach erwähnte Sachverhalte und die Wiederholung von unmittelbar zuvor Gesagtem: In einem Fall hält Kara z.B. an, weil sie jemanden erkennt und mit ihm sprechen will. Sie parkt ihr Auto, steigt aus, begrüßt ihn den Bekannten und eröffnet dem Leser dann: »Ich lächelte ihn entspannt an. Ich kannte diesen Mann, deswegen hatte ich beschlossen, anzuhalten und mit ihm zu reden« (S. 255). Nicht zu übersehen ist darüber hinaus, dass Diana Rowland offenbar extrem figurfixiert ist; jede Person wird – mindestens beim ersten Auftritt – diesbezüglich beschrieben, wobei meist der Bauchumfang im Zentrum des Interesses steht: A hat einen Bauch, B hat keinen Bauch, Cs Bauch hängt über den Hosenbund, D hat einen beneidenswerten Sixpack, E hat ein Speckröllchen, F hat den Kampf gegen die Speckröllchen aufgegeben, G ist fett, H kämpft gegen den Bauch usw. An solchen Stellen wünsche ich mir Lektoren, die neutralisierend eingreifen.
Ein wenig zu mäkeln hab ich diesmal außerdem an der deutschen Ausgabe. Zum einen bezüglich der Verwendung des F-Worts, das mit »ficken« an den meisten Stellen viel zu ordinär und unpassend übersetzt ist; »to fuck« ist nicht (zwingend) mit »ficken« zu übersetzen! Außerdem erschließt sich mir nicht der Sinn darin, die direkten Gedanken der Ich-Erzählerin Kara durchgehend kursiv zu drucken. Das ist nicht nötig und hemmt den Lesefluss eher, als das Verständnis zu fördern.
Fazit:
10/15 – Trotz einiger Schwächen ein unterhaltsamer fantastischer Kriminalroman, der ein ganz vielversprechender Auftakt für eine neue Serie ist.
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Serieninfo:
01 Mark of the Demon | Vom Dämon gezeichnet
02 Blood of the Demon | Vom Dämon versucht (Februar 2011)
03 Secrets of the Demon (Januar 2011)
Darcy-Brüder, Buch 2
Inhalt:
Nichts läuft mehr richtig im Leben von Danny Darcy, Sänger der Folkband »Dylan’s Dogs«. Soozie, seine geliebte Frau, will sich scheiden lassen, und seine Lieder sind chronisch erfolglos. Doch anders als bei vielen verlassenen Männern ist es bei ihm ein Familienfluch. Um ihn aufzuheben, reist Darcy in die Sümpfe Louisianas – und findet eine Welt, in der Wespenkinder, lesende Baumwollspinnen und Sirenen über Leben und Tod entscheiden …
Kommentar:
»Lyra« ist die Fortsetzung von »Fabula«, kann aber auch unabhängig von Teil 1 gelesen werden. Die Geschichte dreht sich um den zweiten Sohn der Scherazade Helen Darcy: den Musiker Danny. Danny und seine Frau Sunny erwarten ein Baby, doch weil Dannys Mutter der jungen Frau eine schmerzliche Lüge in den Kopf setzt, verlässt sie ihren Mann. Danny, der alles daran setzt, um Sunny zurückzugewinnen, findet heraus, dass ihm die Sirenen aus den Sümpfen von Louisiana helfen können. Gemeinsam mit seiner Frau macht er sich schließlich auf die gefährliche Reise zu den sagenumwobenen Wesen, um ihre Ehe und das Leben ihres ungeborenen Kindes zu retten.
So dramatisch und spannend wie sich das anhören mag, ist es leider nicht. Dem Buch liegen gute Ideen zugrunde und es startet auch interessant, baut aber – trotz einiger Roadmoviezüge während Dannys Odyssee von einem »Helfer« zum nächsten – mehr und mehr ab, um am Ende vollkommen ins Fantasisch-Märchenhafte abzugleiten. Das Problem an dem Buch ist, dass die eigentliche Handlung total dünn ist und mit zahlreichen ausufernden Geschichten innerhalb der Geschichte sowie mit eingestreuten Songtiteln bzw. -zeilen (die Musik ist neben Sunny schließlich Dannys große Liebe) maßlos aufgeblasen wird. Manch einer mag das stimmungsvoll finden, ich fand es schlicht nicht gelungen, zumal mich die Stimmung nicht gepackt hat, und war zunehmend genervt. Hinzu kommt, dass die fantastischen Vorgänge am Ende zum Teil ziemlich übersteigert sind, keinen rechten Sinn ergeben und sich überschlagen bzw. umkehren nach dem Motto: Nichts ist, wie es scheint. Manch einer mag das in Ordnung finden, weil man es hier nun mal mit fantastischer Literatur zu tun hat, ich persönlich bin aber der Meinung, dass auch ein Fantasybuch einer werkimmanenten Logik folgen muss. Ich gestehe aber auch, dass ich zu diesem Zeitpunkt keine Lust mehr hatte, nach einem womöglich vorhandenen tieferen Sinn zu suchen, Hinweise abzuwägen und mitzurätseln; dazu war ich schon viel zu gelangweilt und genervt und wollte es einfach nur noch hinter mich bringen. (Aber immerhin hab ich durchgehalten, während mein Mann das Buch auf S. 310 von 400 abgebrochen hat!)
