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Christoph Marzi: Du glaubst doch an Feen, oder?

Inhalt:
Philippa trifft auf den geheimnisvollen Fox und verliebt sich in ihn. Auf der Suche nach seiner Vergangenheit stößt sie auf die uralte Geschichte der Lady Nightingale. Um Fox aus den Händen der Feenkönigin zu retten, muss Philippa bis zur Tagundnachtgleiche warten. Als die Herbstnacht gekommen ist, macht sie sich auf den Weg in die Wälder am Mount Nightingale.

Kommentar:
Mein Kommentar fällt so kurz aus wie das Marzi-Mini-Märchen mit dem wenig märchenhaftem Ausgang: Die Idee ist nett, aber aufgrund des begrenzten Platzes fehlt es sowohl der Handlung als auch den Personen an Tiefe; es ist einfach kein Raum für Entwicklungen und Motive vorhanden. Selbst die Sprache ist weniger poetisch als sonst bei Marzi.

Wertung:
06/15 – Eine ganz nette kleine Erzählung für Zwischendurch, sozusagen Marzi »light« – kann man, muss man aber nicht.

Unqualifizierte Bemerkung am Rande: Mit am spannendsten finde ich die Frage, was der Magnet am Backcover soll – der interessanterweise nicht am iMac »klebt«, aber dafür an der Dunstabzugshaube. Ich frag mich, ob man das Buch vielleicht beim Kochen lesen soll? Schließlich muss man ja jede freie Minute nutzen! ;)

Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels

Originaltitel: L’Élégance du hérisson

Inhalt:
»Ich heiße Renée. Ich bin vierundfünfzig Jahre alt. Seit siebenundzwanzig Jahren bin ich Concierge in der Rue de Grenelle 7, einem schönen herrschaftlichen Stadthaus mit Innenhof. Ich bin Witwe, klein, hässlich, mollig, ich habe Hühneraugen und in gewissen Morgenstunden einen Mundgeruch wie ein Mammut. Doch vor allem entspreche ich so genau dem Bild, das man sich von den Conciergen macht, dass niemand auf die Idee käme, ich könnte gebildeter sein als all diese selbstgefälligen Reichen.«

»Ich heiße Paloma, bin zwölf Jahre alt, ich wohne in der Rue de Grenelle 7 in einer Wohnung für Reiche. Meine Eltern sind reich, meine Familie ist reich, und meine Schwester und ich sind folglich potenziell reich. Doch ich weiß schon lange, dass die Endstation das Goldfischglas ist, die Leere und der Unsinn des Erwachsenenlebens. Warum ich das weiß? Der Zufall will, dass ich sehr intelligent bin. Daher habe ich meinen Entschluss gefasst. Am Ende dieses Schuljahres, an meinem dreizehnten Geburtstag, werde ich Selbstmord begehen.«

Kommentar:
Meinen ersten nicht sehr positiven Eindruck muss ich nach Beendigung des Buchs zumindest zum Teil revidieren. Der Einstieg ist wahrhaft schwierig, doch mit Einzug des Japaners Ozu in die Rue de Grenelle 7 kommt zumindest etwas Leben in die Handlung – und in die Hauptfiguren, die sich zuvor im Wesentlich innerhalb ihrer Geisteskonstrukte abseits der Realität bzw. auf der Flucht vor der Realität zu bewegen schienen.

Doch trotzdem: Das Buch ist merkwürdig, so merkwürdig und widersprüchlich wie seine Figuren – irgendwo zwischen unerträglich und faszinierend, langweilig und mitreißend. Die Handlung ist eigentlich über weite Strecken nebensächlich, es geht in diesem Buch um das Leben und alltägliche Situationen, die ausreichend Anlass für die Betrachtungen durch zwei hochintelligente Außenseiter liefern. Deren Gedanken und Ausführungen sind teils ausschweifend, fürchterlich ermüdend und oft schwer fassbar, besonders dann, wenn sie sich mit philosophisch-metaphysischen Themen und den schönen Künsten befassen. Die Schilderung alltäglicher Situationen und Gespräche sowie die trockenen, mitunter zynischen Kommentare dazu sind hingegen vielfach großartig und wiegen die abgehobeneren Passagen wieder auf. Trotzdem hatte ich oft den Eindruck, Barbery liefert einen Tick zu viel des Guten, die paar Ausführungen mehr, die nicht nötig wären und das Buch nicht besser machen – im Gegenteil.

