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[Rezension] Patricia Briggs: Zeit der Jäger

Originaltitel: Bone Crossed
4. Teil der Mercy-Thompson-Serie

Inhalt:
Mercy Thompson ist stolze Besitzerin einer kleinen Autowerkstatt. Und sie ist eine Walkerin – sie kann sich in einen Kojoten verwandeln. Doch Mercys Welt ist dunkel und gefährlich. Für den Tod eines Vampirs, an dem sie nicht ganz unschuldig ist, sinnt die Vampirkönigin Marsilia auf Rache. Da bleibt Mercy kaum noch Zeit für ihre Beziehung mit dem umwerfenden Werwolf Adam …

Kommentar:
Mercy hat sich noch nicht von den traumatischen Ereignissen aus »Spur der Nacht« erholt, als auch schon die Vampire von Tri-Cities die Jagd auf sie eröffnen. Stefan, Mercys vampirischer Freund, taucht in üblem Zustand bei der Walkerin auf und warnt sie davor, dass Marsilia, die Führerin der örtlichen Vampir-Sidhe, Mercy wegen ihrer Verwicklung in den Tod eines Vampirs zur Verantwortung ziehen will. Auch, weil sie ihren Werwolf-Gefährten Adam, das Rudel und ihre anderen Bekannten nicht in Gefahr bringen will, beschließt Mercy, die Stadt für eine Weile zu verlassen. Sie kommt dem Hilferuf einer alten Bekannten nach, die sie wegen eines Hausgeists um Hilfe gebeten hat, doch bei Amber trifft die Walkerin nicht nur auf einen Geist, sondern darüber hinaus auf einen mächtigen Vampir, der großes Interesse an ihr hat. Steckt er mit Marsilia unter einer Decke?

»Zeit der Jäger« knüpft unmittelbar an »Spur der Nacht« an und greift außerdem den Handlungsfaden aus »Bann des Blutes« auf. Die Zusammenhänge und Motive werden zwar erklärt, sodass es nicht zu Verständnisproblemen kommen dürfte, es macht aber sicher dennoch Sinn, die Vorgängerbände gelesen zu haben. Die Geschichte um die Vampire, die Mercy diesmal an den Kragen wollen, ist prinzipiell gut aufgebaut, aber nicht übermäßig spannend und darüber hinaus ein wenig verworren bzw. konstruiert. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn der Fokus liegt ohnehin auf Mercys Person – und Mercy ist und bleibt eine der besten Heldinnen überhaupt. Sie ist tought, geradlinig, mutig und loyal, zeigt diesmal aber auch ihre verletzliche Seite, denn sie leidet noch unter den Geschehnissen in »Spur der Nacht«. Dass Mercy trotzdem nicht in Selbstmitleid versinkt, sondern versucht, in einen normalen Alltag zurückzufinden, passt zur Figur; ihr innerer Konflikt ist einfühlsam geschildert, ihre Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Geborgenheit und der Angst vor zu viel Nähe glaubwürdig. Die Beziehung zu Adam erreicht in diesem Band eine neue Tiefe und ist ebenfalls sehr gefühlvoll und stimmig dargestellt, ohne Adams dominante Werwolfnatur und Mercys Bestehen auf Unabhängigkeit aus dem Blick zu verlieren. Die Begegnungen mit zahlreichen bereits bekannten Nebenfiguren aus den Reihen der Werwölfe, Vampire und Feen unterstreichen den Serieneffekt und sorgen beim Leser für ein Gefühl der Vertrautheit; dabei werden zumindest einige der Nebenfiguren weiterentwickelt und ihre Beziehung zu Mercy ändert oder vertieft sich, während andere – etwa Zee und Onkel Mike – immer eine zuvelässige Konstante sind. Im Aufbau der Figuren und ihrer Beziehung untereinander liegt ganz klar Briggs Stärke, sie verliert nie Faden, sondern behält immer den Überblick und schafft ein absolut glaubwürdiges Gefüge.

Dennoch gibt es ein Manko bei diesem Buch: die holprige Sprache. Die frühere Übersetzerin Regina Winter wurde abgelöst von Vanessa Lamatsch, doch ob das eine echte Verbesserung ist, steht zu bezweifeln. Man stößt immer wieder auf furchbar verschachtelte Sätze, sperrige Formulierungen (»Stefan konnte Zeichensprache; irgendwie schien mir das nicht etwas zu sein, was Vampire üblicherweise taten.«, S. 203) und unpassende Wörter (»Seine Stimme war rumpelig vom Schlaf.«, S. 307), die zum Teil ziemlich sinnentstellend bzw. sinnfrei sind (»Werde nicht wütend, sondern quitt«, S. 325). Noch schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass es immer wieder Sätze und Abschnitte gibt, die in keinerlei Zusammenhang mit dem vorher und/oder nachher Gesagten zu stehen scheinen und deren Sinn sich einem vollkommen entzieht. Da das schon in den vorherigen Bänden ein Problem war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob das im Original auch so ist oder einfach in Briggs‘ Formulierungen begründet liegt, die den Übersetzerinnen Schwierigkeiten bereitet. Tatsache ist: Es ließ mich immer wieder Stocken, Sätze mehrfach lesen und den Sinn suchen – leseflussfördernd ist das nicht gerade.

Fazit:
13/15 – Ein Buch, das eine solide Geschichte erzählt, im Wesentlichen aber von der wunderbaren Protagonistin lebt – für Fans von glaubwürdigen starken Heldinnen ein Muss.

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Serieninfo:

01 Moon Called | Ruf des Mondes
02 Blood Bound | Bann des Blutes
03 Iron Kissed | Spur der Nacht
04 Bone Crossed | Zeit der Jäger
05 Silver Borne

[Rezension] Chris Priestley: Onkel Montagues Schauergeschichten

Originaltitel: Uncle Montague’s Tales of Terror

Inhalt:
Onkel Montague lebt allein mit seinem mysteriösen Diener Franz in einem düsteren alten Haus. Obwohl der Weg zu ihm durch einen unheimlichen Wald führt, besucht Edgar ihn sehr gerne, denn Onkel Montague scheint über einen unerschöpflichen Vorrat an Schauergeschichten zu verfügen. Doch je mehr von diesen Geschichten Edgar hört, desto unbehaglicher ist ihm zumute. Draußen wird der Nebel immer dichter, im Haus wird es immer kälter, und seltsame Geräusche sind zu hören. Was hat es mit diesen Geschichten auf sich? Woher kennt Onkel Montague sie und warum bewahrt er Gegenstände, die in den Geschichten vor kommen, in seinem Haus auf?

Kommentar:

»Ich bin ein Sammler des nicht Gewollten, Edgar; des Verwunschenen, des Verfluchten – des Verdammten.« (S. 126)

»Onkel Montagues Schauergeschichten« ist das erste übersetzte Schauergeschichten-Buch aus der Feder des Engländers Chris Priestley; im englischen Original gibt es darüber hinaus noch »Tales of Terror from the Black Ship« und »Tales of Terror from the Tunnel’s Mouth«.

