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Emmi und Leo, Teil 1
Inhalt:
Gibt es in einer vom Alltag besetzten Wirklichkeit einen besser geschützten Raum für gelebte Sehnsüchte als den virtuellen? Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil sich Emmi von ihm angezogen fühlt, schreibt sie zurück. Bald scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es zum ersten persönlichen Treffen kommt, aber diese Frage wühlt beide so sehr auf, dass sie die Antwort lieber noch eine Weile hinauszögern. Außerdem ist Emmi glücklich verheiratet. Und Leo verdaut gerade eine gescheiterte Beziehung. Und überhaupt: Werden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja?
Kommentar:
Leo über seine Ängste bzgl. eines Treffens:
»Wir starten von der Ziellinie weg und es gibt nur eine Richtung: zurück. Wir steuern auf die große Ernüchterung zu. Wir können das nicht leben, was wir schreiben. Wir können die vielen Bilder nicht ersetzen, die wir uns voneinander ausmalen. Es wird enttäuschend sein, wenn Sie hinter der Emmi zurückbleiben, die ich kenne. Und Sie werden dahinter zurückbleiben … «
Antwort Emmi:
»Und täglich sterben Hunderte Tierarten aus.«
Zum Einstieg ein kleines Outing: Ich kenne die Situation, die Emmi und Leo durchleben, sehr gut – und zwar aus erster und aus zweiter Hand. Insofern hat mich dieser E-Mail-Roman natürlich sehr interessiert und ich kann vollkommen nachvollziehen, wie es den beiden ergeht: Wie sie unverhofft aufgrund einiger schöner Worte und Kommentare ein Interesse aneinander entwickeln; wie schnell der Mailkontakt enger und essentieller Bestandteil des täglichen Lebens wird; wie sie sich schließlich ineinander verlieben, ohne das zu wollen; dass sie sich unbedingt treffen wollen, aber Angst davor haben, weil ein Treffen alles zerstören könnte; dass sie sich ab einem gewissen Punkt nur noch im Kreis drehen, weil nichts voran geht und die Situation immer unerträglicher wird; dass sie versuchen, sich zurückzuziehen und die selbstgeschaffene Distanzierung nicht lange durchhalten; dass am Ende eine Entscheidung getroffen werden muss, die einen reinen Online-Kontakt auf irgendeine Weise beendet. Die Entwicklung der Beziehung inklusive des fast besessenen Kreisens um das Thema Treffen und all der damit verbundenen Ängste halte ich für äußerst realistisch; Leo bringt es an einer Stelle auf die Frage, was er denn zu verlieren habe, wunderbar auf den Punkt: »Erstens: Sie. Zweitens: Mich. Drittens: Uns.«
Für weit weniger realistisch halte ich allerdings die Tatsache, dass sich ein Mann wie Leo – beziehungsgeschädigt, aber klug, sanft, gutaussehend, wortgewandt, manchmal etwas realitätsfern, verklärt und pathetisch (»Emmi schreiben ist Emmi küssen.«) und mit Hang zum Seelenstriptease nach zu viel Alkoholgenuss (»Welche Frauen mir gefallen? Frauen, die so aussehen, wie Sie schreiben.«) – ausgerechnet in eine Frau wie Emmi verliebt. Anfangs fand ich ihre scharfzüngige, zynische Art noch faszinierend und ziemlich amüsant, nach einer Weile allerdings ist sie mir nur noch auf die Nerven gegangen. Emmi vereint so ziemlich alle negativen Eigenschaften in sich, die ich absolut nicht leiden kann, sie ist: arrogant, zickig, aggressiv, schnippisch, unverschämt, egoistisch, eifersüchtig, taktlos, belehrend, vereinnahmend, paranoid, wankelmütig, oberlehrerhaft, neurotisch, herablassend, rechthaberisch, kindisch, melodramatisch, besitzergreifend, ständig stichelnd, negativ, oberflächlich (aussehensfixiert), manipulativ. Zudem ist sie eine dieser selbsternannten Männerversteherinnen mit feministischem Touch, die besser als jeder Mann wissen, wie Männer sind (sexfixiert, im Wesentlichen). Dass sie ihre beste Freundin Mia schlecht macht, lässt Emmi auch nicht gerade in meinem Ansehen steigen – bei allem Verständnis für Eifersucht.
Ich stand nach etwa siebzig Seiten da, fand die ganze Situation zwar realistisch, aber das ständige Kreiseln um die Frage »Wo soll das alles hinführen? Sollen wir uns treffen oder lieber nicht?« zu diesen Zeitpunkt auch schon ziemlich nervig. Ich hab die weibliche Hauptperson von Seite zu Seite mehr gehasst und mich permanent gefragt, wieso sich Leo nur so heftig in eine Frau verliebt, die das Zuckerbrot-und-Peitsche-Spielchen in konkurrenzloser Perfektion betreibt. (Wahrscheinlich ist die Frage falsch und genau dieses Verhalten macht sie so interessant für ihn.) Ich war wirklich kurz davor, das Buch abzubrechen, hab dann aber beschlossen, noch mal kurz ins hochgelobte Hörbuch reinzuhören, gelesen von Andrea Sawatzki und Christian Berkel. Was soll ich sagen; die beiden haben die Geschichte für mich gerettet – ich konnte gar nicht mehr aufhören und hab das Audiobook an einem Stück zuende gehört, so unterhaltsam fand ich den Vortrag der beiden. Das bedeutet nicht, dass Emmi ihre oben aufgezählten schlechten Eigenschaften abgelegt hätte, aber dank Sawatzkis Interpretation kommt die Figur im Hörbuch nicht mehr ganz so negativ bei mir an wie ich sie mir gelesen habe; Sawatzki macht sie erträglich. Und Berkel als Leo … der könnte mir ein Telefonbuch vorlesen und ich würde weiche Knie kriegen!
Zuletzt noch: Dass sich Emmi und Leo bis fast zum Schluss siezen, ist mehr als unrealistisch. Das würde in Internetzeiten im Rahmen einer solchen Kommunikation garantiert nicht passieren. Außerdem sind mir alle Beteiligten sprachlich zu gewandt und die Mails stilistisch reichlich hochgestochen. Mir ist klar, dass Leo Sprachforscher und deshalb rhetorisch sicher versiert ist, aber trotzdem wirkt die Kommunikation teilweise nicht sehr authentisch.
Fazit:
10/15 – Allerdings nur für die Hörbuchversion und die großartige Interpretation von Andrea Sawatzki und Christian Berkel. Dem Buch hätte ich wohl nicht mehr als 5–7 Punkte gegeben, weil mir der Draht zu Emmi komplett abging und die Geschichte bei aller Realitätsnähe ganz schön ermüdend war.
