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[Rezension] Julia Quinn: Ten Things I Love About You

The Bevelstokes, Book 3

Inhalt:
London, 1822. Annabel Winslow, das älteste von acht Kindern, soll durch eine gute Partie ihre verarmte Familie retten. Sie wird vom Land nach London geschickt, wo ihre Großmutter ihr eine Saison ermöglicht. Tatsächlich zeigt der Earl of Newbury reges Interesse an ihr – er braucht auf seine alten Tage dringend einen Erben, damit sein Titel, sein Besitz und sein Vermögen nach seinem Tod nicht an seinen verhassten Neffen Sebastian Grey fallen. Trotz des beträchtlichen Altersunterschieds ist Annabel eigentlich fest entschlossen, ihre Pflicht zu erfüllen, doch dann lernt sie ausgerechnet besagten Sebastian Grey kennen und verliebt sich in ihn …

Kommentar:
Zehn Gründe, warum dieses Buch zwar alles in allem ganz nett ist, aber bei Weitem nicht an andere Bücher der Autorin heranreicht.

Eins: Die Geschichte ist ziemlich dünn; insbesondere in der ersten Hälfte passiert sehr wenig und die Handlung mutet aufgeblasen an. Zwei: Wenn sich die beiden Helden mal treffen – was anfangs nicht allzu häufig der Fall ist –, schäkern und scherzen sie, die Dialoge sind aber sehr oberflächlich und erscheinen relativ bemüht auf witzig und flapsig getrimmt. Drei: Lord Newburys extreme Abneigung gegen Sebastian sowie sein ganzes Auftreten und Verhalten am Ende des Buches sind wenig glaubwürdig; die Konfrontation zwischen ihm und Sebastian sowie sein Angriff auf Annabel sind einigermaßen überzogen. Vier: Die Sexszene zwischen Annabel und Sebastian erscheint deplatziert und nur der Vollständigkeit halber angehängt, weil in so ein Buch nun mal eine Sexszene zwischen den Protagonisten gehört. Ungewöhnlich für Julia Quinn ist auch fünf: dass vor allem im ersten Teil des Buchs ihr typischer feinsinniger Humor viel zu kurz kommt und durch maßlos ausgewälzte Witze und endlose Wortwiederholungen ersetzt wird – was ganz schön nervt.

Punkten kann das Buch aber mit sechs: einer wunderbare Heldin, die durch ihre Natürlichkeit und Liebenswürdigkeit beeindruckt, und sieben: einem ebenso wunderbaren Helden, der ein ehemaliger Scharfschütze ist und unter weiblichem Pseudonym Schauerromane schreibt. Obwohl eine Verbindung zwischen den beiden zunächst ausgeschlossen scheint, kann man acht: die wachsende Liebe zwischen den beiden spüren und tatsächlich nachvollziehen. Diesen wunderbaren, warmherzigen, witzigen Protagonisten stehen neun: bemerkenswerte und liebenswerte Freunde zur Seite, vor allem in Gestalt von Annabels adlige Cousine Luisa, die hoffentlich bald ihr eigenes Buch kriegen wird (ich bin mir ziemlich sicher!), sowie Sebastians liebenswerte Cousine Olivia, die Protagonistin aus »What Happens in London«.

Das alles führt zu zehn: Vor allem die Figuren retten das Buch, für das das gleiche gilt wie schon für die beiden Vorgänger in dieser Serie: Es gibt zwei sehr unterschiedliche Hälften. Hier kann der erste Teil der Geschichte leider überhaupt nicht überzeugen, während der zweite das Buch immerhin auf 8/15 Punkten hebt (wobei da evtl. ein kleiner Quinn-Bonus inkludiert sein mag, der andererseits wahrscheinlich durch die hohe Erwartungshaltung neutralisiert wird!).


Serieninfo:
01 The Secret Diaries of Miss Miranda Cheever (Rezension) | Für immer und ewig, Viscount (Cora)
02 What Happens in London (Rezension)
03 Ten Things I Love About You

[Rezension] Lorelei James: Long Hard Ride

Rough Riders, Book 1

Inhalt:
Channing Kinkaid hat keine Lust mehr auf ihr durchgeplantes, langweiliges Leben, weshalb sie die Entscheidung trifft, wenigstens für eine Weile eine Auszeit zu nehmen. Sie schließt sich dem Rodeo-Zirkus an und lernt dort Colby McKay kennen, zu dem sie sich unwiderstehlich hingezogen fühlt. Als er ihr vorschlägt, gemeinsam mit ihm und seinen beiden Begleitern zu reisen und ihnen als Gegenleistung für Sexspiele zur Verfügung zu stehen, ist das genau die erhoffte Gelegenheit, ihrem Leben einen Kick zu geben. Sie willigt ein – ohne zu ahnen, worauf sie sich wirklich einlässt.

Kommentar:
Evis restlose Begeisterung über die Bücher der Autorin hat mich dazu gebracht, den ersten Teil der Rough-Riders-Serie auszuprobieren, und entsprechend hoch war meine Erwartungshaltung – obwohl das Thema Rodeo so gar nicht meins ist.

Der obigen Inhaltsangabe ist nicht mehr viel hinzuzufügen: Channing schließt sich Colby und seinen Kumpanen an, um ein Sexabenteuer zu erleben und Dinge auszuprobieren, von denen sie bislang noch nicht mal zu träumen gewagt hat. Aus der geplanten Affäre auf Zeit wird aber schnell mehr, denn Colby und Channing verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Und obwohl das allen Beteiligten schnell klar ist, führen diverse mehr oder weniger konstruierte Missverständnisse in Form von falsch verstandenen Aussagen dazu, dass es zu einem ziemlichen Herumgeeier kommt, das – natürlich – in einem hochdramatischen Finale gipfeln muss.

Neben mehr Rodeo-Episoden als erwartet, gibt es erwartungsgemäß reichlich Sex in allen Varianten und Spielarten: oral, vaginal und anal sowie BDSM in kleinen Dosen; das alles zu zweit (mit wechselnden Partnern, w/m und m/m) und zu dritt (m/m/w), mit und ohne Zuschauer. Aus Gründen, die ich ehrlich gesagt an nichts Konkretem festmachen kann, haben mich die durchaus expliziten Szenen, obwohl sie gut geschrieben sind, allesamt relativ kalt gelassen; der Funke wollte einfach nicht überspringen, das Prickeln zwischen den Protagonisten hat mich nicht erreicht.

Es mag an den Hauptpersonen Channing und Colby gelegen haben, dass ich das Buch nicht so toll fand, obwohl ich es doch so gerne toll gefunden hätte. Die beiden sind zwar nicht unsympathisch, aber auch keine Figuren, die mich begeistert und mitgerissen hätten. Ihre besagte Begriffstutzigkeit bzw. ihre Weigerung, sich das Offensichtliche einzugestehen – nämlich dass sie sich ineinander verliebt haben –, hat mich stellenweise ganz schön die Augen rollen lassen, und Colbys Anfälle von Besitzdenken, Eifersucht und Dominanzgehabe fand ich ziemlich nervig. Interessanter als die Protagonisten fand ich tatsächlich die Nebenfiguren Edgard und Trevor sowie Gemma und Clay, die ihre eigenen Bücher haben.

