Hinweis: Alle Amazon-Links sind Affiliate-Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, wenn du auf den Link klickst und bei Amazon einkaufst. Das hilft mir, den Blogs zu finanzieren.
Inhalt:
Lady Annabelle Ashton, die Tochter des Earl of Havercroft, ist ruiniert, denn sie ist beim Versuch erwischt worden, mit dem Kutscher ihres Vaters durchzubrennen. Ihr wohlhabender Verlobter löst daraufhin die Verbindung und die Familie muss nicht nur mit dem Skandal leben, sondern steht außerdem vor dem finanziellen Ruin. Diese Gelegenheit lässt sich Bernie Mason, der Erzfeind des Earls, nicht entgehen: Der reiche Emporkömmling, der jahrzehntelang unter den Schmähungen seines Nachbarn Havercroft zu leiden hatte, schlägt seinen auf die schiefe Bahn geratenen Sohn Reginald als Bräutigam für das entehrte Mädchen vor und bietet so einen Ausweg aus dem Skandal sowie aus der finanziellen Misere. Reginald und Annabelle müssen sich gezwungenermaßen der Abmachung fügen – ein denkbar schlechter Start für eine Ehe …
Kommentar:
Vorweg sei gesagt, dass »A Matter of Class« kein »vollwertiger« Roman, sondern eine Novelle ist: Das ca. 12 Euro teure Hardcover hat nur knapp 200 Seiten, die auch noch in großer Schrift und mit großzügigem Zeilenabstand gesetzt sind. Wer viel Geschichte für sein Geld erwartet, ist mit diesem Buch schlecht beraten; allen anderen sei das Buch trotz des fraglos überteuerten Preises ans Herz gelegt, denn es bietet allerbeste Regency-Romance-Unterhaltung.
Reggie Mason hat in letzter Zeit einen Hang zum Glücksspiel und ein Faible für teure Mode entwickelt und jede Menge Schulden angehäuft. Sein Vater macht sich ernsthafte Sorgen deshalb, zumal er seinem Sohn eine gesellschaftliche Stellung ermöglichen möchte, die ihm selbst nie vergönnt war: Der Nordengländer aus der Arbeiterschicht hat sein sagenhaftes Vermögen als Kohlenhändler gemacht, wurde aber in adligen Kreisen trotz aller Bemühungen nie akzeptiert. Er hat viel Geld in Reggies Ausbildung gesteckt, um diesen zu einem echten Gentleman zu machen, doch das Verhalten seines einzigen Sohnes in letzter Zeit ist nicht gerade die feine englische Art. Als Bernard Mason von der Misere seines Erzfeindes hört, dessen Tochter Annabelle in einen Skandal verwickelt ist und der kurz vor dem finanziellen Ruin steht, ist ihm sofort klar, dass er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann: Er kann Lord Haverscroft heimzahlen, dass dieser ihn jahrzehntelang geschmäht hat, gleichzeitig kann sein Sohn in den Adelsstand einheiraten und in die gesellschaftlichen Schichten aufsteigen, denen Bernie schon immer gerne angehören wollte.
Vor allem aufgrund seiner finanaziellen Lage kann Lord Haverscroft gar nicht anders, als Masons Vorschlag zähneknirschend zuzustimmen. Er muss seine Tochter mit einem reichen Mann verheiraten, und da nach Annabelles Eskapaden der reiche herzögliche Verlobte abgesprungen ist und wegen des Skandals auch kein anderer sie mehr will, ist die Verheiratung mit Reggie der einzige Ausweg. Er lässt die Masons allerdings zu jedem Zeitpunkt spüren, dass sie nicht standesgemäß sind und behandelt sie mit unsäglicher Arroganz. Seine Tochter ist zwar weniger konventionell, die erzwungene Ehe mit Reggie löst allerdings ebenso wenig Begeisterung bei ihr wie bei ihm aus, und so zanken sich die beiden bei jedem Aufeinandertreffen, und es fliegen ordentlich die Funken. Insbesondere weil Reggie aber immer wieder versichert, das beste aus der arrangierten Ehe machen zu wollen, besteht Hoffnung auf ein gutes Ende.
Der eigentliche Handlungszeitraum erstreckt sich über wenige Wochen, nämlich von der Idee der Eheschließung bis zum Tag der Hochzeit, allerdings ist die gegenwärtige Handlung unterbrochen von Rückblenden in die Kindheit bzw. Jugend von Reggie und Annabelle. Wie sich herausstellt, kennen sich die beiden von früher, und die Episoden aus der Vergangenheit machen schnell deutlich, dass zu irgendeinem Zeitpunkt etwas Gravierendes vorgefallen sein muss, was ihre jetzige Aversion gegeneinander bzw. gegen die Ehe miteinander rechtfertigt. Gerade weil die Rückblenden zeigen, dass die beiden schon als Kinder gegen alle Standesunterschiede befreundet waren und sich sehr geschätzt haben, bezieht die Handlung aus der Frage, was vorgefallen sein mag, große Spannung. Obwohl ein aufmerksamer Leser des Rätsels Lösung gegen Mitte des Buches anhand eines einzigen Schlüsselsatzes erahnen kann, ist die Handlung doch ausgesprochen clever aufgebaut und bietet mal etwas vollkommen anderes.
Die Protagonisten sind überzeugend, obwohl es ihnen – wie allen anderen Figuren – etwas an Tiefe mangelt. Ein wenig einseitig, wenngleich sicher nicht ganz unrealistisch, ist auch die Darstellung der beiden Klassen: Die Emporkömmlinge aus einfachen Verhältnissen sind nette Leute, die ihr Leben genießen, offen, fröhlich und ausgesprochen liebenswert sind; Annabelles Vater als Paradebeispiel eines Aristokraten wird hingegen dargestellt als verknöcherter, herzloser, voreingenommener Snob. Aufgrund der Kürze der Erzählung ist hier aber schlicht keine differenziertere Auseinandersetzung möglich. Immerhin zeigt Balogh einmal mehr, dass sie um historische Authentizität bemüht ist, denn trotz seiner Leichtigkeit stellt das Buch zwei gesellschaftliche Begebenheiten der damaligen Zeit in den Vordergrund, die einen realistischen Rahmen bieten, nämlich den Klassenunterschied und die Tatsache, dass die adligen Töchter oftmals schlicht eine Ware waren und von ihren Vätern an den Meistbietenden verscherbelt wurden.