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Serieninfo:
01 Gut gegen Nordwind (Rezension)
02 Alle sieben Wellen (Rezension)
Originaltitel: Rising Moon
Nightcreature-Serie, Teil 6
Inhalt:
Seit ihre Schwester Katie spurlos verschwunden ist, befindet sich die Privatdetektivin Anne Lockheart auf der Suche nach ihr. Da stößt sie endlich auf einen entscheidenden Hinweis, der sie zu einem Jazzclub im French Quarter von New Orleans führt. Dessen Besitzer ist der attraktive John Rodolfo ein begnadeter Musiker, der etwas tief in Annes Seele anrührt. Doch sein regelmäßiges nächtliches Verschwinden weckt schon bald ihr Misstrauen. Allerdings ist es nicht so einfach, Johns Geheimnis zu lüften. Weitaus einfacher dagegen, seinem verführerischen Charme zu erliegen …
Kommentar:
Mit »Wolfspfade« hat Lori Handeland nach einem etwas schwächeren fünften Teil wieder zurück in die Spur gefunden. Erneut spielt das Buch im sehr stimmungsvoll beschriebenen New Orleans, wohin es Privatdetektivin Anne auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester Katie verschlägt. Von ihrer Schwester entdeckt sie keine Spur; dafür erfährt sie von Polizist Sullivan, dass in der Mondsichelstadt seit längerer Zeit seltsame Dinge vor sich gehen: Zahlreiche Menschen werden auf bestialische Weise getötet und ihre Leichen verschwinden aus dem Leichenschauhaus. Auch wenn Anne es nicht recht wahrhaben will, muss sie erkennen, dass sie es hier mit übernatürlichen Kräften zu tun hat, von denen sie lieber nichts gewusst hätte. Außerdem verliebt sie sich Hals über Kopf in den blinden Nachtclubbesitzer John Rodolfo, und obwohl ihr klar ist, dass er ein Geheimnis verbirgt und mit den vielen Toten und Vermissten zu tun haben könnte, lässt sie sich auf ihn ein …
Wie schon in »Wolfsbann« hat man es mit Voodoo sowie den verschiedenen Formen von Werwölfen bzw. loup garous zu tun, was eine Reihe teils ein wenig ermüdende Erklärungen nach sich zieht. Im Vergleich zum Vorgänger passt diesmal aber das Verhältnis zwischen der Krimihandlung und der Liebesgeschichte wieder besser: Die Liebesbeziehung nimmt einen großen Stellenwert innerhalb der Geschichte ein; ihre besondere Dramatik bezieht sie aus der Frage, welches Geheimnis John verbirgt und ob er der gesuchte Mörder ist. Der Bogen, den Handeland am Ende hin zu vorherigen Bänden schlägt, war für mich ebenso überraschend wie genial, der Grund für Johns Veränderung allerdings nur bedingt nachvollziehbar. Etwas mehr Transparenz wäre an dieser Stelle wünschenswert gewesen – ebenso wie ein weniger überstürztes Ende.
Da sie ebenfalls in New Orleans leben, bleibt ein Wiedersehen mit der Voodoo-Priesterin Cassandra und Devon Murphy aus »Wolfsbann« sowie Diane und Adam Ruelle aus »Wolfsfieber« nicht aus. Ein Auftritt von Mandenauer (mit Dr. Elise Hanover im Schlepptau) darf selbstverständlich auch nicht fehlen; Mandenauer verhält sich diesmal allerdings ziemlich merkwürdig, er fuchtelt nämlich ausnahmsweise nicht mit seiner Waffe herum und bedroht pro forma alle, die ihm vors Gewehr kommen.
Es ist wirklich bemerkenswert, wie abwechslungsreich Handeland diese Serie gestaltet. Während andere Autoren die (fast) immer gleiche Geschichte mit anderen, aber ähnlichen Protagonisten erzählen, enthält jeder »Nightcreatures«-Band neue Facetten und teils etwas sperrige, aber immerhin individuelle Charaktere. Der Seriencharakter bleibt dank der bandübergreifenden Rahmenhandlung und der wiederkehrenden Figuren dennoch erhalten, die Bücher funktionieren aber trotzdem auch als Einzeltitel.
Fazit:
12/15 – Ein richtig guter Mix aus (Mystery-)Krimi und Liebesgeschichte mit sympathischen Protagonisten und toller Atmosphäre.
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Serieninfo:
01 Blue Moon | Wolfskuss
02 Hunter’s Moon | Wolfsgesang
03 Dark Moon | Wolfsglut (Rezension)
04 Crescent Moon | Wolfsfieber (Rezension)
05 Midnight Moon | Wolfsbann (Rezension)
06 Rising Moon | Wolfspfade (Rezension)
07 Hidden Moon
08 Thunder Moon
09 Marked by the Moon (11/2010)
10 Moon Cursed (03/2011)
11 N.N. (11/2011)
Originaltitel: Beastly
Inhalt:
Kyle Kingsbury ist eine Bestie, die nachts durch New York streift – ein hässliches Monstrum. Doch Kyle war nicht immer so. Er war mal ein Junge, mit dem jeder andere gerne getauscht hätte, ein gutaussehender, reicher und bei vielen Mädchen beliebter Kerl. Doch er war auch arrogant, eingebildet und überheblich. Zur Strafe wurde er dazu verflucht, dieses grässliche Biest zu sein – jetzt kann nur noch die Liebe diesen Fluch brechen.
»Ich bin eine Bestie. Eine Bestie. Kein Wolf oder Bär, kein Gorilla oder Hund, sondern eine entsetzliche Kreatur mit aufrechtem Gang – ein Wesen mit Reißzähnen und Klauen. Aus jeder Pore sprießen mir Haare. Ich bin ein Monster. Du glaubst wohl, ich erzähle Märchen? Falsch. Ich lebe in New York. In der Gegenwart. Ich bin keine Missbildung, bin nicht krank. Aber ich werde für immer so bleiben – bin ruiniert – es sei denn …«
Kommentar:
Schon vor Monaten hab ich bei Holly die Kritik zu »Beastly« gelesen, aber trotz eines gewissen Interesses beschlossen, erst mal die Finger von dem Buch zu lassen. Der Trailer zum Film hat meine Aufmerksamkeit erneut auf das Buch gelenkt, und da gerade die deutsche Ausgabe erschienen ist, konnte ich – trotz einiger Skepsis – nicht wiederstehen.
Wie unschwer zu erraten ist, ist »Beastly« eine moderne Aufarbeitung des »Die Schöne und das Biest«-Stoffes: Der Protagonist wird von einer Hexe wegen seines bösartigen Charakters verflucht und kann nur durch einen Kuss seiner wahren Liebe gerettet werden. Das Biest ist hier Kyle Kingsbury, ein reicher, gutaussehender, aber vollkommen oberflächlicher Junge. Er ist ein arroganter Selbstdarsteller, der keinerlei moralische Werte besitzt und sich gerne auf Kosten anderer profiliert. Von seinen Mitschülern bekommt er die Aufmerksamkeit, die ihm seine Eltern versagen: Die Mutter hat die Familie verlassen und meldet sich nie, der Vater ist ein berühmter Nachrichtensprecher, der nur für seine Arbeit lebt und seinen Sohn mit materiellen Dingen für die mangelnde Liebe zu entschädigen versucht. Es passt ins Bild, dass Kyles Vater den Jungen zusammen mit einer Haushälterin und einem Privatlehrer in eine abgeschottete Villa abschiebt, nachdem der Fluch ihn zu einem Monster gemacht hat und klar ist, dass Schönheitsoperationen oder andere medizinische Behandlungsmethoden hier nicht helfen; so einen Sohn kann er nicht brauchen. Angesichts seines Umfelds ist es wirklich kein Wunder, dass Kyle ist, wie er ist.
