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[Rezension] Michelle Raven: Die Spur der Katze

1. Teil der Ghostwalker-Serie

Inhalt:
Die Journalistin Marisa Pérèz lebt nach einem Skandal zurückgezogen in den Bergen Kaliforniens. Eines Nachts findet sie einen verletzten nackten Mann auf ihrer Veranda. Sie nimmt sich seiner an und versorgt seine Wunden. Am nächsten Morgen steht die Polizei vor der Tür – in der Nachbarschaft wurde ein Mord verübt. Marisa ahnt nicht, dass der faszinierende Fremde ein Geheimnis hütet, das ihre Welt erschüttern wird …

Kommentar:
Die zufällige Rettung eines attraktiven Fremden verändert Marisas Leben, denn dadurch gerät sie in tödliche Gefahr und muss gemeinsam mit ihm flüchten. Als sie nach einigen Schwierigkeiten schließlich das Lager von Coyles Leuten erreichen, gerät ihre Weltvorstellung ins Wanken: Sie erfährt, dass Coyle und seine Leute Gestaltwandler sind – halb Mensch, halb Berglöwe (Puma) –, die von einem Unbekannten gejagt werden. Ein Junge namens Bowen wurde bereits entführt, und die Gestaltwandler setzen alles daran, ihn zu befreien. Dabei geraten Coyle und Marisa aber auch selbst ins Visier der skrupellosen Verbrecher.

Mit einigem Interesse habe ich dem ersten Teil der Ghostwalker-Serie entgegengeblickt, denn mit Michelle Raven wendet sich eine relativ bekannte deutsche Romantic-Suspense-Autorin dem Genre der paranormalen Liebesromane zu. Im Zentrum stehen Gestaltwandler, bei denen es sich allerdings ausnahmsweise mal nicht um Werwölfe handelt, sondern – vorwiegend – um Raubkatzen. Davon abgesehen bleibt sie aber ihrer Linie treu: Das Buch trägt sehr deutliche Romantic-Suspense-Züge – und bestätigt meinen früheren Eindruck, dass ich mit diesem Liebesroman-Sub-Genre herzlich wenig anfangen kann.

Ich erwarte von einem Liebesroman keine realisische Handlung, aber was hier geboten wird, ist mir einfach zu arg. Da schleppt die verschreckte Marisa, die ja keinem Menschen auf der ganzen Welt mehr trauen kann, einen verletzten Fremden in ihre Hütte, versorgt ihn und lässt ihn im Haus übernachten, statt Polizei und/oder Ambulanz zu rufen. Nicht viel später begibt sie sich mit ihm auf die Flucht, nur weil er ihr verkündet, sie befinde sich in Lebensgefahr. Dann müssen sie sich während der Flucht trennen, doch dank eines obskuren Adlers, der Marisa durch sein Verhalten zum Autodiebstahl anstiftet, kann sie Coyle nicht viel später doch wieder aufsammeln. Ein leerer Benzintank ist ein weiterer Stolperstein auf dem Weg zum Lager von Coyles Leuten, ebenso wie die jeden Überlebensinstinkt überlagernde ständige und überwältigende Lust aufeinander. Zwar lauern überall Feinde, doch das hindert die beiden, die schon die ganze Zeit nervtötend heiß aufeinander sind, nicht daran, mitten in der Pampa übereinander herzufallen. Zwar schlafen die beiden nicht miteinander, aber immerhin Marisa kommt voll und ganz auf ihre Kosten.

Noch unglaublicher wird es, als die beiden schließlich das Lager erreicht haben, und sie schließlich erfährt, dass Coyle ein Gestaltwandler ist. Er hält sich nicht mit großartigen Erklärungen auf, sondern führt es ihr mit dem Hinweis, sie brauche keine Angst zu haben, einfach vor, indem er sich mal eben in einen Berglöwen verwandelt. Marisa ist für ein paar Sekunden schon ein wenig erschrocken, dann allerdings geht sie dazu über, seine vollkommene Schönheit zu bewundern, ihn zu kraulen und sich an sich zu schmiegen. Was soll ich sagen, daran, dass die beiden ununterbrochen heiß aufeinander sind, ändert auch die derzeitige Gestalt von Berglöwe Coyle nichts. Er baut sich also über ihr auf und leckt mit seiner raffinierten Raubtierzunge ihre Brüste, bis sie im Strudel ihres Höhepunkts versinkt. Marisas trockener Kommentar dazu: »Das war … ungewöhnlich. Wir sollten reden.« (S. 161). Ungewöhnlich ist wirklich ein gutes Stichwort! Als es nicht viel später endlich erstmals zum »echten« Vollzug kommt, hat Coyle zwar prinzipiell gerade seine menschliche Gestalt, Zunge und Zähne sind aber doch tierisch, außerdem hat er teilweise ein Fell. Ich staune ehrlich gesagt immer noch über diese m.E. sodomistisch angehauchten Szenen und finde es wirklich mutig, so etwas in diesem Buchsegment zu veröffentlichen – und noch mehr staune ich darüber, dass in kaum einem anderem Kommentar zum Buch darauf eingegangen wird. Dass Menschenfrauen, die sich mit Berglöwengestaltwandlern vereinigen, Berglöwenbabys zur Welt bringen, macht da auch schon nicht mehr viel aus.