Fazit:
13/15 – Ein sehr unterhaltsames Buch mit einer außergewöhnlichen Handlung, das nur leider viel zu kurz und für seinen Umfang viel zu teuer ist.
Inhalt:
Mia muss sich entscheiden: Soll sie bei ihrem Freund Adam und ihrer Familie bleiben – oder ihrer großen Liebe zur Musik folgen und mit ihrem Cello nach New York gehen? Was, wenn sie Adam dadurch verliert?
Und dann ist von einer Sekunde auf die andere nichts mehr, wie es war: Auf eisglatter Fahrbahn rast ein Lkw in das Auto, in dem Mia sitzt. Mit ihrer Familie. Sie verliert alles und steht vor der einzigen Entscheidung des Lebens: bleiben oder gehen?
Kommentar:
Wenn du bleibst, tue ich, was immer du willst. Ich verlasse die Band und gehe mit dir nach New York. Aber wenn du willst, dass ich aus deinem Leben verschwinde, dann tue ich auch das. (…) Ich kann ertragen, dich so zu verlieren, wenn ich dich nur nicht hier und heute verlieren muss. Ich werde dich gehen lassen. Wenn du bleibst. (Adam zu Mia, S. 264f.)
Ein Familienausflug endet für die 17-jährige Mia in einer Katastrophe: Eben noch sitzt sie mit geschlossenen Augen auf dem Rücksitz des Autos und lauscht Beethovens Cellosonate Nummer drei, im nächsten Moment findet sie sich in einem Straßengraben wieder. Das Auto ist nur noch Schrott ist, doch da sie selbst scheinbar unverletzt ist, ist sie guter Hoffnung, dass auch ihre Familie den Unfall unbeschadet überstanden hat. Dann allerdings findet sie die Leichen ihrer Eltern und nicht viel später steht sie ihrem eigenen schwer verletzten Körper gegenüber. Während die Ärzte zunächst an der Unfallstelle und später im Krankenhaus um ihr Leben ringen, betrachtet Mia das Geschehen von außen und versucht zu begreifen, was vor sich geht. Es dauert eine Weile, bis sie erkennt, dass sich ihr Geist von ihrem Körper gelöst hat und sie sich in einem Zustand zwischen Leben und Tod befindet – und dass es allein ihre Entscheidung ist, ob sie ihrer Familie ins Jenseits folgt oder im Diesseits bleibt.
Um ihre Wahl treffen zu können und festzustellen, was sie verloren hat und was ihr noch geblieben ist, lässt die komatöse Mia ihr bisheriges Leben Revue passieren. Sie denkt zurück an ihre erwachende Leidenschaft für die Musik, die eine große Rolle in ihrem, aber auch im Leben ihrer Eltern und ihres Freundes spielt (auf der Homepage zum Buch findet sich eine Playlist der im Roman erwähnten Lieder), an ihr erstes Konzert und ihre Aufnahmeprüfung an einer Musikakademie. Sie erinnert sich an die Geburt des kleinen Bruders und die Wandlung ihres Vaters, an Erlebnisse mit ihrer treuen Freundin Kim, an ihren ersten Kuss und die zeitweise schwierige Beziehung zu Adam sowie an die eigentlich noch zu treffende Entscheidung zwischen ihrer Musikkarriere und ihrem alten Leben, das nach dem Unfall aber gar nicht mehr existiert. Die Rückblicke fügen sich wunderbar ins gegenwärtige Geschehen ein, denn sie werden jeweils ausgelöst von aktuellen Ereignissen im Krankenhaus und von Mias Besuchern, ihren Handlungsweisen und Worten. Obwohl die Rückblenden immer nur relativ kurze Episoden erzählen, sind sie von hoher Intensität, denn sie offenbaren die Schlüsselmomente im Leben der Siebzehnjährigen und sind ausgesprochen gefühlvoll beschrieben, ohne überladen oder kitschig zu sein. Sie zeigen ein bis zu diesem Zeitpunkt relativ unbeschwertes, nahezu perfektes Leben eines zufriedenen, ziemlich normalen Mädchens, das in einem Umfeld der Geborgenheit und Zuneigung aufwächst, und machen nur allzu deutlich, welch hohen Stellenwert die Familie für Mia hatte und wie immens gerade deshalb der Verlust für sie sein muss. Wer könnte nicht nachvollziehen, dass sie an ihren Erinnerungen verzweifelt, dass sie müde, erschöpft und unendlich traurig ist und den Wunsch verspürt, einfach aufzugeben und ihrer Familie zu folgen.
Und doch gibt es da noch die Zurückgebliebenen, liebevolle Verwandte und wundervolle Freunde, vor allem in Gestalt von Mias Großeltern, Adam und Kim, die Mias Entscheidung beeinflussen. Sie sind im Krankenhaus an ihrer Seite, versuchen, für sie da zu sein, ihr Mut zu geben und sie davon zu überzeugen, dass ihr Leben trotz des schrecklichen Verlusts immer noch lebenswert sein kann. Jeder von ihnen ist bereit, eigene Opfer zu bringen und Mia notfalls auch aufzugeben, um den Druck von ihr zu nehmen und ihr die Entscheidung – wie auch immer sie ausfallen mag – zu erleichtern.
Ohne Pathos und Sentimentalität, aber mit viel Gefühl erzählt die Autorin diese wundervolle und extrem berührende Geschichte über Familie, Freundschaft und Liebe, über Wertschätzung, Verlust, Leidenschaften, Entscheidungen und das Leben an sich. Trotz seiner positiven Botschaft ist das Buch – ebenso wie Mias Schicksal – erschütternd und herzzerreißend traurig, nicht zuletzt deshalb, weil es erschreckend deutlich vor Augen führt, wie kurz und vergänglich das Leben sein kann und dass sich ganz plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, alles ändern und man alles verlieren kann, was einem etwas bedeutet, ohne dass man Einfluss darauf hätte.
Fazit:
15/15 – Eine mitreißende, zutiefst bewegende Umsetzung eines schwierigen Themas, die einen in heillosen Gefühlsaufruhr stürzt und zu Tränen rührt.