Kyle, zu diesem Zeitpunkt noch ganz der Alte, probiert zunächst auf seine eigene Weise, den Fluch auszuhebeln: Als erstes versucht er sein Glück mit seiner aktuellen Freundin, die aber dummerweise ebenso oberflächlich ist wie er selbst und die längste Zeit seine Freundin war, nachdem sie seiner monströsen Erscheinung angesichtig wurde. Anschließend macht er sich mit einem gefälschten Userprofil im Internet auf die Suche nach einem passenden Mädchen – nur um festzustellen, dass der schöne Schein nicht nur in der realen, sondern auch in der virtuellen Welt trügt. Schließlich kapituliert er und arrangiert sich mit dem Gedanken, den Rest seines Daseins als Biest zu verbringen und in der Villa eingesperrt zu sein. Zum Zeitvertreib stürzt er sich in die Zucht von Rosen und entwickelt erstmals in seinem Leben Verantwortungsbewusstsein und eine echte Leidenschaft.
Rein zufällig versucht der Vater einer Mitschülerin, die Kyle nur sehr flüchtig kannte, in die Villa einzubrechen – und Kyle erpresst den Mann, ihm seine Tochter zu schicken. Der Kleinkriminelle hat wenig Skrupel, dem Biest seine Tochter zu überlassen, damit er nicht ins Gefängnis muss, und so zieht Lindy bei dem Jungen ein – Kyles letzte Hoffnung und seine einzige Chance, den Fluch zu brechen.
Im Zentrum der Geschichte, die ausschließlich aus Kyles Sicht erzählt wird, steht natürlich die langsame Änderung des Protagonisten, die durchaus nachvollziehbar dargestellt ist. Besonders gut finde ich, dass Kyle sich zwar zum Guten hin ändert, aber dennoch am Ende nicht als völlig weichgespülter und selbstloser Typ rüberkommt, sondern immer noch ein wenig manipulativ ist und nicht alles mit sich machen lässt. Lindy wirkt neben ihm ein wenig blass, obwohl sie fraglos eine liebenswerte Figur ist, und leider ist auch die Darstellung von Kyles wachsender Liebe zu ihr nicht so ganz gelungen: Man erfährt als Leser nämlich zwar darüber, kann es aber nicht fühlen – die großen Emotionen bleiben aus. Das ist ein wenig schade, denn diese hätten der phasenweise etwas vor sich hinplätschernden Geschichte vielleicht den besonderen Kick geben können, der ihr – sicher nicht zuletzt angesichts des allseits bekannten Ausgangs – fehlt.
Total klasse sind die eingestreuten »Chats für ungewollte Gestaltänderung« zu Beginn eines jeden größeren Abschnitts, die von »Mr. Anderson« moderiert werden und an denen verwandelte Märchenfiguren teilnehmen. Neben »BeastNYC« sind das die unglückliche kleine Meerjungfrau »SilentMaid«, »Grizzlyguy«, der seine liebe Not mit Schneeweißchen und Rosenrot hat, sowie »Froggie«, der zwar mit seinen Schwimmhäute nicht vernünftig tippen, aber immerhin den Gameboy einer Prinzessin aus dem Tumpel retten kann. Die Dialoge zwischen den verhexten Leidensgenossen sind wirklich witzig – von denen hätte ich gerne mehr gehabt.
Fazit:
11/15 – Die moderne Aufarbeitung des »Die Schöne und das Biest«-Stoffes für Jugendliche bietet richtig gute Unterhaltung, allerdings fehlt ihr das gewisse Etwas.
Originaltitel: The Vintage Caper
Inhalt:
Einen solch heiklen Fall hat die ebenso intelligente wie attraktive Elena Morales noch nie in ihrer Versicherung bearbeiten müssen: Als Sanitäter getarnte Diebe haben den Weinkeller eines reichen Anwalts aus Los Angeles leer geräumt und sind in einem Krankenwagen mit 600 Flaschen edelsten französischen Weines im Wert von drei Millionen Dollar entkommen. Als Komplize dabei war der Hausmeister des Anwalts, der den Dieben das Tor öffnete.
Elena will den Schaden vorerst nicht begleichen, zu obskur scheint ihr der Fall, zu schleppend laufen die polizeilichen Ermittlungen an. Glücklicherweise ist ihr Teilzeitgeliebter Sam Levitt frankophil und ein Weinkenner von hohen Gnaden. Da er zwischenzeitlich auf die schiefe Bahn geraten ist und dringend Geld braucht, kann er Elenas Angebot nicht ausschlagen: Er soll den gestohlenen Wein aufspüren. Nur im Erfolgsfall erhält er einen Lohn. Die Intuition sagt ihm: Wenn ausschließlich französischer Wein geraubt wurde, muss es sich um eine Art patriotischen Diebstahl handeln, um eine Rückführung des Weines in seine Heimat. Die Spur führt nach Marseille, und Sam nimmt sie auf seine Weise auf: lustvoll, unkonventionell und unverschämt raffiniert.
Kommentar:
Ich will es einigermaßen kurz machen, denn viel gibt das Buch auch gar nicht her. Obwohl die Grundidee, der Weindiebstahl, eigentlich ganz nett und mal was anderes ist, bietet der Kriminalfall bestenfalls Stoff für eine Kurzgeschichte. Deshalb ist er großzügig angereichert mit zahlreichen Nebenthemen rund um die französische Lebensart jeder Couleur: In aller Ausführlichkeit erfährt der Leser jede Menge Details über Gebäude und Straßenzüge sowie Mode und französische Lässigkeit, über Weingüter, Weingeschmack, Weingeschichte und Grundsatzfragen rund um den Wein, etwa: »Aus welchem Land kommt der beste Wein?« (ratet!), »Sind Schraubverschlüsse Korken vorzuziehen?« oder »Gibt es den perfekten Gaumen?« Und weil Detektiv Sam und seine bordelaise Assistentin Sophie während ihrer Ermittlung außer Weintrinken im wesentlichen Essen, bleiben ausführliche Beschreibungen von Nobelrestaurants und unverfälschten, charmanten, touristenfreien Klitschen, von Menüfolgen, Speisen, kulturellen Geschmacksunterschieden (Innereien sind toll, auch wenn Amerikaner sie nicht zu schätzen wissen) und Esstechniken (etwa der des Austernessens) nicht aus. Üblicherweise tragen solche Dinge zum Flair eines Buches bei und ich mag Einblicke in eine Kultur durchaus gerne, doch hier ist das Verhältnis zwischen Kriminalfall und kulturellen Aspekten vollkommen unausgewogen und macht deshalb keinen Spaß mehr – zumindest nicht, wenn man einen Krimi und keine Glorifizierung Frankreichs lesen will.
