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Julia Quinn: The Lost Duke of Wyndham

Deutscher Titel: Geküsst von einem Duke (VÖ: 4.5.2010, Cora)
Two Dukes of Wyndham, Book 1

Inhalt:
Hätte der Straßenräuber Jack Audley geahnt, welche Folgen sein Überfall auf die Kutsche der Herzoginwitwe von Wyndham haben würde, hätte er sich die Sache gut überlegt. Da er ihrem verstorbenen Erstgeborenen zum Verwechseln ähnlich sieht, glaubt die Duchess nämlich, in ihm ihren verschollen geglaubten Enkel zu erkenne. Das passt Jack selbst ebenso wenig in den Kram wie Thomas Cavendish, dem derzeitigen Duke of Wyndham, der alles daran setzt zu beweisen, dass sein Widersacher unehelich geboren wurde und somit keinen Anspruch auf den Titel hat. Und noch jemand hat kein Interesse an einem »neuen« Duke: Grace Everslight, die Gesellschafterin der Herzoginwitwe, die sich Hals über Kopf in den charmanten Jack verliebt. Denn falls er sich als der echte Duke herausstellen sollte, verhindern die Standesgrenzen ein Zusammensein der beiden …

Kommentar:
Nach all den schlechten oder zumindest durchwachsenen Kritiken bei Amazon.com hatte ich zunächst gar keine rechte Lust, ausgerechnet dieses Buch aus meinem riesigen Stapel ungelesener Bücher zu ziehen. Ein Fehler, denn ich halte dieses Buch ist eines der allerbesten Quinn-Bücher überhaupt! Die Rahmenhandlung ist nicht wirklich realistisch und grenzt stellenweise sogar ein wenig ans Absurde, dafür ist die Geischte aber unterhaltsam, humorvoll, prickelnd, spritzig, witzig sowie – zumindest für einen Liebesroman – außergewöhnlich spannend. Die Spannung bezieht das Buch allerdings nicht vorrangig aus der Entwicklung der Liebesgeschichte, sondern aus der Frage, wer denn nun der echte Duke und dessen Braut ist. Die Annäherung von Jack und Grace kommt natürlich trotzdem nicht zu kurz und ist sehr gefühlvoll und fesselnd beschrieben.

Wie bei den meisten Büchern der Autorin, sind auch hier die Figuren lebendig und sehr einnehmend. Jack ist ein wundervoller Held: unwiderstehlich charmant und anziehend, dabei aber wahnsinnig liebenswert. Ihm gegenüber steht die warmherzige, eher vernünftige und ruhige Grace, die sich von der Herzoginwitwe – einem echten Hausdrachen! – so einiges bieten lassen muss und sich unter Jacks Einfluss emanzipiert und langsam auflebt. Jacks Konkurrent um den Titel, Thomas Cavendish ist erfreulicherweise kein langweiliger böser Widersacher (was ja schon dadurch, dass er die Hauptrolle im Folgeband »Mr. Cavendish, I Presume« übernehmen wird, unwahrscheinlich ist), sondern ein ebenfalls sympathischer Held – so sympathisch, dass man gar nicht weiß, wem man das Herzogtum eigentlich wünschen soll. Thomas’ Verlobte Amelia ist ein wenig blass geraten, hat aber ja im nächsten Buch noch Gelegenheit, den Leser von sich zu überzeugen.

Wertung:
15/15 – Ein wundervolles Buch! Wer Liebe-auf-den-ersten-Blick-Geschichten nicht mag, wird mit diesem Buch wohl seine Probleme haben, alle anderen dürften begeistert sein.

