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Jane Feather: Die perfekte Braut

Originaltitel: The Bride Hunt
Duncan Sisters, Book 2

Inhalt:
Die drei adligen Schwestern Prudence, Constance und Chastity, Herausgeberinnen des Suffragettenmagazins »The Mayfair Lady«, bezichtigen in ihrem Blatt Lord Barcley des sexuellen Missbrauchs seiner weiblichen Angestellten sowie betrügerischer finanzieller Machenschaften. Als ihnen daraufhin eine Verleumdungsklage ins Haus flattert, ist die Sorge groß, denn hieb- und stichfeste Beweise für ihre Anschuldigungen haben sie nicht. In ihrer Verzweiflung wenden sie sich an den Anwalt Sir Gideon Malvern, der für seine außerordentlichen Fähigkeiten im Gerichtssaal gerühmt wird und im Ruf steht, auch schwierige Fälle gewinnen zu können. Obwohl er den Fall der Schwestern für ziemlich aussichtslos hält, lässt er sich von Prudence überzeugen, ihn trotzdem anzunehmen, denn die rothaarige Schönheit hat auch sein privates Interesse geweckt …

Kommentar:
»Die perfekte Braut« ist zwar der zweite Teil einer Trilogie um drei Schwestern, kann aber problemlos ohne Kenntnis des ersten Bandes gelesen werden, in dem die älteste Schwester Constance unter die Haube kommt. Diesmal wird die vernünftige Prudence an den Mann gebracht: an den reichen Anwalt Sir Gideon, der die Verleumdungsklage abschmettern soll. Doch die Vorzeichen stehen alles andere als gut, denn Gideon hält die Lord Barcleys Klage für gerechtfertigt und empört sich in typisch männlicher Manier über die vermeintlich haltlosen Anschuldigungen. Nur weil Prudence sein privates Interesse weckt und es außerdem schafft, ihn bei seiner Ehre zu packen, übernimmt er schließlich den Fall mit dem Ziel, nicht nur die Verleumdungsklage abzuwenden, sondern darüber hinaus eine Schadensersatzklage gegen Lord Barclay anzustrengen. Als Honorar dafür verlangt er die Anwaltskosten und sowie 80 Prozent der Schadensersatzsumme. Die praktisch veranlagte Prudence, die auf jeden Cent angewiesen ist, um den Lebensunterhalt der verarmten Familie zu bestreiten, ist von der 80:20-Regelung alles andere als begeistert und setzt nach einigen Diskussionen ihren Gegenvorschlag durch: Die Schwestern, die ganz nebenbei eine Kontaktservice betreiben, dürfen versuchen, eine Frau für den geschiedenen Anwalt zu finden. Gelingt ihnen dies, erhalten sie die komplette Schadensersatzsumme; haben sie keinen Erfolg, erhält der Anwalt seine 80 Prozent. Obwohl der Anwalt gar keine Frau sucht, lässt er sich auf diesen absurden Vorschlag ein.

Kaum sind damit die Rahmenbedingungen für den Roman geschaffen, macht sich Langeweile breit. Der Fall wird in allen möglichen Gesprächskonstellationen immer wieder durchgekaut (Prudence mit Gideon, Prudence mit der jüngeren Schwester Chastity, Prudence mit der älteren Schwester Constanze, Prudence mit beiden Schwestern, Prudence mit beiden Schwestern und dem Schwager usw.), darüber hinaus verbringt Prudence natürlich jede Menge Zeit damit, in jedem passenden und unpassenden Moment Gideon mit trampeligen Fragen bzgl. Ex- sowie seiner Wunschgattin zur Weißglut zu bringen; nicht mal nach einer gemeinsam verbrachten heißen Nacht kann sie es lassen. Warum sollte sie auch, sie beharrt ja darauf, kein Interesse an Gideon zu haben – außer vielleicht sexuell. Komischerweise gefällt es ihr dennoch nicht besonders, als die Ex-Frau ihres Liebhabers unvermittelt ins Haus schneit. Überhaupt wird es an dieser Stelle ziemlich abstrus, denn zunächst überredet Prudence den unwilligen Gideon, seiner armen Ex-Frau Quartier zu gewähren; kaum hat sie ihn davon überzeugt, beendet sie die Affäre aber mit der Begründung, dass man ja nun nicht einfach so weitermachen könne wie bisher, wo seine Ex-Frau im Haus lebt. Dieser Kniff soll wohl die Spannung und Dramatik kurz vor Ende noch mal anheben!

Jane Feather erzählt extrem weitschweifig und detailverliebt. Man wird den Eindruck nicht los, dass sie sich wahnsinnig viel Wissen über die spätviktorianische Zeit angelesen hat, dieses aber auch unbedingt loswerden muss. Da werden gerne auch mal gleich drei für ein Rendezvous zur Auswahl stehende Kleider hinsichtlich Farbe, Material, Schnitt, Spitze, Knöpfe bis ins letzte Detail beschrieben, ebenso wie Speisen und deren Geschmack, Menüs und Zubereitungen. Banalitäten wie z.B. dem Tranchiervorgang oder dem sorgfältigen Entkorken einer Weinflasche wird dabei ausreichend – um nicht zu sagen: mehr als genug! – Platz eingeräumt. Hinzu kommt sinnloses ausuferndes Namedropping berühmter zeitgenössischer Autoren (inklusive zahlreicher Zitate, die unsere schlaue Heldin selbstverständlich aus dem FF kennt) sowie einer Vielzahl von Weinensorten, von denen ich noch nie gehört habe.
Ganz ehrlich: Ich finde es toll und wichtig und richtig, dass sich auch Autorinnen »seichter« historischer Liebesromane mit der Zeit, über die sie schreiben, ernsthaft auseinandersetzen, aber dieses Hintergrundwissen sollte eher dazu dienen, den Zeitgeist zu verstehen und einzufangen – und nicht auf Teufel komm raus weitervermittelt werden. Feathers Vorgehen wirkt einfach wahnsinnnig bemüht. Im Zusammenhang mit dem korrekten historischen Kontext frage ich mich außerdem, wie wahrscheinlich es ist, dass Prudence ohne »Not« und nicht mal aus Liebe, sondern aus reiner sexueller Neugierde ihre Jungfräulichkeit geopfert hat. Frauenrechtlerin hin oder her, sie ist eine Adlige im ausgehenden 19. Jahrhundert; ein potentieller Ehemann hätte das in dieser Zeit kaum mit Begeisterung aufgenommen.

Die Übersetzung von Anke Koerten wirkt teils holprig, etwas antiquiert und hat mich mehrfach stutzen und so manch einen Satz zweimal lesen lassen. Für die blumig-metaphorische Vergleiche bei den Liebesszenen muss man aber wohl die Autorin selbst verantwortlich machen – einmal mehr begegnet uns z.B. die immer wieder bemühte Woge der Lust, die im Innern unserer liberalen Heldin zu einem Brecher (!) anschwillt, sich überschlägt und schließlich ausläuft. Fällt denen nicht mal was Neues ein?

Fazit:
5/15 – Ein sehr durchschnittliches Buch, das so austauschbar und unbedeutend ist, dass ich bereits nach zwei Tagen nicht mehr wusste, was eigentlich passiert ist und fürs Schreiben des Kommentars noch mal reinlesen musste.

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