Wie Hauptfigur Sam, verbrecherischer Ex-Jurist, es zum Versicherungsdetektiv gebracht hat, ist unklar; er dürfte nämlich zu den unfähigsten Ermittlern gehören, die mir je begegnet sind: Selbst die naheliegendsten Dinge kommen ihm nicht in den Sinn und müssen ihm von Dritten – meist in Gestalt einer schönen Frau – eingeflüstert werden. Das verwundert allerdings nicht weiter, wenn man sich seine Grundregel bei kriminaltechnischen Ermittlungen betrachtet: »Um den Tathergang zu verstehen, muss man zum Ausgangspunkt zurückkehren. Und der befindet sich in diesem Fall im Herkunftsland des gestohlenen Weines.« (S. 61) Nun ja … zumindest ist es ein guter Grund für eine Reise ins gelobte französische Land, wie sogar Auftraggeberin Elena erkennt, die übrigens praktisch keine Rolle spielt, obwohl sie im Klappentext so prominent erwähnt wird.
Zur mangelhaften Ausarbeitung des Kriminalfalls und den wenig überzeugenden Ermittlern passt dann das Ende, das zumindest mal ungewöhnlich ist. Obwohl ich persönlich einen vielleicht langweiligen, aber »vernünftigen« Ausgang einer Geschichte bevorzuge, kann ich normalerweise auch mit unorthodoxen Auflösungen leben – vorausgesetzt, sie sind gut begründet und nachvollziehbar. In diesem Fall ist das aber leider nicht so, insofern ist auch der Ausgang der Geschichte eher unfassbar denn überzeugend.
Hinzu kommen dann noch Erzähltechniken, die mir so gar nicht liegen. Zahllose Figurenperspektiven, die komplett unnötig sind, sind das erste Ärgernis: Das Buch startet aus der Sicht des Weinsammlers, der später bestohlen wird, und geht über in die Perspektive des Diebes. Anschließend ist erneut der Weinsammler am Zug; seine Perspektive geht mitten im Gespräch auf Versicherungsfrau Elena über, bevor irgendwann endlich Ermittler Sam ins Spiel kommt, dessen Assistentin Sophie natürlich ebenfalls Teile der Geschichte schildern darf. Zu allem Überfluss wird die Erzählung aus der Sicht einer Person durch vereinzelte Gedanken einer anderen Figur unterbrochen, und zwischenzeitlich meldet sich auch noch immer wieder ein allwissende Erzähler zu Wort. Das geht einfach gar nicht.
Fazit:
5/15 – Eine Geschichte, die sich leicht und locker nebenbei weglesen lässt, die aber eigentlich kein Krimi, sondern eine Liebeserklärung an Frankreich und die französische Kultur ist. Angesichts des Hintergrunds von Peter Mayle, einem nach Frankreich ausgewanderten Briten, der seine Erlebnisse in der neuen Heimat schon in mehreren Büchern (u.a. »Mein Jahr in der Provence«) sehr erfolgreich verarbeitet hat, ist das wohl keine echte Überraschung; vielleicht hätte er dabei bleiben sollen, statt sich aufs Krimigenre zu verlagern.
2. Teil der Lila-Ziegler-Serie
Inhalt:
»Mein Name ist Lila Ziegler, ich habe mindestens zwei verschiedene Aufputschmittel und jede Menge Alkohol zu mir genommen …« – Lila Ziegler macht mal wieder keine halben Sachen. Nachdem sie zwei Wochen daran gearbeitet hat, ihren Beziehungsschmerz zu betäuben, begibt sie sich in eine Klinik zur Entgiftung. Dort fällt ihr eine Putzfrau auf, deren Arm ein auffälliges Hämatom ziert. Nur ein paar Tage später wird Lila Zeugin, wie die junge Frau an einem Herzinfarkt stirbt. Lilas Neugier ist geweckt: War das wirklich ein natürlicher Tod? Dreist bewirbt sie sich auf die frei gewordene Stelle der Abteilungsleitung in der Putzkolonne und bald bietet sich ihr ein sehr widersprüchliches Bild von der Verstorbenen: liebevolle Mutter oder nymphomanisches Flittchen? Hilfsbereite Kollegin oder karrieresüchtige Zicke? Als Privatdetektiv Ben Danner in der Klinik auftaucht, muss sich Lila endlich ihm und ihrer eigenen Geschichte stellen. Gleichzeitig kristallisiert sich ein handfestes Motiv für einen Mord heraus …
Kommentar:
Lila Ziegler ermittelt wieder – diesmal über weite Strecken ohne Danner, wegen dem sie unter heftigem Liebeskummer leidet. Nachdem sie sich eine Weile mit Drogen und Alkohol abgeschossen hat, landet sie schließlich im Krankenhaus, wo ihr eine junge Putzfrau mit auffälligem Hämatom auffällt. Nicht viel später stirbt die Reinigungskraft an einem Herzinfarkt, doch Lila kommt die Sache seltsam vor. Nicht zuletzt, um sich von ihren eigenen Problemen abzulenken, erschleicht sie sich die frei gewordene Stelle der Verstorbenen, um herauszufinden, ob Janna wirklich eines natürlichen Todes gestorben ist.
Wie schon im ersten Teil der Serie gibt es auch hier wieder einige Unglaubwürdigkeiten, vor allem was Lilas Einstellung als Leiterin der Putzkolonne angeht. Zudem geht die Neu-Detektivin auch in ihrem neuen Fall nicht besonders geschickt: Auf die ihr eigene, wenig subtile Weise befragt sie alle möglichen Zeugen und Verdächtigen und legt sich in Windeseile mit den falschen Leuten an – kurzum: Sie tut alles, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und als verdeckte Ermittlerin aufzufliegen. Dennoch gilt, was auch für »Der 13. Brief« galt: Trotz solcher Ungereimtheiten macht das Buch Spaß. Es ist zwar etwas weniger humorvoll als Band 1, und der Fokus liegt diesmal mehr auf dem Fall als auf Lila und den anderen Figuren, aber das schadet nicht – im Gegenteil: Der neue Fall ist überzeugender als der erste, denn er ist deutlich spannender und glaubwürdiger. Und Lila ist und bleibt trotz einiger seltsamer Verhaltensweisen und Angewohnheiten eine tolle Heldin mit trockenem Humor und einer manchmal recht eigenen Sicht der Dinge.
Ein wenig schade fand ich, dass die merkwürdig-charmante Hausgemeinschaft von Lila, Danner und Molle so in den Hintergrund gerückt wurde und dass Molle ebenso wie Lilas Freundinnen aus Band 1 und Kommissar Staschek nur einen Kurzauftritt hatten, es besteht aber berechtigte Hoffnung, dass sich das im nächsten Band wieder ändert.
Nach wie vor gewöhnungebedürftig ist die Einbindung der wörtlichen Rede in den Text, z.B.: »›Ich wollte euch erst bekannt machen‹, schwitzte Herold.«, S. 69. Sowas lässt mich immer wieder stolpern und ist für mich einfach sinnentstellend: Sätze werden m.E. nicht herausgeschwitzt, ebenso wenig wie sie gezwinkert oder genickt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob sowas noch als stilistische Eigenheit durchgeht oder schlicht falsch ist.
Fazit:
11/15 – Ein netter Krimi, bei dem die Mischung zwischen Handlung und Figuren ausgewogener ist als noch beim Vorgänger.
