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Bodenstein und Kirchhoff, #4
Kurzbeschreibung (Amazon)
Sulzbach im Taunus: An einem regnerischen Novemberabend wird eine Frau von einer Brücke auf die Straße gestoßen. Die Ermittlungen führen Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein in die Vergangenheit: Vor vielen Jahren verschwanden in dem kleinen Taunusort Altenhain zwei Mädchen. Ein Indizienprozess brachte den mutmaßlichen Täter hinter Gitter. Nun ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Als erneut ein Mädchen vermisst wird, beginnt im Dorf eine Hexenjagd…
Kommentar:
An Nele Neuhaus’ Krimis kommt man kaum vorbei, wenn man die Buchszene ein wenig beobachtet, und so bin auch ich letztes Jahr auf sie aufmerksam geworden. Nach Marens Verriss war ich schon drauf und dran, die Autorin bzw. ihre Serie ungelesen abzuschreiben, dann bin ich allerdings auf dem Flohmarkt über »Schneewittchen muss sterben« gestolpert und ein Opfer meiner Neugierde geworden.
Als im alten Bodentank eines stillgelegten Militärflughafens ein Skelett gefunden und nicht viel später eine Frau von einer Brücke gestoßen wird, ahnt noch keiner, dass ein Zusammenhang mit einem eigentlich schon lange abgeschlossenen Fall besteht. Darüber gibt erst die Identität der Toten Aufschluss – eines von zwei Mädchen, die vor über zehn Jahren in Altenhain verschwunden sind. Ihr mutmaßlicher Mörder Tobias Sartorius, der in einem Indizienprozess zu 10 Jahren Jugendstrafe verurteilt wurde, ist just freigelassen worden und nach Hause zurückgekehrt. Dort muss er mit den Anfeindungen eines ganzen Dorfes fertig werden, und als kurz nach seinem Auftauchen erneut ein junges Mädchen verschwindet, scheint klar, wer dafür verantwortlich ist …
Das Buch startet gelinde gesagt verwirrend; nicht zuletzt deshalb, weil hier die Cliffhanger-Technik auf die Spitze getrieben wird: Man wird – mit zunächst auch noch scheinbar zusammenhanglosen – Geschehnissen konfrontiert, szenenhaft aus zig verschiedenen Perspektiven erzählt. Gleichzeitig werden innerhalb kürzester Zeit zahllose Personen eingeführt, über die ich vor allem hinsichtlich der Dorfbewohner zunächst komplett den Überblick verloren habe, insbesondere dann, wenn auch noch Verwandte gleichen Nachnamens auf den Plan traten. Hat man das Figurenknäuel aber erstmal entwirrt und die Zusammenhänge zwischen den zahlreichen Handlungssträngen durchschaut, entwickelt sich ein Kriminalfall, der zwar recht aufgebauscht ist, aber gut unterhält. Die Verbindungen und Verwicklungen innerhalb der Dorfgemeinschaft, deren Bewohner offensichtlich fast alle etwas mit dem Verschwinden der beiden Mädchen vor zehn Jahren zu tun hatten oder sonstwie Dreck am Stecken haben, sind ganz spannend und nicht so leicht zu durchschauen. Wer genau und warum in die damaligen Ereignisse verwickelt war, wird letztendlich recht solide aufdeckt; allerdings ist die Lösung – passend zu den Handlungssträngen – äußerst verwickelt.
Der Hauptkritikpunkt sind wirklich die Menge an Perspektiven, Handlungssträngen und potenziell Verdächtigen bzw. Involvierten – es gab von allem deutlich zu viel, und es hätte dem Buch gewiss gut getan, wenn man an der einen oder anderen Stelle den Rotstift angesetzt hätte. Vollkommen überflüssig fand ich auch, dass 50 Seiten vor Schluss, als man eigentlich schon glaubt, alles sei vorbei, die Handlung noch eine ganz neue Wendung erhält und ein zusätzliches Verbrechen zutage befördert wird, von dem bisher nicht mal ansatzweise die Rede war. Ob sowas sein muss angesichts einer ohnehin vollgestopften Handlung, lass ich mal dahingestellt. Definitiv nicht haben muss ich aber die sonstigen zusätzlichen Probleme in den Reihen der Ermittler: der eine ist intensiv mit seinen Ehesorgen beschäftigt, dem anderen wird quasi das Dach über den Kopf abgerissen, der Dritte hat ein Disziplinarverfahren am Hals und der Vierte wird wegen »Verrats« gemobbt – das sind zusätzliche Baustellen, die die Handlung kein bisschen voranbringen und eher nerven, weil es eben ohnehin schon so viele Nebenkriegsschauplätze gibt. Die Streichung einiger Handlungsstränge hätte der Story und der Spannung m.E. gut getan.
Fazit:
11/15 – Ein solider Krimi, der gut unterhält, dem 100 Seiten weniger aber gut getan hätten.
Serieninfo:
01 Eine unbeliebte Frau
02 Mordsfreunde
03 Tiefe Wunden
04 Schneewittchen muss sterben
05 Wer Wind sät
Originaltitel: Blessed is the Busybody
Ministry is Murder/Mrs. Wilcox, #1
Klappentext:
Eine nackte Tote auf der Veranda des Pfarrhauses, kurz bevor kirchentreue Damen zum Kaffee erwartet werden – das macht keinen guten Eindruck! Prompt fällt der Verdacht auf den neuen Pfarrer Ed Wilcox. Aber seine Frau Aggie ist entschlossen, den wahren Täter zu finden, der das Mädchen mit dem Schlangentattoo auf dem Gewissen hat. Ein schwierige Aufgabe in einer Gemeinde, in der jeder sein eigenes dunkles Geheimnis zu haben scheint. Doch Courage, Raffinesse und ein Stoßgebet zu rechter Stunde bringen die unkonventionelle Pfarrersfrau dem gottlosen Mörder immer näher …
Kommentar:
»Mrs. Wilcox und die Tote auf der Terrasse« ist der erste Teil einer bislang fünfteiligen Cozy-Krimi-Serie um die Pfarrersfrau Aggie Sloane-Wilcox, die sich als Hobbydetektivin betätigt. Ich war ein wenig skeptisch, ob das Buch für meinen Geschmack nicht eine Spur zu religiös angehaucht sein könnte – zumal Emilie Richards selbst mit einem Pfarrer verheiratet ist –, das ist aber erfreulicherweise nicht der Fall. Aggie Wilcox ist mitnichten eine frömmelnde, prüde, schrullige Samariterin, und entgegen der Ankündigung im Klappentext hält sie sich auch nicht mit Stoßgebeten oder Reflexionen über die Gottlosigkeit des Mörders auf. Sie ist eigentlich eine ganz normale Frau: Sie führt den Haushalt, zieht zwei Mädchen groß und erledigt ein paar Aufgaben für die Kirche, weil das von ihr als Frau des Pfarrers erwartet wird.
