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Originaltitel: Under Her Skin
Lone Star Sisters, Teil 1
Inhalt:
Lexi Titan kann die Schlagzeilen schon förmlich vor sich sehen: Reiche Tochter heiratet noch reicheren Geschäftsmann, um ihr Unternehmen zu retten. Aber sie weiß, dass sie keine andere Wahl hat. Cruz Rodrigues braucht sie, um in der High Society von Texas akzeptiert zu werden und sie braucht ihn, um ihre Wellnessfarm nicht zu verlieren. Also willigt Lexi ein, für sechs Monate seine Frau zu werden. Dass sie damit den Zorn ihres einflussreichen Vaters auf sich zieht, ist noch das kleinste Problem. Denn je näher der Tag rückt, an dem ihre Ehe enden soll, desto weniger ist Lexi bereit, Cruz wieder gehen zu lassen.
Kommentar:
»Wer zuerst kommt, küsst zuerst« ist der erste Teil der »Lone Star Sisters«-Serie, und mein erstes Buch von Susan Mallery. Meine Erwartung war, einen netten zeitgenössischen Liebesroman zu kriegen; die wurde allerdings eher enttäuscht.
Lexi Titan ist eine Tochter aus reichem Elternhaus. Um die Gunst ihres Vaters zu erringen, hat sie das Familienunternehmen verlassen und mithilfe eines Kredits über zwei Millionen Dollar einen Wellnesstempel aufgebaut. Als dieser Kredit überraschend zurückgezogen wird, steht sie vor einem echten Problem: Sie muss die Summe innerhalb von 21 Tagen zurückzahlen. Da macht ihr ihr ehemaliger Lover Cruz ein unmoralisches Angebot: Er gibt ihr das Geld, wenn sie für sechs Monate seine Verlobte spielt und ihn in die gute Gesellschaft von Texas einführt. Lexi entscheidet sich, diesen Deal einzugehen und zieht bei Cruz ein, doch natürlich bleibt es nicht bei einem Geschäft ohne Emotionen.
Klingt nach einem netten, unterhaltsamen Romanze, doch leider ist das Buch viel mehr Familienroman als eine schöne Liebesgeschichte. Die Beziehung zwischen Lexi und Cruz, das sich nach und nach entwickelt und vertieft, läuft ziemlich im Hintergrund ab und ist deshalb nicht wirklich nachzuvollziehen, geschweige denn, dass sie einen emotional berühren würde. Hier wird einfach viel zu wenig gezeigt und viel zu viel als Tatsache präsentiert.
Stattdessen steht das Thema Familie im Vordergrund, vor allem Lexis Verwandtschaft: die drei (Halb-)Schwestern und ihr schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater. Der steinreiche, despotische Geschäftsmann hat nämlich hat eine Art Wettbewerb um seinen Besitz und seine Anerkennung ausgerufen, die für ein leicht angespanntes Verhältnis vor allem Lexi und ihre jüngere Schwester Skye gesorgt hat. Überdies wird die ganze Familie von einem geheimnisvollen Feind bedroht, der sie offenbar vernichten will – diese Rahmenhandlung ist nicht abgeschlossen und wird sich wohl über weitere Bände ziehen. Darüber hinaus spielt aber auch Cruz‘ familiäre Vergangenheit eine Rolle sowie seine uneheliche Tochter Kendra, die eine weitere Baustelle eröffnet, die von der Beziehung zwischen Lexi und Cruz ablenkt. Lexi hat also alle Hände voll damit zu tun, ihren Vater zu beeindrucken, sich mit ihren Schwestern und ihrer Freundin zu treffen, ihre Gegner einzuschüchtern, Kendra auf ihre Seite zu bringen und diverse andere Angelegenheiten zu regeln. Zwischendurch findet sie erstaunlicherweise nicht nur Zeit, fantastischen Sex mit Cruz zu haben, sondern sich irgendwann und aus welchen Gründen auch immer ganz nebenbei in ihren Scheinverlobten zu verlieben.
Lexi ist prinzipiell eine ganz sympathische Figur – abgesehen davon, dass sie sich so von ihrem Vater manipulieren lässt und manchmal etwas naiv auftritt. Cruz hätte das Zeug zu einem echten Vorzeigehelden: Er hat eine düstere Vergangenheit, die eine schlimme Kindheit ebenso wie illegale Aktivitäten einschließt, hat sich von ganz unten hochgearbeitet und ist inzwischen ein reicher Geschäftsmann und gutaussehender Frauenschwarm. Er braucht Lexi nur, um seinen Status in der guten Gesellschaft aufzupolieren – zumindest redet er sich das ein, obwohl natürlich von Anfang an klar es, dass es um mehr geht. Leider bleibt er trotz seines interessanten Backgrounds über weite Strecken blass und seine Verweigerung jeglicher Gefühle für irgendjemanden wirken aufgesetzt. So bleiben zwei Helden, die zwar in Ordnung sind, den Leser aber nicht begeistern können.
Fazit:
8/15 – Das Buch wirkt routiniert heruntergeschrieben, konnte mich aber weder richtig fesseln noch begeistern, zumal mir die Liebesgeschichte zu sehr im Hintergrund steht.
Serieninfo:
01 Under Her Skin | Wer zuerst kommt, küsst zuerst
02 Lip Service | Reden ist Silber, küssen ist Gold
03 Straight From the Hip | Frisch geküsst, ist halb gewonnen
04 Hot On Her Heels | Wer zuletzt küsst, küsst am längsten
Deutscher Titel: Das Winterwunder von Friday Harbor
1. Teil der Friday-Harbour-Serie
Inhalt:
Als seine Schwester bei einem Autounfall tödlich verunglückt, übernimmt Mark Nolan die Vormundschaft für seine sechsjährige Nichte Holly, die seitdem kein Wort mehr spricht. Erst die Spielwarenladenbesitzerin Maggie dringt zu dem Kind vor und bricht den Bann – sie erobert aber nicht nur Hollys Herz, sondern auch Mark fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Da Mark allerdings eine Freundin hat und Maggie nach dem Krebstod ihres Mannes keine neue Beziehung will, scheint ein Zusammensein zunächst ausgeschlossen …
Kommentar:
Schon als ich die Ankündigung der neuen Serie von Lisa Kleypas gelesen habe, in deren Rahmen vier Bücher innerhalb eines halben Jahres veröffentlicht werden, habe ich meine Skepsis geäußert – einfach deshalb, weil der Ausstoß der Autorin inzwischen so hoch ist. Das muss zu Lasten der Qualität gehen, war meine Befürchtung, und das vorliegende Buch bestätigt meine Bedenken.
