Originaltitel: Beyond the Pale
The Darkwing Chronicles, Book 1
Inhalt:
Es ist nicht leicht, ein Vampir zu sein. Schon gar nicht, wenn man gezwungen wird, neuerdings auch noch für das FBI arbeiten zu müssen. Daphnes erster Einsatz: die Beschattung eines skrupellosen Waffenhändlers. Ihr erstes Problem: Auch der attraktive Darius ermittelt – und küsst wie ein junger Gott. Dagegen wäre eigentlich nichts einzuwenden, und Daphne schwebt im siebten Himmel, bis sie von Darius‘ dunklem Geheimnis erfährt …
Kommentar:
Trotz schlechter Kritiken bin ich mit einer durchaus positiven Einstellung an das Buch gegangen, weil mein Geschmack ja oft etwas »anders« ist und mir die Grundidee wirklich vielversprechend erschien. Aber … hätte ich mal auf die kritischen Stimmen gehört! Die Umsetzung war wirklich zum Haareraufen und völlig unausgegoren.
Doch von vorn: Das FBI hat beschlossen, drei Vampire als Geheimagenten anzuheuern und mit ihnen ein Team mit dem subtilen Namen »Dark Wing« zusammenzustellen. Unter ihnen ist die Hauptperson Daphne, die offensichtlich ein Faible für Literaten hat, denn sie war früher die Geliebte von Lord Byron, den sie aber blöderweise im Liebesrausch gebissen und ausgesaugt hat, sodass sie sich ein paar Jährchen später dann James Joyce zuwenden musste – das aber nur am Rande. Daphne wird jedenfalls vom FBI zur Mitarbeit motiviert, indem man sie überwältigt und vor die Wahl stellt, ab sofort als Spionin zu arbeiten oder zu sterben. Und weil Daphne nicht sterben will, willigt sie ohne viel Federlesens ein, ein neues Leben als FBI-Geheimagentin zu beginnen. Wieso sich die Vampirin, die immerhin über irgendeine hochklassige Kampfkunstausbildung und Bärenkräfte verfügt, sich ohne zur Wehr zu setzen überrumpeln und erpressen lässt, obwohl es ihr ein Leichtes sein müsste, die drei FBI-Fuzzies auszuschalten, bleibt fraglich, ist aber nur der Anfang der hanebüchenen Geheimagentengeschichte.
Statt die neu angeworbenen Vampire vielleicht erst mal in die Kunst des Spionierens einzuweihen, versorgt man sie mit Dossiers und unausgegorenen, knappen Anweisungen und wirft sie sofort ins kalte Wasser. Daphne z.B. wird direkt mal auf einen international operierenden Waffenhändler angesetzt, um diesem das Handwerk zu legen. Sie hat während dieser wichtigen Mission natürlich trotzdem genug Zeit und ist doof genug, um sich auf einen gegnerischen Agenten einzulassen, der den gleichen Waffenhändler jagt und den sie fröhlich mit Informationen versorgt. Dass Darius zudem als sehr erfolgreicher Vampirjäger gilt, stört unsere gute Daphy überhaupt nicht; schließlich kann man Beruf und Sex trennen. Sie beginnt also eine Affäre mit ihm und erinnert sich dankenswerterweise trotz ihrer jahrhundertelangen sexuellen Abstinenz sogar noch an die bahnbrechenden Sextechniken, die sie am Hof der Kaiserin Joséphine gelernt hat. Was für ein Glück für Darius!
Zurück zur Agentenhandlung: Trotz ihrer Unfähigkeit und Unerfahrenheit und trotz der Tatsache, dass die drei vampirischen Neu-Agenten entgegen aller Geheimhaltungsrichtlinien und Sprechverbote mit Hinz und Kunz über ihre Aufträge quatschen, gehen die Missionen mehr oder weniger erfolgreich über die Bühne, sodass die Anfänger anschließend die Menschheit retten sollen, indem sie eine Atombombe unschädlich machen. Warum auch nicht, wer sollte sich für diese Mission besser eignen als ein geflügelter Haufen redseliger Anfänger?! Anders gesagt: Das Buch nimmt mit fortschreitender Dauer rasant an Schwachsinnigkeit zu – und zwar was Handlung, Gedankenwelt der Heldin und Dialogführung angeht. Zudem werden noch Hintergrundinformationen eingestreut, die uns unsere Welt erklären. So erfahren wird, dass Saddam Hussein den Irak mittels schwarzer Magie regiert hat, und dass seit den Ereignissen des 11. September das Land mit all seinen Werten auf dem Spiel steht und jetzt von Vampiren (die sich übrigens in Js Augen am Ende als eine Mischung aus Mensch und Engel (!) entpuppen und eindeutig zu den Guten gezählt werden können) gerettet werden muss. Tolle Aussichten!