Außergewöhnlich ist allerdings Mrs. Wilcox‘ detektivischer Spürsinn, der geweckt ist, als auf ihrer Veranda eine nackte Frauenleiche gefunden wird – zumal ausgerechnet ihr Mann unter Verdacht gerät. Es stellt sich nämlich heraus, dass er die Tote kannte und wenige Tage zuvor einen lautstarken Streit mit ihr hatte. Da er Aggie partout nicht sagen will, warum die Fremde bei ihm war, muss sie es selbst herausfinden, und sie stößt dabei auf ein Geheimnis, das ein wichtiges Gemeindemitglied schwer in die Bredouille bringen kann. Dumm nur, dass besagtes Gemeindemitglied kurz darauf ebenfalls ermordet wird und ausgerechnet Pfarrer Wilcox neben ihrer Leiche gefunden wird …
Bei der Aufklärung der Morde kommen der humorvollen Pfarrersfrau vor allem Glück, Zufall und gute Kontakte zu Gute – solide Ermittlungsarbeit kann man ihr bei allen Geistesblitzen nicht wirklich unterstellen. Das ist aber nicht schlimm, schließlich ist sie nur Hobbydetektivin und das Buch ein Cozy-Krimi – da muss sowas erlaubt sein. Störender ist, dass oft nicht so ganz klar wird, woraus sie ihre Schlüsse zieht, und des Verbrechens Lösung ist auch ein wenig verworren und etwas weit hergeholt. Alles in allem hat man es aber mit einem ganz passablen Fall zu tun, der gut zu unterhalten weiß. Ansonsten punktet das Buch vor allem mit dem netten Humor, dem Kleinstadtflair und den sympathischen Figuren – allen voran mit Aggie selbst, ihren aufgeweckten Kindern und ihrer Freundin Lucy.
Fazit:
10/15 – Ein netter Cozy-Krimi mit einer sympathischen Hauptfigur, die sich – zum Glück! – nicht wirklich so verhält, wie ich es mir von einer Pfarrerfrau in einem amerikansichen Buch vorgestellt hätte. Weitere Bücher um Mrs. Wilcox haben auf meiner Wunschliste nicht gerade oberste Priorität, aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich bestimmt mal wieder ein Buch der Serie lesen.
Serieninfos:
01 Blessed Is The Busybody | Mrs. Wilcox und die Tote auf der Terrasse
02 Let There Be Suspects | Mrs. Wilcox und die mörderische Bescherung
03 Beware False Profits | Mrs. Wilcox und der Teufel in Prada
04 A Lie for a Lie | Mrs. Wilcox und der Jahrmarkt der Eitelkeiten
05 A Truth For a Truth
Originaltitel: The Remains of the Dead
Ghost Dusters, Band 1
Klappentext:
Über ihren Job redet Sadie Novak nicht gern. Was soll sie auch sagen? Nach einem Mord bin ich diejenige, die das Blut aufwischt? Ach ja, und dann erscheinen mir die Geister der Opfer? Das klingt verrückt, findet selbst ihr Kollege, der attraktive Ex-Cop Zack Bowman. Aber es ist nun einmal so: Die Toten sprechen zu Sadie. Doch als ihr der Geist der ermordeten Trudy erscheint, weiß sie, dass es diesmal mit Zuhören nicht getan ist. Der wahre Mörder ist nämlich noch nicht gefunden und setzt alles daran, dass das auch so bleibt …
Kommentar:
Das Buch, das ich vor einer gefühlten Ewigkeit bei Buchticket ertauscht habe und das seitdem ein trauriges Dasein im Regal fristete, wurde mir jetzt im Rahmen von Karis SuB-Losverfahren zugelost – was mich sehr gefreut hat, weil ich einen netten Krimi mit leicht paranormalem Touch dahinter vermutet hatte. Leider würde ich das Attribut »nett« nach dem Lesen eher nicht mehr mit dem Buch verbinden.
Sadie Novak ist Inhaberin der Reinigungsfirma »Scene-2-Clean« und kümmert sich gemeinsam mit ihrem Angestellten Zack um die Säuberung von Tatorten, wobei unter Tatort jede Wohnung/jedes Haus zu verstehen ist, wo jemand eines gewaltsamen oder natürlichen Todes gestorben ist. Darüber hinaus kann sie mit den Geistern solcher Verstorbener sprechen, die noch nicht bereit sind, ins Jenseits überzutreten, weil eine wichtige Sache in ihrem Leben unerledigt ist, oder die einfach nicht wahrhaben wollen, dass sie tot sind. Als Sadie damit beauftragt wird, das Haus der Toths zu reinigen, in dem der Ehemann zunächst seiner Frau die Kehle durchgeschnitten und sich dann selbst gerichtet haben soll, trifft sie auf genau so einen Geist: die ermordete Trudy, die darauf beharrt, dass ihr Ehemann sie nicht umgebracht habe. Da die Polizei trotz Sadies Hinweisen untätig bleibt, spielt sie selbst Detektivin und muss bald um Leib und Leben fürchten …
Was gar nicht so schlecht klingt, entpuppt sich als äußerst mittelmäßiger Krimi. Die Handlung ist weder besonders spannend noch überzeugend, und die Auflösung bzw. den Tathergang fand ich ganz und gar nicht glaubwürdig. Dazu passt Sadies weitegehend planlose, blauäugige bis lebensmüde Ermittlungsarbeit. Wenn sie gerade nicht ermittelt, reinigt sie diverse andere Tatorte und hilft ruhelosen Geistern beim Übertritt ins Jenseits. Diese kleinen Episoden hätten durchaus nett sein können, wenn sie nur besser geschrieben und faszinierender gewesen wären. So aber tragen sie aber zusammen mit ein paar kleinere Baustellen im familiären Bereich und im Freundeskreis ihren Teil dazu bei, dass zwar jede Menge Begebenheiten erzählt werden, die mich nur leider allesamt nicht fesseln konnten, sondern eher gelangweilt haben.