»Christmas Eve at Friday Harbour« ist zweifellos ein herzerwärmendes Buch, das eine schöne Geschichte erzählt; leider geht ihm aber jede Tiefe ab. Die Personen sind zwar durch und durch nett und liebenswert, aber eben einfach nur das: Sie sind eindimensional, haben keinerlei Ecken und Kanten und sind schlicht zu perfekt.
Das Gleiche gilt für die sehr stringente, vorhersehbare Geschichte ohne echte Höhen und Tiefen, die über einen Zeitraum von einen Jahr läuft, aber trotzdem nicht wirklich entwickelt wird. Stattdessen werden episodenhaft einige entscheidende Momente herausgegriffen, während zwischenzeitlich Geschehenes rückblickend in einem Satz berichtet wird. Zugegebenermaßen ist mehr auch gar nicht möglich, denn die Handlung umfasst gerade mal 211 Seiten. Hätte ich die US-Hardcover-Ausgabe für ca. 14 Euro gekauft, hätte ich mich wirklich geärgert – wobei die UK-Paperback-Ausgabe mit knapp 8 Euro auch nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnen ist.
Fazit:
8/15 – Eine Buch, an das man keine großen Erwartungen stellen sollte: Es ist nicht mehr als ganz nette Unterhaltung für Zwischendurch ohne jeden Tiefgang. Für das, was es bietet, ist es außerdem deutlich zu teuer.
Serieninfo:
01 Christmas Eve at Friday Harbour | Das Winterwunder von Friday Harbor (12/12) (Rezension)
02 Raindshadow Road
03 Dream Lake
04 Crystal Cove
Originaltitel: The Return of Rafe MacKade
1. Teil der MacKades-Serie
Inhalt:
Die aparte Regan Bishop lernt Rafe MacKade über ihr Antiquitätengeschäft kennen: Sie soll ihm helfen, das alte Anwesen, das er in Antietam gekauft hat, mit antiken Möbeln stilgerecht einzurichten. Für Regan ist das ein verführerischer Auftrag, doch nicht halb so faszinierend wie Rafe selbst! Attraktiv, voller Energie, hitzig und sehr männlich weckt er ihre Sehnsucht. Aber sie gibt sich keinen Illusionen hin: Rafe MacKade ist kein Mann, der mit seinen Gefühlen spielen lässt. Wenn er eine Frau liebt, dann ist es für immer. Kompromisslos, leidenschaftlich, ganz oder gar nicht – soll sie sich wirklich auf das Abenteuer einlassen?
Kommentar:
Diesmal nur eine Kurzrezension zum ersten Teil der MacKade-Serie – denn für mehr bietet das Buch ehrlich gesagt keinen Stoff. Es ist ein klassischer (Silhouette-)Heftroman, der für diese Ausgabe mit Großdruck auf 320 Seiten aufgeblasen wurde. Die Personen sind ganz sympathisch, aber relativ oberflächlich gestrickt, ebenso schlicht und schematisch ist die Handlung: Rafe MacKade kommt, sieht und nimmt, was er begehrt. Das Objekt seiner Begierde ziert sich gerade genug, um weiterhin reizvoll für ihn zu sein, wird aber im Grunde sofort von Rafes Charme und Zielstrebigkeit hinweg gefegt. Alles sehr vorhersehbar, aber Überraschungen darf man bei dieser Art von Buch einfach auch nicht erwarten.
Wobei – eine kleine Überraschung gibt es doch, es geistern nämlich verirrte Seelen aus der Vergangenheit durch das Haus, das Regan renovieren soll. Dieser übersinnliche Aspekt des Buches mutet ein wenig seltsam an, denn wirklich darauf eingegangen wird nicht. Stattdessen werden die Geistererscheinungen von den Beteiligten ganz selbstverständlich und mit einer solchen Seelenruhe und Beiläufigkeit zur Kenntnis genommen, dass man sich fragt, warum dieser Handlungsstrang überhaupt existiert.
Darüber hinaus spielt Roberts ihre ganze Routine aus und stellt gekonnt die Weichen für die folgenden Bände der Serie, in denen die drei anderen MacKade-Brüder ihr Glück finden werden.
Fazit:
10/15 – Total oberflächlich, aber sehr unterhaltsam und genau richtig für mal eben zwischendurch!