Obwohl mich das Buch letztendlich nicht richtig in seinen Bann ziehen konnte, soll keinesfalls verschwiegen werden, dass es einige herzergreifende Szenen gibt, die mit echter Freundschaft, Liebe und Loyalität zu tun haben. Zudem hat Lorelei James fraglos ein Händchen für wundervollen Liebeserklärungen.

Fazit:
8/15 – Ein solider Erotikroman, bei dem aber der Funke nicht übergesprungen ist und der deshalb zwischenzeitlich zu einiger Langeweile geführt hat. Ich werde dennoch definitiv (mindestens) einen weiteren Band lesen, um mir ein abschließendes Urteil zu bilden, denn sehr gute Ansätze sind vorhanden.


Serieninfo:

01 Long Hard Ride
02 Rode Hart, Put Up Wet
03 Cowgirl Up And Ride
04 Tied Up, Tied Down
05 Rough, Raw, and Ready
06 Branded As Trouble
06.5 Strong, Silent Type
07 Shoulda Been A Cowboy
08 All Jacked Up

[Rezension] Elizabeth Hoyt: To Desire a Devil

The Legend of the Four Soldiers, Book 4

Inhalt:
Als ein verwahrloster, augenscheinlich wahnsinniger Mann die Teeparty im Haus ihres Onkels sprengt, weiß Beatrice Corning nach einem Blick in seine Augen: Es handelt sich um den totgeglaubten Reynaud St. Aubyn, der vor sieben Jahren von Indianern massakriert worden sein soll – um den Mann, in dessen Portrait sie sich vor Jahren verliebt hat. Doch hat dieser Wilde nach seinen schrecklichen Erlebnissen in Gefangenschaft irgendetwas mit dem attraktiven, charismatischen Viscount zu tun, den das Gemälde zeigt?

Kommentar:
Als ich in der Leseprobe am Ende von »To Beguile a Beast« gelesen habe, dass der totgeglaubte St. Aubyn in Band 4 auftauchen würde, war meine Neugierde geweckt. Schließlich hat Viscout Vale, der Protagonist aus Band 2, mit eigenen Augen gesehen, dass sein alter Freund von den Indianern gekreuzigt und verbrannt worden ist.

Die Auflösung dieses Irrtums ist zwar einigermaßen akzeptabel, aber nicht hundertprozentig glaubwürdig – was übrigens auf die meisten Aspekte der Geschichte zutrifft. Tatsache ist: St. Aubyn lebt und kehrt nach sieben Jahren als Sklave bei den Indianern zurück nach England. Weil er sich auf dem Schiff ein Fieber eingefangen hat, ist sein Geisteszustand zunächst ziemlich desolat, doch auch wieder genesen leidet er unter den traumatischen Erfahrungen der letzten Jahre. Er ist dementsprechend unberechenbar und aus Gründen des Selbstschutzes extrem aggressiv: Er hat sich geschworen, sich nie wieder freiwillig in die Hände eines anderen zu begeben und trägt deshalb stets ein langes Messer bei sich, das einzusetzen er nicht scheut – gegen andere, notfalls aber auch gegen sich selbst. Dennoch: Die wenigen Situationen, in denen er – angestachelt von Dritten – austickt, zeigen zwar, dass er auf teilweise auf schmalem Grat wandelt, für einen Mann mit seiner Vergangenheit ist St. Aubyn jedoch zwar interessant, aber viel zu normal und wenig traumatisiert – immerhin hat er jahrelang in Gefangenschaft gelebt, ist unterjocht, gequält und mehrfach fast getötet worden.

Beatrice Corning liebt St. Aubyn so oder so – und zwar schon von dem Moment an, als sie erstmals das Portrait von ihm gesehen hat. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon als tot galt und sie ihm nie persönlich begegnet ist, hat sie sich niemals ernsthaft für einen anderen Mann interessiert, denn kein anderer hat eine solch lebensfrohe Ausstrahlung wie der Junge auf dem Gemälde – starker Tobak! Weil sie das Portait über Jahre immer und immer wieder studiert, erkennt sie den verwahrlosten St. Aubyn bei seiner Rückkehr sofort an seinen Augen, die zwar nicht mehr so fröhlich leuchten wie früher, aber immer noch genauso ausdrucksstark sind. Puh. Zu alledem passt, dass ihre Liebe zu ihm so groß und ihr Vertrauen in ihn so stark ist, dass sie als einzige keine Angst vor diesem wilden, unberechenbaren Mann hat, sondern ihm vollkommen unerschrocken und aufopferungsvoll begegnet und ihm stets Liebe und Trost spendet. Komischerweise ist Beatrice trotzdem eine sympathische Heldin, auch wenn sie vollkommen überzogen dargestellt ist.

Im Zentrum der Handlung steht natürlich das Zusammenfinden von der wundervollen Beatrice und dem wilden St. Aubyn – und die beiden eiern trotz ausgiebiger sexueller Freuden ganz schön herum, bis sie sich selbst und einander in einem überdramatischen Finale endlich ihre Gefühle gestehen. Davon abgesehen muss nun endlich der Verräter von Spinner Falls zu Fall gebracht werden, wegen dem das Regiment niedergemetzelt und viele Soldaten in Gefangenschaft geraten sind. Deshalb tun sich die »Four Soldiers« aus den vier Teilen der Serie in diesem Buch zusammen und machen sich gemeinsam auf die Jagd nach dem Verräter – die aber deshalb nicht planvoller oder spannender verläuft als vorher. Darüber hinaus ziehen diverse Nebenkriegsschauplätze, die vollkommen überflüssig sind, die Geschichte unnötig in die Länge.

Fazit:
8/15 – Der Abschlussband passt zur alles in allem durchschnittlichen Serie und erzählt eine leidlich spannende, wenig glaubwürdige Geschichte mit immerhin relativ sympathischen Figuren.