Die Figuren sind auch maximal mäßig gelungen, und das, obwohl zumindest Sadie und ihr Angestellter Zack einen ganz interessanten Hintergrund haben, der nur leider nicht ausreichend ausgearbeitet wird. Sadie ist eigentlich als sehr hilfsbereite, verständnisvolle Person angelegt, die ein offenes Ohr für Geister und für die Hinterbliebenen der Verstorbenen hat; ich habe sie aber dennoch nicht als besonders nett, warmherzig oder gar sympathisch empfunden. Ihre spezielle Reinigungsfirma hat sie gegründet, weil ihr Bruder sich umgebracht hat und es damals an ihr hängen geblieben ist, den Tatort zu säubern. Bis heute leidet sie sehr unter Brians unerklärlichem Selbstmord – was allen klar ist außer ihr selbst – und hofft, sein Geist würde ihr doch irgendwann noch erscheinen und offenbaren, warum er sich dazu entschlossen hat, sein Leben zu beenden. Zack hingegen ist ein Ex-Polizist, der wegen seiner Drogenprobleme den Dienst quittieren musste, sich inzwischen aber ganz offensichtlich wieder gefangen hat und ein verlässlicher Angestellter ist. Sadies Gespräche mit den Geistern an den Tatorten befremden ihn sichtlich, und er versucht, davon möglichst wenig mitzukriegen. Er neigt hin und wieder zur Ungeduld, Wutanfällen und Beschützerinstinktanwandlungen, bleibt aber letztendlich auch eher blass. Wobei er eigentlich ein wahrer Wunderknabe ist – er kann nämlich sogar Leute durch geschlossene Jalousien hindurch erschießen. Wow!
Davon abgesehen gibts in in diesem Buch ständig Dinge, die mich sehr irritiert haben. Zum Teil könnte das daran liegen, dass eventuell die eine oder andere Stelle amüsant sein soll – falls das tatsächlich so ist, ist diese Art von Humor vollkommen unwirksam an mir abgeprallt; auf mich wirkt das alles naiv und albern im unlustigen Sinne. Davon abgesehen wirkt das Buch phasenweise wie ein Schüleraufsatz, den man bestenfalls als bemüht bezeichnen kann. Die Dialoge wirken teils sehr gestelzt, und die Figuren handeln, denken und reden in schönster Regelmäßigkeit mehr als unpassend. So denkt Sadie in einem Moment darüber nach, in welch »schockierenden« Umständen so manch ein Messie doch lebt, im nächsten Moment macht sie einen Scherz und kichert dumm rum – was einfach der Situation kein bisschen angemessen ist. Hinzu kommt, dass das Buch vor überflüssigen Erklärungen und Informationen nur so strotzt. Wir erfahren, woher die Wasserflasche stammt, aus der jemand gerade trinkt (aus dem Kühlschrank der Eltern), wann der bestellte Reifenmonteur eintrifft (hab ich leider vergessen und ich find die Stelle nicht mehr) und was er da genau tut (Reifen montieren halt), welche Klamotten Sadie anzieht (schwarze enge Hose) und welche nicht (graue altbackene Hose) oder welche T-Shirt-Größen und -Farben im Laden vorrätig sind (XS und XL) und welche nicht (M; Sadies Größe, wobei aus Aussage 1 zu schließen ist, dass auch L und S vergriffen sind. Was erstaunlicherweise NICHT explizit erwähnt wird). Sorry, aber solche Details will doch kein Mensch wissen – schon gar nicht in dieser Masse!
Wie es aussieht, hat Goldmann die Übersetzung der Serie eingestellt – zumindest ist seit der Veröffentlichung von Band 1 im Jahr 2010 kein weiterer Band erschienen, und es ist auch kein weiterer angekündgt (bis April 2012). Zum mangelnden Erfolg dürfte das deutsche Cover seinen Teil beigetragen haben: Es ist nämlich nicht nur einigermaßen unpassend (schreit es doch geradezu »Ich bin ChickLit«, obwohl das Buch diesem Genre nun wirklich nicht zuzurechnen ist), sondern darüber hinaus ziemlich hässlich. Warum auch immer »Die Geisterfeger« sich nicht verkauft hat – letztendlich halte ich die Einstellung der Serie wahrlich nicht für einen nicht zu verschmerzenden Verlust!
Fazit:
5/15 – Eher unterdurchschnittliche Krimiunterhaltung, die trotz einer guten Grundidee nicht überzeugen kann.
Serieninfo:
01 The Remains of the Dead | Die Geisterfeger
02 Devil May Ride
03 Dead and Kicking
Deutsche Ausgabe: Im Auftrag der Liebe
Lucy Valentine, # 1
Kurzbeschreibung (Amazon):
Lucy Valentine is as smart as can be, as single as you can get, and so not qualified to run a matchmaking service. But when her parents temporarily step down from the family business, Valentine, Inc., it’s Lucy’s turn to step up and help out—in the name of love. Plus, her rent is due.
Here’s the problem: Lucy doesn’t have the knack for matchmaking. According to family legend, every Valentine has been blessed by Cupid with the ability to read “auras” and pair up perfect couples. But not Lucy. Her skills were zapped away years ago in an electrical surge, and now all she can do is find lost objects. What good is that in the matchmaking world? You’d be surprised. In a city like Boston, everyone’s looking for something. So when Lucy locates a missing wedding ring—on a dead body—she asks the sexy private eye who lives upstairs to help her solve the perfect crime. And who knows? Maybe she’ll find the perfect love while she’s at it…
Kommentar:
»Truly, Madly«, der erste Band der Lucy-Valentine-Serie, hat mir meine Freundin zum Geburtstag geschenkt. Ich hatte noch nie von der Autorin gehört, aber weil ich neugierig bin und der Klappentext sehr nett klang, hab ichs mir ziemlich schnell vom Geschenkestapel geschnappt – und gar nicht mehr aufgehört zu lesen!