Inhalt:
Viscount Sanburne ist einer der beliebtesten Londoner Taugenichtse, doch Lydia Boye hat keinerlei Interesse daran, von ihm betört zu werden. Als er mit einem angeblich sensationellen Fundstück aus dem alten Ägypten mitten in ihren Vortrag am Archäologischen Institut platzt, identifiziert sie dieses sofort als Fälschung und stellt Sanburne vor allen Anwesenden bloß. Nicht viel später stellt sich allerdings heraus, dass die Fälschung ausgerechnet von Lydias Vater, der sich zu Ausgrabungen in Ägypten befindet, nach England geschickt wurde. Um den guten Namen ihres Vaters vor einem Skandal zu bewahren, tut sie sich notgedrungen mit Sanburne zusammen und versucht, gemeinsam mit ihm den wahren Verantwortlichen ausfindig zu machen. Dabei muss sie aber auch feststellen, dass sich hinter der charismatischen Fassade des skandalumwitterten Viscounts ein scharfer Verstand und eine beklemmende Vergangenheit verbergen – und gegen alle Vernunft kommen sich die beiden näher …
Kommentar:
Nach einem beachtlichen Debütroman, der extrem hohe Erwartungen geweckt hat, liegt mit »Bound by your Touch« nun das zweite Buch von Meredith Duran vor. Erneut merkt man der studierten Anthropologin ihre Faszination für britische (Kolonial-)Geschichte an – die Situation in Ägypten zur Zeit der britischen Herrschaft fließt immer wieder ganz beiläufig ins Geschehen ein –, die eigentliche Handlung spielt aber diesmal in England.
Das erste Zusammentreffen der Protagonisten findet nicht gerade unter günstigen Umständen statt, denn Lydia identifiziert Sanburnes neu erworbene, angeblich wertvolle Stela auf den ersten Blick als Fälschung. Solchermaßen vor allen Anwesenden bloßgestellt, bereitet es James ein gewisses Vergnügen, Lydia tags darauf mit der Erkenntnis zu schockieren, dass die Fälschung zusammen mit den Ausgrabungsstücken ihres Vaters nach England gekommen ist. Lydia, die fest von der Unschuld ihres Vaters überzeugt ist, würde alles dafür tun, um seinen tadellosen Ruf zu wahren, und Sanburne weiß das: Er lässt sich sein Schweigen teuer bezahlen – mit einem Kuss, der sie beide einigermaßen aus der Fassung bringt. Trotzdem (oder gerade deshalb) machen sie sich gemeinsam daran, die Sache aufzuklären und müssen bald feststellen, dass sie es mit einem Komplott größeren Ausmaßes zu tun haben, das sogar ihr Leben in Gefahr bringt.
Der Krimiplot ist ganz gut ausgearbeitet und bildet einen netten Rahmen für die Geschichte, richtig spannend ist er aber nicht. Er spielt aber ohnehin keine entscheidende Rolle für die Beurteilung des Buches, denn wichtig sind nur die beiden Protagonisten, die Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer Beziehung zueinander, aber auch zu ihren Familien.
Lydia ist ein Blaustrumpf, wie er im Buche steht. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen lebt sie im Haushalt ihrer Schwester Sophie und ihres Schwagers George, was insofern eine ziemlich unerträgliche Situation ist, weil Sophie ihr vor Jahren den Mann ausgespannt hat, den Lydia zu heiraten hoffte. Mit den beiden zusammenzuleben, nimmt sie nur in Kauf, weil die jüngste Schwester Ana verheiratet werden muss. Das angespannte Verhältnis zu Sophie liegt außerdem in der sehr engen Beziehung zwischen Lydia und ihrem Vater begründet, der sie – sehr zu Sophies Neid – immer bevorzugt hat. Lydia ist dem Ägyptologen ihrerseits treu ergeben und wickelt die Geschäfte ihres Vaters in England ab. Sie verfügt selbst über ein großes Wissen über Ägyptologie, ist zuverlässig, kompetent, fleißig, zielstrebig – und ziemlich spröde. Ihre gescheiterte Liebe zu George hat sie desillusioniert, und sie hat sich im Laufe der Zeit mit ihrer Rolle als alte Jungfer abgefunden, zumal sie keine besondere Schönheit ist.
James ist das genaue Gegenteil von ihr, insofern hat sie auch wenig Sympathie für den gutaussehenden, eloquenten Sohn eines Earls, der in den Tag hineinlebt und in Lydias Augen ein verwöhnter Nichtsnutz ist. Dass er ägyptische Artefakte nur deshalb sammelt, um seinen Vater zu ärgern bzw. zu übertreffen, ohne echtes Interesse an der Materie zu haben, macht ihn ihr nicht sympathischer. Doch hinter Sanburnes charismatischer Fassade verbirgt sich nicht nur ein scharfer Verstand, sondern auch eine düstere Vergangenheit: Er fühlt sich mitverantwortlich für das Schicksal seiner Schwester, die als verurteilte Mörderin in einem Irrenhaus einsitzt und hadert vor allem wegen ihr mit seinem Vater. Erdrückt von seiner Mitschuld an den damaligen Ereignissen ist er seines eigenen Lebens mehr als überdrüssig und sucht Vergessen in Drogenexzessen sowie in äußerst riskanten, brutalen Boxkämpfen, um den psychischen Schmerz zu überlagern. Lydia und die Aufdeckung des Betrugs geben seinem Leben nach langer Zeit endlich wieder einen gewissen Sinn, nicht zuletzt weil er schnell feststellt, dass sich unter ihrer langweiligen Oberfläche eine wundervolle, leidenschaftliche Frau verbirgt.
Obwohl die Gegensätze zwischen den beiden zunächst unüberbrückbar scheinen, entwickeln sie sich im Laufe der Handlung beide weit genug zueinander hin, um am Ende zusammenzufinden. Bis es so weit ist, fliegen die Funken, und beide müssen vieles überdenken und ändern, was ihr Leben bis zu diesem Zeitpunkt ausgemacht hat: Sie müssen über ihren Schatten springen, ihren Stolz hinunterschlucken, Tiefschläge einstecken, Ängste überwinden und Kompromisse eingehen. Ihre Entwicklung ist aber ebenso nachvollziehbar und glaubwürdig wie die Figuren an sich, und genau das macht das Buch so gut – vorausgesetzt allerdings, man mag Bücher, in denen darüber hinaus wenig passiert und die sich mit der Beschreibung von Details und Emotionen aufhalten. Zugegebenermaßen ist die Sache mit James Schwester nur bedingt logisch und die Handlung an einigen Stellen ein wenig langgezogen bzw. unnötig verwickelt, doch das tut dem sehr guten Gesamteindruck kaum einen Abbruch.