Sharon Page: Blutrot – Die Farbe der Lust

Originaltitel: Blood Red
1. Teil der Blood Series

Inhalt:
Träume voller Wolllust erfüllen die Nächte der Vampirjägerin Althea Yates. Träume, in denen sie von zwei Männern gleichzeitig geliebt wird. Träume, die plötzlich wahr zu werden scheinen, als Althea den faszinierenden Zwillingen Bastien und Yannick de Wynter begegnet. Doch ihre exquisiten Liebhaber sind keine Menschen, sie sind Vampire eben jene dämonischen Bestien, die Althea geschworen hat zu vernichten …

Kommentar:
Einmal mehr muss ich feststellen: Ich erwarte von einem erotischen Roman keine Handlung, sondern nur irgendeinen Rahmen, der die Sexszenen ein wenig zusammenhält. Wenn einem erotischen Roman allerdings eine Handlung zugrunde liegt, dann soll sie doch bitte nicht so unsinnig sein wie beim vorliegenden Buch. Man gewinnt den Eindruck, die Autorin versucht, dem Buch eine Tiefe und Dramatik zu geben, die einfach nicht funktionieren kann – zum einen, weil zwischen den zahllosen Sexszenen kaum Raum dafür bleibt, eine Geschichte vernünftig zu entwickeln, zum anderen, weil die seltsamen Handlungsweisen und Gedankengänge der Hauptpersonen es verhindern. Und das Ende setzt der abstrusen und ständig widersprüchlichen Handlung die Krone auf …

Alle Hauptpersonen waren mir einigermaßen suspekt, keiner von ihnen handelt glaubwürdig oder gar nachvollziehbar. Die jungfräuliche Althea kennt weder Unsicherheiten, Scham noch irgendwelche Grenzen und agiert wie eine erfahrene Prostituierte (man kennt das ja zwar aus zahllosen Büchern, es ist für mich aber jedes Mal aufs Neue ein Störfaktor und Ärgernis!). Die Vampire sind auch nicht glaubwürdiger; abgesehen davon, dass sie in ihrer seltsamen Besessenheit ständig Dinge tun, die sie eigentlich nicht tun wollen, sind sie einfach nicht gut dargestellt: Vampire, die beim Sex ständig kichern und in Kämpfen Lichtblitze um sich schleudern, passen einfach nicht nicht in mein düster-erotisches Vampirbild!

Mit dem Stil hatte ich auch so meine Probleme. Pages Vergleiche sind für meine Begriffe ausgesprochen unpassend und insofern störend; da wird z.B. gleich mehrfach das Bild des heranrauschenden Frühlingsbachs, der Dämme bricht, bemüht, und besonders im Gedächtnis geblieben ist mir der Satz: »Sein Blut schoss so schnell in seinen Penis wie Pferde von der Startlinie in Newmarket.« Daneben geht so einiges vermutlich auch auf die Kappe der Übersetzerin, denn ich weigere mich zu glauben, dass die Autorin wirklich geschrieben hat, dass sich Yanniks Erektion an Altheas Bein kuschelt (!). Und ein sagenhaftes Beispiel für unsinnig-metaphorische Sprache will ich euch keinesfalls vorenthalten: »Sein Verstand geriet in Flammen. Sein Rückgrat verwandelte sich in warme Flüssigkeit und schoss hinab, durch seine Hoden und explodierte in seinem Schwanz.« Aha.

Wenn man alle Unsinnigkeiten der Handlung, Antipathien gegen die Protagonisten und sprachlich-stilistischen Mängel ausblenden kann, bleiben immerhin trotzdem noch ganz ansprechende Sexszenen in allen möglichen Spielarten: Dreier, SM, Anal, Orgien – es wird eigentlich kaum was ausgelassen.

Wertung:
4/15 – Nach dem sensationellen historischen Erotikroman »Sin« (dt. »Der Reiz des Verbotenen«) ist »Blood Red« eine echte Enttäuschung. Wer einem erotischen Roman alles verzeiht, solange der Sex nicht zu kurz kommt, wird das Buch trotzdem mögen – die Sexszenen sind nämlich zweifellos »hot«.

Sally Mackenzie: The Naked Duke

1. Teil der Naked Series

Inhalt:
The Surprise of her Life
Sophisticated. Scandalous. In fact, Miss Sarah Hamilton, a proper Philadelphian, finds London society altogether shocking. How can it be that she has awakened from her innocent slumber to find herself in bed next to a handsome – and exceedingly naked – man? The laughing onlookers standing in the doorway are no help whatsoever and surely this amorous lunatic cannot be a duke, as he claims. She is compromised – though she most certainly will not marry him!

The Sweetest Moment of his
James, the Duke of Alford, is enchanted by his unexpected bedmate – and not at all afraid of her pink-cheeked fury. True, the circumstances and place of their meeting are most unusual, but the spirited American who’s pummeling him with a pillow is an incomparable beauty. If Sarah will only listen to his perfectly reasonable explanation, James is sure that he can capture her heart … forever.