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Serieninfo:

01 To Taste Temptation
02 To Seduce a Sinner
03 To Beguile a Beast
04 To Desire a Devil

[Rezension] Elizabeth Hoyt: To Seduce a Sinner

The Legend of the Four Soldiers, Book 2

Inhalt:
Seit vielen Jahren ist Melisande Fleming heimlich in Jasper Renshaw, Lord Vale verliebt. Als er am Tag seiner Hochzeit von seiner Braut sitzengelassen wird, beschließt sie, dass ihre Zeit gekommen ist: Sie macht ihm einen Heiratsantrag und überzeugt ihn davon, dass eine Ehe nur vernünftig wäre; dass sie ihn liebt, bleibt ihr Geheimnis. Doch auch Lord Vale hat seine Geheimnisse: Er ist seit seiner Zeit als Kriegsgefangener schwer traumatisiert und besessen davon aufzuklären, wer das Regiment damals verraten hat. Eine Vernunftehe ist genau das, was er will – doch dann kommt alles anders als gedacht. Melisande ist nämlich mitnichten die verklemmte Ehefrau, die er erwartet hat, sondern erweist sich als verführerisch, scharfsinnig und verständnisvoll …

Kommentar:
Elizabeth Hoyts erste Serie, die Princes-Trilogy, hat damals eingeschlagen wie eine Bombe und Liebesromanleser und Rezensenten gleichermaßen begeistert. Entsprechend hoch waren auch die Erwartungen an ihre neue Four-Soldiers-Serie – die Hoyt mit dem ersten Band »To Taste Temptation« jedoch nicht erfüllen konnte. Ich hab dem Buch zwar immerhin acht von 15 Punkten gegeben, war aber angesichts des hohen Niveaus der vorherigen Bücher enttäuscht (wobei ich mich interessanterweise überhaupt nicht mehr an das Buch erinnern kann erinnern kann). In der Hoffnung auf einen einmaligen Ausrutscher hab ich nach längerer Pause jetzt zu Band 2 gegriffen, musste aber leider feststellen, dass er nicht besser ist, eher im Gegenteil.

Das Buch startet vielversprechend – mit der Szene, in der Jasper am Tag seiner Hochzeit von seiner Verlobten verlassen wird, die statt des Viscounts lieber einen Kurator heiraten will. Jasper nimmt die Trennung relativ gefasst auf, da er ohnehin nichts für das Mädchen empfunden hat; außerdem hat er eine gewisse Erfahrung mit solchen Situationen, denn sie ist bereits die zweite Verlobte, die ihn verlässt (Ex-Verlobte Nr. 1 ist die Protagonistin in Band 1 der Serie). Zeit, sich zu grämen, bliebe ihm ohnehin nicht, denn nicht viel später tritt auch schon Melisande auf den Plan und macht ihm ihrerseits einen Antrag. Da ihr Vorschlag recht vernünftig klingt und Jasper außerdem einen Erben braucht, nimmt er an. Nicht viel später sind die beiden verheiratet, haben unerwartet guten Sex und versuchen, ihr Zusammenleben zu arrangieren, ihre Geheimnisse voreinander zu wahren und den anderen gleichzeitig zu durchschauen sowie Melisandes eifersüchtigen Hund zu erziehen. Darüber hinaus lebt Jasper sein Kriegsgefangenschaftstrauma aus und jagt den Verräter, der dafür verantwortlich ist.

Eigentlich mag ich ja die sog. »character driven novels« und brauche keine große Action, aber was hier geboten wird, ist einfach langweilig. Es passiert eigentlich überhaupt nichts von Bedeutung, stattdessen hält sich die Autorin mit der Erzählung von kleinen Episoden – etwa Hundeerziehungsmaßnahmen oder einem Kutschenüberfall auf –, die die Handlung in keinster Weise voranbringen. Es findet auch keine nachvollziehbare Entwicklung der Personen und ihrer Beziehung zueinander statt, und Gefühl kommt auch kaum rüber. Melisande mit ihrer überhöhten Liebe, ihrem ewigen Verständnis und ihrer stetigen Sanftheit war mir viel nett und zu eindimensional, wobei der Grund, warum Jasper partout nicht wissen darf, dass sie ihn liebt, nicht nachvollziehbar ist. Jasper ist aufgrund seiner grausamen Kriegserlebnisse ein klassischer »tortured hero«; seine Besessenheit ist einigermaßen plausibel. Dennoch ist er in vielen Situationen unverständlich kopflos und sein Verhalten überzeichnet. Was er in der Hochzeitsnacht abliefert und dass er jedesmal nach dem (fantastischen!) Sex fluchtartig den Raum verlässt, ist unsympathisch, unbegründet und extrem rücksichtslos gegenüber seiner Frau – die aber natürlich zwar ein bisschen enttäuscht ist, ihm sein Verhalten jedoch nicht übel nimmt.

Eine kleine Enttäuschung ist auch das parabolische Märchen vom »Laughing Jack«, von dem immer zu Anfang eines Kapitels ein Stück erzählt wird und das eine eigene kleine Geschichte bildet. Ich will eigentlich nicht ständig auf der Prinzen-Trilogie herumreiten, aber ich muss einfach: Die dort implizierten Märchen vom Raven Prince, Lepoard Prince bzw. Serpent Prince, die den Büchern ihre Namen gegeben haben, waren etwas ganz besonderes und so klasse, dass ich sie vorweg am Stück gelesen habe. »Lauging Jack« ist langweilig und wirkt wie ein Mix aus verschiedenen klassischen Volksmärchen; die Geschichte bietet keinerlei Überraschungen.

Es sei noch erwähnt, dass die Four-Soldier-Serie nicht durchgehend schlechter als die Princes-Trilogy bewertet wird, sondern durchaus auch eine Vielzahl guter Kritiken erhalten hat, etwa bei den von mir sehr geschätzten Kritikern von AAR (A-, A-, A, B+). Ich für meinen Teil setze in die beiden noch ausstehenden Teile, die natürlich beide bereits hier im Regal ihr Dasein fristen, keine großen Hoffnungen mehr – wobei Elizabeth Hoyt es aber trotzdem geschafft hat, auf den letzten Seiten des Buches ein so großes Interesse am folgenden Band zu wecken, dass ich ernsthaft überlege, diesen direkt im Anschluss zu lesen.

Fazit:
7/15 – Eine sehr durchschnittliche, handlungsarme Geschichte über das Zusammenfinden zweier wenig mitreißender Helden.

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Serieninfo:

01 To Taste Temptation
02 To Seduce a Sinner
03 To Beguile a Beast
04 To Desire a Devil

[Rezension] Sophie Kinsella: Charleston Girl

Inhalt:
Lara Lington, eine junge Londonerin, hat gerade die Trennung von ihrem Freund hinter sich, und auch im Job könnte es besser laufen. Gegen ein paar Veränderungen hätte sie also nichts einzuwenden. Aber dass ihre Großtante Sadie ihr Leben auf den Kopf stellt, hätte Lara nun wirklich nicht erwartet. Sadie Lancaster ist im stolzen Alter von 105 Jahren in einem Altersheim verstorben, doch das würde man dem quirligen 23jährigen Mädchen nicht ansehen, das Lara erscheint und von ihr verlangt, eine Halskette zu finden, an der ihr ganzes Herz hängt. Außerdem will die kapriziöse, lebenslustige Sadie noch einmal richtig Spaß haben, tanzen, flirten und Champagner trinken. Und auch dazu braucht sie Laras Hilfe. Ehe sie sich’s versieht hat Lara ein Date mit einem ihr völlig unbekannten Mann, den Sadie ausgesucht hat, da er sie an Rudolph Valentino erinnert. Mit ihm soll Lara ausgehen, die unsichtbare Sadie im Schlepptau. Dass Lara eigentlich ihren Exfreund Josh zurückerobern möchte, ist Sadie herzlich egal. Im Charlestonkleid und mit ondulierten Haaren muss Lara einen Abend mit Ed verbringen – und das ist erst der Anfang ihrer Probleme …

Kommentar:
Auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt bei den treuen Lesern meines Blogs furchtbar unbeliebt mache: Ich bin enttäuscht von diesem Buch. Die Protagonistin Lara Leigton ist lange Zeit über eine ziemlich unerträgliche, weltfremde, lebensunfähige, fremdgesteuerte, unfähige Nervensäge, die ihren Ex-Freund stalkt. Nicht viel besser ist Sadie, die Großtante in Geistergestalt, die ihrer lahmen Nichte zwar Beine macht, aber nicht minder unausstehlich ist, denn sie verhält sich über weite Strecken wie eine egozentrische, sture, bornierte Tyrannin.