Die Rahmenhandlung des Buches für Kinder ab 10 Jahren bildet Edgars Besuch bei seinem eigenartigen Onkel Montague, der ihm immer so faszinierende Geschichten erzählt. Allerdings lehren die Erzählungen den Jungen an diesem bestimmten Tag, von dem erzählt wird, auch zunehmend das Fürchten, obwohl der Junge natürlich steif und fest behauptet, völlig unbeeindruckt zu sein und nicht an die Geschichten zu glauben, die ihm da aufgetischt werden. Die unheimliche, beklemmende Atmosphäre des Hauses trägt ein Übriges dazu bei, Edgar und den Lesern Schauer über den Rücken zu jagen – es wird alles geboten, was klassischen Grusel ausmacht: dichte Nebelschwaden, klappernde Fensterläden, Kerzenlicht, ominöse Gegenstände, schlurfende Schritte unbekannten Ursprungs sowie ein »unsichtbarer« Diener.

Eingebettet in die Haupthandlung sind insgesamt neun jeweils abgeschlossene Kurzgeschichten, deren Aufhänger jeweils ein Gegenstand ist, der sich in Onkel Montagues Besitz befindet. Die dazugehörigen Erzählungen sind schauerlich bis grausam, in allen spielen Kinder die Hauptrolle, und sie handeln alle von Besessenheit, Mord und Tod. Sie sind prinzipiell gut und spannend aufgebaut, aus unerfindlichen Gründen fehlt aber bei mindestens der Hälfte »die Moral von der Geschicht«: Die einzelnen Storys enden teils irritierend abrupt, offen und sind deshalb ziemlich unbefriedigend.

Die sonderbaren Erzählungen machen aber nicht nur Edgar, sondern auch dem Leser nach und nach klar, dass mit Onkel Montague irgendwas ganz und gar nicht stimmt – und am Ende liefert eine letzte Geschichte, die von Onkel Montague selbst, eine ebenso gruselige wie einleuchtende Erklärung, die mindestens so unheimlich ist wie alle Kurzgeschichten zusammen.

Bemerkenswert sind die Zeichnungen von David Roberts, der u.a. auch die Bücher von Philip Ardagh illustriert hat: Sie zeigen Szenen aus den Kurzgeschichten und unterstreichen die gespenstische Atmosphäre vortrefflich.

Fazit:
9/15 – Das Buch besticht durch seine schaurig-schöne Gruselatmosphäre, hat aber bei den Geschichten, die Montague erzählt, einige Schwächen, die das Vergnügen trüben.

[Rezension] Nalini Singh: Engelskuss

Originaltitel: Angel’s Blood
Gilde der Jäger, Teil 1

Inhalt:
Die Vampirjägerin Elena Deveraux wird von dem ebenso charismatischen wie gefährlichen Erzengel Raphael angeheuert. Diesmal ist es jedoch kein entflohener Vampir, den sie aufspüren soll, sondern ein abtrünniger Erzengel. Um den Auftrag erfüllen zu können, muss Elena bis an die Grenzen ihrer Fähigkeiten gehen und darüber hinaus! Zugleich weckt der übermenschliche Raphael eine ungeahnte Leidenschaft in ihr. Doch seine Berührung könnte für Elena den Tod bedeuten, denn im Spiel der Erzengel zahlen die Sterblichen den Preis!

Kommentar:
Mit ihrer neuen Serie schickt Nalini Singh ihre Leser in ganz neue Gefilde: in eine von Erzengeln beherrschte Welt. Gott spielt dabei keine Rolle, und Singhs Engel haben auch herzlich wenig mit den liebenswerten, pausbäckigen und auf Wolken musizierenden himmlischen Wesen zu tun, sondern sind intrigante, teils brutale Herrscher, denen es einerseits um ihre persönliche Macht geht, die andererseits aber auch die Welt im Gleichgewicht halten. Den Menschen ist ihre Existenz bekannt, nicht wenige streben danach, sich von den Engeln in Vampire verwandeln zu lassen, um unsterblich zu sein; als Gegenleistung dienen sie ihren Erschaffern einhundert Jahre lang. Es gibt jedoch immer wieder Vampire, die abtrünnig werden und versuchen zu fliehen – dann kommt die Gilde der Jäger ins Spiel, um die Ausreißer zu ihren Herren zurückzubringen. Bezüglich des Settings beschreitet Nalini Singh wie schon mit ihrer Psy-Changeling-Serie neue Wege und überzeugt mit einer innovativen, stimmigen Fantasiewelt, die nicht allzu komplex ist, auf deren Beschreibung bzw. Ausarbeitung die Autorin allerdings dennoch ein bisschen mehr Augenmerk hätte legen können.

Die Geschichte handelt von der Jagd nach Uram, einen wahnsinnig gewordenen Erzengel, den die Gildenjägerin Elena aufspüren soll. Er ist das personifizierte Böse und hinterlässt eine blutige Spur der Verwüstung in New York. Die ekligen, detaillierten Beschreibungen seiner Opfer sind nichts für Zartbesaitete und zeigen sehr deutlich das Ausmaß seiner Brutalität und seines Irrsinns. Richtig spannend ist die Jagd nach dem Erzengel nicht, das fällt aber kaum ins Gewicht, denn sie bildet ohnehin nur den Handlungsrahmen für die Liebesgeschichte zwischen Elena und ihrem Auftraggeber, dem Erzengel Raphael. Zwischen den beiden herrscht vom ersten Aufeinandertreffen an eine große sexuelle Anziehungkraft, und es gibt eine Vielzahl prickelnder Szenen, die später zwangsläufig zum Sex führen. Die Entwicklung ihrer Gefühle füreinander bleibt dabei etwas auf der Strecke, und generell herrscht in dem Buch trotz der sexgeschwängerten Stimmung eine eher kühle Atmosphäre.

Elena ist eine überzeugende Heldin, die manchmal zwar eine Spur zu tough und aufmüpfig, aber trotzdem sympathisch ist. Sie erweist sich als geradlinig, loyal und unprätentiös, hat jedoch ein traumatisches Erlebnis hinter sich, das im Dunklen bleibt. Obwohl sie eine durchweg positive Figur ist, wirkt sie relativ kühl und weckt daher auch keine großen Emotionen beim Leser. Gleiches gilt für Raphael, dessen überirdische Schönheit immer wieder betont wird – insbesondere im Zusammenhang mit seinen wundervollen, mehrfach detailliert beschriebenen Flügeln. Er ist deutlich ambivalenter angelegt als Elena: einerseits besonnen, fürsorglich und rücksichtsvoll, andererseits gewalttätig, herrisch und arrogant; seine negativen Züge werden allerdings plausibel erklärt, sodass sie kein allzu schlechtes Licht auf ihn werfen. Zudem verändert sich Raphael, der – passenderweise – ziemlich unnahbar wirkt, im Laufe des Buches durch Elena zum Positiven und wird menschlicher, was überzeugend beschrieben ist, wenngleich der Konflikt in ihm besser hätte herausgearbeitet werden können. Trotzdem fehlt auch ihm der letzte Kick, um den Leser richtig mitzureißen.

