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[Rezension] Tessa Dare: Der Kuss der Jägerin

Originaltitel: Goddess of the Hunt
The Wanton Dairymaid Trilogy, Book 1

Inhalt:
Lucy Waltham ist fest entschlossen, nur aus Liebe zu heiraten, und sie hat auch schon einen geeigneten Kandidaten im Visier. Leider fehlt es ihr an praktischer Erfahrung. Kurzerhand beschließt Lucy, ihre Verführungskünste zuvor an Jeremy Trescott auszuprobieren, dem besten Freund ihres Bruders. Ihre Übungsküsse entfachen ein unerwartetes Feuer in dem sonst so verschlossenen Jeremy, doch kann er das Herz der vorwitzigen jungen Lucy für sich gewinnen?

Kommentar:
»Der Kuss der Jägerin« ist Tessa Dares Romandebüt und gleichzeitig der Auftakt einer Trilogie. Obwohl der Klappentext eine altbekannte Geschichte ankündigt, hat er meine Aufmerksamkeit geweckt, denn ich mag solche Plots trotz aller Abgedroschenheit ganz gerne – besonders, wenn auch noch eine Dreiecksbeziehung angekündigt wird. Und nachdem das Buch außerdem gute Kritiken erhalten hat, war ich sehr gespannt darauf, was die Autorin aus der wenig innovativ klingenden Grundidee gemacht hat.

Das Buch startet ohne langes Vorgeplänkel. Lucy überfällt den Freund ihres Bruders, der bei ihnen zu Besuch ist, nachts in seinem Schlafzimmer und küsst ihn mit unschuldiger Begeisterung. Wie der überrumpelte Jeremy erfahren muss, benutzt ihn Henrys kleine Schwester allerdings nur als Übungsobjekt: Sie will ihr angelesenes theoretisches Wissen in die Tat umsetzen, um ihre große Liebe Toby, einen anderen Freund ihres Bruders, zu verführen. Und zwar schnell, denn wie sie erfahren hat, will Toby der liebreizenden Sophie einen Heiratsantrag machen. Nur mit List und Tücke kann Jeremy ihr ausreden, ihre Verführungspläne umgehend in die Tat umzusetzen, und in der Folge setzt er alles daran, um Lucy zur Vernunft zu bringen und ihre Eroberungsversuche zu unterbinden. Denn er weiß nicht nur mit Sicherheit, dass Toby kein Interesse an dem Mädchen hat und sie verletzen wird, sondern er sieht Lucy seit dem Kuss mit neuen Augen. Es kommt ihm also ganz gelegen, dass Lucy ihn dazu benutzen will, um Toby eifersüchtig zu machen …

Die erste Hälfte der Handlung ist sehr unterhaltsam, obwohl Lucy teilweise ganz schön anstrengend ist. Sie ist ein richtiger Wildfang, der schon als Kind mit dem Bruder und Freunden Jagen, Fischen und Schießen war, und hat Zeit ihres Lebens große Freiheiten genossen. Um Toby für sich zu begeistern, versucht sie nun, erstmals in ihrem Leben damenhaft zu sein – so damenhaft wie Tobys Zukünftige, Sophia, die ebenfalls gerade zu Gast ist. Dabei schießt sie allerdings teilweise völlig übers Ziel hinaus und sorgt für einige Irritation bei den Männern, die sie noch nie so erlebt haben. Für den Leser gestalten sich ihre verzweifelten Versuche teils witzig, teils sind sie aber auch ein wenig anstregend, zumal sich Lucy phasenweise unglaubwürdig naiv und äußerst kindisch verhält. Alles in allem ist sie aber eine willensstarke, letztendlich vernünftige und nette Heldin, die vielleicht ein klein wenig zu modern anmutet.

Auch Jeremy ist vielleicht ein klein wenig blass, aber insgesamt ein symathischer Held mit Verstand und Verantwortungsgefühl, der allerdings ein Kindheitstrauma mit sich herumschleppt, das erst gegen Ende der Handlung offenbart wird. Es erklärt seine Ernsthaftigkeit, seine nagenden Ängste, die unterdrückten Emotionen – und vor allem so manch eine extreme Handlungsweise, die zuvor befremdlich wirkten, rückwirkend aber verständlich werden.

Wie Jeremy zu Freunden wie Toby, Felix und Lucys Bruder Henry gekommen ist, ist allerdings nicht mal mit Rebellion gegen den despotischen Vater zu erklären. Die Auftritte der drei selbstsüchtigen Hohlköpfe sind ein stetiges Ärgernis. Als Jeremy ihnen beispielsweise offenbart, dass Lucy unter der bevorstehenden Vermählung Tobys mit Sophia leidet, tun sie das als dumme Kleinmädchenschwärmerei ab und verfallen schließlich auf die glorreiche Idee, Jeremy solle Lucy doch vorspielen, er hätte Interesse an ihr, damit sie von Toby abgelenkt ist. Toby ist nämlich seinerseits nicht bereit, Lucys Schwärmerei durch ein Gespräch zu beenden oder indem er Sophia sofort einen Heiratsantrag macht – er möchte nämlich noch seinen letzten Herbst in »Freiheit« genießen. Und Henrys Bruder erinnert sich auch nur im falschen Moment an seine Verantwortung als Vormund, er ist durchgehend nervig, dumm und versteht überhaupt nichts.