Kommentar:
Mir fällt vor allem ein Wort zur Beschreibung der Handlung ein: ausbaufähig. Die Handlung ist zwar irgendwie schon unterhaltsam, aber andererseits doch auch recht zäh und unglaubwürdig. Darüber hinaus nervt es einfach, wenn eigentlich alles so einfach und klar sein könnte, die Protagonisten sich aber durch schwachsinnige und ziemlich konstruierte Missverständnisse das Leben überflüssigerweise schwer machen – und dann auch noch aus fadenscheinigen moralischen Gründen. Ich gebe ja gerne zu, dass man wohl kein Buch schreiben kann über das völlig problemlose Zusammenfinden zweier Menschen, aber ganz so konstruiert muss es ja wirklich nicht sein!

Hinzu kommt, dass beiden Helden das gewisse Etwas fehlt; sie sind zwar nicht unsympathisch, geben einem aber auch keinen rechten Anlass, mit ihnen zu fiebern, zu leiden und zu schwelgen.

Wertung:
7/15 – Für einen Debütroman okay, aber absolut nicht mehr. Ich habe die Hoffnung, dass der nächste Roman besser ist; der Humor der Autorin ist nett, und ich halte sie für ausbaufähig.

Jacquie D’Alessandro: Kiss the Cook

Inhalt:
Was it the worst day of her catering career? Melanie Gibson decides it probably was. Her delivery guy got sick, her car died, she waded through a downpour holding fifteen gourmet dinners (wearing one shoe) and had the worst case of raccoon eyes when she found herself double parked next to the sexiest, crankiest, and hungriest man she’d ever met. Mel’s dilemma: relationships are bad for her heart.

Christopher Bishop can’t resist the lure of a woman who smells like brownies and has an off-beat personality as delicious as her desserts. As he sees it, he’s got two problems: first, he’s not looking for love…not yet. Second, he’s the accountant hired by the bank to assess Mel’s business for a loan. But all their best reasons for not falling in love are about to go on the back burner-because what’s simmering between them is too delicious to ignore.

Kommentar:
Ich habe selten einen Liebesroman mit einer so konzentrierten, stringenten, leicht zu durchschauenden Handlung – noch dazu ohne jeden Tiefgang! – erlebt, der mir so gut gefallen hat. D’Alessandro erzählt eine glaubwürdige Romanze, die wirklich aus dem Leben gegriffen ist und genau so passieren könnte. Sie verzichtet dankenswerterweise weitestgehend auf überflüssige Finten, Nebenkriegsschauplätze oder sonstige hanebüchenen Ereignisse und konzentriert sich stattdessen einfach auf die Entwicklung der Gefühle bzw. der Beziehung zwischen Mel und Christopher. Und das reicht völlig, zumal beide Hauptfiguren einfach umwerfend nett und sympathisch sind und einfach glaubwürdig und nachvollziehbar handeln – tatkräftig unterstützt von ebenso guten Nebenfiguren, allen voran Mels Oma und Christophers Mutter.

Der für die Autorin charakteristische, feinsinnige Humor, der schon mit dem Namen der Köchin anfängt, die Mel(anie) Gibson heißt, trägt ein übriges zur perfekten Unterhaltung bei. Zahlreiche Szenen lassen einen Schmunzeln, teilweise auch laut lachen – aber es wird nie zuviel. Jacquie d’Alessandro findet genau das richtige Maß.

Wertung:
15/15 – Ein wundervolles Buch, das mit seinen nur 250 Seiten beweist, dass weniger oftmals mehr ist und man nicht unbedingt zahlreiche unrealistische Verwicklungen braucht, um eine gute, mitreißende Geschichte zu erzählen.