Die Übersetzung scheint solide und liest sich ganz flüssig, wenn man davon absieht, dass einer der Vampire in der ersten Hälfte des Buches »Schlangengift« genannt wird und in der zweiten Hälfte »Venom« (=Schlangengift). Zudem ist die Sprache bei Dialogen, in denen es sich um Sex dreht, zum Teil relativ ordinär und passt nicht recht zum Rest des Buches sowie nur bedingt zu den Figuren; ob das auf die Kappe der Übersetzerin geht oder schon im Original schon so ist, wage ich nicht zu beurteilen.

Ich bin gespannt, wie sich die Serie weiter entwickeln wird: Da im zweiten Teil Raphael und Elena wieder die Protagonisten sind, gehe ich im Moment fast davon aus, dass die Bücher weg von der Romantasy- und hin in die Urban-Fantasy-Richtung entwickeln. Ich bin in jedem Fall mit von der Partie!

Fazit:
12/15 – Ein guter Serienauftakt, der Lust auf mehr macht, dem allerdings die Spannung ein wenig abgeht und der bezüglich der Figuren und der Atmosphäre etwas zu kühl wirkt.

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Serieninfo:

01 Angel’s Blood | Engelskuss
02 Archangel’s Kiss

Außerdem zwei Novellas: »Angels‘ Pawn« und »Angel’s Judgment« (in der Anthologie »Must Love Hellhounds«).

[Rezension] Caitlin Kittredge: Nocturne City 01 – Schattenwölfe

Inhalt:
Luna Wilder ist eine toughe Polizistin, die in ihrer Heimatstadt für Ruhe und Ordnung sorgt. Als Insoli-Werwölfin gehört Luna keinem Rudel an und muss sich deshalb allein auf ihren Instinkt verlassen. Bei der Suche nach einem Serienmörder, der eine Reihe von Ritualmorden begangen hat, kristallisiert sich bald ein Hauptverdächtiger heraus: der Werwolf Dmitri Sandovsky. Doch es fällt Luna schwer, sich seinem wölfischen Charme zu entziehen. Der raubeinige Dmitri weckt ihre animalischen Triebe und gefährdet zugleich ihre Unabhängigkeit. Aber Luna und Dmitri müssen zusammenarbeiten, um dem wahren Mörder das Handwerk zu legen.

Kommentar:
Als begeisterte Leserin der Night-Creatures-Serie von Lori Handeland, habe ich den ersten Teil von Kittredges Werwolf-Krimis mit großer Spannung erwartet. Die Autorin führt die Leser mit ihrer Urban-Fantasy-Serie in die fiktive Stadt Nocturne City, wo außer Menschen auch Hexen und Werwölfe leben. Für die bessere Übersicht gibt es eine Stadtkarte am Anfang des Buches, darüber hinaus ist das Setting aber nicht besonders intensiv ausgearbeitet – man erfährt relativ wenig über Leben und Fähigkeiten von Werwölfen und Hexen.

Die Story an sich bietet nichts sensationell Neues, ist aber prinzipiell durchaus ansprechend: Die Werwolf-Polizistin Luna Wilder wird zu einem grauenhaften Mord an einer Werwolf-Prostituierten gerufen. Die Spuren an Tatort und Leiche deuten auf einen Artgenossen als Täter hin, und schon bald ist mit Dmitri Sandovsky ein Verdächtiger gefunden. Dann allerdings tauchen zwei weitere Leichen junger Werwölfinnen auf und alles deutet darauf hin, dass Luna es mit schwarzmagischen Ritualmorden zu tun hat. Sie muss feststellen, dass die Sache viel komplizierter ist als angenommen und gerät bald selbst ins Visier des Mörders.

Unglücklicherweise ist die Umsetzung der Geschichte nur bedingt gelungen. Hinter dem Kriminalfall steckt eine gute Grundidee, die Aufklärung hat aber zum Teil arge Längen, und der überraschend verlaufende Showdown lässt einen verwundert zurück. Die Irritation wird nicht zuletzt dadurch verstärkt, dass es trotz der Lösung des Falles einige offene Enden gibt, die wohl in den Folgebänden aufgegriffen werden. Das Hauptproblem des Buches ist aber ein anderes, nämlich die fast ausnahmslos unsympathischen Figuren, allen voran Luna selbst.

Die Werwolf-Polizistin ist eine der schrecklichsten Heldinnen, die mir in letzter Zeit untergekommen sind. Sie gibt sich zu jeder Zeit megalässig und hat selbst in lebensbedrohlichen Situationen immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Wenn sie dabei so cool wäre wie Anita Blake, würde ich mich ja nicht beschweren – ist sie aber nicht, denn ihr Zynismus wirkt in den meisten Fällen aufgesetzt, bemüht und ist nicht lustig. Zudem verhält sich Luna gegenüber Kollegen, Vorgesetzten, Verdächtigen und Zeugen ignorant, unverschämt, respektlos und arrogant, und da ihr darüber hinaus jegliche Diplomatie, Vernunft und Klarsicht abgehen, ist sie alles andere als eine gute Polizistin – da helfen auch die geschärften Werwolfsinne nichts. Dafür hat sie aber offenbar einen beeindruckendes Gespür für Mode – der Leser ist zu jeder Zeit bestens darüber informiert, welche Klamotten sie trägt.

Das Objekt ihrer Begierde, Dmitri, ist auch nicht sympathischer als Luna und passt insofern natürlich ganz gut zu ihr, auch wenn nicht ganz klar ist, wann, wie und warum sie sich in ihn verliebt. Dmitri jedenfalls ist ein Rudelführer und ehemaliger Zuhälter, der beruflich umgesattelt hat und sich nun lieber als Drogendealer verdingt. Locker, wie er ist, fährt er Motorrad, trägt u.a. Black-Sabbath-T-Shirts, hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und gerne auch mal einen cholerischen Anfall, in dessen Verlauf er Sachen durch die Gegend schmeißt. Wenn ihn nicht gerade die Trauer um ein getötetes Rudelmitglied ereilt, ist er entweder ziemlich ätzend oder versucht, Luna in Sachen Coolness mit Sprüchen wie »Dass Sie meine Zündkerzen ein wenig zum Glühen bringen, hat noch lange nichts zu bedeuten« den Rang abzulaufen. Dass die beiden gemeinsam eine komplett unerotische Sexzene fabrizieren, passt irgendwie.