Das Chaos ist vorprogrammiert, als diese beiden Unsympathen sich zusammen auf die Suche nach einer Kette machen, die Sadie aus zunächst unbekannten Gründen ganz dringend braucht, um ihren Frieden zu finden. Die Szenen zwischen den beiden sind über weitere Strecken eher anstrengend, gleiches gilt für die zahlreichen Szenen, in denen Lara sich dazu hinreißen lässt, auf die Bemerkungen der für andere unsichtbaren Sadie zu reagieren und sich so zum Affen zu machen. Das ist zwar nicht so schlimm, weil die meisten Figuren, mit denen Lara interagiert, ohnehin doof sind und es ihr folglich egal sein kann, wenn die sie für verrückt halten, aber bei mir setzt trotzdem gehöriges Fremdschämen ein. Außerdem passiert nicht wirklich was, sodass ich mich stellenweise ganz schön gelangweilt habe. Hätte es nicht immer wieder mal ein paar nette, humorvolle Momente gegeben und wäre der Schreibstil nicht so flüssig gewesen – ich hatte »Charleston Girl« wohl nicht beendet.

Im letzten Drittel des Buches wandelt sich das Bild dann aber. Vor allem Sadie, deren Vergangenheit beleuchtet bzw. aufgedeckt wird, gewinnt deutlich an Profi, und beide Figuren emanzipieren sich. Sie verhalten sich – zumindest weitestgehend – endlich einigermaßen normal und finden zu einer erträglichen Umgangsformen miteinander. Die Handlung nimmt eine überraschende Wendung und wird noch richtig spannend, mitreißend und rührend – und macht vieles wieder wett, was zuvor schiefgelaufen ist.

Fazit:
9/15 – Vor allem die teils nervigen, wenig sympathische Figuren – die beiden Protagonistinnen Lara und Sadie eingeschlossen – trüben zunächst den Spaß am Buch, doch im letzten Drittel entwickelt »Charleston Girl« dann endlich den Charme, den man von Kinsella kennt.

[Rezension] Michael Rosentritt: Sebastian Deisler. Zurück ins Leben

Inhalt:
Die Geschichte Sebastian Deislers ist die eines jungen Mannes, der als fußballerisches Jahrhundert-Talent gilt, mit 21 Jahren Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft wird und dessen Ja-Wort dem FC Bayern München ein Handgeld von 20 Millionen D-Mark wert ist. Es ist auch die Geschichte eines unfertigen jungen Mannes, der zum Heilsbringer des deutschen Fußballs stilisiert wird, von dem die Öffentlichkeit Besitz ergreift, der zahlreiche körperliche und seelische Verletzungen bis hin zu einer Depressionserkrankung erleidet und der sich immer weiter in sich selbst zurückzieht. Wenige Tage nach seinem 27. Geburtstag gibt er in einem beispiellosen Schritt seinen Ausstieg aus dem Profigeschäft bekannt – entkräftet, entnervt, gebrochen.

Michael Rosentritt, den eine langjährige Freundschaft mit Sebastian Deisler verbindet, hat sich zwei Jahre intensiv mit dem »Fall Deisler« beschäftigt. In langen Gesprächen erzählt ihm Deisler seine Geschichte. Entstanden ist daraus ein Buch über Begeisterung und Liebe zum Fußball, aber auch über Ängste, Qualen, Selbstzweifel, Depressionen und den mühsamen Weg zurück in ein normales Leben.


Kommentar:

Der Fußball, der mir fehlt, ist ein anderer als der, den ich verlassen habe. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ich so, wie alles gelaufen ist, nicht geschaffen war für dieses Geschäft. Am Ende war ich leer, ich war alt, ich war müde. Ich bin so weit gelaufen, wie mich meine Beine getragen haben, mehr ging nicht.«

Sebastian Deisler im Tagesspiegel vom 30.9.2007

Nach seinem Rückzug aus dem Fußballgeschäft im Januar 2007 verschwand der erst 27-jährige Sebastian Deisler für knapp drei Jahre fast vollkommen aus der Öffentlichkeit und ließ festhalten, keine Person des öffentlichen Rechts mehr zu sein (Quelle: Welt). Ebenso überraschend wie er zurücktrat, tauchte er im Herbst 2009 für einige handverlesene Interviews wieder auf der Bildfläche auf – mit seiner Biografie im Gepäck. Sie basiert auf Gesprächen mit dem Berliner Journalisten Michael Rosentritt und zeigt Deisler abwechselnd auf zwei Ebenen: während und nach seiner Fußballkarriere.

Die Rückschau beschränkt sich im Wesentlichen auf die Ereignisse in Deislers Vergangenheit als Profifußballer, von denen anzunehmen ist, dass sie letztendlich zu seinem frühen Karriereende geführt haben. Über ungetrübte Glücksmomente im sportlichen oder gar privaten Bereich erfährt man so gut wie nichts; die wenigen positive Erlebnisse, die erwähnt werden, sind durchgehend mit negativen Aspekten, Auswirkungen und Wertungen verbunden. Nicht zuletzt deshalb vermittelt das Buch den Eindruck, dass sich Deisler bis heute irgendwo zwischen Schuldabschiebung für sein Scheitern und Selbstzweifeln bewegt; von Lebensfreude und der Liebe zum Fußball, die doch so lange seine Antriebsfeder gewesen sein sollen, ist zu keiner Zeit etwas zu spüren, dafür von Frustration und Überforderung in jeder Hinsicht. Dass Deislers hohe Verletzungsanfälligkeit ebenso eine Reaktion auf den ständig steigenden Druck waren wie die Depression selbst, wird wohl kaum jemand ernsthaft bestreiten wollen.

