Deutscher Titel: Für immer und ewig, Viscount (Cora)
The Bevelstokes, Book 1
Inhalt:
Im zarten Alter von 10 Jahren verliebt sich Miss Miranda Cheever in den 9 Jahre älteren Viscount Turner, Bruder ihrer besten Freundin Olivia. Sie liebt ihn immer noch, als sie zehn Jahre später, nach dem Tod seiner Frau, erneut auf ihn trifft. Obwohl er wegen des Ehebruchs seiner Frau verbittert ist und sich nie wieder binden will, entwickelt sich die Freundschaft zwischen Miranda und Turner in eine Richtung, mit der keiner der beiden gerechnet hätte …
Kommentar:
»The Secret Diaries …« wurde zwar 2007 veröffentlicht, zählt aber eigentlich zu den Frühwerken von Julia Quinn (geschrieben 1994, Details), und das merkt man dem Roman – trotz einer ausführlichen Überarbeitung der Ursprungsversion durch die Autorin – auch an. Auch wenn sich das Buch gut lesen lässt, ist der Quinn-typische locker-leichte Stil hier nur im Ansatz vorhanden und wirkt bisweilen etwas erzwungen und aufgesetzt.
Wäre die Handlung fesselnd, wäre das Fehlen witzig-spritziger Dialoge und humorvoller Szenen kein gesteigertes Problem, doch leider trifft das nur bedingt zu. Um genau zu sein: Nur die erste Hälfte des Buches ist richtig unterhaltsam, nach dem »Intermezzo« im Jagdhaus wird es dann ganz schön ermüdend und stellenweise wirklich langweilig. Das liegt zum einen daran, dass Quinn sich nicht die Zeit nimmt, die Handlung bzw. Beziehung zwischen Turner und Miranda vernünftig zu entwickeln, sondern die Tagebucheinträge dazu nutzt, rückblickend Kurzzusammenfassungen der Ereignisse zu geben und riesige Zeitsprünge zu machen. Zum anderen kann ich es auf den Tod nicht ausstehen, wenn die Handlung darauf fußt, dass sich ein Paar zwar liebt, sich das aber partout nicht eingestehen will, obwohl es doch so verdammt offensichtlich ist – und genau das ist in der gesamten zweiten Buchhälfte das Thema. Das hochdramatische Ende macht die Sache auch nicht besser.
Die Hauptpersonen an sich sind trotzdem liebenswert. Miranda ist eine typische Quinn-Heldin, ehrlich, intelligent, schlagfertig, loyal und hingebungsvoll. Man kann darüber diskutieren, ob sie Turner in die »Ehefalle« lockt – zumindest in manchen Szenen kann man bei näherer Betrachtung fast den Eindruck haben! So oder so: Da sie ihn aufrichtig liebt und das beste ist, was ihm passieren kann, kann man ihr das nachsehen! Turner selbst ist – vom oben bereits angesprochenen Eiertanz um die Verbalisierung seiner Gefühle (»Ich darf nie wieder lieben!«) – ebenfalls ein toller Held, ein wenig traumatisiert, aber wahnsinnig nett; vielleicht ein klein bisschen zu soft, wenn er nicht gerade wieder Unsinn redet, um seine wahren Gefühle zu verbergen.
Die Nebenfiguren spielen hier wirklich nur eine Nebenrolle, einzig Mirandas Freundin Olivia (um die sich das nächste Quinn-Buch dreht: What Happens in London) hat ein paar größere Auftritte.
Wertung:
8/15 – Nach einem starken Auftakt fällt das Buch in der zweiten Hälfte deutlich ab. Für Nicht-Quinn-Fans würde ich das Buch in seiner Gesamtheit eher nicht empfehlen; für Quinn-Fans nur, wenn sie sich damit abfinden können, dass die Autorin hier weit von ihrer Bestform entfernt ist.
Lol, ich bin wohl nicht die typische Quinn-Leserin. Dies war das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Gleichzeitig ist es auch das Buch, das mir am besten von ihr gefiel. Vielleicht liegt es daran, dass der typische Quinn-Humor, der nicht unbedingt mein Ding ist, hier nicht so ausgeprägt vorhanden ist.
Das Buch erscheint übrigens im August auch auf Deutsch bei Cora (Historical-Gold-Reihe) – und zwar unter dem klangvollen Titel »Für immer und ewig, Viscount«. Grrrrrr.