Immerhin ist die Übersetzung gelungen und das Buch liest sich flüssig – wenn man davon absieht, dass der Ausruf »Hex noch mal!«, der mit enervierender Häufigkeit verwendet wird, mich immer wieder aufs Neue irritiert hat. Die Notwendigkeit, gebräuchliche englische Wörter wie »underdressed«, Schimpfwörter wie »Mist« sowie Lunas Gedanken zumindest teilweise zu kursivieren, erschließt sich mir allerdings nicht – ich empfinde das eher als störend. Gleiches gilt für die Großschreibung einzelner Wörter und Sätze zur Betonung der Wichtigkeit.

Fazit:
5/15 – Eine prinzipiell solide Geschichte, die aber Längen hat und durch eine Ansammlung unsympathischer Figuren – allen voran die Protagonistin – zunichte gemacht wird. Wenn man diese Art von Heldin allerdings mag, kann man an dem Buch vermutlich dennoch seine Freude haben.

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Serieninfo:

01 Night Life | Schattenwölfe
02 Pure Blood
03 Second Skin
04 Witch Craft
05 Daemon’s Mark

[Rezension] Nina Blazon: Schattenauge

Inhalt:
Auf dem Nachhauseweg von einem Club wird Zoë auf der Straße angegriffen. Von wem, weiß sie nicht – ein Blackout hat ihr Gedächtnis gelöscht. Doch an ihren Händen klebt fremdes Blut. Der gut aussehende Gil, den sie aus der Szene kennt, ahnt, dass etwas Unheimliches mit ihr vorgeht: In Zoë schlummert das Erbe der Panthera, eines uralten Volkes, das unerkannt unter den Menschen lebt. Aber sie ist nicht die Einzige ihrer Art, die von ihrer Raubtiernatur getrieben die Straßen der nächtlichen Metropole durchstreift …

Kommentar:
Als Gil die junge Zoë beim Tanzen in einem Club beobachtet, ist ihm sofort klar, dass sie eine von ihnen ist: eine Angehörige des Volks der Katzenmenschen. Er ahnt, dass sie in Gefahr schwebt, und weil er sich sehr zu ihr hingezogen fühlt, geleitet er sie unbemerkt nach Hause. Tatsächlich verhindert er einen Angriff auf sie und bezieht eine böse Tracht Prügel. Nicht viel später ist Zoës Angreifer tot – und er soll nicht der einzige tote Katzenmensch bleiben: In der Stadt geht ein Mörder um, der es auf die Panthera abgesehen zu haben scheint. Gil versucht verzweifelt, Zoë zu beschützen, doch dann gerät das Mädchen selbst unter Verdacht. 

Der Grundgedanke des Buches ist klasse, die Umsetzung aber nur zum Teil überzeugend. Gut gelungen sind die Ideen zu den Panthera, die Jagd nach dem Mörder und die Auflösung der Krimihandlung, die einige unvorhersehbare Überraschungen bietet. Problematisch hingegen ist der Aufbau der Geschichte: Zunächst ist vollkommen unklar, worum es eigentlich geht, denn man erhält nur sporadische Informationen über das Volk der Panthera, die im Mittelpunkt des Buches stehen. Einen entscheidenden Teil der Handlung macht die sukzessive und teils bemüht rätselhaft wirkende Aufdeckung der Lebensweise und Geschichte der Art aus, und bis das Bild der Katzenmenschen einigermaßen klare Konturen annimmt, kann man vielfach weder Vorgänge, Dialoginhalte noch Verhaltensweisen einordnen. Der eine oder andere mag gerne im Dunklen tappen, eigene Theorien entwickeln und Spannung daraus beziehen; mich persönlich langweilt und nervt ein Buch schnell, wenn ich den Gesamtzusammenhang nicht wenigstens einigermaßen erfassen und Ereignisse verstehen kann.

Hinzu kommt, dass ich – wie schon bei der Totenbraut – mit Blazons Figuren nicht recht warm werde: Sie wirken sehr nüchtern und irgendwie leblos. Besonders Gil blieb mir fremd und war mir schlicht zu weinerlich. Was ihm an Stärke fehlt, hat Zoë im Übermaß. Sie wirkt geradezu unbesiegbar, akzeptiert ihre Zugehörigkeit zur Art der Panthera völlig selbstverständlich und hat natürlich auch noch außergewöhnliche Begabungen. Die Liebesbeziehung zwischen den beiden Protagonisten, die im Backcovertext so prominent betont wird, verläuft ziemlich unspektakulär, es mangelt an Emotionaltät. Spannung in die Beziehung zwischen Zoë und Gil bringt am ehesten noch der etwas undurchsichtige Irves, ebenfalls ein Panthera, denn auch er fühlt sich zu dem Mädchen hingezogen – und ist darüber hinaus die interessanteste Figur des Buches.

Atmosphärisch ist der Roman ausgesprochen gut gelungen, ebenso ist Blazons Schreibstil wirklich sehr ansprechend. Ungewöhnlich ist, dass Zoë und Gil die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen – man findet sich aber dennoch problemlos zurecht, da jeweils eine andere Typografie für die unterschiedlichen Sichtweisen gewählt wurde.

Fazit:
9/15 – Trotz aller guten Ansätze kann das Buch nicht restlos überzeugen. Der Aufbau, der einen lange im Dunklen tappen lässt, und die wenig mitreißenden, etwas hölzern wirkenden Hauptfiguren können die tollen Ideen zum Volk der Panthera nicht aufwiegen.

[Rezension] Michelle Raven: Die Spur der Katze

1. Teil der Ghostwalker-Serie

Inhalt:
Die Journalistin Marisa Pérèz lebt nach einem Skandal zurückgezogen in den Bergen Kaliforniens. Eines Nachts findet sie einen verletzten nackten Mann auf ihrer Veranda. Sie nimmt sich seiner an und versorgt seine Wunden. Am nächsten Morgen steht die Polizei vor der Tür – in der Nachbarschaft wurde ein Mord verübt. Marisa ahnt nicht, dass der faszinierende Fremde ein Geheimnis hütet, das ihre Welt erschüttern wird …

Kommentar:
Die zufällige Rettung eines attraktiven Fremden verändert Marisas Leben, denn dadurch gerät sie in tödliche Gefahr und muss gemeinsam mit ihm flüchten. Als sie nach einigen Schwierigkeiten schließlich das Lager von Coyles Leuten erreichen, gerät ihre Weltvorstellung ins Wanken: Sie erfährt, dass Coyle und seine Leute Gestaltwandler sind – halb Mensch, halb Berglöwe (Puma) –, die von einem Unbekannten gejagt werden. Ein Junge namens Bowen wurde bereits entführt, und die Gestaltwandler setzen alles daran, ihn zu befreien. Dabei geraten Coyle und Marisa aber auch selbst ins Visier der skrupellosen Verbrecher.

