Von vielen Fans sehnlichst erwartet, ist am 24. August endlich der vierte Fall für Carl Morck, Sonderdezernat Q, von Jussi Adler-Olsen erschienen. Allerdings nur in gedruckter Form – E-Book-Leser schauen in die Röhre, denn die digitale Version kommt erst am 1. März 2013.
Mir persönlich ist das im Prinzip egal, weil ich die Serie ohnehin nicht lese. Ich kann aber trotzdem nur heftig den Kopf über diese Veröffentlichungspolitik schütteln und mich fragen, was sich der Verlag wohl dabei denkt. Das ist einfach so am aktuellen Trend vorbei und leugnet so extrem die Anforderungen des digitalen Zeitalters, dass mir nicht mal der Ansatz einer Erklärung dazu einfällt.
Wie man hört, kursiert inzwischen trotzdem eine E-Book-Version von »Verachtung« im Internet – eine von Piraten abgescannte Version des gedruckten Buches. Ich will das mitnichten gutheißen oder behaupten, dass der Verlag angesichts seiner Ignoranz des E-Book-Marktes selbst schuld ist, aber wundern muss man sich nicht darüber, dass es zu solchen Aktionen kommt.
Und wenn sich das E-Book im März nächsten Jahres dann nicht verkauft, weil alle schon die illegale Version haben, wird es heißen, dass E-Books in Deutschland noch nicht angekommen sind oder alternativ, dass die Piraten schuld sind. Das ist dann wohl ein Fall von self-fulfilling prophecy.
EDIT: Der Verlag ist gar nicht schuld an der verzögerten E-Book-Ausgabe, sondern der Autor, siehe Kommentar von Silke direkt unter diesem Beitrag.
Hallo Irina,
das liegt nicht am Verlag, sondern das der Autor es selbst verfügt hat. Ich hatte darüber in einer Diskussion bei Amazon gelesen und da hatte der Verlag auf Anfrage geantwortet :
http://www.amazon.de/forum/kindle?_encoding=UTF8&cdForum=Fx2GSZQCKNBOV5W&cdThread=TxLYTU0ICQYRN0
Es stimmt nicht, es muss aber auch niemand mehr amazon oder den Verlag anschreiben. Dtv hat mir zurückgeschrieben:
„leider handelt es sich hier um keinen Fehler. Da eBook wird tatsächlich erst ab März 2013 verfügbar sein.
Leider sind uns in diesem Fall die Hände gebunden, denn die zeitverzögerte Auslieferung der eBooks erfolgt auf expliziten Wunsch des Autoren. Alle anderen Titel unseres Verlages erscheinen zeitgleich als eBook.
Sie können sich sicherlich vorstellen, dass auch wir den Titel gerne zeitgleich ausgeliefert hätten, da uns die Risiken vollends bewusst sind, die diese Strategie mit sich bringt. Jussi Adler- Olsen hat jedoch sämtliche Verlage in allen Ländern, in denen eBooks von ihm angeboten werden, zu dieser Vorgehensweise verpflichtet. (Forts. folgt)
Jussi Adler-Olsen ist ein Autor, der sich dem Buchhandel sehr verbunden fühlt. Er betont immer wieder, wie sehr er den Menschen zu Dank verpflichtet ist, die ihn durch ihre tatkräftige Verkaufsunterstützung so erfolgreich gemacht haben. Diese Dankbarkeit möchte er dem stationären Buchhandel nun beweisen. Die Publikationen von Jussi Adler- Olsen eBooks dürfen daher erst 6 Monate nach Erscheinen der Printausgabe veröffentlicht werden.
Da ich der Meinung bin, dass der Autor Ihre Fragen am besten selbst beantworten kann, habe ich einen Link zu youtube beigefügt. Hier spricht der Autor über seine Beweggründe zu diesem Schritt (letzte Frage).
http://www.youtube.com/watch?v=DAUgvvfjw7Y
LG Silke
PS Ich lese die Serie auch nicht. Nicht so mein Genre :-)
Na das ist aber eine ganz schön verfestigte Meinung des Autors. Ob er damit seinen „Publishing Houses“ hilft, sei mal dahin gestellt. Und ich muss Irina recht geben, das ist einfach nicht zeitgemäß und zwingt seinen Lesern eine Form auf, nur weil er sie persönlich gut findet. In erster Linie sollte er nämlich seinen Lesern danken und nicht den Verlagshäusern.