Eine interessante Nebenperson ist Sophia, mit der sich Lucy trotz aller Konkurrenzgedanken anfreundet – weil sie nämlich zwar seltsam, aber unerwarteterweise richtig nett, humorvoll und lange nicht so gesittet ist, wie sie zunächst zu sein scheint. Gegen Ende des Buches nimmt die Handlung um Sophia eine unerwartete Wendung, die einem große Lust macht auf Band 2 der Trilogie, in dem sie die Hauptrolle inne hat.
Eine auffällige Bedeutung für den Fortgang der Geschichte nimmt Henrys und Lucys geistig verwirrte Tante Mathilda ein, die trotz einer angestellten Pflegerin immer wieder ausbüxt. Ihr einziger Zweck scheint es zu sein, dafür zu sorgen, dass Lucy auf der Suche nach ihr in Eiseskälte mehr oder weniger bekleidet in den Wald läuft, dort in Gefahr gerät und gerettet werden muss.

Wie oben angedeutet teilt sich die Handlung in zwei große Abschnitte, von denen der erste – die Annäherung zwischen Lucy und Jeremy – sehr unterhaltsam ist. Der zweite Teil ist allerdings phasenweise ganz schön ärgerlich, denn er basiert auf einem riesengroßen Missverständnis (das mehrere kleine Missverständnisse nach sich zieht), das man mit einem kurzen Gespräch ganz schnell aus der Welt räumen könnte. Da man aber ja nicht miteinander spricht, sondern jeder schweigend vor sich hin sinniert und was anderes tut, als er eigentlich will, weil er ja fälschlicherweise glaubt, der andere würde dieses und jenes empfinden, bekommt man in der zweiten Hälfte jede Menge Drama, das nicht sein müsste und den Gesamteindruck des Buches doch ganz schön trübt.

Fazit:
7/15 – Ein ganz vielversprechendes, unterhaltsam geschriebenes Debüt mit sympathischen Figuren, das in der zweiten Hälfte aber deutlich abfällt.


Trivia:

Auf Tessa Dares Homepage kann man nachlesen, wie die Cover zu den Originalausgaben entstanden sind – wirklich interessant.

___

Serieninfo:
01 Goddess of the Hunt | Der Kuss der Jägerin
02 Surrender of a Siren
03 A Lady of Persuasion

16 Kommentare zu [Rezension] Tessa Dare: Der Kuss der Jägerin

  • Hm … hast du den zweiten Teil schon in deinem Besitz und wirst ihn bald lesen? Denn vielleicht hat sich die Autorin nach der Schwäche in der zweiten Hälfte ihres Debüts ja verbessert … :D

  • Ahja. Das habe ich vermutet. ;) Mir hat das Buch ganz wunderbar gefallen, aber ich habe viele Meinungen gesehen, die Deiner gleichen. Eben das der Anfang so spritzig losgeht und die zweite Hälfte so ernst ist. Mich hat das aber nicht gestört, denn die Handlung passt sich so den Hauptcharakteren an. Allerdings verstehe ich, wenn Leser ein witzig angehauchtes Buch lesen wollen und plötzlich dreht sich alles.

  • Winterkatze: Du wirst es nicht glauben, aber ich hab Band 2 noch nicht in meinem Besitz. *g* (Aber im Visier, denn die Entwickungen um Sophia sind wirklich vielversprechend!)

    Soleil: Mein Problem war nicht, dass die zweite Hälfte ernst war – ich mag ernste Liebesromane sehr gerne. Mich hätte nicht mal gestört, dass die Hälften so unterschiedlich sind. Was ich aber grundsätzlich nicht leiden kann sind solche Missverständnisplots, also Geschichten, die nur deshalb überhaupt existieren, weil die Protagonisten sich irgendeinen Unsinn zusammenreimen und nicht miteinander reden.

  • „Aber im Visier, denn die Entwickungen um Sophia sind wirklich vielversprechend!“

    Irina, und ich dachte einen Moment schon, du wärst immer noch nicht wieder du selbst. ;)

  • Ach herrje… du willst wohl wirklich, dass ich mich nicht nur für dieses Genre erwärme, oder? Denn das Buch klingt jetzt auch schon wieder spannend und ein bissel witzig, auch wenn ich die Cover absolut grottig finde (sind mir zu kitschig)! ;)

    • *händereib* So gefällt mir das! (Auch wenn ich dir diverse andere historische Liebesromane empfehlen könnte, die besser sind.) *gg*

      Und was die Cover angeht: Vor allem, wenn man die deutschen Ausgaben historischer Liebesromane liest, muss man sich an die schrecklichen und überdies höchst peinlichen Nackenbeißer-Cover leider gewöhnen. Die Amerikaner haben ja inzwischen meist geschmackvollere Motive; in Deutschland ist man diesem Trend – leider! – noch nicht gefolgt.