Mit einigem Interesse habe ich dem ersten Teil der Ghostwalker-Serie entgegengeblickt, denn mit Michelle Raven wendet sich eine relativ bekannte deutsche Romantic-Suspense-Autorin dem Genre der paranormalen Liebesromane zu. Im Zentrum stehen Gestaltwandler, bei denen es sich allerdings ausnahmsweise mal nicht um Werwölfe handelt, sondern – vorwiegend – um Raubkatzen. Davon abgesehen bleibt sie aber ihrer Linie treu: Das Buch trägt sehr deutliche Romantic-Suspense-Züge – und bestätigt meinen früheren Eindruck, dass ich mit diesem Liebesroman-Sub-Genre herzlich wenig anfangen kann.

Ich erwarte von einem Liebesroman keine realisische Handlung, aber was hier geboten wird, ist mir einfach zu arg. Da schleppt die verschreckte Marisa, die ja keinem Menschen auf der ganzen Welt mehr trauen kann, einen verletzten Fremden in ihre Hütte, versorgt ihn und lässt ihn im Haus übernachten, statt Polizei und/oder Ambulanz zu rufen. Nicht viel später begibt sie sich mit ihm auf die Flucht, nur weil er ihr verkündet, sie befinde sich in Lebensgefahr. Dann müssen sie sich während der Flucht trennen, doch dank eines obskuren Adlers, der Marisa durch sein Verhalten zum Autodiebstahl anstiftet, kann sie Coyle nicht viel später doch wieder aufsammeln. Ein leerer Benzintank ist ein weiterer Stolperstein auf dem Weg zum Lager von Coyles Leuten, ebenso wie die jeden Überlebensinstinkt überlagernde ständige und überwältigende Lust aufeinander. Zwar lauern überall Feinde, doch das hindert die beiden, die schon die ganze Zeit nervtötend heiß aufeinander sind, nicht daran, mitten in der Pampa übereinander herzufallen. Zwar schlafen die beiden nicht miteinander, aber immerhin Marisa kommt voll und ganz auf ihre Kosten.

Noch unglaublicher wird es, als die beiden schließlich das Lager erreicht haben, und sie schließlich erfährt, dass Coyle ein Gestaltwandler ist. Er hält sich nicht mit großartigen Erklärungen auf, sondern führt es ihr mit dem Hinweis, sie brauche keine Angst zu haben, einfach vor, indem er sich mal eben in einen Berglöwen verwandelt. Marisa ist für ein paar Sekunden schon ein wenig erschrocken, dann allerdings geht sie dazu über, seine vollkommene Schönheit zu bewundern, ihn zu kraulen und sich an sich zu schmiegen. Was soll ich sagen, daran, dass die beiden ununterbrochen heiß aufeinander sind, ändert auch die derzeitige Gestalt von Berglöwe Coyle nichts. Er baut sich also über ihr auf und leckt mit seiner raffinierten Raubtierzunge ihre Brüste, bis sie im Strudel ihres Höhepunkts versinkt. Marisas trockener Kommentar dazu: »Das war … ungewöhnlich. Wir sollten reden.« (S. 161). Ungewöhnlich ist wirklich ein gutes Stichwort! Als es nicht viel später endlich erstmals zum »echten« Vollzug kommt, hat Coyle zwar prinzipiell gerade seine menschliche Gestalt, Zunge und Zähne sind aber doch tierisch, außerdem hat er teilweise ein Fell. Ich staune ehrlich gesagt immer noch über diese m.E. sodomistisch angehauchten Szenen und finde es wirklich mutig, so etwas in diesem Buchsegment zu veröffentlichen – und noch mehr staune ich darüber, dass in kaum einem anderem Kommentar zum Buch darauf eingegangen wird. Dass Menschenfrauen, die sich mit Berglöwengestaltwandlern vereinigen, Berglöwenbabys zur Welt bringen, macht da auch schon nicht mehr viel aus.

Zur Kritik an der Handlung kommt, dass mich die Protagonisten gar nicht überzeugen konnten. Coyle bleibt relativ blass und gerät ständig in Lebensgefahr, aus der ihn Marisa retten muss, während Coyle nie zur Stelle ist, wenn sie ihn braucht (außer vielleicht sexuell). Marisa hadert mit ihrer Vergangenheit und handelt überhaupt nicht konsequent. Obwohl sie in einigen Situationen durchaus Mut und Stärke an den Tag legt, wirkt sie andererseits oft wie ein naives, oberflächliches kleines Mädchen. Ihre selbstzweiflerischen Anwandlungen – sie sorgt sich beispielsweise selbst nach dem heißesten Sex noch um ihre Augenringe, die möglicherweise ihre Attraktivität schmälern – sind aufgrund ihrer Unangemessenheit ziemlich anstrengend, und wie bereits mehrfach erwähnt ist die Sexfixierung der beiden Protagonisten selbst in schlimmsten Gefahren einfach nur unglaubwürdig und nervig.

Einen ansprechenden Nebenstrang bilden die Geschehnisse im Haus des besessenen Wissenschaftlers Stammheimer, der Jungberglöwengestaltwandler Bowen gefangen hält, um an ihm zu forschen. Interessant wird es, als Stammheimers eigentlich bei der Mutter lebende Tochter Isabel bei ihm aufschlägt, Bowen zufällig entdeckt und versucht, ihm zur Flucht zu verhelfen. Isabel und Bowen sind immerhin wesentlich sympathischer als Coyle und vor allem Marisa, wenngleich sie einige frappierende Gemeinsamkeiten mit den beiden aufweisen. Isabel reagiert zum Beispiel ebenso unfassbar gelassen auf die Verwandlung von Bowen in einen Berglöwen wie zuvor Marisa – sie schaut sich die Wandlung mit staunender Faszination an, krault die Raubkatze ein bisschen unterm Kinn und alles ist gut. Und als wäre es nicht schlimm genug, dass Marisa und Coyle nichts anderes im Kopf haben als immer nur Sex, kriegt auch Bowen, der an eine Liege gefesselt ist und tagelang gefoltert wurde, beim Anblick von Isabel unmittelbar eine Erektion – als hätte er sonst keine Probleme!

Stilistisch ist das Buch ebenfalls eigen. Michelle Ravens Erzählweise ist mir einfach viel zu ausufernd; sie breitet alles endlos aus und beschreibt jede Detail in einer Ausführlichkeit, die mich einfach nur gelangweilt hat. Man hätte »Die Spur der Katze« locker um 150–200 Seiten kürzen können, ohne dass man auf irgendwelche relevanten Inhalte hätte verzichten müssen – und es hätte dem Buch eher gut getan denn geschadet. Zugegebenermaßen ist das aber schlicht eine stilistische Eigenheit der Autorin, die der eine mag und der andere nicht.

Fazit:
5/15 – Sexbesessene Helden stolpern durch eine mit Gestaltwandlern angereicherte Geschichte, die jeder Logik entbehrt und auch noch so detailliert erzählt ist, dass sie trotz aller Action und Abenteuer langweilt. Freunde des Romantic-Suspense-Genres werden an dem Buch aber möglicherweise trotzdem ihre Freude haben.

