Deutscher Titel: Pfand der Liebe (Knaur, April 2010)
1. Teil der Hathaway-Serie
Inhalt:
Die Suche nach ihrem Bruder Leo treibt Amelia Hathaway in die Londoner Halbwelt. In einem Herrenclub begegnet sie dem verruchten Cam. Der begreift die spröde Amelia als persönliche Herausforderung und beginnt sie nach allen Regeln der Kunst zu umwerben. Bald schon weiß sie nicht mehr, was sie empfinden soll – vor allem nicht, als auch noch ihr einstiger Verehrer auftaucht.
Kommentar:
»Mine Till Midnight« ist der Auftakt zu einer neuen Serie, die lose verknüpft ist mit der »Wallflower«-Serie der Autorin. Wer die Mauerblümchen-Serie gelesen hat, wird sich vielleicht erinnern, dass Cam im dritten Teil (»Devil in Winter«) einen Auftritt hatte; ebenso tauchen hier einige Mauerblümchen nebst ihren Gatten auf.
Amelia Hathaway hat nach dem Tod ihrer Eltern beschlossen, ihr Leben in den Dienst ihrer Familie zu stellen und nicht zu heiraten, sondern sich um ihre vier jüngeren Geschwister zu kümmern. Vor allem mit ihrem Bruder Leo, ehemals ein talentierter Architekt, hat sie alle Hände voll zu tun, denn er hat nach einem Schicksalsschlag und nach dem unverhofften Erbe eines Adeltstitels den Halt verloren und gibt sich den gesellschaftlichen Lastern hin: Er trinkt, spielt und hurt in einem Ausmaß, das Amelia große Sorgen bereitet. Als sie eines abends auf der Suche nach ihm in einem Spielclub landet, trifft sie auf den geheimnisvollen Cam Rohan, von dem sie sich unwiderstehlich angezogen fühlt, und bittet ihn um Hilfe. Cam, der von Amelia ebenso hingerissen ist wie sie von ihm, willigt ein und legt damit den Grundstein für eine Beziehung, die beide eigentlich nicht wollten.
Wie üblich spinnt Kleypas eine schöne und bodenständige Geschichte, die diesmal allerdings ein wenig an ihren Protagonisten krankt. Cam Rohan ist ein Halb-Roma, der sich nach oben gearbeitet hat und als Londoner Spielclubbesitzer ein Vermögen gemacht hat. Als er auf Amelia trifft, trägt er sich mit dem Gedanken, London mit seinen Konventionen und Lastern den Rücken zu kehren und sich seiner Roma-Sippe anzuschließen; er muss sich schließlich zwischen zwei Welten entscheiden. Cam ist ein klassischer Kleypas-Held: ein wenig düster, ein wenig geheimnisvoll, mit einer schwierigen Vergangenheit. Zum Teil legt er enervierend dominantes Auftreten an den Tag, das aber von der sturen Amelia als sein Gegenpart weitgehend abprallt. Amelia ist dennoch keine Heldin, die besonders gut zugänglich ist. Sie ist zwar alles in allem sympathisch, aber einfach zu altruistisch und wandelt auf einem sehr schmalen Grat zwischen berechtigter Sorge und beengender Überfürsorge. Sie ist eine echte Glucke mit einem übergroßen Beschützerinstinkt und dem Drang, über alle anderen Leute und Dinge zu bestimmen und kaum andere Meinungen und Vorstellungen zuzulassen; entsprechend anstrengend ist sie sowohl für ihre Umgebung im Buch als auch für den Leser.
Es spricht für Kleypas‘ Erzähltalent, dass das Buch trotz dieser Heldin noch so gut worden ist. Das liegt einmal mehr nicht zuletzt an den interessanten, sehr lebendigen Nebenfiguren, allen voran an dem depressiven, lebensmüden Leo und dem geheimnisvollen, schwierigen Merripen, ebenfalls ein Roma, der seit seiner Kindheit bei der Familie lebt. Die ewig plappernde Poppy und die tierverrückte Beatrix sorgen als Ausgleich für lustige Momente, während ausgerechnet Win, die Heldin des folgenden Teils der Serie, für ein wenig Drama sorgt.
Fazit:
10/15 – Trotz der zeitweise ziemlich anstrengenden Protagonistin legt Kleypas ein gewohnt gutes, solides Buch vor. Es reicht nicht an die Highlights der Autorin heran, ist aber unterhaltsam und interessant genug, um Lust auf die folgenden Bände der neuen Serie zu machen.
Danke für die Rezi :-) Ich bin gespannt, wie es mir gefallen wird. Besonders weil ich die Hathaway-Bücher Anfang 2010 parallel mit den Wallflower-Büchern lesen werde (wer wie zusammenkommt ist ja von vornherein schon klar).
Wenn du magst, berichte dann doch mal! :)
Mach ich! Dauert nur bis Anfang 2010 – ich hab noch nen Berg Bücher für Dezember hier liegen ;-)