Und dann das Ende … Für meine Begriffe ist diese Auflösung überflüssig, ärgerlich und unpassend, weil es dem Handlungsverlauf und Renées Entwicklung zuwider läuft und die Hoffnung nimmt, die das Buch zuvor gemacht hat. Denn was ist denn die Moral von der Geschicht: Anhaltendes Glück gibt es nicht? Man könnte fast meinen, selbst der Autorin sei die Beziehung zwischen Renée und Ozu mit all ihren Veränderungen zu einfach und zu glatt über die Bühne gegangen, weshalb sie ein solches Ende brauchte, um das Buch vor dem Makel des Kitschs zu bewahren.

Fazit:
8/15 – Ein Werk mit absoluten Höhen und Tiefen, die sich gegenseitig aufwiegen und am Ende zu einer durchschnittlichen Wertung führen. Ich empfehle die Lektüre trotzdem, denn trotz aller Abstriche sind viele der Passagen und Gedanken einfach wunderschön, erhellend, erheiternd und lesenswert.

Richelle Mead: Vampire Academy – Blutsschwestern

Originaltitel: Vampire Academy
1. Teil der Vampire-Academy-Serie

Inhalt:
St. Vladimir’s ist eine Schule für junge Vampire. Auch Rose Hathaway – halb Mensch, halb Vampirin – wird hier zur Wächterin ausgebildet. Sie hofft, eines Tages ihrer besten Freundin Lissa zur Seite zu stehen, der letzten Überlebenden der Vampirfamilie Dragomir. Da kommt es zu einer Reihe merkwürdiger Vorfälle: Irgendjemand scheint es auf Lissas Leben abgesehen zu haben. Der Einzige, dem sich Rose anvertrauen kann, ist der attraktive Wächter Dimitri …

Kommentar:
Richelle Mead schickt den Leser in eine etwas andere Vampirwelt, in der es – vereinfach gesagt – gute und böse Vampire (Moroi und Strigoi) gibt. Die ätherischen Moroi sind im Gegensatz zu den Strigoi sterblich, weshalb sie von dhampirischen Wächtern beschützt werden müssen. Genau das tut auch Rose, auch wenn die Dhampirin noch in der Ausbildung ist: Sie beschützt ihre Freundin Lissa vor unbekannten Feinden – und vor sich selbst.

Der Aufbau des Buchs ist relativ anstrengend. Man wird von der ersten Seite an ins kalte Wasser geworfen und wie selbstverständlich mit Begriffen, Begebenheiten und Ereignissen konfrontiert, die man weder durchschaut noch versteht. Erst im Laufe der Handlung wird der Leser aufgeklärt – und zwar häppchenweise und recht weitschweifig. Wahrscheinlich liegt es daran, dass zumindest die erste Hälfte ziemlich schleppend verläuft und alles andere als fesselnd ist; von Aufklärungsarbeit abgesehen passiert nämlich nicht viel (von diversen nur bedingt interessanten Teenie-Rangordnungkämpfen und -Problemen abgesehen). Nachdem schließlich die wichtigsten Hintergründe erklärt sind, nimmt die Spannung dann zu und das Buch in der zweiten Hälfte wird mitreißender.