Libba Bray: Der geheime Zirkel 1 – Gemmas Visionen

GoyaLit, 4 CDs
Gekürze Lesung von Julia Nachtmann

Inhalt:
England, 1895: Die 16-jährige Gemma wird auf einem Internat für höhere Töchter zur heiratsfähigen jungen Dame erzogen. Hier sollen ihr die Aufsässigkeit und sonstiges unziemliches Betragen ausgetrieben werden. Gemeinsam mit drei anderen Mädchen gründet Gemma, den strengen Regeln der Akademie zum Trotz, einen geheimen Zirkel. Das neu entstandene Kleeblatt Felicity, Pippa, Gemma und Ann trifft sich heimlich nachts, um dem Schulalltag zu entkommen, verbotenen Alkohol zu probieren und über Übersinnliches zu spekulieren. Eines Tages passiert es dann: Für Gemma öffnet sich ein Tor aus Licht und mit ihren Freundinnen tritt sie in ein fantastische Reich über, in dem alle Träume und Wünsche wahr werden. Doch bald schon erkennen sie, dass das magische Reich bedroht ist. Eine schreckliche Macht namens Circe will die Magie des Ortes für sich besitzen …

Kommentar:
»Gemmas Visionen« ist der erste Teil der Serie »Der geheime Zirkel« und typische moderne Jugendfantasy (neudeutsch ja auch gerne All-Age-Fantasy genannt), die – vom Prolog in Indien abgesehen – gegen Ende der Viktorianischen Ära in England spielt und authentische zeitgeschichtliche Einblicke in das Leben und vor allem die Rolle der Frau in dieser Zeit liefert. Neben den fantastischen Elementen finden sich eine geschickt eingewebte, recht spannende Krimihandlung sowie ein angemessener Schuss Dramatik. Einen großen Teil der Spannung bezieht die Geschichte aber auch aus der Interaktion Gemmas mit den anderen Schülerinnen und aus ihrer Eingliederung in die lange vorhandenen, festgefahrenen Strukturen im Internat, wo Intrigen, Machtkämpfe, Rivalitäten, Vorurteile und Zwei-Klasse-Denken an der Tagesordnung sind.

Gemma erweist sich innerhalb dieser weitgehend geschlossenen Gesellschaft als ausgesprochen ansprechende Figur, die weit selbstständiger und unabhängiger von der Meinung anderer ist als andere Mädchen ihres Alters – und damit genau die richtige Person, um in den folgenden Bänden die Welt zu retten. Doch nicht nur Gemma selbst, sondern auch die anderen, sehr unterschiedlichen Charaktere sind durchgehend interessant und glaubwürdig dargestellt.

Die Bearbeitung des Buches erfolgte mit Sorgfalt und Bedacht: Die Kürzungen tun der Geschichte eher gut, und es entstehen keinerlei Verständnisprobleme durch der Streichung von Szenen und Handlungssträngen.

Gesprochen wird »Gemmas Visionen« von Julia Nachtmann, die die Geschichte mit verteilten Rollen liest, und das ziemlich gut. Zwar wirkt sie hin und wieder ein wenig gehetzt – die eine oder andere Pause zwischen zwei Sinnabschnitten hätte dem Verständnis gut getan! –, doch darüber kann man im Kontext des sonst ansprechenden Vortrags hinwegsehen.

Wertung:
10/15 – Die gute Lesung der Geschichte mit ihren interessanten Figuren macht Lust auf mehr, allerdings bleibt im Schlussteil einiges im Unklaren, vor allem hinsichtlich der Geschehnisse um Gemmas Mutter. Ob das so sein soll und in den Nachfolgebänden noch aufgeklärt wird, oder ob die Geschichte an dieser Stelle einfach krankt und nicht gut genug durchdacht ist bzw. nicht gut genug erklärt wird, wird wohl Band 2, »Circes Rückkehr« beantworten.

Kathryn Caskie: Stürmische Eskapaden

Originaltitel: Lady in Waiting
Featherton Sisters, Book 2

Inhalt:
Abends ist sie Lady Genevieve. Nachts Lady Eros. Doch bei Tage ist sie die verarmte Jenny Penny, die ein bescheidenes Leben als Dienstmädchen führt. Als sie den gut aussehenden Callum Campbell Lord Argyll kennenlernt, droht ihr sinnlich-sündhaftes Rollenspiel aufzufliegen. Denn Callum führt sie nicht nur zu den rauschenden Festen, er gewinnt auch ihr Herz. Wird er sie noch lieben, wenn er die Wahrheit erfährt?

