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Originaltitel: Before I Fall
Kurzbeschreibung:
Was wäre, wenn heute dein letzter Tag wäre? Was würdest du tun? Wen würdest du küssen? Und wie weit würdest du gehen, um dein Leben zu retten? Samantha Kingston ist hübsch, beliebt, hat drei enge Freundinnen und den perfekten Freund. Der 12. Februar sollte eigentlich ein Tag werden wie jeder andere in ihrem Leben: mit ihren Freundinnen zur Schule fahren, die sechste Stunde schwänzen, zu Kents Party gehen. Stattdessen ist es ihr letzter Tag. Sie stirbt nach der Party bei einem Autounfall. Und wacht am Morgen desselben Tages wieder auf. Siebenmal ist sie gezwungen diesen Tag wieder und wieder zu durchleben. Und begreift allmählich, dass es nicht darum geht, ihr Leben zu retten. Zumindest nicht so, wie sie dachte …
Erster Satz:
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie, aber bei mir war das nicht so.
Kommentar:
Wie inzwischen schon mehrfach erwähnt, bin ich auf dieses Buch wegen seines Titels und der ansprechenden Gestaltung aufmerksam geworden, die sich ja sogar unter dem Schutzumschlag fortsetzt. Klappentext, jede Menge gute Kritiken sowie der interessante erste Satz, der ein Klischee aufgreift, um es sofort wieder zu zerstören, haben ihren Teil dazu beigetragen, dass ich schließlich zugeschlagen habe – trotz einer gewissen genrebedingten Skepsis. Letztendlich musste ich feststellen, dass meine Vorbehalte nicht ganz nicht ganz unberechtigt waren, obwohl mir das Buch alles in allem gut gefallen hat.
Sam Kingston ist ein ganz normaler amerikanischer Teenie: Sie geht in die zwölfte Klasse der Highschool, gehört zu einer angesehenen Mädchenclique und hat einen Jungen zum Freund, um den sie alle beneiden. In ihrem Leben geht es im Wesentlichen darum, gut auszusehen, cool zu sein und Spaß zu haben – notfalls auch auf Kosten Dritter. Außerdem kreisen Sams Gedanken aus aktuellem Anlass um ihr erstes Mal, denn der Valentinstag, an dem die Handlung spielt, soll die Nacht der Nächte werden. Dann aber läuft alles anders als geplant, und statt in Robs Bett landet das Mädchen nach einem Unfall in einer Zeitschleife, die sie ihren Todestag immer wieder erleben lässt …
Als Samantha am Morgen nach ihrem Tod zum ersten Mal erneut am Valentinstag aufwacht, versteht sie zunächst überhaupt nicht, was los ist. Sie glaubt an ein Déjà-vu, muss aber feststellen, dass dem nicht so ist – auch wenn sie es sich nicht eingestehen will. Ihr wird schnell klar, wie sehr ihr eigenes Handeln das Geschehen und auch das Leben anderer beeinflusst, und ändert nach und nach ihre Einstellung und Verhaltensweisen. Im Laufe der sieben Tage, die ihr insgesamt zur Verfügung stehen, hinterfragt sie vieles, was sie zuvor getan hat, lernt nicht nur ihre Freunde, sondern vor allem ihre »Feinde« auf ganz neue Weise kennen und versucht, einige Dinge geradezurücken. Das Prinzip von Ursache und Wirkung, die Wechselwirkung zwischen dem Geschehenen an einem Tag und Sams Einstellung und ihren Gefühlen am nächsten Tag, die sich unmittelbar auf ihr Handeln auswirken, ist wirklich hervorragend dargestellt – ebenso wie die langsame Veränderung des Mädchens. Am Ende hat sich Sam im Laufe dieser sieben Tage von der Teenie-Rebellin, die glaubt, nichts mehr zu verlieren zu haben, zu einem ziemlich erwachsenen, emanzipierten Mädchen gewandelt, dem klar geworden ist, welche Auswirkungen selbst unbedeutende Kleinigkeiten und aus einer Laune heraus gedankenlos dahergesagte Worte haben können und und dass es im Leben auf mehr ankommt als den schönen Schein.
»So viele Dinge sind plötzlich schön, wenn man nur genau hinsieht.« (S. 326)
Spoiler
Das Ende ist konsequent, aber dennoch irgendwie unbefriedigend. Nicht, weil Samantha stirbt, sondern wegen der Erkenntnis, die hinter dem Buch steht. Diese lautet nämlich vereinfacht ausgedrückt: »Wenn du ein guter Mensch warst, ist das Sterben gar nicht so schlimm.« Für meinen Geschmack ist das zu wenig, denn an so eine Message schließt sich doch unmittelbar die Frage an, was man davon hatte, ein guter Mensch gewesen zu sein, wenn man so jung aus dem Leben gerissen wird. Oder anders formuliert: Warum musste Sam sich überhaupt ändern, wenn sie ja doch keine zweite Chance erhält, nicht nur einen Tag, sondern den Rest ihres Lebens ein guter Mensch zu sein?
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Doch nicht nur der Ausgang des Buchs gefällt mir nicht uneingeschränkt; der Roman ist mir außerdem eine Spur zu »teenie«. Das spiegelt sich in der Art der Probleme von Sam sowie vor allem auch in der sehr oberflächlich anmutenden Freundschaft zwischen den vier Mädchen und deren Auftreten gegenüber anderen. Dennoch ist Sam – trotz einiger bösartiger Aktionen – von Beginn an eine sympathische Protagonistin, die einem im Laufe der Zeit mehr und mehr ans Herz wächst, während sie zu sich selbst findet. Vor allem im letzten Drittel vermittelt sie wunderschöne, gefühlvolle, wertvolle Momente ihres Lebens, die einen zu Tränen rühren und auch ein wenig nachdenklich machen.