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Serieninfo:
01 Der 13. Brief (Rezension)
02 Hämatom (Rezension)
Darcy-Brüder, Buch 2
Inhalt:
Nichts läuft mehr richtig im Leben von Danny Darcy, Sänger der Folkband »Dylan’s Dogs«. Soozie, seine geliebte Frau, will sich scheiden lassen, und seine Lieder sind chronisch erfolglos. Doch anders als bei vielen verlassenen Männern ist es bei ihm ein Familienfluch. Um ihn aufzuheben, reist Darcy in die Sümpfe Louisianas – und findet eine Welt, in der Wespenkinder, lesende Baumwollspinnen und Sirenen über Leben und Tod entscheiden …
Kommentar:
»Lyra« ist die Fortsetzung von »Fabula«, kann aber auch unabhängig von Teil 1 gelesen werden. Die Geschichte dreht sich um den zweiten Sohn der Scherazade Helen Darcy: den Musiker Danny. Danny und seine Frau Sunny erwarten ein Baby, doch weil Dannys Mutter der jungen Frau eine schmerzliche Lüge in den Kopf setzt, verlässt sie ihren Mann. Danny, der alles daran setzt, um Sunny zurückzugewinnen, findet heraus, dass ihm die Sirenen aus den Sümpfen von Louisiana helfen können. Gemeinsam mit seiner Frau macht er sich schließlich auf die gefährliche Reise zu den sagenumwobenen Wesen, um ihre Ehe und das Leben ihres ungeborenen Kindes zu retten.
So dramatisch und spannend wie sich das anhören mag, ist es leider nicht. Dem Buch liegen gute Ideen zugrunde und es startet auch interessant, baut aber – trotz einiger Roadmoviezüge während Dannys Odyssee von einem »Helfer« zum nächsten – mehr und mehr ab, um am Ende vollkommen ins Fantasisch-Märchenhafte abzugleiten. Das Problem an dem Buch ist, dass die eigentliche Handlung total dünn ist und mit zahlreichen ausufernden Geschichten innerhalb der Geschichte sowie mit eingestreuten Songtiteln bzw. -zeilen (die Musik ist neben Sunny schließlich Dannys große Liebe) maßlos aufgeblasen wird. Manch einer mag das stimmungsvoll finden, ich fand es schlicht nicht gelungen, zumal mich die Stimmung nicht gepackt hat, und war zunehmend genervt. Hinzu kommt, dass die fantastischen Vorgänge am Ende zum Teil ziemlich übersteigert sind, keinen rechten Sinn ergeben und sich überschlagen bzw. umkehren nach dem Motto: Nichts ist, wie es scheint. Manch einer mag das in Ordnung finden, weil man es hier nun mal mit fantastischer Literatur zu tun hat, ich persönlich bin aber der Meinung, dass auch ein Fantasybuch einer werkimmanenten Logik folgen muss. Ich gestehe aber auch, dass ich zu diesem Zeitpunkt keine Lust mehr hatte, nach einem womöglich vorhandenen tieferen Sinn zu suchen, Hinweise abzuwägen und mitzurätseln; dazu war ich schon viel zu gelangweilt und genervt und wollte es einfach nur noch hinter mich bringen. (Aber immerhin hab ich durchgehalten, während mein Mann das Buch auf S. 310 von 400 abgebrochen hat!)
Meine schlimmsten Befürchtungen in Sachen Sprache sah ich bereits auf der ersten Textseite (11) bestätigt, wo mich – quasi zur Begrüßung – folgender mit metaphorischen Vergleichen angereicherte Satz angesprungen hat:
Die Welt war ein müder Blues mit einer Stimme, die von Rauch und Whiskey krächzte wie ein Gebäude, dessen Wände dem Sturm nicht länger standzuhalten vermögen.
Zu meiner Erleichterung konnte ich aber feststellen, dass das Buch sprachlich-stilistisch nicht so überladen ist wie angenommen: Der »typische Marzi-Stil«, bei dem ein Bild das nächste jagt, um ein- und dieselbe Sache zu beschreiben, ist zum Glück nur im Ansatz vorhanden. Leider gibt es aber etwas anderes zu bemäkeln: Einzelsätze und Halbsätze – manchmal auch in Form von nur ein oder zwei Wörtern und kombiniert mit Songtiteln –, die jeweils in einer neuen Zeile beginnen. Das liest sich in der milden Variante so:
Sie drehte das Radio auf.
Lehnte sich zurück.
Beobachtete, wie die Welt da draußen vor dem Fenster vorbeizog.
»Buddy Holly«, sagte sie sehnsüchtig.
Everyday.
(S. 203)
In der exzessiven Form wird das noch viel weiter getrieben, und es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber ich hab mich an einigen Stellen wirklich verarscht gefühlt – zumal ich mich frage, ob das eigentlich wirklich ein Stilmittel des Autors ist oder vielleicht doch nur der Zeilen- bzw. Seitenschinderei seitens des Verlages dient. Wie so oft bei Marzis Büchern fällt nämlich auch hier auf, dass das Buch äußerst großzügig – in ungewohnt großer Schrift mit großem Zeilenabstand gesetzt wurde. Man kennt das ja bereits von den anderen Marzi-Büchern, die bei Heyne veröffentlicht wurden und zusammen mit den Elfen, Zwergen, Orks usw. ins 14 Euro teure Fantasy-Broschur-Programmsegment passen sollen, obwohl sie vom Umfang her nicht wirklich gut dafür geeignet sind.
Fazit:
4/15 – Die Idee sowie einzelne Elemente der Geschichte sind eigentlich gut, die Umsetzung ist aber nicht wirklich gelungen.
1. Teil der Lila-Ziegler-Serie
Inhalt:
Die 20-jährige Lila entscheidet sich zu einem radikalen Schnitt: Statt, wie von ihren Eltern gewünscht, ihr Jurastudium in Münster anzutreten, steigt sie in Bochum aus dem Zug, um dort ein selbstbestimmtes Leben zu beginnen. Mittels eines Tricks erschleicht sie sich bei Privatdetektiv Danner zunächst nur einen kostenlosen Schlafplatz, dann aber sogar einen Job. Denn Danner, eigentlich ein notorischer Einzelgänger, steckt mit seinem jüngsten Fall in der Sackgasse: Die erst 16-jährige Eva hat in ihrer Schule Selbstmord begangen. Im Auftrag seines Freundes Staschek, dessen Tochter mit der Toten befreundet war, soll Danner nun die Hintergründe ermitteln. Doch obwohl er sich als Sportlehrer in die Schule einschmuggeln konnte, findet er nichts über das Motiv des Freitods heraus. Unversehens findet sich Lila auf der Schulbank wieder und nicht nur ihre Gefühlswelt gerät in Gefahr …
Kommentar:
Das Debüt von Lucie Klassen (inzwischen Flebbe), für das die Autorin 2009 mit dem Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie »Bester Erstlingsroman« ausgezeichnet wurde, lässt mich mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Einerseits hat mich das Buch mit seinen tollen, wenn auch sehr eigenen Figuren und dem Erzählstil nämlich sehr gut unterhalten; andererseits ist die Handlung nicht wirklich überzeugend.