Kommentar:
Ich fand ja schon den ersten Band aus der Merriweather-Serie nicht wirklich überzeugend, mit dem nun vorliegenden zweiten Band trifft die Autorin allerdings noch viel weniger meinen Nerv – weshalb das wohl mein letztes Caskie-Buch war. Wie kann man sich denn bitte so nen Unsinn einfallen lassen? Ich meine, ich erwarte von Liebesromanen an sich eigentlich keine glaubwürdige Handlung, aber so hanebüchen und unsinnig darf sie trotzdem nicht sein. Was zu viel ist, ist zu viel!

Hinzu kommt, dass Caskie erneut keine besonders interessanten und glaubwürdigen Figuren schafft, ganz im Gegenteil: Callum bleibt total blass und hadert mit Problemen, die für mich nicht mal im Ansatz nachzuvollziehen sind. Aber immerhin nervt er nicht – ganz im Gegensatz zu Jenny, die sich fast ausnahmslos kindisch, albern, oberflächlich und naiv verhält, unterbrochen von einer Verschlagenheit und einem Geschäftssinn, die kaum zu ihren anderen Eigenschaften passen. Einziger Lichtblick: Die Featherton-Schwestern sind immerhin nicht ganz so peinlich wie im ersten Teil!

Wertung:
03/15 – Das war wohl nix: Wenig überzeugende Figuren agieren in einer an den Haaen herbeigezogenen Geschichte. Im Vergleich zum Debutroman leider keine Steigerung, sondern eher eine Verschlechterung.

Martha Grimes: Inspektor Jury kommt auf den Hund

Originaltitel: The Old Wine Shades
20. Teil der Inspektor-Jury-Serie

Inhalt:
Als Inspektor Jury eines Abends im Pub von einem äußerst redseligen Fremden angesprochen wird, will er eigentlich nur eines: In Ruhe ein Glas Wein trinken. Daraus wird jedoch nichts, denn die Geschichte, die dieser Mann namens Harry Johnson zu erzählen hat, zieht Jury sofort in ihren Bann. Johnson erzählt nämlich von seinem Freund Hugh Gault, dessen Frau, Kind und Hund ein Jahr zuvor auf mysteriöse Weise in der ländlichen Idylle Surreys verschwunden waren. Jury kann nicht anders und schaltet sich in die Ermittlungen ein. Keine Sekunde zu spät, wie sich herausstellt: Denn als Jury nicht nur mit Hugh Gault, sondern auch mit dessen tot geglaubter Ehefrau zusammentrifft, zählt er bereits eine Leiche zuviel und zwei Personen zu wenig im Umkreis von Harry Johnson …

Kommentar:
Die Inspektor-Jury-Serie hat mit diesem Krimi einen neuen Tiefpunkt erreicht. Die Handlung – soweit überhaupt vorhanden – schleppt sich dröge dahin und hat echtes Potenzial, die Jury-Fans zu Tode zu langweilen, etwa mit seitelangen öden Dialogen zwischen Jury und Harry, die u.a. quantenphysikalische Theorien austauschen. Zugeben, die zweite Hälfte des Buches ist besser und vor allem weniger ermüdend als die erste, allerdings hat einem die erste Hälfte zu dem Zeitpunkt schon so dermaßen die Lust auf diesen Fall verdorben, dass das auch nichts mehr nutzt – zumal das offene Ende nicht gerade zur Besänftigung des Lesers beiträgt. Die skurrile Meute aus Long Piddelton taugt leider ebenfalls nicht mehr zur Erheiterung, denn die schrulligen, früher originellen Figuren verkommen mit jedem Buch mehr zu einer müden, höchst lächerlichen Abklatsch ihrer selbst, was leider sogar für meinen früheren Liebling Melrose gilt. Und als wäre all das nicht schon schlimm genug, werden zu allem Übel Teile der Geschichte aus Sicht des titelgebenden Hundes erzählt.