Lucy Valentine ist die Tochter des berühmten und extrem erfolgreichen Heiratsvermittlers Oscar Valentine, der dummerweise gerade einen Skandal verursacht hat, indem er sich mit einer seiner Affären hat erwischen lassen. Das ist dem Geschäft natürlich nicht gerade zuträglich, also beschließt er, für einige Zeit von der Bildfläche zu verschwinden und seiner Tochter das Unternehmen zu überlassen. Die ist davon allerdings nicht wirklich begeistert, denn im Gegensatz zum Rest ihrer Familie hat sie durch einen Stromschlag die Fähigkeit verloren, die Auren der Menschen zu sehen – und genau darauf basiert die treffsichere Partnervermittlung. Notgedrungen springt Lucy trotzdem ein und gerät unversehens in einen Mordfall. Lucy hat nämlich eine andere paranormale Begabung: Sie kann verlorene Gegenstände finden, wenn sie die Handfläche des Besitzers berührt, und als sie einem Klienten die Hand schüttelt, sieht sie den Verlobungsring seiner Exfreundin am Finger eines Skeletts. Da die Polizei in Lucys Klienten den Mörder schnell gefunden zu haben glaubt und sie sich schuldig fühlt, macht sie sich gemeinsam mit Privatdetektiv Sean auf eigene Faust auf die Suche nach dem Mörder. Außerdem beteiligt sie sich an der Suche nach einem verschwundenen Kind und erkennt erstmals, dass ihre Fähigkeit, Dinge zu finden, hilfreicher ist, als sie dachte …
Das Buch ist kein »richtiger« Krimi, sondern fällt in den Bereich der »cozy mysteries« (hierzulande kennt man das Genre unter dem Begriff Landhaus- bzw. Häkelkrimi, was ich nicht besonders passend finde), die ohne eklige blutige Details und wilde Verfolgungsjagden auskommen. Folglich ist »Truly, Madly« auch nicht nervenzerreißend spannend, das macht aber gar nichts, denn trotz einiger kleiner logischer Ungereimtheiten ist das Rätsel um die Tote solide und war – zumindest für mich – nicht so leicht zu durchschauen. Ohnehin kommt es mindestens ebenso sehr wie auf die Verbrecherjagd auf die Figuren und deren Beziehungen an, insbesondere auf Lucys Beziehung zu Privatdetektiv Sean, dem überaus attraktiven und charmanten Ex-Feuerwehrmann.
Lucy ist eine wunderbare Protagonistin. Zunächst hadert sie noch ein wenig mit ihrem Schicksal, weil sie keine Auren sehen, sondern nur leblose Dinge – nicht mal verschwundene Menschen oder Tiere – aufspüren kann. Im Laufe des Buches wird ihr aber klar, dass die Fähigkeit gar nicht so nutzlos ist, wie sie immer dachte, wenn sie sie nur richtig einsetzt. Mit dieser Erkenntnis findet sie endlich ihre Bestimmung und scheint am Ende des Buches gereift und deutlich zufriedener als noch zu Anfang. Dazu trägt zum Teil auch Sean bei, zu dem sie sich von erstem Moment an hingezogen fühlt, und der ihr trotz aller Beziehungsängste näher kommt, als sie das plant. Aber nicht nur Lucy selbst und Sean, auch die anderen Nebenfiguren (inklusive der Haustiere) sind ausnahmslos hervorragend gelungen, wobei allerdings so manches im Ansatz ein klein wenig an die Stephanie-Plum-Serie erinnert. Ich freue mich schon darauf, Lucy und ihre Freundinnen, ihre penetranten Großmutter, ihre eigentümlichen Eltern, den wunderbaren Chauffeur Raphael und natürlich Sean in den nächsten Bänden wiederzusehen. Mein Ausflug in die Welt der »Cozies« war definitiv gelungen; ich glaube, da werd ich wohl demnächst öfters mal hinreisen!
Fazit:
13/15 – Ein wunderbar leichtes Wohlfühlbuch mit solider Krimihandlung, tollen Figuren und nettem Humor. Weitere Bände der Serie sind bereits bestellt!
Serieninfo:
01 Truly, Madly
02 Deeply, Desperately
03 Absolutely, Positively
Kommissar Marthaler, Fall 4
Inhalt lt. Klappentext:
Das älteste Gewerbe der Welt: Mord. Niemand, der damals am Tatort war, wird den Fall je vergessen. In einer heißen Augustnacht des Jahres 1966 wird in Frankfurt eine Prostituierte auf brutale Weise ermordet. Sofort macht das Wort von der »zweiten Nitribitt« die Runde. Und wirklich: Auch im Fall Rosenherz bleibt der Täter unerkannt.
Vierzig Jahre später. Ein nebliger Morgen im Stadtwald. Marthalers schwangere Freundin Tereza wird bei einem Überfall schwer verletzt. Der Hauptkommissar erhält einen Tipp: Er soll den alten Fall noch einmal unter die Lupe nehmen. Marthaler legt sich mit mächtigen Gegnern an, die ihre frühen Sünden vertuschen wollen. Die »Akte Rosenherz« soll geschlossen bleiben. Um jeden Preis.
Kommentar:
Ich hab Seghers »Der Fall Rosenherz« eher zufällig auf dem Flohmarkt eingepackt, und erst Zuhause ist mir wieder eingefallen, dass ich mich bereits 2006 für seinen ersten Krimi, »Ein allzu schönes Mädchen«, interessiert habe. Wenn ich mich recht erinnere, haben mich damals einige weniger gute Rezensionen davon abgehalten, das Buch zu kaufen; sehr wahrscheinlich werde ich das nachholen.