Meine schlimmsten Befürchtungen in Sachen Sprache sah ich bereits auf der ersten Textseite (11) bestätigt, wo mich – quasi zur Begrüßung – folgender mit metaphorischen Vergleichen angereicherte Satz angesprungen hat:
Die Welt war ein müder Blues mit einer Stimme, die von Rauch und Whiskey krächzte wie ein Gebäude, dessen Wände dem Sturm nicht länger standzuhalten vermögen.
Zu meiner Erleichterung konnte ich aber feststellen, dass das Buch sprachlich-stilistisch nicht so überladen ist wie angenommen: Der »typische Marzi-Stil«, bei dem ein Bild das nächste jagt, um ein- und dieselbe Sache zu beschreiben, ist zum Glück nur im Ansatz vorhanden. Leider gibt es aber etwas anderes zu bemäkeln: Einzelsätze und Halbsätze – manchmal auch in Form von nur ein oder zwei Wörtern und kombiniert mit Songtiteln –, die jeweils in einer neuen Zeile beginnen. Das liest sich in der milden Variante so:
Sie drehte das Radio auf.
Lehnte sich zurück.
Beobachtete, wie die Welt da draußen vor dem Fenster vorbeizog.
»Buddy Holly«, sagte sie sehnsüchtig.
Everyday.
(S. 203)
In der exzessiven Form wird das noch viel weiter getrieben, und es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber ich hab mich an einigen Stellen wirklich verarscht gefühlt – zumal ich mich frage, ob das eigentlich wirklich ein Stilmittel des Autors ist oder vielleicht doch nur der Zeilen- bzw. Seitenschinderei seitens des Verlages dient. Wie so oft bei Marzis Büchern fällt nämlich auch hier auf, dass das Buch äußerst großzügig – in ungewohnt großer Schrift mit großem Zeilenabstand gesetzt wurde. Man kennt das ja bereits von den anderen Marzi-Büchern, die bei Heyne veröffentlicht wurden und zusammen mit den Elfen, Zwergen, Orks usw. ins 14 Euro teure Fantasy-Broschur-Programmsegment passen sollen, obwohl sie vom Umfang her nicht wirklich gut dafür geeignet sind.
Fazit:
4/15 – Die Idee sowie einzelne Elemente der Geschichte sind eigentlich gut, die Umsetzung ist aber nicht wirklich gelungen.
Originaltitel: Hex Hall
Hex Hall, Teil 1
Inhalt:
Sophie Mercer ist eine Hexe. Doch die Sache mit der Magie klappt noch nicht so richtig. Als sie einer Mitschülerin helfen will, endet dies mit derart katastrophalen Folgen, dass ihre Mutter sie an die Hecate Hall schickt, ein Internat für junge Hexen, Gestaltwandler und Feen. Dort teilt sich Sophie ein Zimmer mit der einzigen Vampirin der Schule. Bald nach ihrer Ankunft versucht ein Trio dunkler Hexen, sie für ihren Zirkel zu gewinnen. Und Sophie verliebt sich Hals über Kopf in den traumhaft gut aussehenden Hexer Archer – den Herzensbrecher von Hecate Hall. Da werden auf dem Campus einige Hexen angegriffen, und der Verdacht fällt auf Sophies Zimmergenossin.
Kommentar:
Ich weiß gar nicht wirklich, was ich von diesem Buch erwartet hatte – eigentlich nicht viel. Ich fand einfach, dass der Klappentext ganz nett klingt, und hatte Lust auf eine Internatsgeschichte mit Hexen. Spätestens der Blick auf die Cover der amerikanischen Ausgaben offenbart (s. auch Anmerkung hier), dass es sich bei »Wilder Zauber« weniger um ein Erwachsenenbuch, denn um einen Young-Adult– oder All-Age-Roman handelt. Der Lyx-Verlag kaschiert die Tatsache mit der für seine Romantic-Fantasy-Bücher typischen Umschlaggestaltung, die den Buchinhalt leider nicht besonders gut transportiert: »Wilder Zauber« ist nämlich nicht wirklich ein Liebesroman, sondern vielmehr ein Urban-Fantasy-Teenie-Abenteuer.