Rose ist eigentlich eine ansprechende Heldin; sie ist loyal, aufopferungsvoll, zielstrebig und klug – und Lissa nicht nur eine Wächterin, sondern auch eine echte Freundin. Doch obwohl sie in einigen wenigen Szenen aufbrausend reagiert, wirkt sie alles in allem zu beherrscht, zu rational, zu perfekt. Ich bin nicht sicher, ob das so gewollt ist und dem Charakter der Figur entspricht, oder ob die Emotionen von der Autorin nur einfach nicht nachhaltig transportiert wurden. Ich fürchte, es ist letzteres der Fall, denn für Lissa gilt das gleiche: Obwohl sie eigentlich eine labile und trotz ihrer Fähigkeiten schwache Figur ist, wirkt sie marionettenhaft und überhaupt nicht plastisch – selbst dann nicht, wenn man ihre Emotionen durch das Band zu Rose erfühlen sollte. Übrigens grundsätzlich ein interessanter Kniff: Das Buch wird eigentlich aus der Ich-Perspektive von Rose erzählt, da diese aber mental mit Lissa verbunden ist, erfährt der Leser trotz Roses körperlicher Abwesenheit von Lissas Handlungen – zumindest von denen, die für den Fortgang der Story wichtig sind. Große Gefühle sind aber auch in diesen Momenten emotionaler Aufgewühltheit nicht auszmachen.

Übrigens gehört das Buch für meine Begriffe in die Kategorie »All Age Fantasy« oder »Young Adult« – was aus der deutschen Aufmachung und dem Klappentext nicht wirklich hervorgeht. Daneben ist es eher ein reiner Fantasy-Roman ein paranormaler Liebesroman, auch wenn eine Lovestory im Ansatz vorhanden ist und in den Folgebänden vermutlich vertieft werden wird.

Wertung:
8/15 – Ein Buch mit einigen guten Ansätzen, das aber seine Längen hat. Sollte mir Band 2 günstig in die Hände fallen, werde ich sicher zuschlagen; falls nicht, wäre das aber auch kein Beinbruch.

Zoe Archer: Nur das Herz kennt die Antwort/Das geheime Leben der Lady X

Originaltitel: Lady X’s Cowboy

Inhalt:
Die Witwe Lady Olivia Xavier ist nicht nur schön und reich, sondern genießt auch einen makellosen Ruf in der Gesellschaft. Bis ihr eines Tages der Amerikaner Will Coffin begegnet, der in England nach seinen Wurzeln sucht. Hals über Kopf verliebt sie sich in Will, der weder einen Titel hat noch an die Monarchie glaubt. Dafür erobert der kühne Cowboy sie mit ungestümen Küssen und stürmischen Umarmungen! Doch ihre Liaison droht Olivias Ruf zu zerstören. Sie steht vor der Wahl: Entweder sie fügt sich dem ungeschriebenen Gesetz ihres Standes und verzichtet auf Will – oder sie entscheidet sich für ihren Geliebten und folgt ihm über den Ozean bis in die Neue Welt …

Kommentar:
Mal ein etwas anderer Plot: Ein Cowboy in London, der sich auf eine Liaison mit einer Adligen einlässt – doch leider hat die Autorin nicht das aus dem Thema herausgeholt, was möglich gewesen wäre. Das liegt im Wesentlichen daran, dass trotz der ausführlichst geschilderten Vorgänge und Intrigen um Olivias Brauerei (fast) alles wahnsinnig glatt läuft zwischen dem ungleichen Paar, selbst der »Konflikt« an Ende. Das ist nicht nur ziemlich langweilig, sondern auch mehr als unwahrscheinlich. Das fängt schon damit an, dass keine Adlige im 19. Jahrhundert, die überdies auf gute Geschäftsbeziehungen und Akzeptanz angewiesen ist, sich dermaßen ungerührt über alle gesellschaftlichen Normen hinwegsetzen und einen wildfremden Cowboy in ihrem Haus einquartieren würde – von einem relativ »öffentlich« geführten Verhältnis ganz zu schweigen!