Fazit:
13/15 – Ein intensives Buch mit tollen Charakteren, die Raum zur Entwicklung erhalten. Eine Empfehlung für alle, die tiefgründigere Bücher mögen und auf Action verzichten können.
Deutscher Titel: Nach dem Sommer (Herbst 2010)
The Wolves of Mercy Falls, Book 1
Inhalt:
Im Alter von elf Jahren wird Grace von einem Rudel Wölfe angegriffen und in den Wald gezerrt, doch ein Wolf mit faszinierenden gelben Augen rettet sie vor dem sicher geglaubten Tod. Noch sechs Jahre später kehrt das Tier immer im Winter zum Garten der Familie zurück – sehnsüchtig erwartet von Grace, die sich ihm seltsam verbunden fühlt. Als eines Tages eine Hetzjagd auf die Wölfe stattfindet und Grace einen verletzten Jungen mit gelben Augen auf der Veranda findet, weiß sie mit untrüglicher Sicherheit, dass er »ihr Wolf« ist. Endlich können die beiden zusammensein – doch die Zeit läuft gegen sie, denn Sam hat nur noch diesen einen Winter in Menschengestalt …
Kommentar:
Da mir »Lamento«, der Erstling der Autorin, trotz der Lobeshymnen allerorten nicht besonders gefallen hat, wollte ich ja eigentlich kein Buch mehr von Maggie Stiefvater lesen. Nur weil Holly unbeirrt die Werbefahne für »Shiver« geschwungen hat und mir das Buch im Dezember zufällig für drei Euro in die Hände gefallen ist, hab ich schließlich doch zugeschlagen – zum Glück!
Shiver ist eine melancholische und äußerst gefühlvolle Geschichte über die Liebe zwischen einem Mädchen und einem Werwolfjungen, erzählt in sehr leisen Tönen und dennoch packend von der ersten bis zur letzten Seite.
Vor allem die Idee zu den Werwölfen ist frisch und war meines Wissens so noch nicht da: Ihre Gestalt hängt ab von der Umgebungstemperatur. Im Sommer leben sie als Menschen, im Winter als Wölfe. Je öfter sich ein Werwolf gewandelt hat, desto wärmer muss es sein, um wieder Mensch werden bzw. bleiben zu können; zudem ist die Anzahl der möglichen Gestaltwandlungen begrenzt und das Leben der Werwölfe endet zwangsläufig in Wolfsgestalt.
Genau das ist das Problem von Sam und Grace. Als sie aufeinandertreffen, weiß Sam, dass er zum letzten Mal in menschlicher Gestalt auftritt; seine nächste Verwandlung in einen Wolf wird endgültig sein. Aus diesem Grund ist ihr Zusammensein zu keinem Zeitpunkt unbeschwert, denn obwohl es eine Weile möglich ist, Sam vor der Kälte zu bewahren und einigermaßen warmzuhalten, damit er sich nicht verwandelt, wissen sie beide, dass das nicht dauerhaft möglich sein wird und ihre Zeit limitiert ist. Die beiden versuchen über weite Strecken, diese Tatsache auszublenden und bemühen sich, die kurze Zeit, die ihnen bleibt, zu nutzen so gut es geht, doch die Angst vor dem Verlust hängt zu jeder Zeit wie ein Damoklesschwert über ihnen. Umso intensiver erleben sie jeden Moment, den sie miteinander verbringen – ob in einem goldfarbenen Herbstwald, beim Lesen von Gedichten oder in einem Süßwarenladen.
Passend zur ruhigen Geschichte sind die beiden Hauptfiguren eher ernst und verschlossen, dabei aber sehr authentisch und sympathisch. Grace, deren Leben nach der Attacke sehr auf die Wölfe fixiert ist, verkriecht sich gerne mit ihren Büchern und erledigt den Haushalt, weil ihre Eltern sich weder darum noch um sie kümmern. Sam, der bereits als Kind gebissen wurde, hat als junger Werwolf einen Mordversuch seiner Eltern überlebt, die ihn für ein Monster hielten. Im Werwolf Beck und dem Rudel hat er zwar eine Ersatzfamilie gefunden, ein Trauma ist ihm aber geblieben. Im Gegensatz zur eher sachlichen Grace ist Sam der musische Mensch, für den Musik und Poesie ein wichtiger Teil des Lebens ist. Der Umgang zwischen Grace und Sam ist geprägt von großer Zärtlichkeit, stillschweigendem Verständnis und selbstloser Fürsorge; ihre körperliche Beziehung ist ebenfalls sehr liebevoll, und es sind die kleinen Gesten zwischen den beiden, die das Buch so besonders machen.
Dass ihre körperliche Beziehung über weite Strecken zudem relativ keusch ist, ist allerdings einer von zwei Punkten, die nur bedingt glaubwürdig sind: Grace und Sam sind siebzehn bzw. achtzehn Jahre und halten lange Zeit nur Händchen und tauschen zarte Küsse, obwohl sie ständig zusammen sind und sogar miteinander in einem Bett schlafen. Jugendfantasy hin oder her – das erscheint ziemlich realitätsfern. Ebenso schwer zu glauben fällt die Tatsache, dass Sam über einen längeren Zeitraum bei Grace im Haus leben und in ihrem Zimmer schlafen kann – und zwar vollkommen unbemerkt von Graces Eltern. Das ist mit der mangelnden Fürsorge und Egozentrik der Eltern nicht plausibel zu erklären. Angesichts der Stärken des Buches fallen diese beiden Punkte allerdings nicht wirklich ins Gewicht.
Fazit:
15/15 – Eines der besten und berührendsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe – einfach wunderschön.