Wer auf Skandale, Kabinengeflüster oder sonstige Interna aus der bunten Welt des Profifußballs hofft, ist mit diesem Buch schlecht bedient, und obwohl Deisler an einigen Stellen mangelndes Verständnis für seine Situation beklagt und in einigen Fällen auch deutliche Kritik an den Verantwortlichen übt – insbesondere an Dieter Hoeneß, aber auch an Felix Magath –, kann man das Buch nicht wirklich als Abrechnung bezeichnen. Es zeigt vielmehr, wie überfordert alle Beteiligten mit dem »Fall Deisler« waren, insbesondere nach seiner Depressionserkrankung. Dass Edmund Stoiber, wie üblich kein Fettnäpfchen auslassend, sich zu der Äußerung hinreißen lässt, Deisler sei Bayerns »größtes Verlustgeschäft«, ist da nur die Spitze des Eisbergs. Deislers Biografie wirft eigentlich ein schlechtes Bild auf (fast) alle: Fans, Vereine, Medien – und auch auf ihn selbst. Nüchtern betrachtet kommt der Presse, vor allem der Boulevardpresse, die in sein Privatleben eingedrungen ist und überzogene sportliche Erwartungen an ihn gestellt bzw. geschürt hat, dennoch eine Sonderstellung zu. Denn auch wenn es natürlich blauäugig ist anzunehmen, als »Star« könne man der Presse entgehen, muss man doch wertneutral festhalten, dass Deisler, der vermeintliche Heilsbringer der deutschen Nation, von den Medien gehypt und ausgeschlachtet wurde wie kein Fußballer vor ihm.

Wie bedenklich Deislers Zustand gewesen sein muss, versucht Rosentritt anhand der Schilderung der Gespräche mit Deisler während der Entstehung des Buches zwischen 2007 und 2009 zu verdeutlichen. Er beschreibt dabei das Bild eines restlos ausgebrannten Menschen, der – wie so viele Male zuvor – darum kämpft, sich wieder hochzuziehen und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Doch obwohl es zweifellos tragisch ist zu sehen, was der Fußball aus Deisler gemacht hat, mutet die Darstellung melodramatisch an. Ob wahrheitsgemäß oder nicht, es ist zu viel – und vor allem komplett unnötig, denn auch ohne diese Inszenierung hat Deislers Geschichte alles, was eine Tragödie ausmacht.

Überhaupt gibt die Aufbereitung von Deislers Geschichte Anlass zu Kritik. Würde Deisler seine Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählen (mit Rosentritt oder wem auch immer als Ghostwriter), wäre es in Ordnung, ihn einfach bruchstückhaft und subjektiv seine Sicht der Dinge erzählen zu lassen, die er erzählen will. Der Erzähler von Deislers Geschichte ist aber ein anderer, der Journalist Michael Rosentritt nämlich, der eigentlich in der Rolle des Beobachters auftritt. Als solcher erwartet man von ihm aber auch, dass er die Dinge kritisch hinterfragt und differenziert(er) darstellt, vielleicht an manchen Stellen neutralisiert und an anderen bewertet und ein umfassenderes Bild liefert, als das der Fall ist. Ihm fehlt offensichtlich jede gebotene Distanz zu Deisler und seiner Geschichte; darüber kann auch nicht hinwegtäuschen, dass er in den wiedergegebenen Gesprächen eine handvoll kritische Fragen stellt bzw. einige wenige Einwände gegen Deislers Sichtweise vorbringt.

Hinzu kommt: Das Buch ist phasenweise überladen mit Emotionen, was sich nicht zuletzt sprachlich in der Verwendung unzähliger überflüssiger Adjektive widerspiegelt. So schreibt Rosentritt nicht einfach neutral über »die Erkrankung«, sondern über »die schlimme Erkrankung«, und die letzten »Jahre« müssen natürlich »bewegende Jahre« (S. 15) sein. Überzogen dramatisch und plakativ sind auch eingestreute Formulierungen wie »Das Knie wird später die Nation in Atem halten, an ihm werden zwei Weltmeisterschaftsteilnahmen zerschellen« (S. 43). Einen solchen Stil kennt man sonst eher aus der meinungsbildenden Boulevardpresse, weshalb er dem Buch erst recht unangemessen erscheint und deshalb zum Teil ziemlich nervt.

Einige wenige Schwarz-Weiß-Fotos im Text sowie vierfarbige Bildtafeln, zu denen man Datum und – in den meisten Fällen recht dürftige – Bildunterschriften im Anhang findet, runden die Biografie ab. Was dem Buch definitiv fehlt, ist eine Timeline mit den wichtigsten Fakten zu Deislers Karriere und Verletzungen; eine solche wäre an manchen Stellen durchaus hilfreich zur Einordnung von Ereignissen gewesen, zumal diesbezügliche Informationen im Internet rar gesät sind bzw. in aufgeblasenen Artikeln verloren gehen.


Fazit:

7/15 – Obwohl die Aufbereitung letztlich nicht überzeugen kann, ist das Buch für Leute, die sich für Deislers Geschichte interessieren und sich nicht an der einseitigen Sicht der Dinge stören, dennoch lesenswert. Zumindest mich hat diese Biografie trotz aller Kritikpunkte sehr nachdenklich gemacht und tagelang beschäftigt; geblieben ist Respekt vor Deislers Kampfgeist und seinem Überlebenswillen, der manch anderem abgeht.


Anmerkung: Zurück im Leben?

Angesichts seiner Kritik an den Massenmedien, die ihn vereinnahmt und verschlungen haben, kann man als Leser nicht umhin sich zu fragen, warum der introvertierte Deisler nun mit diesem Buch den Schritt zurück an die Öffentlichkeit macht. Eine zufriedenstellende Antwort darauf gibt es nicht. Deisler selbst sagt in einem Interview, die Leute sollen die Wahrheit erfahren; es ist darüber hinaus anzunehmen, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Teil seiner Auf- bzw. Verarbeitungsstrategie ist. Ob es der richtige Weg ist für jemanden, der die Publicity so verabscheut, kann er nur selbst entscheiden – meine persönliche Meinung ist, dass für jemanden in seiner Situation alles erlaubt ist, was ihm hilft.

Tatsächlich vermittelt das Buch am Ende den Eindruck, Deisler habe inzwischen zurück ins Leben gefunden; sein Auftritt bei Stern-TV spricht allerdings eine andere Sprache. Dort wirkt Deisler nämlich alles andere als gefestigt, sondern fahrig, nervös, verkrampft und extrem emotional, und es ist nicht zu übersehen, dass ihm das Verhalten von Dieter Hoeneß im Zusammenhang mit der »Handgeld-Affäre« nach wie vor immens auf der Seele brennt. Man kann Deisler wirklich nur wünschen, dass er irgendwann zurück in ein »normales« Leben findet.