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Serieninfo:
01 The Return of Rafe MacKade | Zwischen Sehnsucht und Verlangen – 10/15
02 The Pride of Jared MacKade | Dem Feuer zu nah
03 The Heart of Devin MacKade | Sterne einer Sommernacht
04 The Fall of Shane MacKade | Hochzeit im Herbst
Inhalt:
Die erfolgreiche Junganwältin Taylor Donovan ist wenig begeistert, als ihr Chef sie dazu verdonnert, Superstar Jason Andrews auf seinen neuen Film vorzubereiten – einen Gerichtsthriller, in dem er einen Anwalt geben wird. Nicht nur hat sie keine Lust, ihre Zeit mit einem aufgeblasenen Schauspieler zu verplempern, sondern sie hat darüber hinaus mit ihrem eigentlichen Fall, einer 30-Millionen-Dollar Klage wegen angeblicher sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, genug zu tun. Doch sie hat keine Wahl, auch wenn ihre schlimmsten Befürchtungen eintreffen: Der notorische Frauenschwarm ist tatsächlich fürchterlich arrogant und von sich eingenommen – und wird zu seiner Überraschung erst mal von Taylor auf den Pott gesetzt. Das fordert ihn erst recht heraus, und im Laufe der erzwungenen Zusammenarbeit raufen sich die beiden zusammen und lernen ganz andere Seiten des anderen kennen. Dann allerdings macht Jason einen verhängnisvollen taktischen Fehler, und treibt Taylor ungewollt in die Arme seines neiderfüllten Konkurrenten Scott …
Kommentar:
Oh je, schon wieder ein von Evi empfohlendes Buch, das ich nur mittelprächtig finde – so mein Zwischenfazit nach dem ersten Drittel: Ganz nettes amüsantes Geplänkels zwischen den Protagonisten, aber absolut nicht durchschlagend und vor allem sehr, sehr vorhersehbar. An der Vorhersehbarkeit ändert sich auch im weiteren Verlauf der Geschichte nichts und auf Überraschungen in irgendeiner Form wartet man vergebens, das Buch steigert sich aber trotzdem von »ganz nett« zu einem richtig unterhaltsamen Liebesroman – was vor allem an dem sympathischen Heldenpaar liegt.
Taylor ist eine toughe junge Anwältin, deren Karriere oberste Priorität hat. Sie ist hochprofessionell, effizient, sehr selbstbewusst und ebenso intelligent wie schlagfertig, witzig und sarkastisch. Von Jasons anfänglichen Starallüren ist sie gänzlich unbeeindruckt, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie von Männern die Nase gestrichen voll hat, nachdem sie ihren Ex-Verlobten in Flagranti mit seiner Assistentin erwischt hat. Dass ihr Vertrauen so enttäuscht wurde, macht es schwierig für sie, sich auf jemand Neuen einzulassen, erst recht, wenn er wie Jason den Ruf eines notorischen Herzensbrechers hat. So hadert sie auch später, als ihr so langsam klar wird, dass sich hinter Jasons Schale ein ziemlich guter Typ verbirgt, mit ihren Gefühlen. Taylor ist eine ziemlich schlüssig angelegte Figur, mit einer Ausnahme: als es nämlich um den intriganten Scott geht. Sie lässt alle zuvor an den Tag gelegete Vorsicht sausen und geht ihm nahezu blind in die Falle. Das passt einfach nicht, zumal man noch nicht mal als Entschuldigung anführen kann, dass sie blind vor Liebe ist.
Jason tritt zunächst genau so auf, wie man es von einem Hollywoodstar erwartet: Er ist zwar ganz humorvoll, aber dabei oberflächlich, überheblich, arrogant und vollkommen egozentrisch. Dass Taylor immun gegen seinen Charme ist und ihm nicht zu Füßen liegt, erfülllt ihn mit ungläubiger Fassungslosigkeit und fordert ihn so richtig heraus – nicht zuletzt deshalb, weil es einfach nicht sein darf, dass ihm eine Frau nicht zu Füßen liegt. Er setzt also alles daran, sie für sich zu einzunehmen und sie zu beeindrucken, und während seiner Versuche, sie für sich zu gewinnen, ändern sich so langsam seine Motive. Außerdem legt er nach und nach alle Starallüren ab und wandelt er sich in einen fürsorglichen, in Liebesdingen teilweise sogar ein wenig hilflosen und absolut anbetungswürdigen Mann. Und diese Wandlung ist sogar glaubwürdig.
Die Nebengeschichte um Jasons Schauspielerkollegen und Konkurrenten Scott, der Taylor nur deshalb erobern will, um dem verhassten Superstar eins auszuwischen, ist ein wenig verschenkt. Es wäre spannender gewesen, wenn seine Intentionen nicht von vornherein klar gewesen wären und wenn Taylor wenigstens ein bisschen Interesse an ihm gehabt hätte. So aber nimmt sich Julie James jede Möglichkeit, die Geschichte mit einem Hauch von Dreiecksdrama aufzupeppen. Überdies endet der Erzählstrang um Scott äußerst unspektakulär, was so gar nicht zu Scotts Racheplänen passt.
Fazit:
11/15 – Eine märchenhafte Geschichte, die zwar ein wenig schwer in die Gänge kommt und sehr vorhersehbar ist, aber mit wunderbaren Figuren punktet.
Leo und Emmi, Teil 2
Inhalt:
Erstens: Sie kennen Emmi Rothner und Leo Leike? Dann haben Sie also »Gut gegen Nordwind« gelesen, jene ungewöhnliche Liebesgeschichte, in der sich zwei Menschen, die einander nie gesehen haben, per E-Mail rettungslos verlieben. Zweitens: Für Sie ist die Geschichte von Emmi und Leo und ihrer unerfüllten Liebe abgeschlossen. Mag sein. Aber nicht für Emmi und Leo! Drittens: Sie sind der Ansicht, dass die Liebenden zumindest eine einzige wirkliche Begegnung verdient hätten und der Roman eine zweite Chance auf ein anderes Ende? Bitte, hier haben Sie’s! Viertens: Sie haben keine Ahnung, wovon hier die Rede ist? Kein Problem. In diesem Buch erfahren Sie alles: von Leos Rückkehr aus Boston, von Emmis Eheproblemen und von der siebenten Welle, die immer für Überraschungen gut ist.
Kommentar:
Obwohl ich finde, dass das Ende von »Gut gegen Nordwind« ein guter Abschluss der Geschichte gewesen wäre, konnte ich natürlich nicht widerstehen, auch das Nachfolgebuch oder besser gesagt: -hörbuch anzuschaffen. Ich rate allen, die »Gut gegen Nordwind« noch nicht gelesen haben, aber lesen wollen, diese Rezension zu meiden, denn sie offenbart Dinge, aus denen Band 1 zum Teil seine Spannung bezieht.