Stilistisch hat das Buch zwei Seiten. Einerseits wird man mit schrecklicher, aber wohl herkömmlicher Teenie-Umgangssprache maträtiert, die sich z.B. durch den permanenten Einsatz des Wortes »Schlampe« (inkl. diverser Synonyme) für Freund und Feind auszeichnet, und in der ziemlich grenzwertigen Sticheleien untereinander vorgetragen werden. Besonders an solchen Stellen war ich immer wieder befremdet, habe gedanklich die guten alten Zeiten gerühmt und mich zu alt für das Buch gefühlt. Andererseits gibt es aber auch zahlreiche wunderbare Passagen, in denen Menschen, Begegnungen und Gefühle so schön geschildert werden, dass einem das Herz aufgeht. Allerdings bewegt sich Lauren Oliver dabei manchmal schon an der Grenze zum Kitsch und überschreitet diese auch hin und wieder, etwa als Sam ihre Gefühle bei einem Kuss schildert: »Ich schließe die Augen und in der Dunkelheit hinter meinen Lidern sehe ich wunderschöne blühende Dinge, Blumen, die wie Schneeflocken herumwirbeln, und Kolibris, die im gleichen Rhythmus mit den Flügeln schlagen wie mein Herz.« (S. 391)
Fazit:
12/15 – Trotz einiger Kritikpunkte ein lesenswertes Buch – vorausgesetzt, man kann mit dem Tennie-Hintergrund leben, der doch deutlich zum Tragen kommt.
Regency-Era Historicals, Book 1
Inhalt:
Philip Whitmore, Viscount Greymore, soll heiraten, doch dabei gibt es ein Problem: Der Archäologe wurde mit einem Fluch belegt, der jede potenzielle Braut tötet. Verständlich, dass ihm seine Verlobte Lady Sarah wegläuft, als sie davon erfährt. Doch auch die Heiratsvermittlerin Meredith Chilton-Grizedale, die die Ehe arrangiert hat, hat unter der abgesagten Trauung zu leiden; um ihren tadellosen Ruf zu retten, muss sie schnellstmöglich eine neue Braut herbeischaffen – keine einfache Aufgabe, gilt Philip doch wegen des Fluchs als der am schwersten zu verheiratende Mann Englands …
Kommentar:
Der erste Teil der Regency-Era-Series besticht mit einer netten Grundidee, die auch ein gewisses Spannungspotenzial bietet. Dieses resultiert aber nicht etwa aus der Frage, ob der Fluch Aberglaube ist oder nicht, denn von der Echtheit ist Philip überzeugt und es gibt auch tragische Beweise dafür, sondern daraus, wie der Fluch neutralisiert werden kann. Es gilt also einerseits, den zweiten Teil der Fluch-Steintafel zu finden, auf der die Möglichkeit zur Neutralisierung festgehalten wurde, sowie andererseits eine Frau aufzutun, die Philip trotz des noch aktiven Fluchs baldmöglichst heiraten würde – Philip hat seinem todkranken Vater nämlich versprochen, endlich eine Ehe einzugehen. Bei seiner Suche nach einer Braut wird er unterstützt von Meredith Chilton-Grizedale, die ein ebenso großes Interesse an einem Erfolg hat wie Philip selbst: Ihr Ruf als Heiratsvermittlerin ist nach einer geplatzten Hochzeit nämlich so gut wie ruiniert.
Die beiden kommen sich schnell näher, und es ist nicht zu übersehen, wie sehr sich die beiden zueinander hingezogen fühlen – was auch Philips amerikanischem Freund Andrew nicht entgeht, der mit trockenen Kommentaren nicht spart. Einige skurrile Situationen und eine Reihe amüsanter Wortgefechte zwischen den Protagonisten sorgen für jede Menge gute Unterhaltung. Hinzu kommen mit dem wissenschaftlich interessierten, nur durchschnittlich attraktiven Philip ein Held, der aufgrund seiner Normalität relativ untypisch ist, sowie die schlagfertige Heldin mit einem Background, der eine Beziehung zwischen beiden eigentlich unmöglich macht. Leider überreizt die Autorin das Hin und Her zwischen den Protagonisten phasenweise ein wenig, sodass man irgendwann eher gelangweilt davon ist und sich wünscht, dass es nun endlich zum guten Ende kommt – zumal die Geschichte irgendwann einfach nichts Neues mehr zu bieten vermag.
Die Rahmenhandlung enthält einige Krimielemente, die aber leider nur mäßig spannend und leicht zu durchschauen sind, auch wenn die Autorin merklich bemüht ist, immer wieder falsche Fährten zu legen. Der D’Alessandro-typische Showdown ist nicht besonders überzeugend, und gleiches gilt auch für die Auflösung des »Krimifalls«. Nicht nur wenig überzeugend, sondern sogar richtig ärgerlich ist das Ende um Philips Vater, das für mich als Form des Happy-Ends vollkommen inakzeptabel ist.
Fazit:
10/15 – Nette Idee mit mysteriösen Elementen und sympathischen Figuren, die Geschichte ist allerdings trotz allen Humors etwas langatmig umgesetzt. Auf den zweiten Band freue ich mich angesichts der Protagonisten, die hier bereits eingeführt wurden, dennoch schon sehr.