Hinzu kommt, dass die Hauptfiguren zwar grundsätzlich sympathisch sind, aber keinerlei Ecken und Kanten haben, die sie wirklich interessant machen würden. Olivia ist klug und gebildet, eine hervorragende und entsprechend erfolgreiche Geschäftsfrau, vorurteilsfrei, schlagfertig, couragiert, wunderschön, sexy und sinnlich. Noch extremer ist Will, der – abgesehen von seinen Reitkünsten – überhaupt nicht wie ein ungehobelter Cowboy aus dem Wilden Westen wirkt, was in der Tatsache gipfelt, dass er nicht nur lesen und schreiben kann, sondern auch noch Oscar Wildes Lesereise durch Amerika besucht hat, Klavier spielen kann und auch noch Musikstücke komponiert. Daneben ist er natürlich mutig, gutaussehend (nachdem er sich den Bart abrasiert hat), loyal, klug, vorurteilsfrei und liberal, aufopferungsvoll, beschützend, ein wundervoller Lover usw. usf. Gehts denn nicht ein bisschen weniger perfekt, bitte?

Fazit:
8/15 – Ganz unterhaltsames Buch, das aber inklusive aller auftretenden Personen total vorhersehbar ist; die einzige Überraschung ist die Aufklärung von Wills Hintergrund.

Julie Garwood: Geliebter Barbar

Originaltitel: The Secret
1. Teil des Secret-Zweiteilers

Inhalt:
Die stolze Judith ist im Begriff, nach Schottland zu reisen. Zur Begleitung erhält sie Iain Maitland, einen eigenwilligen Clanführer. Erst scheint er nichts als ein schottischer Barbar zu sein, doch schon bald erliegt Judith seiner Anziehungskraft. Und auch Iain entwickelt tiefe Gefühle für die stolze Engländerin …

Kommentar:
Nay! Ich kann mich der riesigen Begeisterung für dieses Buch nicht wirklich anschließen! Fraglos hat es starke und amüsante Szenen, etwa gleich die erste, in der sich Francis Catherine und Judith als Kinder kennenlernen, aber es hat mindestens ebenso viele Längen. Das empfindet man vielleicht nicht so, wenn man sich für Garwoods Humor begeistern kann, denn dann werden die Szenen, die ich als »langweilig« empfunden habe, (vielleicht) von witzigen Wortgefechten getragen. Überflüssig zu sagen, dass mir der Humor aber eben nicht besonders liegt, denn bei aller Begeisterung für emanzipierte Frauen, die etwas bewegen wollen und ihre Grenzen ausloten, ist mir Judith zu übertrieben reformerisch bzw. rebellisch, und ich finde ihre Auftritte häufig mitnichten stark, mutig, bewundernswert und amüsant, sondern stur, aufsässig, unverschämt, manipulativ und alles in allem eher befremdlich. Außerdem ist mir Judith viel zu perfekt – zu schön, zu begabt, zu intelligent, zu beliebt, zu schlagfertig, zu altruistisch und zu nett; sie kann alles, weiß alles, regelt alles zur Zufriedenheit aller Beteiligten … Selten so ne stereotype Heldin erlebt.

Ihr Held Iain ist auch nicht viel besser, der kraftstrotzende, schweigsame Clanführer mutiert in Judiths Anwesenheit zu einem willenlosen Weichei, das schon bei ihrem Anblick weiche Knie kriegt und einfach nicht die Finger von ihr lassen kann, sodass sich Kabbeleien mit stürmischen Küssen abwechseln, zu denen die immense Anziehungskraft des anderen und die vernunftsausschaltende Libido die Beteiligten quasi »zwingt«, obwohl ihnen ja eigentlich nichts ferner liegt als körperliche Kontakte. Wen wundert’s da noch, dass Iain Judith immer nachgibt bzw. zulässt, dass sie entgegen seiner Anweisungen und Wünsche mit schönster Regelmäßigkeit ihren Willen durchsetzt. Wieso sich das nicht weiter auf sein Ansehen als Clanführer auswirkt, bleibt offen – wahrscheinlich macht es deshalb nicht viel, weil ja ohnehin alle die perfekte, liebe, schöne Judith so sehr lieben.