Inhalt:
Schon bei ihrer Ankunft auf Sizilien fühlt sich Rosa, als wäre sie in einen alten Film geraten – der Chauffeur, der ihre zufällige Reisebekanntschaft Alessandro am Flughafen erwartet; der heruntergekommene Palazzo ihrer Tante; und dann die Gerüchte um zwei Mafiaclans, die seit Generationen erbittert gegeneinander kämpfen: die Alcantaras und die Carnevares, Rosas und Alessandros Familien. Trotzdem trifft sich Rosa weiterhin mit Alessandro. Seine kühle Anmut, seine animalische Eleganz faszinieren und verunsichern sie gleichermaßen. Doch in Alessandro ruht ein unheimliches Erbe, das nicht menschlich ist …
Kommentar:
Nach diversen Misserfolgen mit hochgelobter Young-Adult bzw. All-Age-Fantasy in den letzten Wochen bin ich mit äußerst gemischten Gefühlen an »Arkadien erwacht« herangegangen. Doch um es vorwegzunehmen: Kai Meyer hat mir mit seinem Buch den fast verlorenen Glauben in dieses Genre zurückgegeben – und das, obwohl ich Mafia-Plots eigentlich überhaupt nicht mag!
Die Geschichte startet mit Rosas Flugreise zu ihren Verwandten nach Sizilien und macht sofort deutlich, dass die 17-Jährige keine ganz einfache Figur ist: Sie ist aufsässig, arrogant, abweisend, stiehlt, schottet sich von der Außenwelt ab – und hat ganz offensichtlich ein traumatisches Erlebnis hinter sich, das jedoch zunächst im Dunklen bleibt. Auch den freundlichen Alessandro, der eine Reihe vor ihr sitzt und ihr zuhilfe kommt, weist sie ab, obwohl sie sich durchaus genug für ihn interessiert, um seinen Ausweis zu stehlen.
In Sizilien angekommen, wird Rosas familiärer Hintergrund offenbar: Ihr längst verstorbener Vater stammte aus einem Mafia-Clan. Von einigen Verhören abgesehen, haben Rosa und ihre Schwester Zoe, die nach dem Tod ihres Vaters in den USA aufgewachsen sind, nicht viel von den dubiosen Machenschaften der Cosa Nostra mitbekommen. Jetzt allerdings, in der Obhut ihrer Tante, die den Alcantara-Clan leitet, können sie die Augen nicht länger davor verschließen, wer sie sind und in welche Geschäfte die Familie verwickelt ist. Der Autor verzichtet dankenswerterweise darauf, allzu tief in die Aufarbeitung der Strukturen der Mafia einzutauchen und die Details zu den Korruptionen zu sehr herauszuarbeiten, und beschränkt sich stattdessen auf das Wesentliche, das für die Geschichte und deren Fortgang wichtig ist. Und wichtig ist vor allem eins: Alessandro gehört einem verfeindeten Mafia-Clan an und soll nun das Erbe seines Vaters antreten – was ihn für Rosa, passend zu ihrer Persönlichkeit, erst recht interessant macht.
Als Rosa und Alessandro sich kurz nach ihrer Ankunft auf einer Beerdigung wiedersehen und entgegen aller Regeln vor den Augen der Trauergemeinde ein privates Gespräch abseits der Menge führen, wird klar, dass auch Alessandro nicht bereit ist, sich widerstandslos den Erwartungen zu fügen. Er ist aber mitnichten einfach nur ein netter Kerl mit Rückgrat, der den herkömmlichen Mafiamethoden gegenüber skeptisch eingestellt ist, wie man zunächst vermuten könnte, sondern er verfolgt seine ganz eigenen Pläne: Um seine Ziele zu erreichen und sich als Clanführer gegen seinen skrupellosen Onkel durchzusetzen, benutzt er Rosa zunächst ungeachtet der Gefahren für seine Zwecke. Was die beiden aber gemeinsam entdecken und durchmachen müssen, schweißt sie – ebenso wie ihre arkadischen Wurzeln – mehr zusammen, als sie es sich hätten träumen lassen.
Die Geschichte erinnert stark an »Romeo und Julia«, versetzt in die Moderne und aufgehübscht mit sagenhaften Fantasyelementen. Drei Hauptstränge tragen die Geschichte: die verbotene Beziehung zwischen Rosa und Alessandro, die actionreiche Mafia-Handlung innerhalb und zwischen den Clans sowie der fantastische Hintergrund um die Arkadier; entsprechend abwechslungs- und temporeich ist die Erzählung. Aufgrund der Aktionen diverser undurchsichtiger gewissenloser Nebenfiguren, die den Protagonisten das Leben durch ihre Intrigen in jeder Hinsicht schwer machen, ist die Handlung durchgehend fesselnd. Darüber hinaus spannungssteigernd wirken die geheimnisvollen Andeutungen, etwa auf Rosas Trauma oder die undurchsichtige Verbindung der Mafiosis mit Tieren, die aber nicht übertrieben eingesetzt, sondern aufgeklärt werden, bevor sie zu nerven beginnen – im Gegensatz zu anderen Autoren hat Meyer hier genau das richtige Maß gefunden. Zu erwähnen ist, dass es teilweise relativ brutal und blutrünstig zugeht und zahlreiche Tote auf allen Seiten gibt; da die Story aber nun mal im Mafiamilieu spielt und nicht im Pfadfinderzeltlager, ist das weniger störend als passend – alles andere wäre wenig glaubwürdig gewesen.
Die Nebenfiguren wirken zum Teil ein wenig stereotyp, Rosa und Alessandro sind allerdings – auch in ihrer Entwicklung innerhalb des Buches – durchgehend überzeugend dargestellt. Rosa ist zunächst vielleicht keine ganz einfache und umwerfend sympathische Heldin, doch spätestens nachdem man weiß, was ihr in der Vergangenheit widerfahren ist, relativiert sich die Beurteilung ihres Verhaltens. Alles in allem erweisen sich beide Protagonisten klug, zielstrebig, aufrecht, empathisch und wirken sehr authentisch und lebendig – hier gibt es erfreulicherweise keine hanebüchenen, völlig überzogenen Handlungsweisen und keine unsinnigen Dialogen, wie sie mir in den letzten All-Age-Büchern immer wieder begegnet sind.
Überzeugend ist auch die Sprache, die modern und sehr anschaulich, aber nicht zu blumig geraten ist, und die Landschaft und die Atmosphäre in Sizilien wunderbar einfängt (und wer es nicht schon wusste, wird aufgrund der wiederholten Erwähnung garantiert nie wieder vergessen, dass Olivenbäume »knorrig« sind!). Auch die Ausdrucksweise der einzelnen Figuren in den Dialogen wirkt glaubwürdig und sehr passend.