Weiterführende Links:

– Interview in Stern-TV am 11.11.2009
– Bewertung des TV-Auftritts in der Zeit vom 17.11.2009
– Interview im Tagesspiegel vom 30.9.2007
– Interview in der Zeit vom 5.10.2009
– Interview im »11 Freunde«-Magazin vom 8.3.2006
– Rummel gefährdet die Entwicklung des Talents. Artikel in der »Welt« vom 17.8.1999

[Rezension] Nina Blazon: Schattenauge

Inhalt:
Auf dem Nachhauseweg von einem Club wird Zoë auf der Straße angegriffen. Von wem, weiß sie nicht – ein Blackout hat ihr Gedächtnis gelöscht. Doch an ihren Händen klebt fremdes Blut. Der gut aussehende Gil, den sie aus der Szene kennt, ahnt, dass etwas Unheimliches mit ihr vorgeht: In Zoë schlummert das Erbe der Panthera, eines uralten Volkes, das unerkannt unter den Menschen lebt. Aber sie ist nicht die Einzige ihrer Art, die von ihrer Raubtiernatur getrieben die Straßen der nächtlichen Metropole durchstreift …

Kommentar:
Als Gil die junge Zoë beim Tanzen in einem Club beobachtet, ist ihm sofort klar, dass sie eine von ihnen ist: eine Angehörige des Volks der Katzenmenschen. Er ahnt, dass sie in Gefahr schwebt, und weil er sich sehr zu ihr hingezogen fühlt, geleitet er sie unbemerkt nach Hause. Tatsächlich verhindert er einen Angriff auf sie und bezieht eine böse Tracht Prügel. Nicht viel später ist Zoës Angreifer tot – und er soll nicht der einzige tote Katzenmensch bleiben: In der Stadt geht ein Mörder um, der es auf die Panthera abgesehen zu haben scheint. Gil versucht verzweifelt, Zoë zu beschützen, doch dann gerät das Mädchen selbst unter Verdacht. 

Der Grundgedanke des Buches ist klasse, die Umsetzung aber nur zum Teil überzeugend. Gut gelungen sind die Ideen zu den Panthera, die Jagd nach dem Mörder und die Auflösung der Krimihandlung, die einige unvorhersehbare Überraschungen bietet. Problematisch hingegen ist der Aufbau der Geschichte: Zunächst ist vollkommen unklar, worum es eigentlich geht, denn man erhält nur sporadische Informationen über das Volk der Panthera, die im Mittelpunkt des Buches stehen. Einen entscheidenden Teil der Handlung macht die sukzessive und teils bemüht rätselhaft wirkende Aufdeckung der Lebensweise und Geschichte der Art aus, und bis das Bild der Katzenmenschen einigermaßen klare Konturen annimmt, kann man vielfach weder Vorgänge, Dialoginhalte noch Verhaltensweisen einordnen. Der eine oder andere mag gerne im Dunklen tappen, eigene Theorien entwickeln und Spannung daraus beziehen; mich persönlich langweilt und nervt ein Buch schnell, wenn ich den Gesamtzusammenhang nicht wenigstens einigermaßen erfassen und Ereignisse verstehen kann.

Hinzu kommt, dass ich – wie schon bei der Totenbraut – mit Blazons Figuren nicht recht warm werde: Sie wirken sehr nüchtern und irgendwie leblos. Besonders Gil blieb mir fremd und war mir schlicht zu weinerlich. Was ihm an Stärke fehlt, hat Zoë im Übermaß. Sie wirkt geradezu unbesiegbar, akzeptiert ihre Zugehörigkeit zur Art der Panthera völlig selbstverständlich und hat natürlich auch noch außergewöhnliche Begabungen. Die Liebesbeziehung zwischen den beiden Protagonisten, die im Backcovertext so prominent betont wird, verläuft ziemlich unspektakulär, es mangelt an Emotionaltät. Spannung in die Beziehung zwischen Zoë und Gil bringt am ehesten noch der etwas undurchsichtige Irves, ebenfalls ein Panthera, denn auch er fühlt sich zu dem Mädchen hingezogen – und ist darüber hinaus die interessanteste Figur des Buches.

Atmosphärisch ist der Roman ausgesprochen gut gelungen, ebenso ist Blazons Schreibstil wirklich sehr ansprechend. Ungewöhnlich ist, dass Zoë und Gil die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen – man findet sich aber dennoch problemlos zurecht, da jeweils eine andere Typografie für die unterschiedlichen Sichtweisen gewählt wurde.

Fazit:
9/15 – Trotz aller guten Ansätze kann das Buch nicht restlos überzeugen. Der Aufbau, der einen lange im Dunklen tappen lässt, und die wenig mitreißenden, etwas hölzern wirkenden Hauptfiguren können die tollen Ideen zum Volk der Panthera nicht aufwiegen.

[Rezension] Yasmine Galenorn: Die Hexe

Originaltitel: Witchling
Schwestern des Mondes, Band 1

Inhalt:
Weil ihre Mutter ein Mensch war, hat man die drei magischen Schwestern Camille, Delilah und Menolly aus dem Reich der Elfen und Feen verbannt. Doch auch auf der Erde gelingt es ihnen nicht, ein normales Leben zu führen – was daran liegen mag, dass Camilles Zauber sich meist gegen sie selbst wenden, Delilah sich oft versehentlich in eine kuschelige Katze verwandelt und Menolly vor Jahren gegen ihren Willen zu einer Vampirin gemacht wurde. Doch nun hängt das Schicksal aller Menschen, Elfen und Feen von den Schwestern ab – Dämonenfürst Schattenschwinge hat einen Weg gefunden, um die Grenzen seines Unterirdischen Reichs zu überwinden. Die Schwestern sehen sich einer bedrohlichen Übermacht gegenüber …

Kommentar:
Der erste Teil der »Schwestern des Mondes«-Serie startet mit dem unheilverkündeten Mord am kleinwüchsigen Riesen Jocko, der sich im Laufe der Handlung nur als kleines Puzzleteil in einer groß angelegte Verschwörung des mächtigen Dämons Schattenschwinge entpuppt. Es liegt in der Macht der drei Schwestern, gemeinsam mit ihrem Freunden und Helfern die Welt zu retten – was allerdings weniger spannend ist als es klingt.

Einen großen Teil des Buches nehmen – neben ausufernden Beschreibungen von Klamotten, Schuhen und Accessoires – die sehr detaillierten Erklärungen der Welt(en) ein, die das Setting für das Buch bilden. Sehr vereinfacht gesagt gibt es drei große Reiche: die Unterirdischen Reiche, in denen sich die Bösen tummeln, die Anderwelt, in der die Mehrzahl der magischen Wesen lebt, sowie die vorwiegend von Menschen bevölkerte Erdwelt. Während die Letztgenannten durch bewachte Portale miteinander verbunden sind, ist die Unterwelt streng abgeschottet – oder sollten es zumindest sein. Im Grunde mixt Galenorn Altbekanntes neu zusammen und bereichert es mit einigen neuen frischen Aspekten. Das gilt sowohl für die Welten als auch für die Wesen, die bekannten und unbekannteren Mythen verschiedener Kulturkreise entstammen, aber auch neu erdachten skurrilen Gestalten. So begegnet man beispielsweise Vampiren, zahlreichen Gestaltwandlern und Feenwesen, Harpyen, Riesen, einer Baby-Gargoyle, die als Haustier bei den Schwestern lebt, einem Drachen(mann), einem Psychoschwafler und einer Leichenzunge, die einem Sterbenden die letzten Gedanken entlockt (ein »Who is who« findet man online bei Droemer Knaur).