Ian befindet sich also in bester Gesellschaft, denn nicht nur er, sondern alle unverheirateten Männer das Clans verlieben sich Hals über Kopf in diese wundervolle Frau. Die – wohlgemerkt – mutmaßliche Engländerin ist. Unter Schotten. Sturen Schotten – die die Anwesenheit einer Engländerin in ihrem Dorf von Beginn an strikt ablehnen, dies aber in Anbetracht von Judiths Schönheit und Charme schlagartig vergessen. Also, es tut mir Leid, aber wie wahrscheinlich ist das denn, dass eine ganze Horde von Schotten einer Engländerin verfällt und sich ihr mehr oder weniger rückhaltlos verschreibt? Das Buch spielt im 11. Jahrhundert. Es ist also ziemlich unrealstisch, dass mehr als maximal einer der Highlander seinen »Rassismus« ad acta legt und sich den Kopf von dieser Frau verdrehen lässt. Ebenso wie es mehr als unwahrscheinlich ist, dass durch Judiths Wirken auf einmal auch noch uralte Stammesfehden beigelegt werden können! Okay, wir reden über einen Liebesroman und von diesem Genre darf man vielleicht nicht gerade Realismus erwarten, aber das alles ist wirklich ein bisschen viel!

Wertung:
7/15 – womit ich die Person sein dürfte, die diesen vielgepriesenen Roman am negativsten bewertet! ;) Er ist zugegebenermaßen auch nicht ganz so schlecht, wie sich mein Kommentar liest, denn die Helden sind immerhin nicht wirklich unsympathisch und die Handlung ist bei allen Unwahrscheinlichkeiten alles in allem doch einigermaßen unterhaltsam, doch das Buch hält bei weitem nicht, was ich nach all den Lobeshymnen erwartet hätte. Das Interessanteste sind die Einblicke in die Probleme des Kinderkriegens im Mittelalter.

Julia Quinn: The Secret Diaries of Miss Miranda Cheever

Deutscher Titel: Für immer und ewig, Viscount (Cora)
The Bevelstokes, Book 1

Inhalt:
Im zarten Alter von 10 Jahren verliebt sich Miss Miranda Cheever in den 9 Jahre älteren Viscount Turner, Bruder ihrer besten Freundin Olivia. Sie liebt ihn immer noch, als sie zehn Jahre später, nach dem Tod seiner Frau, erneut auf ihn trifft. Obwohl er wegen des Ehebruchs seiner Frau verbittert ist und sich nie wieder binden will, entwickelt sich die Freundschaft zwischen Miranda und Turner in eine Richtung, mit der keiner der beiden gerechnet hätte …

Kommentar:
»The Secret Diaries …« wurde zwar 2007 veröffentlicht, zählt aber eigentlich zu den Frühwerken von Julia Quinn (geschrieben 1994, Details), und das merkt man dem Roman – trotz einer ausführlichen Überarbeitung der Ursprungsversion durch die Autorin – auch an. Auch wenn sich das Buch gut lesen lässt, ist der Quinn-typische locker-leichte Stil hier nur im Ansatz vorhanden und wirkt bisweilen etwas erzwungen und aufgesetzt.

Wäre die Handlung fesselnd, wäre das Fehlen witzig-spritziger Dialoge und humorvoller Szenen kein gesteigertes Problem, doch leider trifft das nur bedingt zu. Um genau zu sein: Nur die erste Hälfte des Buches ist richtig unterhaltsam, nach dem »Intermezzo« im Jagdhaus wird es dann ganz schön ermüdend und stellenweise wirklich langweilig. Das liegt zum einen daran, dass Quinn sich nicht die Zeit nimmt, die Handlung bzw. Beziehung zwischen Turner und Miranda vernünftig zu entwickeln, sondern die Tagebucheinträge dazu nutzt, rückblickend Kurzzusammenfassungen der Ereignisse zu geben und riesige Zeitsprünge zu machen. Zum anderen kann ich es auf den Tod nicht ausstehen, wenn die Handlung darauf fußt, dass sich ein Paar zwar liebt, sich das aber partout nicht eingestehen will, obwohl es doch so verdammt offensichtlich ist – und genau das ist in der gesamten zweiten Buchhälfte das Thema. Das hochdramatische Ende macht die Sache auch nicht besser.