Leo kehrt ein Dreivierteljahr nach seiner überstürzten Flucht zurück nach Hause, wo ihn eine Mail von Emmi empfängt. Obwohl er inzwischen mit einer Frau aus Boston liiert ist, nimmt er den Kontakt zu Emmi wieder auf. Diesmal mailen sich die beiden nicht nur, sondern sie treffen sich sogar – und schlittern erneut in eine obsessive Beziehung, die nicht weniger kompliziert ist als vor dem Treffen. Es ist alles beim alten: Die beiden können nicht mit- und nicht ohneeinander, sie lieben sich und hassen sich (ein bisschen), sie versuchen immer und immer wieder, voneinander loszukommen und schaffen es nicht, sie drehen sich im Kreis, bis einem ganz schwindelig wird, und kommen doch lange Zeit kein Stück voran, weil keiner von ihnen den Mut hat, einen entscheidenden Schritt zu tun.
Leo ist in diesem Buch anders; Emmi auch. Obwohl Emmi immer noch über alle Maßen zynisch, belehrend, ungeduldig, vereinnahmend und anstrengend ist, erscheint sie in diesem Buch nicht nur etwas ausgeglichener, vernünftiger und weniger berechnend, sondern auch verletzlicher. Leo ist nach seiner Rückkehr weniger manipulierbar und lässt sich nicht mehr so viel von Emmi bieten, er ist aber auch deutlich anstrengender mit seinen uneffektiven Analysen, Ausflüchten und Rückzügen. Dass er Emmi – angeblich versehentlich – das Geheimnis ihres Mannes verrät, ist ziemlich daneben und passt nicht wirklich zur Figur; aber immerhin führt diese Offenbarung zu einer neuen Situation, die eine Veränderung der verfahrenen Lage in Gang setzt.
Es drängt sich natürlich die Frage auf, ob es diesen zweiten Teil gebraucht hätte – und ich kann sie nicht abschließend beantworten. Eigentlich fand ich das Ende von »Gut gegen Nordwind« gut und schlüssig, andererseits sagt Emmi in »Alle sieben Wellen« ganz richtig, dass die Sache damals nicht wirklich abgeschlossen war. Ich denke, man kann eine solch intensiv geführte Online-Beziehung wirklich nicht befriedigend und final abschließen kann, ohne sich wenigstens einmal getroffen und ausprobiert zu haben, ob sich die virtuelle Liebe in die Realität übertragen lässt. Letztendlich hätte ich es in Ordnung gefunden, es bei Teil 1 zu belassen, finde es aber ebenso vertretbar, die Geschichte fortzuführen und zu einem »richtigen« Ende zu bringen.
Muss ich wirklich noch mal was über Sawatzki und Berkel sagen? Sie sind erneut grandios. Die Glattauer-Hörbücher sind neben Becks Potter-Lesungen mit das beste, was ich je gehört habe.
Fazit:
11/15 – Obwohl die Geschichte und ihre Figuren zum Teil etwas anstrengend und sperrig sind, ist zumindest die Hörbuchversion unbedingt anhörenswert.
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Serieninfo:
01 Gut gegen Nordwind (Rezension)
02 Alle sieben Wellen (Rezension)
OT: Lucy in the Sky
Inhalt:
Noch bis eben war sich Lucy sicher, glücklich zu sein. Zusammen mit James, einem smarten Anwalt, wohnt sie in einer chicen, kleinen Wohnung in London und hat einen glamourösen Job in einer PR-Agentur. Also keinen Grund, warum die Hochzeit ihrer besten Freundin Molly in Australien und ein zweiwöchiger Urlaub ihr Leben in Frage stellen sollte. Doch kurz bevor das Flugzeug startet, bekommt Lucy die SMS von James‘ Handy. Bevor sie ihr Telefon ausschalten muss, wirft sie schnell noch einen Blick auf die Nachricht. »Hi Lucy! Habe gerade mit James in deinem Bett geschlafen. Dachte, du solltest das wissen. 4mal diesen Monat. Hübsche Bettwäsche! XXX « … und noch 13 Stunden bis zum Zwischenstopp in Singapur…
Kommentar (mit Spoilern):
Oh Mann … ich fürchte, nicht nur Romantic Suspense/Romantic Thrill, sondern auch zeitgenössische Liebesromane sind nichts für mich. Auf die Gefahr hin, dass mich Evi und Elena ab sofort nicht mehr leiden können, muss ich leider sagen, dass mich das von den beiden gepriesene Paige-Toon-Buch nicht wirklich überzeugen konnte.
****SPOILER! SPOILER! SPOLIER!****
[weiterlesen]
Emmi und Leo, Teil 1
Inhalt:
Gibt es in einer vom Alltag besetzten Wirklichkeit einen besser geschützten Raum für gelebte Sehnsüchte als den virtuellen? Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil sich Emmi von ihm angezogen fühlt, schreibt sie zurück. Bald scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es zum ersten persönlichen Treffen kommt, aber diese Frage wühlt beide so sehr auf, dass sie die Antwort lieber noch eine Weile hinauszögern. Außerdem ist Emmi glücklich verheiratet. Und Leo verdaut gerade eine gescheiterte Beziehung. Und überhaupt: Werden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja?