Der vierte Fall des Frankfurter Kommissars Marthaler hat mir nämlich wirklich gut gefallen. Er ist solide konstruiert und vielleicht nicht nervenzerreißend spannend oder überraschend, aber dennoch sehr unterhaltsam. Das Buch ist in in vier Sinnabschnitte gegliedert und beginnt mit dem Fund der grausam zugerichteten Leiche der Prostituierten Rosenherz und den Ermittlungen aus dem Jahr 1966. Dem schließt sich – zunächst scheinbar zusammenhanglos – ein Raubüberfall auf einen Kunsttransporter an, in den die Lebensgefährtin von Kommissar Marthaler verwickelt ist; nach und nach wird ein Zusammenhang mit dem alten Fall »Rosenherz« wahrscheinlich. Mit dem Auftauchen der Journalistin Anna, die sich für den Fall interessiert, ergeben dann endlich viele vage Vermutungen des Kommissars einen Sinn und verdichten sich letztendlich zu einem handfesten Tatverdacht, der abschließend verifiziert werden muss und die eine oder andere Überraschung bereithält.
Wie gesagt, »Die Akte Rosenherz« ist sehr solide aufgebaut, auch wenn es die eine oder andere Unwahrscheinlichkeit gibt, die manch einen Leser deutlich mehr stören könnte als mich (z.B. die Tatsache, dass Marthaler die wildfremde Journalistin Anna so sehr ins Vertrauen zieht). Überhaupt ist Marthaler kein Kommissar, zu dem ich in irgendeiner Weise einen Draht hätte, und Anna mit ihrer kleinen Psychomacke, ihrer Akribie, Ausdauer und ihren Superheldinnenanwandlungen hat mich phasenweise ganz schön an Stieg Larsons Lisbeth Salander erinnert. Dennoch fand ich die beiden Ermittler ebenso wie die anderen Figuren des Buchs stimmig – und man muss ja die Protagonisten nicht immer ins Herz schließen, um sich gut unterhalten zu lassen.
Fazit:
12/15 – Ein überraschend guter deutscher Krimi, der richtig Spaß gemacht hat.
Serieninfo:
01 Ein allzu schönes Mädchen (2006)
02 Die Braut im Schnee (2007)
03 Partitur des Todes (2008)
04 Die Akte Rosenherz (2009)
Trivia:
Die Taschenbuchausgabe von »Die Akte Rosenherz« erscheint im September 2011.
Jan Seghers ist das Pseudonym des Autors Matthias Altenburg, unter dem er seit 2004 Kriminalromane veröffentlicht. Sein Pseudonym ist eine Hommage an Anna Seghers und einen einstmals populären Radrennsportler.
Seit 2006 schreibt er auf www.janseghers.de regelmäßig sein Internet-Tagebuch »Geisterbahn. Tagebuch mit Toten.«
Francesca Cahill, Buch 9
Inhalt:
New York, 1902. Endlich ist es soweit: Francesca Cahill und Calder Hart heiraten! Doch am Tag ihrer Hochzeit erhält die Hobbydetektivin eine anonyme Einladung zu einer privaten Vorabbesichtigung der Gemälde von Sarah Channing – darunter ein Werk, das nicht nur Francesca selbst, sondern ihre gesamte Familie ruinieren kann: ein Akt von Francesca, der vor einiger Zeit aus dem Atelier der Künstlerin gestohlen wurde. Obwohl es nur noch ein paar Stunden bis zur Hochzeitszeremonie sind, fährt Francesca in die Galerie – und wird eingeschlossen, sodass sie ihre Hochzeit verpasst! Calder ist richtig sauer; sogar so sauer, dass er Fran überhaupt nicht mehr heiraten will. Francesca ist verzweifelt und versucht alles, um Calder zurückzuerobern und endlich das kompromittierende Gemälde wieder in ihren Besitz zu bringen …
Kommentar:
Ich kann immer noch nicht wirklich fassen, dass Francesca Cahill nach jahrelanger Pause wieder da ist. Weil der Verlag nach Erscheinen von Band 8 im Jahr 2006 keine weiteren Cahill-Bücher haben wollte, hat Brenda Joyce die Serie auf Eis legen müssen, und irgendwie hat niemand so recht geglaubt, dass es noch mal weitergehen würde. Umso größer war die Überraschung, als Joyce 2010 verkündet hat, dass sie einen Vertrag für ein weiteres Cahill-Buch abgeschlossen hat.
Man merkt dem Buch die lange Pause zwischen den Veröffentlichungen erfreulicheweise nicht an und die Figuren sind weitgehend so, wie man sie kennt: Francesca ist ein bisschen naiv, aber liebenswert und zutiefst loyal, Rick verantwortungsbewusst, unbestechlich und engagiert und Calder fürchterlich arrogant und hartherzig, in Wahrheit aber einsam und unsicher. Wie man das von ihr gewöhnt ist, rennt Francesca auch diesmal wieder sehenden Auges in ihr Unglück, als sie ein paar Stunden vor ihrer Hochzeit die ominöse Einladung zum Besuch in der Galerie erhält. Man muss ihr wohl zugutehalten, dass sie immerhin versucht, Calder Bescheid zu geben; als sie ihn aber nicht antrifft, läuft sie doch wie üblich allein in die Falle und wird eingesperrt, sodass sie ihre Hochzeit verpasst. Dass Calder, der vor 300 geladenen Gästen allein vorm Traualtar steht, wenig Verständnis für ihr Verhalten hat, passt ebenso zu seinem Charakter wie seine Annahme, dass Francesca kalte Füße gekriegt und ihn verlassen hat. Da hilft es auch nichts, dass seine Braut nur bedingt etwas dafür kann, die Hochzeit verpasst zu haben – das Vertrauen in sie und ihre Liebe ist nachhaltig erschüttert, und Calder ist zutiefst verletzt. Und zwar so sehr, dass er sie gar nicht mehr heiraten will.