Wertung:
01 – Ein Gnaden- bzw. Nostalgiepunkt in Erinnerung an bessere Jury-Zeiten, den das Buch für sich genommen eigentlich nicht verdient, da es ist schlicht und ergreifend eine Zumutung ist. Dieser Jubiläumsfall zeigt mir, dass sich die Serie, die sich hinsichtlich der letzten Bände wenigstens die meiste Zeit auf einem (unteren) Mittelmaß bewegt hat, einfach überlebt hat. Manchmal wäre es sicher besser, einer Serie ein Ende zu bereiten, bevor sie langsam vor die Hunde geht. Andererseits: Existenzberechtigung hat, was sich verkauft, nicht?

Julia Quinn: Wie heirate ich einen Marquis?

Originaltitel: How to Marry a Marquis?
Inhaltlich eng mit »Ein verhängnisvoller Kuss« verknüpft.

Inhalt:
Die junge Gesellschafterin Elizabeth Hotchkiss hat sich fest vorgenommen, einen reichen Marquis zu heiraten. Doch ihr Herz entscheidet anders: Sie verliebt sich in einen vermeintlich mittellosen Gutsverwalter …
James Sidwell, Marquis of Riverdale und ehemaliger Spion der Krone, genießt das Geheimnis und sucht das Abenteuer. Um den Täter, der seine Tante, Lady Danbury, erpresst, zu entlarven, gibt er sich als neuer Gutsverwalter in Danbury House aus. Elizabeth Hotchkiss: Das Buch „Wie heirate ich einen Marquis“ hat die junge Gesellschafterin auf einen gewagten Gedanken gebracht: Ein reicher Marquis als Ehemann würde ihre Probleme lösen, die Zukunft ihrer Geschwister sichern! Doch Herz siegt über Verstand: Sie verliebt sich in Lady Danburys neuen Gutsverwalter, den attraktiven, aber mittellosen James …

Kommentar:
Von allem mir bisher bekannten Julia-Quinn-Büchern das am wenigsten begeisternde. Zwar sind beide Hauptpersonen ebenso wie die Nebenfiguren sympathisch und der Plot prinzipiell ganz nett, allerdings kam bei mir stellenweise arge Langeweile auf, weil sich die Handlung doch einigermaßen zieht.
Außerdem empfinde ich den viel gepriesenen und auch von mir hoch geschätzten Humor der Autorin bei diesem Buch als zu aufgesetzt. Vor allem, als Blake, Caroline und später auch noch Lady Danbury mit Elizabeth und/oder Riverdale zusammentreffen, grenzt das Ganze – und das in ziemlich unpassenden Situationen – fast schon an Slapstick. Für meine Begriffe ist Quinn bei diesem Buch in Sachen Witz/Komik übers Ziel hinausgeschossen, das wirkt mir zu bemüht.

Wertung:
8/15 – Ein ganz unterhaltsamer, aber letztendlich doch ziemlich durchschnittlicher Regency-Roman, der im Vergleich zu den meisten anderen Julia-Quinn-Büchern aber abfällt.

Kathryn Caskie: Stürmische Verlobung

Originaltitel: Rules of Engagement
Featherton Sisters, Book 1

Inhalt:
Nur eine Londoner Ballsaison muss die bezaubernde Eliza Merriweather unverheiratet überstehen, dann endlich kann sie sich ihren Herzenswunsch erfüllen und ein Kunststudium in Italien aufnehmen. Doch wie soll sie sich nur die lästigen Verehrer vom Leib halten? In dieser Lage kommt ihr der attraktive Magnus MacKinnon, Lord Somerton, gerade recht. Sie schlägt ihm ein gewagtes Arrangement vor. Mit der unwiderstehlich sinnlichen Ausstrahlung des Schotten hat Eliza jedoch nicht gerechnet …

Kommentar:
Der Debütroman von Kathryn Caskie gefällt mit einer ganz netten, durchaus unterhaltsamen Geschichte, deren Ende nur leider vollkommen übertrieben ist: Die Ereignisse überschlagen sich und drifteten so sehr ins Unglaubwürdige ab, dass es selbst mir – bei aller Begeisterung für Happy Ends – einfach zu viel des Guten war.

Mit den Figuren hatte ich auch so meine Probleme. Magnus ist für einen Liebesromanhelden letztendlich ziemlich blass geraten, und die Merriweather-Schwestern sind zu wankelmütig, um wirklich glaubwürdig zu sein. Vor allem Grace, wenngleich nur eine Nebenfigur, wirkt extrem unsympathisch, weil sie über weite Strecken wahnsinnig egozentrisch ist. Die Tanten waren im Ansatz ganz lustig, haben sich aber permanent sehr nah an der Grenze zur Peinlichkeit bewegt bzw. das Maß des Erträglichen immer wieder mal überschritten. Mir war das an manchen Stellen einfach zu albern.