Kommentar:
Leo über seine Ängste bzgl. eines Treffens:
»Wir starten von der Ziellinie weg und es gibt nur eine Richtung: zurück. Wir steuern auf die große Ernüchterung zu. Wir können das nicht leben, was wir schreiben. Wir können die vielen Bilder nicht ersetzen, die wir uns voneinander ausmalen. Es wird enttäuschend sein, wenn Sie hinter der Emmi zurückbleiben, die ich kenne. Und Sie werden dahinter zurückbleiben … «
Antwort Emmi:
»Und täglich sterben Hunderte Tierarten aus.«
Zum Einstieg ein kleines Outing: Ich kenne die Situation, die Emmi und Leo durchleben, sehr gut – und zwar aus erster und aus zweiter Hand. Insofern hat mich dieser E-Mail-Roman natürlich sehr interessiert und ich kann vollkommen nachvollziehen, wie es den beiden ergeht: Wie sie unverhofft aufgrund einiger schöner Worte und Kommentare ein Interesse aneinander entwickeln; wie schnell der Mailkontakt enger und essentieller Bestandteil des täglichen Lebens wird; wie sie sich schließlich ineinander verlieben, ohne das zu wollen; dass sie sich unbedingt treffen wollen, aber Angst davor haben, weil ein Treffen alles zerstören könnte; dass sie sich ab einem gewissen Punkt nur noch im Kreis drehen, weil nichts voran geht und die Situation immer unerträglicher wird; dass sie versuchen, sich zurückzuziehen und die selbstgeschaffene Distanzierung nicht lange durchhalten; dass am Ende eine Entscheidung getroffen werden muss, die einen reinen Online-Kontakt auf irgendeine Weise beendet. Die Entwicklung der Beziehung inklusive des fast besessenen Kreisens um das Thema Treffen und all der damit verbundenen Ängste halte ich für äußerst realistisch; Leo bringt es an einer Stelle auf die Frage, was er denn zu verlieren habe, wunderbar auf den Punkt: »Erstens: Sie. Zweitens: Mich. Drittens: Uns.«
Für weit weniger realistisch halte ich allerdings die Tatsache, dass sich ein Mann wie Leo – beziehungsgeschädigt, aber klug, sanft, gutaussehend, wortgewandt, manchmal etwas realitätsfern, verklärt und pathetisch (»Emmi schreiben ist Emmi küssen.«) und mit Hang zum Seelenstriptease nach zu viel Alkoholgenuss (»Welche Frauen mir gefallen? Frauen, die so aussehen, wie Sie schreiben.«) – ausgerechnet in eine Frau wie Emmi verliebt. Anfangs fand ich ihre scharfzüngige, zynische Art noch faszinierend und ziemlich amüsant, nach einer Weile allerdings ist sie mir nur noch auf die Nerven gegangen. Emmi vereint so ziemlich alle negativen Eigenschaften in sich, die ich absolut nicht leiden kann, sie ist: arrogant, zickig, aggressiv, schnippisch, unverschämt, egoistisch, eifersüchtig, taktlos, belehrend, vereinnahmend, paranoid, wankelmütig, oberlehrerhaft, neurotisch, herablassend, rechthaberisch, kindisch, melodramatisch, besitzergreifend, ständig stichelnd, negativ, oberflächlich (aussehensfixiert), manipulativ. Zudem ist sie eine dieser selbsternannten Männerversteherinnen mit feministischem Touch, die besser als jeder Mann wissen, wie Männer sind (sexfixiert, im Wesentlichen). Dass sie ihre beste Freundin Mia schlecht macht, lässt Emmi auch nicht gerade in meinem Ansehen steigen – bei allem Verständnis für Eifersucht.
Ich stand nach etwa siebzig Seiten da, fand die ganze Situation zwar realistisch, aber das ständige Kreiseln um die Frage »Wo soll das alles hinführen? Sollen wir uns treffen oder lieber nicht?« zu diesen Zeitpunkt auch schon ziemlich nervig. Ich hab die weibliche Hauptperson von Seite zu Seite mehr gehasst und mich permanent gefragt, wieso sich Leo nur so heftig in eine Frau verliebt, die das Zuckerbrot-und-Peitsche-Spielchen in konkurrenzloser Perfektion betreibt. (Wahrscheinlich ist die Frage falsch und genau dieses Verhalten macht sie so interessant für ihn.) Ich war wirklich kurz davor, das Buch abzubrechen, hab dann aber beschlossen, noch mal kurz ins hochgelobte Hörbuch reinzuhören, gelesen von Andrea Sawatzki und Christian Berkel. Was soll ich sagen; die beiden haben die Geschichte für mich gerettet – ich konnte gar nicht mehr aufhören und hab das Audiobook an einem Stück zuende gehört, so unterhaltsam fand ich den Vortrag der beiden. Das bedeutet nicht, dass Emmi ihre oben aufgezählten schlechten Eigenschaften abgelegt hätte, aber dank Sawatzkis Interpretation kommt die Figur im Hörbuch nicht mehr ganz so negativ bei mir an wie ich sie mir gelesen habe; Sawatzki macht sie erträglich. Und Berkel als Leo … der könnte mir ein Telefonbuch vorlesen und ich würde weiche Knie kriegen!
Zuletzt noch: Dass sich Emmi und Leo bis fast zum Schluss siezen, ist mehr als unrealistisch. Das würde in Internetzeiten im Rahmen einer solchen Kommunikation garantiert nicht passieren. Außerdem sind mir alle Beteiligten sprachlich zu gewandt und die Mails stilistisch reichlich hochgestochen. Mir ist klar, dass Leo Sprachforscher und deshalb rhetorisch sicher versiert ist, aber trotzdem wirkt die Kommunikation teilweise nicht sehr authentisch.
Fazit:
10/15 – Allerdings nur für die Hörbuchversion und die großartige Interpretation von Andrea Sawatzki und Christian Berkel. Dem Buch hätte ich wohl nicht mehr als 5–7 Punkte gegeben, weil mir der Draht zu Emmi komplett abging und die Geschichte bei aller Realitätsnähe ganz schön ermüdend war.