Die Hauptpersonen an sich sind trotzdem liebenswert. Miranda ist eine typische Quinn-Heldin, ehrlich, intelligent, schlagfertig, loyal und hingebungsvoll. Man kann darüber diskutieren, ob sie Turner in die »Ehefalle« lockt – zumindest in manchen Szenen kann man bei näherer Betrachtung fast den Eindruck haben! So oder so: Da sie ihn aufrichtig liebt und das beste ist, was ihm passieren kann, kann man ihr das nachsehen! Turner selbst ist – vom oben bereits angesprochenen Eiertanz um die Verbalisierung seiner Gefühle (»Ich darf nie wieder lieben!«) – ebenfalls ein toller Held, ein wenig traumatisiert, aber wahnsinnig nett; vielleicht ein klein bisschen zu soft, wenn er nicht gerade wieder Unsinn redet, um seine wahren Gefühle zu verbergen.
Die Nebenfiguren spielen hier wirklich nur eine Nebenrolle, einzig Mirandas Freundin Olivia (um die sich das nächste Quinn-Buch dreht: What Happens in London) hat ein paar größere Auftritte.

Wertung:
8/15 – Nach einem starken Auftakt fällt das Buch in der zweiten Hälfte deutlich ab. Für Nicht-Quinn-Fans würde ich das Buch in seiner Gesamtheit eher nicht empfehlen; für Quinn-Fans nur, wenn sie sich damit abfinden können, dass die Autorin hier weit von ihrer Bestform entfernt ist.

Susanna Calaverno: Verborgene Blüten

Inhalt:
Annettes Kinder sind alt genug, das Haus zu verlassen, und ihr Mann interessiert sich mehr für Kunst als für die Rubensformen seiner Frau. So konzentriert sich Annettes Leidenschaft auf ihren Garten – bis sie den deutlich jüngeren Robert kennenlernt, einen experimentierfreudigen Liebhaber, der selbst die kühnsten Fantasien in die Tat umsetzt …

Kommentar:
Endlich mal ein erotischer Roman, in dem es wirklich vorrangig um Sex geht. Endlich mal gibt man dankenswerterweise nicht vor, eine weltbewegende Geschichte erzählen zu wollen, in der zufälligerweise auch Sex vorkommt. Endlich mal steht man dazu, dass man einfach nur Sex in allen möglichen Spielarten und Ausprägungen beschreiben will – eine echte Story ist also nicht vorhanden, sondern die Szenen sind einfach nur lose durch eine oberflächliche Handlung verbunden. Mich persönlich stört das überhaupt nicht, im Gegenteil, das ist mir bei einem Erotikroman lieber, als wenn ein an den Haaren herbeigezogener, häufig auch betont psychologisch-dramatischer Plot präsentiert wird; das sehr befremdliche und in dieser Form überflüssige Ende des Buchs hat mich trotzdem geärgert.

Ob man die beschrieben Art von Sex mag und erotisch findet oder nicht, ist bei diesem Buch eine Frage der individuellen Grenzen. »Verborgene Blüten« startet relativ normal, steigert sich dann aber in Extreme, die weit über die mir aus solchen Büchern bekannten Szenarien (F/F, M/M, Dreier, Vierer, Orgien, »Laien«-SM) hinausgehen. Mich persönlich haben die Spielarten teilweise auch eher ab- als angetörnt, vor allem in Sachen Hardcore-SM und Rollen- bzw. Doktorspiele, von denen ich in dieser Ausführlichkeit nicht hätte wissen müssen. ;) Aber wie gesagt, das ist eine Frage des Geschmacks.