Serieninfo:
01 Who Will Take This Man?
02 Love and the Single Heiress
03 Not Quite a Gentleman
04 Never a Lady
Originaltitel: Dead Until Dark
Sookie Stackhouse/Southern Vampires, Band 1
Klappentext:
Sookie Stackhouse jobbt in einer Kleinstadt in Louisiana als Kellnerin. Sie ist still, introvertiert und geht selten aus. Nicht, dass sie nicht hübsch wäre. Im Gegenteil. Sookie hat nur, na ja, eben diese »Behinderung«. Sie kann Gedanken lesen. Das macht sie nicht gerade begehrenswert. Doch dann taucht Bill auf. Er ist groß, düster und gutaussehend – und Sookie hört kein Wort von dem, was er denkt. Er ist genau die Art Mann, auf die sie schon ihr ganzes Leben lang wartet …
Doch auch Bill hat eine Behinderung: Er ist ein Vampir. Außerdem hat er einen schlechten Ruf. Er hängt mit einer verdammt unheimlichen Clique herum, deren Mitglieder alle – Überraschung! – Mordverdächtige sind. Als dann noch eine Kollegin Sookies ermordet wird, befürchtet sie, sie könnte die nächste sein …
Kommentar:
Die Sookie-Stackhouse-Bücher stehen seit Jahren bei mir im Regal, und ich kaufe jährlich die erscheinenden Fortsetzungen. Warum ich bis dato trotzdem nur Band 1 gelesen habe, ist natürlich vordringlich mit der Vielzahl ungelesener Bücher erklären. Daneben gibt es aber weitere spezifischere Gründe. Da wäre einmal das Schriftbild der Feder&Schwert-(Erst)Ausgabe: die vielen Zeilen pro Seite, eine relativ kleine Schrift und eine ungewöhnliche Schriftart erleichtern das Lesen nicht gerade – allerdings gewöhnt man sich zugegebenermaßen im Laufe der Zeit daran. Darüber hinaus ist mir beim Re-Read einmal mehr aufgefallen: die Geschichten von Charlaine Harris sind einfach sehr eigen, ebenso wie ihr Erzählstil und ihre Figuren.
Da »Vorübergehend tot« der Auftakt einer Serie ist, nehmen die Beschreibung des Südstaaten-Kleinstadtflairs, der Vampirgesellschaft mit ihren speziellen Gepflogenheiten und die Einführung der Haupt- und zahlreichen Nebenfiguren eine Menge Zeit in Anspruch. Harris‘ Vampire sind gesellschaftlich anerkannt worden und haben jüngst Rechte zugesprochen bekommen; ihr Vampirdasein ist – angeblich – auf einen Virus zurückzuführen, und sie können sich weitgehend von synthetischem Blut ernähren. Davon abgesehen vertragen sie aber klassischerweise kein Silber, kein Sonnenlicht und können Knoblauch nicht besonders leiden.
Protagonistin Sookie ist eine hübsche, bisweilen etwas naive, aber sympathische 25-jährige Kellnerin mit telepathischen Fähigkeiten, die mit ihrer Katze Tina im Haus ihrer Großmutter im Südstaatenstädtchen Bon Temps lebt. Die Bewohner der Stadt halten sie aufgrund ihrer Gabe, zu der allerlei wilde Gerüchte kursieren, für verrückt, und ein bisschen verrückt benimmt sich Sookie manchmal auch – kein Wunder, wenn die Hälfte des Verstands damit beschäftigt ist zu vermeiden, die Gedanken des Gegenübers zu hören. Da sie das aber nur zum Teil verhindern kann, geht sie nicht mit Männern aus – bis zu dem Tag, an dem Gentleman-Vampir Bill die Bar betritt, dessen Gedanken sie nicht hören kann und der allein schon deshalb der ideale Mann für sie ist.
Im Zentrum des Buches stehen einerseits die Beziehung zwischen Sookie und Bill, die alles andere als einfach und phasenweise auch für den Leser einigermaßen anstrengend ist, sowie andererseits die Morde an mehreren jungen Frauen in Bon Temps. Sookie selbst hat großes Interesse an der Aufklärung der Verbrechen, denn nicht nur wird ihr Bruder verdächtigt, sondern sie selbst gerät in den Fokus des Mörders. Wie häufig bei Charlaine Harris‘ Büchern hat man den Eindruck, als würde die Handlung nett und ganz interessant, aber doch wenig ereignisreich vor sich hinplätschern. Der Kriminalfall läuft – obwohl er eigentlich zentrales Motiv des Buches ist – irgendwie im Hintergrund ab, während die mehr oder weniger merkwürdigen Figuren und ihre nicht minder merkwürdigen Beziehungen untereinander im Mittelpunkt stehen. Das Erzähltempo ist eher gemächlich, und Spannung kommt nicht so wirklich auf – was auch damit zusammenhängt, dass die Erzählweise seltsam distanziert wirkt, obwohl das Buch von Sookie in der Ich-Perspektive erzählt wird. Dennoch hat das Buch einen ganz eigenen Charme, und ich bin sehr gespannt auf die weiteren Bände – zumal ich mir sicher bin, dass sich die Bücher noch steigern.
Fazit:
11/15 – Nicht gerade besonders spannend, aber trotzdem unterhaltsam und irgendwie faszinierend.