Francesca versucht alles, um ihn davon zu überzeugen, dass sie zusammengehören: Sie bettelt und fleht, sie beteuert ihm ihre ewige Liebe, sie weist ihn ab, entzieht ihm ihre Freundschaft und versucht darüber hinaus, ihn mit Rick eifersüchtig zu machen. Aber Calder bleibt hart und verletzt Francesca sogar mit voller Absicht, damit sie sich zurückzieht. Seine Kälte mag auf manch einen Leser abschreckend wirken, ist aber schlüssig und verzeihlich, weil man weiß, dass er aus reiner Angst und Unsicherheit so handelt. Und natürlich ist auch klar, dass er sie immer noch liebt und begehrt – eine Beziehung schließt er aber trotzdem aus. Die aktuellen Vorfälle um das Aktbild von ihr, zu dem er sie überredet hat, haben ihn nämlich endgültig auf den Trichter gebracht, dass er einfach nicht gut für sie ist, dass sie besseres verdient, dass er nicht für ihren Untergang verantwortlich sein will und sich das nie verzeihen könnte. Er geht sogar so weit, ihr seinen Halbbruder Rick einzureden, auch wenn er bei jedem Zusammentreffen zwischen Fran und Rick vor Eifersucht fast platzt. Das alles ist nicht so wirklich glaubwürdig und nervt daher phasenweise ein wenig – zumal ich ja ohnehin kein großer Freund von »Ich liebe sie so sehr, aber ich bin nicht gut für sie«-Plots bin.
Was die Beziehung zwischen Rick und Francesca angeht, ist eigentlich alles beim Alten: Die beiden gehen gemeinsam auf Verbrecherjagd und begegnen sich rein freundschaftlich, so ganz vergessen können sie ihre Fast-Affäre aber nicht und irgendwie prickelt es eben doch. Das trifft ganz besonders auf Rick zu, der in seiner mehr oder weniger erzwungenen Ehe alles andere als glücklich ist und inzwischen auch keine rechte Lust mehr zu haben scheint, sich mit seiner Frau auszusöhnen. Er begehrt Francesca mehr denn je und wagt einige Annäherungsversuche, die Francesca ganz schön aus dem Konzept bringen.
Die Krimihandlung beschränkt sich auf die Jagd nach dem Aktgemälde von Francesca und ist mäßig spannend. Das ist aber nicht schlimm, denn im Zentrum steht die Romanze, für die der Fall nur den Rahmen bildet. Selbstverständlich begibt sich Fran im Zuge der Ermittlungen auch diesmal wieder in allerhand gefährliche Situationen und muss gerettet werden, es würde aber fast schon was fehlen, wenn es anders wäre. Stärker involviert ist erneut Frans Bruder Evan, der so seine Probleme mit einer Ex-Geliebten hat und sich außerdem unglücklicherweise zu einer Näherin hingezogen fühlt, die absolut nicht standesgemäß ist.
Ob die Serie nach »Deadly Vows« fortgesetzt wird, hängt von den Verkaufszahlen ab; Joyce hätte jedenfalls Stoff für mindestens drei weitere Bände, schreibt sie auf ihrer Homepage. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich drei weitere Bände brauche – oder auch nur einen weiteren Band. Das liegt nicht daran, dass mir das Buch nicht gefallen hätte; aber irgendwann reicht es einfach mit dem Hin und Her zwischen Francesca, Calder und Rick. Noch mehr Dramen zwischen den Dreien braucht man einfach nicht, zumal die Dreicksgeschichte hier endlich zu einem aktzeptablen Abschluss gebracht wird und ein gutes Serienende wäre.
Fazit:
11/15 – Liebeswirrwarr in New York 1902 – das Wiedersehen mit Francesca, Calder und Rick hat trotz einiger kleiner Abstriche richtig Spaß gemacht.
Serieninfo:
01 Deadly Love | Labyrinth der Lügen – 12/15 (Hörbuchrezension)
02 Deadly Pleasure | Haus der Schande – 13/15
03 Deadly Affairs | Stunde der Versuchung – 14/15
04 Deadly Desire | Gefahren der Liebe – 13/15
05 Deadly Caress | Nacht der Angst – 13/15
06 Deadly Promise | Fallen der Liebe – 13/15
07 Deadly Illusions | Es war einmal in New York – 9/15
08 Deadly Kisses | Nie wieder sollst du lieben – 11/15
09 Deadly Vows | Bevor der Tod euch scheidet (November 2011) – 11/15
Trivia:
Francesca hat ihren eigenen Twitter-Account; außerdem gibt es eine Homepage zur Serie.
Hier habe ich vor einigen Wochen die Serie kurz vorgestellt.
Originaltitel: Grave Sight
1. Teil der Harper-Connelly-Serie
Inhalt:
Die junge Harper Connelly ist gewissenhaft, ehrlich, loyal – und in den Augen der meisten Menschen ziemlich seltsam. Seit sie als Teenager einmal vom Blitz getroffen wurde, hat Harper eine ungewöhnliche Gabe: Sie kann Tote finden und deren letzte Momente nacherleben. Diese Gabe hat sie zum Beruf gemacht – ganz normal für eine Dienstleistungsgesellschaft, meint sie, doch die Leute, denen sie bei ihrer Arbeit begegnet, sehen das oft anders … Gemeinsam mit ihrem Stiefbruder, Manager und Bodyguard Tolliver fährt sie in eine Kleinstadt in Arkansas, um nach einem verschwundenen Teenager zu suchen. Diese Aufgabe ist schnell erledigt, doch die Stadt anschließend wieder zu verlassen ist nicht ganz so einfach. Tolliver wird unter einem fadenscheinigen Vorwand verhaftet, und auf einmal ist Harpers Leben in Gefahr. Ganz eindeutig stimmt etwas nicht in Sarne, Arkansas.
Kommentar:
»Grabesstimmen« ist der erste Band einer vierteiligen Krimiserie von Charlaine Harris, mit der die Autorin einmal mehr ihr Faible für interessante, ziemlich kaputte Protagonisten unter Beweis stellt. Harper hat nämlich nach einem Blitzschlag nicht nur die Gabe, Tote aufspüren zu können und deren letzte Momente nachzuerleben, sondern sie ist auch körperlich versehrt und leidet darüber hinaus unter Migräne- und Panikattacken. Sie erscheint eigentlich nicht wirklich hilflos; als ihr Stiefbruder Tolliver, der normalerweise kaum von ihrer Seite weicht, allerdings verhaftet wird, kann sie die Panik nur mit Mühe kontrollieren, und es wird klar, wie aufgeschmissen sie ohne ihn ist.