Fazit:
15/15 – Ein Buch, das mich mit der ersten Seite gepackt und nicht mehr losgelassen hat – hier stimmt die Mischung aus Action, Fantasy und Liebe/Romantik einfach hundertprozentig.
Inhalt:
Die junge Engländerin Emmaline Martin wird nach Indien geschickt, um dort Colonel Marcus Langley zu heiraten, dem sie schon seit ihrer Kindheit versprochen ist. Obwohl sie sich mit der Vernunftsehe arrangiert hat, fühlt sie sich unwiderstehlich zu Julian Sinclair, dem undurchsichtigen Duke of Auburn, hingezogen, der ihr schließlich unter Einsatz seines Lebens hilft, während des Sepoy-Aufstands Delhi zu verlassen. Auf der abenteuerlichen Flucht nach Sapnagar entwickeln sie tiefe Gefühle füreinander, doch am Ziel angekommen, überlässt Julian Emma der Obhut des Maharadschas und seiner Tochter und kehrt nach Delhi zurück, um seine Familie zu retten. Er verspricht Emma, zu ihr zurückzukommen und sie zu holen, aber sie muss erneut vor den Aufständischen flüchten. Julian und Emma verlieren sich aus den Augen, und Julian ist nach wochenlanger erfolgloser Suche davon überzeugt, dass seine Geliebte umgekommen ist. Als sie vier Jahre später in England vor ihm steht, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen. Aber kann es nach alle dem, was damals vorgefallen ist, noch eine gemeinsame Zukunft für die beiden geben?
Kommentar:
Das Buch gliedert sich in zwei etwa gleich lange Abschnitte: Der erste Teil spielt in Indien kurz vor bzw. während der Zeit des Sepoy-Aufstandes von 1857, der zweite Teil im viktorianischen London vier Jahre später.
Vor allem der Indien-Teil ist außergewöhnlich; er hebt sich nicht nur bzgl. des Handlungsortes von anderen Historicals ab, sondern auch durch die Beschreibung der Stimmung und des Lebens in Indien in dieser Ära. Zugegebenermaßen ist die Darstellung der in Indien lebenden britischen Gesellschaft ein wenig stereotyp geraten, doch sie dürfte die grundsätzliche Einstellung sowie die allgemein vorherrschenden Ansichten der Briten in und zu Indien dennoch gut treffen. Mit Beginn der Aufstände spielt das gesellschaftliche Leben ohnehin keine Rolle mehr, die Handlung fokussiert sich ausschließlich auf Emma und Julian, die sich auf der Flucht vor den Aufständischen befinden, um Emmas Überleben sicherzustellen. Die ständige Angst um ihr Leben und die Brutalität des Aufstandes bilden einen krassen Kontrast zur Liebesbeziehung der beiden, die sich zunehmend intensiviert und vielleicht gerade wegen dieser gewalttätigen, düsteren Kulisse so eindrucksvoll ist. Es passt, dass sich die beiden trennen müssen und nicht wiederfinden.
Die London-Handlung, die vier Jahre nach der Trennung spielt, startet ebenfalls stark – vor allem die Wiedersehensszene zwischen Julian und Emma ist beeindruckend und macht den Charakter und die Verbundenheit der beiden sehr deutlich. Dennoch ist Emma nicht bereit, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, weshalb ein ziemliches Hin und Her folgt. An diesem Punkt wird es teils ein wenig langatmig und die Logik krankt ein bisschen, zumal der Leser ebenso wenig wie Julian begreifen kann, warum Emma sich nie bei ihm gemeldet hat. Auch wird eine Art Krimihandlung eingeflochten, die nicht unbedingt nötig gewesen wäre und ein wenig konstruiert und überladen wirkt. Die Geschichte ist trotzdem unterhaltsam, weil sie von zwei so guten Figuren getragen wird, fällt aber im Vergleich zum Indien-Teil ab.
Wirklich hervorragend gelungen sind die Protagonisten. Emma ist bei ihrer Ankunft in Indien die einzige Überlebende eines Schiffsunglücks, bei dem sie beide Eltern verloren hat, und hat große Probleme, sich in das gesellschaftliche Leben in Delhi zu integrieren. Mit ihrer arrangierten Ehe hatte sie sich eigentlich abgefunden, doch ihr Verlobter Marcus, den sie seit ihrer Kindheit kennt, ist so ganz anders als angenommen. Er betrügt sie offen und erwartet von ihr, dass sie sich klaglos ins Frauenbild in dieser Zeit einfügt. Die verhältnismäßig selbstständige, mitunter störrische Emma, die immer wieder aus der ihr zugedachten Rolle ausbricht, denkt allerdings nicht daran, sich gängeln und den Mund verbieten zu lassen; ihr ist schnell klar, dass sie Marcus keinesfalls heiraten kann. Nicht nur in dieser Situation, sondern das ganze Buch über handelt sie entschlossen und zögert nicht, alles zu tun, was notwendig ist, um zu überleben. Das Leid, das sie in Indien sieht und das ihr selbst widerfährt, trifft sie tief. Zurück in England verarbeitet sie die Erlebnisse – abgekapselt von der Gesellschaft – in imposanten Bildern, die schließlich unter Pseudonym ausgestellt werden und das Grauen des Aufstandes in vollem Ausmaß zeigen.