Die drei Schwestern, die für den Anderwelt-Nachrichtendienst arbeiten, sind nicht gerade Vorzeige-Sidhe. Aufgrund ihrer Gemischrassigkeit fühlen sie sich weder der Ander- noch der Erdwelt wirklich zugehörig, und ihre Gaben bzw. Fähigkeiten tendieren dazu, auszufallen. So gehen die Zauber der Hexe Camille öfter mal nach hinten los, die Werkatze Dalilah verwandelt sich bei Aufregung ungewollt in ihre Tiergestalt, und weil Menollys Gabe des Kletterns bei einer Vampirbeschattung versagte und sie abstürzte, wurde sie verwandelt. Während die Autorin hinsichtlich der Talente ihrer Protagonistinnen einen erfrischenden Mut zur Lücke beweist, geht sie bei der Optik keine Kompromisse ein: Alle drei Schwestern sind überwältigend schön und sexy, jede auf ihre ganz eigene Weise, sodass für jeden Geschmack was dabei ist.

Das Buch wird aus Sicht der Hexe Camille erzählt, die im Gegensatz zu den anderen Schwestern ein bisschen spröde und unterkühlt wirkt. Trotz längerer sexueller Abstinenz nach der Trennung von ihrem Ex-Freund Trillian ist sie nicht gerade der monogame Typ, was sie beim Sex mit zwei verschiedenen Männern unter Beweis stellen darf. Stimmig sind diese Szenen allerdings nur bedingt. Die sehr direkte Aufforderung »Komm mit nach oben und fick mich, bis wir die Sterne vom Himmel schütteln« (S. 105) mag dem einen oder anderen zu derb sein, passt aber zu Camille, ihrer Sprache und ihrem Denken. Vollkommen unpassend allerdings ist die anschließende blumig-metaphorische Sexszene: Nachdem Camille angesichts von Trillians Schönheit ein paar Tränchen der Unsicherheit verdrückt hat und sich beide ausreichend versichert haben, dass sie sich gegenseitig wollen, obwohl sie bereits mitten dabei sind, werden die Vorgänge schlimmer als im kitschigsten Liebesroman beschrieben. Camille sucht nach dem »Gral, der uns über uns selbst hinausheben und in jenes Reich bringen würde, in dem unsere Seelen verschmelzen konnten« (S. 108), und sie »ringen an einer offenen Schlucht liebevoll« miteinander, bevor sich einer nach dem anderen die Klippe hinunterstürzt, nachdem der letzte Faden gerissen ist. Buah. Das geht irgendwie gar nicht, insbesondere, weil es einfach nicht zu Camille passt. Ihre anschließenden Ausführungen, dass sie ihren Ex-Freund zwar liebt, aber nicht mag, sind auch nicht gerade nachvollziehbar – es scheint fast, als würde hier Liebe mit Lust verwechselt.

Eine echte Bereicherung für das Buch sind die Nebenfiguren. Der Fels in der Brandung für die teils etwas chaotisch wirkenden Schwestern ist Morio, ein Yokai-kitsune (japanischer Fuchsdämon), der jederzeit erfreulich souverän ist. Der Vollblutmensch Chase hingegen ist mit seiner Aufgabe zwar einigermaßen überfordert, hat aber Humor und sorgt mit einigen trockenen Bemerkungen für Erheiterung. Außerdem begegnet man unter anderem der ziemlich derangierten, entmachteten Feenkönigin Titania und dem Drachen(mann) Smokey, der von einem eingebildeten St. Georg gejagt wird.

Fazit:
8/15 – Der Auftaktband der Serie wartet mit einer Menge guter und humorvoller Ideen auf, ist aber nicht wirklich fesselnd, weil sehr viel Zeit auf die detaillierte Beschreibung der Fantasywelt verwendet wird. Weil mir persönlich genau das zu langweilig ist, lese ich kaum High Fantasy, sondern nur die »Light-Variante« in Form von Urban Fantasy; wer an der Entwicklung von fantastischen Welten aber Freunde hat, wird das Buch sicher mehr schätzen als ich. In der Hoffnung, dass Band 1 die Grundlagen gelegt hat für einen actionreicheren Band 2, werde ich »Die Katze« definitiv trotzdem lesen, denn Potenzial ist durchaus vorhanden!

[Rezension] Jenna Black: Dämonenkuss

Originaltitel: The Devil Inside
1. Teil der Morgan-Kingsley-Serie

Inhalt:
Manche Menschen haben einen Beruf – andere eine Berufung. So ist es bei Morgan Kingsley, die zu den besten Exorzistinnen des Landes gehört: Sie liebt ihren Job, weil sie Dämonen hasst. Doch dann wird Morgan zum Opfer einer finsteren Verschwörung und muss alles, was sie bisher für gut und böse gehalten hat, noch einmal überdenken. Und zwar schnell, denn sie schwebt in tödlicher Gefahrt – und nur ein Dämon scheint sie retten zu können …

Kommentar:
Die Dämonen sind unter uns – und wenn es ganz dumm läuft, sogar in uns! Zumindest in Jenna Blacks Universum, in dem sich Menschen freiwillig als Wirt für einen Dämon zur Verfügung stellen, etwa um deren besonderen Fähigkeiten nutzen zu können und sich als Held feiern zu lassen. Daneben gibt es aber auch illegale Dämonen, solche, die unerlaubt Besitz von einem Menschen ergreifen. Diese gilt es ausfindig zu machen und auszutreiben, und dafür ist Morgan Kingsley zuständig. Dumm nur, dass ausgerechnet der Exorzistin selbst aus Gründen, die im Laufe der Handlung aufgedeckt werden, gegen ihren Willen und zunächst unbemerkt ein mächtiger Dämon aufgezwungen wurde, den sie nun unbedingt loswerden muss. Unglücklicherweise braucht sie dazu die Hilfe des Polizisten Adam, zu dem sie ein ziemlich angespanntes Verhältnis hat, weil er nämlich selbst einer der ihr verhassten Dämonen ist.

Diese Konstellation birgt Spannung, und die Geschichte an sich inklusive des doch ziemlich überraschenden Endes ist auch wirklich gut, die Umsetzung lässt allerdings zu wünschen übrig. Das liegt vor allen an der Protagonistin Morgan, die sich zugegebenermaßen in einer nicht ganz einfachen Situation befindet, aber deshalb trotzdem nicht dermaßen bescheuerte Handlungsweisen an den Tag legen müsste. Sie ist trotzig, unüberlegt, impulsiv, dabei fürchterlich spießig und vorurteilsbehaftet und – nicht zu vergessen – dauergeil. Sex hat sie zwar nur mit ihrem Freund, den sie über alles liebt, sie ist aber dennoch ständig heiß auf irgendwelche sexy Dämonen – und das, obwohl sie sie doch so hasst. Apropos Sex, Morgan hat arge Probleme mit SM-Sex im Allgemeinen und der SM-Beziehung zwischen Polizist Adam und seinem Freund im Speziellen und wird nicht müde, die »widerliche Neigung« (S. 234) zu verurteilen; seltsamerweise machen sie aber allein die belauschten Geräusche der Auspeitschspiele der beiden so heiß, dass sie sich selbstbefriedigt. Unglaubwürdig auch, dass der ach so gestandenen Exorzistin ständig Tränen in die Augen steigen, nicht nachvollziehbar ihr Schuldbewusstsein in Bezug auf den Tod einer Verräterin, unfassbar ihre Dummheit, das Handy einer Toten zu benutzen, noch viel bekloppter ihr Verrat an Adam, mit dem sie sich im Wesentlichen selbst schadet. Kurz gesagt: Morgan ist eine Heldin, wie man sie eigentlich nicht braucht – da hilft es auch nichts, dass sie den Leser immer wieder mal anspricht, um ihn ins Geschehen zu involvieren (was ich ohnehin nicht leiden kann).