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Serieninfo:
01 Gut gegen Nordwind (Rezension)
02 Alle sieben Wellen (Rezension)
Originaltitel: Welcome to Temptation
Inhalt:
Von Ruhe auf dem Lande kann keine Rede sein: Als die Schwestern Sophie und Amy Dempsey einen Kurzfilm in dem verschlafenen Nest Temptation in Ohio drehen wollen, wirbeln sie viel Staub auf. Die wohlanständigen Bewohner hegen abenteuerliche Vermutungen, was das Thema des Films anbelangt, und sehen die Moral der Gemeinde gefährdet. Als sich der Bürgermeister Phineas Tucker in Sophie verliebt, scheint der Skandal perfekt. Und dann wird auch noch eine Leiche gefunden …
Kommentar:
Susi ist schuld, dass ich mich mit diesem Buch rumgequält habe – ich hab auf ihren Sommerlektürentipp gehört! Aber gut, vielleicht ist das die ausgleichende Gerechtigkeit dafür, dass ich ihr »Kiss the Cook« von Jacquie D’Alessandro und einen neuen Versuch mit Lisa Kleypas aufgequatscht habe; beides ein Schlag ins Wasser für sie! ;)
Das Ärgernis fängt schon mit Titel und Cover an. Normalerweise bin ich als Nackenbeißer-Leserin diesbezüglich ja ziemlich hart im Nehmen und greif das Thema gar nicht mehr auf, aber hier möchte ich doch mal die Frage in den Raum stellen, was sich der Verlag wohl dabei gedacht hat, das Buch »Die Naschkatzen« zu nennen und prominent Kirschen aufs Cover packen? Kirschen kommen immerhin in Form einer bedruckten Küchentapete vor, wobei sich nur leider im Laufe der Zeit herausstellt, dass die Kirschen gar keine Kirschen, sondern verunglückte Äpfel sind. Von Naschkatzen ist hingegen weit und breit nichts zu sehen, weder in zwei- noch in vierbeiniger Gestalt, und Essen spielt nicht mal eine untergeordnete Rolle in diesem Buch. Warum also überträgt man nicht einfach den Originaltitel ins Deutsche und nennt das Buch »Willkommen in Temptation«? Ein hübsches Ortsschild dazu, evtl. ein bisschen Landschaft – fertig ist die Sache. Das wäre sicher nicht übermäßig originell, aber immerhin auch nicht völlig daneben.
Nun aber zu den wirklich wesentlichen Dingen, zunächst zur Handlung. Erwartet hatte ich eigentlich ein lustiges, vielleicht skurriles Buch, gekriegt hab ich gähnende Langeweile. Die Geschichte ist ein Mischmasch aus unterschiedlichsten Themen, als da wären: die schwierige Familiensituation der Geschwister Dempsey, die unerquickliche Mutter-Sohn-Beziehung zwischen Bürgermeister Phineas und seiner Mutter Liz, die bürgerliche Spießigkeit und Prüderie sowie der Kampf ums Bürgermeisteramt in einer amerikanischen Kleinstadt, eine Mordaufklärung und natürlich die Beziehung zwischen Sophie und Phineas. Mit einem Wort: Die Handlung ist heillos überladen. Dennoch hätte man wohl was daraus machen können; gerade die spießbürgerlichen Einwohner hätten jede Menge Angriffspunkte liefern können, um einen netten Rahmen für eine schöne Liebesgeschichte zu bilden. Stattdessen bietet uns die Autorin jede Menge Unsinnigkeiten, schreckliche Sexszenen und ausnahmslos furchtbare, nervige Figuren.
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Originaltitel: Strangers
Inhalt:
Grace trifft sich mit Callboys. Beziehungen schaffen nur Probleme, davon ist sie überzeugt und hat sich für die radikale Lösung entschieden: Sie bezahlt fremde Männer, um heißen, hemmungslosen Sex ohne jede Verpflichtung zu genießen. So werden all ihre erotischen Fantasien erfüllt, alle Begierden befriedigt, und Grace fühlt sich wunschlos glücklich. Bis sie Sam trifft. Was ist so anders an dem sexy Musiker, dass sie plötzlich nie gekannte Sehnsüchte verspürt? Mit aller Kraft versucht sie ihn zu vergessen …
Kommentar:
Wie schon die beiden Vorgänger, lässt mich auch das dritten Buch von Megan Hart mit gespaltenen Gefühlen zurück. Wieder weiß ich nicht, ob ich das Buch eigentlich richtig gut oder doch nur durchschnittlich finde, und wieder bin ich der Meinung, dass das Buch trotz zahlreicher Sexszenen nicht ins Genre »Erotikroman« passt – obwohl ich nicht begründen kann, warum das Prickeln zwischen den Figuren nicht bei mir ankommt. Möglicherweise liegt es am Stil der Autorin bzw. der Übersetzerin Ira Severin, der auf mich über weite Strecken relativ distanziert, sachlich und eher beschreibend als erzählend wirkt; es mangelt einfach an Emotionalität und Lebendigkeit – was auch für die nüchtern wirkenden Figuren gilt, die einem dadurch fremd bleiben.
Grace selbst ist Bestatterin, und die Trauer der Angehörigen, die sie von Berufs wegen immer wieder mitansehen muss, ist der Grund, warum sie eine Beziehung so strikt ablehnt: Sie möchte dieses Leid nie selbst erleben und sich deshalb an niemanden binden. Da sie aber hin und wieder einen Begleiter für verschiedene Zwecke, nicht zuletzt auch für Sex braucht, mietet sich sich Männer bei einer Begleitagentur, die ihre jeweiligen Bedürfnisse erfüllen. So trifft sie zu Beginn des Buches auf Sam. Sam ist zwar kein Callboy, sie hält ihn aber für einen und hat sensationellen Sex mit ihm; erst hinterher erfährt sie, dass ein Missverständnis vorlag und er nicht ihre eigentliche Verabredung war. Wie es der Zufall will, trifft sie Sam in ihrem Bestattungsinstitut zufällig wieder, und er beginnt, sie zu umgarnen. Da Grace aber nach wie vor keine Beziehung will, mietet sie den Callboy Jack, der ihre Gedanken an Sam wenigstens stundenweise vertreiben soll – was ihm auch gelingt. Dann allerdings entwickelt sich auch das Verhältnis zu Jack in eine Richtung, die Grace nicht gefällt; sie muss sich also gleich mit zwei sehr unterschiedlich gearteten Beziehungen herumschlagen.