Der Geschichte ist schnell erzählt: Nach einem verunglückten Liebeszauber – nicht ihr erstes Missgeschick dieser Art –, landet Sophie im Internat Hecate Hall, genannt Hex Hall, wo Jugendliche mit übernatürlichen Kräften untergebracht werden, die mehrfach durch Verfehlungen auffällig geworden sind. Sophie, die in der Welt der Menschen aufgewachsen ist, sieht sich erstmals mit anderen Hexen und Zauberern, Gestaltwandlern, Elfen und sogar einer Vampirin konfrontiert, die auch noch ausgerechnet ihre Zimmergenossin wird. Trotz anfänglicher Vorbehalte freundet sie sich schnell mit Jenna an, darüber hinaus ist sie aber eher eine Außenseiterin, zumal sie den Eintritt in einen dunklen Hexenzirkel ablehnt. Als zwei der Mitglieder dieses Hexenzirkels Attentaten zum Opfer fallen und ausgesaugt werden, gerät Jenna unter Verdacht und wird schließlich von der Schule geschickt. Sophie allerdings glaubt an ihre Unschuld und deckt schließlich auf, was wirklich geschehen ist.
Die Handlung ist nicht besonders originell oder komplex, aber schlüssig und vor allem außerst unterhaltsam. Obwohl man es hier mit dem ersten Band einer Serie zu tun hat, bei dem nun mal einige Zeit darauf verwendet werden muss, die magische Welt vorzustellen, wird die Autorin niemals ausufernd oder verliert sich in seitenlangen, langwierigen Erklärungen. Sie bindet die notwendigen Informationen elegant in die Handlung ein und verknüpft sie immer mit dem aktuellen Geschehen und Sophies Entwicklung, die eigentlich im Zentrum der Geschichte steht.
Die Tochter eines Zauberers ist bei ihrer menschlichen Mutter aufgewachsen, weshalb Sophie das eine oder andere Defizit in Sachen Magie hat, als sie ins Internat kommt. Über ihren Vater, den sie nie persönlich kennengelernt hat, weiß sie so gut wie nichts; erst in Hex Hall erfährt sie, wer er wirklich ist und was es mit ihrer Familie auf sich hat. Ihre Stellung unter den Mitschülern ist vor allem wegen ihres Vaters nicht einfach, doch darauf reagiert sie relativ gelassen und erfreulich wenig selbstmitleidig. Sie ist einfach eine wunderbare Heldin: intelligent, loyal, schlagfertig und wirklich witzig – wenn ihr nicht gerade mal wieder der attraktive Archer die Sprache verschlägt, in den sie sich Hals über Kopf verliebt, obwohl sie ihn eigentlich gar nicht leiden kann.
Aber nicht nur Sophie ist eine herrliche, liebenswerte Heldin, sondern auch die Nebenfiguren sind gut gelungen. Das gilt ganz besonders für Zimmergenossen Jenna mit ihrer Vorliebe für Frauen, Mangas und die Farbe Pink, die es als einzige Vampirin der Schule alles andere als leicht hat, sowie für Sophies Schwarm Archer, der zunächst ziemlich oberflächlich und arrogant erscheint, in dem aber letztendlich weit mehr steckt als angenommen. Darüber hinaus überzeugen auch die Figuren mit kleinerem Handlungsanteil – von den drei furchtbaren, durchtriebenen Schnepfen des Hexenzirkels über die arroganten Elfen und die unter Kontrollverlust leidenden Gestaltwandler bis hin zu den Lehrern, unter denen übrigens auch der vampirische Lord Byron sein Unwesen treibt.
