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[Rezension] Jens Lossau/Jens Schumacher: Der Orksammler

2. Teil der IAIT-Serie

Inhalt:
Aus dem Heerlager einer Militärstreitmacht, die seit Wochen in der Ebene von Torr auf ihren Einsatz wartet, verschwinden Nacht für Nacht Soldaten, allesamt Orks. Die Vermissten werden Tage später tot in der Karstwüste rings um das Lager gefunden. Jemand oder etwas hat ihnen mit roher Gewalt die Herzen aus dem Leib gerissen! Da Leichen und Tatorte Rückstände von Magieanwendung aufweisen, schickt man umgehend nach den beiden erfahrensten Ermittlern des IAIT, Meister Hippolit und Jorge dem Troll. Die beiden folgen der Fährte des Täters bis in die Mauern von Torrlem, der berüchtigten Grabstadt. Hier, umgeben von Abertausenden von Leichen, stoßen sie auf ein grauenhaftes Geheimnis …

Kommentar:
Jorge und Hippolit ermitteln wieder – in einem so dringlichen Fall, dass sie sogar aus dem wohlverdienten Erholungsurlaub geholt werden. Jorge wäre nicht Jorge, wenn er nicht jedem zufällig ausgewählten Gesprächspartner von dem Geheimauftrag erzählen würde, der sich um abgeschlachtete Orkkrieger dreht, denen das Herz herausgerissen wird. Die Hinweise auf den Täter sind rar: Unter den Soldaten ist von einem riesenhaften Monster die Rede, das sich lautlos und mit erstaunlicher Geschwindigkeit bewegt – aber was für ein Wesen kann das sein? Hippolit und Jorge tappen im Dunklen, bis die Spur sie in die Totenstadt Torrlem führt, gewissermaßen eine riesiges Krematorium. Dort erhalten sie Hinweise, die so unglaublich sind, dass sie zunächst nicht daran glauben wollen, denn sie drehen sich um eine Lebensform, die seit Tausenden von Jahren als ausgestorben gilt.

Im Gegensatz zum ersten Teil der Serie liegt der Fokus diesmal mehr auf der Krimihandlung, während die merkwürdigen Ermittler etwas in den Hintergrund treten. Leider konnten mich die Nachforschungen in Sachen Orksammler nicht wirklich in ihren Bann ziehen, da Jorge und Hippolit lange Zeit fast völlig im Dunklen tappen und gegen Ende eher zufällig über die entscheidende Information stolpern. Um ehrlich zu sein: Ich habe mich stellenweise ganz schön gelangweilt, weil die Handlung so ereignislos vor sich hinplätscherte und kaum Spannung aufkommen mochte. Schon beim »Elbenschlächter« habe ich festgestellt, dass das Buch weniger mit seinem Fall als mit den skurrilen Situationen, Dialogen und Figuren punktet, und das gilt auch für den Nachfolger. Das Buch verliert im Vergleich mit Band 1 nun auch deshalb, weil sich Jorge und Hippolit bei ihren Ermittlugen trennen und nur ganz wenige Szenen zusammen haben (was möglicherweise der doppelten Autorenschaft geschuldet ist). Die Interaktionen zwischen den beiden waren aber absolute Highlight des Vorgängerbandes und sind es auch jetzt wieder, denn der optische und intellektuelle Kontrast zwischen den beiden eigenartigen Typen könnte besser nicht vor Augen geführt werden. Dass ihre gemeinsamen Auftritte nun so reduziert sind, macht sich deutlich bemerkbar.

Hinzu kommt, dass die beiden Figuren etwas verändert erscheinen: Lichtadept Hippolit ist natürlich immer noch überaus gebildet, eloquent, ein bisschen arrogant und besserwisserisch, sein Zynismus ist nicht mehr so beißend wie zuvor. Und sein Körper bereitet ihm neue Probleme: Sein knabenhaftes Aussehen untergräbt nicht nur wie üblich seine Autorität, sondern er scheint auch noch in die Pubertät zu kommen, wie die Reaktion auf die niedliche Sekretärin des Totenstadtverwalters zeigt. Er selbst reduziert diese Tatsache ganz trefflich auf folgende Erkenntnis: »Trotz des leichten Nebels in seinem Kopf ahnte er, dass die Gegenwart eines bildhübschen Mädchens seine kriminologische Deduktionsarbeit möglicherweise beeinträchtigen würde.« (S. 157)

Noch viel extremer erscheint mir die Veränderung Jorges. Natürlich haut er immer noch mächtig auf die Pauke, sodass ihm die Bewunderung anderer Trolle gewiss ist, aber er wirkt lange nicht mehr so dumm-dreist wie früher. Seine Saufgelage, sexuellen Eskapaden, Beleidigungen und Schlägereien hat er fast schon bedenklich eingeschränkt, allerdings hat er immer noch jede Menge beeindruckende Trollsprichwörter auf Lager, die er zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit gerne unters Volk bringt (»Bücher sind gut, solange genügend nackte Weiber und Vögelei darin vorkommen, S. 112; »Wenn ein Troll von der Hüfte abwärts aufhört, ist er überhaupt kein Troll mehr«, S. 255; »Unterschätze keinen Troll – er könnte rasend intelligent sein«, S. 277). Überdies hat er zusätzlich zu seinem Beinamen jetzt auch noch einen zweiten Vornamen (Jorge »Sensibiltät« der Erwischer) und eine neue Freundin.

Seine neue Freundin hört auf den Namen Pompom und ist eine Vulvatte, ein katzengroßes faltiges Nagetier mit vorstehenden Zähnen und Knopfaugen, deren Beschreibung an manch ein gruseliges Foto eines Genfoschungsexperiments erinnert, wahlweise auch an eine Mischung aus Shar-Pei und Nacktkatze. Hippolit hält sie zunächst für ein gerupftes Huhn und fällt aus allen Wolken, als Jorge Pompom als neuestes Mitglied ihres Ermittlerteams vorstellt. Der Lichtadept ist alles andere als begeistert von diesem »Ungeziefer«, doch seine Ironie (»Freut mich, dass du jemanden kennengelernt hast, mit dem du dich auf deinem Niveau unterhalten kannst.«, S. 190) prallt an Jorge ab; er freut sich darüber, endlich jemanden zu haben, der nicht dumm daherredet und seine Streicheleinheiten uneingeschränkt genießt.

Fazit:
7/15 – Das Team ermittelt in einem wenig fesselnden Fall und schafft es trotz einiger skurriler Auftritte diesmal nicht ganz, den Mangel an Spannung mit Witz zu kompensieren. Humor und Ironie sind nicht mehr ganz so durchschlagend und haben sich vielleicht auch ein wenig abgenutzt, sorgen aber immer noch für einige Lacher.


Serieninfo:
01 Der Elbenschlächter – 13/15
02 Der Orksammler – 7/15
03 Der Schädelbrecher (Herbst 2011)

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