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[Rezension] Maggie Stiefvater: Ruht das Licht

Originaltitel: Linger
The Wolves of Mercy Falls, Teil 2

Klappentext:
Obwohl alles verloren schien, ist Sam zu Grace zurückgekehrt. Er hat den Wolf in sich besiegt und jetzt liegt ein ganzes Leben in seiner Menschengestalt vor ihm. Doch nun ist es Grace, deren Zukunft ungewiss erscheint. Sie, die sich ihrer menschlichen Haut immer so sicher war, hört nachts die Stimmen der Wölfe und weiß: Sie rufen nach ihr.

Wogegen Grace sich mit aller Macht wehrt, wäre Cole hochwillkommen. Cole wünscht sich nur eines: Vergessen. Vergessen, wer er ist. Vergessen, was er getan hat. Die Wolfshaut ist seine Zuflucht. Doch trotz der eisigen Kälte gelingt es ihm nicht, die Wolfsgestalt dauerhaft anzunehmen.

Als Coles Vergangenheit ihn einholt und sich immer mehr neugierige Augen auf die Wölfe richten, muss Sam zusehen, wie seine Welt zerbricht: Das Rudel schwebt in größter Gefahr und Grace hält nur noch die Liebe zu ihm in ihrem menschlichen Leben. Sam ahnt, dass der Wolf in ihr eines Tages siegen wird …


Kommentar:
Endlich ist er da, der zweite Teil der Serie um die Wölfe von Mercy Falls. Rein optisch steht er seinem Vorgänger in nichts nach, aber kann er »Nach dem Sommer« auch inhaltlich das Wasser reichen? Ich habe es immer angezweifelt, weil Band 1 für mich nicht nur ein perfektes Buch, sondern auch ein perfekter Einzeltitel war, der keinen Nachfolger gebraucht hätte. Und tatsächlich haben sich meine leisen Befürchtungen bewahrheitet; zumindest zum Teil.

Die Geschichte spielt einige Monate nach Ende von Band 1, und die Liebe von Sam und Grace ist unverändert groß. Es haben sich allerdings auch ein paar Dinge geändert, die das Zusammensein der beiden erschweren: Grace‘ Eltern beispielsweise haben urplötzlich ihre jahrelang verschollene fürsorgliche Seite entdeckt und beschlossen, ihre elterlichen Pflichten wahrzunehmen – was auch beinhaltet, dass sie Sam gar nicht gern als festen Freund ihrer Tochter sehen. Noch viel schlimmer ist aber die Tatsache, dass Grace seit einiger Zeit den Wolf in sich spürt, der nach außen drängt. Obwohl sie Sam nichts davon sagt, ahnt er, was mit ihr passiert – weshalb die beiden wieder einmal nicht unbeschwert miteinander glücklich sein können. War »Nach dem Sommer« wegen Sams drohender Verwandlung für immer noch melancholisch, aber herzzerreißend schön, greift hier die große Depression um sich. Sam und Grace wirken seltsam antriebslos, ja fast erstarrt, hadern mit der Welt und ihrem Schicksal und klammern sich an ihre Hoffnungen, an Erinnerungen und an die Vergangenheit. Es ist immer noch wundervoll, sie zusammen zu erleben, aber ich fand sie diesmal trotzdem wirklich anstrengend in ihrer Ignoranz des Offensichtlichen.