[Rezension] Keri Arthur: Full Moon Rising

Deutscher Titel: Die Mondjägerin
Riley Jenson, Guardian, Book 1

Inhalt:
Riley Jenson sucht noch ihren Platz im Leben. Das ist nicht leicht, denn in ihren Adern fließt das Blut der Werwölfe, und jedes Mal bei Vollmond muss sie gegen die Mondhitze ankämpfen, um nicht die Kontrolle über ihren Körper zu verlieren. Sollte das passieren, würde ihr ungezügeltes Verlangen alles andere verdrängen. Und das darf diesmal auf keinen Fall geschehen – sonst ist das Leben ihres Bruders keinen Cent mehr wert!

Kommentar:
Riley Jenson ist eine seltene Mischung aus Werwolf und Vampir. Gemeinsam mit ihrem Bruder Rhoan arbeitet sie für die AfAR (Abteilung für Andere Rassen), die die übernatürlichen Rassen kontrolliert und für die Sicherheit der Menschen sorgt. Doch dann verschwindet Rhoan während eines Auftrags; nicht viel später taucht vor Rileys Wohnung auf der nackte, desorientierte und äußerst attraktive Vampir Quinn O’Connor auf, der seinerseits auf der Suche nach Rhoan ist. Gemeinsam spüren sie Rileys Bruder schließlich auf und schnell wird klar, dass sie in den Sumpf der Genforschung geraten sind.

Im Gegensatz zu diversen anderen Romanen bietet »Full Moon Rising« eine durchdachte, schlüssige und teils durchaus komplexe Handlung, die sich letztendlich um Genforschung, Genmanipulation und Klonen dreht und leichte Science-Fiction-Züge trägt. Die Geschichte hat vor allem im Mittelteil ein paar Längen, darüber können auch die zahlreichen Action-, Kampf- und Sexszenen nicht hinwegtäuschen. Vor allem an den Sexszenen dürften sich die Geister scheiden, denn Sex ist in diesem Buch fast ausnahmslos unromantisch und zweckgebunden, d.h. er dient Riley zur reinen Triebbefriedigung oder aber zur Informationsbeschaffung. Das ist ganz sicher nicht jedermanns Sache, passt aber zur ihr.

Obwohl nicht reinrassig, unterliegt Riley wie alle Werwölfe der Macht des Mondes: Bei zunehmendem Mond leidet sie unter der Mondhitze, das heißt, ihr Sexualtrieb steigt ins Unermessliche und muss gestillt werden. Zu diesem Zweck hat sie zwei lose Partner, Talon und Misha, die während dieser Phase ihr bestes geben. Die Macht der Lust ist nicht nur für Riley manchmal recht unpraktisch, wenn sie mitten im Geschehen von ihrem Verlangen überwältigt wird, sondern hat auch für den Leser etwas Irritierendes, vor allem dann, wenn Rileys Körper selbst dann automatisch auf die Männer reagiert, wenn sie ihnen negative Gefühle entgegenbringt. Das Mondfieber ist aber ihre einzige Schwäche; davon abgesehen vereinigt sie jede Menge positive Eigenschaften von Vampiren und Werwölfen in sich: Sie ist außergewöhnlich stark und schnell, verfügt über Infrarotsicht und eine latente Fähigkeit zum Hellsehen, beherrscht Telepathie und hat – zumindest in Wolfgestalt – außergewöhnliche Selbstheilkräfte. Und nicht nur das, Superwoman ist eine wirklich sympathische Figur: selbstbewusst, vernünftig, entschlossen und willensstark.

Auch sämtliche Nebenfiguren sind gut gelungen und glaubwürdig, allen voran der charismatische irische Vampir Quinn O’Connor, der Werwölfe nach einschlägigen Erfahrungen mit Frauen eigentlich nicht mehr besonders gut leiden kann. Das hindert ihn aber nicht daran, mit Riley eine Affäre zu beginnen, die trotz aller Vorbehalte viel Entwicklungspotenzial hat. Quinns Persönlichkeit ist gut ausgearbeitet, und obwohl er zweifellos einer der »Guten« ist, hat er auch eine dunkle Seite – seine Ambivalenz macht ihn erst interessant. Über seine Rasse erfährt man allerdings nicht viel, sondern im Wesentlichen, dass sie stark ist, Blut trinkt, Gedanken lesen und das Denken manipulieren kann.

Fazit:
12/15 – Trotz ein paar Längen ist »Full Moon Rising« ein Buch, das Urban-Fantasy-Leser unbedingt ausprobieren sollten – vorausgesetzt, sie können mit dieser Form von polygamem Sex umgehen.

Serieninfo:
01 Full Moon Rising | Die Mondjägerin
02 Kissing Sin | Wächterin des Mondes (April 2010)
03 Tempting Evil
04 Dangerous Games
05 Embraced by Darkness
06 The Darkest Kiss
07 Deadly Desire
08 Bound to Shadows
09 Moon Sworn

[Rezension] Stefan Schwarz: Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Inhalt:
Jede Beziehung hat das Zeug zur Satire. Schlafzimmer und Mann sind vorgeheizt, nur die Liebste lässt auf sich warten. Hatte er ihr nicht eine SMS mit »Erwarte dich auf dem Maträtzchen, mein Schätzchen« geschickt? Hoppla, die Nachricht ging versehentlich an eine Kollegin. Von wegen langweiliges Familienleben. Bei Stefan Schwarz haben alle was zu lachen. Er muss sich wegen memmenhafter Schreckhaftigkeit rechtfertigen, die Frau will im Bett noch nicht abgedimmt werden, der Sohn lügt zu schlecht, der Tochter gelingt in der Küche die Erstbesteigung der Abzugshaube, die verdammte Ossi-Katze hat immer was zu jammern und der irrlichternde Alt-Vater gerät mit rutschender Hose beinahe in eine Pressekonferenz mit Angela Merkel.

Kommentar:
Der vielversprechende Titel hat mich auf das Buch aufmerksam werden lassen – nur ist es blöderweise nicht so originell wie der Titel verspricht. Stefan Schwarz erzählt kurze Begebenheiten aus seinem Alltag, die mich zumeist einfach nur gelangweilt haben. Die einzelnen Episoden sind schlicht nicht pointiert genug, um einen gut zu unterhalten; ihnen geht trotz der Kürze (maximal vier Seiten) in den meisten Fällen auf halber Strecke die Luft aus. Zwar veranlasst die eine oder andere Formulierung und Situation zum Schmunzeln, das wars aber auch schon – und das reicht nicht. Um ehrlich zu sein hat mich das Ganze nach einer Weile so sehr ermüdet, dass ich nur noch weitergelesen habe, bis ich endlich auf die Episode gestoßen bin, auf die der Buchtitel verweist und die den weit weniger originellen Titel »Schnurren und Schrammen – wer will das verdammen« trägt. Nachdem aber selbst die mich nicht gut unterhalten konnte, habe ich beschlossen, das Buch abzubrechen. Mir geht offenbar der Humor ab, um dieses Buch so »urkomisch« finden zu können wie die meisten anderen Kritiker.