Umso interessanter und faszinierender sind allerdings die Dämonen und Ex-Dämonen, die sehr viel besonnener und weitsichtiger handeln als die Vorzeige-Exorzistin selbst, sodass die Grenzen zwischen Gut und Böse bzw. Richtig und Falsch verschwimmen. Die Erklärungen, wie Dämonen ticken und warum Adam eigentlich »kein herkömmlicher Sadist im menschlichen Sinne« (S. 264) ist, obwohl er doch so gern die Peitsche schwingt, hat sich zwar wahrscheinlich nicht mal der Autorin plausibel erschlossen, spielt aber auch keine große Rolle, wenn man nicht den Drang hat, Entschuldigungen für SM-Neigungen zu finden.

Für Zartbesaitete ist das Buch definitiv nichts, denn Sex und Gewalt sind wesentliche Elemente in Jenna Blacks Welt: Es gibt neben (SM-)Sex, der übrigens in keinster Weise erotisch beschrieben wird, u.a. Folterszenen sowie Hinrichtungen – und geht zum Teil ganz schön zur Sache. Alles ist ein wenig dick aufgetragen und überreizt, aber wäre die Hauptfigur nicht so eine schreckliche Nervensäge, hätte »Dämonenkuss« trotzdem ein gutes Buch werden können.

Fazit:
7/15 – Trotz sehr guter Ansätze und eines interessanten Settings ein alles in allem nur durchschnittliches Buch – was vor allem an der befremdlichen Protagonistin liegt. Das überraschende Ende hat mich dennoch neugierig auf Band 2 gemacht, der im März unter dem Titel »Dämonenjagd« erscheint.

[Rezension] Claudia Toman: Hexendreimaldrei

Inhalt:
Wünschen ist nichts für Anfänger! Das muss auch Olivia erkennen, als ihr Wunsch, den eine Fee ihr so großzügig gewährt, ein kleines bisschen aus dem Ruder läuft. Warum musste ihr Märchenprinz sich aber auch erdreisten, eine andere heiraten zu wollen? Nun ist er ein Frosch, und als sie ihn so vor sich sieht, grasgrün, mit einem Heißhunger auf Fliegen, packt Olivia das schlechte Gewissen. Sie ist entschlossen, die Verwandlung rückgängig zu machen, selbst wenn sie sich dazu mit einem mächtigen Hexenzirkel anlegen muss …

Kommentar:
Das Erstlingswerk der Wienerin Claudia Toman startet skurril und entsprechend faszinierend: Direkt zu Beginn wird der Märchenprinz auf Wunsch der Protagonistin in einen Frosch verwandelt – und zwar von einer männlichen Fee, einem »Feerich« sozusagen, der offenbar ein Faible für Pink und Tüll hat. Nicht zuletzt aufgrund des ausgefeilten, leicht ironischen Schreibstils sorgt diese Eingangsszene für einige Erheiterung und einen wunderbaren Start ins Buch.

Da Olivia aber das schlechte Gewissen packt, zieht sie aus, um dem Frosch seine menschliche Gestalt zurückzugeben. Es geht von Wien nach London, wo ein mächtiger Hexenzirkel, der eigentlich seine Unterstützung zugesagt hatte, den verwandelten Prinzen postwendend in einen Brunnen einsperrt und Olivias Zugriff entzieht. Es gilt also nicht nur, den Frosch innerhalb von 48 Stunden zurückzuverwandeln – Olivia muss ihn erst mal von den Hexen zurückerobern. Wie es sich für ein Märchen gehört, stehen ihr dabei eine Menge wundersame freundliche Helfer – etwa in Gestalt von Shakespeare, einer Esoterikladenbesitzerin oder einem Theatergeist – sowie natürlich der Zufall zur Seite, und böse Gegenspieler fehlen ebenfalls nicht. Dennoch ist dieser Teil der Handlung recht ereignisarm und unterhält trotz der netten und wirklich interessanten Ideen insbesondere durch Situationskomik, spritzige Dialoge und eine witzige Sprache, die zwar sehr locker, aber dennoch bewusst und fast liebevoll ausgefeilt wirkt. Wer sich daran nicht erfreuen kann, wird vermutlich wenig Spaß an »Hexendreimaldrei« haben.

Unterbrochen wird die eigentliche Handlung während dieser Phase von Rückblenden, die schildern, wie Olivia ihren Märchenprinzen kennen und lieben lernt: Abwechselnd erzählt ein Kapitel von früher und das nächste von heute. Üblicherweise endet ein Kapitel mit einer Art Cliffhanger, was natürlich einerseits erst mal die Spannung steigert und den Leser dranbleiben lässt, andererseits aber nach einer Weile auch ausgereizt ist und recht bemüht wirkt. Bisweilen wird darüber hinaus innerhalb der jeweiligen Erzählzeit noch weiter in die Vergangenheit geblendet – dann wirds auch schon mal verwirrend, denn man weiß manchmal nicht mehr recht, wo man sich gerade befindet. Die ganze Kennenlernphase ist überdies recht intensiv ausgebreitet und dafür nicht beeindruckend und nicht emotional genug. Sie soll wohl begründen, wieso Olivia den Märchenprinz in einen Frosch zu verwandeln wünscht, entschleiert die Protagonistin aber eher als ziemlich naiv und realitätsfern – was aber ja zugegenermaßen ein klassisches Charakteristikum eines Märchenhelden ist. Jedenfalls kein Wunder, dass der Märchenprinz, dessen Reiz übrigens nicht wirklich rüberkommt, sie nicht haben will!

Der zweite Teil des Buchs, in dem Olivia ins Hauptquartier der Hexen eindringt, um ihren Frosch aus deren Fängen zu retten, ist ereignisreicher als der erste Teil, verliert aber gleichzeitig an Situationskomik, sprachlicher Unterhaltsamkeit und Ironie und ist damit auch nicht fesselnder. An einigen Stellen ist die Handlung außerdem entschieden zu verworren und kaum mehr nachzuvollziehen, weshalb schließlich auch die Spannung sinkt. Das Ende übersteigt meine Auffassungsgabe dann ehrlich gesagt vollkommen und hinterlässt mich relativ ratlos.

Fazit:
8/15 – Eine märchenhafte Geschichte mit einer wunderbaren Hintergrundidee und viel Witz, die zwar recht unterhaltsam ist, aber nicht ganz ausgereift wirkt und deshalb letztendlich durchschnittlich bleibt. Dennoch bin ich gespannt auf den Nachfolger »Jagdzeit«, der im Mai 2010 erscheinen wird.