Serieninfo:
01 Dead Until Dark | Vorübergehend tot
02 Living Dead in Dallas | Untot in Dallas
03 Club Dead | Club Dead
04 Dead to the World | Der Vampir, der mich liebte
05 Dead as Doornail | Vampire bevorzugt
06 Definitely Dead | Ball der Vampire
07 All Together Dead | Vampire schlafen fest
08 From Dead to Worse | Ein Vampir für alle Fälle
09 Dead and Gone | Vampirgeflüster
10 Dead in the Family | Vor Vampiren wird gewarnt (April 2011)
11 Dead Reckoning (Mai 2011)
Originaltitel: Wildthorn
Inhalt:
England um 1870. Louisa Cosgrove gat das Gefühl, sich in einem Alptraum zu befinden. Statt bei Freunden ist sie in einer Irrenanstalt gelandet, wo man sie beharrlich mit dem Namen Lucy Childs anspricht. Und jeder Protest ihrerseits wird nur als weiteres Indiz für ihre geistige Zerrüttung gewertet. Doch Louisa kämpft um ihre Freiheit – und sie findet den Schlüssel dazu, wo sie ihn nie vermutet hätte.
Kommentar:
Als ich bei Miss Bookiverse von diesem Jugendroman gelesen habe, war mein Interesse augenblicklich geweckt. Ein thematisch ähnliches Buch von Laura Kinsale hat mir nämlich ausgesprochen gut gefallen: »Triumpf der Herzen« (OT: »Flowers from the Storm«), in dem ein Lord nach einem Schlaganfall in eine Irrenanstalt abgeschoben wird und dort vor sich hinvegetiert.
Die Ausgangslange hier ist allerdings eine andere: Louisa Cosgrove wähnt sich eigentlich auf dem Weg zu Bekannten, als sie völlig unversehens in einer Irrenanstalt abgeliefert wird. Da sie dort von allen beharrlich als Lucy Childs bezeichnet wird, glaubt sie zunächst an eine Verwechslung und ist der festen Überzeugung, den Irrtum bald aufklären zu können, doch nach und nach wird ihr klar, dass sie nicht versehentlich hier gelandet ist. Weil sie fürchtet, niemals aus Wildthorn entlassen zu werden, plant sie ihre Flucht, doch damit verschlimmert sie ihre Lage erst recht und ihre Situation wird immer hoffnungsloser …
Was auf den ersten Blick aus heutiger Sicht vollkommen fantastisch klingen mag, war im 19. Jahrhundert leider nicht ganz ungewöhnlich. Ich bin kein Experte in Psychiatriegeschichte, aber es kam offenbar gar nicht selten vor, dass völlig gesunde Menschen in Irrenanstalten abgeschoben wurden, um sie loszuwerden oder weil sie aufgrund ihrer Denkweise und ihres Verhaltens als wahnsinnig galten. Obwohl die Gesellschaft in der spätviktorianischen Ära im Umbruch war und Frauen zunehmend mehr Rechte für sich einforderten, reicht in Louisas Fall als Grund für die Einlieferung aus, dass sie die damalige Rolle der Frau nicht zu akzeptieren bereit ist. Sie verweigert jegliche gesellschaftlichen Verflichtungen und Konventionen, stattdessen lernt und experimentiert sie, um später Ärztin zu werden – was ihr schließlich zum Verhängnis wird.
Der erste Teil des Buches, der die erste Zeit in der Irrenanstalt beschreibt, wird immer wieder durchbrochen von Rückblenden in die Vergangenheit. Sie zeigen Louisa sehr anschaulich als wissbegieriges, intelligentes, aber aufmüpfiges Mädchen, das mit der ihr zugedachten gesellschaftlichen Rolle nicht klar kommt und keinen leichten Stand in der eigenen Familie hat: Während die Mutter versucht, sie doch noch zu einer guten viktorianischen Frau zu erziehen, wird sie vom deutlich liberaleren Vater gefördert und vom Bruder beneidet. Aber reichen der Neid des Bruders und das gesellschaftskonforme Denken der Mutter aus, um das Mädchen nach dem Tod des Vaters in eine Irrenanstalt einliefern und dort leiden zu lassen? Warum genau sie nach Wildthorn gebracht wurde und wer für ihre Einlieferung verantwortlich ist, findet Louisa erst im Laufe der Zeit heraus, und die Erklärung ist überraschend, aber durchaus plausibel.
Bis die Wahrheit ans Licht kommt, durchlebt Louisa eine schreckliche Zeit in Wildthorn, denn das mangelhafte medizinisch-psychologische Wissen und die damals üblichen Behandlungsmethoden sind zutiefst demütigend und brutal. Mit ihren Versuchen, ihre geistige Gesundheit unter Beweis zu stellen und die Situation aufzuklären, reitet sich das Mädchen nur immer tiefer hinein, und phasenweise hält sie nur noch ein Funken Hoffnung auf Rettung bei einigermaßen klarem Verstand. Dass sie allerdings trotz der Demütigungen, Schmerzen und Verzweiflung stets so relativ rational und nüchtern bleibt, ist angesichts dessen, was sie zu durchleben hat, nicht glaubwürdig. Zudem wirken Louisas Erlebnisse über weite Strecken eher distanziert geschildert und unemotional, was vielleicht der jugendlichen Zielgruppe geschuldet ist, das Buch aber nicht mitreißender macht.
Spoiler
Vollkommen überflüssig finde ich es, zusätzlich zu den vorhandenen Themen auch noch den Aspekt der homosexuellen Liebe in der damaligen Zeit ins Feld zu führen – man hat auch ohne diese Facette genug Stoff für ein gutes Buch, das die Denkweise der damaligen Zeit vor Augen führt. Auch wenn das von der Autorin ganz sicher nicht so gemeint ist, vermittelt die Tatsache, dass Louisa nicht nur die damalige Rolle der Frau nicht akzeptieren will, sondern darüber hinaus auch noch lesbisch ist, eher eine negativ anmutende Verquickung.
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Fazit:
10/15 – Das Buch zeichnet ein aufschlussreiches, beklemmendes, aber doch relativ unemotionales Bild der Zeit. Wer sich für historischer Romane dieser Art interessiert, macht mit »Mein Herz so wild« sicher nichts falsch.