Fazit:
4/15 – Trotz netter Ansätze alles in allem total langweilig und belanglos. Dass ich das kleinformatige Buch trotz seines geringen Umfangs von nur 144 Seiten in der Mitte abgebrochen habe, spricht wohl eine deutliche Sprache.

[Rezension] Mary Balogh: A Matter of Class

Inhalt:
Lady Annabelle Ashton, die Tochter des Earl of Havercroft, ist ruiniert, denn sie ist beim Versuch erwischt worden, mit dem Kutscher ihres Vaters durchzubrennen. Ihr wohlhabender Verlobter löst daraufhin die Verbindung und die Familie muss nicht nur mit dem Skandal leben, sondern steht außerdem vor dem finanziellen Ruin. Diese Gelegenheit lässt sich Bernie Mason, der Erzfeind des Earls, nicht entgehen: Der reiche Emporkömmling, der jahrzehntelang unter den Schmähungen seines Nachbarn Havercroft zu leiden hatte, schlägt seinen auf die schiefe Bahn geratenen Sohn Reginald als Bräutigam für das entehrte Mädchen vor und bietet so einen Ausweg aus dem Skandal sowie aus der finanziellen Misere. Reginald und Annabelle müssen sich gezwungenermaßen der Abmachung fügen – ein denkbar schlechter Start für eine Ehe … 

Kommentar:
Vorweg sei gesagt, dass »A Matter of Class« kein »vollwertiger« Roman, sondern eine Novelle ist: Das ca. 12 Euro teure Hardcover hat nur knapp 200 Seiten, die auch noch in großer Schrift und mit großzügigem Zeilenabstand gesetzt sind. Wer viel Geschichte für sein Geld erwartet, ist mit diesem Buch schlecht beraten; allen anderen sei das Buch trotz des fraglos überteuerten Preises ans Herz gelegt, denn es bietet allerbeste Regency-Romance-Unterhaltung.

Reggie Mason hat in letzter Zeit einen Hang zum Glücksspiel und ein Faible für teure Mode entwickelt und jede Menge Schulden angehäuft. Sein Vater macht sich ernsthafte Sorgen deshalb, zumal er seinem Sohn eine gesellschaftliche Stellung ermöglichen möchte, die ihm selbst nie vergönnt war: Der Nordengländer aus der Arbeiterschicht hat sein sagenhaftes Vermögen als Kohlenhändler gemacht, wurde aber in adligen Kreisen trotz aller Bemühungen nie akzeptiert. Er hat viel Geld in Reggies Ausbildung gesteckt, um diesen zu einem echten Gentleman zu machen, doch das Verhalten seines einzigen Sohnes in letzter Zeit ist nicht gerade die feine englische Art. Als Bernard Mason von der Misere seines Erzfeindes hört, dessen Tochter Annabelle in einen Skandal verwickelt ist und der kurz vor dem finanziellen Ruin steht, ist ihm sofort klar, dass er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann: Er kann Lord Haverscroft heimzahlen, dass dieser ihn jahrzehntelang geschmäht hat, gleichzeitig kann sein Sohn in den Adelsstand einheiraten und in die gesellschaftlichen Schichten aufsteigen, denen Bernie schon immer gerne angehören wollte.

Vor allem aufgrund seiner finanaziellen Lage kann Lord Haverscroft gar nicht anders, als Masons Vorschlag zähneknirschend zuzustimmen. Er muss seine Tochter mit einem reichen Mann verheiraten, und da nach Annabelles Eskapaden der reiche herzögliche Verlobte abgesprungen ist und wegen des Skandals auch kein anderer sie mehr will, ist die Verheiratung mit Reggie der einzige Ausweg. Er lässt die Masons allerdings zu jedem Zeitpunkt spüren, dass sie nicht standesgemäß sind und behandelt sie mit unsäglicher Arroganz. Seine Tochter ist zwar weniger konventionell, die erzwungene Ehe mit Reggie löst allerdings ebenso wenig Begeisterung bei ihr wie bei ihm aus, und so zanken sich die beiden bei jedem Aufeinandertreffen, und es fliegen ordentlich die Funken. Insbesondere weil Reggie aber immer wieder versichert, das beste aus der arrangierten Ehe machen zu wollen, besteht Hoffnung auf ein gutes Ende.

Der eigentliche Handlungszeitraum erstreckt sich über wenige Wochen, nämlich von der Idee der Eheschließung bis zum Tag der Hochzeit, allerdings ist die gegenwärtige Handlung unterbrochen von Rückblenden in die Kindheit bzw. Jugend von Reggie und Annabelle. Wie sich herausstellt, kennen sich die beiden von früher, und die Episoden aus der Vergangenheit machen schnell deutlich, dass zu irgendeinem Zeitpunkt etwas Gravierendes vorgefallen sein muss, was ihre jetzige Aversion gegeneinander bzw. gegen die Ehe miteinander rechtfertigt. Gerade weil die Rückblenden zeigen, dass die beiden schon als Kinder gegen alle Standesunterschiede befreundet waren und sich sehr geschätzt haben, bezieht die Handlung aus der Frage, was vorgefallen sein mag, große Spannung. Obwohl ein aufmerksamer Leser des Rätsels Lösung gegen Mitte des Buches anhand eines einzigen Schlüsselsatzes erahnen kann, ist die Handlung doch ausgesprochen clever aufgebaut und bietet mal etwas vollkommen anderes.

Die Protagonisten sind überzeugend, obwohl es ihnen – wie allen anderen Figuren – etwas an Tiefe mangelt. Ein wenig einseitig, wenngleich sicher nicht ganz unrealistisch, ist auch die Darstellung der beiden Klassen: Die Emporkömmlinge aus einfachen Verhältnissen sind nette Leute, die ihr Leben genießen, offen, fröhlich und ausgesprochen liebenswert sind; Annabelles Vater als Paradebeispiel eines Aristokraten wird hingegen dargestellt als verknöcherter, herzloser, voreingenommener Snob. Aufgrund der Kürze der Erzählung ist hier aber schlicht keine differenziertere Auseinandersetzung möglich. Immerhin zeigt Balogh einmal mehr, dass sie um historische Authentizität bemüht ist, denn trotz seiner Leichtigkeit stellt das Buch zwei gesellschaftliche Begebenheiten der damaligen Zeit in den Vordergrund, die einen realistischen Rahmen bieten, nämlich den Klassenunterschied und die Tatsache, dass die adligen Töchter oftmals schlicht eine Ware waren und von ihren Vätern an den Meistbietenden verscherbelt wurden.

Fazit:
13/15 – Ein sehr unterhaltsames Buch mit einer außergewöhnlichen Handlung, das nur leider viel zu kurz und für seinen Umfang viel zu teuer ist.