Hinzu kommen – wie bei der Autorin üblich – Familienprobleme, die es zu lösen gilt. Vor allem Graces Eigenständigkeit bzw. ihr Abnabelungsprozess vom Vater, der Grace das Familienunternehmen vererbt hat, sich aber permanent in ihre Angelegenheiten einmischt, ist ein zentrales Thema. Und auch Sam hat Probleme mit seiner Familie, die ihn mehr belasten als es zu nächst den Anschein hat, und die dafür sorgen, dass seine Beziehung zu Grace alles andere als glatt verläuft. Als wäre das nicht genug an Themen, führt Hart außerdem noch die Beziehungen anderer Leute nebst dazugehöriger Lebenskrisen ein – was einfach ein bisschen viel ist, zumal darüber hinaus auch noch das Leid der Verwandten von Verstorbenen gezeigt wird. Graces Umgang mit den Angehörigen bzw. deren Umgang mit ihrer Trauer gehört zu den Highlights des Buches und ist bei aller Sachlichkeit der Darstellung an einigen Stellen sehr rührend und bedrückend. Dennoch passiert hier, was ich bei einer Vielzahl ausgeführter Themen innerhalb einer einzigen Geschichte oft so empfinde: Ich beginne, mich – zumindest phasenweise – zu langweilen, weil mir die einzelnen Aspekte zum Teil zu oberflächlich abgehandelt werden bzw. mir die dazugehörigen Figuren fremd sind.
Ob die von mir so empfundene Nüchternheit bzw. berichtenden Erzählweise des Buches auf die Autorin oder die Übersetzung zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen, da ich das Original nicht kenne. Die Übersetzung scheint mir jedenfalls – und das ist ja heute leider wirklich bemerkenswert – alles in allem recht gut gelungen, allerdings gibts auch den einen oder anderen Ausreißer, etwa in Gestalt von Sätzen wie »Ich zog ihm das Kondom über und Sekunden später mich selbst« (S. 30). Darüber hinaus finde ich die Vorstellung eines Mundes, der sich über einen anderen »stülpt«, ebenso wie den äußerst lächerlichen und antiquiert anmutenden Begriff »Schwengel« für den männlichen Penis mehr als abtörnend. Bitte, liebe Erotikübersetzer, verschont uns doch mit solchen Wörtern, die eher Assoziationen mit Saugglocken und Pumpen bzw. Glocken wecken!
Fazit:
11/15 – Ein gutes Buch, dem allerdings die Einkürzung des einen oder anderen Erzählstrangs sowie mehr Emotionen gut getan hätten, um die an sich schöne (Haupt-)Geschichte perfekt zu machen.
Nebenbemerkung:
Das Buch hängt zusammen mit »Dirty«, dessen Protagonisten Dan (Sams Bruder) und Ellie hier ebenso eine Rolle spielen wie Jack.
Originaltitel: McKettrick’s Luck
Die McKettricks, Teil 1
Inhalt:
Jesse McKettricks Herz schlägt für das weite Land, das seine Vorfahren einst urbar gemacht haben, für die Ranch, auf der er lebt und arbeitet. Nichts kann ihn von hier vertreiben. Doch dann kommt die schöne Cheyenne Bridges nach Indian Rock und mit ihr die größte Herausforderung seines Lebens. Denn Cheyenne soll ihn im Auftrag ihres Bosses mit Charme und notfalls auch List dazu bringen, einen Teil seines Lands abzugeben. Jesse brennt vor Leidenschaft. Aber das Erbe seiner Vorfahren an eine Immobiliengesellschaft verkaufen? Niemals. Stattdessen schmiedet er einen Gegenplan, der seine Widersacherin von dem wilden Zauber der Natur und der unbegrenzten Freiheit überzeugen soll und von seiner Liebe.
Kommentar:
Ich mag Liebesromane. Wirklich! Sie dürfen auch ein bisschen kitschig und notfalls sogar ein bisschen pathetisch sein. Die Betonung liegt aber auf »ein bisschen«. Was hier geboten wird, ist des Guten zu viel, und zwar bei weitem.
Die Geschichte ist austauschbare Standardkost: Cheyenne wird von ihrem Chef in ihre alte Heimatstadt geschickt, um dem reichen Rancher Jesse McKettrick Land abzuschwatzen. Da er in Geld schwimmt und sein Land liebt, lehnt er das lukrative Angebot ab, doch Cheynenne bleibt weiter dran – nicht zuletzt, weil sie das Honorar, das sie bei diesem Deal verdient, dringend zur Unterstützung ihrer Familie braucht. Im Laufe der Handlung verlieben sich Cheyenne und Jesse, der Leser kriegt ganz nebenbei ein wenig Poker-Nachhilfe, und am Ende wird natürlich alles gut.
So eine Story kann nur durch gelungene Figuren zu etwas besonderem werden, und tatsächlich – sie sind gar nicht schlecht! Die weibliche Protagonistin Cheyenne ist vielleicht eine Spur zu selbstmitleidig, überfürsorglich, unentschlossen und wenig zupackend, geht aber letztendlich in Ordnung. Mit der männlichen Hauptfigur, Jesse McKettrick, hat Linda Lael Miller allerdings einen wirklich tollen Helden geschaffen, er ist ein bisschen Macho, ein bisschen raubeiniger Cowboy, ein bisschen Romantiker – alles in allem ein wirklich ansprechender Typ, der weiß, was er will und um das, was er will, kämpft.