Julians vorherrschende Eigenschaft ist seine Zerrissenheit. Er ist halb Engländer, halb Inder, fühlt sich jedoch keiner der beiden Kulturen wirklich zugehörig. Er verbringt – verstoßen wegen seiner gemischtrassigen Herkunft von den Familien beider Elternteile – die ersten Jahre seines Lebens als Straßenkind in Delhi, doch als klar ist, dass er ein englisches Herzogtum erben wird, holt man ihn nach England, wo er eine klassische Schulbildung erhält. Dennoch wird er nach wie vor weder von den Briten noch von den Indern akzeptiert; man begegnet ihm mit Misstrauen und hält ihn für einen Verräter. Wegen seiner Herkunft, aber auch wegen der Gerüchte um seine Frauengeschichten beäugt man ihn misstrauisch. Emma jedoch, gerade in Delhi angekommen, weiß nichts über ihn und begegnet ihm völlig unvoreingenommen. Schon bei ihrer ersten Begegnung prickelt die Luft, und es wird ihm klar, dass Emma ebenso wenig in die Gesellschaft passt wie er. Es ist folgerichtig, dass die beiden Außenseiter sich finden und tiefe Gefühle füreinander entwickeln, die absolut glaubwürdig und nachvollziehbar sind. Ebenso logisch erscheint es, dass eine Figur wie Julian sein Herz nur einmal vergibt und alles in seiner Macht stehende tut, um die Frau an seine Seite zurückzuholen, die er liebt und die ihn darüber hinaus als einzige verstehen kann, weil auch sie in Indien war und die gleichen Schrecken miterlebt hat wie er.
Fazit:
13/15 – Eine über weite Strecken düstere, aber sehr intensive Geschichte mit zwei vielschichtigen, glaubwürdigen und starken Hauptfiguren – ein tolles Debüt! Die beiden Folgeromane sind schon gekauft!
Inhalt:
Eileen hat einen so atemberaubenden Körper, dass sie als Model arbeitet und für künstlerische Aufnahmen sogar nackt posiert. So verführerisch sie auf Männer auch wirkt, so unerfahren ist sie, wenn es um absolute erotische Erfüllung geht. Bei einem Shooting erkennt sie, dass Gehorchen sie fasziniert. Ein Wochenende als Sklavin auf einem Landsitz außerhalb von London gibt die Antwort auf all ihre Fragen.
Kommentar:
Endlich mal ein Erotikroman, der a) ein echter Erotikroman ist und nicht nur so gelabelt wird, und den man b) einfach nur Erotikroman sein lässt, statt ihm eine Handlung aufzuzwingen (die in diesem Genre meist ohnehin unsinnig ist). Letzteres bedeutet natürlich auch, dass sich eine SM-Sex-Szene an die nächste reiht und dass abseits der Sexszenen so gut wie nichts passiert bzw. dass jede Handlung, die frei von Sex ist, auf den späteren Sex ausgerichtet ist. Mich persönlich stört das nicht, wenn ich wissentlich zu einem Erotikroman greife, aber wer darüber hinaus eine schöne oder gar romantische Geschichte lesen will, ist mit diesem Buch schlecht bedient.
Wie der Titel schon sagt, geht es hier um SM-Praktiken, die den einen oder anderen vielleicht befremden mögen, die aber meiner Meinung nach auch für in diesem Bereich unerfahrene Leute akzeptabel und durchaus ansprechend beschrieben sind. Ohne persönliche Erfahrungen in diesem Bereich vorweisen zu können, möchte ich behaupten, dass die Schilderungen und Praktiken eher noch gemäßigt sind und deshalb auch »normale« Erotikleser abholen können.
Die Erstauflage von »Bestrafe mich!« ist übrigens bei Plaisir d’Amour erschienen – und es ist das erste Buch aus diesem Verlag, das ich wirklich ansprechend finde; mit allen anderen habe ich eher durchschnittliche bis schlechte Erfahrungen gemacht.
Fazit:
13/15 – Wer auf Handlung und Romantik verzichten kann und SM-Praktiken nicht ablehnt, der kriegt hier sehr gute Erotik-Unterhaltung geboten. Alle anderen sollten tunlichst die Finger von dem Buch lassen.
Originaltitel: Crescent Moon
Night Creatures, Book 4
Inhalt:
Als Kryptozoologin versucht Diana Malone Tiere aufzuspüren, die eigentlich dem Reich der Mythen und Legenden angehören. Gerüchten zufolge sollen in der Umgebung von New Orleans Werwölfe gesichtet worden sein. Diana beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie engagiert den Ex-Agenten Adam Ruelle, damit dieser sie durch die Sümpfe von Louisiana führt. Doch schon bald wird ihr klar, dass der attraktive Mann Geheimnisse vor ihr hat. Will er sie beschützen oder von ihrem Ziel ablenken?
Kommentar:Fazit:
14/15 – Nach einem etwas schwächeren Band 3 ist Handeland wieder da und liefert ein gutes, richtig spannendes Buch, das man gar nicht mehr aus der Hand legen will.
Inhalt:
Samantha, eine junge, höchst erfolgreiche Londoner Anwältin, geht völlig in ihrer Arbeit auf. Bis sie eines Tages entdeckt, dass ihr ein folgenschwerer Fehler unterlaufen ist. In Panik verlässt sie das Büro und steigt in den nächstbesten Zug, der sie auf das platte englische Land bringt. Als sie nach dem Weg fragen will, kommt es zu einer folgenschweren Verwechslung: Man hält Samantha für die Bewerberin um einen Job als Haushaltshilfe. Völlig überrumpelt lässt Samantha sich einstellen, obwohl sie von Hausarbeit nicht die geringste Ahnung hat. Ein Glück, dass ein junger Gärtner bereit ist, ihr hilfreich zur Seite zu stehen …
Kommentar:
Wie konnte diese Autorin nur so lange quasi unbemerkt bzw. ungelesen an mir vorüber gehen? Ich hab keine Ahnung, bin aber sehr froh, dass die Zeiten jetzt vorbei sind! Schon auf der ersten Seite musste ich laut lachen, als die gestresste Anwältin einen Fragebogen zu ihrem Leben ausfüllt, der ihren angespannten Zustand offenbart. Doch nicht nur ein völlig missglückter Besuch im Beauty-Center, bei dem sich Sam nicht im geringsten entspannen kann, sondern auch diverse Szenen mit ihren Anwaltskollegen und ihrer Nachbarin machen ihre Gemütslage, ihre Familien- und Freundesituation und ihre hausfraulichen Fähigkeiten offenbar. Freizeit und Lebensfreude kennt Sam nicht; ihre Prioriäten liegen klar auf der Arbeit und der Erreichung ihres Ziels, Seniorpartnerin in der Kanzlei zu werden – und das ist auch völlig in Ordnung für sie, denn sie kennt es nicht anders und ist vom Ehrgeiz getrieben. Als ihr Leben aufgrund ihres fatalen Fehlers allerdings einstürzt wie ein Kartenhaus, steht sie vor dem Nichts – ihre kopflose Flucht aus der Stadt ist nachvollziehbar.