Wertung:
7/15 – Ein kurzweiliger, stellenweise durchaus witziger Roman, der sich gut weglesen lässt, aber nicht aus der Masse der Regencys herausragt.

Anne Fine: Tagebuch einer Killerkatze

Eine Produktion des BR von 1997, erschienen beim Hörverlag.
Gelesen von Martin Semmelrogge

Inhalt:
Kuschel ist ein ganz normaler Kater, der einfach nur seinen Instinkten nachgeht. Seine Familie allerdings ist diesbezüglich etwas empfindlich, vor allem seine Besitzerin Ellie, die ihm nach jedem seiner Morde ins Fell schluchzt. Dabei kann er eigentlich gar nichts dafür, oder ist es vielleicht seine Schuld, wenn ihm so ein kleines gefiedertes Flatterbällchen direkt ins Maul fliegt? Er hat es daraufhin nur ein bisschen geknufft! Und die Maus, die er seiner Familie ins Haus geschleppt hat, um ihnen eine Freude zu machen, die war ja schon tot. Die hat er nur gefunden, noch warm, aber schon tot. Und diese Sache mit der Wüstenspringmaus beim Tierarzt… hätte er ahnen können, dass man ein kleines, süßes Wüstenspringmausbaby nicht mal anschauen darf, weil es vor Schreck tot umfallen könnte? Okay, okay, vielleicht hat er sich ein kleines bisschen die Lippen geleckt, aber doch höchstens, weil er Durst hatte! Das sollte doch keine Drohung sein!
Aber dann ist da noch die Geschichte mit Hoppel, dem Nachbarshasen, die man ihm richtig übel nimmt und wegen der man sogar die Katzenklappe zunagelt. Niemand weiß zu würdigen, dass Kuschel eine geschlagene Stunde gebraucht hat, um den toten, fetten Hoppel durch die Katzenklappe ins Haus zu zerren. Okay, okay, Hoppel sieht zugegebenermaßen ein bisschen ramponiert aus, nachdem Kuschel ihn reingeschafft hat, aber ist das vielleicht ein Grund, sich so aufzuregen? Immerhin denkt sich Kuschels entsetzte Familie einen tollen Plan aus, um den neuerlichen Mord des Killerkaters zu decken: Sie spülen Hoppel gut durch, fönen ihn trocken und schön flauschig und bringen den restaurierten Hasen schließlich in einer Nacht- und Nebelaktion zurück in seinen Stall. Diese panikartige Vertuschungsaktion sollte allerdings noch ungeahnte Folgen haben…

Kommentar:
Die Schandtaten des vermeintlichen Killerkaters, der im Grunde seines Herzens ziemlich harmlos ist und seiner Familie mit seinen kleinen Aufmerksamkeiten doch eigentlich nur eine Freunde machen will, sind einfach großartig erzählt. Dafür sorgen nicht zuletzt Kuschels sarkastische Kommentare zu den Ereignissen, die zum Schreien komisch sind – und Martin Semmelrogge, mit dem die Sprecherrolle für diese Lesung perfekt besetzt wurde. Seine knatschige Stimme passt bestens zum verkannten Kater Kuschel, dem sein Ruf als Killer irgendwie ziemlich gut gefällt, wenngleich er der mangelnde Würdigung seiner doch nur gut gemeinten Aufmerksamkeiten durch seine Menschenfamilie mit völligem Unverständnis begegnet.

Bewertung:
15/15 – Tolle Geschichte, genial vorgetragen – eine perfekte Produktion! Absolut empfehlenswert!

Okay, okay, ein kleines Manko hat »Das Tagebuch einer Killerkatze«: den Preis. Für knappe 30 Minuten Hörspaß muss man nämlich laut Verlagsempfehlung 14,95 Euro lockermachen. Gebraucht dürfte das Hörbuch inzwischen allerdings zu vernünftigen Preisen erhältlich sein!