Einen neuen Aspekt bringen zwei neue Erzählperspektiven in die Handlung, zum einen die von Isabel, der Schwester des Jungen, der in Band 1 beim Heilungsversuch gestorben ist, zum anderen die von Cole, einem Wolf, der erst vor Kurzem geschaffen wurde. Isabel leidet immer noch darunter, dass ihr Bruder Jack gestorben ist; sie ist rebellisch, rotzig und äußerst dominant und genießt deshalb vermutlich nicht gerade die uneingeschränkten Sympathien der Leser. Ich fand sie erfrischend, denn sie ist die einzige, die Realitätssinn an den Tag legt und den Handlungsbedarf erkennt, als er besteht. Sie ist diejenige, die im entscheidenden Moment dazu in der Lage ist, die Zügel in die Hand zu nehmen und die drohende Katastrophe abzuwenden. Cole auf der anderen Seite ist ein vollkommen abgewrackter Rockstar, der sich freiwillig in einen Wolf hat verwandeln lassen, weil er einfach vergessen und nicht mehr er selbst sein wollte. Er wirkt zunächst oberflächlich und arrogant, doch nach und nach stellt sich heraus, dass mehr hinter seinen Problemen steckt als zunächst angenommen und dass er nicht einfach nur ein Junkie ist, der mit dem Ruhm nicht umgehen konnte. Er versucht, den Grund für die Existenz von Werwölfen bzw. die Gründe für die Wandlung herauszufinden und nimmt damit eine entscheidende Rolle in dem Buch ein.

Alles in allem hat man es hier mit einer ziemlich depressiven Geschichte zu tun. Der Einstieg verläuft relativ schleppend, das Buch steigert sich aber im Laufe der Handlung und wird gegen Ende sogar doch noch mitreißend – es kommt sogar ein bisschen »Nach dem Sommer«-Feeling auf. Letztendlich hat der Roman schon seine Momente, doch ihm fehlen die ganz großen Gefühle und die Wärme, die Band 1 so wundervoll gemacht haben, weitestgehend. Möglicherweise hat »Ruht das Licht« das gleiche Problem wie viele zweite Bände einer Trilogie: Es bereitet im Wesentlichen das große Finale vor – auf das ich trotz einer kleinen Ernüchterung schon sehr gespannt bin!

Sehr positiv hervorzuheben ist die Übersetzung, die wie schon bei Band 1 sehr gelungen ist; Sandra Knuffinke und Jessika Komina machen wirklich einen herausragenden Job. Ich glaube, es liegt an ihrer Arbeit, dass mir die deutsche Ausgabe einen Tick besser gefallen hat als das englische Original, das ich vor einem halben Jahr gelesen habe und mit einem Pünktchen weniger bewertet habe.

Fazit:
10/15 – Kein Vergleich mit »Nach dem Sommer«, aber trotzdem ein gutes Buch.

 

 

Serieninfo:
01 Shiver (2009) | Nach dem Sommer (2010) – 15/15
02 Linger (2010) | Ruht das Licht (2011) – 10/15
03 Forever (2011) | In deinen Augen (September 2012)

7 Kommentare zu [Rezension] Maggie Stiefvater: Ruht das Licht

  • Dabei hatte ich mich schon auf eine unterhaltsam niederschmetternde Rezi gefreut. ;)

    Mir hat dieser Teil überhaupt nicht gefallen und ich fand ihn sogar so nervig, dass ich nicht mal das Verlangen gespürt habe den letzten Teil zu lesen. Mir gingen Grace und Sam richtig auf den Keks und die 180-Grad-Wende der Eltern mindestens genauso.

    Aber natürlich freue ich mich, dass Du wenigstens Deinen Spaß hattest. Nicht, dass Du noch denkst ich gönne Dir keine guten Bücher. ;)

  • Ihre Eltern fand ich auch extremst nervig und anstrengend und lieber hätte ich sie gar nicht zu Gesicht bekommen, so wie in Teil 1 ^^
    Und obwohl die Fortsetzung für mich auch nicht an ‚Nach dem Sommer‘ heranreicht, fand ich sie doch recht schön zu lesen. Das merkwürdige ist nur, dass ich jetzt, wo ich so drüber nachdenke, gar keine richtige Lust verspüre auch den 3. Teil zu lesen. Ich habe überhaupt keinen Stress damit ihn mir zu kaufen… wohl auch, weil ich denke, dass er genauso wenig heran reichen kann an Teil 1.