Wertung:
7/15 – Sex in allen Ausprägungen, von zart bis hart. Ganz sicher nicht jedermanns Sache, vor allem gegen Ende des Buches.

Donna Andrews: Falscher Vogel fängt den Tod

OT: Murder with Peacocks
Meg Langslow Mysteries, Part 1

Inhalt:
Meg Langslow ist verzweifelt. Gleich drei Verwandte haben sie mit ihrer jeweiligen Hochzeitsplanung betraut. Und Meg hat alle Hände voll zu tun, ihre exzentrische Familie unter einen Hut zu bringen. Da kommt ihr die Ankunft einer Fremden, die Andeutungen über alte’Leichen im Keller’eines der Hochzeitspaare macht, äußerst ungelegen. Zumal diese Fremde kurz darauf unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird. Auf Megs endloser Liste der zu erledigenden Dinge steht plötzlich auch die Jagd nach einem gefährlichen Killer – wobei das nächste große Familienereignis ihre eigene Beerdigung zu werden droht …

Kommentar:
Trotz eines Mordes und mehrerer Mordanschläge handelt es sich bei diesem Buch eher um eine Familiengeschichte als um einen Krimi. Die Mordermittlungen laufen nur nebenbei ab, stattdessen geht es vorrangig um die Organisation der drei Hochzeiten mit all den dazugehörigen amerikanischen Absonderlichkeiten. Megs ziemlich seltsame, aber weitgehend liebeswerte Familie trägt ihren Teil zu einem recht skurrilen amüsanten Buch bei, das aber nicht sonderlich spannend ist und das zumindest ich schnell wieder vergessen werde.

Wertung:
9/15 – Nette, ganz lustige Unterhaltung ohne echtes Krimiflair, denn entgegen des Klappentextes bzw. dt. Untertitels (»Meg Langslows erster Fall«) ermittelt die Goldschmiedin nicht wirklich.

Lilith Saintcrow: Teufelsbraut

OT: Working for the Devil
Dante Valentine, Band 1

Inhalt:
In einer Welt, in der die Magie regiert und die meisten Menschen übersinnliche Fähigkeiten besitzen, hat Dante Valentine als Geisterbeschwörerin und Dämonenjägerin ein recht gutes Auskommen. Doch eines Tages wird sie vom Teufel persönlich in die Hölle gerufen, der ihr einen Auftrag anbietet. Sie soll den Dämon Vardimal Santino aufspüren, der ein wertvolles Artefakt aus der Hölle gestohlen hat. Und dem Teufel kann man schlecht eine Bitte abschlagen, vor allem wenn das eigene Leben davon abhängt. Am geheimnisvollsten ist jedoch Dantes neuer Begleiter: der wortkarge, grünäugige Dämon Japhrimel …

Kommentar:
»Teufelsbraut« ist der Auftakt zu einer weiteren Urban-Fantasy-Serie. Die einigermaßen skurrile Grundidee klingt klasse: Der Teufel höchstselbst erteilt einer Nekromantin einen Auftragt und stellt ihr einen Dämonen zur Seite. Wenn man aber einen Deal mit dem Teufel macht, dann ist nun mal so einiges nicht, wie es zu sein scheint – und so ist es auch hier. Leider gestaltet sich die Ausführung des Auftrags durch Dante weit weniger spektakulär als der Klappentext klingt; die Suche nach Santino und dem ominösen »Ei« ist trotz einiger guter Ideen und Ansätze alles in allem nur mäßig spannend und nicht flüssig zu lesen.