Zur Kritik an der Handlung kommt, dass mich die Protagonisten gar nicht überzeugen konnten. Coyle bleibt relativ blass und gerät ständig in Lebensgefahr, aus der ihn Marisa retten muss, während Coyle nie zur Stelle ist, wenn sie ihn braucht (außer vielleicht sexuell). Marisa hadert mit ihrer Vergangenheit und handelt überhaupt nicht konsequent. Obwohl sie in einigen Situationen durchaus Mut und Stärke an den Tag legt, wirkt sie andererseits oft wie ein naives, oberflächliches kleines Mädchen. Ihre selbstzweiflerischen Anwandlungen – sie sorgt sich beispielsweise selbst nach dem heißesten Sex noch um ihre Augenringe, die möglicherweise ihre Attraktivität schmälern – sind aufgrund ihrer Unangemessenheit ziemlich anstrengend, und wie bereits mehrfach erwähnt ist die Sexfixierung der beiden Protagonisten selbst in schlimmsten Gefahren einfach nur unglaubwürdig und nervig.

Einen ansprechenden Nebenstrang bilden die Geschehnisse im Haus des besessenen Wissenschaftlers Stammheimer, der Jungberglöwengestaltwandler Bowen gefangen hält, um an ihm zu forschen. Interessant wird es, als Stammheimers eigentlich bei der Mutter lebende Tochter Isabel bei ihm aufschlägt, Bowen zufällig entdeckt und versucht, ihm zur Flucht zu verhelfen. Isabel und Bowen sind immerhin wesentlich sympathischer als Coyle und vor allem Marisa, wenngleich sie einige frappierende Gemeinsamkeiten mit den beiden aufweisen. Isabel reagiert zum Beispiel ebenso unfassbar gelassen auf die Verwandlung von Bowen in einen Berglöwen wie zuvor Marisa – sie schaut sich die Wandlung mit staunender Faszination an, krault die Raubkatze ein bisschen unterm Kinn und alles ist gut. Und als wäre es nicht schlimm genug, dass Marisa und Coyle nichts anderes im Kopf haben als immer nur Sex, kriegt auch Bowen, der an eine Liege gefesselt ist und tagelang gefoltert wurde, beim Anblick von Isabel unmittelbar eine Erektion – als hätte er sonst keine Probleme!

Stilistisch ist das Buch ebenfalls eigen. Michelle Ravens Erzählweise ist mir einfach viel zu ausufernd; sie breitet alles endlos aus und beschreibt jede Detail in einer Ausführlichkeit, die mich einfach nur gelangweilt hat. Man hätte »Die Spur der Katze« locker um 150–200 Seiten kürzen können, ohne dass man auf irgendwelche relevanten Inhalte hätte verzichten müssen – und es hätte dem Buch eher gut getan denn geschadet. Zugegebenermaßen ist das aber schlicht eine stilistische Eigenheit der Autorin, die der eine mag und der andere nicht.

Fazit:
5/15 – Sexbesessene Helden stolpern durch eine mit Gestaltwandlern angereicherte Geschichte, die jeder Logik entbehrt und auch noch so detailliert erzählt ist, dass sie trotz aller Action und Abenteuer langweilt. Freunde des Romantic-Suspense-Genres werden an dem Buch aber möglicherweise trotzdem ihre Freude haben.

4 Kommentare zu [Rezension] Michelle Raven: Die Spur der Katze

  • Natira

    … sorry! Ich kann mir vorstellen, daß Du leicht frustriert und/oder enttäuscht bist, Deine Zeit mit dieser Lektüre verschwendet zu haben. Aber ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen angesichts Deiner deutlichen Rezension. Romantic-suspense ist nicht gerade „mein“ Genre, daher bin ich nicht wirklich in Gefahr, diesen Roman zu kaufen. Trotzdem Danke ;)

  • Oh ja, in diesem Fall bin ich wirklich enttäuscht, denn ich hatte mir sehr viel von diesem Buch versprochen – nicht zuletzt aufgrund der unzähligen positiven Kritiken (wobei interessanterweise bei Amazon die wenigen negativen Kritiken als am hilfreichsten bewertet wurden).

  • Ich dachte schon, Du hast die Rezi vergessen ;)
    Jetzt weiß ich gar nicht, was ich dazu sagen soll, obwohl ich mir ein Grinsen nicht verkneifen kann. Suspence wird sicher auch nicht mein Genre, egal in welcher Form und die Nebengeschichte hat wohl allen Lesern, die ich kenne, beinahe besser gefallen, als die Hauptliebesgeschichte. Leider müssen wir auf das Paar wohl warten, weil die Akteure noch zu jung sind.
    Erübrigt sich eigentlich die Frage, ob Du Teil 2 lesen wirst?

  • Eigentlich spricht das nicht wirklich für das Buch, wenn (fast) alle die knapp abgehandelte Nebengeschichte um Isabella und Bowen besser fanden als die Hauptliebesgeschichte, oder? Da frag ich mich doch, wie das Buch so gute Kritiken erhalten konnte?

    Dass ich Band 2 lesen werde, bezweifle ich stark. (Aber falls mir das Buch mal zufällig auf dem Flohmarkt in die Hände fallen sollte, könnte ich wohl nicht widerstehen! *g*)

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