Der Krimiplot an sich ist ziemlich gut und überzeugend konstruiert, man kann aber nicht behaupten, dass das Buch nervenzerreißende Spannung bieten würde. Die Aufklärung des Falls entwickelt sich doch eher bedächtig, und der Roman lebt in erster Linie von der Person Harper, ihrer Beziehung zu Tolliver und einer Reihe weiterer meist seltsamer bis skurriler Figuren, die irgendwie in die Morde verstrickt sind. Auch hierin erinnerte mich das Buch sehr an die Lily-Bard-Serie der Autorin.
Fazit:
10/15 – Ein Buch mit ein paar Längen, das aber interessant genug ist, um Lust auf weitere Bände zu machen.
Serieninfo:
01 Grave Sight | Grabesstimmen
02 Grave Surprise | Falsches Grab
03 An Ice Cold Grave | Ein eiskaltes Grab
04 Grave Secret | Grabeshauch
1. Teil Grace-College-Serie
Inhalt:
Eine coole Einweihungsparty im Bootshaus, so feiern die neuen Studenten ihre Ankunft im Grace College. Doch schon bald merken Julia und ihre Freunde, dass in dem abgelegenen Tal mitten in den kanadischen Bergen etwas nicht stimmt. Wozu dienen die vielen Verbotsschilder rund um das College? Und warum ist der Ort nicht auf Google Earth zu finden?
Die Lage spitzt sich zu, als Julias Bruder Robert beobachtet, wie ein Mädchen in den Lake Mirror springt und von einem Strudel nach unten gezogen wird. Aber niemand scheint seinen Worten Glauben – nicht einmal Julia. Noch ahnt sie nicht, dass die dunklen Schatten der Vergangenheit, die sie für immer überwunden glaubte, hier im Tal wieder an die Oberfläche drängen.
Kommentar:
Eigentlich hatte ich ja kein großes Interesse an diesem Buch – weder Klappentext noch Aufmachung haben mich besonders angesprochen. Dann hat mich allerdings Marens Begeisterung für Band 2 aufgeschreckt und hellhörig werden lassen. Als sich die Gelegenheit ergab, hab ich das Buch also eingepackt – zum Glück, denn ich habe lange keinen so ansprechenden Jugendkrimi mehr gelesen.
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OT: Rapscallion
Matthew-Hawkwood-Serie, Teil 3
Inhalt:
London, auf dem Höhepunkt der napoleonischen Kriege. Die französischen Gefangenen erwartet ein Schicksal, das noch schlimmer ist als der Galgen: abgewrackte Kriegsschiffe, die in der Themse vor Anker liegen. Dort müssen sie unter höllischen Bedingungen Strafarbeit verrichten, die nur die wenigsten überleben. Als sich herausstellt, dass dort eine Verbrecherbande ihr Unwesen treibt, schickt die Navy den mit allen Wassern gewaschenen Sonderermittler Hawkwood, um ihr das Handwerk zu legen.
Kommentar:
»Das Höllenschiff« ist mal wieder eins jener Bücher, von denen ich aufgrund der verlagsinternen Einordnung (historischer Kriminalroman), des Klappentextes und des Titels etwas vollkommen anderes erwartet habe: Obgleich das Buch zugegebenermaßen irgendwie schon ein Krimi ist, erinnert es doch viel mehr an einen Abenteuerroman – der übrigens nur zu einem Drittel auf dem im Deutschen titelgebenden Höllenschiff spielt. Mit anderen Worten: Hätte ich geahnt, mit was für einer Art von Buch ich es zu tun habe, hätte ich es nie im Leben gekauft, denn mir wäre völlig klar gewesen, dass es nichts für mich ist.
Der Bowstreet Runner Matthew Hawkwood soll das Verschwinden zweier Navybeamter aufklären, das im Zusammenhang mit einer Schmugglerbande stehen soll. Um Hawkwood in diese Verbrecherbande einzuschleusen, wird er undercover – als gefangener amerikanischer Söldner in französischen Diensten – auf das Gefangenenschiff Rapacious geschickt. Der Plan geht auf: Über einen Kontaktmann auf dem Schiff, der mit den Schmugglern zusammenarbeitet, wird Hawkwood zusammen mit dem französischen Offizier Lasseur an Land geschleust. Nach einer abenteuerlichen Flucht vor der Nacy erreichen die beiden schließlich ihr Ziel: das Hauptquartier von Ezekiel Morgan, der den Handel an der gesamten englischen Küste kontrolliert und die Überfahrt nach Frankreich ermöglichen soll. Doch ehe es soweit ist, fliegt Hawkwoods Tarnung auf, sodass eine erneute Flucht notwendig wird.
Der treffendere Titel des Buches wäre »Auf der Flucht« gewesen, denn genau darum geht es knapp 600 Seiten lang. Zunächst versuchen Hawkwood und Lasseur von der Rapacious zu entkommen, dann flüchten sie vor den Häschern der Navy und schließlich vor den Schmugglern. Auf ihrer Flucht erleben sie jede Menge Abenteuer unterschiedlichster Art, die mehr oder minder spannend sind, wenn man solche Geschichten denn mag. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass ich derlei Abenteuer-/Fluchtstoffe überhaupt nicht mag und mich geärgert, tödlich gelangweilt und schließlich zunehmend quergelesen habe.
Das Problem ist aber nicht nur, dass ich solche Stoffe nicht mag, sondern dass das prinzipiell interessante Thema für meinen Geschmack nicht spannend und intensiv genug aufbereitet wurde. Das hängt auch damit zusammen, dass die Hauptpersonen grundsätzlich in Ordnung sind, aber dennoch irgendwie blass und emotionslos anmuten. Beispielsweise wird die Situation auf dem Gefangenenschiff zwar ausführlich als schrecklich beschrieben, die Figuren haben aber eine merkwürdige Distanz dazu. So erfährt man zum Beispiel, dass es atemberaubend stinkt und dreckig ist, man hat aber zu keiner Zeit den Eindruck, als würde Hawkwood allzu sehr darunter leiden: Er kämpft nicht mit seiner Fassung und gegen die Übelkeit, er hadert nicht mit seinem Schicksal und verflucht seinen Auftrag nicht – das ist selbst unter der Grundvoraussetzung, dass er kein echter Gefangener ist, nicht wirklich glaubwürdig und sorgt schon gar nicht für eine mitreißende Atmosphäre.