Was das Buch für mich aus der Masse heraushebt, ist der Humor, der genau auf meiner Wellenlänge liegt, weil er ziemlich trocken ist, mit vielen Anspielungen arbeitet und nie in die Slapstick-Ecke abgleitet. In diesem Zusammenhang gebührt das Lob auch der Übersetzerin Michaela Link, die den deutschen Text mit treffsicheren Formulierungen bereichert hat. Ein ganz gutes Bild von Stil und Humor kann man sich anhand der Leseprobe auf der Seite vom Lyx-Verlag oder (schneller) anhand des folgenden Zitats machen, das mich zu einem breiten Grinsen veranlasst hat:
»Es gibt eine Vereinigung, die sich die Allianz nennt«, sagte sie [die Schulvorsteherin] und klang beinahe gelangweilt, als sie auf eine Gruppe nichtssagender Männer und Frauen in Anzügen und Kostümen deutete. Ich fand ihren Ton reichlich geringschätzig für eine Frau, die für einen Rat namens der Rat arbeitete. (S. 77)
Fazit:
14/15 – Ein überzeugender Serienauftakt mit einer tollen Protagonistin und viel Humor – leichte Unterhaltung par excellence. Ich freu mich sehr auf weitere Abenteuer von Sophie; wäre der zweite Band auf Englisch schon raus, hätte ich ihn direkt nach dem Lesen von Band 1 bestellt.
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Serieninfo:
01 Hex Hall | Wilder Zauber
02 Demonglass (März 2011) | Dunkle Magie (März 2011)
03 Raising Demons (April 2011)
Originaltitel: The Child Thief
Inhalt:
Leise wie ein Schatten streift ein merkwürdiger Junge durch die dunklen Straßen von New York. Er nennt sich Peter und ist auf der Suche nach Kindern und Teenagern, die in einer aussichtslosen Situation nicht mehr weiterwissen. Peter rettet sie … und bietet ihnen an, sie in sein magisches Reich zu führen, in dem niemand je erwachsen werden muss. Doch Peter verrät ihnen nicht, dass dort nicht nur magische Geschöpfe und das Abenteuer ihres Lebens auf sie warten, sondern auch größte Gefahr …
Kommentar:
»Der Kinderdieb« ist eines dieser Bücher, die einem überall begegnen und die alle toll finden – andernfalls hätte ich mich nie dafür entschieden, es als Hardcover zu kaufen. Vielleicht sollte ich endlich mal lernen, mich auf mein Gefühl zu verlassen, statt mich von der allgemeinen Begeisterung für Bücher anstecken zu lassen, deren Klappentext mich eigentlich gar nicht so besonders anspricht.
Ich wollte Broms Peter-Pan-Version wirklich mögen, aber es ist mir beim besten Willen nicht gelungen. Daher mach ichs kurz: »Der Kinderdieb« ist ein beeindruckendes Fantasybuch, das einerseits eine Vielzahl von mehr oder weniger bekannten Mythen in sich vereint und andererseits mit tollen neuen Ideen und Gestalten angereichet wurde. Für meinen Geschmack wurde aber zu wenig aus den Ideen gemacht, denn eigentlich jagt im Wesentlichen ein Scharmützel bzw. ein Gefecht das nächste. Es geht um Abhängigkeit, Macht und Unterdrückung, gepaart mit psychischer wie physischer Gewalt zwischen allen Altersschichten. Ganz bestimmt kann man die Handlung auf eine sinnbildliche Ebene heben und jede Menge Gesellschaftskritik darin entdecken, in erster Linie ist der Stoff aber einfach nur düster, extrem gewalttätig und bietet trotz kleiner Lichtblicke kaum Hoffnung.
Die Figuren sind fast alle negativ angelegt; die einzige bemerkenswerte Ausnahme ist Nick, der von Peter zu Beginn des Buches gerettet und durch die Nebel gebracht wird. Zwar nagt auch an ihm immer wieder die Finsternis, er bewahrt aber über weite Strecken seine Menschlichkeit. Dennoch ist auch er keine Figur, mit der ich hätte mitfiebern können – was wohl auch gut so ist, denn sonst hätte mich der Ausgang der Geschichte in noch tiefere Frustration gestürzt. Peter selbst ist … tja, ein Kinderdieb eben. Er lockt unter Vorspiegelung falscher Tatsachen verzweifelte Kinder aus der realen Welt nach Avalon, das leider auch kein besseres Leben bietet. Bis zum Schluss ist er eine durch und durch skrupellose Gestalt, worüber auch die Betonung seines Charismas und seines betörenden Lächelns nicht hinwegtäuschen kann. Man könnte ihm vielleicht zugute halten, dass er seine Seele an die Königin von Avalon verloren hat und alles tut, um ihr zu dienen und das sterbende Land zu retten; das hilft aber auch nicht wirklich, um ihn auf der Sympathieskala nach oben zu hieven.
Das Bemerkenswerteste an diesem Buch waren für mich die grandiosen Zeichnungen des Autors, der ein bekannter Illustrator ist. Im Kinderdieb-Special auf den Seiten des Pan-Verlags kann man u.a. einen Trailer sowie Livebooks zum Buch anschauen und ein interessantes Interview mit dem Autor lesen.