Aber das ist nur meine bescheidene Meinung. :)
Vielen Dank für den Hinweis, Silke – das hatte ich (natürlich) nicht mitgekriegt.
Ist ja ein interessantes Vorgehen des Autors, das E-Book erst ein halbes Jahr nach der Printausgabe zu erlauben, um dem Buchhandel zu helfen und den E-Book-Piraten Einhalt zu gebieten. Ich bezweifle allerdings, ob das so funktioniert. Mir scheint eher, dass der Schuss nach hinten losgeht, wenn jetzt eine illegale E-Book-Version im Netz kursiert. Ich schätze, manch ein E-Book-Leser greift zu der statt zur offiziellen, die in nem halben Jahr erscheint. Spannend auch, dass es nicht nur erstmal keine E-Book-Version gibt, sondern dass die Erstausgabe in Deutschland auch noch von Broschur aufs fünf Euro teurere HC umgestellt wurde – ob das wohl ein Kaufanreiz ist?! *haha*
Ich finde es auf jeden Fall spannend, dass sich da mal ein Autor um den stationären Buchhandel Gedanken macht und nicht nur seine Verkaufszahlen im Blick hat.
Ob die zeitverzögerte E-Book-Veröffentlichung allerdings eine gute Idee ist, bezweifel ich auch …
Die Begründung von Adler-Olssen ist absolut nachvollziehbar und ich find sie mehr als in Ordnung. Das macht ihn mir sogar äußerst sympathisch!
Seine Einstellung den kleinen Buchladen um die Ecke damit zu unterstützen finde ich ja ganz löblich, doch dann auch noch von Broschur auf das teurere HC zu wechseln ist dann doch eher frech. Ich persönlich lesen beide Medien – digital und Druck oder ich werde mich sicher nicht vorschreiben lassen, welches ich bevorzuge. Bücher welche ich aller Voraussicht mehrfach lesen werde kaufe ich mir in meiner Buchhandlung des Vertrauens,doch wenn ich jedes Buch das ich auch nur einmal lese in mein Regal stellen würde, so hätte ich ruck zuck ein gravierendes Platzproblem (nunja das habe ich schon. Ausserdem verbringe ich viel Zeit ausserhalb meiner Vier Wände und dort sind eBooks definitiv die besseren Begleiter. Ich persönlich finde es von Autor anmaßend, allerdings ist es sein geistiges Eigentum und er kann entscheiden, wie damit zu verfahren ist.
Zum Thema eBook Piraterie gabs auf der BLC Booklover Conference am letzten Wochenende einen sehr interessanten Vortrag. HIER hat die Autorin Helen B. Kraft noch zusätzlich ein Interview mit dem Gründer Fa. CounterFights geführt.
Steffie: Ich glaube auch, dass er damit seine Fans aus den Augen verliert – zumindest diejenigen, die der Publikationsform E-Book gegenüber offener eingestellt sind als er selbst.
Karma: Herzlich willkommen hier – auch wenn sich die Geister bezüglich des Vorgehens von Jussi Adler-Olsen scheiden! :)
Winterkatze und Schnuffelchen: Die Frage ist vor allem, ob er damit wirklich den kleinen Buchladen um die Ecke unterstützt … Ich wag das ja zu bezweifeln, aber vielleicht bin ich einfach zu pessimistisch – und außerdem dem Buchhandel gegenüber inzwischen zu negativ eingestellt …
Cleopatra: Danke für den Link – auch wenn ich bzgl. der Schäden, die die Piraten (in allen Bereichen) anrichten, nur zum Teil zustimmen kann. Weißt du zufällig, ob der BLC-Vortrag zum Thema irgendwann online gestellt wird?
Hi Irina – nein, von diesem Vortrag wurde kein Video gedreht.
Schade, den hätt ich mir glatt angeschaut!
Ich finde die Entscheidung des Autors ziemlich weltfremd. Was ist denn mit den Lesern, die ihr Buch über Amazon bestellen? Die unterstützen auch nicht den stationären Handel…
Absolut richtig. Wie schon mehrfach gesagt: Mag ja im Prinzip eine buchhändlerfreundliche Idee sein, aber wie viel sie bringt, ist echt mehr als fraglich.