[Rezension] Yasmine Galenorn: Die Hexe

Originaltitel: Witchling
Schwestern des Mondes, Band 1

Inhalt:
Weil ihre Mutter ein Mensch war, hat man die drei magischen Schwestern Camille, Delilah und Menolly aus dem Reich der Elfen und Feen verbannt. Doch auch auf der Erde gelingt es ihnen nicht, ein normales Leben zu führen – was daran liegen mag, dass Camilles Zauber sich meist gegen sie selbst wenden, Delilah sich oft versehentlich in eine kuschelige Katze verwandelt und Menolly vor Jahren gegen ihren Willen zu einer Vampirin gemacht wurde. Doch nun hängt das Schicksal aller Menschen, Elfen und Feen von den Schwestern ab – Dämonenfürst Schattenschwinge hat einen Weg gefunden, um die Grenzen seines Unterirdischen Reichs zu überwinden. Die Schwestern sehen sich einer bedrohlichen Übermacht gegenüber …

Kommentar:
Der erste Teil der »Schwestern des Mondes«-Serie startet mit dem unheilverkündeten Mord am kleinwüchsigen Riesen Jocko, der sich im Laufe der Handlung nur als kleines Puzzleteil in einer groß angelegte Verschwörung des mächtigen Dämons Schattenschwinge entpuppt. Es liegt in der Macht der drei Schwestern, gemeinsam mit ihrem Freunden und Helfern die Welt zu retten – was allerdings weniger spannend ist als es klingt.

Einen großen Teil des Buches nehmen – neben ausufernden Beschreibungen von Klamotten, Schuhen und Accessoires – die sehr detaillierten Erklärungen der Welt(en) ein, die das Setting für das Buch bilden. Sehr vereinfacht gesagt gibt es drei große Reiche: die Unterirdischen Reiche, in denen sich die Bösen tummeln, die Anderwelt, in der die Mehrzahl der magischen Wesen lebt, sowie die vorwiegend von Menschen bevölkerte Erdwelt. Während die Letztgenannten durch bewachte Portale miteinander verbunden sind, ist die Unterwelt streng abgeschottet – oder sollten es zumindest sein. Im Grunde mixt Galenorn Altbekanntes neu zusammen und bereichert es mit einigen neuen frischen Aspekten. Das gilt sowohl für die Welten als auch für die Wesen, die bekannten und unbekannteren Mythen verschiedener Kulturkreise entstammen, aber auch neu erdachten skurrilen Gestalten. So begegnet man beispielsweise Vampiren, zahlreichen Gestaltwandlern und Feenwesen, Harpyen, Riesen, einer Baby-Gargoyle, die als Haustier bei den Schwestern lebt, einem Drachen(mann), einem Psychoschwafler und einer Leichenzunge, die einem Sterbenden die letzten Gedanken entlockt (ein »Who is who« findet man online bei Droemer Knaur).

Die drei Schwestern, die für den Anderwelt-Nachrichtendienst arbeiten, sind nicht gerade Vorzeige-Sidhe. Aufgrund ihrer Gemischrassigkeit fühlen sie sich weder der Ander- noch der Erdwelt wirklich zugehörig, und ihre Gaben bzw. Fähigkeiten tendieren dazu, auszufallen. So gehen die Zauber der Hexe Camille öfter mal nach hinten los, die Werkatze Dalilah verwandelt sich bei Aufregung ungewollt in ihre Tiergestalt, und weil Menollys Gabe des Kletterns bei einer Vampirbeschattung versagte und sie abstürzte, wurde sie verwandelt. Während die Autorin hinsichtlich der Talente ihrer Protagonistinnen einen erfrischenden Mut zur Lücke beweist, geht sie bei der Optik keine Kompromisse ein: Alle drei Schwestern sind überwältigend schön und sexy, jede auf ihre ganz eigene Weise, sodass für jeden Geschmack was dabei ist.

Das Buch wird aus Sicht der Hexe Camille erzählt, die im Gegensatz zu den anderen Schwestern ein bisschen spröde und unterkühlt wirkt. Trotz längerer sexueller Abstinenz nach der Trennung von ihrem Ex-Freund Trillian ist sie nicht gerade der monogame Typ, was sie beim Sex mit zwei verschiedenen Männern unter Beweis stellen darf. Stimmig sind diese Szenen allerdings nur bedingt. Die sehr direkte Aufforderung »Komm mit nach oben und fick mich, bis wir die Sterne vom Himmel schütteln« (S. 105) mag dem einen oder anderen zu derb sein, passt aber zu Camille, ihrer Sprache und ihrem Denken. Vollkommen unpassend allerdings ist die anschließende blumig-metaphorische Sexszene: Nachdem Camille angesichts von Trillians Schönheit ein paar Tränchen der Unsicherheit verdrückt hat und sich beide ausreichend versichert haben, dass sie sich gegenseitig wollen, obwohl sie bereits mitten dabei sind, werden die Vorgänge schlimmer als im kitschigsten Liebesroman beschrieben. Camille sucht nach dem »Gral, der uns über uns selbst hinausheben und in jenes Reich bringen würde, in dem unsere Seelen verschmelzen konnten« (S. 108), und sie »ringen an einer offenen Schlucht liebevoll« miteinander, bevor sich einer nach dem anderen die Klippe hinunterstürzt, nachdem der letzte Faden gerissen ist. Buah. Das geht irgendwie gar nicht, insbesondere, weil es einfach nicht zu Camille passt. Ihre anschließenden Ausführungen, dass sie ihren Ex-Freund zwar liebt, aber nicht mag, sind auch nicht gerade nachvollziehbar – es scheint fast, als würde hier Liebe mit Lust verwechselt.

Eine echte Bereicherung für das Buch sind die Nebenfiguren. Der Fels in der Brandung für die teils etwas chaotisch wirkenden Schwestern ist Morio, ein Yokai-kitsune (japanischer Fuchsdämon), der jederzeit erfreulich souverän ist. Der Vollblutmensch Chase hingegen ist mit seiner Aufgabe zwar einigermaßen überfordert, hat aber Humor und sorgt mit einigen trockenen Bemerkungen für Erheiterung. Außerdem begegnet man unter anderem der ziemlich derangierten, entmachteten Feenkönigin Titania und dem Drachen(mann) Smokey, der von einem eingebildeten St. Georg gejagt wird.

Fazit:
8/15 – Der Auftaktband der Serie wartet mit einer Menge guter und humorvoller Ideen auf, ist aber nicht wirklich fesselnd, weil sehr viel Zeit auf die detaillierte Beschreibung der Fantasywelt verwendet wird. Weil mir persönlich genau das zu langweilig ist, lese ich kaum High Fantasy, sondern nur die »Light-Variante« in Form von Urban Fantasy; wer an der Entwicklung von fantastischen Welten aber Freunde hat, wird das Buch sicher mehr schätzen als ich. In der Hoffnung, dass Band 1 die Grundlagen gelegt hat für einen actionreicheren Band 2, werde ich »Die Katze« definitiv trotzdem lesen, denn Potenzial ist durchaus vorhanden!