Fazit:
5/15 – Prinzipiell steckt hinter dem Buch eine tolle Idee, die Umsetzung konnte mich aufgrund der hohen Kampflastigkeit, außerordentlichen Brutalität und der völligen Trostlosigkeit allerdings überhaupt nicht begeistern. Für Freunde dieser Art von Fantasy ist »Der Kinderdieb« aber vermutlich dennoch ein lesenswertes Buch.
Originaltitel: Magic Burns
Kate Daniels/Stadt der Finsternis, Teil 2
Inhalt:
Alle sieben Jahre wird die Stadt Atlanta von einer magischen Flut heimgesucht, die das Gleichgewicht der Mächte gefährlich ins Wanken bringt. Als die Söldnerin Kate Daniels von Curran, dem Herrn der Gestaltwandler, den Auftrag erhält, gestohlene Landkarten aufzuspüren, wird ihr bald klar, dass diesmal weitaus mehr auf dem Spiel steht: Zwei uralte Gottheiten wollen das Aufflammen magischer Energie nutzen, um die Herrschaft der Welt an sich zu reißen. Und wenn Kate sie nicht aufhalten kann, droht die Vernichtung Atlantas … Fortsetzung der erfolgreichen Urban-Fantasy-Serie mit ihrer charismatischen Heldin.
Kommentar:
Wie gut, dass ich trotz einiger Kritik am ersten Band der »Stadt der Finsternis«-Serie dem zweiten Teil eine Chance gegeben habe – »Die Dunkle Flut« hat die Kinderkrankheiten nämlich weitgehend hinter sich gelassen.
Diesmal gerät Kate unversehens in den Kampf zwischen zwei Göttern und muss verhindern, dass Atlanta vom Bösen überrannt wird. Sie muss sich mit Hexen, Druidenmagie und keltischer Mythologie herumschlagen und noch dazu auf ein Kind aufpassen, dessen Mutter verschwunden ist. Natürlich gibt es wieder jede Menge blutiges Gemetzel, das für meinen Geschmack immer noch zu viel ist, die Beschreibung der magischen Welt, die ich beim Auftaktband noch als verwirrend und sehr komplex empfunden hatte, ist hier aber sehr viel besser, prägnanter und vor allem verständlicher geraten. Außerdem ist die Handlung weitaus spannender, zielgerichteter und scheint ausgefeilter; obwohl es Kate mit einer Vielzahl von kleineren Aufträgen zu tun hat, laufen die Fäden nach und nach zusammen, sodass sich am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt.
Protagonistin Kate Daniels, die in jeder Hinsicht schlagfertige Söldnerin mit dem Autoritätsproblem, ist ebenso überzeugend wie im ersten Teil der Serie, gewinnt sogar noch ein wenig an Profil. Außerdem trifft man einige ihrer alten Weggefährten wieder, darunter Curran, den unbestreitbar attraktiven Herrn der Bestien, die Gestaltwandler Jim und Derek, aber auch Ghastek, den Herrn der Toten, der die Vampire lenkt und Kate fürchterlich auf den Wecker fällt. Weiterhin werden einige neue Personen eingeführt, von denen vor allem Bran, der selbstgefällige Diener einer Göttin, sowie Julie, das Mädchen, das auf der Suche nach seiner Mutter ist und eher zufällig in Kates Obhut gerät, eine größere Rolle spielen. Ob Haupt- oder Nebenfiguren – sie sind durchweg hervorragend gelungen und glaubwürdig; die Personenzeichnung ist eine ganz große Stärke des Autorenpaars.
Unklar ist nach wie vor Kates Abstammung und der Grund für ihre große Macht – dieses Geheimnis wird offenbar über mehrere Bücher der Serie hingezogen. Die Einzelbände der Serie sind aber zumindest bislang problemlos unabhängig voneinander zu lesen; die Geschehnisse aus Teil 1 werden, so sie von Bedeutung sind, soweit erklärt, dass sie das Verständnis garantieren.
Fazit:
13/15 – Richtig gute, humorvolle Urban Fantasy mit tollen Figuren und Entwicklungen – ein Buch, das definitiv Lust macht auf mehr.
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Serieninfo:
01 Magic Bites | Die Nacht der Magie (Rezension)
02 Magic Burns | Die dunkle Flut (Rezension)
03 Magic Strikes | Duell der Schatten (Rezension)
–– Magic Mourns (novella in »Must Love Hellhounds«-Anthology) | —
04 Magic Bleeds | Magisches Blut
05 Magic Slays (Mai 2011)
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