Trivia:
Wer sich für die Betrachtung der Frau in der damaligen Zeit interessiert, der sei auf den Artikel »Über den physiologischen Schwachsinn des Weibs« von Dr. P. J. Möbius von 1903[5] verwiesen, den man hier bei Wikisource nachlesen kann. Er ist nicht nur eine durchaus spannende Analyse des schwachen Geschlechts (»Körperlich genommen ist, abgesehen von den Geschlechtsmerkmalen, das Weib ein Mittelding zwischen Kind und Mann und geistig ist sie es, wenigstens in vielen Hinsichten, auch.«), sondern nebenbei kriegen auch noch die »Neger« und die Bayern einen mit: »Bei geistig niedrig stehenden Männern (z. B. einem Neger) fand er den weiblichen ähnliche Verhältnisse des Scheitellappens, während bei geistig hochstehenden Männern die mächtige Entwickelung des Scheitellappens ein ganz anderes Bild gewährte. Die allereinfachsten Verhältnisse fand Rüdinger bei einer bayrischen Frau, er spricht geradezu von ›thierähnlichem Typus‹.«
Inhalt:
Eines ist für Lizzy klar: Irgendwo auf der Welt lebt der Junge, der zu ihr gehört. Und eines Tages wird die Liebe zwischen ihnen wie der Blitz einschlagen. Doch plötzlich machen dem irischen Dienstmädchen gleich mehrere Verehrer Geschenke – aber keiner gibt sich zu erkennen! Muss sie wirklich bis zum großen Ball warten, um herauszufinden, wem ihr Herz gehört?
Kommentar:
[Ich glaube] fest daran, dass die Liebe nicht leise auf Schmetterlingsflügeln daherflattert, sondern mich treffen wird wie ein Blitzschlag. Und den betreffenden Herrn auch. Da gibt es kein ein bisschen oder vielleicht – so was weiß man doch. (S. 23)
»Ein Herz auf Flügeln zart« besticht auf den ersten Blick – nicht nur mit dem wunderschönen Titel, sondern auch mit seiner Aufmachung: Das Cover ist mit kleinen weißen Mustern beflockt, über die man beim Lesen geradezu zwanghaft streichen muss. Aber auch der Inhalt hält, was die Aufmachung verspricht.
Der Roman spielt im Jahr 1896 in Dublin. Das 15-jährige irische Dienstmädchen Elizabeth O’Faolain arbeitet im Haushalt von Professor Puddlewick, der die Bibliothek des Trinity College leitet, und hat es damit ziemlich gut getroffen. Der etwas weltfremde Professor und seine drei Söhne Hektor, Aeneas und Paris sind nämlich für die damalige Zeit ausgesprochen liberal und behandeln Lizzy eher wie ein Familienmitglied als wie eine Bedienstete. Sie darf sogar dabei helfen, eine Kopie des Book of Kells anzufertigen, die Queen Victoria bei ihrem bevorstehenden Besuch als Geschenk erhalten soll. Doch das ist noch nicht das aufregendeste Ereignis in Lizzys Leben: Gleich drei Mal wird ihr heimlich der Claddagh-Ring als Zeichen der Verehrung geschenkt – und sie weiß nicht, von wem! Doch letztendlich spielt es gar keine Rolle, denn im Laufe der Zeit merkt Lizzy, wem ihr Herz gehört.
Zumindest dem erwachsenen Leser dürfte von Beginn an klar sein, wer Lizzys Herz am Ende erobern wird – daran werden auch die diversen nicht allzu schwer zu durchschauenden Finten nichts ändern. Die eigentliche Zielgruppe (lt. Verlagsangabe 12+) wird aber sicher nicht ganz so klar sehen und entsprechend mit Lizzy mitfiebern – zumal die Figur echtes Identifikationspotenzial hat. Sie ist nämlich zwar im Grunde ein wahnsinnig nettes, vernünftiges Mädchen, hat aber dennoch ihre kleinen Fehler. So hadert sie beispielsweise mit ihren leicht abstehenden Ohren, kann sich von ein bisschen Neid auf ihre wohlhabende Freundin Mary nicht ganz lossprechen und übt sich in ein klein wenig Bosheit, indem sie Hektor Essen vorsetzt, das er nicht mag, weil sie sich über ihn geärgert hat.
Bemerkenswert ist die lebhafte Schilderung der spätviktorianischen Ära, die ganz nebenbei stattfindet und das Leben in der damaligen Zeit vermittelt. Ob für die damalige Zeit typische Gerichte, technische Neuerungen wie Autos oder Staubsauger, modische Sensationen wie Hosen für Frauen oder der langsame Wandel der Gesellschaft – das Umbruchgefühl vor der Jahrhundertwende wird ausgesprochen gut geschildert. Ein dermaßen liberaler Haushalt wie der Puddlewicksche war natürlich bei aller Umbruchstimmung dennoch eine absolute Ausnahmeerscheinung, wie die Autorin im sehr informativen Nachwort auch selbst einräumt; dies wird aber durch die snobistische Einstellung des Universitätsleiters Dempsey und den Kontrast zwischen der Lebensweise bzw. Lebenseinstellung der Puddlewicks und der Dempseys auch durchaus deutlich.
Neben Lizzys ungewöhnlicher Behandlung durch die Puddlewicks ist wohl auch die Tatsache relativ unwahrscheinlich, dass sechs unerfahrene Jugendliche dazu beordert werden, unter solchen Umständen das extrem wertvolle »Book of Kells« für die Queen zu kopieren. Ein Roman für eine jüngere Zielgruppe darf sich solche Freiheiten aber herausnehmen, zumal das gemeinsame Kopieren ohnehin keine große Rolle spielt, sondern nur den Rahmen für die Handlung und das Zusammensein der Jugendlichen bietet.