Unter diesen Voraussetzungen hätte aus »So frei wie der Himmel« prinzipiell vielleicht kein überragendes, aber zumindest ein gutes, unterhaltsames Buch werden können – wären da nicht diese riesige Ansammlung von Klischees und das überbordende Pathos, das z.T. fast schon esoterisch anmutet. Einen ersten Höhepunkt von Millers Welt erlebt man, als Jesse McKettrick Cheyenne das Land zeigt, das sie erwerben will. Schon als sie sich auf dem Rücken ihrer edlen Rösser auf zur Besichtigung machen, ahnt man, dass gleich Dramatisches passieren wird, denn Cheyenne betet aus unerfindlichen Gründen: »Oh bitte, lass mich das Land nicht zu sehr lieben.« (S. 58) Wie sie überhaupt auf die Idee kommt, sie könne das Land zu sehr lieben, bleibt ihr Geheimnis; ist aber auch egal, denn natürlich bleibt es bei dem frommen Wunsch: Als das Landstück, um das es geht, in ihr Blickfeld gerät, wird sie von einer wahren Disneyidylle überwältigt: »Tausende von Bäumen. Sonnenbeschienene Wiesen, auf denen Wild graste. Ein geschwungener Bach funkelte wie die Quasten an den Tambourstöckchen bei Cora’s Curl and Twirl.« (S. 62) Man kann die zwitschernden Vögelchen und fröhlich flatternden bunten Schmetterlinge in dieser Szenerie förmlich vor sich sehen und erwartet fast das Auftauchen des letzten Einhorns! Doch auch ohne Einhorn ist Cheyenne sehr ergriffen. »Tränen stiegen ihr in die Augen. Wieder begann dieser dumpfe Trommelschlag in ihrem Blut zu dröhnen und vibrierte durch ihre Venen« (S. 62), »Die Schönheit des Landes schien auf ihren ureigensten Rhythmus zu antworten wie ein riesiges unsichtbares Herz« (S. 65). Doch auch Jesse, dem sein Land ja eigentlich hinreichend bekannt sein sollte, ist ganz hingerissen: »Ehrfürchtig nahm Jesse den Hut ab, als ob er eine Kirche betreten hätte. Sein Gesicht sah plötzlich ganz anders aus, als ob er das Land nicht nur mit den Augen in sich aufnahm, sondern mit jeder einzelnen Pore seines Körpers.« (S. 63)
Leider ist die Ergriffenheit aller Anwesenden über die glorifizierte Schönheit des Landes nicht der einzige Auslöser für maßloses Pathos. Angereichert mit irrsinnigen Übertriebungen und gesteigert durch verstärkende Wiederholungen übertrifft sich die Autorin immer wieder aufs Neue selbst und versetzt selbst abgebrühte Leser in Erstaunen:
»So wild er [Jesse] auch war, so sehr besaß er daneben eine angeborene und vollkommen widersprüchliche Ruhe. Als kreiste er um einen inneren Kern, der direkt mit der Unendlichkeit des Seins verbunden war. Wie es wohl wäre, mit einem Mann wie ihm zu schlafen? Einem Mann, der sich derartig elementar konzentrieren konnte?« (S. 96)
»Aber für einen kurzen Moment wollte sie nicht länger Cash Bridges‘ Tochter sein. Nicht die verlässliche Stütze ihrer Mutter. Nicht Mitchs Beschützerin. Sie wollte nur eines sein. Nur eines.
Eine Frau.
Eine Frau aus Fleisch und Blut, die sich einem Mann aus Fleisch und Blut hingab. Wen scherten schon die Konsequenzen?« (S. 198)
»Bestimmt hätten sie fantastischen Sex, eine atomare Verschmelzung, aber selbst solche Verschmelzungen kühlten mit der Zeit ab.« (S. 199)
»Wahrscheinlich lag ihr auf der Zunge, dass es nicht zu viel bedeutete, dass der Sex fantastisch gewesen war. Dass sie beide schließlich erwachsen wären. Ähnliche Gedanken hatte er auch gehabt – bis zu dem Moment, in dem Cheyenne ihn an Orte führte, von denen er niemals zu träumen gewagt hätte. Sie hatte ihm die Landschaft seiner eigenen Seele gezeigt, mit der Sonne und dem Schatten, den Schluchten, Bergen und verschlungenen Flüssen.« (S. 214)
Und als wäre das nicht ohnehin schon des Guten zu viel, müssen wir auch noch über ein Schlafzimmer lesen, dessen Decke freskenmäßig mit Cowboys und Rinderherden bemalt ist, und philosophischen Gedanken über das Leben und nebeineinander existierende unterschiedliche Zeitdimensionen folgen. Wie Cheyenne und eine Schwester von Jesse feststellen, verlaufen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nämlich nicht etwa linear, sondern alles geschieht gleichzeitig. Und weil sich diese Zeitdimensionen manchmal überschneiden, kann man hie und da Leute aus der Vergangenheit/Zukunft treffen (vgl. S. 249f.).
Die Übersetzung trägt auch nicht gerade zum Lesevergnügen bei. Das fängt mit Kleinigkeiten wie nicht hundertprozentig treffenden Wörtern an – zum Beispiel »bürstet« man Pferde nicht, sondern striegelt sie! – und endet bei der kompletten Ignoranz des Plusquamperfekts. Und letzteres nervt richtig, denn es ist zum Teil richtig sinnentstellend und verwirrend. Hinzu kommt, dass in manchen Szenen verbindende Sätze zu fehlen scheinen, wie in folgender Szene, in der Cheyenne Zähneputzen will und Jesses Bad aufsucht. »Cheyenne fand mehrere verpackte Zahnbürsten. Schließlich hatte sie sich bei Lucky’s übergeben.« (S. 205) Nicht, dass man es nicht im Kontext trotzdem verstehen würde, aber es lässt einen stutzen und ist nicht wirklich sauber. Ob derartige Auslassungen allerdings aus dem Original kommen, oder erst bei der Übersetzung passiert ist, weiß ich nicht; sie tragen jedenfalls nicht zur Qualität des Buches bei.
Fazit:
6/15 – Ein Buch, das eigentlich hätte nett sein können, wenn es nicht unter dem ganzen Kitsch erstickt wäre.
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