    Hast du denn den 3. Teil auch schon im Original gelesen? Ich kann mich da gerade leider nicht daran erinnern… Und wenn ja, was sagst du? Soll man ihn lesen oder eher nicht?

  • Ich finde es wirklich schön, dass dir Linger nun doch ziemlich gut gefallen hat. Es stimmt schon, es kommt an Shiver einfach nicht ran und Shiver funktioniert wundebar allein, aber ich mochte die Atmosphäre in Linger so sehr, diese tiefe Traurigkeit und enge Verbundenheit zwischen Sam und Grace.

  • Julia

    Ich hab immer noch den ersten Teil zu Hause herum liegen, aber nach „Schattenblüte“ von Nora Melling kann ich keine Bücher mehr über Wölfe lesen… .
    Und deine Rezi pusht meine Motivation auch nicht wirklich :-)

  • Ich weiß echt selbst nicht, wieso mir das Buch beim zweiten Lesen doch besser gefallen hat als beim ersten Mal. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass meine Hoffnungen eh schon begraben waren, dass »Ruht das Licht« an »Nach dem Sommer« anknüpfen kann?! Keine Ahnung, in jedem Fall war ich selbst überrascht. Denn eigentlich hätte ich sogar erwartet, dass mir der Roman weniger gefällt als beim ersten Lesen, weil ich Maggie Stiefvater ja inzwischen ein klein wenig gespalten gegenüberstehe …

     
    Steffie: Tut mir leid, dass ich keinen Verriss bieten konnte! *gg*

     
    Melanie: Ja, hab Band 3 auch im Original gelesen, aber nicht rezensiert. Ich fand den Abschlussband eher durchwachsen und das Ende hat mich ziemlich geärgert. Wenn man aber Band 2 gelesen hat, gehört Band 3 m.E. irgendwie dazu, um die Geschichte abzuschließen. Wobei »Abschluss« in diesem Fall relativ ist …

     
    Miss B: Ich fand ja »Linger« beim ersten Lesen sooo schlecht auch wieder nicht; hat ja immerhin auch 9/15 Punkten gekriegt. (Aber ich geb zu, darüber hab ich mich selbst gewundert – gefühlsmäßig hatte ich das Buch rückblickend eher in schlechterer Erinnerung.)

     
    Julia: Ich kann verstehen, dass du nach »Schattenblüte« keine Lust mehr auf Wölfe hast – ich fand das Buch auch alles andere als überzeugend. Aber zumindest was »Nach dem Sommer« angeht, würde ich trotzdem sagen: LIES ES!

  • Ja, die Schattenseiten von Linger empfand ich in Forever richtig schmerzlich, wobei ich sprachlich Linger ja sehr schätze. Besonders Isabel und Cole. Beide eher realistisch und mit Problemen belastet, dennoch sich nicht davon unterbringen lassend.

    Die Eltern hab ich in Band 2 versucht zu ignorieren (oder sogar gänzlich ignoriert), fand aber die Melancholie in der Geschichte herzzerreißend schön (mag sowas). Aber naja… die Thematik, die in Band 3 wieder auftaucht, war eindeutig kalter Kaffee. Außerdem fand ich das Ende doof. -.-

    Aber ich stimme dir und Miss Bookiverse zu: Shiver besteht auch alleine ganz wunderbar. Tolles Buch. Hätte gar keine Fortsetzungen gebraucht. Gerade dieses Ende in Shiver hat so einen gewissen Charme. *seufz*

  • Animasoul: Isabel ist für mich der absolute Lichtblick in »Ruht das Licht«. Sie ist eigentlich total durch den Wind, aber trotzdem irgendwie auch bodenständig – solche Figuren liebe ich!

    Melancholie mag ich übrigens auch sehr – weshalb ich ja auch »Shiver« so toll fand. Aber das hier war mir zu depressiv, weil Sam und Grace einfach so erstarrt waren und die Augen vor der Realität verschlossen haben.

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