Fazit:
12/15 – Ein unaufgeregtes, warmherziges Buch, das einem ein paar Stunden zauberhafte Unterhaltung schenkt und an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass die Liebe eben doch nicht immer wie ein Blitz einschlägt, sondern manchmal auch ganz leise auf zarten Schmetterlingsflügeln daherkommt.
Trivia:
Das Buch ist in der Reihe »Liebe in allen Zeiten« beim Verlag Planet Girl (Thienemann) veröffentlicht worden, in deren Rahmen außerdem »Wie ein Kuss von Rosenblüten« von Martina Sahler erschienen ist. Ich hoffe, dass sie fortgesetzt wird!
1. Teil Grace-College-Serie
Inhalt:
Eine coole Einweihungsparty im Bootshaus, so feiern die neuen Studenten ihre Ankunft im Grace College. Doch schon bald merken Julia und ihre Freunde, dass in dem abgelegenen Tal mitten in den kanadischen Bergen etwas nicht stimmt. Wozu dienen die vielen Verbotsschilder rund um das College? Und warum ist der Ort nicht auf Google Earth zu finden?
Die Lage spitzt sich zu, als Julias Bruder Robert beobachtet, wie ein Mädchen in den Lake Mirror springt und von einem Strudel nach unten gezogen wird. Aber niemand scheint seinen Worten Glauben – nicht einmal Julia. Noch ahnt sie nicht, dass die dunklen Schatten der Vergangenheit, die sie für immer überwunden glaubte, hier im Tal wieder an die Oberfläche drängen.
Kommentar:
Eigentlich hatte ich ja kein großes Interesse an diesem Buch – weder Klappentext noch Aufmachung haben mich besonders angesprochen. Dann hat mich allerdings Marens Begeisterung für Band 2 aufgeschreckt und hellhörig werden lassen. Als sich die Gelegenheit ergab, hab ich das Buch also eingepackt – zum Glück, denn ich habe lange keinen so ansprechenden Jugendkrimi mehr gelesen.
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Originaltitel: The Return of Rafe MacKade
1. Teil der MacKades-Serie
Inhalt:
Die aparte Regan Bishop lernt Rafe MacKade über ihr Antiquitätengeschäft kennen: Sie soll ihm helfen, das alte Anwesen, das er in Antietam gekauft hat, mit antiken Möbeln stilgerecht einzurichten. Für Regan ist das ein verführerischer Auftrag, doch nicht halb so faszinierend wie Rafe selbst! Attraktiv, voller Energie, hitzig und sehr männlich weckt er ihre Sehnsucht. Aber sie gibt sich keinen Illusionen hin: Rafe MacKade ist kein Mann, der mit seinen Gefühlen spielen lässt. Wenn er eine Frau liebt, dann ist es für immer. Kompromisslos, leidenschaftlich, ganz oder gar nicht – soll sie sich wirklich auf das Abenteuer einlassen?
Kommentar:
Diesmal nur eine Kurzrezension zum ersten Teil der MacKade-Serie – denn für mehr bietet das Buch ehrlich gesagt keinen Stoff. Es ist ein klassischer (Silhouette-)Heftroman, der für diese Ausgabe mit Großdruck auf 320 Seiten aufgeblasen wurde. Die Personen sind ganz sympathisch, aber relativ oberflächlich gestrickt, ebenso schlicht und schematisch ist die Handlung: Rafe MacKade kommt, sieht und nimmt, was er begehrt. Das Objekt seiner Begierde ziert sich gerade genug, um weiterhin reizvoll für ihn zu sein, wird aber im Grunde sofort von Rafes Charme und Zielstrebigkeit hinweg gefegt. Alles sehr vorhersehbar, aber Überraschungen darf man bei dieser Art von Buch einfach auch nicht erwarten.
Wobei – eine kleine Überraschung gibt es doch, es geistern nämlich verirrte Seelen aus der Vergangenheit durch das Haus, das Regan renovieren soll. Dieser übersinnliche Aspekt des Buches mutet ein wenig seltsam an, denn wirklich darauf eingegangen wird nicht. Stattdessen werden die Geistererscheinungen von den Beteiligten ganz selbstverständlich und mit einer solchen Seelenruhe und Beiläufigkeit zur Kenntnis genommen, dass man sich fragt, warum dieser Handlungsstrang überhaupt existiert.
Darüber hinaus spielt Roberts ihre ganze Routine aus und stellt gekonnt die Weichen für die folgenden Bände der Serie, in denen die drei anderen MacKade-Brüder ihr Glück finden werden.
Fazit:
10/15 – Total oberflächlich, aber sehr unterhaltsam und genau richtig für mal eben zwischendurch!