»Der 13. Brief« steht und fällt mir seiner Hauptfigur Lila Ziegler, die zunächst einfach nur ein aufsässiges Mädchen aus gutem Hause zu sein scheint, im Laufe der Geschichte aber ihren schwierigen Hintergrund offenbart. Auf ihrem Selbstfindungstrip in Bochum erlebt sie erstmals wie es ist, wenn sich jemand um einen kümmert und wenn man verliebt ist, außerdem schließt sie zum ersten Mal in ihrem Leben Freundschaften – die allerdings dummerweise auf einer Lüge basieren, denn ihre Aufgabe ist es, ihre neuen Freundinnen über den Tod von Eva auszuhorchen. Entsprechend glaubwürdig sind auch die Selbstzweifel, die Lila immer wieder befallen, wenn sie einem der Mädchen eine Lügengeschichte auftischt, um etwas über Evas Selbstmord herauszukriegen. Obwohl sie manchmal ziemlich sarkastisch, dreist und anstrengend ist, ist Lila ingesamt eine sehr charmante und authentische Heldin.
Ebenso glaubwürdig sind die beiden Herren, die sich Lilas annehmen: Kneipenwirt Molle und Privatdetektiv Danner. Molle ist die gute Seele des Buchs und der Fels in der Brandung – er gibt Lila einen Job, Essen und sorgt für einen Schlafplatz. Danner hingegen ist weniger nett: Er will Lila am liebsten sofort wieder loswerden und ist ein echtes machohaftes Raubein; eigentlich ist er genau so, wie man sich einen abgehalfterten, schlecht gelaunten und dennoch charismatischen Privatdetektiv vorstellt. Und auch bei den restlichen Nebenfiguren beweist Flebbe viel Abwechslungsreichtum und ein sehr gutes Händchen – sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern, unter denen sich zwar einige sonderbare Charaktere tummeln, die es jedoch normalerweise an jeder Schule wirklich gibt.
Weniger überzeugend als die Personen ist – wie bereits angesprochen – die Handlung. Schon Danner kommt mir in seiner Rolle als Aushilfssportlehrer nur bedingt glaubwürdig vor. Dass dann aber auch noch die tatsächlich 20-jährige Lila als 16-Jährige von einem Tag auf den anderen ohne irgendwelche Dokumente oder Eltern/Erziehungsberechtigte mal eben in einer Schule angemeldet werden kann, wo sie trotz ihrer Unerfahrenheit als verdeckte Ermittlerin tätig werden soll, ist wirklich wenig wahrscheinlich. Ebenso wenig wahrscheinlich ist, dass sie als vier Jahre jüngeres Mädchen durchgeht (während sie sich übrigens an anderer Stelle ebenso problemlos für sechs Jahre älter ausgibt) und von Evas Freundinnen sofort akzeptiert wird, denn Mädchen in diesem Alter schließen meiner Erfahrung nach nicht so schnell neue Freundschaften. Und dass Lila nach der Schule ständig zusammen mit Danner in der Gegend herumzieht und Leute befragt, scheint mir auch nicht gerade ein effektives Vorgehen zu sein, um die Tarnung aufrechtzuerhalten. Der Fall an sich mit all seine Verwicklungen ist letztendlich etwas konstruiert und nur bedingt glaubwürdig, alles in allem aber trotzdem ganz spannend.
Stilistisch ist das Buch im Zusammenspiel zwischen Erzähltext und wörtlicher Rede bisweilen etwas eigen (um es mal vorsichtig zu formulieren). Immer wieder findet man Konstruktionen wie: »›Sie hat sich allein mit ihm im Keller getroffen!‹, wurde sie dann sofort wieder wütend.«, S. 181, oder: »Sein Blick wurde so kalt, dass mir ein Schauer über den Rücken kroch: ›Wenn du nicht sofort die Biege machst, fliegst du raus, ist das klar?‹«, S. 183. Davon abgesehen ist der Roman aber flüssig, humorvoll und extrem unterhaltsam geschrieben.
Fazit:
10/15 – Ein Buch, das viel Charme hat und gute Unterhaltung bietet, wenn man nicht allzu intensiv über die Handlungs-/Logikmängel nachdenkt.
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Serieninfo:
01 Der 13. Brief (Rezension)
02 Hämatom (Rezension)
Deutscher Titel: Es begann in einer Winternacht
Wallflower-Quartett, Teil 3
Inhalt:
Sebastian, Lord St. Vincent, hat den Ruf eines Frauenhelden – und doch ist er der Einzige, der die scheue Erbin Evangeline vor ihren geldgierigen Verwandten retten kann. Mutig macht sie dem in einer finanziellen Krise steckenden Viscount einen Heiratsantrag. Allerdings unter einer Bedingung: keine erotischen Annäherungen nach der Hochzeitsnacht! Denn niemals will Evangeline zu den Damen gehören, denen der charmante Lord das Herz gebrochen hat. Aber schon auf der winterlichen Reise zur Trauung in Gretna Green sprühen die Funken der Leidenschaft. Als sie einander in der eiskalten Kutsche wärmen, erwacht heißes Begehren …
Kommentar:
Die Leseprobe zu diesem Buch in »It Happened One Autumn« (dt.: Herbstfeuer/Der Earl und die Erbin) war ein extrem wirksamer Teaser – weshalb der Griff zu Band 3 der Wallflower-Serie eine Frage der Zeit war. Das Buch knüpft praktisch unmittelbar an die Ereignisse der Vorgängerbandes an, insofern macht es Sinn, die Bücher nach Möglichkeit in der richtigen Reihenfolge zu lesen; natürlich funktioniert das Buch aber auch für sich genommen, es macht nur nicht ganz so viel Spaß.
Das Buch startet ohne jedes Vorgeplänkel mit Evangeline Heiratsantrag an Viscount St. Vincent, der zwar einigermaßen überrumpelt ist, aber aufgrund seiner finanziellen Lage kaum eine Wahl hat als das Angebot der reichen Erbin anzunehmen. Da Evangelines habgierige Verwandte ihr auf den Fersen sind und die Zeit drängt, besteigen Evie und Sebastian kaum eine Stunde später eine Kutsche nach Gretna Green, um dort ihre Zweckehe zu schließen. Doch schon unterwegs kommen sich die beiden näher, und der Viscount entwickelt eine Fürsorge, die ein Evie ein ungekanntes Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit hervorruft.
Frisch verheiratet zurück in London, quartieren sich Evie und Sebastian im Spielclub von Evies Vater Ivo Jenner ein (an den sich Kleypas-Leser evtl. aus dem Buch »Roulette des Herzens«/»Dreaming of You« erinnern). Während Evie sich aufopferungsvoll um ihren sterbenden Vater kümmert, übernimmt Sebastian direkt das Kommando über den Club, um diesen wieder auf Vordermann zu bringen. Darüber hinaus steht er aber auch Evie in ihrer Trauer bei und unterstützt bzw. beschützt sie, wo er nur kann. Die Umstände schweißen die beiden mehr und mehr zusammen, bis sie sich schließlich trotz aller Ängste zueinander bekennen. Man hat es also mit einem typischen »Vernunfts- wird Liebesehe«-Plot zu tun, der solide umgesetzt ist, sich an einigen Stellen aber doch ein wenig zieht. Für meinen Geschmack gab es zudem zu viele lebensbedrohliche Situationen – zumal ich die Rachegelüste des ehemaligen Angestellten Bullard nicht überzeugend fand. Sehr interessant hingegen war der Blick auf die medizinischen Ansichten und Behandlungsmethoden der damaligen Zeit.