Zu dieser hanebüchenen Handlung, gepaart mit der wirren Gedankenwelt der Heldin und unsinnige Dialogen, kommen Figuren, die extrem unsympathisch sind – und zwar samt und sonders! Allen voran Daphne, die ganz fürchterlich mit ihrer verkorksten Vergangenheit hadert, unglaubwürdig, blauäugig, nervig und trotz ihrer Superhero-Fähigkeiten eine denkwürdig unfähige Agentin ist. Das beste an ihr sind – von den Sextechniken abgesehen, die ihn verrückt machen – ihre Anflüge von Realitätssinn; so stellt sie u.a. fest, dass ihr die ganze Sache über den Kopf wächst (S. 231), dass sie hirnlos ist, weil sie lieber von Darius schwärmt statt ihren Auftrag zu erfüllen (S. 265) und dass sie vielleicht besser nicht Spionin geworden wäre (S. 303). Tja, wer wollte da widersprechen?! Endgültig den Verstand verliert sie im Zusammenhang mit den Ereignissen um den völlig besessenen Darius gegen Ende des Buchs, was wohl die Spannung auf den nächsten Band der Serie wecken soll. Klappt aber nicht, ganz im Gegenteil!
Fazit:
2/15 – Vampire als Geheimagenten im Dienste des FBI – das hätte wirklich nett werden können, doch leider wurde die gute Grundidee völlig vergeigt. Die USA mögen Daphy, die Vampirspionin brauchen, wie man ihr verkündet, ich brauch sie definitiv nicht!
JUHU, da ist sie ja. Na ja, ich bin nur bis Sex Nr. 1 und Seite 100 gekommen. Aber jetzt bereue ich es fast, nicht weiter gelesen zu haben. Schon alleine für Saddam hätte es sich gelohnt. Aber andererseits wäre ich danach so deprimiert gewesen – welcher Lektor lässt so ein Buch ins Programm? (Ami UND deutcher) – dass ich wer weiß was mit dem Roman gemacht hätte.
Wenn sie diverse Sextechniken kennt *mit dem Kopf auf den Schreibtisch knall* warum ist sie dann solange solo? Aber das ist wahrscheinlich der gleiche Grund, warum sie Kampftechniken beherrscht und sich dann doch von einem mickrigen Agenten überwältigen lässt. –> Sie ist einfach doof.
2 volle Punkte? Hast Du da nicht das Minus vergessen? ;)
Ja, ich hab lange überlegt, wie viele Punkte ich vergebe, war aber gnädig, weil ich die Grundidee (Vampire als Geheimagenten)gut finde und weil ich mich immerhin nicht so sehr gelangweilt habe wie bei vielen anderen Büchern. Immerhin hab ichs ja auch geschafft, das Buch zuende zu lesen! *lach*
Grundsätzlich ist aber die 5er-Kategorie ohnehin eigentlich ein Schwachpunkt des Bewertungssystems, finde ich. Eigentlich sollte man alles, was schlechter ist als 4 Punkte (Note 4-) grunsätzlich als »Failed« einstufen, wie das beim amerikanischen Grades gemacht wird …
Wieso diese Buch es ins deutsche Programm geschafft hat, ist mir auch ein Rätsel. Evtl. wars billig? *g* In den USA herrschte vielleicht eine zeitlang einfach extrem großer Paranormal-Romance-Bedarf, sodass die fast alles genommen haben, was schnell druckfähig war. Dass aber bei den Lizenzen nicht die Spreu vom Weizen getrennt wird, versteh ich auch nicht. Grundsätzlich finde ich aber ohnehin, dass der Knaur-Verlag kein ganz so glückliches Händchen bei der Auswahl der (Urban-/Paranormal-)Fantasy hat. Zumindest nicht für meinen Geschmack.