Das knapp fünfseitige Nachwort, das die historischen Fakten zum Schmuggel in dieser Zeit knapp darlegt und im Roman genannte Orte und Figuren ins rechte Licht rückt, war für mich mindestens ebenso informativ und spannend wie der Roman selbst.
Fazit:
5/15 – Ein Trip durch das England des frühen 19. Jahrhunderts, der Fans von Abenteuerromanen gefallen mag, als historischer Kriminalroman jedoch enttäuscht, weil Hawkwood nicht im klassischen Sinne ermittelt. Ich werde dennoch einem weiteren Band der Serie eine Chance geben, denn das Setting finde ich grundsätzlich interessant.
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Serieninfo:
01 Ratcatcher | Der Rattenfänger
02 Resurrectionist | Die Totensammler
03 Rapscallion | Das Höllenschiff
2. Schafskrimi
Inhalt:
Es ist soweit: Für die Schafe von Glennkill beginnt ein neues, wollsträubendes Abenteuer. Gemeinsam mit ihrer Schäferin Rebecca haben sie die irische Heimat verlassen und ihre ersehnte Europareise angetreten! In Frankreich beziehen sie Winterquartier im Schatten eines entlegenen Schlosses, und eigentlich könnte es dort recht gemütlich sein – wären da nicht die Ziegen auf der Nachbarweide, die mysteriöse Warnung eines fremden Schafes und das allgemeine Unbehagen vor dem Schnee. Ein Mensch im Wolfspelz! – wispern Ziegen und Menschen. Ein Werwolf! Ein Loup Garou! Oder doch nur ein Hirngespinst? Als dann ein Toter am Waldrand liegt, ist schnell nicht mehr klar, wer gefährlicher ist: der Garou oder seine Jäger. Fest steht, dass die Schafe schnell Licht ins Dunkel bringen müssen, um sich selbst und ihre Schäferin zu schützen. Und schon bald folgen sie mit bewährter Schafslogik einer ersten Spur, die sie durch die Gänge des Schlosses und das Schneegestöber der Wälder führt …
Kommentar:
»Garou« spielt nicht wie Band 1 in Irland, sondern in Frankreich, wo Neu-Schäferin Rebecca mit ihren Schafen ein Winterquartier in der Nähe eines Schlosses bezieht. Dort ist es allerdings nicht so nett wie angenommen, denn ein Mörder geht um. Er tötet Rehe, hat aber auch Schafe und sogar Menschen auf dem Gewissen; die verrückten Ziegen von der Nachbarweide halten ihn für einen Garou. Was auch immer er ist – Unheimliches geht vor sich, und die Schafe müssen etwas unternehmen, um sich und ihre Schäferin vor Unheil zu bewahren.
Es ist wohl kaum erwähnenswert, dass die Aufklärung der Morde vollkommen fantastisch ist; an sowas darf man sich nicht stören, wenn man zu einem Krimi greift, in dem Schafe ermitteln. Davon abgesehen wirkt aber auch der Kriminalfall an sich ziemlich konstruiert und die Erzählung ist phasenweise recht sprunghaft und etwas verwirrend. Die Vielzahl auftretender Personen macht es nicht leichter, der Handung zu folgen, zumal die Menschen alle nicht besonders bemerkenswert beschrieben sind.
Umso besser ist die Charakterisierung der Schafe gelungen, auf die es ja schließlich ankommt. Jedes von ihnen hat je nach Stellenwert in der Geschichte ein paar wenige besondere Eigenschaften, die es unverwechselbar machen. Besondes witzig sind Sir Richfield und Mopple the Whale. Mopple the Whale, das dicke Gedächtnisschaf, das sich immer an alles Wichtige erinnert, macht sich beispielsweise die meiste Zeit darüber Gedanken, wo er etwas Fressbares auftreiben kann; er frisst einfach alles, und zwar jede Menge davon. Mopple ist entsprechend bestechlich, sodass ihn beispielsweise in Aussicht gestelltes Süßkraut auf der anderen Seite eines reißenden Baches zu ungeahnten Taten schreiten lässt. Grandiose Auftritte hat auch der schwerhörige Sir Richfield, ehemals Leitwidder der Herde, der ein bisschen unter Altersdemenz leidet. Er teilt seine Welt lakonisch in Schafe und Nicht-Schafe ein (»Ich bin mir sicher, das ist ein Schaf«) und quatscht unbeirrt auf alles ein, was nicht wegläuft und als Zuhörer fungieren kann – ob Schafe, Ziegen oder Bäume spielt dabei keine Rolle. Aber egal, welches Schaf gerade im Fokus steht – die Welt aus Schafssicht macht einfach jede Menge Spaß!
»Wohin gehen wir denn?«, fragte Cordelia zögerlich.
»Weg«, antwortete Othello.
»Was ist, wenn es schneit?«, fragte Ramses.
»Es wird nicht schneien«, sagte Othello.
»Was ist, wenn wir Cloud nicht finden?«, fragte Lane.
»Wir finden Cloud«, sagte Othello entschlossen.
Die Schafe guckten beeindruckt. Othello hatte an alles gedacht.
(S. 58)
»Garou« ist nicht besonders spannend, aber ein richtiges Gute-Laune-Buch; es ist albern, extrem niedlich und stellenweise zum Schießen komisch. Die Schafslogik und -philosophie sind einfach klasse, was nicht zuletzt mit Leonie Swanns teils trockenem, teils aber auch sehr lebendigem Stil zusammenhängt. Puristen mögen die phasenweise Verwendung zahlreicher Adjektive und sprechender Verben ablehnen, aber zu diesem Buch passt das perfekt.
Sehr unterhaltsam ist außerdem die Lesung von Andrea Sawatzki, die nach Herzenslust meeeet, blökt und meckert und jedem Schaf eine wundervolle Individualität verleiht. Leider sind die Kürzungen nicht ohne, sodass ich die Audioausgabe eher nur ergänzend zum Buch empfehlen würde.
Fazit:
11/15 – Das komische Schafsabenteuer aus Sicht der wolligen Ermittler sorgt für einige heitere Stunden und ist ein würdiger Nachfolger von »Glennkill«.
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