Einmal mehr überzeugend sind die Figuren. Die reiche Evangeline, die von ihren geldgierigen Verwandten misshandelt wird und dazu gezwungen werden soll, ihren Cousin zu heiraten, handelt aus purer Verzweiflung als sie Sebastian die Hochzeit vorschlägt, obwohl sie ihn auf den Tod nicht ausstehen kann. Zunächst hält man sie für eine schwache Person, doch schon bald erweist sie sich als überraschend willensstark, stur, entschlossen und absolut dazu in der Lage, Sebastians Eskapaden mit der nötigen Ruhe zu begegnen. Sie denkt nicht daran, sich weiterhin herumschubsen zu lassen und bietet Sebastian Paroli, wo sie nur kann; gleichzeitig ist sie aber eine sehr liebevolle, fürsorgliche Figur. Sebastian hingegen, der bereits in »Herbstfeuer« eine tragende Rolle gespielt und versucht hat, die Verlobte seines besten Freundes zu entführen, ist eigentlich der ultimative Bösewicht. Er ist egozentrisch, rücksichtslos, durch und durch unmoralisch und sehr stolz darauf. Sein ausschweifendes Leben aufzugeben, kommt für ihn nicht in Frage – aber Evie verlangt das ja auch gar nicht von ihm, weshalb die finanziell einträgliche Ehe nur Vorteile für ihn bringt. Womit St. Vincent allerdings nicht rechnet: Dass Evie ungekannte Gefühle in ihm weckt und ihn verändert. Bereits auf der Reise nach Gretna Green beginnt seine Wandlung, die sich in kleinen fürsorglichen Gesten spiegelt und später zu Eifersuchtsanfällen führt. Sein ausgeprägter Beschützerinstinkt und das starke Besitzdenken lassen ihn bisweilen ziemlich herrisch wirken, trüben aber seinen Charakter nicht, zumal Evies Wohl für ihn immer im Vordergrund steht und seine Angst glaubwürdig wirkt.
Die Auftritte der anderen Mauerblümchen sind in diesem Buch leider relativ gering gehalten, der grandiose Lord Westcliff spielt aber eine größere Rolle und ist gewohnt hinreißend. Überdies wird in diesem Buch Cam Rohan eingeführt, der Halbblut-Roma und künftige Protagonist dem Buch »Mine Till Midnight«. Er ist das Faktotum in Jenners Spielclub und Auslöser für die eine oder andere Eifersuchtsszene; außerdem küsst er Mauerblümchen Nummer 4, Daisy Bowman. Mich würde brennen interessieren, ob es Kleypas‘ ursprünglicher Plan war, Daisy und Cam im letzten Band der Serie zusammenzubringen, bevor sie sich entschlossen hat, mit dem Roma die neue Hathaway-Serie zu starten. So oder so: Es ist wirklich grandios, wie elegant Kleypas ihre Bücher miteinander verknüpft!
Fazit:
12/15 – Erneut ein richtig guter Roman aus der Feder von Lisa Kleypas, von dem ich mir allerdings aufgrund des überragenden Anfangs noch mehr versprochen hatte; zwischenzeitlich wirkte die Geschichte etwas überladen und zäh.
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Serieninfo:
01 Secrets of a Summer Night | Geheimnisse einer Sommernacht
02 It Happened One Autumn | Herbstfeuer (Cora)/Der Earl und die Erbin (Mira) (Rezension)
03 The Devil in Winter | Es begann in einer Winternacht (Rezension)
04 Scandal in Spring | Frühlingsküsse
05 A Wallflower Christmas
Außerdem gibt es Verbindungen zur Hathaway-Serie und dem Einzeltitel »Again the Magic« (dt. »Und ewig brennt das Feuer«).
Originaltitel: Shakespeare’s Landlord
1. Teil der Lily-Bard-Serie
Inhalt:
Lily ist 31 Jahre alt wohnt im kleinen, scheinbar harmlosen Ort Shakespeare in Amerikas verschlafenem Süden und verdient ihr Geld mit Putzen. Ihr Hobby ist Karate. Sie ist Einzelgängerin und achtet streng auf ihre Unabhängigkeit. Denn sie hat große Angst davor, dass irgend jemand die Geheimnisse ihrer Vergangenheit entdeckt.
Kommentar:
»Tod in Shakespeare« ist der erste Band der fünfteiligen Lily-Bard-Serie – und der einzige, der hierzulande übersetzt wurde. Da das Buch bereits 2004 erschienen ist, gehe ich auch nicht davon aus, dass noch was nachkommt; möglicherweise ist die Serie hinter den Verkaufserwartungen zurückgeblieben, was mich aufgrund des nichtssagenden Klappentextes nicht wirklich wundern würde.
Lily Bard lebt seit einigen Jahren zurückgezogen im Südstaatennest Shakespeare, wo sie trotz eines Collegeabschlusses als Putzfrau arbeitet. Als sie eines Nachts auf einem ihrer Spaziergänge beobachtet, wie die Leiche des Hausverwalters entsorgt wird, gerät sie in eine Zwickmühle: Soll sie den Toten einfach im Park liegen lassen oder das Verbrechen melden und damit riskieren, dass die Polizei in ihrem Privatleben herumwühlt, das sie bislang so sorgfältig geschützt hat? Sie entscheidet sich für einen anonymen Anruf, befindet sich damit aber dennoch im Visier des Polizisten Claude Friedrich, der ahnt, dass Lily es war, die ihn alarmiert hat. In der Folge wird sie nicht nur mit ihrer schlimmen Vergangenheit konfrontiert, sondern sie gerät außerdem von einer bedrohlichen Situation in die nächste. Das hindert sie aber nicht daran, ihre eigenen Nachforschungen darüber anzustellen, wer den Hausverwalter auf dem Gewissen hat.
»Tod in Shakespeare« ist trotz des Titels eigentlich nicht wirklich ein Krimi: Der Mord ist nur von untergeordneter Bedeutung und seine Aufklärung läuft eher nebenbei ab; dennoch ist der Fall solide und plausibel. Im Zentrum des Buches steht die Vergangenheitsbewältigung der Zynikerin Lily, die sich mit Putzjobs finanziell über Wasser hält und versucht, ihre Ängste durch Fitness- und Karatetraining in den Griff zu kriegen. Sie ist eine manchmal distanziert wirkende und ziemlich komplexe, aber sehr interessante Figur, die in diesem Band der Serie ihre ersten Schritte in ein neues, freieres Leben macht.
Man lernt aber nicht nur Lily kennen, sondern auch zahlreiche ihrer Kunden. Die Ausarbeitung der Kleinstadtszenerie mit ihren teils etwas merkwürdigen Bewohnern und deren Beziehungen untereinander ist wesentlicher Bestandteil der Geschichte, weshalb die Handlung sich manchmal etwas zieht. Das Buch erweckt den Eindruck eines typischen Einführungsbandes einer durchkonzipierten Serie, für die hier erst mal die Grundvoraussetzungen geschaffen werden müssen – notwendig, aber zum Teil ein wenig zäh. Hinzu kommt, dass die Informationsflut bisweilen schwer zu überschauen ist und die Vielzahl der Personen schwer auseinanderzuhalten sind; das gibt sich aber im Laufe der Zeit.