Ziemlich unwahrscheinlich sind natürlich die Umstände ihrer Einstellung als Hausmädchen und das Ausmaß ihrer Unfähigkeit. Selbst Leute, die nie gekocht, geputzt, gebügelt und genäht haben, dürften unter Aufbietung ihres gesunden Menschenverstands wenigstens ein gewisses Grundverständnis dieser Arbeiten an den Tag legen – zumal, wenn sie wie Samantha über einen IQ von 158 verfügen. Das stört aber nicht wirklich, denn die aberwitzigen Situationen, in denen sich Sams Improvisationstalent und Charme zeigen, sorgen für jede Menge Spaß – und manchmal auch für ein wenig sprachloses Entsetzen. Nachdem die ersten Katastophen überstanden sind und Samantha Haushalts- und Kochnachhilfe von der Mutter des attraktiven Gärtners erhält, setzt ihr eigentlicher Entwicklungsprozess ein: Sie beginnt, sich zu verändern, verliebt sich und lernt, die Freuden des Lebens und die Zeit zu genießen und zu schätzen. Doch kaum ist ihr klar geworden, was sie in den letzten Jahren alles verpasst hat, steht es ihr infolge einer mehr als überraschenden und schmerzhaften Entdeckung plötzlich offen, doch wieder in ihr altes Leben zurückzukehren und den Lohn für die Arbeit der letzten Jahre abzukassiern – eine Möglichkeit, aus der das Buch gegen Ende noch mal Spannung bezieht, weil Samantha die Freiheit der Wahl zwischen zwei sehr unterschiedlichen Leben hat.
Das Buch wimmelt von grandiosen Figuren, die trotz aller Überzeichnung und Klischees aus dem Leben gegriffen scheinen. Das gilt für die Protagonistin Samantha ebenso wie für den hinreißenden Gärtner Nathaniel, seine warmherzige, verständnisvolle Mutter und für alle Anwälte. Selbst die Geigers, bei denen Samantha als Haushälterin anfängt, sind genau so, wie man sich ein Ehepaar vorstellen würde, das aus der Unter- bzw. Arbeiterschicht kommt und sich mit den eigenen Händen großen Reichtum erarbeitet hat: Sie sind ein bisschen naiv, gutgläubig und trampelig, aber sehr liebenswert, hilfsbereit und loyal. Immer wieder wird deutlich, dass sie – was ihren Hintergrund angeht – eigentlich einfache Leute sind, die überhaupt nicht in die (zumeist) versnobte High Society passen, aber gerne dazu gehören würden. Die beiden haben großartige Auftritte und vor allem Mrs. Geiger liefert Samantha zahlreiche Stichworte für ihre trockenen Kommentare und ist mit ihren Forderungen und Fragen Auslöser für die eine oder andere Panikattacke der Protagonistin.
Natürlich ist das Buch nicht realistisch, sondern – zumindest zum Teil – hoffnungslos überzogen, doch bekanntermaßen ist Übertreibung ja ein effektives Stilmittel, insofern tut das dem Spaß keine Abbruch. Und Spaß hat man jede Menge, zumal die Ereignisse so viel Wahrheit und gleichzeitig Situationskomik bergen. Unterstützt wird der amüsante Inhalt durch die leichte, teils flapsige Sprache, die sich extrem gut und flüssig liest und erfreulicherweise nie ins Ordinäre abgleitet.
Fazit:
15/15 – Ein wundervolles Buch, das einen von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhält und das bei aller Komik auch sehr gefühlvolle Szenen und einen durchaus ernstzunehmenden Hintergrund hat.
Inhalt:
Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, liebenswert und aggressiv, überdreht und traurig. Als sie ihren Job verliert, ein paar falsche Freunde aussortiert und ihre Beziehung (mehr oder weniger) beendet, verliert sie auf einmal den Boden unter den Füßen. Plötzlich ist die Angst da. Als auch die cleversten Selbsttäuschungen nicht mehr helfen, tritt sie verzweifelt und mit wütendem Humor ihrer Depression entgegen.
Kommentar:
Wie man sich doch täuschen kann! Dieses Buch, das mich zunächst nicht so recht zu packen vermochte, hat sich einem meiner absoluten Jahreshighlights entwickelt – zumal mir Karo gar nicht so fern ist, wie ich zunächst dachte; ganz im Gegenteil. Ich schätze, in uns allen steckt ein bisschen Karo.
Viele Worte mag ich zu »Mängelexemplar« gar nicht verlieren, da mich das Buch zu sehr gepackt hat, um es jetzt in seine Einzelteile zu zerpflücken. »Mackenkind« Karo auf ihrem holprigen Weg aus der Depression zu begleiten, ihre Lichtblicke, Hoffnungen und Rückschläge sowie den bedingungslosen und warmherzigen Beistand ihrer Freunde bzw. ihrer Mutter mitzuerleben, hat mich selbst in ein wahres Gefühlschaos gestürzt. Gepaart mit Karos trockenen Kommentaren und oft so treffenden Beobachtungen, den gelungenen Dialogen und dem Wortwitz inklusive der einer Vielzahl wundervoller Neologismen, haben mich die Schilderungen immer wieder zum Lachen und auch zum Weinen gebracht – und außerdem den Drang in mir hervorgerufen, jemandem laut aus diesem Buch vorzulesen. Ich hab den Gedanken verworfen, weil es einfach zu viel geworden wäre, und stattdessen weitergelesen und mitgelitten und am Ende die Nähe meines persönlichen Felsens in der Brandung gesucht (an den mich Max ganz frappierend erinnert hat!).
Fazit:
15/15 – Ein Buch am Zahn der Zeit, das ein ernstes, zunehmend aktuell werdendes Thema emotional, aber dennoch locker-flockig-amüsant und leicht konsumierbar in moderne Sprache verpackt. Ich halte es für absolut empfehlenswert, auch wenn ich glaube, dass es die Leserschaft spalten wird!
Diese Website benutzt Cookies. Wenn du die Website weiter nutzt, gehen wir von deinem Einverständnis aus. Detaillierte Informationen über die Verwendung von Cookies auf dieser Website findest du in der Datenschutzerklärung.EinverstandenZur Datenschutzerklärung
Neueste Kommentare