Wenn man als Leser auf die Erforschung neuer Welten steht und/oder ein umfassende Vorwissen über Magier, Nekromanten usw. besitzt, mag man an dem Buch möglicherweise mehr Freude haben. Für alle anderen dürfte das Buch – gelinde gesagt! – schwierig zu lesen sein: Man wird man zahllosen Begrifflichkeiten aus dem magischen bzw. SF-Bereich geradezu erschlagen (nicht umsonst gibt es ein fünfseitiges Glossar, in dem jedoch längst nicht alle verwendeten Begriffe aufgeführt sind), was ziemlich zermürbend ist und nicht gerade zum Spaß am Buch beiträgt. Denn entweder man schlägt die Begriffe nach und wird so aus dem Handlungsfluss gerissen, oder man schlägt sie nicht nach, versteht aber dann eben einiges einfach nicht.

Für sämtliche Haupt- und Nebenfiguren gilt ebenfalls: Im Ansatz gut, aber nicht richtig bemerkenswert. Dante selbst etwa ist zwar grundsätzlich interessant, hat aber nicht wirklich das gewisse Etwas, das ich von einer sog. Kick-Ass-Protagonistin erwarte. Ihr Wandel gegen Ende des Buches verspricht allerdings spannende Entwicklungen in den folgenden Teilen der Serie. Aus Dantes dämonischem Begleiter Japhrimel hätte man ebenfalls mehr machen können, vielleicht sogar müssen: Er ist – für einen Dämon! – eigentlich ziemlich langweilig und bei Weitem nicht böse bzw. undurchsichtig genug. Dantes früherer Liebhaber sollte wohl in seiner Rolle als potenzieller Verräter die Spannung steigern, doch auch er bleibt letztendlich recht blass.

Wertung:
7/15 – Trotz der interessanten Grundidee nicht wirklich überzeugend.

[Es sei aber noch angemerkt, dass das Buch nach meinem Empfinden SF-Züge trägt, mit denen ich grundsätzlich NIE klar komme.]

Elizabeth Boyle: The Matchmaker’s Bargain

Veröffentlicht in der Anthologie: Hero, Come Back
5. Teil der Danvers-Serie

Inhalt:
Als Amanda Preston auf ihrem Weg nach Brigthon bei einer Frau in Bramley Hollow übernachtet, ahnt sie nicht, dass sie bei einer Kupplerin gelandet ist. Unwissentlich geht Amanda einen sagenumwobenen Handel mit Esme ein und trifft nicht viel später auf James Reyburn, einen Lebemann, den sie bereits vor Jahren in London kennen und lieben gelernt hat. Doch Jemmy ist nach seinem Kriegseinsatz in Spanien nicht mehr derselbe …

Kommentar:
Die Handlung ist ein Klassiker: Leicht verbitterter Held und hingebungsvolle Heldin treffen zufällig aufeinander und verlieben sich. Man hat das zahllose Male gelesen … und nicht selten besser. Das liegt sicher vor allem am Umfang der Geschichte, die mit ca. 150 Seiten einfach nicht den Raum bietet, eine tiefschürfende Handlung zu erzählen. Allerdings ist die Story schon sehr süßlich, die Erklärung für Amandas Flucht ziemlich an den Haaren herbeigezogen und insbesondere das Ende im Gefängnis ziemlich albern.

Amanda ist ganz sympathisch, aber ein wenig naiv und alles in allem recht blass und leblos. Jemmy hingegen ist eigentlich ein klassischer »tortured hero«: Seit seiner Rückkehr aus dem Krieg, aus dem er ein steifes Bein und eine entstellende Narbe im Gesicht davon getragen hat, lebt er zurückgezogen in Bramley Hollow und meidet den ton. Er ist verbittert, hadert mit seinem Schicksal und vor allem mit seinen äußeren Makeln. Leider erfährt man zwar davon, er macht aber nicht wirklich einen verbitterten Eindruck. Sicher gilt hier ähnliches wie zuvor für die Geschichte: Es ist im Rahmen der Kurzgeschichte einfach keine Zeit, die Profile der Personen zu vertiefen.

Wertung:
7/15 – Eine ganz nette, aber ziemlich austauschbare oberflächliche Kurzgeschichte, die man nach dem Lesen schätzungsweise schnell wieder vergessen wird.