Fazit:
10/15 – Trotz einiger Abstriche ein gutes Buch, das vor allem von seiner tragischen Heldin lebt.
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Serieninfo:
01 Shakespeare’s Landlord | Tod in Shakespeare
02 Shakespeare’s Champion
03 Shakespeare’s Christmas
04 Shakespeare’s Trollop
05 Shakespeare’s Counselor
Originaltitel: Hex Hall
Hex Hall, Teil 1
Inhalt:
Sophie Mercer ist eine Hexe. Doch die Sache mit der Magie klappt noch nicht so richtig. Als sie einer Mitschülerin helfen will, endet dies mit derart katastrophalen Folgen, dass ihre Mutter sie an die Hecate Hall schickt, ein Internat für junge Hexen, Gestaltwandler und Feen. Dort teilt sich Sophie ein Zimmer mit der einzigen Vampirin der Schule. Bald nach ihrer Ankunft versucht ein Trio dunkler Hexen, sie für ihren Zirkel zu gewinnen. Und Sophie verliebt sich Hals über Kopf in den traumhaft gut aussehenden Hexer Archer – den Herzensbrecher von Hecate Hall. Da werden auf dem Campus einige Hexen angegriffen, und der Verdacht fällt auf Sophies Zimmergenossin.
Kommentar:
Ich weiß gar nicht wirklich, was ich von diesem Buch erwartet hatte – eigentlich nicht viel. Ich fand einfach, dass der Klappentext ganz nett klingt, und hatte Lust auf eine Internatsgeschichte mit Hexen. Spätestens der Blick auf die Cover der amerikanischen Ausgaben offenbart (s. auch Anmerkung hier), dass es sich bei »Wilder Zauber« weniger um ein Erwachsenenbuch, denn um einen Young-Adult– oder All-Age-Roman handelt. Der Lyx-Verlag kaschiert die Tatsache mit der für seine Romantic-Fantasy-Bücher typischen Umschlaggestaltung, die den Buchinhalt leider nicht besonders gut transportiert: »Wilder Zauber« ist nämlich nicht wirklich ein Liebesroman, sondern vielmehr ein Urban-Fantasy-Teenie-Abenteuer.
Der Geschichte ist schnell erzählt: Nach einem verunglückten Liebeszauber – nicht ihr erstes Missgeschick dieser Art –, landet Sophie im Internat Hecate Hall, genannt Hex Hall, wo Jugendliche mit übernatürlichen Kräften untergebracht werden, die mehrfach durch Verfehlungen auffällig geworden sind. Sophie, die in der Welt der Menschen aufgewachsen ist, sieht sich erstmals mit anderen Hexen und Zauberern, Gestaltwandlern, Elfen und sogar einer Vampirin konfrontiert, die auch noch ausgerechnet ihre Zimmergenossin wird. Trotz anfänglicher Vorbehalte freundet sie sich schnell mit Jenna an, darüber hinaus ist sie aber eher eine Außenseiterin, zumal sie den Eintritt in einen dunklen Hexenzirkel ablehnt. Als zwei der Mitglieder dieses Hexenzirkels Attentaten zum Opfer fallen und ausgesaugt werden, gerät Jenna unter Verdacht und wird schließlich von der Schule geschickt. Sophie allerdings glaubt an ihre Unschuld und deckt schließlich auf, was wirklich geschehen ist.
Die Handlung ist nicht besonders originell oder komplex, aber schlüssig und vor allem außerst unterhaltsam. Obwohl man es hier mit dem ersten Band einer Serie zu tun hat, bei dem nun mal einige Zeit darauf verwendet werden muss, die magische Welt vorzustellen, wird die Autorin niemals ausufernd oder verliert sich in seitenlangen, langwierigen Erklärungen. Sie bindet die notwendigen Informationen elegant in die Handlung ein und verknüpft sie immer mit dem aktuellen Geschehen und Sophies Entwicklung, die eigentlich im Zentrum der Geschichte steht.
Die Tochter eines Zauberers ist bei ihrer menschlichen Mutter aufgewachsen, weshalb Sophie das eine oder andere Defizit in Sachen Magie hat, als sie ins Internat kommt. Über ihren Vater, den sie nie persönlich kennengelernt hat, weiß sie so gut wie nichts; erst in Hex Hall erfährt sie, wer er wirklich ist und was es mit ihrer Familie auf sich hat. Ihre Stellung unter den Mitschülern ist vor allem wegen ihres Vaters nicht einfach, doch darauf reagiert sie relativ gelassen und erfreulich wenig selbstmitleidig. Sie ist einfach eine wunderbare Heldin: intelligent, loyal, schlagfertig und wirklich witzig – wenn ihr nicht gerade mal wieder der attraktive Archer die Sprache verschlägt, in den sie sich Hals über Kopf verliebt, obwohl sie ihn eigentlich gar nicht leiden kann.
Aber nicht nur Sophie ist eine herrliche, liebenswerte Heldin, sondern auch die Nebenfiguren sind gut gelungen. Das gilt ganz besonders für Zimmergenossen Jenna mit ihrer Vorliebe für Frauen, Mangas und die Farbe Pink, die es als einzige Vampirin der Schule alles andere als leicht hat, sowie für Sophies Schwarm Archer, der zunächst ziemlich oberflächlich und arrogant erscheint, in dem aber letztendlich weit mehr steckt als angenommen. Darüber hinaus überzeugen auch die Figuren mit kleinerem Handlungsanteil – von den drei furchtbaren, durchtriebenen Schnepfen des Hexenzirkels über die arroganten Elfen und die unter Kontrollverlust leidenden Gestaltwandler bis hin zu den Lehrern, unter denen übrigens auch der vampirische Lord Byron sein Unwesen treibt.
Was das Buch für mich aus der Masse heraushebt, ist der Humor, der genau auf meiner Wellenlänge liegt, weil er ziemlich trocken ist, mit vielen Anspielungen arbeitet und nie in die Slapstick-Ecke abgleitet. In diesem Zusammenhang gebührt das Lob auch der Übersetzerin Michaela Link, die den deutschen Text mit treffsicheren Formulierungen bereichert hat. Ein ganz gutes Bild von Stil und Humor kann man sich anhand der Leseprobe auf der Seite vom Lyx-Verlag oder (schneller) anhand des folgenden Zitats machen, das mich zu einem breiten Grinsen veranlasst hat:
»Es gibt eine Vereinigung, die sich die Allianz nennt«, sagte sie [die Schulvorsteherin] und klang beinahe gelangweilt, als sie auf eine Gruppe nichtssagender Männer und Frauen in Anzügen und Kostümen deutete. Ich fand ihren Ton reichlich geringschätzig für eine Frau, die für einen Rat namens der Rat arbeitete. (S. 77)
Fazit:
14/15 – Ein überzeugender Serienauftakt mit einer tollen Protagonistin und viel Humor – leichte Unterhaltung par excellence. Ich freu mich sehr auf weitere Abenteuer von Sophie; wäre der zweite Band auf Englisch schon raus, hätte ich ihn direkt nach dem Lesen von Band 1 bestellt.
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Serieninfo:
01 Hex Hall | Wilder Zauber
02 Demonglass (März 2011) | Dunkle Magie (März 2011)
03 Raising Demons (April 2011)
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