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Serieninfo:
01 The Return of Rafe MacKade | Zwischen Sehnsucht und Verlangen – 10/15
02 The Pride of Jared MacKade | Dem Feuer zu nah
03 The Heart of Devin MacKade | Sterne einer Sommernacht
04 The Fall of Shane MacKade | Hochzeit im Herbst
Love By Numbers, Buch 1
Inhalt:
Lady Calpurnia Hartwell ist mit ihren 28 Jahren eine alte Jungfer – obwohl sie sich immer an die gesellschaftlichen Regeln gehalten hat. Damit soll jetzt Schluss sein! Sie möchte aus dem vorbestimmten Leben ausbrechen und Sachen tun, die Frauen in dieser Zeit nicht tun dürfen. Zu diesem Zweck erstellt sie eine Liste mit neun Dingen, die sie nach und nach abarbeiten möchte, und nimmt gleich Punkt 1 in Angriff – einen leidenschaftlichen Kuss. Als Partner für dieses kühne Vorhaben kommt nur ein einziger Mann in Frage: der Marquis of Ralston, in den sie schon seit zehn Jahren heimlich verliebt ist. Dieser erklärt sich auch tatsächlich bereit, Callie ihren Wunsch zu erfüllen, verlangt aber als Gegenleistung, dass sie seine Schwester auf deren Debüt in der Gesellschaft vorbereitet. Und so kommt es, dass die beiden sich häufiger sehen und sich nach und nach eine immer leidenschaftlichere Beziehung entwickelt, die Callie das Herz zu brechen droht …
Calpurina’s Nine Rules:
1. Kiss someone – passionately
2. Smoke cheroot and drink scotch
3. Ride astride
4. Fence
5. Attend a duel
6. Fire a pistol
7. Gamble (at a gentleman’s club)
8. Dance every dance at a ball
9. Be considered beautiful. Just once.
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Originaltitel: Angel’s Advocate
Die überirdischen Fälle der Bree Winston, Buch 2
Inhalt:
Ein neuer Fall für Bree Winston, die Anwältin der Engel: Eine Pfadfinderin wird im Einkaufscenter überfallen. Ist es nur ein Streich einer übermütigen Jugendlichen oder steckt mehr dahinter? Bree soll die Täterin, ein junges Mädchen, vor Gericht vertreten. Scheinbar ein unspektakulärer Fall – bis ein Geist mit Bree Kontakt aufnimmt und von ungeklärten Geschehnissen aus der Familiengeschichte berichtet. Und bald geschieht ein Mord. Jetzt braucht Bree himmlischen Beistand, denn jemand versucht, das dunkle Geheimnis der Familie zu wahren – um jeden Preis. Doch Bree gerät auch noch in andere Schwierigkeiten: Ihre Jugendliebe taucht ungefragt auf und bringt ihr Gefühlsleben gehörig durcheinander …
Kommentar:
Nachdem Teil 1 der überirdischen Fälle von Bree Winston ein paar typische Serienauftakt-Probleme zeigte, war ich guter Hoffnung, dass die Serie mit Band 2 richtig durchstarten würde. Um es vorweg zu nehmen: Dem ist leider nicht so. Das Engelssetting tritt noch mal deutlich in den Hintergrund, die in Band 1 gelegten Grundlagen werden kein Stück weiterentwickelt und Brees geheimnisvolle Bestimmung, die irgendwie mit ihrer Mutter zusammenhängt, bleibt ebenfalls weiterhin völlig im Dunklen. Stattdessen muss sich Bree mit ein paar rachsüchtigen Geistern herumschlagen, die ihr aus unerfindlichen Gründen Böses wollen, und bekommt zum Schutz zwei Engel in Gestalt zweier riesenhafter schwarzer Hunde an die Seite gestellt.
Vorwiegend kümmert sich Bree aber um ihren Fall, die Vertretung der 17-jährigen, ziemlich durchgeknallten Lindsey Chandler, die eine achtjährige Pfadfinderin ausgeraubt hat und ihre Tat kein bisschen bereut. Schnell erweist sich, dass die Sache nicht so einfach ist, wie zunächst gedacht, denn der tote Vater des Mädchens nimmt ebenfalls Kontakt zu Bree auf, bittet sie um Hilfe in eigener Sache und weist auf ein düsteres Familiengeheimnis hin. Als ein suspekter Freund von Lindsey auftaucht, Medikamentendiebstähle in der Firma von Lindseys Vater ans Licht kommen und nicht viel später auch noch die Mutter der ausgeraubten Pfadfinderin ermordet wird, ergeben sich jede Menge Ermittlungsansätze – denn eins ist Bree klar: Die Dinge hängen irgendwie zusammen. Wie, das weiß sie nicht genau – und ich konnte ihr bei der Aufklärung ehrlich gesagt an einigen Stellen auch nicht wirklich folgen. Die Motive einiger Beteiligten bleiben am Ende im Dunklen bzw. leuchten einfach nicht wirklich ein oder wirken an den Haaren herbeigezogen; überdies mangelt es dem Fall trotz unterschiedlichster Aspekte an Spannung.
Wer auf eine Lovestory hofft, wird wie schon im ersten Band eine Enttäschung erleben; man hat es hier mit einem klassischen Contemporary-Fantasy-Buch zu tun; von Romantik keine Spur! Mit dem attraktiven Detektiv Sam Hunter, den man schon aus Band 1 kennt, tut sich nicht viel, und die Jugendliebe, die im Klappentext so prominent erwähnt wird, taucht nur zweimal kurz auf – und die Begegnungen rufen zwar Erinnerungen wach, vermitteln aber nicht den Eindruck, als würde Brees Gefühlsleben nachhaltig durcheinander gebracht. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wieso solche Nebensächlichkeiten von den Verlagen fälschlich in den Vordergrund gerückt werden – das führt ja doch nur zu Enttäuschungen seitens der Leser, wenn sie keine Liebesgeschichte kriegen, obwohl ihnen eine suggeriert wurde.
Dass das Buch trotz aller Schwächen und Kritik in mein Regal wandern wird und ich die Serie weiter verfolgen werde, liegt hauptsächtlich an Protagonistin Bree. Sie legt zwar immer noch eine gewisse Ignoranz bzgl. der überirdischen Hintergründe an den Tag, ist aber trotz dieser und anderer kleiner Schwächen sehr sympathisch und authentisch. Schade, dass sie diesmal nur wenige Szenen mit den Engeln von »Beaufort & Company« hat, die eher im Hintergrund agieren und relativ wenige Auftritte haben.