  • Aber das Problem dürften wir ja nicht nur bei historischen Liebesromanen haben, oder? Ich ärger mich immer über diese nicht sehr geschmackvollen Gesichtscover. Als gäbe es keine kreativeren Möglichkeiten ein Buch bildlich darzustellen, als irgendsoein Mädel abzulichten.

    Aber ich lass mich gerne von dir beraten, was du mir lesetechnisch auf diesem Gebiet empfehlen würdest und folge sicherlich auch gern dem einen oder anderen Vorschlag. ;)

  • Da sagst du natürlich was, Animasoul. Die Gesichtscover sind auch kaum mehr zu ertragen … *gääääähn* *nerv* Die Verlage berufen sich da ja gerne auf den Wiedererkennungseffekt und die Genrezuordnung übers Cover, aber das ist ja auf Dauer so schrecklich dröge!

    Davon ab find ich aber die Nackenbeißer noch eine Spur peinlicher als die (Computer-)Gesichter vor weichgezeichnetem Pastellfarbenhintergrund. Diese Nackenbeißer sehen einfach nach richtig üblem Kitsch aus und sind m.E. ein Grund dafür, warum historische Liebesromane einen so schlechten Ruf haben! Und die sind nicht alle kitschig und oberflächlich … Nein! Nein! Nein! ;)

    Was Tipps angeht: Wie schon gesagt, würde ich als allererstes immer die Brigerton-Serie von Julia Quinn empfehlen. Ich hab die ja leider nicht rezensiert, weil ich die vor meinen Blogzeiten gelesen habe, aber vielleicht schaust du mal bei der Winterkatze, die hat alle bei Mira erschienenen Bände besprochen. Ansonsten kann man mit Lisa Kleypas nicht sooo viel falsch machen oder auch mit Jacquie D’Alessandro, wenn du’s lustig magst.

  • @Irina: Du hast schon wieder aussortiert? Uiuiui … *g*

    @animasoul: „aber vielleicht schaust du mal bei der Winterkatze, die hat alle bei Mira erschienenen Bände besprochen.“ Stimmt so nicht, ich habe nur die ersten vier Teile besprochen, aber die haben mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir die anderen auch gekauft – und gleich nach Ankunft bei mir verschlungen – habe. ;)

  • Evi

    @animasoul:
    Ich kann das nur bestätigen. Julia Quinn ist für den Einstieg in die Historicals super! Ich hab das früher auch nie gelesen – vor allem wegen der Nackenbeisser-Cover, die haben mich abgeschreckt.
    Aber jetzt hab ich das Genre für mich entdeckt (dank Irina und Winterkatze ;-)) und am SuB stapeln sich mittlerweile jede Menge Historicals. *grins*
    (Bei mir findest du auch ein paar JQ-Rezis.)

  • @ Irina: Danke, werde ich machen. Außerdem hab ich ja jetzt auch einen Blick auf deinen Blog, den ich übrigens mag.

    @ Winterkate: Bei dir guck ich auch gerne vorbei, weißt du doch. Aber, dass du auch historische Romane im Angebot hast, ist mir bisher entgangen – hab leider meist eh nicht viel Zeit, da ich ein Workaholic bin, werde mich aber demnächst mal auf allen Blogs intensiver umschauen. ^^

    @ Evi: Oh, bei dir war ich bisher wohl noch nicht auf den Blog, wenn ich mich nicht irre, also wirds wohl mal Zeit. ;) Und ja, mich schrecken diese schrecklich kitschigen Nackenbeißer-Cover immer noch leicht ab. *bibba*

    • Das „intensiver“ umschauen nehme ich mir auch immer vor oder zumindest häufiger zu kommentieren, aber die Zeit … ;)

      Und ich lese eigentlich alles, abgesehen von Horror (mag ich nicht, auch wenn es selbst da wenige Ausnahmen gibt) und in letzter Zeit Science-Fiction (da habe ich als Teenager eine Überdosis zu mir genommen). ;)

    • Evi

      You´re welcome!
      Die Mira-Covers sind aber schon schön. Und bei den anderen heißts: Augen zu und durch! *grins*

  • Ich find die Covers der neuen Ausgabe der Bridgerton-Reihe so schön :) Und toll sowieso ;)

    Aber diese Cover bei Historicals sind für mich auch immer mehr Verkaufshindernis, wer will denn damit gesehen werden?!

  • Animasoul: Danke! Freut mich sehr, dass du meinen Blog magst! :)

    Was die Mira-Cover angeht, finde ich die auch sehr gelungen – ganz im Gegensatz zu den Nackenbeißern. Inzwischen hab ich mich ja einigermaßen daran gewöhnt, aber am Anfang hab ich mich ganz furchtbar geschämt, wenn ich ein Buch mit Nackenbeißermotiv gekauft hab.

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