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[Rezension] Sherry Thomas: Delicious

Inhalt:
Die Köchin Verity Durant ist ebenso bekannt für ihre herausragenden Kochkünste wie für ihr skandalöses Liebesleben. Als Stuart Somerset das Landgut erbt, auf dem Verity arbeitet, interessiert er sich nicht besonders für die Köchin – bis er das erste mal ihr Essen probiert. Überwältigt von den wunderbar kombinierten Geschmäckern, will er die Genüsse bald nicht mehr missen – zumal er sich trotz seiner bald bevorstehenden Hochzeit auf sonderbare Weise zu Verity hingezogen fühlt. Obwohl die geheimnisvolle Köchin es strikt ablehnt, Stuart ihr Gesicht zu zeigen, beginnen die beiden eine obsessive und sehr erregende Beziehung …

Kommentar:
Liebe geht durch den Magen – das war selten so wahr wie in diesem Buch! Über ihre sagenhaften Gerichte gelingt es Verity, Stuarts Aufmerksamkeit zu erregen und damit den Grundstein für den weiteren Verlauf der Geschichte zu legen. Essen spielt insgesamt zwar eine weniger ausschlaggebende Rolle als man erwarten könnte, ist allerdings z.T. so gut beschrieben, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Die überwältigende, teils geradezu lebenserschütternde Wirkung von Veritys Gerichten auf die Menschen mutet dann aber doch ein wenig zu fantastisch an und ist ziemlich übertrieben.

Im Aufbau ähnelt das Buch sehr »Private Arrangements«, dem Erstling der Autorin: Parallel zur eigentlichen Geschichte werden in Rückblenden die Ereignisse von vor zehn Jahren erzählt, als Verity und Stuart erstmals aufeinandergetroffen sind und eine Nacht miteinander verbracht haben. Im Gegensatz zu Verity, die immer wusste, wer ihr Liebhaber in jener Nacht war, hat Stuart allerdings keine Ahnung, dass sich hinter seiner geheimnisvollen Köchin seine »Cinderella« von damals verbirgt – er weiß nur, dass er sich zu beiden Frauen gleichermaßen hingezogen fühlt. Und obwohl er versucht, sich von Verity fernzuhalten, um seinen mühsam erarbeiteten Ruf und seine bevorstehende Hochzeit nicht zu gefährden, ist er endgültig verloren, als er sie durch einen dummen Zufall in seiner Badewanne erwischt. Zwar passiert in dieser Situation nichts zwischen den beiden, die sexuelle Spannung baut sich aber ab diesem Moment immer mehr auf und steigert sich ins Unerträgliche, weil Stuart wirklich lange Zeit versucht, Verity zu widerstehen. Erfolglos, versteht sich, doch es gibt noch diverse weitere Widerstände zu überwinden, sodass die Handlung nicht abflacht, sondern spannend bleibt. Die Art und Weise, wie sich am Ende alle Konflikte und Probleme schlagartig in Wohlgefallen auflösen, ist allerdings fast schon ärgerlich und ein echter Wermutstropfen. Außerdem muss man bereit sein zu akzeptieren, dass eine Beziehung resp. Liebe auf überwältigender körperlicher Anziehung fußen kann, wenn man das Buch genießen will.

Einfache Figuren sind offenbar nicht das Ding von Sherry Thomas, und das ist eigentlich auch ganz gut so, denn es gibt ja oft genug Beschwerden über zu stereotype Liebesromanhelden. Die Schaffung von Protagonisten, die schwieriger zu fassen sind, führt aber unter Umständen eben auch dazu, dass man schwer Zugang zu ihnen findet – das war schon bei Gigi aus »Private Arrangements« so und ist bei Verity ähnlich. Veritys Handlungsmotive und Moralvorstellungen sind zum Teil nicht nachvollziehbar – mir ist z.B. bis jetzt nicht klar, ob es eigentlich ihre Absicht war, Stuarts Herz erneut zu erobern. Es sieht alles danach aus, macht aber andererseits keinen Sinn, denn die Situation, die ausschlaggebend für ihre Trennung vor zehn Jahren war, ist heute so aktuell wie damals. Ebenso wenig sinnvoll ist Veritys Weigerung, Stuart ihre wahre Identität zu offenbaren, gleichzeitig aber in seiner Nähe zu bleiben und ständig mit dem Feuer zu spielen. Natürlich liefert das eine schöne Ausgangssituation für den Roman, glaubwürdig ist es aber nicht. Darüber hinaus ist Verity aber eine gut gelungene Figur, die – von ihrer selbstlosen Liebe abgesehen – mit beiden Beinen im Leben steht und weiß, was sie will.

Auch Stuart ist ein interessanter Charakter. Der uneheliche Sohn eines Adligen hat die ersten Jahre seines Lebens in Armut bei seiner Mutter verbracht, bevor sein Vater ihn zu sich geholt hat. Trotz seiner zweifelhaften Abstammung hat er sich einen Namen als Anwalt gemacht und ist inzwischen so angesehen, dass er kurz davor steht, eine politische Laufbahn einzuschlagen. Sein Konflikt liegt darin, dass er seine Karriere, für die er so hart gekämpft hat, in den Wind schlagen muss, wenn er sich auf ein wie auch immer geartetes Verhältnis mit Verity einlässt. Hinzu kommt, dass er sich gerade mit seiner langjährigen Bekannten Lizzie verlobt hat, die er sehr achtet und nicht verletzen will. Gute Gründe, um sein verzehrendes Verlangen nach Verity zu ignorieren – aber nicht gut genug, um das dauerhaft zu schaffen, sodass er sich am Ende gegen alle Konventionen und für die Liebe entscheidet.

Neben der Beziehung zwischen Stuart und Verity ist die Familie in all ihren positiven und negativen Ausprägungen ein wesentliches Thema des Buches. Stuarts Verlobte Lizzie bekommt ihren einen eigenen Handlungsstrang, der einige Überraschungen birgt, aber erneut an den Aufbau von »Private Arrangements« erinnert, in das ebenfalls eine ähnlich verlaufende Nebengeschichte eingewebt war.

Fazit:
11/15 – Eine intensive Geschichte, die aber nicht ganz an den Debütroman der Autorin heranreicht und diesem im Aufbau einfach zu ähnlich ist.

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