Fazit:
10/15 – Ein ganz unterhaltsamer Urban-Fantasy-Roman, bei dem der etwas verworrene Krimifall im Vordergrund steht.
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Serieninfo:
01 Defending Angels | Im Namen der Engel – 10/15
02 Angel’s Advocate | Anwältin der Ängel – 10/15
03 Avenging Angels | Rächerin der Engel (Februar 2011)
04 Angel’s Verdict (Februar 2011)
Inhalt:
Die erfolgreiche Junganwältin Taylor Donovan ist wenig begeistert, als ihr Chef sie dazu verdonnert, Superstar Jason Andrews auf seinen neuen Film vorzubereiten – einen Gerichtsthriller, in dem er einen Anwalt geben wird. Nicht nur hat sie keine Lust, ihre Zeit mit einem aufgeblasenen Schauspieler zu verplempern, sondern sie hat darüber hinaus mit ihrem eigentlichen Fall, einer 30-Millionen-Dollar Klage wegen angeblicher sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, genug zu tun. Doch sie hat keine Wahl, auch wenn ihre schlimmsten Befürchtungen eintreffen: Der notorische Frauenschwarm ist tatsächlich fürchterlich arrogant und von sich eingenommen – und wird zu seiner Überraschung erst mal von Taylor auf den Pott gesetzt. Das fordert ihn erst recht heraus, und im Laufe der erzwungenen Zusammenarbeit raufen sich die beiden zusammen und lernen ganz andere Seiten des anderen kennen. Dann allerdings macht Jason einen verhängnisvollen taktischen Fehler, und treibt Taylor ungewollt in die Arme seines neiderfüllten Konkurrenten Scott …
Kommentar:
Oh je, schon wieder ein von Evi empfohlendes Buch, das ich nur mittelprächtig finde – so mein Zwischenfazit nach dem ersten Drittel: Ganz nettes amüsantes Geplänkels zwischen den Protagonisten, aber absolut nicht durchschlagend und vor allem sehr, sehr vorhersehbar. An der Vorhersehbarkeit ändert sich auch im weiteren Verlauf der Geschichte nichts und auf Überraschungen in irgendeiner Form wartet man vergebens, das Buch steigert sich aber trotzdem von »ganz nett« zu einem richtig unterhaltsamen Liebesroman – was vor allem an dem sympathischen Heldenpaar liegt.
Taylor ist eine toughe junge Anwältin, deren Karriere oberste Priorität hat. Sie ist hochprofessionell, effizient, sehr selbstbewusst und ebenso intelligent wie schlagfertig, witzig und sarkastisch. Von Jasons anfänglichen Starallüren ist sie gänzlich unbeeindruckt, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie von Männern die Nase gestrichen voll hat, nachdem sie ihren Ex-Verlobten in Flagranti mit seiner Assistentin erwischt hat. Dass ihr Vertrauen so enttäuscht wurde, macht es schwierig für sie, sich auf jemand Neuen einzulassen, erst recht, wenn er wie Jason den Ruf eines notorischen Herzensbrechers hat. So hadert sie auch später, als ihr so langsam klar wird, dass sich hinter Jasons Schale ein ziemlich guter Typ verbirgt, mit ihren Gefühlen. Taylor ist eine ziemlich schlüssig angelegte Figur, mit einer Ausnahme: als es nämlich um den intriganten Scott geht. Sie lässt alle zuvor an den Tag gelegete Vorsicht sausen und geht ihm nahezu blind in die Falle. Das passt einfach nicht, zumal man noch nicht mal als Entschuldigung anführen kann, dass sie blind vor Liebe ist.
Jason tritt zunächst genau so auf, wie man es von einem Hollywoodstar erwartet: Er ist zwar ganz humorvoll, aber dabei oberflächlich, überheblich, arrogant und vollkommen egozentrisch. Dass Taylor immun gegen seinen Charme ist und ihm nicht zu Füßen liegt, erfülllt ihn mit ungläubiger Fassungslosigkeit und fordert ihn so richtig heraus – nicht zuletzt deshalb, weil es einfach nicht sein darf, dass ihm eine Frau nicht zu Füßen liegt. Er setzt also alles daran, sie für sich zu einzunehmen und sie zu beeindrucken, und während seiner Versuche, sie für sich zu gewinnen, ändern sich so langsam seine Motive. Außerdem legt er nach und nach alle Starallüren ab und wandelt er sich in einen fürsorglichen, in Liebesdingen teilweise sogar ein wenig hilflosen und absolut anbetungswürdigen Mann. Und diese Wandlung ist sogar glaubwürdig.
Die Nebengeschichte um Jasons Schauspielerkollegen und Konkurrenten Scott, der Taylor nur deshalb erobern will, um dem verhassten Superstar eins auszuwischen, ist ein wenig verschenkt. Es wäre spannender gewesen, wenn seine Intentionen nicht von vornherein klar gewesen wären und wenn Taylor wenigstens ein bisschen Interesse an ihm gehabt hätte. So aber nimmt sich Julie James jede Möglichkeit, die Geschichte mit einem Hauch von Dreiecksdrama aufzupeppen. Überdies endet der Erzählstrang um Scott äußerst unspektakulär, was so gar nicht zu Scotts Racheplänen passt.
Fazit:
11/15 – Eine märchenhafte Geschichte, die zwar ein wenig schwer in die Gänge kommt und sehr vorhersehbar ist, aber mit wunderbaren Figuren punktet.
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